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Offenbarung

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Offenbarung ist ein Begriff, der vorwiegend in der Religion und Theologie gebraucht wird.

Er bezeichnet den Vorgang, durch den sich Gott (oder Götter) den Menschen kundtut. Die Vorstellungen, die hinter einer solchen Offenbarung stehen, differieren.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist ein »sich öffnen« gemeint. Das Bekanntgeben von eigenem Wissen und gefühlsmäßigem Befinden, das der Umwelt bis dato aus mehr oder weniger triftigen Gründen durch Schweigen vorenthalten wurde.

Der nachfolgende Text befasst sich im Wesentlichen mit der theologischen Variante.

Offenbarung durch ein spirituelles Erleben

Man bezeichnet mit ihm den Gewinn religiöser Überzeugungen durch direktes spirituelles Erleben. Da dieser Erkenntnisgewinn wohl kritisch hinterfragt werden kann und hinterfragt werden muss, um als solcher wirklich bestehen zu können und sich von einer Wahnmanifestation abzugrenzen, sich jedoch der experimentellen Überprüfung entzieht, wird die Offenbarung als alleinige Methode der Wahrheitsfindung deshalb von den Naturwissenschaften abgelehnt - auch wenn der Begriff der Offenbarung mit dem wertneutraleren, nicht unbedingt religiösen Begriff der Erleuchtung verknüpft ist. Der Empfänger einer solchen Offenbarung wird mitunter als Prophet bezeichnet, gelegentlich auch als Botschafter Gottes.

Judentum

In der hebräischen Bibel wird von zahlreichen Offenbarungen an Propheten berichtet, angefangen bei Noach und Abraham, weiter über Mose und Elija bis zu Daniel. Für sie alle wird der Anspruch erhoben, dass sie göttliche Botschaften empfangen zu haben. Auch weibliche Propheten werden als Überbringer von Gottesnachrichten dokumentiert.

Christentum

Eine der bekanntesten Offenbarungen im christlichen Raum ist die Offenbarung des Johannes, die oft abgekürzt als "die Offenbarung" bezeichnet wird und das letzte Buch des Neuen Testaments der Bibel wurde.

Islam

In Islam ist die Offenbarung des Korans durch den Propheten Mohammed recht gut beschrieben. Dabei werden auch die physischen und psychischen Aspekte von denen Mohammed dabei betroffen ist (Klingeln in den Ohren, trockene Kehle, Trance) geschildert.

Asiatische Religionen

In den asiatischen Religionen hat der Begriff der Offenbarung oder göttlicher Eingebungen eine wesentlich geringere Rolle als in den drei Buchreligionen.

Indirekte Offenbarung durch Erkennen der Welt

Viele Religionen, darunter der Buddhismus (in Teilen), der Hinduismus und die diversen Formen des Lamaismus, deuten die Welt anhand eines Schöpfungsmythos. Vorausgesetzt wird, dass (ein oder mehrere Götter) die Welt entweder direkt erschaffen haben oder zumindest eine bereits vorhandene, ungeordnete Masse so geformt haben, dass daraus ein Kosmos (also eine nach Gesetzen geordnete Welt) entstanden ist. Infolgedessen wäre die Beschaffenheit der Welt ein Produkt des göttlichen Willens und offenbart die Eigenschaften ihres Schöpfers.

Monotheismus

In den monotheistischen Religionen wird der Begriff Offenbarung für einen Akt Gottes benutzt, der damit dem Menschen etwas über sich bekannt gibt, seinen Willen kundtut oder zu einem Erkenntnisgewinn führen soll.

Offenbarungen (im Plural) werden durch die Religionen auf verschiedenste Weisen definiert und interpretiert. Diese Form des Kennenlernens von Gott wird unter anderem auch vom Christentum praktiziert, wobei die erkannten Wunder und Werke als Beleg für das Wirken Gottes auf Erden dienen.

Mündliche Offenbarung

Einige Menschen glauben, dass Gott direkt mit den Menschen kommunizieren kann, um ihnen so den Text einer Offenbarung direkt einzugeben, quasi zu diktieren, die sogenannte Verbalinspiration. Die Realinspiration lässt den Menschen selber den Bibeltext verfassen, der nachträglich von Gott "abgesegnet" wird. Nach der Personalinspiration hat die Bibel zwei Ursachen: Gott und den Menschen.

Rationalismus

Nach dem aristotelischen Rationalismus ist eine Offenbarung die Entdeckung einer letztgültigen Wahrheit über Gott, die Menschen und den Sinn der Menschheit, die durch konsequente Anwendung von Logik und Philosophie entsteht.

Existenzialismus

Nach dem religiösen Existenzialismus (nicht zu verwechseln mit der Philosophie des Existenzialismus) ist eine Offenbarung keine direkte Eingebung eines Gottes. Stattdessen inspiriert die unmittelbare Erfahrung Gottes den Propheten. Die Offenbarung wird dadurch zur Aufzeichnung der Reaktion der Menschen auf ein göttliches Wirken.

Siehe auch