Hydra (Mythologie)

Hydra ist in der griechischen Mythologie der Name der Lernäischen Schlange, eines neunköpfigen Seeungeheuers. Sie ist die Tochter der Echidna und des Typhon sowie die Schwester von Kerberos, Chimaira und Sphinx (siehe Stammbaum der griechischen Götter).
Die zweite der sagenhaften Aufgaben des Helden Herakles (lat. Herkules) war, die Hydra zu erlegen. Sie war im Süden Griechenlands, genauer, zu Argolis, und zwar dort im Sumpfe von Lerna aufgewachsen und pflegte aufs Land herauszukommen, Herden zu zerreißen und Feld zu verwüsten; dabei war sie unmäßig groß, eine Schlange mit neun Häuptern, von denen acht sterblich, das in der Mitte stehende gar unsterblich war. Herakles schickte sich an, diese neunköpfige Wasserschlange zu töten; diesem Kampf ging er gewohnt mutig entgegen: Er bestieg entschlossen einen Wagen; der Sohn seines Halbbruders Iphikles, sein geliebter Neffe Iolaos, der ihm lange als Gefährte anhing, setzte sich die Rosse lenkend ihm zur Seite, und so eilten sie wie im Fluge Lerna zu. Schließlich sahen sie die Hydra nahe ihrer Höhle auf einem Hügel bei den Quellen der Amymone. Hier ließ Iolaos die Pferde halten; Herakles sprang vom Wagen und durch Schüsse brennender Pfeile zwang er die vielköpfige Schlange, ihren Schlupfwinkel zu verlassen. Zischend kam diese hervor, ihre neun Hälse emporgerichtet, über ihrem Leibe schwankend wie Äste eines Baumes, welche im Sturm hin und her schlagen. Herakles trat ihr unerschrocken entgegen, packte sie kraftvoll und hielt sie fest. Sie aber umschlang einen seiner Füße, ohne sich auf weitere Gegenwehr einzulassen. Nun nahm es Herakles in Angriff, mit seiner Keule dem Ungeheuer die Köpfe zu zerschmettern. Anfänglich aber hatte er keinen Erfolg damit, denn kaum hatte er einen Kopf der Hydra zerschlagen, so wuchsen dieser anstatt des einen Kopfes zwei neu hervor. Überdies hatte die Göttin Hera, Gattin des Götterkönigs Zeus, der Hydra als Mitstreiter einen Riesenkrebs geschickt, der den Helden empfindlich am Fuße angriff. Herakles jedoch zerquetschte jenen großen Krebs mit einem Fuß und rief dann den Iolaos zu Hilfe. Dieser hatte schon eine Fackel gerüstet; er zündete damit einen Teil des nahen Waldes an, und mit den Bränden überfuhr er jeden enthaupteten Hals, brannte ihn aus und hinderte so neue Köpfe schon bei deren ersten Emporkeimen daran weiter hervorzutreiben. Auf diese Weise wurden die Helden der emporwachsenden Köpfe Meister und endlich schlug Herakles der Hydra auch das unsterbliche Haupt ab; dieses begrub er am Wege und wälzte einen schweren, schweren Stein darüber. Den Rumpf der Hydra spaltete er in zwei Teile; und in ihr giftiges Blut tauchte er seine Pfeile, die seitdem unheilbare, tödliche Wunden schlugen.
Literatur: Gebhardt, Harald und Ludwig, Mario: Von Drachen, Yetis und Vampiren - Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München, 2005. ISBN 3-405-16679-9