Zum Inhalt springen

Nernst-Gleichung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2005 um 09:05 Uhr durch Bdk (Diskussion | Beiträge) (vandalismus revert auf c.d.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Nernst-Gleichung beschreibt die Konzentrationsabhängigkeit des Elektrodenpotenzials eines Redox-Paares (Ox + ze- Red)

Elektrodenpotenzial
° Standardpotenzial
Universelle oder molare Gaskonstante, R = 8,31441 J mol-1 K-1
absolute Temperatur
Anzahl der übertragenen Elektronen (auch Äquivalentzahl)
Faraday-Konstante, F = 96485,33 C mol-1
Aktivität des betreffenden Redox-Partners

Interpretation und Bedeutung

Galvanische Zelle

Jede Kombination von zwei Elektroden nennt man Galvanische Zelle (z. B. Batterien, Akkus oder auch biologische Zellen). Ihre Leerlaufspannung U0 (historisch: Elektromotorische Kraft) ist gleich der Potenzialdifferenz E der Elektroden, die bei Anwendung der Nernst-Gleichung auf die Halbzellen als U0 = E = EAkzeptor-EDonatorberechnet werden kann. Analog erlaubt sie die Berechnung der sich einstellenden Gleichgewichtsaktivitäten, wenn an die Halbzellen eine Spannung angelegt wird.

Die Nernst-Gleichung besitzt zentrale Bedeutung in der Elektrochemie, Galvanik und Elektroanalytik, weil sie die elektrische Größe Spannung (bzw. Elektrodenpotenzial) mit der chemischen Größe Konzentration verbindet. Sie ist streng nur gültig für Zellen ohne Überführung und stromlose Vorgänge, bietet aber einen Ausgangspunkt für die Herleitung von Gleichungen in stromdurchflossenen elektrochemischen Systemen.


Alternative Formulierungen

Die Bezeichnung Nernst-Gleichung wird je nach Anwendung für verschiedene abgeleitete oder erweiterte Gleichungen benutzt.

Spezielle (historische) Nernst-Gleichung

Die ursprüngliche Form leitete im Jahr 1889 der deutsche Physiker und Chemiker Walther Hermann Nernst unter Verwendung von Konzentrationen c ab.

Diese Formulierung wird seither als brauchbare Näherung benutzt.

Allgemeine Nernst-Gleichung (Herleitung)

Für die Änderung der Gibbs-Energie (Freien Enthalpie) RG einer chemischen Reaktion, an der k Stoffe A1k gemäß

1A1 + 2A2 + + k-1Ak-1 + kAk

beteiligt sind, gilt

auf die Standardaktivität bezogene Aktivität des Stoffes i
stöchiometrischer Koeffizient des Stoffes i in der Reaktionsgleichung (negativ für Edukte)

RG ist die bei konstantem Druck und konstanter Temperatur aus der Reaktion maximal gewinnbare Arbeit, die vollständig in nutzbare elektrische Arbeit umgewandelt werden kann. Aufgrund des Energieerhaltungssatzes gilt

was in der allgemeinen Nernst-Gleichung resultiert

Die allgemeine Nernst-Gleichung erlaubt für die betrachtete Reaktion die Berechnung der Gleichgewichtskonstanten (für E = 0), Richtung (freiwillig für E > 0, erzwungen für E < 0) und Spannung E, die die Reaktion liefert, wenn man ihre Redox-Teilreaktionen in getrennten Halbzellen ablaufen lässt.


siehe auch: chemisches_Potenzial, elektrochemisches_Potenzial

Anwendungen

Reduktion

Für die Reduktion

Ox + ne e- Red

geht die allgemeine Form unmittelbar in die erstgenannte Gleichung über. Diese Identität hat zwei praktische Bedeutungen:

  • Die elektrochemische Spannungsreihe listet prinzipiell Reduktionen.
  • Da man jede chemische Reaktion in Oxidations- und Reduktionsteilreaktionen von Redox-Paaren zerlegen kann, ist ΔE die Summe der mit den zugehörigen stöchiometrischen Koeffizienten multiplizierten Nernst-Gleichungen für die Teilreaktionen. Dabei gehen die Oxidationsteilreaktionen mit negativem stöchiometrischen Koeffizienten ein.

Knallgasreaktion

Die Teilreaktionen der sogenannten Knallgasreaktion

2 H2 + O2 2 H2O

laufen als Oxidation

2 H2 4 H+ + 4 e-

bzw. Reduktion

O2 + 4 H+ + 4 e- 2 H2O

räumlich getrennt in Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzellen ab. Die damit erzielbare Spannung kann mit der Nernst-Gleichung berechnet werden und beträgt unter Standardbedingungen ΔE° = 1,23 V.

Konzentrationselemente

Zink-konzentrationselement

Ein Konzentrationselement besteht aus zwei Halbzellen, die Elektrolyte mit den gleichen Bestandteilen enthalten, aber mit unterschiedlicher Konzentration. Es eignet sich daher besonders zur Demonstration der Nernst-Gleichung.

Ein Beispiel ist ein Zink-Konzentrationselement aus zwei Zinkelektroden und zwei Zinksalzlösungen, die sich nur in der Konzentration unterscheiden. Bei Stromfluss gleichen sich dann die Konzentrationen in den Zellen an, denn es laufen dann folgende Reaktionen ab:

Die Reduktion in der Halbzelle mit der größeren Zinkionenkonzentration cg:

Zn2+ (cg) + 2e- Zn

Die Oxidation in der Halbzelle mit der kleineren Metallionenkonzentration ck:

Zn Zn2+ (ck) + 2e-

Anhand der Nernst-Gleichungen für die Teilreaktionen oder mit der allgemeinen Nernst-Gleichung der Gesamtreaktion erhält man für die Spannung ΔE des Zink-Konzentrationselements:

Allgemein gilt für die Spannung eines Konzentrationselements:

.

Im Temperaturbereich von 22 bis 26°C gilt:

.

pH-Wert

Betrachten wir H+-Konzentrations-Elemente (), dann geht die Nernst-Gleichung bei Raumtemperatur (T = 298,15 K ≙ 25°C), Umwandlung des natürlichen Logarithmus in den dekadischen Logarithmus (lg a(H+) = ln a(H+) / ln 10) und unter Beachtung der Definition des pH-Wertes (pH = -lg a(H+)) in die Form

über. Glaselektroden zur pH-Messung stellen im Prinzip solche H+-Konzentrations-Elemente dar. In ihnen befindet sich eine Lösung mit bekanntem pH. Wird Kontakt zu einer Lösung mit unbekanntem pH hergestellt, misst das zugehörige Messgerät eine Spannung, die mit dem Faktor 0,059 V direkt in einen pH-Wert umgerechnet und angezeigt wird. Der Faktor kann herstellungsbedingt variieren und muß vor der Verwendung geeicht werden, liegt jedoch immer nahe 0,059 V.

In biologischen Systemen trennen Zellmembranen Bereiche unterschiedlicher pH-Werte ab. Der zugehörige Faktor beträgt dann bei 37°C 61,54 mV und besitzt Bedeutung in der Elektrophysiologie.