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Ho-Chi-Minh-Stadt

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Thành Phố Hồ Chí Minh
Lage
Region: Südost
Fläche: 2,095 km&sup2
Bezirke: 22 (17 städtisch und 5 ländlich)
Bevölkerung
Bevölkerung : ca. 6 Millionen
Volksgruppen: Viet, Hoa
Verwaltung
Ratsvorsitzender: Huynh Dam
Vors. d. Volkskommittees: Le Thanh Hai
Karte
Datei:LocationVietnamHoChiMinh.png

Ho-Chi-Minh-Stadt ist die größte Stadt Vietnams. Sie liegt etwas nördlich des Mekongdeltas, auf dem Westufer des Saigon-Flusses. Unter ihrem alten Namen Saigon war sie bis zum April 1975 Hauptstadt der Republik Südvietnam.

Name

Ho-Chi-Minh-Stadt bekam ihren Namen im Jahr 1976, nachdem Nord- und Südvietnam gewaltsam vereinigt worden waren. Sie ist im Ausland nach wie vor unter ihrem alten Namen Saigon bekannt. Da auch der vietnamesische Name Thành Phố Hồ Chí Minh etwas sperrig ist, wird auch in Vietnam wird die Stadt häufig Sài Gòn genannt, obwohl dies offiziell nur den ersten Bezirk von Ho-Chi-Minh-Stadt bezeichnet.

Als Abkürzung sieht man oft TPHCM bzw. HCMC oder HCM City (vietnamesisch bzw. englisch).

Bevölkerung

Ho-Chi-Minh-Stadt hat etwa sechs Millionen Einwohner (Stand: 2003). Damit ist sie die bevölkerungsreichste Stadt Vietnams sowie die bevölkerungsreichste administrative Einheit des Landes.

Neben ethnischen Vietnamesen gibt es zahlreiche Überseechinesen (Hoa). Auch Menschen von anderen ethnischen Minderheiten Vietnams leben in Ho-Chi-Minh-Stadt.

Verwaltung

Ho-Chi-Minh-Stadt ist eine Stadt auf dem selben Niveau wie die Provinzen Vietnams. Sie wird auch ähnlich wie eine Provinz verwaltet, wobei der Volksrat und das Volkskommittee die wichtigsten verwaltungstechnischen Einheiten sind.

Die Stadt ist in 22 Bezirke unterteilt. Davon sind fünf Landbezirke, welche innerhalb der Stadtgrenzen von Ho-Chi-Minh-Stadt liegen. Diese sind Nha Be, Can Gio, Hoc Mon, Cu Chi und Binh Chanh. Die restlichen siebzehn Bezirke sind Stadtbezirke, wobei nur die fünf Bezirke des Stadtzentrums Namen haben (dies sind Tan Binh, Binh Thanh, Phu Nhuan, Thu Duc, and Go Vap) und die anderen einfach durchnumeriert sind.

Geschichte

Zur Zeit, als Saigon gegründet wurde, wurde Südvietnam noch nicht von Vietnamesen bewohnt. Saigon wurde wahrscheinlich zwischen dem ersten und sechsten Jahrhundert als Fischerdorf inmitten von Sumpfland von einem Khmer-Volk gegründet und hiess Prei Nokor (Dorf im Wald).

Unter der Herrschaft des Angkor-Reiches entwickelte sich Prei Nokor bis zum 17. Jahrhundert zu einem wichtigen Handelszentrum am Mekong, wo auch eine Garnision war, und wo sich malaiische, chinesische und indische Händler ansiedelten.

Zur gleichen Zeit wurden nach und nach die Khmer-Reiche (wichtig z.B. Champa) im Süden des heutigen Vietnams durch die Vietnamesen unter der Nguyen-Dynastie eingenommen, und dem vietnamesischen Adeligen Nguyen Phuc Chu wird zugeschrieben, aus Saigon wieder eine nennenswerte Siedlung gemacht zu haben. Er wurde 1698 in die Region entsandt, um Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Der Name Saigon stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

Noch mehr Bedeutung gewann Saigon durch die Tay Son-Rebellion, während welcher Saigon kurz Hauptstadt Vietnams war und nach welcher sich die Stadt endgültig als Verwaltungszentrum etablierte; u.a. weil die Gia-Dinh-Zitadelle zur Stadtbefestigung errichtet wurde.

Im Jahr 1861 wurde Saigon durch die Franzosen eingenommen, nachdem es schon jahrzehntelange französische Aktivitäten in Vietnam gegeben hatte, und wurde 1862, nach dem Vertrag von Saigon, Hauptstadt von Cochinchina. Während der Kolonialherrschaft der Franzosen wurde Saigon zu einem wichtigen Verwaltungszentrum, wovon der heute noch sichtbare französische Einfluss, vor allem in der Architektur, zeugt. Unter der französischen Kolonialverwaltung wurde das damalige Umland von Saigon trockengelegt, Kanäle errichtet und andere zugeschüttet, und das Saigon bekam das Flair einer südfranzösischen Stadt.

Im Jahr 1954 wurden die Franzosen durch die Viet Minh in der Schlacht von Dien Bien Phu besiegt und mussten sich aus Vietnam zurückziehen. Davor hatten sie aber Kaiser Bao Dai installiert, welcher Saigon zur Hauptstadt seines Reiches machte. Nach der Teilung Vietnams in Süd- und Nordvietnam blieb Saigon Hauptstadt des südlichen Teils unter der totalitären Regierung von Präsident Ngo Dinh Diem.

Während des Vietnamkriegs waren Tausende amerikanischer Soldaten in Saigon stationiert, wovon die lokale Wirtschaft profitierte, was aber auch zur Entwicklung von ausufernder Prostitution führte. Am Ende des Vietnamkriegs im Jahr 1975 wurde Saigon durch die nordvietnamesischen Kräfte und ihrer Verbündeten, den Viet Cong, überrannt. Während die Vietnamesen dieses Ereignis als Befreiung Saigons bezeichnen, nennen es die Amerikaner den Fall Saigons.

Die siegreichen Kommunisten änderten den Namen der Stadt nach Ho-Chi-Minh-Stadt, um ihren Führer Ho Chi Minh zu ehren.

Viele Einwohner der Stadt, die vorher mit den Amerikanern kooperiert hatten, wurden in Umerziehungslager geschickt, während viele tausend andere als Boat people das Land verließen.

Seit 1986, dem Jahr der Einführung von doi moi, hat sich Ho-Chi-Minh-Stadt rasant zum Finanz- und Wirtschaftszentrum Vietnams entwickelt, wovon einige schimmernde Wolkenkratzer und Nobelhotels im Stadtzentrum zeugen.

Erreichbarkeit

Der Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt heisst Tan Son Nhat und befindet sich etwas nördlich des Stadtzentrums. Er wird von einigen Fluglinien direkt von Europa aus angeflogen, ansonsten bestehen Verbindungen in alle größeren Städte Asiens; Inlandsflüge gibt es ebenso von und in alle größeren Städte Vietnams.

Per Bahn kann man Ho-Chi-Minh-Stadt von allen nördlich gelegenen Städten erreichen. Mehrere Züge fahren täglich von Hanoi nach Süden und enden in Ho-Chi-Minh-Stadt. Die gesamte Reise dauert 30 bis 40 Stunden, von einigen Städten Mittelvietnams sind die Reisezeiten jedoch attraktiv.

Brauchbare Busverbindungen gibt es von vielen Städten Vietnams sowie aus Kambodscha.

Stadtverkehr

Ho-Chi-Minh-Stadt verfügt weder über ein U-Bahn, noch ein Strassenbahnnetz. Da das Busnetz ebenfalls recht dünn ist, bleiben dem Besucher wie dem Einheimischen nur Moped(taxi), Cyclo (das Fahrradtaxi) oder das motorisierte Taxi.

Sehenswürdigkeiten

Cholon

Cholon, der 5. Bezirk, ist das Chinatown von Ho-Chi-Minh-Stadt. Ursprünglich war Cholon ? zu deutsch großer Markt - eine Stadt für sich selbst, ist jedoch v.a. durch den hohen Zuzug von Flüchtlingen mit Saigon verschmolzen. Cholon wird von einer halben Million ethnischer Chinesen bewohnt, die durch ihre chinesischen Apotheken, Restaurants und Geschäfte das Viertel dominieren. Es ist auch der Bezirk, wo es (getreu dem Namen) die meiste geschäftliche Aktivität gibt. Die Vorfahren der Bewohner sind aus verschiedenen Regionen Südchinas nach Vietnam eingewandert und haben ihre Dialekte und Sitten behalten. Es gibt eigene Tempel für die Leute, die aus Chaozhou abstammen und eigene Tempel für jene aus Guangzhou, usw.

Um die Jahrhundertwende war Cholon auch ein verruchtes Vergnügungsviertel, wo der Konsum von Opium nur eines der angebotenen Vergnügen war. Graham Greene war unter den Besuchern. Seit den fünfziger Jahren waren die vollgestopften Straßen Cholons ein ideales Versteck für Viet Minh und später die Viet Cong, während nach der Wiedervereinigung mit Nordvietnam und speziell während des Krieges mit der Volksrepublik China die Chinesen einen großen Anteil der Boat People ausmachten.

Cholon beherbergt die sehenswerte Quan-Am-Pagode und die Thien-Hau-Pagode.

Dong Khoi und Nguyen Hue

Dong Khoi war unter dem Namen Rue Catinat schon während der französischen Kolonialherrschaft die Ausgehstraße Saigons. Während des Vietnamkriegs war sie Standort von zahlreichen Bars und Bordellen, die die Bedürfnisse der amerikanischen Soldaten befriedigten. Seit Doi Moi wird die Straße des Aufstands, wie die deutsche Übersetzung lauten würde, wieder ihrem alten Ruf gerecht und man findet hier viel Bars, Restaurants und teure Designerläden.

Nguyen Hue ist die Parallelstraße zu Dong Khoi; sie wurde als Boulevard Charner errichtet und war die Champs Elysées des Ostens. Nguyen Hue ist heute leider aber eher eine lärmige Durchzugsstraße; sehenswert ist jedoch der Blumenmarkt vor dem Tet-Fest.

Am nördlichen Ende von Nguyen Hue befindet sich das ehemalige Rathaus, ein Kolonialbau aus dem Jahr 1906, wo heute das Volkskommittee untergebracht ist.

Notre Dame

Die zwischen 1877 und 1883 errichtete Kathedrale aus Backstein ist eines der bedeutendsten Gebäude von Ho-Chi-Minh-Stadt und ist auch das Zentrum der katholischen Kirche in Südvietnam. Die Kathedrale befindet sich am Nordende von Dong Khoi.

Es gibt Messen auf englisch jeden Sonntag.

Hauptpostamt

Gleich gegenüber von Notre Dame befindet sich das Gebäude der Hauptpostamt aus den 1880er Jahren, das seitdem fast nicht verändert wurde. Die Schalter wurden jedoch kürzlich renoviert und modernisiert. Von einem riesigen Gemälde im Inneren scheint Onkel Ho über die Geschäfte zu wachen.

Wiedervereinigungspalast

Der frühere Präsidentenpalast Südvietnams ist heute Museum und er wird gelegentlich für Staatsempfänge genutzt. Er wurde in den 1960ern gebaut. Berühmtheit erlangte der Palast, als am 30. April 1975 nordvietnamesische Panzer die Umzäunung des Palasts durchbrachen und damit der Vietnamkrieg beendet war. Wenig davor hatte der letzte amerikanische Hubschrauber das Gebäude verlassen; die Ausrüstungsgegenstände der Amerikaner und der südvietnamesischen Regierung, die damals in der Eile zurückgeblieben waren, kann man heute im Museum besichtigen.

Kriegsopfermuseum

Hier gibt es eine Sammlung von Panzern, Flugzeugen und anderen Reliquien, die von der US-Armee erbeutet wurden, sowie eine teils sehr drastische Fotogalerie, die v.a. die Folgen der Millionen Liter über Vietnam versprühten Entlaubungsmittel und des Napalm-Einsatzes verdeutlicht.

Seitdem zwischen den USA und Vietnam versöhnlichere Töne herrschen, gibt es auch Ausstellungen über die Anti-Vietnamkriegsbewegungen im Ausland (auch Amerika) und über jene amerikanischen Soldaten, die den Kriegsdienst in Vietnam aus ethischen Gründen ablehnten.

Revolutionsmuseum

Das Revolutionsmuseum ist im früheren Palast des Gouverneurs von Cochinchina untergebracht, welches während des Vietnamkriegs auch als Residenz von Präsident Diem genutzt wurde. Es zeigt viele Gegenstände aus den Freiheitskämpfen der Vietnamesen gegen Frankreich und die USA.

Le-Duan-Boulevard

Ein Boulevard französischen Stils wie Nguyen Hue, verbindet der Le-Duan-Boulevard den Stadtkern mit dem Botanischen Garten. Es ist heute (wieder) der Sitz mehrerer diplomatischer Vertretungen. Auch die amerikanische Botschaft war hier; während des Vietnamkriegs war sie Schauplatz eines spektakulären Überfalls während der Tet-Offensive. In den letzten Kriegstagen flogen Helikopter die letzten verbliebenen Amerikaner auf ein Kriegsschiff vor der Küste aus. Das amerikanische Generalkonsulat ist mittlerweile neu gebaut und nur Gedenktafeln erinnern an jene dramatischen Ereignisse.

Ben-Thanh-Markt

Der 1914 errichtete und kürzlich renovierte Ben-Thanh-Markt ist heute ein großes Kaufhaus für Bekleidung, getrocknete Lebensmittel, Elektronik und Souvenirs.

Ho-Chi-Minh-Museum

Untergebracht im 1863 errichteten früheren Sitz der Zollverwaltung, zeigt das Ho-Chi-Minh-Museum zahlreiche Fotos aus Leben und Werk von Onkel Ho.

Jade-Pagode

Dies ist die bunteste Pagode von Ho-Chi-Minh-Stadt. Sie wurde 1909 von der kantonesischen Gemeinde der Stadt errichtet und verehrt mehrere taoistische und buddhistische Gottheiten. Sie ist voll von Statuen und Schnitzereien asiatischer Gottheiten und Heldenfiguren.