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Islamfaschismus

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Islamofaschismus oder häufiger Islamfaschismus ist ein kontroverser Begriff. Die Begriffsbildung knüpft an das Phänomen des europäischen Klerikalfaschismus der Zeit des 2. Weltkriegs an.

Die These vom Erstarken eines "Islamfaschismus" hat insbesondere nach dem 11. September 2001 eine gewisse Verbreitung gefunden. Der Begriff versucht eine spezifische Tendenz innerhalb des politischen Islam zu benennen, die entweder offen mit faschistischen Ideen zu sympathisiere oder ohne Bezug darauf nach einem Muster agiere, das dem europäischen Faschismus äquivalent erscheine.

Befürworter des Begriffs sehen weitere Merkmale faschistischer Ideologie erfüllt, wie etwa eine führerprinzipähnliche Idolisierung von wenigen Al-Kaida-Führern, eine Märtyrerideologie, die das Individuum der Gemeinschaft opfert, und ferner die Notwendigkeit eines "Volksschädlings" zu propagandistischen Zwecken, der im Falle Al-Kaidas und anderer Dschihadisten stets Israel, die USA und das "Weltjudentum" darstelle.


Verwendet wird der Begriff v.a. in iranischen Webblogs zur Bezeichnung von totalitären Regimes, von einigen arabischen Intelektuellen und in antideutschen Publikationen. Zudem benutzte Josef Joffe (siehe Vertreter der "Islamfaschismus"-These) anlässlich der Attentate in Madrid vom 11. März 2004 in der ZEIT den Ausdruck als Beschreibung der Ideologie islamistischer Attentäter, allerdings ohne ihn genauer zu definieren.

Kritik am Begriff

Dagegen wird eingewandt, dass der Faschismus eine völkische Ideologie sei wohingegen für den Islamismus ethnisch-nationale Kategorien irrelevant seien. Die Rasse-Ideologie der Nationalsozialisten beziehe sich auf vermeintlich biologische, mithin unveränderliche Umstände, während der Islamismus die - wechselbare - religiöse Überzeugung eines Menschen zum Hauptkriterium ernenne, ohne nach Abstammung o.ä. zu fragen. Als Gegenargument dazu erscheint unter anderem der Bezug auf die nicht notwendig Bindung eines Faschismus an Rassismus, ferner wird auf den arabischen Antisemitismus verwiesen, der die Potenz des Islamismus mit rassistischer Ideologie zu koexistieren beweise.

Mithin sei "Islamfaschismus" keine adäquate Problembeschreibung, sondern ein Kampfbegriff, der die Stigmatisierung islamischer Gesellschaften zum Ziel habe und die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlose, indem heutige islamistische Gewalt mit dem Massenmord von Auschwitz gleichgesetzt werde. Hauptgrund für die Verwendung des Begriffs "Faschismus" sei demnach die Absicht der Denunziation einer kulturellen Fraktion.

Es sollte bemerkt werden, dass es in fast allen muslimischen Staaten seit über 1000 Jahren christliche Minderheiten gibt, die jüdischen Minderheiten sind nach Gründung des Staates Israel meist nach Israel ausgewandert, wurden aber auch in ihren Heimatländern akzeptiert. Dies zeigt, dass die vom Propheten Muhammed geforderte Toleranz gegenüber Andersgläubigen über viele Jahrhunderte in den mehrheitlich muslimischen Staaten eingehalten wurde. Damit haben die muslimischen Staaten gegen ein entscheidentes Element des Faschismuses, der Gleichschaltung, konsequent verstoßen.

Anwendung auf Personen

Die Politik Saddam Husseins wird von Anhängern der Islamfaschismus-These als Beispiel einer konkret gewordenen Synthese von faschistoider Staatstheorie und islamistischer Propaganda benannt. Als Belege werden die Unterstützung vor allem von islamistischen Suizidattentätern aus Palästina durch das Baath-Regime und die Aufnahme des Koranverses "Gott ist Groß" in die Staatsflagge genannt.

Gegen eine Charakterisierung des Hussein-Regimes als islamfaschistisch spricht jedoch der Umstand, dass es auf der säkular-nationalistischen Ba'ath-Ideologie beruhte, dessen Kern der Panarabismus darstellt. Auch für diesen stellte die Gegnerschaft zum als "Brückenkopf des Imperialismus" bewerteten Israel ein Kernelement dar, sodass eine islamistische Motivation nicht unabdingbar war. Auch ist die Aufnahme des Koranverses "Gott ist groß" in die Staatsflagge nicht unbedingt als faschistisch zu werten.

Seit dem Golfkrieg von 1991 bekleidete zudem mit Tariq Aziz ein praktizierener assyrischer Christ das zweithöchste Amt im Regime Saddam Husseins. Dies wäre in benachbarten konservativen Monarchien der arabischen Halbinsel ebenso undenkbar gewesen, wie die die weitgehende Gleichberechtigung von Mann und Frau, die im Irak Verfassungsrang genoss. Islamistische Führungspersönlichkeiten wie Osama bin Laden beurteilten das Regime Saddam Husseins als antiislamisch.

Ebenso spricht der Umstand, dass die islamistisch-terroristische Vereinigung Ansar al-Islam ihre Stützpunkte ausschließlich im kurdischen Norden unterhielt, der der Kontrolle durch die Bagdader Zentralregierung entzogen war, gegen eine Charakterisierung des Saddam-Regimes als "islamistisch".

Hadsch Mohammed Amin al-Husseini, der Mufti von Jerusalem, der im Dritten Reich zum SS-Gruppenführer wurde und fortan sich selbst als Großmufti von Palästina bezeichnete, wird oft als Beispiel für "Islamfaschisten" erwähnt.

Vertreter der "Islamfaschismus"-These

Eine "Wesensverwandtschaft zwischen Islam und Faschismus" behaupten die Ex-Muslime und Islamkritiker

  • Ibn Warraq [1] englisch
  • Ali Sina [2] englisch
  • Artikel in "Die Zeit": Die Offensive des Islamo-Faschismus [3]

Siehe auch

Klerikalfaschismus arabischer Antisemitismus