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Kunsthalle Düsseldorf

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Kunsthalle Düsseldorf
Kunsthalle Düsseldorf

Die Kunsthalle Düsseldorf ist eine Ausstellungshalle in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Sie wird getragen von einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Aufsichtsrat der Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf vorsitzt. In dem Gebäude, das der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz gegenüber liegt, befinden sich auch der Sitz des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, die Kabarettbühne Kom(m)ödchen sowie eine Buchhandlung.

Geschichte

Das Düsseldorfer Schloss mit der Gemäldegalerie, 1831 (Gemälde von Andreas Achenbach)
Alte Kunsthalle, Foto von 1896

Die Geschichte Düsseldorfer Kunstausstellungen beginnt bei der Gemäldegalerie, die unter Jan Wellem (1658–1716) gegründet wurde. Die Gemälde wurden 1795 wegen kriegerischer Verwicklungen der Stadt zuerst nach Mannheim gebracht. Nach dem Friedensschluss veranlassten die Stände des Herzogtums Berg die Rückführung der Gemäldegalerie. Wegen eines Ländertausches zwischen Kurpfalz-Bayern, Frankreich und Preußen, bei dem Kurpfalz-Bayern das Herzogtum Berg mit seiner Hauptstadt Düsseldorf Napoléon überließ, wurde die wertvolle Sammlung 1805 zuerst nach Kirchheim-Bolanden und dann nach München gebracht. Aufgrund des Staatsvertrages zwischen Preußen und Bayern im Jahre 1870 musste Düsseldorf auf die Rückgabe der überführten kurfürstlichen Gemäldegalerie verzichten. Sie bildet heute das Kernstück der Münchner Pinakothek. Der Wert der Sammlung wurde damals auf 2,1 Mio. Taler geschätzt. Düsseldorf reichte daraufhin im Jahre 1872 eine Petition bei dem Kaiser Wilhelm I. ein, um eine Entschädigung für die verlorenen Galeriebestände zu erhalten. Der Kaiser gab dem Gesuch statt und gewährte eine Summe von 150.000 Talern zur Errichtung der Kunsthalle, die zwischen 1878 und 1881 erbaut sowie am 3. Juli 1881 mit einem historischen Kostümumzug des Künstlervereins Malkasten eingeweiht wurde. Dieses Ausstellungsgebäude, das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden war, wurde in den 1950er Jahren abgerissen.

1967 entstand ein Neubau am Grabbeplatz etwa 150 Meter südwestlich versetzt von der Stelle des im Krieg beschädigten und abgebrochenen Vorgängerbaues. Zu dem Vorschlag des Hochbauamts wurden später die zweiten Preisträger Beckmann und Brockes als ausführende Architekten hinzugezogen.

Neubau
Vier Karyatiden des Bildhauers Leo Müsch

Die 1967 erbaute Halle ist ein einfacher, monolithischer Block, den Konrad Beckmann und Christoph Brockes mit kommerziell entwickelten Betonplatten verkleideten. Der Block ruht auf einem eingezogenen Sockel aus schwarzem Basalt und erstreckt sich durch abgestufte Treppenanlagen zum Platz. Den oberen Abschluss des Baus bildet ein „Zinnenkranz“[1] aus Beton. Die Hauptansichtsseite hat keine Fenster und ist in sich vollkommen geschlossen; die Seitenansichten zeigen einige in den Beton eingeschnittene Fenster.

Das Gebäude wurde wegen der „Wucht seiner am Brutalismus ausgerichteten Betonfassaden“[1] stark kritisiert. Der Architekturkritiker Wolfgang Pehnt rückte seine Anmutung in die Nähe der Kunsthalle Bielefeld des amerikanischen Architekten Philip Johnson und weiterer „bildstarker Schöpfungen“ der 1960er Jahre, die sich gegenüber ihrer desolaten Umgebung in einer eigensinnigen Sonderexistenz mit einer Ästhetik der „tastbaren, körnigen Gebäudehäute“ als „abweisende Wehrbauten“ trotzig abschlössen, aber „Zuflucht in ihren Leibeshöhlen“ böten.[2] Die vier Karyatidenfiguren des Bildhauers Leo Müsch, die nach dem Vorbild der Fassade des Louvre-Pavillon Sully (de l'Horloge) das Hauptportal der Alten Kunsthalle von 1881 flankiert hatten, erhielten einen neuen Platz zwischen Kunsthalle und Andreaskirche.[3] Zwischen Ende der 1990er Jahre und 2002 erneuerte das Architektenteam rheinflügel das Gebäude.

Das Haus verfügt über keine eigene Sammlung, sondern organisiert Wechselausstellungen. Daneben dienen Vorträge, Performances und Nachtfoyers der Diskussion und Reflexion aktueller Kunstpositionen.

Eigene Räume werden vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen genutzt und im hinteren Bereich ist mit separatem Eingang die Kabarettbühne Kom(m)ödchen untergebracht.[4] Im vorderen Bereich am Grabbeplatz befindet sich seit 2004 der Salon des Amateurs, die Künstlerbar und alternative Electroclub an der Kunsthalle.

Direktoren waren von 1967 bis 1972 Karl Ruhrberg, von 1972 bis 1998 Jürgen Harten und von 2002 bis 2009 Ulrike Groos. Künstlerischer Leiter ist seit 1. Januar 2010 der Kunstwissenschaftler Gregor Jansen.

Sonderausstellungen (Auswahl)

Literatur

  • Georg Friedrich Koch: Museums- und Ausstellungsbauten. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Bd. 2. Architektur: II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 212 f.
  • Alexandra König: Kunsthalle. In: Roland Kanz, Jürgen Wiener (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer, Berlin 2001, Nr. 20 auf S. 15.
  • Dietmar Dath: Kunsthalle Düsseldorf., Hg.: Literaturbüro NRW, Stadtwerke Düsseldorf AG, 2006, 2., ergänzte Auflage, 32 S. m. einem Essay von Dietmar Dath „Sind wir bald da? Vorschlag zur späteren Nutzung der Kunsthalle Düsseldorf”, ISBN 978-3-934268-47-0

Einzelnachweise

  1. a b König, S. 15.
  2. Wolfgang Pehnt: Zwischen Bescheidenheit und Hybris. Zur Architektur der Nachkriegszeit in NRW. In: Sonja Hnilica, Markus Jager, Wolfgang Sonne (Hrsg.): Auf den zweiten Blick. Architektur der Nachkriegszeit in Nordrhein-Westfalen. transcript Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1482-4, S. 26 f.
  3. Edgard Haider: Verlorene Pracht. Geschichten von zerstörten Bauten. Gerstenberg, Hildesheim 2006, S. 98ff.
  4. kunsthalle-duesseldorf.de (Geschichte), abgerufen am 14. August 2008

Koordinaten: 51° 13′ 39,2″ N, 6° 46′ 33,4″ O