Central Intelligence Agency

Die Central Intelligence Agency (CIA) (oft auch nur Agency oder Langley genannt) ist einer der Geheimdienste der Vereinigten Staaten von Amerika. Aufgabe ist nicht nur die Ausspionierung, Beschaffung und Analyse von Informationen über ausländische Regierungen, Vereinigungen und Personen, um sie den verschiedenen Zweigen der amerikanischen Regierung sowie "befreundeter" Staaten bzw. Dienste, zur Verfügung zu stellen, sondern auch die Durchführung von "Operationen" im Ausland. Im Gegensatz zur NSA beschäftigt sich die CIA wenig mit Signal Intelligence (Informationsgewinnung aus Funksignalen), also technischer Aufklärung, sondern eher mit dem Kontakt zu menschlichen Quellen Human Intelligence. Ihr grösstes "Gegenüber" ist der ehemalige KGB, der heute als russischer Geheimdienst FSB (Federalnaja Sluschba Besopasnosti Rossijskoi Federazii) (deutsch: Föderaler Sicherheitsdienst) vor allem im Bereich Wirtschaftsspionage tätig wird. Die der NSA entsprechende Komponente im Bereich Elektronischer Aufklärung findet sich bei der russischen GRU, die von der Sowjetunion mitübernommen wurde.
Der Geheimdienst untersteht direkt dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Kontrolliert wird die Behörde zudem von je einem Geheimdienstausschuss des Senates und des Repräsentantenhauses, anders als andere Behörden braucht die CIA ihren Haushalt nicht zu veröffentlichen. Kritiker sehen dies im Widerspruch zur amerikanischen Verfassung.
Ihren Hauptsitz hat die CIA in Langley, Virginia, bei unbenannte Parameter 1:38_57_8_N_77_8_43_W_type:landmark, 2:38° 57′ N 77° 8′ W .
Geschichte
Die Behörde wurde am 18. September 1947 durch Erlass von Präsident Harry S. Truman gegründet. Vorläufer der CIA war im Zweiten Weltkrieg das Büro für Strategische Dienste (OSS – Office of Strategic Services), aus dem dann von 1945 bis 1947 die CIG (Central Intelligence Group) im US-Außenministerium hervorging. Man erkannte jedoch schnell, dass mit dem beginnenden Kalten Krieg ein Rumpf-Spionageapparat für die Weltmacht USA nicht ausreichte.
Erster CIA-Direktor war Admiral Roscoe Hillenkoetter; vor ihm war der Luftwaffengeneral Hoyt S. Vandenberg Direktor der CIG. Auf Hillenkoetter folgte 1953 bis 1961 Allen Welsh Dulles, der im Zweiten Weltkrieg im schweizerischen Bern Mitarbeiter des Office of Strategic Services unter „Wild Bill“ Donovan war. Dulles war damit neben George J. Tenet am längsten an der Spitze der US-Auslandsspionage.
1988 wird George H. W. Bush (Senior) als erster ehemaliger CIA-Chef Präsident der Vereinigten Staaten.
Seit dem 11. Juli 1997 war George J. Tenet Direktor der CIA. Er trat am 3. Juni 2004, nach Kritik an der Arbeit des Dienstes im Zusammenhang mit dem Dritten Golfkrieg, aus persönlichen Gründen zurück. Bis zur Ernennung eines neuen Direktors übernahm sein bisheriger Stellvertreter, John McLaughlin, die Leitung der CIA. Seit 24.9.2004 ist Porter Johnston Goss amtierender CIA-Chef.
Bis April 2005 war der Direktor der CIA jeweils auch als Director of Central Intelligence für die Beratung des US-Präsidenten in Geheimdienstfragen zuständig. Im Zuge der Reform des US-amerikanischen Geheimdienstsystems nach den Terroranschlägen vom 11. September wurde diese Funktion auf den Director of National Intelligence übertragen, der gleichzeitig für die Koordinierung der Arbeit der CIA mit der anderer US-Geheimdienste zuständig ist.
Operationen und Programme der CIA
Im Gegensatz beispielsweise zum deutschen Bundesnachrichtendienst, ist es der CIA gestattet, im Ausland politische Einflussnahme zu betreiben. Zu den Ländern, deren demokratisch gewählte Regierungen mit Hilfe der CIA gestürzt wurden, gehören Iran (1953), Guatemala (1954), Brasilien (1964) und Chile (1973). Die Behörde ist außerdem verantwortlich für viele Versuche, ausländische Regierungen zu beeinflussen, wie beispielsweise die Finanzierung der fehlgeschlagenen Invasion in Kuba durch die Landung von Exilkubanern in der Schweinebucht im Jahr 1961. Wie bei einigen anderen Geheimdiensten, ranken sich auch um den CIA viele Verschwörungstheorien.
In technischer Sicht waren die Programme mit Spionageflugzeugen, wie z.B. U-2 und SR-71 sehr erfolgreich.
Einige bekannt gewordene Operationen der CIA
- Operation Ajax - Sturz des iranischen Premierministers Mossadegh 1953, Einsetzung des Schahs Mohammad Reza Pahlavi
- Operation PBSUCCESS - Sturz von Jacobo Arbenz Guzmán, Präsident von Guatemala 1954
- Jennifer-Projekt - Bergung eines 1968 vor Hawaii gesunkenen sowjetischen U-Boots aus 5.000 m Tiefe
- MKULTRA - Forschungsprogramm zur Bewusstseinskontrolle von 1953 bis in die 70er Jahre
- Demagnetize - Eindämmung des Kommunismus in Italien und Frankreich ab den 50er Jahren
- Ausschaltung Che Guevaras in Bolivien 1967
- Invasion in der Schweinebucht - Militärischer Angriff von Exilkubanern auf Kuba 1961, um die Revolutionsregierung Castros zu stürzen
- Operation IAFEATURE - Unterstützung der UNITA und der Intervention Südafrikas im angolanischen Bürgerkrieg, die zum Eingreifen Kubas führte
- Air America - größte Fluggesellschaft Südostasiens während des Vietnamkriegs, von der CIA kontrolliert und ausschließlich für verdeckte Operationen eingesetzt
- Contra-Krieg - Aufbau und Unterstützung der Contra-Guerillas im Krieg gegen Nicaragua von 1981 bis 1990
- Gladio - Aufbau und Unterhalt von Geheimarmeen in Westeuropa von den 50ern bis in die 80er Jahre
- Waffenlieferungen an afghanische Mujaheddin ab 1980
- Tonkin-Zwischenfall
Kontroversen
Die Aktivitäten der CIA haben zu politischen Kontroversen in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern geführt. Grund hierfür ist zum einen die erwiesenermaßen stattfindende Wirtschaftsspionage auch in befreundeten Ländern, zum anderen die Unterstützung von Diktatoren, wie beispielsweise Manuel Noriega in Panama oder Somoza in Nicaragua, wo – so CIA-Kritiker – „geopolitische Interessen der Vereinigten Staaten über die Interessen demokratisch gewählter Regierungen gestellt werden“.
Außerdem sahen viele Kritiker die Aufgabe der Agency nicht zuletzt darin, Desinformationen im Heimatland zu verbreiten (oder verbreiten zu lassen), bspw. was die militärisch-nukleare Gefahr des Ostblocks anging, um durch eine überzeichnete Bedrohung den US-Militärhaushalt und das Budget der (zivilen) Agency auf einem möglichst hohen Niveau zu belassen. Dagegen erwies sich die CIA als unfähig, den Zusammenbruch der Sowjetunion vorherzusagen.
Ein weiterer Kritikpunkt sind wiederholt nachgewiesene Verstöße gegen die Menschenrechte, die durch Verträge geregelt werden, die auch von den USA ratifiziert wurden. Da die CIA offiziell keine Folter anwenden darf, ist es Usus, Gefangene ins befreundete Ausland zu fliegen ("Outsourcing"), wo sie von „Spezialisten“ dieser Länder in Offshore-Verhörcamps vernehmungstechnisch u.a. mit neuesten Methodiken unter "lagerärztlicher Betreuung" "behandelt" werden. "Kollateralschäden" an Verhöropfern gibt es offiziell gar keine.
CIA World Factbook
Eine der CIA-Publikationen, das CIA World Factbook, unterliegt nicht den Geheimhaltungsvorschriften und ist ohne Copyright-Beschränkungen frei verwendbar. Das "Factbook" mit selektierten, gefilterten Daten bildet die Grundlage der meisten Ländereinträge in der englischsprachigen Wikipedia.
Siehe auch
Literatur
- Philip Agee: CIA intern. Europäische Verlagsanstalt, 1981, ISBN 3-434-25116-2
- William Blum: Killing Hope. U.S. Military and CIA Interventions Since World War II.. Common Courage Press, 2003, ISBN 1567512534
- Andreas von Bülow: Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste. Piper Verlag, München 2003, ISBN 3492045456
- Ronald Kessler: Inside The CIA. Pocket Books, New York/USA 1992, ISBN 0-671-73458-X
- Roewer, Schäfer, Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3776623179
- John Tower u. a.: The Tower Commission Report. Bantam Books, New York/USA 1987, ISBN 0-553-26968-2
- Frances Stonor Saunders (2001), The Cultural Cold War: The CIA and the World of Arts and Letters, New Press, ISBN 1565846648.
- H. Bradford Westerfield (Hrsg.): Inside CIA's Private World. Yale University Press, New Haven/USA 1995, ISBN 0-300-07264-3
- Bob Woodward: Veil. Pocket Books, New York/USA 1988, ISBN 0-671-66159-0