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Haspelmoor

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Haspelmoor ist ein Ortsteil der Gemeinde Hattenhofen (Bayern). Der Ort liegt direkt an der Bahnlinie Augsburg - München, hat einen Bahnhof und wird durch die Bahnlinie in einen größeren nördlichen Ortsteil und einen kleineren südlichen Teil getrennt. Haspelmoor ist erst mit dem Bau der Bahnlinie Augsburg - München gegründet worden. Im zweiten Weltkrieg wurde es durch Bombardierung fast völlig zerstört. Der Ort liegt in Bayern auf 48,217 nördlicher Breite und 11,100 Grad östlicher Länge . Er liegt circa 540 m über NN.

Das Moor

Der Ort ist benannt nach einem Moor, welches im Süden direkt an den Ort angrenzt. Frühere Namen des Moores: Fürchelmoos (14. Jh.), Hattenhofer Moos (um 1800) und Haspelmoos. Dieses Moor steht seit 1985 unter Naturschutz. Nördlich der Bahnlinie enthält es das Rote Moos und das Biermösl; im äußersten Süden liegt das Nassenmoos. Das Moor wird nach Osten über das Einzugsgebiet der Maisach_(Fluss) und nach Westen über den Finsterbach in die Paar entwässert. Das Haspelmoor ist ein Hochmoor.

In den Jahren 1838/39 wurde es für den Bau der Eisenbahnstrecke München - Augsburg zum Teil entwässert. Es war die erste Eisenbahntrasse die durch ein Moor geführt wurde. 1853 wurde der Bahnhof Haspelmoor errichtet. Von 1846 bis 1875 ist großflächig Torf für den Betrieb von Lokomotiven gestochen worden. Von 1888 bis 1931 baute das Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor Torf ab. Er diente als Stallstreu und Isoliermaterial für Eiskeller und wurde in ganz Europa vertrieben. Neben der Torfnutzung hatte bereits 1910 die Kultivierung der abgetorften Flächen begonnen. Die Königliche Moorkulturanstalt bewirtschaftete 120 ha Anbaufläche die sie durch Entwässerung und Melioration herstellte. Weitere Entwässerungsarbeiten wurden ab 1933 vom Reichsarbeitsdienst und ab Kriegsbeginn von Kriegsgefangenen durchgeführt. Das neben dem Bahnhof erbaute Moorversuchsgut, welches die Kultivierungsmaßnahmen durchführte, wurde 1972 geschlossen. Bis ca. 1958 wurde von Anwohnern Torf als Brennmaterial gestochen. Seit 1990 wird durch den Anstau der alten Entwässerungsgräben eine Wiedervernässung des Moores erreicht.

Das Naturschutzgebiet ist 157,00 ha groß. Durch den östlichen Teil des Moores führt ein Exkursionspfad. Dieser ist mit einem roten Pfeil markiert. Der Exkursionspfad beginnt am Ortsrand von Haspelmoor an der Straße von Haspelmoor nach Westen. Er endet an der Bahnlinie Augsburg - München. Dieser Weg ist auf den gängigen topografischen Karten nicht eingezeichnet. Der Pfad sollte nicht verlassen werden, die Hochmmorflächen sind äußerst trittempfindlich. Durch "inoffizielle" Pfade entsteht ein beträchtlicher Schaden an den Pflanzen. Ferner nutzt der Sandlaufkäfer offene Stellen als Kinderstube für seine Larven. Diese lauern in ihren bis zu 50cm tiefen Wohnröhren aus vorbeilaufende Insekten. Durch Bodeverdichtung infolge von Trittschäden kann dieser Bestand gefährdet werden. Das NSG ist von starker regionaler Bedeutung für Flora, Fauna und für den Mensch. Dieser spezielle Lebensraum bietet angepassten Tieren und Pflanzen letzte Rückzugsmöglichkeiten und ist daher absolut schützenswert. In jüngster Zeit wird versucht den Wasserspiegel des Moorgebiets anzuheben, diese Maßnahmen liesen einen idyllisch anmutenden See entstehen. Diese Anstrengeungen führen zwar zu einer Renaturierung des Moores, verdrängen aber leider auch bestimmte Gräser. Eine Besonderheit dieses Moorgebiets ist das Vorkommen der Rosmarinheide, diese Pflanze kommt im Großraum Augsburg nur hier vor. Ihre Ausbreitung ist auch in diesem Gebiet stark begrenzt. Das Gewächs ist außerdem eine Heilpflanze, ihr hauptsächliches Ausbreitungsgebiet liegt im Mittelmeerraum. Zudem kommt der überaus seltene rundblättrige Sonnentau vor. Er wächst selbst im Moor nur an bestimmten Stellen mit besonderem Boden/Licht/Feuchteklima. Des weiteren kann hier ein sehr großer Wollgrasbestand bestaunt werden, die Pflanze ist ein Relikt der Eiszeit. Sie schmeichelt dem Betrachterauge besonders von der Blütezeit (April) bis zur Frucht (Juni) durch ihre auffallenden Wollbüschel, welche die Frucht darstellen. Die Blüten zeigen sich buttergelb. Ein weiterer Farbtupfer im sonst so tristen Moor bildet die Besenheide. Ihre lilia-violette Blüte kann im Spätsommer betrachtet werden.

Höhe über NN: etwa 540 Meter

Das Moor ist das nördlichste Hochmoorrelikt des bayerischen Alpenvorlandes. Es liegt in einem flachen rissglazialen ( glazial ) Toteisbecken der Altmoränenlandschaft.

Das Haspelmoorgebiet ist bekannt als archäologische Fundlandschaft mit Siedlungshinterlassenschaften aus dem Frühmesolithikum und den Neolithikum.

Tiere im Naturschutzgebiet

Säugetiere

  • Reh
  • Gelbhalsmaus
  • Feldhase
  • Eichhörnchen

Vögel

Reptilien

Amphibien

Insekten

Pflanzen im Naturschutzgebiet

Bäume

Moose

  • Wald-Frauenhaar
  • Torfmoos
  • Schlafmoos
  • Weißmoos
  • Georgsmoos
  • Straffes Widertonmoos
  • Wacholder Widertonmoos
  • Samt-Kurzbüchsenmoos
  • Roststengelmoos
  • Gefranstes Torfmoos
  • Mittleres Torfmoos
  • Zweizähniges Kammkelchmoos

Flechten

Pilze

Farne

Literatur

Paul-Eckard Salzmann: Naturraum und Biologie, In: Hejo Busley, Toni Drexler, Carl A. Hoffmann, Paul-E. Salzmann, Klaus Wollenberg (Hrsg.): Der Landkreis Fürstenfeldbruck, Natur - Geschichte - Kultur. Landratsamt Fürstenfeldbruck 1992.

Siegfried Hagspiel: Das Naturschutzgebiet Haspelmoor und seine Geschichte. In: Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben e.V., 95. Band (1991), Heft 1. Augsburg 1991

Toni Drexler, Angelika Fox: Althegnenberg - Hörbach, Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Althegnenberg. St. Ottilien, 1996