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Shanghai

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上海市
Shànghǎi Shì
Abkürzung: 沪 oder 申 (Pinyin: Hù oder Shēn)
Verwaltungstyp Regierungsunmittelbare Stadt
Geografische Lage 31° 12' n. Br.
121° 26' ö. L.
Höhe 4 m ü. NN
Fläche 6.340,5 km² (31.)
Bevölkerung 18.255.845 (25.) (2005)
Bevölkerungsdichte 16.883 Einwohner/km² im städtischen Gebiet,

2.879 Einwohner/km² in der gesamten Stadt

Postleitzahlen 200000-202100
Gliederung auf Kreisebene 18 Stadtbezirke, 1 Kreis
Gliederung auf Gemeindeebene 114 Großgemeinden, 103 Straßenviertel, 3 Gemeinden
ISO 3166-2 CN-31
Offizielle Website www.shanghai.gov.cn/
Politik
Bürgermeister: Han Zheng
Blick auf Pudong

Die Hafenstadt Shanghai (Vorlage:Zh-cp; zu deutsch etwa Über dem Meer; lokale Aussprache: Zanhe /zɑ̃'hɛ/), selten auch Schanghai, ist die größte Stadt und die bedeutendste Industriestadt der Volksrepublik China und wird "Tor zur Welt", "Drachenkopf-Metropole“ (Vorlage:Zh-vtp) oder "Perle des Orients" (Vorlage:Zh-vtp) genannt.

In der eigentlichen Stadt ohne Vorortgürtel leben 9.263.459 Menschen mit Hauptwohnsitz, die gesamte Regierungsunmittelbare Stadt hat 18.255.845 Einwohner (Stand jeweils 1. Januar 2005). Davon sind 13,5239 Millionen registrierte Bewohner mit ständigem Wohnsitz und 4,7 Millionen temporäre Einwohner (liudong renkou) mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung (zanzhuzheng). Shanghai ist eine regierungsunmittelbare Stadt, das heißt sie ist direkt der Zentralregierung unterstellt und ihr Status entspricht dem einer Provinz.

Die offiziellen Abkürzungen von Shanghai im Chinesischen sind (沪/滬) und Shēn (申). Shanghai ist der größte Hafen der Welt, 2004 wurden 380 Millionen Tonnen umgeschlagen. Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und ein bedeutendes Kultur- und Bildungszentrum mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Theatern und Museen.

Geographie

Geographische Lage

Shanghai liegt im Mündungsgebiet des Jangtse am Huangpu-Fluss auf 31°12' nördlicher Breite und 121°26' östlicher Länge. Die Nachbarprovinzen sind Jiangsu im Nordwesten und Zhejiang im Südwesten. Die Topographie der Provinz ist flach. Die durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel beträgt vier Meter. Der höchste Berg ist der She Shan mit einer Höhe von 100 Meter (mit Seilbahn).

Im Jahre 1949 hatte das Verwaltungsgebiet der Stadt eine Fläche von 636 Quadratkilometer. 1958 wurden zehn Landkreise mit einer Fläche von 5.274 Quadratkilometern (Baoshan, Chongming, Chuansha, Fengxian, Jiading, Jinshan, Nanhui, Qingpu, Shanghai, Songjiang, alle in der Provinz Jiangsu gelegen) an Shanghai angegliedert.

Heute hat die Regierungsunmittelbare Stadt eine Fläche von 6.340,5 Quadratkilometer, davon gehören nur 550 Quadratkilometer zum eigentlichen Stadtgebiet (9%) und 5.790,5 Quadratkilometer (91%) bestehen aus Vorstädten und Gebieten mit ländlicher Siedlungsstruktur. Sie ist mehr als doppelt so groß wie das Saarland und hat eine Ausdehnung von ungefähr 120 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und 100 Kilometer in Ost-West-Richtung. Innerhalb der Stadtgrenzen befinden sich die Insel Chongming (die drittgrößte Insel in China: 1.041,21 km²) und andere Inseln wie Changxing und Hengsha.

Satellitenaufnahme von Shanghai

Das Verwaltungsgebiet Shanghais ist mit zahlreichen Flüssen, Kanälen und Seen reich an Wasserressourcen (122 km² Wasserfläche. Darunter der berühmte Bereich Jiangnan, wie man die Schwemmebene des Jangtse-Deltas nennt. Das Gebiet umfasst Teile der Regierungsunmittelbaren Stadt Shanghai und der ostchinesischen Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Jiangnan ist durch ein dichtes Flussnetz gekennzeichnet und hat eine Fläche von 697 km² in Shanghai, was einen Anteil von 11% an der Gesamtfläche Shanghais ausmacht.

Die größten Flüsse in Shanghai sind der Huangpu, der Suzhou, der Chuanyang und der Dingpu. Der 113 km lange Huangpu (sein Ursprung ist der Tai-See), teilt die Stadt in zwei Hälften (Puxi und Pudong); er ist zwischen 300 und 700 Meter breit, im Durchschnitt 360 Meter. Der eisfreie Fluss ist die Hauptwasserstraße Shanghais.

Der Fluss Suzhou durchfließt Shanghai auf einer Länge von 54 km und ist im Durchschnitt 45 Meter breit. Die meisten Seen befinden sich im Westteil Shanghais, der größte ist der Dianshan mit 62 km² Fläche. Weitere Stadtgebiete (Urban Areas) im Verwaltungsgebiet Shanghais sind unter anderem Anting, Baoshan, Jiading, Jinshan, Qingpu und Songjiang.

Geologie

Shanghai befindet sich in einem gewaltigen Delta, das der Jangtse bei seiner Mündung in das Ostchinesische Meer bildet. Das gesamte Tiefland zu beiden Seiten des Stromes besteht aus dunkelerdigem, lößfreiem Alluvialboden, dessen Schöpfer der Jangtse ist. Die aus seinem Schlick aufgebaute, ebene, von Kanälen und Dämmen durchzogene Deltalandschaft, die in vielem an die Niederlande erinnert, ist eines der fruchtbarsten Gebiete Chinas und gleichzeitig sein Hauptbaumwolllieferant.

Das Jangtsemündungsland ist wahrscheinlich die Ausfüllung eines alten Meeresteiles, und die vielen kleinen Inselberge des Gebietes waren ursprünglich wirkliche Inseln. Die Deltabildung rückte die Hafenstadt Shanghai, ursprünglich am Meer gegründet, bereits 30 Kilometer landeinwärts.

Stadtgliederung

Datei:ShanghaiStadtteile.png
Bezirke Shanghais

Die Regierungsunmittelbare Stadt Shanghai gliedert sich in 18 Stadtbezirke und einen Kreis. Die "eigentliche" Stadt unterteilt sich in zehn Stadtbezirke. Neun dieser Bezirke liegen westlich vom Huangpu-Fluss (Puxi). Dabei handelt es sich um Huangpu (Kurzzeichen: 黄浦区; Pinyin: Huángpǔ Qū), Luwan (卢湾区 Lúwān Qū), Xuhui (徐汇区 Xúhuì Qū), Changning (长宁区 Chángníng Qū), Jing'an (静安区 Jìng'ān Qū), Putuo (普陀区 Pǔtuó Qū), Zhabei (闸北区 Zháběi Qū), Hongkou (虹口区 Hóngkǒu Qū) und Yangpu (杨浦区 Yángpǔ Qū). Der neue Stadtbezirk Pudong (浦东新区 Pǔdōng Xīn Qū) liegt östlich vom Huangpu. Letzterer war bis 1992 Kreis und trug den Namen Chuansha.

Acht Stadtbezirke, diese wurden zwischen 1988 und 2001 von Kreisen in Stadtbezirke umgewandelt, und ein Kreis liegen in den Vororten und ländlichen Gebieten außerhalb der "eigentlichen" Stadt Shanghai. 1988 ist Baoshan (宝山区 Bǎoshān Qū) in einen Bezirk geändert worden, 1992 Minhang (闵行区 Mǐnháng Qū), Jiading (嘉定区 Jiādìng Qū) und Jinshan (金山区 Jīnshān Qū), 1997 Songjiang (松江区 Sōngjiāng Qū), 1999 Qingpu (青浦区 Qīngpǔ Qū) und 2001 Nanhui (南汇区 Nánhuì Qū) sowie Fengxian (奉贤区 Fèngxián Qū). Der Landkreis Chongming (崇明县 Chóngmíng Xiàn) und die gleichnamige Insel in der Mündung des Jangtse sind identisch.

Klima

Datei:Klima shanghai.jpg
Klima Shanghai

Shanghai hat ein subtropisch maritimes Monsunklima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten, wobei Frühjahr und Herbst vergleichsweise kurz ausfallen.

Im Winter ist es feuchtkalt, die Temperaturen liegen bei -1 bis 8 Grad Celsius. Gelegentlich gibt es auch deutlich stärkere Fröste. Dies war für die Bewohner südlich des Jangtse sehr unangenehm. Der Jangtse markierte die 'Heizlinie', nördlich des Jangtse durfte im Winter geheizt werden, südlich davon jedoch nicht, obwohl es auch dort kalt werden konnte. Diese Regelung wurde abgeschafft.

In den schwülheißen Sommermonaten werden Temperaturen von durchschnittlich 28 bis 35 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent erreicht. Im Oktober kommt die erste kalte Luft aus dem Norden.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 15,3 Grad Celsius. Die Jahresniederschlagssumme liegt bei 1.135 Millimeter, davon fallen 50 Prozent in die Zeit von Mitte Mai bis Mitte September (Flutsaison). In diesem Jahresabschnitt gibt es drei ausgeprägte Regenperioden: Die „Frühlingsregen“, die „Pflaumenregen“ und die „Herbstregen“. Insgesamt fallen durchschnittlich 110 Regentage an. Die günstigsten Reisemonate sind April bis Juni und Mitte September bis November, die ungünstigsten Reisemonate Juli und August, mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit bis 100 Prozent. Außerdem suchen in den Sommermonaten zahlreiche Taifune die Stadt heim.

Geschichte

Ursprung und weitere Entwicklung

Die ersten Spuren der Besiedelung in der Region reichen bis etwa 4000 v. Chr. zurück. Im Jahre 960 wurde Shanghai erstmals als Dorf erwähnt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Jangtse-Deltas wuchs auch Shanghai. 1074 erhielt Shanghai ein eigenes Steuerbüro. 1264 wurde es mit drei anderen Dörfern zusammengelegt. Die Stadt besaß zu dieser Zeit einen wichtigen Handelshafen, von dem die stattliche Baumwollernte der Region nach Peking, ins Hinterland und nach Japan verschifft wurde. Bis zur Qing-Dynastie (1644-1911) hatten sich große, durch den Handel organisierte und äußerlich den niederländischen Gilden ähnelde Kaufmannszünfte gebildet, die sich die wirtschaftliche und teilweise auch politische Kontrolle über die Stadt teilten.

Ausländische Konzessionen

Historische Karte von Shanghai aus Meyers Konversationslexikon 1888

Tatsächlich fiel die Wahl der Briten nur deshalb auf Shanghai als Vertragshafen, weil die Stadt, wie der Repräsentant der Ostindien-Kompanie, Hugh Lingsey, es formulierte, seit den 1840er Jahren zum "wichtigsten Marktplatz Ostasiens" geworden war. Nach den Opiumkriegen zogen die Briten 1842 unter dem Vertrag von Nanking in die Stadt ein, bald darauf, 1847, folgten die Franzosen, und diese beiden Mächte richteten die ersten ausländischen Konzessionen in Shanghai ein - die Briten entlang dem Bund und im Gebiet nördlich von Alt-Shanghai, der Chinesenstadt, die Franzosen im Südwesten in der Gegend einer Kathedrale, die ein französischer Missionar 200 Jahre zuvor gegründet hatte.

1863 kamen die US-Amerikaner, 1895 die Japaner und gliederten ihre eigenen Gebiete der britischen Konzession an, die sich zum so genannten "International Settlement" ausgedehnt hatte. In einer Reihe von privilegierten Enklaven, die auf unbestimmte Zeit gepachtet waren, fielen Händler unter die Gerichtsbarkeit ihres eigenen Landes, und es gab eigene Polizeikräfte.

Durch die günstige Lage nahe der Haupthandelsroute der großen Seide und Tee produzierenden Regionen entwickelte sich Shanghai bis 1900 zu einem wichtigen Hafen und Industriezentrum, das weitgehend von der "Grünen Gang", einem berüchtigten, im 18. Jahrhundert von arbeitslosen Seemännern gegründeten Syndikat kontrolliert wurde. Bis zum Beginn der 1920er Jahre hatte es auch die weitverzweigte Unterwelt unter ihre Herrschaft gebracht. An Kaufleuten und Kriminellen, die deren strengen Verhaltenskodex missachteten, wurden grausame Exempel statuiert - man trennte ihnen mit einem Messer sämtliche hervorstehende Sehnen durch, bevor man sie im lebendigen Treiben am Straßenrand verenden ließ.

Während des Taiping-Aufstands (1851-1864) flohen viele vor den Massakern in die ausländischen Ansiedlungen und vermehrten die billigen Arbeitskräfte Shanghais, aber auch Bauern wurden vom sichtbaren Reichtum der Stadt angelockt. Es bildete sich das erste städtische Proletariat Chinas heraus, und die erbärmlichen Lebensbedingungen schufen im Zusammenspiel mit immer stärker grassierender Arbeitslosigkeit und der Ausbeutung chinesischer Arbeitskräfte durch die ausländischen Investoren den natürlichen Nährboden für revolutionäre Kräfte. Die Einwohnerzahl auch die wirtschaftliche Bedeutung Shanghais inmitten der verwüsteten Umgebung wuchsen beträchtlich. Auch später beim Boxeraufstand (1900) und dem Sturz des letzten Kaisers (1911) flüchteten viele Menschen in die internationalen Konzessionen.

Shanghai als Weltstadt

Shanghai 1933

Mit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre wurde Shanghai eine echte Weltstadt. Anfang des 20. Jahrhunderts erreichte Shanghais Bevölkerungszahl die Millionengrenze. Ab 1918 war die Stadt der Wirkungsort des Revolutionsführers und Staatsmannes Dr. Sun Yat-sen. Der britische Schriftsteller Aldous Huxley hatte 1926 in keiner Stadt je einen solchen Eindruck von einem dichten Morast üppig verflochtenen Lebens wie hier. Shanghai wurde zum Synonym für Sünde, Abenteurertum und Reichtum. Auch der Kommunismus in China fand in Shanghai seine Wurzeln. 1915 begann Chen Duxiu mit der Herausgabe der Zeitschrift 'Jugend', die später unter dem Namen 'Neue Jugend' (Xin Qingnian) großen Einfluss auf die Bevölkerung ausübte.

Die Chinesen entwickelten zunehmendes Interesse für Politik und erlangten ihr Nationalbewußtsein zurück. Mit dem Versailler Vertrag fielen nach dem Ersten Weltkrieg alle deutschen Besitztümer des Landes an Japan, anstatt an China zurückgegeben zu werden. Dies führte 1919 zur Bewegung des 4. Mai. Chen Duxiu war einer der Organisatoren der Proteste. In Shanghai schlossen sich Studenten mit Arbeitern zusammen, Streiks wurden organisiert. Höhepunkt war der Generalstreik am 5. Juni 1919. Im Jahre 1921 gründete sich in Shanghai die Kommunistische Partei Chinas. Die 'ausländischen Imperialisten' wurden zunehmend zum Gegner für die Proteste.

Am 30. Mai 1925 erschossen britische Soldaten in Shanghai demonstrierende Studenten. Die Nationale Revolution wurde ausgerufen. Im Jahre 1927 eroberte die Nationalarmee unter der Führung von Chiang Kai-shek mit Hilfe der Kommunisten die Stadt und unterstellte die chinesische Sektion der Regierung der Kuomintang. Im gleichen Jahr wurden Massenaufstände durch die Regierung brutal niedergeschlagen und innerhalb weniger Wochen über 5.000 Menschen ohne Gerichtsverhandlung exekutiert.

Japanisch-Chinesischer Krieg

Schlacht um Shanghai 1937

Während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges kam es zur Schlacht um Shanghai. Nach einem verlustreichen Häuserkampf nahmen am 9. November 1937 japanische Streitkräfte die Stadt bis auf die exterritorialen Gebiete ein, in denen sich daraufhin zahlreiche chinesische Flüchtlinge ansiedelten. Diese Gebiete blieben jedoch von den Kriegshandlungen nicht verschont - zerschossene Häuser und zerstörte Wasserleitungen prägten auch hier das Bild. In der Stadt herrschten in dieser Zeit Willkürjustiz und Drogenkartelle.

Shanghai ist auch ein Ort deutscher und österreichischer Geschichte. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland und den Novemberpogromen, flohen zwischen 1938 und 1941 circa 18.000 Juden aus Deutschland und Mitteleuropa nach Shanghai. Weil hier kein Visum benötigt wurde, war es der letzte Zufluchtsort vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Zu den in die Stadt geflüchteten 6.000 Österreichern gehörte auch der Arzt Jakob Rosenfeld. 1943 internierten die Japaner alle Ausländer (so genannte Shanghailänder). Am Ende des Zweiten Weltkrieges fiel die Stadt an China zurück, da die USA, Großbritannien und Frankreich auf ihre Ansprüche verzichteten.

Kommunistische Machtübernahme

Exhibition Center

Als die Kommunisten im Mai 1949 unter Führung Mao Zedongs in Shanghai einmarschierten, übernahmen sie die Kontrolle über das wichtigste Wirtschafts- und Handelszentrum Asiens, einen internationalen Hafen, in dem wahre Vermögen gemacht wurden, während Millionen Menschen in absoluter Armut lebten. Während die ausländische Gemeinde erwartete, wie immer ihren Geschäften nachgehen zu können, war das neue Regime entschlossen, auch Shanghai seine Rolle in der radikalen Umgestaltung Chinas zuzuweisen. Die schlimmsten Elendsviertel wurden niedergerissen, um durch Wohnblöcke ersetzt zu werden. Die Kriminellen und Prostituierten schaffte man zur "Umerziehung" fort. Ausländisches Kapital wurde erheblich besteuert oder konfisziert.

Chiang Kai-shek gelang es allerdings bei seiner Flucht die Goldreserven der Bank of China zu stehlen, sie nach Taiwan transportieren zu lassen und so eine bankrotte Stadt zu hinterlassen. Über einen Zeitraum von 35 Jahren wurden westliche Einflüsse unterdrückt. Shanghai blieb aber eine Hochburg des radikalen Denkens. Von dort nahm die Kulturrevolution Mao Zedongs, der von der Zentralregierung in Peking ausgeschaltet worden war, 1966 ihren Lauf. Einige Rote Garden proklamierten sogar eine eigene Kommune Shanghai, bevor die Ereignisse die Züge hemmungsloser Zerstörung und Rachefeldzüge annahmen. Die Stadt wurde zum Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Splitterparteien. Nach Maos Tod im Jahre 1976 war Shanghai die letzte Bastion der Viererbande im Kampf um die Nachfolge, allerdings ohne Erfolg.

Bis in die 1980er Jahre betrieb die Zentralregierung in Peking bewusst den Niedergang Shanghais, als sie die hier erwirtschafteten Überschüsse für andere Landesteile bis zu einem Grad abschöpfte, das die Stadt zusehends einem lebendigen Museum glich, einer Stadt, die mit ihrer weltweit größten Ansammlung von Art-déco-Gebäuden in den 1940er Jahren stehen geblieben zu sein schien. Trotz allem hat die Bevölkerung der Stadt unter erschwerten Bedingungen durchgehalten, und seit einiger Zeit dominieren Persönlichkeiten aus der Region Shanghai, die wohlwollend auf den Wiederaufbau der alten Metropole blicken, sogar die chinesische Zentralregierung.

Wirtschaftlicher Aufschwung

Shanghai bei Nacht

Mitte der 1980er Jahre fiel der Entschluss, Shanghai ein weiteres Mal die Vorreiterrolle für die Modernisierung Chinas zuzuweisen, dies führte zu einem enormen Anstieg der Industrieproduktion und der ausländischen Investitionen. 1990 wurde die Wirtschaftssonderzone Pudong gegründet und der Grundstein für einen "Neuen Bund" gelegt, wo bald das höchste Gebäude der Welt in den Himmel ragen soll. Nirgendwo im Land findet man besser ausgebildete Arbeitskräfte, und die Shanghaier sind bekannt für ihre Fähigkeit, Stil und anspruchsvolle Qualität mit gleichzeitig ausgeprägtem Geschäftssinn und internationalem Denken zu verbinden. Ihnen ist es zu verdanken, das die Stadt einen solchen Aufschwung erlebt.

Einige Probleme bleiben jedoch nach wie vor ungelöst, allen voran die hoffnungslose Überbevölkerung und schwere Umweltprobleme wie Smog, Lärmbelastung und die Verschmutzung der Flüsse. 1996 ist Shanghai zu einer der am stärksten umweltgeschädigten Städte weltweit erklärt worden. Shanghai lag auf der Skala der am meisten von Luftverschmutzung betroffenen Städte der Welt auf Platz vier. Eine Renaissance erleben aber auch viele soziale Probleme, von denen gedacht wurde, die Kommunisten hätten sie nach 1949 für immer beseitigt. Arbeitslosigkeit, Drogenmißbrauch und Prostitution weisen ein starkes Wachstum auf.

Einwohnerentwicklung

Hochhäuser in Shanghai
Hochhäuser in Shanghai

Der wirtschaftliche Erfolg in Shanghai übt auf Millionen Chinesen eine große Anziehungskraft aus. Um den Zustrom von Menschen in die Stadt kontrollieren zu können, wird der Zuzug durch ein streng gehandhabtes Melde- und Registrierungssystem für Einwohner mit ständigem Wohnsitz bis in die Gegenwart kanalisiert. Die Einwohnerzahl blieb trotz der Tatsache, das Shanghai die ökonomisch dominierende Stadt in China war, nach einem schnellen Anstieg in den 1950er Jahren bis in die 1980er Jahre bemerkenswert konstant. Seit Anfang der 1990er Jahre ist wieder ein langsamer Anstieg zu verzeichnen.

Lebten 1957 noch 6,9 Millionen Menschen in der eigentlichen Stadt, sind es heute 9,3 Millionen, in der ganzen Stadtprovinz 18,26 Millionen. In der zuletzt genannten Zahl ist auch die Bevölkerung der ländlichen Gebiete außerhalb der Stadt mit eingerechnet. Davon sind 13,5239 Millionen Bewohner mit ständigem Wohnsitz und 4,7 Millionen temporäre Einwohner (liudong renkou) mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung (zanzhuzheng).

Wer sich länger als drei Tage in der Stadt aufhalten möchte, muss sich beim Amt für öffentliche Sicherheit melden und wird dort registriert. Der Antragssteller erhält dann eine zeitweilige Aufenthaltgenehmigung für drei Monate, die nach Ablauf der Frist verlängert werden muss. Beim Amt muss eine Bescheinigung vom Heimatort vorgelegt werden, die bestätigt, das die Person dort gemeldet ist.

Das offizielle Bevölkerungswachstum der Stadtprovinz wird zurzeit ausschließlich durch Zuwanderung gesteuert, denn der natürliche Zuwachs der registrierten Dauereinwohner wird seit mehreren Jahren durch ein Geburtendefizit geprägt, das bislang in allen Städten Chinas einmalig ist. Lag das jährliche natürliche Wachstum der Einwohner mit dauerhaftem Wohnsitz 1957 noch bei etwa 40 Prozent, so sank diese Rate schnell unter zehn Prozent und schließlich auf einen negativen Wert von -1,9 im Jahre 2000. Das Wachstum 2004 betrug -1,2 per 1.000 Einwohner, Geburtenrate: 6,0 pro 1000 Einwohner, Sterberate: 7,2 per 1000 Einwohner. In der Zukunft wird Shanghai wieder wachsen, da die Einkindpolitik gelockert wurde.

Die gegenwärtig 9.263.459 Bewohner mit dauerhaftem Wohnsitz in Shanghai leben auf einer Fläche von 550 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 16.883 Einwohner je Quadratkilometer. In Berlin sind es zum Vergleich 3.800. In der ganzen Stadtprovinz leben 18.255.845 Menschen auf einer Fläche von 6.340,5 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 2.879 Einwohner je Quadratkilometer.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der eigentlichen Stadt ohne Vorortgürtel. Aufgeführt sind die Bewohner mit Hauptwohnsitz in Shanghai.

Einwohnerzahlen 1851-2005
        Jahr         Einwohner
1800 200.000
1851 250.000
1864 500.000
1879 276.000
1890 375.000
1901 651.000
1910 832.500
1918 1.000.000
1926 1.500.000
1931 3.124.000
1940 3.595.000
        Jahr         Einwohner
1948 4.423.000
1950 4.927.300
1953 6.204.417
1958 6.977.000
1970 7.000.000
1982 6.320.829
1987 7.220.000
1990 7.649.688
1995 8.507.354
2000 8.954.435
2005 9.263.459

Entwicklung der Wohnsituation

Datei:Shanghai old new building.jpg
Alte und neue Wohngebäude in Shanghai
Gebäude am Bund

Die jahrzehntelange Vernachlässigung der Infrastruktur und des Wohnungsbaus, aber auch die schnelle Entwicklung in den letzten Jahren haben viele Engpässe für die weitere Entwicklung der Stadt offenkundig werden lassen.

Nach wie vor prekär ist die Versorgung mit Wohnraum, wenn sich auch nach offiziellen Angaben der Stadtregierung die Netto-Wohnfläche pro Kopf in der Zeit zwischen 1957 (drei Quadratmeter) und heute (neun Quadratmeter) verdreifacht hat. Die kommunistische Stadtregierung war keineswegs untätig gewesen, bereits seit Anfang der 1950er Jahre wurden die Wohn- und Lebensverhältnisse in rund 300 Stadtvierteln mit unzureichendem Standard verbessert und viele neue Wohngebiete errichtet.

Trotzdem kam der Bau von Wohnungen dem wachsenden Bedarf aus Mangel an Kapital über Jahrzehnte nur ungenügend nach. Shanghai galt früher in China traditionell als eine der Städte mit großer Wohnungsnot. Erst seit Beginn der Wirtschaftsreformen fand eine Belebung des Wohnungsbaus statt: Seit Anfang der 1980er Jahre wurde die gesamte Wohnfläche in Shanghai mehr als verdoppelt. Die Verbesserung des Angebots an Wohnraum war verbunden mit einer begrenzten Wohnungsreform, die unter anderem durch Förderung des Wohnungseigentums und die Einrichtung von öffentlichen Akkumulationsfonds die Investitionsmittel zu vergrößern suchte.

So sank der Anteil von Haushalten in akuter Wohnungsnot, das heißt mit weniger als vier Quadratmetern Wohnfläche pro Kopf bis heute auf knapp unter zehn Prozent aller Haushalte. In Shanghai sind es vor allem die Altstadtviertel, die zudem von zahlreichen Industriebetrieben durchsetzt sind, in denen immer noch sehr drangvolle Wohnbedingungen herrschen. Da der Baugrund in den älteren Wohngegenden im Stadtzentrum sehr teuer ist, hat die Stadtregierung den Grund und Boden teilweise an ausländische Investoren verkauft, die Büro- Geschäfts- und Hotelkomplexe errichteten.

Als Folge dieser Praxis kam es in Verbindung mit zahlreichen Verkehrsprojekten zu großflächigen Sanierungen in der Altstadt und Zwangsumsiedlungen von mehreren Hunderttausend Menschen in Neubausiedlungen am Stadtrand mit unzureichender Infrastruktur. Die genannten Wohnungsdaten beziehen sich nur auf die Bewohner mit Hauptwohnsitz in Shanghai, die Wohnsituation der rund 4,7 Millionen Einwohner mit beschränkter Aufenthaltsgenehmigung ist deutlich schlechter. Zahlreiche Migranten, überwiegend frühere Bauern aus den ländlichen Regionen Chinas, leben auf den Baustellen, in einfachen Betriebs-Wohnheimen oder sie mieten sich einen Raum bei Bauern an der Peripherie der Stadt. Ein großer Teil der temporären Einwohner lebt am Stadtrand, weil dort eher Platz für selbstgebaute Hütten vorhanden ist und die Polizeikontrollen weniger scharf sind. Slumähnliche Siedlungen sind seit den 1990er Jahren auch in Shanghai zu finden.

Die Bedeutung der Migranten für die Wirtschaft und das Leben in Shanghai wird unterschiedlich beurteilt. Einerseits sind die Zuwanderer fast unentbehrlich als Bauarbeiter, Handwerker, Kleinhändler oder Arbeiter bei der Straßenreinigung und in den Textilfabriken, andererseits wird ihr Druck auf den Wohnungsmarkt, die Infrastruktur und ihr Anteil an kriminellen Delikten in der Stadt mit Sorge betrachtet.

Politik

Der Bund

Bürgermeister von Shanghai ist Han Zheng. Er übernahm das Amt von seinem Vorgänger Chen Liangyu am 21. Februar 2003. Ha Zheng, Jahrgang 1954, war bei seiner Amtsübernahme der jüngste Bürgermeister Shanghais seit 1949. Er besitzt einen Master in Ökonomie von der Shanghai East China Normal University.

Weitere Mitglieder der lokalen Regierung in Shanghai sind der Sekretär des Parteikomitees Chen Liangyu, der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses Gong Xueping und der Vorsitzende der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) Jiang Yiren. Die PKKCV setzt sich aus dem Nationalkomitee und den örtlichen Komitees verschiedener Ebenen zusammen.

Die einzelnen Kreise und Bezirke (shiqu) der Stadtprovinz werden jeweils von einem Komitee verwaltet, das seine Direktiven von der zentralen Parteiführung bekommt. Am unteren Ende der Verwaltungspyramide Shanghais befinden sich die sogenannten Einwohnerkomitees (jumin weiyuanhui).

Shanghai ist im Vergleich zu Peking seit vielen Jahren durch eine besonders liberale Politik geprägt. Nachdem die Stadt nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahre 1949 von der politischen Führung in Peking lange Zeit vernachlässigt wurde, stiegen in den 1980er und 1990er Jahren viele Politiker Shanghais in höchste Partei- und Regierungsämter auf.

Dazu gehören der ehemalige Bürgermeister und spätere Staatspräsident Jiang Zemin, der während seiner Amtszeit (1985-1988) den wirtschaftlichen Wiederaufstieg der Stadt einleitete. Nach ihm kam Zhu Rongji, der nach seiner erfolgreichen Tätigkeit als Bürgermeister von Shanghai (1988-1991) zwischen 1998 und 2003 Ministerpräsident der Volksrepublik China war.

Siehe auch: Liste der Bürgermeister der Stadt Shanghai

Städtepartnerschaften

Shanghai unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten. In Klammern das Jahr der Etablierung.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Platz des Volkes

Die Stadtväter von Shanghai ließen am Platz des Volkes (Rénmín guǎngchǎng), der zu Kolonialzeiten eine Pferderennbahn war, ein extravagantes Opernhaus (Shanghai Grand Theater) bauen, ein beeindruckendes Gebäude mit 40 Meter Höhe. Baubeginn war 1994 und Einweihung im Jahre 1998. Es gibt drei Aufführungsräume: Der Hauptraum bietet 1.800 Sitzplätze, daneben ein mittelgroßer Raum mit 600 Plätzen und ein Raum mit 250 Sitzplätzen für Kammermusikaufführungen.

Die Designer waren: France's Arte Jean-Marie Charpentier & Associates. Die hochmoderne Akustik und große zentrale Konzerthalle wurden so konzipiert, das alle möglichen Kunstformen, angefangen bei westlichen Theaterstücken, Opern und Kammermusikkonzerten bis hin zu Chinesischer Oper und Lesungen klassischer Werke, dort aufgeführt werden können.

Das Shanghai Centre in der Nanjing Xi Lu beherbergt ein riesiges, neues Mehrspartenhaus für Konzerte, Ballett, Oper und Akrobatik-Shows von internationalem Rang. Der allabendliche Auftritt der berühmten Akrobatentruppe Shanghais ist ein grandioses Spektakel aus Bodenakrobatik, Jonglierkunst, Clowneinlagen, Zaubervorführungen und Tiernummern. Einige der Kunststücke wie Schwertschlucken, Feuerspeien und die beiendruckenden Balanceakte wurden bereits zu Zeiten der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr) entwickelt.

Das Lan Xin Theater in der Changle Lu stammt noch aus der Kaiserzeit und zeigt westliche sowie chinesische Opern, mitunter finden auch Magier-Shows statt. Als Außenposten kolonialer Kultur und Sitz der British Amateur Dramatic Society war das Theater bis 1933 Aufführungsort von überaus beliebten Revuen.

Museen

Straße in der Altstadt

Von den vielen Museen der Stadt sind unter anderem das Museum für Kunst und Geschichte mit seinen umfangreichen Sammlungen chinesischer Kunst (Keramik, Porzellan und Gemälde) und das Naturwissenschaftliche Museum mit seinen zahlreichen zoologischen Exponaten sehenswert.

Das Museum Shanghai ist eines der kulturellen Zentren der Stadt. Gegründet 1952 an der Nanjing-West-Straße und zunächst im ehemaligen Pferderennklub angesiedelt, wurde es 1959 in die Henan-Süd-Straße ausgelagert. 1992 wurde beschlossen, das Museum am Platz des Volkes anzusiedeln. Der Architekt des Neubaus war Xing Tonghe. Baubeginn war 1993, das Gebäude wurde 1996 fertig gestellt. Es ist das viertgrößte in China und über 30 Meter hoch. Das Museum hat 10 Galerien, die einen vollständigen Überblick über die chinesische Kunst und Kultur bieten.

Zu den Hauptattraktionen gehören eine siebenmal täglich gezeigte Live-Demonstration altertümlicher Töpfertechniken, eine Sammlung farbenprächtig lackierter Opernmasken der Guizhou, einer chinesischen nationalen Minderheit, sowie ein Anzug aus Lachshaut, wie er von dem Volk der Oroqen in Dongbei getragen wird. Eine aufschlussreiche Ausstellung über die Geschichte chinesischer Malerei zeigt Bilder von der Zeit der Streitenden Reiche über die Song-Periode bis zu den westlichen Einflüssen unter den Qing.

Im Südwesten Shanghais liegt der Longhua-Friedhof der Martyrer, dessen Name an jene erinnern soll, die während der Jahrzehnte vor dem endgültigen Sieg im Jahre 1949 im Kampf für den chinesischen Kommunismus ihr Leben ließen. Im Besonderen wird der Arbeiter, Aktivisten und Studenten gedacht, die in den 1920er Jahren von Chiang Kaisheks Truppen niedergemetzelt wurden - das Friedhofsgelände soll die zentrale Exekutionsstätte gewesen sein.

Inmitten des Geländes befindet sich eine verglaste Ausstellungshalle in Pyramidenform mit einem großen Ehrenmal für 250 kommunistische Märtyrer, die sich Chiangs Soldaten entgegenstellten. Zahllose steinerne Gedenkskulpturen, viele davon mit Fotos und Namen versehen, stehen über den Park verstreut, eine davon mit einer ewigen Flamme direkt hinter der Austellungshalle. Die frischen Blumen, die täglich niedergelegt werden, zeugen von der Bedeutung, die diese Ereignisse bis heute besitzen.

Bauwerke

Jadebuddha-Tempel

Zu den größten Attraktionen Shanghais zählen die siebenstöckige Long-Hua-Pagode aus der Zeit der Song-Dynastie (960-1279) und das Long-Hua-Kloster mit einer drei Meter hohen Buddha-Statue.

Der waterbund, kurz Bund, wurde nach dem ersten chinesischen Staatspräsidenten Sun Yat-sen in Zhong-Shan-Straße umbenannt. Der Bund wurde zunächst von Niederländern als Deich zum Huangpu-Fluss, einem Zufluss des Jangtse, errichtet. Dort befinden sich eine Uferpromenade sowie im europäischen Stil errichtete Gebäude. Sie sind zwischen dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Das ehemalige Zentralgebäude des chinesischen Seezolls mit seinem 33 Meter hohen Turm ist eines der bekanntesten, lange Zeit das höchste Gebäude Chinas. Berühmt ist auch das Peace Hotel.

Südlich dieses Straßenzuges erstreckt sich die von meist zweistöckigen Holzhäusern und engen Gassen geprägte Altstadt. Im Herzen dieses historischen Zentrums von Shanghai befinden sich ein Basar und der Yu-Garten (Yu Yuan) aus dem 16. und 17. Jahrhundert, einer der berühmtesten Gärten in China. Die Anlage umfasst etwa 30 Hallen und Pavillons sowie mehrere Seen. Sehenswert ist auch das astronomische Observatorium der Stadt. Die alten Li Longs in den ehemaligen französischen und englischen Bezirken, wo drei Generationen in einem Apartement lebten, wurden abgerissen. Sie waren oft aus einer Kombination Holz/Ziegel/Gips oder Beton/Stahl gebaut.

Etwas südlich des Suzhou-Kanals befindet sich im Nordwesten der Stadt eine der wichtigsten religiösen Stätten Shanghais, der 1882 eigens für zwei kostbare Buddha-Statuen aus Myanmar errichtete Jadebuddha-Tempel (Yufo Si). Die Buddhas wurden jeweils aus einem einzigen Block weißer Jade geschnitzt. Zwischen 1949 und 1980 war der Tempel geschlossen, inzwischen wird er wieder sehr aktiv genutzt. Heute bewohnen ungefär 100 Mönche den Tempel und bilden Schüler aus, um die überall im Land wieder eröffnenden Klöster mit neuem Leben zu füllen.

Die meisten Wolkenkratzer werden in Pudong errichtet, dort steht auch das mit 420,6 Meter und 88 Stockwerken höchste Gebäude in Shanghai, der Jinmao Tower. Die höchste Struktur in Shanghai ist der 467,9 Meter hohe Fernsehturm in Pudong (Pearl Of The Orient Tower). Ebenfalls in Pudong ist geplant das Shanghai World Financial Center mit 494 Meter Höhe zu errichten. Das Gebäude soll 2007 fertiggestellt werden und 101 Stockwerke haben.

Shanghai ist heute die modernste und westlichste Stadt in der Volksrepublik China. Der historische Kern ist nur noch als Touristenattraktion vorhanden, während der Bau von Wolkenkratzern bei 24-stündiger Bautätigkeit zunimmt.

Parks

Yu-Garten

Direkt am Zusammenfluss des Huangpu und des Suzhou-Kanals befindet sich eine Schöpfung aus britischer Kolonialzeit, der Huangpu-Park, dessen Untergrund aus angeschwemmtem Schlamm und Schluff entstand, die sich um ein Schiffswrack aufhäuften. Dort waren während der britischen Herrschaft Sikh-Soldaten anzutreffen, die auf die Einhaltung der Regel, wonach Hunde und Chinesen der Zutritt zum Park verboten war - es sei denn, es handelte sich um Bedienstete in Begleitung ihrer Herrschaft - achteten.

Nach Protesten erging eine Änderung dieser Praxis, so dass "gut gekleidete" Chinesen den Park betreten durften, sofern ihrem Antrag auf entsprechende Sondergenehmigung stattgegeben wurde. Inzwischen steht im Park ein Denkmal für die "Volkshelden" und wird gern von den Einheimischen zum frühmorgendlichen Taijiquan besucht. Unter dem Denkmal ist ein kleines Museum angesiedelt, das einen informativen Abriss der Stadtgeschichte präsentiert.

Der Botanische Garten ist eine von üppig grünen Bäumen bestandene und von Vögeln bevölkerte Oase abseits des Großstadtlärms. Unter den mehr als 9.000 dort gedeihenden Pflanzen befinden sich zwei Granatapfelbäume, die bereits im 18. Jahrhundert während der Herrschaft des Kaisers Qianlong gepflanzt worden sein sollen und trotz ihres Alters noch heute Früchte entwickeln. Interessant ist auch die Orchideensammlung, die mehr als hundert verschiedene Arten umfasst. Im Frühjahr 1999 fand auf dem Gelände die Weltausstellung für Pflanzen statt.

Kulinarische Spezialitäten

Obst- und Gemüseladen

Die Restaurantszene der Stadt erfährt zahlreiche Veränderungen. In den letzten Jahren wurden neue raffinierte und vornehme Lokale eröffnet. Dem Gast bietet sich eine große Auswahl an Restaurants, die indische, koreanische, französische oder eine andere Küche anbieten. Die chinesische Küche der Stadt bildet hier keine Ausnahme.

Ein Wiederaufleben des Shanghai Chic der 1930er Jahre brachte viele elegante, moderne Lokale mit sich, die Hausmannskost aus Shanghai servieren. Des Weiteren gibt es zahlreiche kantonesische Restaurants, die durchaus mit jenen in Hongkong konkurrieren können und ausgezeichnetes Essen in stilvoller Umgebung bieten.

Die Shanghai-Küche beinhaltet viel frischen Fisch, Schalen- und Krustentiere. Charakteristisch ist eine Kochtechnik, die heute in ganz China praktiziert wird: das Rotkochen. Aus einer dunklen Soja-Sauce und Reiswein wird ein Fond bereitet, in dem das Gargut (Fisch, Fleisch oder Geflügel) mehrere Stunden köchelt. Ein klassischer Begleiter zu allen Mahlzeiten ist Reis. Spezialitäten aus Shanghai sind zum Beispiel "Shanghai Crab" (knusprig gebratene Garnelen), Aal in Öl, "Tausendjährige Eier" (schwarze Eier, Föhrenblüteneier), Rindfleisch "Quilin Ganshao Niu", raffiniert gewürzt und angerichtet, die "Acht-Juwelen"-Cilipaste, Krabben mit Seegurken und der geröstete Mandarinfisch.

Empfehlenswert sind auch Shanghai-Ravioli, mit Schweinefleisch gefüllt und zuletzt grilliert, damit das weiche Innere mit dem knackigen Boden kontrastiert sowie Karpfen-Schwanz "Qingyu Shuaishui", Caotou-Gemüse "Shengbian Caotou", Kieferkern mit Maiskolben "Songren Yumi", Reisklöße mit süßer Füllung "Gedan Yuanzi", Reismehl-Gebäck "Canglangting Sijigao", Bootskuchen "Lübolang Chuandian" und in Bambus- oder Schilfblätter eingewickelte Reisklöße "Qiaojiapeng Zongzi".

Einkaufen

Nanjing-Straße

Vom Bund führen die Hauptgeschäftsstraßen der Stadt nach Westen durch das Zentrum Shanghais, darunter auch eine der beiden großen Einkaufsstraßen, die Nanjing-Straße (Nanjing Lu), begleitet von zwei wichtigen, parallel dazu verlaufenden Verkehrsadern, der Fuzhou-Straße und der Yan'an-Straße. Zu Zeiten der ausländischen Konzessionen galt die Nanjing-Straße als eine Mischung aus Broadway und Oxford Street, und selbst nach 1949 behauptete sie sich als ein Mittelpunkt des Theaters und Kinos und blieb eine der belebtesten Einkaufsstraßen der Welt.

Grelles Neonlicht und eindrucksvolle Schaufenster mit Luxusartikeln und Waren aus dem Ausland beherrschen wie eh und je den östlichen Abschnitt, die Nanjing Dong-Straße. Wie keine andere Straße auf dem chinesischen Festland ähnelt sie mit ihren vielen Restaurants, Boutiquen, Kinos, Hotels und vor allem riesigen Kaufhäusern dem Zentrum Hongkongs. Vor 1949 gab es dort und auch in der Fuzhou-Straße zahlreiche Teehäuser, die gleichzeitig als exklusivste Bordelle der Stadt fungierten. Geisha-ähnliche shuyu (singende und Geschichten erzählende Mädchen) gingen von Teehaus zu Teehaus, um Szenen klassischer Theaterstücke und Opern aufzuführen und Gäste zu bewirten.

Nordöstlich des Volksparks steht an der kreisrunden Straßenüberführung an der Kreuzung Nanjing und Xizang-Straße das prachtvollste Kaufhaus der Gegend, das altehrwürdige "Kaufhaus Nr. 1", das frühere Kaufhaus Sun. Dieser größte Konsumtempel des Landes wird täglich von 100.000 Chinesen besucht, viele davon kommen vom Land und wagen sich das erste Mal nach Shanghai.

Regelmäßige Veranstaltungen

Formel 1-Rennstrecke in Anting
Blick auf Shanghai

In Shanghai finden das ganze Jahr über zahlreiche Veranstaltungen und Festivitäten statt. Die meisten der chinesischen Feiertage und Feste richten sich nach dem beweglichen Mondkalender. Deshalb weichen im westlichen Kalender die Daten in jedem Jahr um bis zu mehrere Wochen voneinander ab.

Das im Frühjahr jeden Jahres stattfindende Tempelfest in Longhua Old Town hat eine über dreihundertjährige Tradition. Nach einer Legende wurde der Lachende Buddha unter einem Longhuabaum geboren. Er verkündete dort die Lehre des Buddhismus und heilte Menschen. Daraus entstand später das Tempelfest. Weitere Feste und Veranstaltungen im Frühjahr sind das Pfirsichfest in Nan Hui, das Shanghai International Fashion Festival, das Shanghai International Music Festival sowie das Shanghai International Tea Culture Festival. Letztere Veranstaltung ist der Kultur des Teetrinkens gewidmet.

Beim Drachenbootfest im Juni - am fünften Tag des fünften Monats nach dem Mondkalender - wird an den chinesischen Nationalhelden Qu Yuan erinnert, der sich im 3. Jahrhundert n. Chr. aus Protest gegen ein korruptes Herrscherhaus im Fluss ertränkte. Nach einer Legende versuchten die Menschen die Fische vom Verzehr seines Körpers abzuhalten, indem sie in Bambusblätter gehüllte Reisklöße ins Wasser warfen und die Fische durch lautes Trommeln zu verjagen versuchten. Während Wettfahrten beim Drachenbootfest jagen heute angefeuert vom Schlag der Trommeln die Mannschaften in ihren schmalen Booten über das Wasser. Am Feiertag wird natürlich in Bambusblätter eingewickelter Reis gegessen.

Zwei weitere Veranstaltungen im Juni sind das Shanghai International Film Festival und das Shanghai International TV Festival. Der Große Preis von China im Formel 1-Rennsport (The Sinopec Formula One Car Race) findet im September in Anting, 30 Kilometer nordwestlich von Shanghai, statt. Am 1. Oktober jeden Jahres gedenken die Bewohner Shanghais mit dem Nationalfeiertag der Gründung der Volksrepublik China. Meistens Anfang Oktober - am 15. Tag des achten Mondes – wird das Mondfest veranstaltet (auch Herbstfest genannt). Nach alter Tradition beobachten die Einwohner der Stadt an diesem Abend den Vollmond und beschenken sich mit "Mondkuchen", einem mit Eigelb, Bohnenpaste, Zucker und vielen anderen Köstlichkeiten gefüllten Gebäck.

Im Herbst finden des Weiteren das Shanghai Sweet-Osmanthus Festival, das Shanghai International Fireworks Festival, das Shanghai Oranges Festival und das Shanghai International Tourist Festival statt, im November das Shanghai International Art Festival und im Dezember jeden Jahres wird der Shanghai International Marathon ausgetragen.

Filme

Shanghai Peace Hotel

Die ersten bewegten Bilder in China wurden 1896 im Rahmen einer "Teehaus-Varietéshow" in Shanghai vorgestellt und auch das erste Kino des Landes eröffnete dort im Jahre 1908. In den 1930er Jahren spielte das Kino in der Form, wie wir es heute kennen, bereits eine wichtige Rolle im kulturellen Leben Shanghais. Durch die große Anzahl ausländischer Einwohner wurden jedoch hauptsächlich westliche Filme gezeigt, mindestens 80 Prozent stammten aus Hollywood.

Unter den wenigen wichtigen Studios, die es in den 1920er und 1930er Jahren in Shanghai gab, war das bekannteste wohl "Mingxing", dessen Filme im Gegensatz zu den Hollywood-Produktionen eine linksgerichtete und antiimperialistische Tendenz aufwiesen. Der Film Sister Flower (1933) erzählt die Geschichte von Zwillingsschwestern, die nach der Geburt getrennt wurden - eine der Schwestern lebt in Shanghai, die andere wohnt in ärmlichen Verhältnissen in einem Dorf. Im Verlauf der Wiederzusammenführung der Schwestern zeigt dieser Film die Unterschiede im Leben von Stadtbewohnern und Bauern auf.

Der Film des Studios "Lianhua" The Goddess (Shen nü - Die Göttliche, 1934) von Wu Yonggang erzählt von einer in Shanghai arbeitenden Prostituierten, die im Rahmen aller Vorurteile jener Zeit für die Ausbildung ihres Sohnes kämpft. Die unglaublich glamouröse Prostituierte wurde von Ruan Lingyu verkörpert, die oftmals als "Chinas Greta Garbo" genannt wurde.

Nach der japanischen Besetzung Shanghais und weiter Gebiete Chinas im Jahre 1937 mussten "subversive" Studios wie Mingxing und Lianhua unverzüglich schließen, einige talentierte Filmemacher konnten ins Landesinnere fliehen und ihre Arbeit fortsetzen. Die Kriegserlebnisse brachten die Filmproduzenten ihrem künftigen Publikum, den chinesischen Massen, näher. Es entstand Chinas großes Kriegsepos Spring River Flows East (Yi jiang Chunshui Xiang Dong Liu, 1947) unter der Regie von Cai Chusheng und Zheng Junli . Die Geschichte überspannt die gesamte Dauer des Antijapanischen Krieges und die ersten Jahre des folgenden Bürgerkrieges vor dem Hintergrund des Alltags einer Familie, die in die Konflikte hineingezogen wird. Die in schlichter Armut lebende Heldin steht in Kontrast zu ihrem Ehemann, der sie verlassen hat, um ein dekadentes Dasein in Shanghai zu führen.

Häusermeer von Shanghai

Die von einem ganzen Jahrzehnt des Krieges gepeinigten Chinesen betrachteten diesen Film als authentische und repräsentative Darstellung einer Leidensphase, die die ganze Nation durchlitten hatte. Über 750.000 Menschen strömten zu den Uraufführungen - eine gewaltige Zahl angesichts der Tatsache, dass sich das Land noch im Kriegszustand befand.

Nach der kommunistischen Machtübernahme 1949 waren die Tage der privaten Shanghaier Studios gezählt, obwohl sie in den ersten Jahren nach 1949 noch einige Filme produzieren konnten. Die meisten der ambionierten Filmemacher Chinas - und mit ihnen große Geldsummen - flüchteten nach Hongkong, während die Filmstadt Shanghai immer mehr der Kontrolle des Staates unterzogen wurde und rasch an internationaler Bedeutung verlor.

Seit den 1980er Jahren sind zahlreiche Filme über Shanghai entstanden, zu den wichtigsten gehören unter anderem Empire of the Sun (Das Reich der Sonne, 1987) von Steven Spielberg, Shanghai Triad (Yao a yao yao dao waipo qiao - Shanghai Serenade, 1995) von Zhang Yimou, Eighteen Springs (Ban sheng yuan, 1998) von Ann Hui On-wah, Flowers of Shanghai (Hai shang hua, 1998) von Hou Hsiao-Hsien, Suzhou River (Suzhou he, 2000) von Ye Lou, Code 46 (2003) von Michael Winterbottom, Purple Butterfly (Zihudie, 2003) von Ye Lou sowie Kung Fu Hustle (Gong Fu, 2004) von und mit Stephen Chow.

Wirtschaft und Infrastruktur

Nanjing-Straße bei Nacht
Blick auf Pudong

Die Stadt ist seit langem eines der führenden Zentren der Textilherstellung in der Volksrepublik China. Weitere bedeutende Produktionszweige sind unter anderem die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Fahrzeugen (vor allem Schiffe), Maschinen, Stahl, Papier und Druckereierzeugnissen. Darüber hinaus werden in großem Umfang elektrotechnische und elektronische Anlagen und Geräte wie zum Beispiel Computer, Radios und Kameras angefertigt. In Shanghai findet auch die Weltausstellung (Expo) 2010 statt.

Mit Beginn der chinesischen Wirtschaftsreformen Anfang der 1980er Jahre wurde Shanghai zunächst von den südlichen Provinzen, wie zum Beispiel Guangdong überflügelt. Mit Beginn der 1990er Jahre ist von der chinesischen Regierung unter Jiang Zemin heftig in Shanghai investiert worden, mit dem Ziel ein neues Wirtschaftszentrum in Ostasien zu gründen.

Shanghai und Hongkong sind Rivalen um den Rang der größten Wirtschaftsmetropole in China. Hongkong hat hier den Vorteil der längeren Erfahrung, besonders im Bankwesen. Shanghai hat engere Verbindungen zum chinesischen Hinterland und zur Zentralregierung in Peking. Gleichzeitig steht in Shanghai mehr Raum für Neuinvestitionen zur Verfügung, während in Hongkong der Platz eher begrenzt ist.

1990 wurde in Shanghai die Shanghai Stock Exchange gegründet, sie stellt heute die wichtigste Börse auf dem chinesischen Festland dar. Seit 1991 ist das Wirtschaftswachstum in Shanghai zweistellig. Damit ist die Stadt die einzige Region in China, die dies erreicht. Das jährliche Wirtschaftswachstum in Shanghai beträgt zurzeit etwa zwölf Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2004 betrug 89,76 Milliarden US-Dollar. Das BIP pro Kopf lag bei über 6.000 US-Dollar und war nach Hongkong und Macao das dritthöchste des Landes.

1984 wurde in Anting von Volkswagen als Joint-Venture die erste Autofabrik mit „westlichen“ Fahrzeugen gebaut. Shanghai Volkswagen hatte einen Marktanteil von circa 60 Prozent in China, der aufgrund zunehmender Konkurrenz stetig sinkt. Die hohen Importzölle auf Autos aus dem Ausland machen diese jedoch noch teurer. Nach dem WTO-Beitritt der Volksrepublik China anlässlich der APEC-Konferenz 2001 wurden stufenweise die Importzölle gesenkt.

Als Zentrum riesiger Ölraffinerien, Chemiefrabriken und Schmelzhütten hat Shanghai unter großer Umweltverschmutzung in Form schwefelhaltiger Rauchwolken zu leiden, die die Betriebe unablässig ausstoßen. Ungefähr vier Millionen Tonnen ungefilterter Industrie- und Haushaltsabwässer ergießen sich täglich in den Huangpu, die wichtigste Trinkwasserquelle der Stadt, und der Suzhou-Kanal ist nur noch eine schwarze, übelriechende Kloake. Ein Problem ist auch die Arbeitslosigkeit, die in Shanghai höher als in anderen Großstädten des Landes ist.

Verkehr

Fernverkehr

Der Transrapid in Shanghai

Die Stadt verdankt einen überwiegenden Teil seiner wirtschaftlichen Bedeutung den ausgezeichneten Verkehrsverbindungen. Shanghai ist wichtigster Eisenbahnknotenpunkt mit guten Verbindungen in den Norden und in den Süden des Landes. Der Hauptbahnhof liegt nördlich des Suzhou-Kanals. Weit ab im Nordwesten der Stadt befindet sich der Westbahnhof von Shanghai, an dem einige Fernzüge ihren Zielbahnhof erreichen, darunter der Zug aus der Inneren Mongolei. Der Hafen hat eine Verbindung zum Kaiserkanal und ist Umschlagplatz für den Großteil des chinesischen Außenhandels sowie den Küstenhandel. Die Stadt durchzieht ein dichtes Kanalnetz.

Der neue, 1999 am Nationalfeiertag eingeweihte, Flughafen Shanghai Pudong International liegt 45 Kilometer östlich der Stadt an der Mündung des Jangtse. Über ihn werden fast alle internationalen Flüge abgewickelt. Der alte und wesentlich kleinere Flughafen Hongqiao liegt 15 Kilometer westlich der Stadt und bleibt für Inlandsflüge geöffnet. Am 31. Dezember 2002 startete der in Kooperation mit Deutschland gebaute Transrapid (eine Magnetschwebebahn) seine Jungfernfahrt zum Flughafen. Die Baukosten betrugen etwa 1,2 Milliarden Euro. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 430 km/h. Pudong und der alte Flughafen Hongqiao werden beide von der Shanghai Airport Group betrieben.

Die Jangtse-Boote und Küstenschiffe von und nach Ningbo, Wenzhou sowie vom Putuo Shan passieren den Bund auf ihrem Weg zum und vom Shiliupu-Pier im Süden. Die Küstenschiffe von und nach Qingdao, Dalian und Fuzhou nutzen den Gongping-Lu-Pier, der vom Bund in nordöstlicher Richtung liegt. Die Schiffe aus Japan und Südkorea legen am internationalen Passagierterminal, östlich des Pujiang Hotel, an.

Nahverkehr

Eingang zu einer U-Bahn-Haltestelle

Angesichts der Zunahme der Bevölkerung und der intensiveren wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt wurden zu Beginn der 1990er Jahre umfangreiche Bauarbeiten eingeleitet. Im Rahmen dieser Arbeiten sind unter anderem eine sechsspurige Hochautobahn und neue Brücken gebaut worden. Am 10. April 1995 wurde der erste, 16,1 Kilometer lange Abschnitt der U-Bahn Shanghai eingeweiht. Bis 2020 ist ein Ausbau des Netzes auf 300 Kilometer Länge geplant.

Ebenfalls im Aufbau ist ein Straßenbahnnetz mit einer Länge von 120 Kilometern. In Shanghai befindet sich auch das älteste durchgehend in Betrieb befindliche Trolleybusnetz der Erde, gleichzeitig eines der größten in China. Es wurde am 15. November 1914 eröffnet. Die überall verkehrenden Stadtbusse sind überfüllt, vor allem im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr. Sie kommen angesichts der verstopften Straßen nur extrem langsam voran und nur wenige Linienstrecken führen durch die ganze Stadt.

Am 8. Juni 2003 begann man mit dem Bau der mit 36 Kilometer Länge längsten Brücke der Welt im Süden der Stadt. Das Investitionsvolumen beträgt 11,8 Milliarden Renminbi Yuan, entsprechend 1,42 Milliarden US-Dollar. Die sechsspurige Brücke wird nach ihrer Fertigstellung im Jahre 2008 die Hangzhou-Bucht überspannen und Shanghai mit Ningbo (宁波) in der Provinz Zhejiang verbinden. Die Öffnung für den Verkehr ist für 2009 geplant.

Bildung

Neben der im Jahre 1896 eröffneten Jiaotong-Universität (上海交通大学), der Fudan-Universität (复旦大学), der Tongji-Universität (同济大学), der Donghua-Universität (东华大学) und der Shanghai International Studies University (上海外国语大学) gibt es in Shanghai mehrere Fach- und Hochschulen sowie zahlreiche Bibliotheken.

Die Fudan-Universität ist eine der führenden Universitäten in der Volksrepublik China. Sie wurde 1905 als Fudan Public School gegründet. Den Namen "Fudan" erhielt sie von dem renommierten Historiker Ma Xiangbo nach einem Zitat aus den konfuzianischen Klassikern. 1917 wurde sie in eine Privatschule umgewandelt. Zu Beginn des Antijapanischen Krieges im Jahre 1937 wurde sie nach Chongqing im Landesinneren verlegt, 1941 zur Fudan-Universität ernannt und 1946 wieder zurück nach Shanghai verlegt.

Die Tongji-Universität ist eine der renommiertesten Universitäten des Landes. Sie wurde 1907 als deutsche Medizinschule von dem Arzt Erich Paulun gegründet. Der Name Tongji, der ihr 1912 bei der Erweiterung um technische Studiengänge gegeben wurde, leitet sich von der chinesischen Wendung tongji hua chuan (= zusammen ein Boot rudern) her. 1923 wurde sie zur Universität und 1937 wegen des Krieges zunächst in die Provinz Zhejiang ausgelagert. Als die Front näher rückte zog sie um in die Provinz Jiangxi, dann nach Yunnan und später sogar nach Sichuan. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde sie 1946 wieder zurück nach Shanghai verlegt.

Die Shanghai International Studies University (SHISU; Shanghaier Fremdsprachenuniversität) ist eine Schwerpunkthochschule des Landes. Sie ist aus dem Fremdspracheninstitut Shangai hervor gegangen, das 1949 gegründet wurde. Seit 1983 pflegt die Hochschule eine rege Kooperation mit der Universität Heidelberg. Seit 2002 gibt es einen Studiengang Deutsch/Wirtschaft, der gemeinsam mit der Universität Bayreuth konzipiert wurde.

Panorama vom "Bund" bei Nacht, aufgenommen von Pudong

Persönlichkeiten

Shanghai war Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Die bekanntesten sind unter anderem die Politiker Hu Jintao und Li Peng, die Schriftstellerinnen Zhang Ailing, Zhou Wei Hui und Ingrid Noll, der Schriftsteller James Graham Ballard, der Biochemiker Edmond Henri Fischer, der Maler Yan Pei Ming, die Schauspielerin Joan Chen, der Bühnenschauspieler Gert Voss, die Regisseure Wong Kar-wai und Terence Young sowie der Gründungsvater der Videotheken George Atkinson.

Sonstiges

Shanghai in chinesischer Schrift:
Die Silben bedeuten shang und hai

Der Name „Shanghai“ bedeutet etwa „Stadt hin zum Meer“ oder "in See stechen". Der Kurzname für Shanghai ist „Hu“ (nach einem im 3. Jahrhundert verwendeten Fischereigerät), dies wird auch an Autokennzeichen verwendet.

Das Zeichen „hu“:
Das Zeichen hu

Der lokale Dialekt (Shanghaiisch) ist eine der Varianten des ostchinesischen Wu-Dialektes 吴.

Nach der Stadt wurde das gewaltsame Anwerben von Seeleuten schanghaien genannt.

Literatur

  • Zhi Hao Chu: Die moderne chinesische Architektur im Spannungsfeld zwischen eigener Tradition und fremden Kulturen: Aufgezeigt am Beispiel der Wohnkultur in der Stadt Shanghai, Verlag Peter Lang Frankfurt, 2003, ISBN 3631504373
  • Oliver Corff: Die Sprachgemeinschaft von Shanghai, Bochum: Brockmeyer, 1994, ISBN 3819602151
  • Astrid Freyeisen: Shanghai und die Politik des Dritten Reiches, Königshausen und Neumann, 2000, ISBN 3826016904
  • Jian-Xin Li: Gewässerschutz in Shanghai, Technische Universität Berlin, 1997, ISBN 3798317402
  • Jürgen Osterhammel: Shanghai, 30. Mai 1925. Die chinesische Revolution., Dtv, 1997, ISBN 3423306041
  • Steffi Schmitt: Shanghai-Promenade. Spaziergänge zwischen den Zeiten, vvb Lauferweiler, 2003, ISBN 3-89687-384-9
  • Wilfried Seywald: Journalisten im Shanghaier Exil 1939-1949. Deutschsprachiger Exiljournalismus in Shanghai, Wien: Neugebauer, 1987, ISBN 3853760511
  • Bindong Sun: Institutionen und regionales Wirtschaftswachstum am Beipiel Shanghai, Technische Universität Berlin, 2004, ISBN 3798319421
  • Christian Theisen: Shanghai - Wirtschaftszentrum im 21.Jahrhundert. BoD, 2001. ISBN 3-8311-1481-1
  • Andrew Humphreys (Hrsg.): Shanghai, Time Out City Guide (engl.). London, 2004. ISBN 1-904978-22-3

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