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Orgel der Christuskirche (Norden)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Rohlfs-Orgel in Norden (Niedersachsen)

Die zweitälteste Norder Orgel befindet sich in der Evangelisch-Freikirchlichen Christuskirche (Baptistengemeinde) an der Osterstraße.

Dokumentation

Disposition der Orgel

       Hauptwerk:    seit 1959:	seit 1994/1998:	
       Rohrflöte	8'		Rohrflöte	8'

Praestant 4' Principal 4' Waldflöte 2'*) Nasat 3' Terzian 2fach Octav 2' Mixtur 3fach Mixtur 3fach

Oberwerk: Gedakt 8'*) Gedact 8' *) Rohrflöte 4'*) Rohrfloet 4' *) Oktav 2' Waldfloet 2' *) Glöcklein 1' Quint 1 1/3'

Pedal: Subbaß 16' Subbaß 16' Oktavbaß 8' Oktavbaß 8'

Koppeln: M.K. = Hauptwerk/Oberwerk P.K. = Pedal/Hauptwerk

*) aus 1796 - 1799 stammende Rohlfs-Register

Historie der Orgel

  • 1796 / 1797: 87 jugendliche Mitglieder der Norder Mennoniten-Gemeinde schenken ihrer eigenen Gemeinde eine Orgel. Der Bauleiter, Heere Dirks Stroman, läßt das Werk von Rohlfs/Esens für 400 Reichsthaler erbauen.

Die Orgel besitzt ein Klavier und hat ein angehängtes Pedal.

  • 1889: Die Mennoniten-Gemeinde ist mit dem Klang der Orgel nicht voll zufrieden. Orgelbauer Diepenbrock, Norden, baut 1890 ein Register Principal 8' ein. Am 6. November 1890 wird die erweiterete Orgel begutachtet: "es ist zu vollster Zufriedenheit ausgeführt".
  • 1900: Durch Orgelbauer Wilhelm Bruns erstellt wird ein neues Gutachten erstellt. Hieraus geht hervor, dass einige Register "erneuerungsbedürftig"

sind. Außerdem wird das "angehängte Pedal" und das Fehlen einer zweiten Klaviatur beanstandet. Die Mennoniten-Gemeinde trennt sich sich von ihrer Rohlfs-Orgel und verkauft sie für 450 Goldmark an die Norder Baptistengemeinde.

  • 1914 - 1918: In diesen Jahren müssen die meisten Zinnpfeifen für Rüstungszwecken abgeliefert werden. Die Gemeinde erhält dafür 571,72 Reichsmark. Die Prospekt-Pfeifen Praestant 4') werden später durch sehr hart klingende Zinkblech-Pfeifen ersetzt.
  • 1948 / 1949: Orgellbauer Puchar baut das bislang angehängte Pedal "freispielend" um.
  • 1958 / 1959: Die Orgelfirma Führer, Wilhelmshaven, überholt die Orgel. Hierbei werden die schon 1900 ausgesprochenen Beanstandungen(fehlendes 2. Manual, fehlender Pedalbaß) behoben. Das Orgelgehäuse mit dem vorn in der Mitte befindlichen Spieltisch blieb im Wesentlichen unverändert. Das nunmehr untere mit Knochen belegte Manual bleibt erhalten. Auch die Windlade (Schleiflade) stammt noch vom ersten Erbauer. Bei dem Umbau wird sie lediglich geteilt und erhält einen zweiten, vorne liegenden Ventilkasten für das obere Manual. Der Tonumfang ist C - d3. Bei diesen Umbaumaßmahmen werden für die damalige Zeit zum Teil moderne (Kunststoff-)Bauteile verwendet. Dieses hat sich nicht bewährt, weil Kunststoffe mit den Jahren doch altern und schrumpfen. Hierdurch wurde die Spielart unangenehm zäh, durch Windverlust in den Zuführungen geriet der Klang kraftlos und ohne Glanz.
  • 1994: Durch Orgelbauer Bartelt Immer, Norden, erfolgt eine Generalüberholung der technischen Anlage der Orgel. Das Instrument wird vollständig in seiner Werkstatt restauriert. Hierbei wird die Windlade total zerlegt und entsprechend repariert. Die Gehäuseteile wurden abgebeizt und erhalten die ursprüngliche weiße Farbgebung wie die Veehusener Rohlfs-Orgel von1801. Die bisher auf beide Werke verteilten Rohlfs-Register werden im Oberwerk vereinigt; aus Glöcklein 1' wird Quint 1 1/3'. Der Austausch des Registers Praestant (Zinkpfeifen) gegen Principal 4' entsprechend der von Rohlfs bekannten Ausfürung wird allerdings aus finanziellen Grüden auf 1998 verschoben. Die Gesamtstimmung ist auf "Alte Stimmung" gelegt, die unterschiedliche Halbtonabstände beinhaltet (E-Dur = vier Kreuze nur mit Vorsicht spielbar). Die absolute Tonhöhe ist mit a = 440 Hertz angegeben.
  • 1998 erfolgt die Rekonstruktion der fehlenden Rohlfs'schen Register: Principal 4' aus Bleipfeifen ( nur 28 % Zinngehalt) mit Rundlabien; im Prospekt sind diese Pfeifen mit Zinnfolie belegt. - Nasat 3' (zur Mündung sich konisch verjüngend) und Mixtur 3fach. Da Rohlfs immer die gleichen Mensuren bei 4'-Orgeln verwendete, konnten die Register seiner Orgel in Veenhusen gut kopiert werden. So bietet die Orgel im heutigen Zustand einen in sich geschlossenen Klangcharakter, den Rohlfs'schen Intentionen entsprechend.

Am 9. Mai 1998 konnte der 200jährige "Geburtstag" der Orgel gefeiert werden. Hierbei spielte Kantor Ruge, Organist an der großen Arp Schnitger-Orgel in Norden, das Instrument. Er hat durch seine Gutachten und Überwachung der Erhaltungsarbeiten wesentlich zum Erhalt dieser zweitältesten Orgel in Norden beigetragen.

Literatur

  • ten Doornkaat-Koolman, Mennonitengemeinde bis 1797
  • ten Doornkaat-Koolman, Mennonitengemeinden im 19. Jahrhundert
  • Popkes, Alte und neue Orgeln
  • Walter Kaufmann, Orgeln in Ostfriesland