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Sexualmoral

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Sexualmoral ist die Gesamtheit der Anschauungen und Wertvorstellungen im Bereich der Sexualität bezogen auf eine Gesellschaft oder eine Kultur. Soziale Normen, die aus diesen Vorstellungen resultieren, regeln das sexuelle Miteinander der Menschen. Die Sexualmoral unterliegt dabei dem Wandel der vorherrschenden weltanschaulichen Denkmuster und Traditionen, aus denen sie sich speist.

Es gibt einige sexuelle Normen, die kultur- und gesellschaftsübergreifend weitgehend übereinstimmend Geltung finden, also universelle Normen sind:

  • Geschlechtsverkehr geschieht im Privaten.
  • Vergewaltigung ist geächtet.
  • Inzest zwischen Eltern und Kindern sowie unter Geschwistern ist tabuisiert.

Diese Normen werden manchmal unter speziellen Riten (Religion) oder gegenüber Menschen, die nicht als Teil der Gesellschaft angesehen werden (Geächtete, Kriegsgegner), aufgehoben.

Daneben gibt es kulturspezifische Normen im Bereich des Sexuellen:

Sexualmoral in Europa

Im europäischen Raum hat die Sexualmoral der katholischen, später auch anderer christlicher Kirchen weite Bereiche des Zusammenlebens über Jahrhunderte dominiert. Sexualität war mit einem Tabu belegt und wurde so dem öffentlichen Diskurs und der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend entzogen. Lediglich Heterosexualität, ausgelebt zum Zwecke der Zeugung und Fortpflanzung und eingebunden in die Institution der christlichen Ehe wurde moralisch befürwortet und wurde gefördert.

Die fortschreitende Säkularisierung der westlichen Welt gebietet der Dominanz der Kirchen immer mehr Einhalt. Sexuelle Identitäten und Verhaltensweisen, die einst abgelehnt wurden, finden jetzt zunehmend Akzeptanz:

Derartige Veränderungen in der gesellschaftlichen Moral bis hin zur sexuellen Revolution lassen jedoch nicht darüber hinweg sehen, daß die Tabuisierung des Sexuellen oft noch heute wirksam ist. Ein Indiz hierfür sind der öffentlich "zelebrierte" sexuelle Tabubruch in westlichen Massenmedien, wie dem Fernsehen. Typisches Phänomen des Umbruchs im Wertesystem ist auch die Doppelmoral, also das Auseinanderklaffen der allgemein eingeforderten Normen und Werte und der Abweichung davon, die im nichtöffentlichen Raum toleriert wird.

Generell gibt es drei moralische 'Mindestregeln' für die Sexualität, die in weiten Bereichen westlicher Gesellschaften toleriert bzw. akzeptiert sind:

  • Die sexuellen Handlungen werden von den Sexualpartnern einvernehmlich vorgenommen, d.h. jeder Partner stimmt diesen Handlungen in vollem Bewusstsein über die Konsequenzen und in freier Entscheidung (d.h. ohne Zwang) zu Konsensualität.
  • Durch die sexuelle Betätigung sollten keine ungewollten bleibenden körperlichen oder seelischen Schäden hervorgerufen werden.
  • Durch die sexuelle Betätigung sollten nur dann Kinder gezeugt werden, wenn man für sie die Verantwortung bis zur Selbständigkeit zu übernehmen im Stande ist.

Einstellungen zur Sexualität wandeln sich. Einstige Tabus wurden aufgebrochen. In vielen Kulturen der Welt dient Sexualität heute in erster Linie der Befriedigung. Ein Mensch mit einem zufriedenstellenden Sexualleben steigert nach dieser Auffassung seine Lebensqualität.

Sexualmoral in anderen Kulturen

In einem Teil der Kulturen und Gesellschaften offeriert die allgemein anerkannte Sexualmoral einen offeneren Umgang mit Sexualität, in anderen ist sie dagen noch deutlich strenger als im Europäischen Raum.

So gibt es normative Unterschiede, beispielsweise auch zu folgenden Teilaspekten:

  • Existenz einer formalen Ehe, und damit einhergehend die Beurteilung von Ehebruch
  • Form der Ehe (Einehe, Polygamie, Polyamorie, Polyandrie)
  • Sexualität vor oder außerhalb der Ehe
  • Prostitution
  • Das Alter der Ehefähigkeit
  • Zeiten des Geschlechtsverkehrs
  • Ausführungen des Geschlechtsverkehrs

Im westlichen Kulturkreis, wie auch in vielen anderen sind allgemein nicht akzeptiert:

Sexuelle Handlungen gegen den Willen eines Beteiligten (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung) sind in den meisten Gesellschaften und Kulturen geächtet, mit einem Tabu belegt oder strafrechtlich verfolgt. Gleiches gilt für sexuelle Handlungen mit nicht einwilligungsfähigen Partnern wie mit Tieren (siehe Zoophilie, Sodomie), Kindern (sexueller Missbrauch von Kindern).

Es gibt immer Gesellschaften, in denen derartige Verhaltensweisen, etwa die Vergewaltigung von Frauen aus niederen Schichten durch Männer aus höheren Schichten geduldet wird oder straflos erfolgen kann. In Deutschland und Europa gab es in der Vergangenheit das Recht der ersten Nacht des jeweiligen Landesfürsten nach der Hochzeit, was in dieser Allgemeinheit nur mit Gewalt durchsetzbar war.

Siehe auch: Obszönität, Zensur