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Alfred Liebig

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Alfred Liebig (* 12. Juli 1878 in Zittau; † 11. Februar 1952 in Leipzig) war ein deutscher Architekt, der vom Historismus kommend den Weg zur Neuen Sachlichkeit und zum Art Déco fand und dessen Hauptwerk das von 1927 bis 1929 errichtete Messehaus „Petershof“ in Leipzig ist.

Wirken

Liebig, zu dessen Lehrern Paul Wallot zählte, studierte an der Kunstakademie Dresden und an der Technischen Hochschule Dresden. Er ließ sich in Leipzig nieder und entwarf Hotels, Villen, Geschäftshäuser und Theatergebäude. 1907 wurde er mit dem Großen Sächsischen Preis für Architektur ausgezeichnet.

Die wirtschaftlich schwierige Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ermöglichte Alfred Liebig nur die Ausführung von wenigen Entwürfen. So blieb das 1927/1929 errichtete Messehaus „Petershof“ in der Petersstraße 20 sein Hauptwerk. Bereits 1914 legte Liebig dem Bauherrn, Generalkonsul Dr. Petermann, einen Entwurf vor, der jedoch infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht zur Ausführung kam. Nachdem Mitte der 1920er Jahre die Petershof AG einen Wettbewerb für den Neubau eines Messehauses ausschrieb, dessen Finanzierung aufgrund des Dawes-Planes mit einem US-amerikanischen Kredit in Höhe von zwei Millionen Dollar gesichert war, konnte Alfred Liebig unter 50 Leipziger und drei auswärtigen Konkurrenten den ersten und dritten Platz für seine Entwürfe erringen.

Allerdings zeigte der preisgekrönte Entwurf Liebigs eine Fassadengestaltung mit streng vertikaler Pfeilergliederung und hochhausartig überhöhtem Mittelteil. Das Leipziger Hochbauamt verweigerte dieser mutigen Gestaltung die Zustimmung, ebenso wurde der Bau einer die Petersstraße mit der Burgstraße verbindenden Passage nicht genehmigt. Keine Einschränkungen wurden Liebig dagegen bei der Bauausführung der monumentalen Lichthofhalle auferlegt, wo er sein architektonisches Können voll entfaltete. Im Petershof wurden vor und nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem die Messeneuheiten der Spielzeug- und Modelleisenbahnhersteller vorgestellt.

Weitere interessante und auch heute noch modern anmutende Entwürfe lieferte Liebig bei den Wettbewerben für die Errichtung des Bankhauses Kroch in Leipzig (1926), für ein Versicherungshochhaus in Leipzig (1928) und für das Büro- und Geschäftshaus Handelshof in Gera. Der Leipziger Architekt überzeugte zwar mit einer am Neuen Bauen angelehnten Innenraumausstattung, musste am Ende jedoch seinen Mitbewerbern die Bauausführung überlassen.

Alfred Liebig wechselte zum Wohnungsbau und beteiligte sich bei Entwürfen von Wohnhausensembles in den Leipziger Stadtteilen Wahren, Eutritzsch und Leutzsch.

Liebig musste während der Zeit des Nationalsozialismus den Abbau des den Petershof zierenden siebenköpfigen Figurenensembles ertragen, da eine der Figuren den jüdischen Bankier Hans Kroch darstellte. Die Restaurierung des Petershofes in den 1990er Jahren orientierte sich an den Entwürfen Liebigs und das Figurenensemble wurde wieder angebracht. Die Figur mit dem Winkelmaß soll den Architekten Alfred Liebig darstellen.

In den Jahren 2004 und 2005 wurde der Petershof erneut umgebaut. Dabei wurden bis auf die Fassade zur Petersstraße, den Lichthof und das runde Treppenhaus alle Gebäudeteile abgerissen und in die Gebäudefragmente ein dreistöckiges Kaufhaus gebaut, das derzeit (Stand Januar 2012) von einem Bekleidungshandelsunternehmen genutzt wird.

Bauten und Entwürfe (Auswahl)

  • 1912–1915: Umbau des (heutigen) Mittelsächsischen Theaters in Döbeln, Theaterstraße 7
  • 1913: Maschinenhalle für die Internationale Baufach-Ausstellung 1913 in Leipzig
  • 1914: Entwurf für das Messehaus „Petershof“ in Leipzig
  • 1926: Entwurf für das Bankhaus Kroch am Augustusplatz in Leipzig
Das Krochhochhaus wurde 1927/1928 nach den Entwürfen des Architekten German Bestelmeyer gebaut, es ist das erste Leipziger Hochhaus.
  • 1927: Hotelhalle in Seefeld in Tirol
  • 1927–1929: Messehaus „Petershof“ in Leipzig, Petersstraße 20 (in DDR-Zeiten mit Filmtheater „Capitol“)
  • 1928: Entwurf für das Versicherungsgebäude am Augustusplatz in Leipzig (heute Europahaus)
Ausgeführt wurde 1929 der Entwurf des Architekten Otto Paul Burghardt, das Gebäude ist als Europahaus bekannt.
  • 1928: Entwurf für den Handelshof in Gera
Das Gebäude wurde nach den Entwürfen eines anderen Architekten 1929 als erstes Hochhaus Geras ausgeführt.
  • um 1929: eigenes Wohnhaus, Marienbrunnenstraße 8b in Leipzig
Alfred Liebig wohnte und arbeitete in diesem Haus bis zu seinem Tod im Jahr 1952.
  • um 1929: Umbau der Treppenhalle der Leipziger Filiale der Sächsischen Bank in der Markgrafenstraße (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
  • um 1930: Wohnhausensembles in Leipzig-Wahren, Leipzig-Eutritzsch und Leipzig-Leutzsch
  • um 1935: Umbau des Restaurants „Thüringer Hof“ in Leipzig

Literatur

  • Wolfgang Hocquél (Hrsg.): Leipzig. VEB E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1983.
  • Wolfgang Hocquél: Leipzig. Baumeister und Bauten. Von der Romanik bis zur Gegenwart. Tourist Verlag, Berlin / Leipzig 1990, ISBN 3-350-00333-8.
  • Wolfgang Hocquél, Jill Luise Muessig: Art Déco in Leipzig. Schnell & Steiner, Regensburg 2007, ISBN 978-3-795418-52-6.