Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)
Die Demokratische Partei (Democratic Party, Democrats) ist neben der Republikanischen Partei eine der beiden großen Parteien in den USA. Ihr inoffizielles Wappentier ist der Esel, obwohl er im Gegensatz zum Elefanten der Republikaner nie offiziell als solches angenommen wurde. Die Parteifarbe der Demokraten ist Blau.
Entstehungsphase
Die Gründung der demokratischen Partei kann man auf die Entstehung einer Koalition um Jefferson im Kongress, um die Politik des damaligen Finanzministers zu unterlaufen, im Jahr 1792 zurückdatieren. Da aber die damaligen Gegner um Hamilton, die Federalists, im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts nicht mehr politisch aktiv waren und die Partei als einzige die sogenannte "Ära der guten Gefühle" dominierte, wird nicht nur Thomas Jefferson sondern auch Andrew Jackson als Gründervater der Partei geehrt. Die politischen Verbündeten von Jackson blieben in der bis 1844 noch Demokratisch-Republikanische Partei genannten Partei. Ihre Gegner organisierten sich als Whigs, und später (ab 1854) fanden sie bei den neugegründeten Republikanern eine politische Heimat.
Jackson vertrat in einer Traditionslinie mit Thomas Jefferson die Interessen der Menschen (insbesonders aus dem ländlichen Raum und dem ärmeren Teil der Bevölkerung, zunehmend auch von Einwanderern und Katholiken). Er stellte sich gegen eine Nationalbank und Protektionismus, und befürwortete die Bewilligung von Mitteln des Bundes für die Infrastruktur. Jackson gilt als ein früher Vertreter des Populismus sowie als erster amerikanischer Politiker, der eine Parteimaschinerie im modernen Sinne des Wortes aufbaute.
Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
Der Partei stand vor dem Bürgerkrieg über die Frage der Sklaverei eine große Zereißprobe bevor. In den Wahlen 1860 spaltete sie sich und schickte im Norden und im Süden unterschiedliche Kandidaten in das Rennen um die Präsidentschaft. Nach dem Ende des Bürgerkriegs, dominierten die Republikaner den Norden, und zunächst, weil viele, die mit der Confederacy zusammengearbeitet hatten, während der "Reconstruction" genannte militärische Besatzung der Südstaaten das Wahlrecht entzogen bekamen, auch Teile des Südens. Erst mit dem Ende der Reconstruction spielten die Demokraten wieder auf nationaler Ebene eine bedeutende Rolle, und ihre Machtbasition war hauptsächlich im Süden, aber auch in den Großstädten des Nordens, wo sie von Arbeitern, Einwanderern, und Katholiken Unterstützung bekam.
Aus der Populisten-Bewegung am Ende des Jahrhunderts nahm die Partei neue Ideen auf, und bekämpfte zunehmend die Industriekartelle und Eisenbahnbarone. Mit der Kandidatur 1896 von William Jennings Bryan vergößerte sich das "linke Profil" der Demokraten. In dieser Zeit straffte sie aber auch ihre Parteiorganisation und das Prinzip der "Bosse", und mußte sich viele Vorwürfe der Korruption gefallen lassen, für die die Parteimaschinerie der Tammany Hall in New York City als beispielhaft gilt.
Amerikanische Sozialdemokratie
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Reformer des Progressivismus in der Partei Einfluss zu gewinnen. Die Demokratische Partei setzte sich zunehmend für soziale Reformen in Form eines aufgeklärten Sozialliberalismus ein, z. B. die allgemeine Einkommensteuer, die Direktwahl des Senats, die Alkohol-Prohibition und das Frauenwahlrecht. Der demokratische Präsident Thomas Woodrow Wilson versuchte den Völkerbund, einen Vorläufer der UNO zu gründen. Der Völkerbund wurde gegründet, aber ausgerechnet die USA traten nicht bei, da dieser Plan keine Mehrheit im zunehmend isolationistischen Kongress fand.
Einen Höhepunkt dieser Reformen, die meist auch als Höhepunkt einer amerikanischen nichtmarxistischen Version der Sozialdemokratie gelten, war der New Deal unter Präsident Franklin D. Roosevelt. Ab etwa 1960 gewann auch die Bürgerrechtsbewegung an Einfluss; entsprechende politische Programme sorgten unter anderem dafür, dass Afro-Amerikaner bis heute die wohl stabilste Wählergruppe der Partei sind, gleichzeitig trugen sie aber auch dazu bei (zusammen mit dem wachsenden politischen Einfluß des christlichen Fundamentalismus), dass die Südstaaten innerhalb weniger Jahre vom geschlossen demokratischen zum geschlossen republikanischen Gebiet wurden. Während der National Convention (dem Bundesparteitag) der Demokraten vom 26. August bis 28. August 1968 in Chicago protestierten dort Studenten gegen die Beteiligung am Vietnamkrieg. Chicagos demokratischer Bürgermeister Richard J. Daley setzte auf eine sehr repressive Polizeitaktik, es kam zu tagelangen Straßenschlachten. Die Auseinandersetzungen waren ein blutiger Höhepunkt der amerikanischen 68er-Bewegung.
Seit den 1960er Jahren
Heute ist die Demokratische Partei eher fortschrittlich-liberal eingestellt als die Republikanische Partei. Der Rückhalt bei den weißen Arbeitern ist jedoch zunehmend im Schwinden begriffen.
Einige innerparteiliche Reformen seit den 1960er, die die innerparteiliche Demokratie stärken sollten – vor allem die gesteigerte Bedeutung von Vorwahlen gegenüber Parteitagen – haben dazu geführt, dass zunehmend (eher linke) Aktivisten gegenüber dem (eher gemäßigten) traditionellen Führungszirkel in der Partei den Ton angeben, was die Wählbarkeit der Demokraten insgesamt geschwächt hat.
Obwohl die Partei im Süden immer noch bedeutend konservativer ist als im Rest der USA, gilt der tiefe Süden heute bei Wahlen auf Bundesebene als republikanisches Stammland. Ausnahmen gibt nur in den Gemeinden, in denen Afro-Amerikaner oder Latinos die Mehrheit stellen (wobei letztere jedoch inzwischen beinahe zur Hälfte Republikanisch wählen), in einzelnen Hochburgen wie New Orleans, oder wenn – wie im Fall der Präsidenten Carter (1976) und Clinton (1992) – der Präsidentschaftskandidat selbst aus den Südstaaten stammt. Zu Bill Clintons Wahlsieg trug allerdings auch möglicherweise die Spaltung des konservativen Lagers durch den dritten Kandidaten Ross Perot bei, obwohl dieser ebenfalls Stimmen aus dem gegen die NAFTA eingestellten gewerkschaftlichen Milieu, das traditionell demokratisch wählt, abzog.
Mit dem Einschwenken der konservativen Südstaatler auf die Republikaner scheint es schwer, wieder eine bundespolitische Dominanz zu gewinnen. Insbesondere, da die zuvor sprichwörtlich rückständigen Südstaaten seit den 1960ern einen gewaltigen ökonomischen Modernisierungsprozess durchgemacht haben, der aber an der gesellschaftlichen Einstellung zu kulturellen Fragen wie Todesstrafe, Abtreibung, Homo-Ehe, oder Schulgebet wenig geändert hat. Der Südosten und Texas stellen zwei der dynamischsten Wachstumsregionen der USA einschließlich der damit verbundenen Einwanderung und Bevölkerungszunahme dar.
Dass die Demokraten heute vor allem in den bevölkerungsreicheren Staaten des Nordostens, der Großen Seen und der Pazifikküste ihre Hochburgen haben, während die meisten kleineren Staaten des Inlands von den Republikanern dominiert werden, hat durch das in den USA geltende Präsidentschaftswahlrecht den Effekt, dass die Demokraten für einen Wahlsieg tendenziell mehr Stimmen benötigen als die Republikaner. So verlor Al Gore 2000 gegen George W. Bush trotz eines Stimmenvorsprungs von etwa 500.000, weil jener mehr Stimmen im entscheidenden Wahlmännergremium hatte, wo die kleinen Staaten – von der Verfassung gewollt – überrepräsentiert sind.
Seit den Anschlägen des 11. Septembers versuchen die Demokraten eine Position zum Themenkomplex Terrorismus/ Nationale Sicherheit zu finden. Obwohl generell kritisch gegenüber der als aggressiv wahrgenommen Politik George W. Bushs reichen die Positionen von einer Fundamentalkritik bis hin zu Skeptizismus in Detailfragen.
Demokratische Präsidenten der USA
Die Demokraten haben bisher seltener den Präsidenten der USA gestellt als ihre jeweiligen politischen Gegner; darunter waren aber mehrere der historisch besonders herausragenden Präsidenten. Die von der Demokratischen Partei gestellten US-Präsidenten waren:
- 1829-1837 Andrew Jackson
- 1837-1841 Martin van Buren
- 1845-1849 James Knox Polk
- 1853-1857 Franklin Pierce
- 1857-1861 James Buchanan
- 1865-1869 Andrew Johnson (unter dem Namen "Partei der Nationalen Einheit")
- 1885-1889 S. Grover Cleveland
- 1893-1897 S. Grover Cleveland
- 1913-1921 Thomas Woodrow Wilson
- 1933-1945 Franklin D. Roosevelt
- 1945-1953 Harry S. Truman
- 1961-1963 John F. Kennedy
- 1963-1969 Lyndon B. Johnson
- 1977-1981 Jimmy Carter
- 1993-2001 Bill Clinton
Ursprüngliche Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen 2004:
- John Kerry (Gewinner des Vorwahlprozesses)
- John Edwards (Kerrys Vizekandidat (running mate))
- Howard Dean (mittlerweile Parteivorsitzender)
- Wesley Clark
- Joe Lieberman
- Al Sharpton
- Dennis Kucinich
- Richard Gephardt