Zum Inhalt springen

Hans-Dieter Schmidt (Psychologe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Januar 2012 um 15:36 Uhr durch Brainswiffer (Diskussion | Beiträge) (vorerst nicht validierbar, deswegen erst mal rau). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hans-Dieter Schmidt (* 29. März 1927 in Schwachenwalde Krs. Arnswalde/Neumark; † 4. Juni 2007 in Berlin) war ein deutscher Psychologe. Er war Professor für Entwicklungspsychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Leben

Sein Vater war Lehrer. Ostern 1933 wurde Hans-Dieter in der Volksschule Perleberg eingeschult, ging 1937 auf die Oberschule für Jungen. Danach Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft. Im Sommer 1946 legte er die Reifeprüfung in Perleberg ab. Vom Herbst 1946 bis 1949 war er als Neulehrer und ab 1948 nach der 1. Lehrerprüfung als Schulamtsanwärter in Kleinow, Prignitz tätig. Im Herbst 1949 immatrikulierte er sich an der Pädagogischen Fakultät der Humboldt-Universität. Nach 4 Semestern wechselte er zur Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, um Psychologie zu studieren. Die Diplom-Hauptprüfung legte er im Sommer 1953 bei Kurt Gottschaldt ab, zu dessen engstem Schülerkreis er danach zählte. Anschließend wurde er als wissenschaftlicher Assistent, Oberassistent in Berlin und Jena angestellt. Schmidt promovierte im Jahr 1956, habilitierte sich 1966 in Berlin und wurde danach zum Dozenten für Psychologie berufen. 1968 erhielt er eine Professur mit Lehrauftrag für Psychologie, die 1969 zur ordentlichen Professur (zunächst Klinische Psychologie, ab 1975 Entwicklungspsychologie) umgewandelt wurde. 1992 wurde Schmidt berentet, arbeitete aber weiter als Gastprofessor an der Humboldt-Universität[1].

Zu seinen Lehr- und Forschungsschwerpunkten gehörte vor allem die Entwicklungspsychologie. Auch auf den Gebieten der Persönlichkeitspsychologie sowie Forensischen Psychologie war er tätig. Durch sein 1970 veröffentlichtes Lehrbuch „Allgemeine Entwicklungspsychologie“ erlangte er auch internationale Bekanntheit.

Schmidt war als psychologischer Gutachter der Anklage an der Seite von Friedrich Karl Kaul in einigen KZ-Prozessen tätig. Nach der Wende wirkte er auch in der Kommission zur Untersuchung der Polizeiübergriffe anlässlich der 40. Jahrestages der DDR mit. Ab 1990 und auch nach seiner Berentung war er im Konzil und Senat der Humboldt-Universität sowie als Prorektor am Neuaufbau der Universität beteiligt.[2]

Schmidt war Mitglied der DDR-Gesellschaft für Psychologie, 1962-1977 im Vorstand. 1968 bis 1977 hatte er diverse Funktionen (Fakultätsratsmitglied, Sektionsdirektor des Instituts, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für Psychologie im Hochschulministerium der DDR) inne. 1990 bis 1995 war er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und 1990-1992 dort ebenfalls Mitglied des Vorstandes.

Darüber hinaus verfasste er auch vielbeachtete populärwissenschaftlichen Werke zur kindlichen Entwicklung.

Schmidt fühlte sich der marxistischen Weltanschauung, einem marxistischen Menschenbild[3] verbunden, ohne aber Mitglied der SED zu sein - stand dem realen Sozialismus auch kritisch gegenüber. Dies zeigte sich z.B. in einem Protestbrief anlässlich der Ausbürgerung von Wolf Biermann und einer moralistischen Grundhaltung, die viele seiner Mitarbeiter und Schüler besonders schätzten. Er verstand es aber, nicht als Dissident ins Abseits zu geraten, um weiter wirksam bleiben zu können, auch durch Kompromisse. Dabei half ihm nicht zuletzt seine Bekanntschaft mit Friedhart Klix und dessen prägende Wirkung auf das Gesamt-Klima am Institut, welches existenzbedrohliche restriktive Schritte weitgehend verhindern konnte. Er stellt diesen Widerspruch selbst sehr detailliert in seinem Buch "Texte zwischen Ja und Nein" dar.

Schriften (Auswahl)

Fachbücher

  • Schmidt, Hans-Dieter (1970): Allgemeine Entwicklungspsychologie. Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften. (Nachdruck 1972).
  • Schmidt, Hans-Dieter; Szewczyk, Hans (1973): Persönlichkeitsdiagnostik. Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.
  • Rösler, Hans-Dieter; Schmidt, Hans-Dieter; Szewczyk, Hans (1974): Persönlichkeitsdiagnostik: Probleme und Ergebnisse persönlichkeitsdiagnostischer Forschungen in der klinischen Psychologie der DDR. Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.
  • Schmidt, Hans-Dieter (1982): Grundriss der Persönlichkeitspsychologie. Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.

weitere Werke

  • Hans-Dieter Schmidt, Evelyn Richter (1980): Entwicklungswunder Mensch. Urania Verlag Berlin (bis 3. Auflage 1986)
  • Hans-Dieter Schmidt, Ernst Ludwig Grauel (Hrsg.) (1985): Schritt um Schritt: Die Entwicklung des Kindes bis ins 7. Lebensjahr. Berlin: Volk und Gesundheit sowie Stuttgart: Fischer (bis 4. Auflage 1989 in beiden Verlagen)
  • Hans-Dieter Schmidt (1997): Texte zwischen Ja und Nein: Selbstbefragung eines DDR-Psychologen. Berliner Studien zur Wissenschaftsphilosophie & Humanontogenetik Band 12. Kleine.
  • Hans-Dieter Schmidt (2005): Damals in Braunland. autobiografische Episoden. Lukas-Verlag.

Einzelnachweise

  1. Tabellarischer Lebenslauf S. 137 in: "Texte zwischen Ja und Nein: Sellbstbefragung (siehe Literatur)
  2. http://www.lukasverlag.com/autoren/autor/56-Hans-Dieter_Schmidt.html
  3. vgl. auch sein Lehrbuch zur Persönlichkeitspsychologie