Vigintiviri rei publicae curandae
Definition
Der Name Vigintiviri bedeutet zwanzig Männer und bezeichnet eine Senatskommission die im Jahre 238n. Chr. während des sog. Sechskaiserjahr zum Schutze des römischen Reiches vor dem anrückenden Staatsfeind Maximinus Thrax einberufen wurde. Von diesen Zwanzig sind uns heute nur noch sieben überliefert, zu denen auch die beiden aus diese Gremium gewählten Senatskaiser Pupienus und Balbinus zählen. Weitere belegte Mitglieder dieses Gremiums waren:
- L. Caesonius Lucillus Macer Rufinianus
- Rutilius Pudens Crispinus
- Tullius Menophilus
- L. Valerus Claudius Acilius Priscilianus Maximus
- M. Gnaeus Licinius Rufinus
Vorgeschichte und Entstehung
Die Reichskrise im Jahre 238 n. Chr. stellte für das römische Imperium eine große Herausforderung dar: Die Erhebung mehrerer (Soldaten-)Kaiser und die daraus resultierenden Spannungen sorgten für immer chaotischere Verhältnisse im Inneren des Reiches. Maximinus Thrax, der erste Soldatenkaiser, wurde von einer Legion zum Kaiser ausgerufen. Die Beziehung zwischen dem neuen Kaiser und dem Senat konnte in diesem Sechskaiserjahr nicht stabilisiert werden : Thrax verzichtete darauf nach Rom zu ziehen und dem Senat den nötigen Respekt zu zeigen, während der Senat, zwar entmachtet aber dennoch mit symbolisch hohen Stellenwert, ihn wegen seiner Herkunft und seinem fehlenden Senatorenstatus nicht als vollwertigen Kaiser akzeptieren wollte. Er konnte zwar durch Donative an die Soldaten und die Stadtbevölkerung langsam seine Macht sichern, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Revolte gegen Maximinus Thrax ausbrach. Dies geschah noch im selben Jahr in der Provinz Africa, als Gordian I. zum Kaiser ausgerufen wurde und wenig später seinen Sohn Gordian II. zum Mitkaiser ernannte. Der Senat hatte durch gute Beziehungen zu den Gordianen nun eine Opposition zu Maximinus in der Hand, konnte diese aber nicht lange aufrechthalten, da Gordian II. im Kampfe fiel und sein Vater Gordian I. aus Trauer Selbstmord begang. Der Zorn des Maximinus Thrax über die Geschehnisse und Beziehungen zwischen dem Senat und den Gordianen brachte ihn dazu, gegen Rom zu marschieren. Schließlich versuchte der Senat verzweifelt eine neue Opposition zum Schutze Roms aus den Gremium der vigintiviri zu wählen. Es wurden Marcus Clodius Pupienus Maximus für die Bewältigung von äußeren und Decimus Caelius Calvinus Balbinus für die Bewältigung von inneren Spannungen gewählt.
Aufbau des Gremiums
Struktur
Die innere Struktur des Gremiums war keineswegs homogen aufgebaut, obwohl alle Mitglieder dem Senatorenstand angehörten. Es waren Männer aus verschiedenen Positionen, sozialen Standorten und senatorischen Laufbahnen. Unter den uns bekannten Mitgliedern finden wir z.B.:
- 2 Altpatrizier (Balbinus und Priscilianus)
- 1 Neupatrizier (Rufinianus)
- 2 Homo Novi (Einer von ihnen war Pupienus)
Vier von ihnen waren dem Kaiser Alexander Severus sehr nah gestanden. Diese Kaisernähe war sicherlich ein weiteres ausschlaggebendes Kriterium für die Mitgliedschaft in dem Gremium. Diese unterschiedlichen Strömungen und Interessen wurden aufgrund einer unmittelbaren anrückenden Bedrohung auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, nämlich die Abwehr des Maximinus Thrax. Dabei lässt sich nicht von einer Partei mit gemeinsamer Parole sprechen, sondern eher von einem Querschnitt aus den wichtigsten und mächtigsten Männern des Senats, die einen gemeinsamen Feind sich in Form eines beratenden Gremiums entgegenstellen. Auch das Alter variiert zwischen den Männern, denn während die erwählten Senatskaiser Pupienus und Balbinus schon Greise gewesen sein müssen, befanden sich Crispinus und Rufinianus um die 50 Jahre und Priscilianus um die 40.
Hierarchie
Die Hierarchie innerhalb dieses zwanzig Männer Gremiums orientierte sich nach der höhe der sozialen Abstammung. Stark an dieser Abstammung gebunden war das jeweilige ausgeführte Amt. Zusammen regelten diese beiden Faktoren den hierarchischen Status innerhalb des Gremiums.
Militärische und zivile Erfahrung
Erfahrung im militärischen Sektor war nicht bei allen Mitgliedern vorzufinden. Lediglich Crispinus, Menophilus und Pupienus weisen eine gewisse Militärerfahrung auf. Balbinus, Priscilianus, Rufinus und Rufinianus sind Zivilisten. Keiner von ihnen hat eine militärische Laufbahn bewältigt, sondern sie weisen eher Geschick in Verwaltungs- und Justizbereich auf.
Weitere Funktionen des Gremiums
Neben der Verteidigung gegen Maximinus Thrax war die zweite Funktion des zwanzig Männer Gremiums eine aktive Senatskommission den beiden Gordianen als Hilfe zu stellen. Damit wäre beiden beim Kampf gegen Thrax geholfen und gleichzeitig die allgemeine Beziehung zwischen Kaiser und Senat gestärkt worden. Daraus wäre man dem Wunsch, den Senat als Mitherrschaftsorgan wiederzubeleben einen Schritt näher gekommen.
Quellen
Das zwanzig Männer Gremium wird nur sehr oberflächlich in der Historia Augusta und bei Herodian erwähnt. Belege für die einzelnen Mitglieder, sowie deren sozialen Status findet sich in (Grab-)inschriften.
Literatur
- Hartwin Brandt: Kommentar zur Vita Maximi et Balbini der Historia Augusta. Bonn 1996.
- Karl-Heinz Dietz: Senatus contra principem. Untersuchungen zur senatorischen Opposition gegen Kaiser Maximinus Thrax. Beck, München 1980.
- Peter Herrmann : Die Karriere eines prominenten Juristen aus Thyateira. In: Tyche. Band 12, Universität Wien, 1997.
- Theodor Momsen : Chronica Minora Saec: IV,V,VI,VII, Band 1, Berlin 1892.