Pseudonym
Das Pseudonym (griechisch ψευδώνυμο, psewdónimo - wörtlich der Falschname von ψεύδος, pséwdos [sächlich] - die Lüge und όνομα, ónoma - der Name) ist ein fingierter Name, der besonders von Künstlern und Schriftstellern genutzt wird, um deren wahre Identität zu verbergen.
Für die Wahl eines Pseudonyms gibt es zahlreiche Gründe: Die Furcht vor Verfolgung oder Skandalen spielt ebenso eine Rolle wie der Wunsch nach Individualität und Originalität. Nicht zuletzt ist es manchmal auch einfach der Spaß am Verwirrspiel, der Menschen zu Pseudonymen greifen lässt (siehe auch Luther Blissett). Allerweltsnamen werden gern klangvoller gestaltet (Gustav Meyer --> Gustav Meyrink), während schwierige, ungewöhnliche Namen oft vereinfacht (Nikolaus Günther Nakszynski --> Klaus Kinski) und lange Namen verkürzt werden (Udo Jürgen Bockelmann --> Udo Jürgens). Einige Personen arbeiten zeitlebens unter einem Pseudonym (z. B. Novalis, Yourcenar), während andere nur für bestimmte Lebens- oder Schaffensperioden oder für besondere Werke ihren Namen ändern (z. B. Blümchen --> Jasmin Wagner, Agatha Christie --> Mary Westmacott, Richard Bachman --> Stephen King).
Viele Pseudonyme sind reine Phantasiegebilde. Manchmal wird aus den Buchstaben des richtigen Namens ein Anagramm gebildet (z. B. François Rabelais --> Alcofrybas Nasier). Ähnliche Formen sind das Ananym, bei dem der wirkliche Name rückwärts gelesen wiedergegeben wird (z. B. Kurt W. Marek alias C. W. Ceram) und das Kryptonym, das nur einzelne Buchstaben enthält (z. B. Horst Bosetzky --> -ky)
Gelegentlich verbergen sich Frauen hinter Männernamen mit einem Pseudoandronym (z. B. Karen Blixen --> Isak Dinesen) oder Männer hinter Frauennamen mit einem Pseudogynym (z. B. Prosper Mérimée --> Clara Gazul).
Eine weitere Erscheinung ist das Traduktionym: die Übersetzung des wirklichen Namens in eine andere Sprache (z. B. lateinisch: Georg Bauer --> Georgius Agricola, Gerhard Kremer --> Gerhard Mercator oder griechisch: Philipp Schwarzerdt -> Philipp Melanchthon). Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war dies gebräuchlich, da besonders in akademischen Kreisen und auch in der Politik Latein zur Verständigung gebraucht wurde.
Seltener gewählt werden das Aristonym, das seinen Träger mit einem Adelstitel aufwerten soll (ein dem Aristonym ähnlicher Fall ist Dr. Seuss, der keinen akademischen Titel führte), oder das Hagionym, das den Namen eines Heiligen enthält (z. B. Halldor Kiljan Laxness). Darüber hinaus gibt es noch das Allonym, das den Namen einer bekannten Persönlichkeit vorgibt (z. B. bei Pablo Neruda, der sich nach Jan Neruda benannte); das Geonym, das eine Ortsangabe (z. B.: Stendhal, Peter Altenberg) enthält und das Phraseonym, das den Namen in Form einer Redewendung wiedergibt (z. B. Farin Urlaub).
Eine im Bereich der Unterhaltungsindustrie häufig anzutreffende Sonderform ist das Sammelpseudonym: der fingierte Name wird in diesem Falle nicht einer bestimmten real existierenden Person zugeordnet, sondern von einem Unternehmen zur einheitlichen Publikation von Werken genutzt, die in Wahrheit von verschiedenen Urhebern stammen. Gängige Praxis ist dieses Vorgehen bei Verlagen, die Trivialliteratur in Heftform herausgeben. Auch Tonträgerkonzerne bedienten sich schon früh eines ähnlichen Konzepts: ein bekanntes Beispiel ist die Interpretenangabe "Orchester Eric Harden", die seit den späten 20er Jahren auf zahllosen Platten deutscher Labels verwendet wurde - "Eric Harden" war keine existierende Person, sondern konnte für jedes beliebige Studioorchester stehen, das gerade für die benötigten Aufnahmen zur Verfügung stand. Viele Plattenkonzerne besaßen weitere Sammelpseudonyme ähnlicher Art; das Label Odeon vermarktete etwa jahrelang Schlageraufnahmen verschiedener Sänger unter dem Namen "Fred Lustig". Ein jüngeres Verwendungsbeispiel ist Bert Brac, ein Sammelpseudonym für Begleitmusik-Komponisten des Hörspiellabels Europa. Ein Beispiel aus der Wissenschaft (mit enormen Einfluss) ist Nicolas Bourbaki.
Pseudonyme sind heute namensrechtlich geschützt.
Nach dem Urheberrecht hat ein Künstler das Recht, festzulegen, unter welchem Namen (Pseudonym) er genannt werden will. Die Dauer des Urheberrechts hängt dann davon ab, ob die betreffende Person bekannt ist oder nicht. Für die Wahl des Namens gibt es aber gewisse Einschränkungen durch Persönlichkeitsrechte anderer.
Eine andere Form von alternativen Namen sind die Spitznamen und Benutzernamen, wie sie im Zuge der Verbreitung des Internets inzwischen für viele Services und Dienstleistungen oft schon unerlässlich geworden sind (z. B. bei eBay, aber auch bei der Wikipedia - hier allerdings nicht zwingend).
Eine Eigenschaft eines Pseudonyms kann die "verinymity" (von "wahrer Name") sein, d.h.: Es ist möglich den wahren Namen für das Pseudonym zu ermitteln, oder eben nicht. Diese Eigenschaft kann wichtig sein, wenn der Nutzer des Pseudonyms sicher sein möchte, dass sein wahrer Name, seine Identität, nicht ermittelbar ist (Liberty Alliance Project).