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Mountainbike

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Ein Mountainbike ist ein Fahrrad, welches besonders auf den Einsatz abseits befestigter Straßen ausgerichtet ist. Grundsätzlich ist das Mountainbike ebenso wie das Rennrad eher Sportgerät als Verkehrsmittel, weshalb es üblicherweise nicht über die von der in Deutschland geltenden STVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) geforderte Ausstattung (Beleuchtung, Glocke, Rückstrahler) verfügt.

Technik

Merkmale eines Mountainbikes

Typische Merkmale eines Mountainbikes sind eine Federgabel, eine Rad/Reifengröße von 26" (allerdings gibt es inzwischen auch wenige 29"-Modelle) mit breiten, meist grobstolligen Reifen (bis zu über 2,5") und eine Kettenschaltung mit 18-27 Gängen (3 Kettenblätter und 6-9 Ritzel). Gelegentlich sind auch Nabenschaltungen finden. Mountainbikes haben im Vergleich zu Holland-, Touren-, oder Rennrädern relativ kleine Rahmen (Rahmenhöhe etwa 10 cm niedriger als bei einem vergleichbaren Rennrad) mit mehr oder weniger steil abfallendem Oberrohr. Als Rahmenwerkstoff kommen heutzutage überwiegend Aluminiumlegierungen, aber auch Carbon oder Titan zum Einsatz. Die letzteren sind aufgrund des enormen Verarbeitungsaufwandes sehr teuer und selten. Die Rahmen sind robust ausgelegt und insbesondere für das Unterrohr kommen in der Regel große Rohrdurchmesser zum Einsatz. An Mountainbikerahmen finden sich üblicherweise so genannte Cantileversockel zur Befestigung von Cantilever-Bremsen und V-Brakes. Immer häufig sind aber auch Scheibenbremsen an Mountainbikes zu finden. Neben der gefederten Vorderradgabel verfügen viele Mountainbikes auch über eine Hinterradfederung. Ein solches vollgefedertes Mountainbike wird oft auch als Fully (Kurzform für "Full Suspension Bike") bezeichnet, das Mountainbike mit ungefedertem Hinterrad wird im Gegensatz dazu Hardtail genannt. Eine Sonderform stellt das "Softtail" dar. Es ist im Grunde eine "Mischung" aus Fully und Hardtail, da der Federweg äußerst gering (um die 30 mm) ist.

Mountainbike-Typen

Trotz einiger Gemeinsamkeiten unterscheiden sich Mountainbikes in technischer Hinsicht ganz erheblich voneinander, wobei sich abhängig vom Verwendungszweck einige Grundtypen unterscheiden lassen:


Cross-Country (CC, XC), Race, Marathon

Das Cross-Country-Mountainbike ist für den (Renn-)Einsatz auf Straßen und unbefestigten Wegen ausgelegt, weniger aber für den Einsatz in schwerem Gelände. Das Cross-Country-Mountainbike ist oft ein Hardtail und die Federgabel verfügt meist über relativ wenig Federweg (in der Regel 80 mm) - Puristen unter den Cross-Country Fahrern verzichten gänzlich auf Federwege. Der Fahrstil auf solchen Bikes ist folglich ein anderer als bei Fullies, da gröbere Hindernisse umfahren oder übersprungen werden müssen, was gerade bei Abfahrten oft schnelle Manöver erfordert. Aufgrund neuer Technologien sind aber auch im Cross-Country Fullies mit geringem Gewicht mehr und mehr im Kommen. Neben den bewährten V-Brakes sind an Cross-Country-Mountainbikes heutzutage auch häufig leichte Scheibenbremsen zu finden. Bei Cross-Country-Mountainbikes wird ein niedriges Gewicht angestrebt (teilweise unter 10 kg). Die Sitzposition auf einem Cross-Country-Mountainbike ist eher gestreckt, der Lenker ist typischerweise gerade und ungekröpft. Die Reifen sind für Mountainbike-Verhältnisse vergleichsweise schmal (in der Regel max. 2,1") und oft schwach profiliert, die Leichtlaufeigenschaften stehen im Vordergrund.

Enduro

Das Enduro-Mountainbike ausnahmslos vollgefedert. Es verfügt im Vergleich zum Cross-Country-Mountainbike zudem über mehr Federweg (vorn: bis zu 130 mm; hinten: bis zu 150mm), sowie breitere und stärker profilierte Reifen (bis 2,5"); der Lenker ist gekröpft und die Sitzposition ist aufrechter. Das Enduro-Mountainbike ist geländetauglicher als das Cross-Country-Mountainbike, taugt aber ebenso für den Toureneinsatz und ist insgesamt sehr vielfältig einsetzbar. Das Ziel ist es (fast) jedes Gelände bequem durch Federwegsverstellung fahren zu können (Downhill, Uphill, Single-Trail, Tour...) Das Enduro-Mountainbike ist ein Allrounder und komfortabler als das auf den Renneinsatz optimierte Cross-Country-Mountainbike.


Trial

Das Trialrad ist ein leichtes, meist ungefedertes Mountainbike, das eine flache Rahmenkonstruktion mit einem tief positionierten Sattel aufweist. Das Trialrad ist dafür ausgelegt, in langsamem Tempo anspruchsvolle Hinderniskurse bewältigen zu können, ohne dabei den Fuss aufzusetzen.

Dirt

Dirtbikes werden eingesetzt, um über künstliche oder natürliche Hindernisse hinweg bzw. von diesen herab zu springen. Das Springen steht bei dieser Mountainbikevariante im Vordergrund, deshalb ist das Dirtbike mit einem kleinen und sehr stabilen Rahmen ausgestattet. Die Federgabel eines Dirtbikes verfügt über einen mittleren bis kurzen Federweg, ist aber meist sehr hart ausgelegt. Auf eine Schaltung wird bei Dirtbikes in der Regel verzichtet.

Downhill

Downhill-Mountainbikes sind für schnelle Abfahrten in schwerem Gelände konzipiert. Da Downhill-Mountainbikes überwiegend bergab bewegt werden und der Anstieg meist nicht aus eigener Kraft bewältigt wird, wird bei diesen Rädern ein hohes Gewicht von bis zu 20 kg akzeptiert. Das hohe Gewicht ist eine Folge der sehr stabilen Bauart, die aufgrund der bei den Abfahrten auftretenden hohen Belastungen erforderlich ist. Die Rahmen sind vollgefedert und verfügen über große Federwege (vorn: bis zu 230mm; hinten: bis zu 240mm) , die Federgabel ist immer Doppelbrücken-Federgabel ausgeführt um die nötige Steifigkeit aufbringen zu können. Auch die die Bremsen eines Downhill-Mountainbikes sind auf hohe Beanspruchung ausgelegt, weswegen heutzutage fast ausnahmslos Scheibenbremsen mir großem Scheibendurchmesser (bis 210 mm; bis 8 Bremskolben je Bremse) zum Einsatz kommen.

Downhill-Anlagen in Deutschland

Freeride

Freeride-Mountainbikes sind wie die Downhill-Mountainbikes für den Einsatz in schwerem abschüssigem Gelände konzipiert, wobei der Einsatzzweck allerdings nicht ausschließlich auf Abfahrten ausgerichtet ist. Die Freeride-Mountainbikes sind ebenfalls vollgefedert und verfügen über große Federwege (zwischen 130 und 180 mm), wenngleich sie nicht ganz an die Federwege der Downhill-Mountainbikes heran reichen. Auch wird bei den Freeride-Mountainbikes oft auf die im Downhillsport typische Doppelbrückengabel verzichtet und statt dessen eine Federgabel mit nur einer Brücke verwendet um das Rad wendiger zu machen. Freeride-Bikes bilden den Übergang von Enduro zu Downhill.

Extrem-Freeride

Extrem-Freeride ist die wohl jüngste Mountainbike-Gruppe und ein Extremsport. Federwege von über 250mm vorn und hinten (bis zu 300 mm vorn und 400 mm hinten!) sind die Regel. Auch sind Gewichte von bis zu 30 kg keine Seltenheit; Ausnahmen sogar darüber hinaus, da im Vordergrund das Springen von Kanten mit Höhen von rund 20 m (sog. Drops oder Gaps) steht, folgliche eine enorme Steifigkeit vom Rahmen und den Teilen verlang wird. Das Mountainbikefahren im ursprünglichen Sinne ist hier eine Nebensächlichkeit.


Geschichte

Auch wenn es schon frühere Ansätze gegeben hat, Fahrräder geländetauglicher zu machen, wird heute allgemein das Jahr 1973 als die Geburtsstunde und der Mount Tamalpais in Kalifornien als der Geburtsort des Mountainbikes angesehen. Die ersten Mountainbikes waren Fahrräder des Typs "Schwinn Cruiser", welche von einer Gruppe von Radsportlern um Gary Fisher, Joe Breeze und Charles Kelly benutzt wurde, um die Schotterpisten am Mount Tamalpais herunter zu rasen. Die aus den 1930er Jahren stammenden Cruiser des Herstellers Schwinn waren - wie der Name schon vermuten lässt - alles andere als Sport-Fahrräder, sondern vielmehr für das gemütliche Dahinrollen ("Cruisen") ausgelegt. Die Schwinn Cruiser waren aber recht stabil gebaut und verfügten über dicke Ballonreifen auf 26-Zoll-Felgen, womit sie für die schnelle Abfahrten über die Schotterposten des Mount Tamalpais weit besser geeignet waren, als die leichten Rennräder, welche damals die einzige Typ von Fahrrädern für sportliche Zwecke waren. Die Schwinn Cruiser waren sehr schwere Fahrräder, weshalb sie von Gary Fisher, Joe Breeze und den anderen Fahrern auch tatsächlich nur für die Abfahrten benutzt wurden. Der Transport zum Gipfel erfolgte auf der Ladefläche eines Pick-Ups. Die ersten Mountainbiker waren somit reine "Downhiller".

Erste regelmäßige Mountainbike-Rennen gab es ab 1976 - sie wurden ebenfalls von der oben erwähnten Gruppe am Mount Tamalpais ausgerichtet (vornehmlich auf Initiative von Charles Kelly) und ausgetragen. Diese "Repack-Races" genannten Rennen gaben auch den Anstoß für eine ganze Reihe von technischen Modifikationen, welche den Anfang der Entwicklung zur heutigen Mountainbike-Technik darstellen. So wurden die unzureichenden Rücktrittbremsen der Schwinn Cruiser durch Trommelbremsen ersetzt, wobei auf Motorradteile zurückgegriffen wurde. Auch beim Austausch der wenig stabilen Original-Lenker bedienten sich die Bastler meist im Motorradteile-Regal. Gary Fisher wird die erste Verwendung einer Schaltung an diesen Ur-Mountainbikes zugeschrieben (die Schwinn Cruiser verfügten über keine Schaltung).

Das erste "echte" Mountainbike hat Joe Breeze 1977 für Charles Kelly hergestellt. Auch wenn sich Breeze dabei hinsichtlich der Rahmengeometrie stark an den Cruisern orientiert hat, war es das erste Mountainbike, welches nicht ein nachträglich für den Einsatz als Mountainbike umgerüsteter Cruiser war, sondern von Beginn an als Mountainbike hergestellt wurde.

Zwei Jahre später stieß Tom Ritchey zu der Gruppe und fertigte zunächst einen Rahmen und später noch weitere Rahmen für Gary Fisher. Später übernahmen Gary Fisher und Joe Breeze den Aufbau der von Tom Ritchey gefertigten Rahmen zu vollständigen Mountainbikes sowie den Vertrieb dieser Räder. Mit dem Auftritt Tom Ritchey nahm 1979 also die Mountainbike-Industrie ihren noch bescheidenen Anfang. Zu den ersten Firmen im noch jungen Markt gehörten (neben Ritchey) auch Shimano (Komponenten) und Specialized (Kompletträder). In den folgenden Jahren wurde das Mountainbike immer populärer und auch die technische Entwicklung ging rasant weiter.

Erster offizieller Mountainbike Weltmeister wurde der Amerikaner Ned Overend bei den Meisterschaften in Durango, Colorado im Jahr 1990.

Bei den olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde Mountainbiking (Cross-Country) erstmals als olympische Disziplin ausgetragen.

Sport

Entsprechend den Regeln der UCI (Union Cycliste Internationale - der Welt-Radsport-Verband) werden MTB-Wettkämpfe in folgenden Disziplinen ausgetragen:

  • Cross Country Racing (XC, PP, SC)
  • Downhill (DH)
  • Hill Climb (HC)
  • 4-Cross (4X)
  • Dual Slalom (DS)
  • Stage Race (SR)

Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike werden als Transalp bezeichnet.