Tetrazen
Tetrazen ist eine energiereiche, feste Stickstoffverbindung, die beim Entzünden unter Entwicklung von schwarzem Rauch verpufft. Tetrazen ist ein wichtiger Bestandteil von stich-, schlag- und wärmeempfindlichen Zündsätzen, die unter anderem in elektrischen Brückenzündern für Airbags verwendet werden.
Strukturformel | |||
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Datei:StructCAS31330639.png | |||
Allgemeines | |||
Name | Tetrazen | ||
Andere Namen | Guanyl-Nitrosaminoguanyltetrazen ; 5-(4-Amidino-1-tetrazeno)-5H-tetrazol-Hydrat ; 4-Amidino-1-(nitrosaminoamidino)-1-tetrazen ; (5-Tetrazolyl)-4-guanyltetrazen-Hydrat ; Tetrazolyl-guanyl-Tetrazen-Hydrat ; | ||
Summenformel | C2H6N10.H2O | ||
CAS-Nummer | 31330-63-9 | ||
Kurzbeschreibung | schwach gelbe flockige Kristalle | ||
Eigenschaften | |||
Molmasse | 188,15 g/mol | ||
Aggregatzustand | - | ||
Dichte | 1,65 kg/m³ | ||
Schmelzpunkt | ~136 °C (Zersetzung) | ||
Siedepunkt | - °C | ||
Dampfdruck | - Pa (x °C) | ||
Löslichkeit | - | ||
Sicherheitshinweise | |||
Gefahrensymbole | |||
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R- und S-Sätze |
R: | ||
MAK | - | ||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Eigenschaften
Farblose bis schwach gelbe, flockige Kristalle. Polymorph. Existiert in kristallinem Zustand als hydratisiertes Zwitterion. Dichte: 1,65 g/cm³ ; Schmp. ~136°C (Zers.) ; Explosiv! Stabil bis etwa 75°C ; verpufft bei 140°C nach wenigen Sekunden. Trockenes Tetrazen ist sehr leicht entzündlich und hat eine hohe Explosionsenergie. Schlagempfindlichkeit: ~ 1 Nm . Unlöslich in Wasser, Alkohol, Ether, Benzol, Tetrachlorkohlenstoff. Wird von kochendem Wasser oder wässrigen Alkalien zersetzt. Löslich in Ameisensäure/Essigsäure/Essigsäureanhydrid. Tetrazen löst sich in Salzsäure 30% und in kalter konzentrierter Salpetersäure (0-5°C) ohne Zersetzung und wird durch Verdünnen mit Wasser wieder ausgeschieden. Trotz der geringen thermischen Stabilität zeigen 8 Jahre unter Normalbedingungen gelagerte Tetrazen-Proben noch eine Reinheit von 99,9%.
Gewinnung und Darstellung
Aminoguanidin CH6N4 [79-17-4] reagiert mit Salpetriger Säure in wässriger Lösung zu Tetrazen.
- Durch Zugabe von Natriumnitrit NaNO2 [7632-00-0] zu einer Lösung von Aminoguanidiniumhydrogencarbonat
C2H8N4O3 [2582-30-1] in verdünnter Essigsäure bei 30°C.
Die abgeschiedenen Tetrazen-Kristalle werden mit Wasser gewaschen und bei 20°C getrocknet.
- Zu einer auf 0°C gekühlten Lösung von 10 g Aminoguanidiniumnitrat CH7N5O3 [10308-82-4] in 90 ml Wasser wird portionsweise unter äußerer Kühlung 7,0 g Natriumnitrit gegeben. Nach 6 Std. bei ~ 20°C beginnt sich Tetrazen abzuscheiden, das nach 40 Std. abfiltriert und mit Wasser, Ethanol und Wasser gewaschen wird.
Ausbeute: 6,1 g Tetrazen (88% d. Th.).
Reinigung
1 g Tetrazen werden in 10 g kalter konz. HNO3 bei 0-5 °C gelöst und durch Zugabe von 150 ml Wasser wieder ausgeschieden.
Geschichte
Tetrazen wurde erstmals hergestellt durch Hoffmann und Roth (1910); siehe Ber. dtsch. chem. Ges. 43, 682 (1910)
Verwendung
Tetrazen dient als energiereicher Sensibilisator in Zündsätzen auf der Basis von Bleistyphnat; der Zusatz von Tetrazen erhöht die Ansprechempfindlichkeit und die Zuverlässigkeit. Bleiazid wird durch Beimischen von 5% Tetrazen gegen Stich und Schlag sehr empfindlich. Tetrazen allein ist ein schlechter Initialsprengstoff, der durch zu starke Verdichtung seine Empfindlichkeit verliert, d.h. Tetrazen kann leicht "totgepresst" werden.
Recht
Die Herstellung und Verarbeitung von Tetrazen ist ohne Genehmigung nach dem Sprengstoffgesetz verboten!
Literatur
- P.S.Burge, M.Hendy, E.S.Hodgson: Thorax 39(6), 470-1 (1984)
("Occupational asthma, rhinitis, and dermatitis due to tetrazene in a detonator manufacturer")