Zum Inhalt springen

Leibstandarte SS Adolf Hitler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2012 um 18:56 Uhr durch HHaeckel (Diskussion | Beiträge) (Kommandeure). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler
— LSSAH —

Truppenkennzeichen der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler

Verbandsabzeichen
Aktiv 17. März 1933 bis 9. Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Waffen-SS
Typ Panzerdivision
Garnison Berlin Lichterfelde-West
Marsch Badenweiler-Marsch
Schlachten Polenfeldzug
Invasion der Niederlande
Invasion Griechenlands
Angriff auf die Sowjetunion
Schlacht bei Charkow (1943)
Unternehmen Zitadelle

Operation Overlord

Kessel von Falaise
Ardennenoffensive

Plattenseeoffensive
Schlacht um Berlin

Führung
Kommandeure Josef Dietrich
15. August 1938 – 7. April 1943

Theodor Wisch
7. April 1943 – 20. August 1944
Wilhelm Mohnke
20. August 1944 – 6. Februar 1945
Otto Kumm
6. Februar 1945 – 8. Mai 1945

Berlin, Kaserne der LSSAH, Vergatterung
Leibstandarte-SS Adolf Hitler, Berlin-Lichterfelde, 17.Dez.1935 (Foto Georg Pahl)
Himmler in Metz, Feste Alvensleben, 7. September 1940
Standarte der LSSAH (Vorder- und Rückseite)

Die Leibstandarte-SS Adolf Hitler, kurz LSSAH oder auch LAH, war ein Adolf Hitler persönlich unterstellter paramilitärischer Truppenverband der SS. Die LSSAH stellte in der Zeit des Nationalsozialismus das Wachpersonal für Regierungsmitglieder und Regierungsgebäude.

Sie hatte ihren Sitz in der nach dem Ersten Weltkrieg zur „Kaserne Königlich-preußische Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde“ umgebauten ehemaligen Kadettenanstalt in Berlin Lichterfelde-West, wo auch die Ausbildung der Rekruten stattfand.

Zusammen mit den Politischen Bereitschaften bildete die Leibstandarte die SS-Verfügungstruppe, aus der 1940 die Waffen-SS hervorging.

Geschichte

Gründung

Die Leibstandarte wurde von Adolf Hitler kurz nach der Machtübernahme am 17. März 1933 gegründet. Bis September 1933 hieß sie „Stabswache Berlin“ und zählte 120 Mann. Danach wurde sie rasch vergrößert. Bis dahin waren es Verbände der Reichswehr gewesen, die für den Schutz der obersten Staatsorgane zuständig gewesen waren. Die Leibstandarte war dagegen Teil der Privatarmee Hitlers, die sich aus der SA und der ihr unterstellten SS zusammensetzte. Bald wurde klar, warum Hitler auf diese SS-Einheit setzte. Sie sollte nämlich nicht nur den Schutz Hitlers und seiner Regierung gewährleisten, sondern Hitler auch bei der Durchführung seiner Politik der Eroberung aller Macht und bei der Beseitigung möglicher Konkurrenten um diese Macht in Deutschland helfen.

Erster Einsatz bei den Morden am 30. Juni 1934

Der erste wesentliche Einsatz der Leibstandarte erfolgte Ende Juni/Anfang Juli 1934, als sie auf Befehl Hitlers im Rahmen des vorgeblichen „Röhm-Putsches“ große Teile der SA-Führung und andere Personen, die als Feinde Hitlers bzw. des Nationalsozialismus angesehen wurden, ermordete. Für diese Taten wurde Kommandeur Sepp Dietrich 1957 wegen Totschlags zu einer Haftstrafe verurteilt.

Umgliederungen und Wechsel der Bezeichnungen

Ende 1934 wurde die nachmalige Leibstandarte in „1. SS-Standarte ‚Adolf Hitler‘“ (auch verkürzt „Adolf-Hitler-Standarte“ genannt) umbenannt. Doch bereits auf dem Reichsparteitag 1936 wurde diese Standarte offiziell aus der Nummerierung herausgenommen, als Hitler ihr das Recht verlieh, den „Ehrennamen“ „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“ (LAH) anzunehmen. Anfang 1937 wurde dieser Name in „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ (LSSAH) umgewandelt. Nach dem Westfeldzug 1940 wurde der Verband als „verstärkte Leibstandarte Adolf Hitler“ bezeichnet und entsprach in Stärke und Gliederung bereits einer Brigade. Im Juli 1942 wurde die LSSAH in Nordfrankreich zu einer Division umgeformt und erhielt die Bezeichnung „SS-Division (mot.) Leibstandarte SS Adolf Hitler“. Ihre Gliederung entsprach bereits zu diesem Zeitpunkt der einer besonders starken Panzerdivision des Heeres. Ab November 1942 hieß sie „SS-Panzergrenadier-Division LSSAH“ und am 22. Oktober 1943 erfolgte im Zuge der Durchnummerierung der SS-Divisionen die letzte Umbenennung in „1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler“.

Militärische Ausbildung

Am 15. August 1938 wurde die „LSSAH“ als stehender militärischer Verband aufgestellt und im September mit den politischen Bereitschaften zur „SS-Verfügungstruppe“ zusammengefasst. Kommandeur blieb Josef Dietrich.

Anfangs herrschte bei der Leibstandarte ein Mangel an militärischer Ausbildung, da sie überwiegend zu Sicherungs- und Repräsentationszwecken eingesetzt wurde.

Josef Dietrich begann ab Januar 1939 die Leibstandarte nach verbindlichen militärischen Richtlinien ausbilden zu lassen. Im September 1939 wurde sie an die Front versetzt.

Militärische Einsätze im Zweiten Weltkrieg

Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges kämpfte die Leibstandarte als motorisiertes Infanterieregiment unter Heereskommando. Der Eingliederung in die Waffen-SS 1939 folgte der Ausbau zur Division (9. September 1942 SS-Panzergrenadier-Division; ab 22. Oktober 1943 SS-Panzer-Division). Hierbei traten bei den Kampfhandlungen in den ersten Feldzügen der Wehrmacht überdurchschnittlich hohe Verluste auf, die mit mangelnder militärischer Ausbildung und Erfahrung zu erklären waren. Im weiteren Verlauf des Krieges entwickelte sich die Einheit jedoch zu einer der besten Frontdivisionen, da die Fehler der Einsätze aus den ersten Kriegsjahren ausgewertet wurden und die Division nun besser vorbereitet in den Einsatz ging.

Die Division machte sich einen Ruf als Frontfeuerwehr, die feindliche Durchbrüche immer wieder abriegeln konnte, was allerdings oft unter hohen Verlusten erkauft wurde. Waffen-SS-Divisionen wie die Leibstandarte Adolf Hitler befolgten mehr als andere Kampfeinheiten den letztendlich sinnlosen Haltebefehl von Hitler, um „jeden Fußbreit Boden bis zur letzten Patrone“ zu kämpfen, was im Zeitalter einer modernen beweglichen Kampfführung zwar hohe Verluste für den Feind bedeutete, allerdings nicht im Sinne der militärischen Lage war, da die eigenen Verluste nicht mehr ausgeglichen werden konnten. So konnte der bedingungslose Gehorsam solcher Einheiten zwar den Krieg verlängern, führte aber gleichzeitig dazu, dass sie mehrfach beinahe vollständig aufgerieben wurden.

Im Kriegseinsatz war sie der jeweiligen militärischen Führung der Wehrmacht unterstellt:

Noch im Februar 1945 nahmen die verbliebenen Reste der Leibstandarte an der erfolglosen Plattenseeoffensive teil. Deren Scheitern wurde von Hitler scharf kritisiert, worauf den Mitgliedern befohlen wurde, ihre Ärmelstreifen abzulegen. Ihre letzten Einheiten kapitulierten am 9. Mai 1945 in Österreich.

Einsätze bei Kriegsverbrechen und bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zweiten Weltkrieg

Die LSSAH trägt die Verantwortung für zahlreiche Kriegsverbrechen an der Ost- und Westfront. Zu den bekanntesten zählen die Erschießung von etwa 80 bis 100 britischen Kriegsgefangenen 1940 in Wormhout, die Ermordung von 34 französischen Zivilisten in Tavaux und Plomion (woran auch Soldaten der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ beteiligt waren),[1] sowie das Malmedy-Massaker (17. Dezember 1944), bei dem 72 amerikanische Soldaten erschossen wurden, obwohl sie sich bereits ergeben hatten. An der Ostfront tötete die Division bei der Rückeroberung Charkows eine große Anzahl von Verwundeten und Gefangenen.[2]

Angehörige der Leibstandarte verübten u. a. die ersten Massenmorde an Juden in Italien, die Massaker vom Lago Maggiore: Zwischen dem 15. und 23. September 1943 ermordeten sie 54 Juden auf der piemontesischen Seite des Lago Maggiore (auch: Lago di Verbania). Zudem ermordeten sie im Oktober 1943 den italienischen Juden Ettore Ovazza und seine ganze Familie in Intra. Die Division war nach Chivasso verlegt worden, wobei ein Bataillon am Westufer des Lago Maggiore lag. Ein weiteres Bataillon, in Borgo San Dalmazzo stationiert, lauerte einer größeren Gruppe von Juden auf, die auf der Flucht aus Frankreich war. Die SS-Männer fingen 349 von ihnen ein. Sie wurden in einer Kaserne der Alpini eingesperrt, die als Zwischenlager für Juden diente, und am 21. November über Frankreich nach Auschwitz verfrachtet. Nur neun von ihnen überlebten. Eine andere SS-Einheit unter dem Bataillonskommandeur Joachim Peiper ermordete bei einem Massaker in Boves bei Cuneo 24 überwiegend alte und kranke Menschen. Danach hatten die SS-Leute in einem Haus den Ortspfarrer Don Bernardi und den Unternehmer Vassallo eingeschlossen, die als Parlamentäre erfolgreich die Freilassung von zwei gefangengenommenen deutschen Soldaten zwischen den SS-Männern und Angehörigen von Partisanengruppen ausgehandelt hatten. Die SS steckte dann neben 300 Häusern, die völlig zerstört wurden, auch dieses in Brand, so dass beide darin verbrannten.[3]

Nach Kriegsende

Internationaler Militärgerichtshof

Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, dem ersten der Nürnberger Prozesse, stufte der Internationale Militärgerichtshof (IMT) die SS und somit auch die Leibstandarte Adolf Hitler als verbrecherische Organisation ein. Für die Mitglieder bedeutete dies, dass sie gemäß Kontrollratsgesetz Nr. 10 bereits wegen „Zugehörigkeit zu einer der Organisationen, deren verbrecherischer Charakter vom IMT festgestellt worden ist“ hätten verurteilt werden können. Teilnahme an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit kam für viele Leibstandarten-Angehörigen dazu.

Auseinandersetzung um ein Denkmal für die Waffen-SS in Marienfels

Ein Denkmal als Mahnmal für die Gefallenen der „1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler“ und der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ wurde 1971 in Marienfels errichtet und 2004 von Unbekannten zerstört. Seit 2003 ist es Zielort mehrerer rechtsextremer Kundgebungen und Aufmärsche. Anfang 2006 geriet das eingelagerte Denkmal erneut in die Schlagzeilen, als ein geplanter Wiederaufbau auf dem Privatgrundstück des Neonazis Thorsten Heise in Fretterode bekannt wurde.

Organisation

Gliederung

LSSAH (1940)

  • I. Sturmbann
  • II. Sturmbann
  • III. Sturmbann
  • IV. Wachtbataillon
  • Artillerie-Regiment
    • Panzerspäh-Zug
    • Nachrichtenzug
  • Nachrichtensturmbann
    • Kradmeldezug
    • Kraderkundungszug
    • Pionierzug
    • Pioniersturm
    • Panzer-Sturm-Batterie
    • Musik-Zug
    • Leichte Infanterie-Kolonne

SS-Panzergrenadier-Division Leibstandarte Adolf Hitler (1942)

  • Infanterie-Regiment 1 LSSAH
  • Infanterie-Regiment 2 LSSAH
  • Panzer-Abteilung LSSAH
  • Artillerie-Regiment LSSAH
    • Aufklärungs-Abteilung LSSAH
    • Panzerjäger-Abteilung LSSAH
    • Sturmgeschütz-Abteilung LSSAH
    • Flak-Abteilung LSSAH
    • Pionier-Bataillon LSSAH
    • Panzer-Nachrichten-Abteilung LSSAH
    • Versorgungs-Einheiten LSSAH

1. SS-Panzer-Division Leibstandarte Adolf Hitler (1943)

1. SS Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ 1944 Westfront

  • SS Panzer-Regiment 1
  • SS Panzergrenadier-Regiment 1 „L. A. H.“
  • SS Panzergrenadier-Regiment 2 „L. A. H.“
  • SS Panzer-Artillerie-Regiment 1
    • SS Flak Artillerie-Abteilung 1
    • SS Nebelwerfer-Abteilung 1 (ab September 1944)
    • SS Sturmgeschütz-Abteilung 1
    • SS Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1
    • SS Panzerjäger-Abteilung 1
    • SS Panzer-Pionier-Bataillon 1
    • SS Panzer-Nachrichten-Abteilung 1
      • SS Versorgungs-Einheiten 1
    • SS Feldersatz-Bataillon 1 (ab Oktober 1944)

Kommandeure

Bekannte Angehörige

Siehe auch

Archivbestände

Literatur

  • Andrea Camilleri, "La strage dimenticata: Meina settembre 1943, il primo eccidio di ebrei in Italia . Interlinea, Novara 2003, ISBN 88-8212-417-7. Der Titel laut in deutscher Sprache: Das vergessene Massaker: Meina September 1943, der erste Mord an Juden in Italien.
  • Thomas Fischer: Von Berlin bis Caen, Entwicklung und Einsätze der Divisions- und Korps-Artillerie der LAH 1939–1945. Eine Text- und Bilddokumentation. Helios-Verlag, Aachen 2004, ISBN 3-933608-99-6. (Sachbuch, primär Schilderung der organisatorischen Entwicklung der Artillerie innerhalb der LAH)
  • Andreas Hillgruber, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Zweiten Weltkrieges. Kalendarium militärischer und politischer Ereignisse 1939–45. Gondrom-Verlag, Bindlach 1989, ISBN 3-8112-0642-7.
  • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. Orbis-Verlag, München 2002, ISBN 3-572-01342-9.
  • Lutz Klinkhammer: Stragi naziste in Italia. La guerra contro i civili (1943-1944). Donzelli, Rom 1997; Titel in deutscher Sprache: Die Nazi-Massaker in Italien. Der Krieg gegen die Zivilbevölkerung (1943-1944).
  • Michael Schadewitz: Zwischen Ritterkreuz und Galgen. Skorzenys Geheimunternehmen Greif in Hitlers Ardennenoffensive 1944/45. Helios-Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-48-9.
  • Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, ISBN 3-406-39268-7.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 2: Die Landstreitkräfte 1–5. Biblio-Verlag, Bissendorf 1973, ISBN 3-7648-0871-3.
  • Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945. Schöningh Verlag, Paderborn 1999, ISBN 3-506-77502-2.
  • Gordon Williamson: Die Waffen-SS 1933–1945. Ein Handbuch. Tosa-Verlag, Wien 2005, ISBN 3-85492-706-1.
Commons: 1st SS Division Leibstandarte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Antony Beevor: D-Day. Die Schlacht um die Normandie. S. 476.
  2. Wolfram Wette, Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert. Primus, Darmstadt 2001, ISBN 3-89678-417-X, S. 255.
  3. Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, ISBN 3-406-39268-7 S. 129–132.


Vorlage:Link FA