Benutzer:Gsks2011/Supply Chain Controlling
Das Supply Chain Controlling (SCC) ist ein Teil des Supply-Chain-Managements und umfasst die Planung, Kontrolle, Steuerung und Informationsversorgung von logistischen und produzierenden Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, mit dem Ziel diese zu optimieren. Somit stellt SCC innerhalb der Supply Chain eine auf die Führungsunterstützung ausgerichtete Ausprägung des Controllings dar.[1][2]
Grundlagen
Das Supply-Chain-Management (SCM) hat vor dem Hintergrund komplexer werdender Wertschöpfungsketten in den letzten Jahren eine große Relevanz in Wissenschaft und Praxis erlangt. Das SCM muss umfangreiche betriebswirtschaftliche Steuerungsaufgaben wahrnehmen. Dieser Bereich wird unter dem Begriff des Supply Chain Controlling zusammengefasst. Dabei ist die bloße Übertragung bestehender Controllingkonzeptionen auf das SCM nicht ausreichend, da diese zumeist unternehmensintern ausgerichtet sind.[3] Es ist folglich eine Erweiterung bzw. Anpassung auf die Erfordernisse einer unternehmensübergreifenden Steuerung vorzunehmen. Neben vergangenheitsorientierten und finanziellen Kennzahlen müssen auch zukunftsbezogene Messgrößen abgebildet werden. Hierzu existieren in der Literatur unterschiedliche Ansätze.
Definition
Es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffs Supply Chain Controlling, da sowohl bzgl. des Supply Chain Managements als auch des Controllings heterogene Auffassungen bestehen.[4] Insbesondere zum Controlling existieren eine Vielzahl von unterschiedlichen Konzeptionen.[5] Diese Heterogenität wird an das Supply Chain Controlling „weitergegeben“, sodass unterschiedliche Auffassungen zum Begriff bestehen. Viele Veröffentlichungen zu diesem Thema enthalten daher keine explizite Definition. Westhaus[6] hat aus den vielfältigen Definitionsansätzen vier Definitionstypen herausgearbeitet:
Typ | Definitiontypen nach Westhaus[7] |
---|---|
1 | Supply Chain Controlling stellt eine unternehmensübergreifende Führungsunterstützungsfunktion dar. Es hat die Aufgabe, alle Partner kettenweit mit Informationen zu versorgen, um die logistischen Prozesse zwischen den Wertschöpfungspartnern sicherzustellen. |
2 | Supply Chain Controlling stellt eine auf die Führungsunterstützung in der Supply Chain ausgerichtete Ausprägung des Controllings dar. Die Führungsunterstützung erstreckt sich auf die im Vorfeld zu treffenden Integrationsentscheidungen [Auswahl von Partnern, Prozessen und Managementkomponenten] sowie auf die konzeptionelle Gestaltung und Koordination des Informations- sowie Planungs- und Kontrollsystems für die Zwecke der Logistik. |
3 | Supply Chain Controlling umfasst die systembildende und systemkoppelnde Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung der gesamten Material-, Informations-, Finanz- und Dienstleistungseinflüssee innerhalb einer Kette von Unternehmen, die zur Entwicklung, Erstellung und Verwertung von Sachgütern und/oder Dienstleistungen kooperieren und unterstützt so die ergebniszielorientierte Adaption und Koordination des Gesamtsystems. |
4 | Supply Chain Controlling sichert Rationalität und Reflexion bei der Gestaltung und Optimierung der Supply Chain. Dazu ist ein Führungssystem zu schaffen, welches mit Hilfe der systembildenden und systemkoppelnden Koordination des Supply Chain Controlling unterstützt wird. Hierdurch sollen alle unternehmensübergreifenden Prozesse zwischen den Wertschöpfungspartnern sichergestellt werden. |
Der erste Typ stellt die unternehmensübergreifende Informationsversorgung in den Mittelpunkt, um das Funktionieren der logistischen Prozesse zwischen den Partnern zu gewährleisten. Zentrale Aspekte unterschiedlicher Controllingkonzeptionen wie die Rationalitätssicherung oder die Koordinationsfunktion werden nicht berücksichtigt.
Die zweite Definition orientiert sich an den Anforderungen von Stölzle[8] an das Supply Chain Controlling. Sie unterscheidet zwischen einer strategischen (Integrationsentscheidungen und konzeptionelle Ausgestaltung) und operativen Ebene (Koordination der PKI-Systeme). Sie bildet somit den koordinationsorientierten Ansatz des Controllings ab.
Im dritten Typ wird die Planung, Kontrolle und Informationsversorgung (PKI) der verschiedenen Austauschprozesse bzw. „Flüsse“ innerhalb der Wertschöpfungskette hervorgehoben. Es wird somit ebenfalls ein koordinationsorientierter Ansatz vertreten. Im Gegensatz zum vorherigen Typ wird der Aspekt der Führungsunterstützung nicht differenziert betrachtet.
Die vierte Definition greift Controllingansätze, die die Rationalitätssicherung und Entscheidungsreflexion als Aufgabe bzw. Ziel definieren. Auch die Koordinationsaufgabe des Controllings wird abgebildet.
In einer von Westhaus im Frühjahr bzw. Sommer 2004 unter 25 Wissenschaftlern durchgeführten Delphi-Studie erhielt der zweite Definitionstyp mit 79 % die höchste Zustimmungsquote. Demnach gilt folgende Definition:
- „Supply Chain Controlling stellt eine auf die Führungsunterstützung in der Supply Chain ausgerichtete Ausprägung des Controllings dar. Die Führungsunterstützung erstreckt sich auf die im Vorfeld zu treffenden Integrationsentscheidungen [Auswahl von Partnern, Prozessen und Managementkomponenten] sowie auf die konzeptionelle Gestaltung und Koordination des Informations- sowie Planungs- und Kontrollsystems für die Zwecke der Logistik."[9]
Anforderungen
Herausforderungen innerhalb einer Supply Chain bestehen unter anderem darin, die zusammenwirkenden Unternehmen innerhalb der Lieferkette zu unterstützen sowie den erfolgreichen Fortbestand von solchen Kooperationen für die Zukunft zu sichern. Auch in Bezug auf ein erfolgreiches SCC muss der Fokus auf eine gemeinsame Ausgestaltung von Instrumenten und Zielen gelegt werden. Dazu ist ein geschlossenes Prozessverständnis innerhalb der beteiligten Unternehmen unabdingbar. Auf dieser Basis lassen sich bspw. einheitliche Kennzahlen über die gesamte Lieferkette definieren. Weiterhin ist ein intensiver Informationsaustausch (auch sensibler Daten) innerhalb einer Supply Chain Voraussetzung um vorhandene Optimierungspotenziale nutzen bzw. die Steuerung einer Lieferkette gewährleisten zu können. Dazu werden die jeweiligen unternehmensinternen Informationssysteme aufeinander abgestimmt. Gerade die hohe Komplexität der Prozesse innerhalb einer Supply Chain erfordert zusätzlich unterstützende Instrumente, die eine fortwährende Steuerung der gesamten Lieferkette ermöglichen. Das Anforderungsfeld an das SCC geht damit deutlich über die reine Bereitstellung von Kennzahlen hinaus, auch wenn diese Funktion als eine der elementaren Aufgaben bezeichnet werden kann.[10]
Aufgaben und Funktionen
Grundsätzlich können die Aufgaben und Funktionen des klassischen Controllings auf das SCC übertragen werden, ergänzt werden müssen diese jedoch um eine unternehmensübergreifende Betrachtungsweise. Weiterhin lassen sich die mehrheitlich vergangenheitsorientierten Aspekte des traditionellen Controllings nicht uneingeschränkt anwenden. Angesichts der strategischen Relevanz von Supply Chain Management muss der zukunftsbezogene Steuerungsbedarf Berücksichtigung finden.[11] Aufgrund der Komplexität einer kompletten Wertschöpfungskette muss innerhalb des SCC ein besonderer Fokus auf das Management der Schnittstellen gelegt werden. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen von Supply Chain Management und klassischen Controlling–Richtungen, können verschiedene Aufgaben und Funktionen auf das SCC reflektiert werden. Grundsätzlich lassen sich folgende Funktionen des SCC identifizieren:
- Planungsfunktion
- Kontroll- und Steuerungsfunktion
- Informationsversorgungsfunktion
- Koordinationsfunktion
- Rationalitätssicherungs- und Reflexionsfunktion
Aus den oben genannten Funktionen lassen sich je nach Ausgestaltung unterschiedliche Aufgaben und Ziele für das SCC ableiten. [12]
Konzept
Instrumente
SC - BSC
Target Costing
...
SCC in der Praxis (aktueller Stand)
Literatur
- Stölzle, Wolfgang (2002): Supply Chain Controlling und Performance Management – Konzeptionelle Herausforderungen für das Supply Chain Management, in: Logistik Management, Vol. 4, No. 3, S. 10-21
- Weber, Jürgen (2002): Logistik- und Supply Chain Controlling; Stuttgart
- Westhaus, Magnus (2007): Supply Chain Controlling - Defintion, Forschungsstand, Konzeption; Wiesbaden
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Weber: Logistik- und Supply Chain Controlling. Schäffer-Poeschel Verlag, 2002, S. 13
- ↑ Wolfgang Stölzle: Supply Chain Controlling und Performance Management –Konzeptionelle Herausforderungen für das Supply Chain Management, In: Logistik Management, Vol. 4, No. 3, S. 10-21
- ↑ Wolfgang Stölzle: Supply Chain Controlling und Performance Management – Konzeptionelle Herausforderungen für das Supply Chain Management, in: Logistik Management, Vol. 4, No. 3, S. 11
- ↑ Magnus Westhaus: Supply Chain Controlling. Definition, Forschungsstand, Konzeption. Gabler Verlag, 2007, S. 11-23, S. 25 und S. 34
- ↑ Birgit Friedl: Controlling in Bea/Friedl/Schweitzer [Hrsg.]: Allgemeinde Betriebswirtschaftslehre - Band 2: Führung, UTB, 2005, S. 235-238
- ↑ Magnus Westhaus: Supply Chain Controlling. Definition, Forschungsstand, Konzeption. Gabler Verlag, 2007, S. 38f
- ↑ Magnus Westhaus: Supply Chain Controlling. Definition, Forschungsstand, Konzeption. Gabler Verlag, 2007, S. 38f
- ↑ Wolfgang Stölzle: Supply Chain Controlling und Performance Management – Konzeptionelle Herausforderungen für das Supply Chain Management, in: Logistik Management, Vol. 4, No. 3, S. 11f
- ↑ Magnus Westhaus: Supply Chain Controlling. Definition, Forschungsstand, Konzeption. Gabler Verlag, 2007, S. 39
- ↑ Jürgen Weber: Logistik- und Supply Chain Controlling. Schäffer-Poeschel Verlag, 2002, S. 185 ff.
- ↑ Wolfgang Stölzle: Supply Chain Controlling und Performance Management –Konzeptionelle Herausforderungen für das Supply Chain Management, In: Logistik Management, Vol. 4, No. 3, S. 10-21
- ↑ Magnus Westhaus: Supply Chain Controlling. Definition, Forschungsstand, Konzeption. Gabler Verlag, 2007, S. 39
Weblinks
- Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik: Supply Chain Controlling
- ControllingWiki: Supply Chain Controlling
[[Kategorie:Controlling]]