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Tahoua (Niger)

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Gemeindeverbund Tahoua
Gemeindeverbund Tahoua (Niger)
Gemeindeverbund Tahoua (Niger)
Gemeindeverbund Tahoua
Koordinaten 14° 53′ N, 5° 16′ OKoordinaten: 14° 53′ N, 5° 16′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tahoua
Departement Tahoua
Einwohner 119.599 (2010)
Website www.communetahoua.org (französisch)

Tahoua ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region Tahoua in Niger.

Geographie

Tahoua liegt in der Sahelzone. Die Stadt ist ein Gemeindeverbund (französisch: communauté urbaine) aus zwei Stadtgemeinden (französisch: communes urbaines), Tahoua I und Tahoua II, und besteht aus mehr als 15 alten Stadtvierteln. Dazu zählen unter anderem Bilbis, Dioulanke, Garkoua, Kourfayaoua, Mareda, Nassaraoua, Tougoulaoua, Tsamaoua, Tsimitaoua und Wadata. Im Norden von Tahoua liegt der jüngere Stadtteil Sabon Gari, der übersetzt „neues Dorf“ bedeutet. Das administrative Zentrum der Stadt befindet sich auf einem kleinen Hügel nördlich der Altstadt. In geologischer Hinsicht liegt Tahoua in einem dem Erdzeitalter Tertiär zugerechneten Gebiet.[1] Die Nachbargemeinden sind Affala und Barmou im Norden, Kalfou im Osten, Bambeye im Süden und Takanamat im Westen.

Geschichte

Zu den ersten Gruppen, die sich im Gebiet des heutigen Tahoua ansiedelten, zählten im 16. Jahrhundert animistische Azna aus dem Aïrgebirge, von wo sie von Tuareg sowie von Askiya Muhammad, dem muslimischen König von Songhai, vertrieben wurden. Noch weiter in den Süden zu ziehen wurde den Azna von den Hausastaaten Gobir und Katsina verwehrt. Mehrere andere Gruppierungen zogen in das Gebiet, darunter auch Tuareg aus dem Aïrgebirge, sodass an der Wende zum 17. Jahrhundert die Dörfer Bilbis und Fakaoua entstanden: die Keimzelle der Stadt Tahoua. Durch weiteren Zuzug entstanden bis ins 19. Jahrhundert die anderen alten Stadtviertel, in die Tahoua noch heute geteilt ist.

Am 4. Dezember 1904 wurde die Stadt von den Franzosen durch eine aus Say kommende Einheit unter der Leitung des Leutnants Figeac besetzt.[2] 1905 wurde das französische Militärterritorium Niger in drei Verwaltungsgebiete aufgeteilt und Tahoua neben Niamey und Zinder zu einem der drei jeweiligen Verwaltungssitze bestimmt. Diesen Status verlor die Stadt allerdings bereits 1909 wieder. Tahoua wurde zunächst noch Hauptort eines Kreises (cercle de Tahoua), der dem Verwaltungsgebiet von Niamey untergeordnet war. 1909 wurde die Kreishauptstadt jedoch nach Madaoua verlegt.[3] 1967 wurde Tahoua als vierter Ort Nigers nach Niamey (1954), Zinder (1954) und Maradi (1955) zur eigenständigen Gemeinde erhoben. Während der Hungersnöte in den 1970er und 1980er Jahren war die Stadt das Ziel von Flüchtlingen. 2002 erfolgte die Umwandlung zum Gemeindeverbund aus zwei Stadtgemeinden.[4]

Bevölkerung

Kinder in Tahoua

Bei der Volkszählung 1977 hatte Tahoua 31.252 Einwohner, bei der Volkszählung 1988 49.948 Einwohner und bei der Volkszählung 2001 72.446 Einwohner.[5] Für das Jahr 2010 wurden 119.599 Einwohner berechnet.[6]

Die größte Volksgruppe in der multiethnischen Stadt bilden die Hausa, hinzu kommen Tuareg, Fulbe, Araber und Zarma. Im dünn besiedelten Gebiet nördlich der Stadt leben Wodaabe, eine vollnomadische Untergruppe der Fulbe.

Kultur

Der Prix Dan Gourmou ist ein biennal veranstalteter, mehrtägiger Musikwettbewerb in Tahoua. Er wurde 1987 gegründet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Tahoua ist ein wichtiger Handelsplatz, insbesondere für den Handel mit Getreide und Augenbohnen.[7]. Der große Markt ist jeden Sonntag ein Treffpunkt für die verschiedenen Volksgruppen. Eine lokale Spezialität, die am Markt verkauft wird, ist tchoukou, eine flacher Käse aus Kuhmilch. Das trockene Gebiet nördlich der Stadt dient als Weideland für Rinder, Schafe und Ziegen. Südlich der Stadt werden Erdnüsse angebaut. Nahe Tahouas wird Phosphat abgebaut.

In der Stadt befindet sich eine Außenstelle der Abdou-Moumouni-Universität Niamey. Gelehrt werden Bank- und Finanzwesen sowie Rechnungswesen und Unternehmensführung.

Tahoua liegt an der Nationalstraße RN 25, die Niamey und Agadez verbindet, und wird von allen vier großen Busunternehmen des Landes angefahren. Die Stadt besitzt mit dem östlich der Altstadt gelegenen Tahoua Airport einen zivilen Flughafen.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Tahoua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Krings: Sahelländer. WBG, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-11860-X, S. 16
  2. Niger 2009. Nouvelle édition de l'Université, Paris 2009, ISBN 2746916401, S. 127.
  3. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 235–236.
  4. Historique de la décentralisation au Niger. Website des Programme nigéro-allemand de lutte contre la pauvreté dans les zones de Tillabéri et Tahoua-Nord, veröffentlicht im Mai 2008, abgerufen am 21. Januar 2012.
  5. World Gazetteer: Tahoua, abgerufen am 29. Jänner 2010.
  6. Institut Nationale de la Statistique du Niger (Hrsg.): Annuaire statistique des cinquante ans d’indépendance du Niger. Niamey 2010 (Online-Version), S. 55.
  7. Livelihoods Zoning “Plus” Activity In Niger. S. 27, Website des Famine Early Warning Systems Network, veröffentlicht im August 2011, abgerufen am 19. Januar 2012.