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Der Große Preis

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Der große Preis war eine Quiz-Fernsehshow im ZDF, die untrennbar mit dem Namen Wim Thoelke verbunden ist und 2002 eine kurzlebige Neuauflage erlebte.

Übergang von Drei mal Neun

Der große Preis folgte nahtlos der äußerst populären Donnerstagabend-Unterhaltungsshow Drei mal Neun und wurde dabei zu einem ebenso großen Erfolg, ihre Sehbeteiligung lag mit bis zu bis 61 % vor jener der anderen Unterhaltungssendungen wie „Dalli Dalli“ oder „Wetten dass..?“. Erst ab den 80-er Jahren sanken sie kontinuierlich von 41 % (1983) auf 23 % (1991). Allerdings setzte in diesen Jahren auch verstärkt die Konkurrenz der kommerziellen Sender ein, weswegen diese Zahlen nur bedingt vergleichbar sind.

Die Unterschiede zum Vorgänger waren dabei erheblich: Drei mal Neun machte eine Sommerpause und erschien deswegen nur achtmal im Jahr. Der große Preis indes lief das ganze Jahr hindurch, womit er es auf 12 Folgen brachte. Dafür geriet er erheblich billiger, während Drei mal Neun von Stadt zu Stadt zog, kam nun jede Sendung aus einem Studio der Berliner Union-Film. Und handelte es sich bisher um eine bunte Mischung inklusive Quiz, drehte sich jetzt alles um das Quiz. Auch handelte es sich nicht mehr um eine Livesendung, was sich allerdings mit der 150. Ausgabe am 17. Februar 1987 wieder änderte.

Zusammen mit dem Verzicht auf Orchester und Fernsehballett führten alle Änderungen zu sehr günstigen Produktionskosten von ca. 250.000 DM je Folge.

Kandidaten

Für jede Sendung wurden 3 Kandidaten ausgewählt, die sich mit einem selbst ausgesuchten Spezialgebiet bewarben. Dann mussten sie am Telefon von 70 Fragen 80 % richtig beantworten, um in die engere Auswahl zu gelangen - so wollte man vermeiden, dass sie sich in der zweiten Quizrunde blamieren. Zu jedem Kandidaten lud man einen Experten ein, beispielsweise Professoren des betreffenden Fachgebiets. Einer der am häufigsten auftretenden Experten war Prof. Dr. Hans-Otto Hügel von der "aktiven Universität Hildesheim"[Thoelke].

Zum Thema Coco Chanel kam sogar Karl Lagerfeld.

Bei den Folgen mit Carolin Reiber gab es vier Kandidaten, von denen drei an der zweiten Runde teilnahmen.

Die Assistentin

Zu Beginn der Sendung stellte Thoelke erst einmal nur seine Assistentin Beate Hopf vor (in der ersten Ausgabe als Studentin der Theaterwissenschaften), um mit einem unverzüglichen Beginn das gleiche Tempo wie schon bei Drei mal Neun in die Sendung zu bringen.

Erste Quizrunde

In der ersten Runde kamen die Kandidaten nacheinander, um sich befragen zu lassen. Hierzu standen sie neben Wim Thoelke, der ihnen 5 Fragen zu ihrem Themengebiet vorlas, für die es jeweils 200 DM gab. Häufig konnten die Kandidaten alle Fragen beantworten und so mit 1000 DM Grundkapital in die nächste Runde kommen. In den 80er Jahren hatte man die Masterfrage eingeführt: Sie war vorab zu benennen und brachte dann 400 DM ein.

Kandidatenkugeln

Die Kandidaten geleitete man nach der ersten Befragung in spezielle Sitzgelegenheiten. Es handelte sich um futuristisch anmutende Kugeln, die aus einem orangen Unterteil bestanden, deren Vorderteil sich zum Besteigen aufklappen ließ. Das Oberteil bestand hinten aus einer feststehenden Glaskuppel, über die eine weitere Kuppel lag. Thoelkes Mitarbeiterinen drehten diese zur dritten Runde über das gesamte Vorderteil, damit der Kandidat vollkommen abgeschlossen saß. In der Kugel gab es eine Leuchte, um sich bei den Fragen der zweiten Runde melden zu können, und einen Monitor. Das neue Bühnenbild von 1987 verzichtete allerdings auf die Kugeln.

Aktion Sorgenkind

Unverändert setzte sich auch die neue Sendung für die Aktion Sorgenkind ein. Nun konnte man allerdings nicht mehr einen zu überweisenden Betrag wählen, sondern Lose "bei allen Banken, Sparkassen und Postämtern" kaufen, zunächst nur zu jeder Sendung, später auch ein Jahreslos. Waren die Einnahmen schon von der Ursendung der Lotterie Vergißmeinnicht zu Drei mal Neun um ein mehrfaches gestiegen, so gab es nun nochmals einen gewaltigen Aufschwung.

In der Sendung gab es nach wie vor eine Ziehung, die unverändert Walter Spahrbier leitete. Wim Thoelke stellte ihn nach der ersten Quizrunde vor, seine Tätigkeit begann mit dem Starten eines Glücksrads, das die Losnummer des Hauptgewinners ermittelte. (Genaugenommen war dies ein Einspielfilm.) Anschließend kam ein Ehrengast, der während der Sendung - ohne im Bild zu sein - mit Sichtschutzbrille vor den Augen in eine Lostrommel in Gestalt eines hochkant gestellten Plexiglaswürfels griff, die Lose mit der vom Glücksrad ermittelten Endnummer enthielt. Im Laufe der Sendung erschien dann regelmäßig neben Thoelke seine Assistentin, und beide verlasen mit einer Einleitung wie "Und 100.000 DM haben gewonnen ..." die Gewinner - vorausgesetzt, das Entziffern der Schrift gelang ihnen. In späteren Sendungen trug Spahrbier immer eine historische Postuniform, die er - sofern die Zeit reichte - auch vorstellte.

Entsprechend der Vorgängersendung gab es erneut Langspiel-Schallplatten, von denen ein Teil des Erlöses (zumeist 2,50 DM bei günstigen 12,50 DM Verkaufspreis) an die Aktion gingen. Sie hatten aber nicht mehr die Bedeutung von früher, da in der Sendung Musik nicht mehr als eigenständiger Programmpunkt erschien.

Crew

Vor der zweiten Quizrunde stellte Wim Thoelke die weiteren Mitglieder seines Teams vor, dazu gehörte Sigrid Müller als Protokollführerin (sie befragte auch die Bewerber am Telefon), eine Frau zur Bedienung der Multivisionswand und ein Schiedsrichter. Dabei handelte es sich in den ersten 10 Jahren um den ZDF-Notar Dr. Eberhard Gläser, der von den Zuschauern als übertrieben streng empfunden wurde. So löste ihn dann 1984 der Jurist Niels Klemm ab.

Multivisionswand

Im Zentrum der Show befand sich eine Multivisionswand: Diaprojektoren beschienen fünf Zeilen à sechs Spalten. Damit sie gut zur Geltung kam, hatte man das gesamte Bühnenbild sehr dunkel gehalten. Zu Beginn zeigten die einzelnen Feldern den Betrag, den es für die betreffende Frage gab, nach Auswählen ein Bild für die betreffende Frage. In den 80er Jahren bereitete die mittlerweile altersschwache Technik Probleme, woraufhin 1987 ein neues, heller gehaltenes Bühnenbild mit einer neuen, nun nicht mehr auf Diaprojektoren besierende Wand.

Zweite Quizrunde

Zur zweiten Runde wählte der Kandidat mit den meisten Punkten eine Frage aus. Hierzu waren die Spalten der Multivisionswand jeweils mit einem Thema überschrieben, das Thoelke vorab verlas. Es konnte beispielsweise Österreich, Habsburger oder Schiffe sein. Immer dabei: A bis Z. So hörte man etwa: "A bis Z 100 bitte." Dann kam die Frage, die Kandidaten konnten die Leuchte in ihrer Kugel aktivieren und anschließend antworten. Taten sie es inkorrekt, verlor er den Betrag und die Frage wurde wieder frei gegeben. Anderfalls durfen sie das nächste Feld auswählen. Unter den Feldern gab es einige besondere:

Der Joker schenkte dem Kandidaten 100 DM, auf dem Feld erschien ein im Gras dösender Wum.

Die Risiko-Frage löste eine Studioverdunklung aus, wobei sich auf der Multivison ein großes Bild zusammensetzte, mit dem Schriftzug "Risiko" in verschiedenen Größen. Anschließend nannte Thoelke die Spielstände, welche auch auf dem Bildschirm erschienen und fragte nach dem Einsatz. Der Kandidat musste einen Teil seines Guthabens setzen und dann in 30 s eine Frage beantworten.

Die Glücksfrage brachte 500 DM, weswegen sich ein Kleeblatt mit einer 500 in der Mitte auf dem Feld erschien. Die Frage konnte nicht weitergegeben werden und man konnte mit ihr kein Geld verlieren.

Das Feld "?" musste zuletzt ausgewählt werden. Dann folgte eine aufwendigere Darbietung auf der Bühne, es sang beispielsweise ein eingeladener Künstler, an die sich die letzte Frage der Runde anschloss.

Fritze Flink spielte Wolfgang Gruner von der Kabarettgruppe Die Stachelschweine, der über 100mal in der Show auftrat: Es handelte sich um einen Berliner Taxifahrer, der von seinen Erlebnissen erzählte, die in eine Frage mündeten.

Die Fragen folgten vor allem dem humanistischen Bildungsideal, Themen wie Geschichte und Geographie kamen häufig und mit schwierigen Fragen vor, Naturwissenschaften und nochmals mehr Technik spielten nur eine untergeordnete Rolle, wobei sich die wenigen Fragen leicht beantworten ließen.

Ursprünglich durfte immer nur der auswählende Kandidat antworten, was sich aber nicht bewährte, sodass man Meldeleuchten in die Kugeln einbaute. Kurz vor Einstellung der Show endete der Teil mit einer Schnellraterunde: Binnen 60 Sekunden musste auf möglichst viele Fragen à 100 DM geantwortet werden.

Wum

Nach der zweiten Runde tönte es laut "Thööölke" im Studio und der teuerste Teil der Sendung, aber auch deren Höhepunkt begann: Wim Thoelke begegnet Wum.

Dritte Quizrunde

Der Kandidat mit dem niedrigsten Spielstand kam als erstes an die Reihe, er durfte aus drei Umschlägen seine dreiteilige Frage (ursprünglich war es nur eine einteilige Frage) auswählen und musste sie binnen 60 Sekunden beantworten. Anschließend bewertete sein Experte sie als richtig oder falsch, im ersten Fall verdoppelte sich der Spielstand, andernfalls verfiel er zugunsten der Aktion Sorgenkind. Derjenige mit dem höchsten Gewinn durfte als Champion in der nächsten Sendung wiederkommen. Nachdem es in der ersten Folge keinen Sieger gab und Rudi Carrell von der "neuen Sendung 3 mal 0" sprach, durfte der Gewinn der ersten Runde in jedem Fall behalten werden.

Gewinnsummen

Die Gewinne nahmen sich nach heutigen Maßstäben bescheiden aus, auf 10.000 DM erforderte schon mutiges Vorgehen, also hohen Einsatz bei den Risiko-Fragen und sofortiges Einschalten der Meldeleuchte. Die Champions wechselten in der Regel nach zwei bis drei Folgen, Heinich Trapp, ein Lehrer und der heutige Landrat des Landkreises Dingolfing-Landau stellte beispielsweise mit seinen sechs Auftritten die große Ausnahme dar.

Lizenz

Die Idee zu dieser Sendung wurde von der italienischen Fernsehshow „Rischia tutto“ (ital. für "Riskiere alles") übernommen, die unter dem adaptierten Titel „Wer gwünnt?“ (mit Mäni Weber als Moderator) auch in der Schweiz sehr erfolgreich lief. Allerdings beschränkten sich die Gemeinsamkeiten mit der ZDF-Show auf die Multivisionswand: die Spielregeln des Originals waren zu sehr auf die mediterrane Kultur abgestimmt und sind weitreichend geändert worden. Dennoch flossen pro Sendung 11.000 DM Lizenzgebüren auf ein schweizer Nummernkonto. Nach dem Ende der Sendung meldete sich zwar niemand bei Thoelke, obwohl dies im Hinblick auf eine Fortsetzung zu erwarten gewesen wäre, eine Wiederholung der ersten Ausgabe im Rahmen von "Klassiker der Fernsehunterhaltung" bei 3sat im September 1994 hatte jedoch 5.000 DM Lizenzforderungen zu Folge, woraufhin keine weiteren Ausgaben mehr folgten.

Nachfolgerangeleien

Thoelke hatte schon seit langen beschlossen, mit 65 Jahren als Showmaster aufzuhören (siehe Wim Thoelke) und dies rechtzeitig angekündigt, damit die Sendung und damit auch die Aktion Sorgenkind nahtlos fortgesetzt werden konnte. Er schlug im kleinen Kreis zwei geeignete Kollegen vor und bot 6 Monate kostenlose Beratung, stieß aber sowohl beim Programmdirektor wie auch beim Intendanten auf taube Ohren. Es sollte jemand sein, der jung genug war, um die nächsten 10 Jahre übernehmen zu können, und jemand, der sich den Spielregeln unterordnen konnte, was einige Gedächnisleistung erforderte. Frank Elstner wäre bereit gewesen und mit ihm der Erfolg garantiert. Wolfgang Lippert hatte einmal eine Folge übernommen, als sich Thoelke von seiner Herzoperation erholen musste, und dabei mit einigen Fehlern deutlich aufgezeigt, dass Der große Preis einige Ansprüche an die Präsentation stellt - dennoch wäre auch er eine geeignete Besetzung gewesen.

Der Unterhaltungschef verfolgte jedoch einen irrsinnigen Plan: Der sechs Jahre ältere Hans-Joachim Kulenkampff sollte die Show übernehmen, obwohl jeder Fachmann wusste, dass seine Fähigkeiten andere waren, als hierfür erforderlich. Er konnte sich nicht an feststehende Spielregeln halten und überzog jede Sendung um wenigstens 15 min. Dies führte zu einer Ausstrahlung am Samstagabend mit 25 min längerer Sendezeit. Samstagabendshow bedeutete aber ein Niveau, für das Der große Preis nicht geschaffen war, schon gar nicht mit der damaligen privaten Konkurrenz. Und die Verlängerung nahm der Sendung das erforderliche Tempo. Weil Kulenkampff für eine RTL-Vorabendserie in Hamburg drehte, wurde zu allem Überfluss dort ein komplett neues Bühnenbild inklusive Zuschauerränge geschaffen. Da aber alle Studios belegt waren, transportierte man es nach Berlin (wo das alte noch bereit stand) und passte es mit eigens angereisten Monteuren dem kleineren Raum an, um es anschließend wieder in Hamburg zu vergrößern und dort doch die Sendung starten zu lassen. Von solch einen Millionenaufwand konnte Thoelke nur träumen, er musste für die kleinste Neuanschaffung kämpfen. Kulenkampff bekam mit 60.000 DM je Sendung auch die doppelte Gage. Als sich der erwartete Misserfolg einstellte, hörte er aber nach 5 Folgen dennoch auf. Auch der nachfolgenden Carolin Reiber erging es nach 6 weiteren Ausgaben nicht besser.

Moderatoren

Literatur

  • Ricarda Strobel und Werner Faulstich: Die deutschen Fernsehstars. Bd. 3: Stars für die ganze Familie. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht. 1998. ISBN 3-525-20798-0