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Epiphysiolyse

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Eine Epiphysiolyse (Epiphyse griechisch: επίφυση - darauf Gewachsenes, Entstandenes; Lyse griechisch: λύση – Lösung; medizinisch: Auflösung, Ablösung) ist eine Verletzung des noch nicht ausgewachsenen Knochens (Knochenbruch im weitesten Sinne). Es handelt sich um eine Ablösung der Epiphyse (Knochenendstück) im Sinne eines Zerreißens der Epiphysenfuge (Wachstumsfuge) oder eines Risses durch die Epiphysenfuge.

Einteilung der Epiphysenfrakturen nach Salter-Harris bzw. nach Aitken. Die Epiphysenfuge ist hier gelb dargestellt. Somit entspricht die reine Epiphysiolyse, ohne Beteiligung der harten Knochensubstanz, Salter-Harrys I bzw. Aitken I.

Zusammenhänge

Epiphysiolyse der distalen (körperfernen) Radiusepiphyse (Speichenepiphyse). Weitere Erklärungen siehe Abschnitt Bilderklärung.

Zur Epiphysiolyse kann es nur kommen, solange der betroffene Knochen noch nicht ausgewachsen ist und noch eine Epiphysenfuge aufweist.

Die Epiphysiolyse kommt häufig im Zusammenhang mit Verletzungen der umgebenden Knochenstrukturen vor und wird in verschiedene Grade eingeteilt (Aitken I-III oder Salter-Harris I-IV), siehe Abbildung. Die nicht dargestellte Verletzung des Types Salter-Harris V bezeichnet eine unvollständige oder vollständige Kompression der Epiphyse, so dass das Wachstumspotential gestört wird. Wie auch bei den anderen Formen können traumatische Epiphysiolysen zur Einschränkung des Längenwachstums oder zu späteren Achsfehlstellungen führen. Bei besonders ungünstigen Verletzungen der Epiphysenfuge klemmt ein Stück der Knochenhaut im entstandenen Verletzungsspalt, auch hier ist eine operative Revision unumgänglich.

Therapie

Der gleiche Patient wie oben nach Operation. Ostheosynthese mittels Kirschnerdrähten.

Da bei der Epiphysiolyse jene Strukturen verletzt sein können, die für das Wachstum des Knochens wichtig sind, ist eine fachgerechte Therapie besonders wichtig, um spätere Wachstumsfehler (unvollständiges oder ungerades Längenwachstum) zu vermeiden. Bei den einfachen Formen (Aitken I bzw. Salter-Harrys I + II) reicht üblicherweise eine Ruhigstellung, bei den problematischeren Formen (Aitken II + III bzw. Salter-Harrys III + IV) wird üblicherweise zusätzlich eine Osteosynthese (z.B. mit Kirschner-Drähten) durchgeführt.

Bilderklärung

Auf dem linken Bild sieht man die frische Epiphysiolyse. Die distale (körperferne, also handgelenknahe) Epiphyse des Radius (Speiche) ist so verschoben, dass der Radius selber nach palmar (handinnenflächenseitig) verschoben ist. Der Pfeil im Bild zeigt genau auf die Stufe, welche dadurch entstanden ist.
Was hier für den ungeübten Betrachter verwirrend sein mag, ist die Tatsache, dass Speiche und Elle (Radius und Ulna) auf diesen Aufnahmen hintereinander liegen und wegen ihrer relativen Durchsichtigkeit im Röntgenbild beide sichtbar sind.
Das rechte Bild zeigt die Situation nach der Operation. Hier wurden Drähte (sogenannte Kirschnerdrähte) von handseitig während der Reposition ("wieder-in-position-Bringung") durch die Epiphyse in den Radiusschaft gebohrt. Der Radius steht jetzt nicht mehr nach palmar vor. Die Kirschnerdrähte verbleiben, bis die Epiphyse wieder festgewachsen ist (2-4 Wochen).

Salter-Harris-Klassifikation in Wheeless' Textbook of Orthopaedics (englisch)