Audun Hugleiksson
Audun Hugleiksson (* 1245; † 2. Dezember 1302) war Baron, Stallmeister und königlicher Schatzmeister unter König Erik II. von Norwegen sowie dessen bevorzugter Botschafter. Er war am Ende des 13. Jahrhundert der dominierende Politiker Norwegens und der bedeutendste Jurist seines Landes. Am Landslov, Bylov und der Hirdskrá hat Audun maßgeblich mitgearbeitet.
Leben
Herkunft und Ausbildung

Sein Geschlecht stammte väterlicherseits aus Jølster in Sunnfjord, wo er sehr begütert war. Dort hatte er auch ein Schloss, das 1934 ausgegraben wurde. Das Schloss am Jølstra-See glich der Håkons-Halle in Bergen, war aber nur halb so lang und halb so breit. Der Vater gehörte zum Niederadel. Das Geschlecht seiner Mutter stammte aus Austlandet und war möglicherweise mit Håkon Håkonsson verwandt, allerdings allenfalls unehelich.
Man nimmt an, dass er um 1250 im Selja-Kloster eingeschult wurde und ab 1255 die Domschule in Bergen besuchte. Zwischen 1260 und 1265 ging er zum Jurastudium im Ausland; wahrscheinlich studierte er in Bologna und Paris. 1266 begann er mit der Revision von Gulathingslov und Borgarthingslov, die er 1269 abschloss.
Gesetzesreform in Norwegen
Auduns Karriere begann bereits unter König Håkon Håkonsson. Der Bürgerkrieg war bereits zu Ende, und Norwegen stand vor der größten Ausdehnung seiner Geschichte: Island, Grønland, die nördlichen und westlichen Teile Schottlands mit den Inseln nördlich von Schottland und den Färöern. Der König sah, dass die wichtigste Voraussetzung für Frieden ein gutes Recht sei und lenkte auf dieses Politikfeld seine ganze Aufmerksamkeit. Er begann mit den Arbeiten an einer umfassenden Gesetzesrevision und -vereinheitlichung. Er entsandte junge Landsleute zur entsprechenden gründlichen Ausbildung an die Universitäten Südeuropas. Wegweisend wurde der anonyme Königsspiegel aus der Zeit um 1250.
Zwischen 1269 und 1281 wurden die norwegischen und isländischen Gesetze von Grund auf überarbeitet, und Audun stand im Zentrum dieser Novellierungsarbeit. Von 1269 bis 1274 war er mit der Ausarbeitung des Lnslov befasst. Von 1273 bis nach 1277 war er königlicher Hofmarschall (stallare). 1274 legte er das Landslov vor, 1276 das Bylov. Im selben Jahr war er Gesandter in Dänemark, als es um das Erbe Ingeborgs, der Frau des Königs, nach der Ermordung ihres Vaters Erik Plogpenning ging. Gleichzeitig begannen die Arbeiten an der Hirdskrá.
Reichsschatzmeister

Als die alten norwegischen Titel in der Hirdskrá abgeschafft und durch festländische ersetzt wurden, wurde aus dem „Lendmann“ Audun 1277 ein „Baron“, und er wurde Mitglied des Reichsrates. Er war seit 1278 unter Magnus Lagabøte und Erik Magnusson Reichs-Schatzmeister (fehirde). Er ließ sich ein Rittersiegel fertigen, das durch seine feine Arbeit besticht und wahrscheinlich in England gefertigt wurde. Er benutzte es 1295 in Frankreich. Man kennt zwar die Farben seines Wappens nicht, aber die Heraldik geht von Rot auf Gold aus. Allerdings unterschieden sich Siegel und Wappen: Im Siegel hatte er sieben gleichgerichtete Lilien, im Wappen elf Lilien in wechselnder Ausrichtung, eine Variante des schottischen Königswappens, das einen stehenden Löwen in der Mitte hatte. Es handelte sich also um eine hohe Auszeichnung des schottischen Königs, dass Audun um seine fünfblättrige Rose dieses Lilienband anbringen durfte.
Im Kampf zwischen Reichsrat und Kirche
1280 wurde der Reichsrat Vormund des noch minderjährigen Königs Magnus Håkonsson. Dort war Audun nun zentrales Mitglied geworden. Der Reichsrat setzte sich in schärfsten Gegensatz zur Kirche und versuchte, ihren Einfluss auf den früheren Zustand zurückzudrängen. Hauptwidersacher war Erzbischof Jon Raude. Obgleich der Erzbischof seine Ziele mit Hilfe des Kirchenbanns über die Grafen des Reichsrates verfolgte, so blieb Audun davon verschont, wahrscheinlich, weil er 1281, also mitten in der Auseinandersetzung, aus seinem Grundvermögen dem Munkeliv-Kloster das Landgut Undarset geschenkt hatte.
Auf diplomatischer Mission in England
Der Reichsrat hat offenbar die sehr auf Frieden bedachte Regierung von Magnus lagabøte als schwächlich empfunden und nach dessen Tod versucht, dessen verlorenes Terrain wiederzugewinnen. So war ja seine Tochter Margarete, die eine Thronfolger in Schottland hätte heiraten sollen, auf der Überfahrt auf den Orkneys gestorben. Ihre Mutter war schon vorher im Kindbett gestorben. Magnus hatte die sich daraus ergebenden Erbansprüche nie ernsthaft verfolgt. Dies nahm der Reichsrat nun in Angriff, und Audun war der Diplomat, der zu Verhandlungen nach England und Schottland gesandt wurde, um dort die norwegischen Interessen zu vertreten. Man hoffte, die Ansprüche in klingende Münze umwandeln zu können, da die norwegische Staatskasse verschuldet war. Er verhandelte auch über eine Ehe der Tochter des Königs Erik Margarete mit dem künftigen schottischen Thronfolger und setzte 1290 sein Siegel über den Vertrag.
Krieg mit Dänemark
1289 bis 1295 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Dänemark. Audun war auf dem ersten Kriegszug 1289 dabei. Gleichzeitig gab es auch Krieg mit den deutschen Städten an der Nord- und Ostsee, der erst 1294 zu Ende ging. Norwegen musste umfangreiche Reparationszahlungen leisten, und Audun hatte als Schatzmeister die Summen aufzubringen. Da die Staatskasse leer war, versuchte Audun im Ausland Geld aufzutreiben. So kam er auch nach Frankreich zu Philipp dem Schönen und bot ihm militärische Unterstützung in dessen Krieg gegen England an. Allerdings lag das Ausmaß der versprochenen Unterstützung weit jenseits der norwegischen Möglichkeiten. Gleichwohl erhielt er 6.000 Mark = 1.200 kg reines Silber Vorschuss, womit er die Reparationsschulden begleichen konnte. Der Friede zwischen England und Frankreich im folgenden Jahr enthob Norwegen, sein Versprechen einzulösen. Außerdem versuchte Audun eine Ehe zwischen dem Bruder des Königs, Herzog Håkon mit Isabella von Joigny, einer über den gemeinsamen Großvater Hugo v. Burgund Verwandten der französischen Königin, zu vermitteln. Sie kam nicht zu Stande. Er versuchte es noch einmal mit einer anderen reichen Gräfin, doch auch hier ohne Erfolg.
Letzte Jahre
1292 fuhr er zu Verhandlungen über die schottische Thronfolgefrage nach England. Gleichzeitig verhandelte er über eine Ehe zwischen König Erik und Isabella, die eine Enkelin von Robert Bruce in Schottland war.
Ab 1295 trat er mehr in den Hintergrund, blieb aber Schatzmeister. 1298 fuhr er zu Verhandlungen über die Verlängerung des Waffenstillstandes von 1295 nach Dänemark. 1299 starb König Erik. Nachfolger wurde sein Bruder Håkon, da Erik keine Thronerben hinterließ. Einige Tage nach der Thronbesteigung ließ Håkon Audun in Bergen gefangensetzen. Drei Jahre blieb er im Kerker.
Hinrichtung
Er wurde am 2. Dezember 1302 am ersten Adventssonntag des Jahres in Nordnes (Bergen) gehängt und sein Vermögen vom König eingezogen. Diese schmachvolle Todesurteil lässt auf den Vorwurf des Majestätsverbrechens gegen Håkon schließen. Es gibt aber in den Quellen nicht den kleinsten Hinweis auf die tatsächliche Urteilsbegründung, was zu wilden Vermutungen geführt hat. Eine findet sich in einem Lied Eyðuns rima (= "Auduns Reime" ), das im 19. Jh. auf den Färöern niedergeschrieben worden ist. Danach soll er auf der Brautfahrt für Håkon mit der für diesen bestimmten Frau geschlafen haben. Aber es ist kaum anzunehmen, dass ausgerechnet dort über mehrere Jahrhunderte hinweg der wahre Grund in einem Gedicht aufbewahrt worden ist. Gleichwohl würde das erklären, warum die Gründe geheim gehalten wurden; denn sie waren dem König sicher peinlich.
Literatur
- Lars Jakob Holt: Norges historie: med hovedlinjer i de andre nordiske lands historie, Oslo 1974, ISBN 82-03-05483-8
- Knut Helle (Hrsg.): Aschehougs Norges Historie, 12 Bände, Oslo 1995, hier: Bd. 3: Under kirke og kongemakt 1130–1350, ISBN 82-03-22016-9
Siehe auch: Geschichte Norwegens
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hugleiksson, Audun |
KURZBESCHREIBUNG | Norwegischer Politiker im 13. Jahrhundert |
GEBURTSDATUM | 1245 |
STERBEDATUM | 2. Dezember 1302 |