Max von der Grün
Max von der Grün (* 25. Mai 1926 in Bayreuth; † 7. April 2005 in Dortmund) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Max von der Grün kam als Sohn der Margarete von der Grün[1], die aus einer verarmten fränkischen [[Grün (und in Mitterteich/Oberpfalz</ref>
Nach seiner Rückkehr aus den USA ging er zunächst verschiedenen Hilfsarbeitertätigkeiten nach und machte eine Lehre als Maurer. Da er in seiner Heimat keine berufliche Perspektive für sich sah, meldete er sich für den Ruhrbergbau, wo Anfang der 1950er Jahre Arbeitskräfte gesucht wurden. Von 1951 bis 1954 war von der Grün zunächst als Schlepper, dann als Hauer auf der Zeche Königsborn im Kreis Unna tätig. Während dieser Zeit wurde er zweimal bei der Arbeit verschüttet. Nach einem schweren Arbeitsunfall wurde er vom Hauer zum Grubenlokomotivführer umgeschult. Bereits zu dieser Zeit entstanden erste Schreibversuche. Die Erfahrung des Eingeschlossenseins unter Tage verarbeitete er literarisch in Männer in zweifacher Nacht, mit dem ihm 1962 ein Achtungserfolg gelang. 1959 machte er die Bekanntschaft mit dem Direktor der Dortmunder Bibliotheken, Fritz Hüser, der sein Mentor wurde und auch den Kontakt zum Paulus-Verlag vermittelte. Obwohl von der Grün für seinen ersten Roman lange Zeit keinen Verleger finden konnte, hatte er sich nicht vom Schreiben entmutigen lassen. So erschien bereits ein Jahr später sein nächster Roman Irrlicht und Feuer, der ihm 1963 den Durchbruch als Schriftsteller brachte.
Max von der Grün war verheiratet und Vater zweier Söhne. Er lebte von 1963 bis zu seinem Tod als freier Schriftsteller in Dortmund-Lanstrop. Sein Nachlass befindet sich im Fritz-Hüser-Institut in Dortmund.
Werk und Wirken
In seinen Büchern beschäftigte sich Max von der Grün mit der Arbeitswelt und aktuellen politischen, privaten sowie auch sozialen Problemen. Er gilt deshalb als einer der wichtigsten deutschen Vertreter der Literatur der Arbeitswelt in der Nachkriegszeit. Seine Werke wurden zum Teil mehrfach verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde von der Grün 1963 mit dem Roman Irrlicht und Feuer, in dem er die schlechten Arbeitsbedingungen der Kumpel in den Zechen beschrieb, und die Auswüchse des Leistungsdenkens und der Konsumgesellschaft anprangerte. Fortan widmete sich von der Grün ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit.
Sein Jugendbuch Vorstadtkrokodile (1976), das von einem querschnittgelähmten Jungen, der Mitglied einer Kinderbande werden will, und deren Abenteuern handelt, machte ihn auch bei jüngeren Lesern populär. Das Buch wird heute noch in vielen (Grund-)Schulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gelesen. Für die Verfilmung durch den WDR, in der neben jugendlichen Laiendarstellern aus der Region auch bekannte Schauspieler wie Eberhard Feik, Martin und Willy Semmelrogge mitwirkten, erhielt Drehbuchautor von der Grün 1978 im Rahmen des Fernsehfestival Prag den Preis der Prager Fernsehzuschauer. Regisseur Wolfgang Becker wurde 1977 mit der Goldenen Kamera bedacht.[2] 2009 erreichte eine Neuverfilmung des Stoffes unter dem Titel Vorstadtkrokodile eine neue Generation von jungen Zuschauern, die 2010 mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Kinderfilm ausgezeichnet wurde und in Vorstadtkrokodile 2 eine Fortsetzung fand. 2011 kam mit Vorstadtkrokodile 3 eine weitere Fortsetzung in die deutschen Kinos.
Zahlreiche weitere Werke von Max von der Grün dienten als Vorlage für Fernsehfilme. Bereits 1966 entstand eine Fernsehfassung von Irrlicht und Feuer durch den Deutschen Fernsehfunk. 1970 wurde der Roman Zwei Briefe an Pospischiel mit Günther Simon als Paul Pospischiel für das DDR-Fernsehen verfilmt, ein Jahr später verkörperte dann Eberhard Fechner jene Rolle in dem gleichnamigen Fernsehfilm im ZDF. 1975 entstand, inszeniert von Wolfgang Petersen, der Film Stellenweise Glatteis mit Günter Lamprecht in der Rolle des Karl Maiwald, der eine betriebsinterne Abhöraktion aufdeckt und doch scheitert.[3] Der Stoff wurde vom Autor selbst für das Fernsehen adaptiert. Aus dessen Feder stammte auch das Fernsehspiel Späte Liebe, für das von der Grün 1978 mit dem Wilhelmine-Lübke-Preis des Kuratoriums Deutsche Altershilfe ausgezeichnet wurde. Auch für Alexander von Eschweges Verfilmung von Flächenbrand aus dem Jahr 1981, in der Horst Frank die Hauptrolle spielte, zeichnete von der Grün für das Drehbuch verantwortlich. Der Jugendroman Friedrich und Friederike lieferte die Vorlage für eine mehrteilige Fernseh-Serie, die – ebenfalls unter der Regie von Alexander von Eschwege – 1988 im Vorabendprogramm der ARD ausgestrahlt wurde.
Von der Grün war 1961 eines der Gründungsmitglieder der Dortmunder Gruppe 61 und von 1964 bis zu seinem Tod Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Auf dem Schriftstellerkongress in Berlin wurde er im Mai 1986 als Beisitzer in den Bundesvorstand des Verbandes deutscher Schriftsteller, heute in ver.di, gewählt und hatte dieses Amt bis September 1987 inne.
Im Bielefelder Pendragon Verlag erscheint eine auf zehn Bände angelegte Werkausgabe, deren ersten Bände, Männer in zweifacher Nacht und Zwei Briefe an Pospischiel, im März 2009 herauskamen.
Auszeichnungen
- 1966: Goldenes Lorbeerblatt des Deutschen Fernsehfunks (DFF) für die Verfilmung von Irrlicht und Feuer
- 1973: Preis der Stadt Nürnberg
- 1978: Preis der Prager Fernsehzuschauer beim Fernsehfestival Prag für die Verfilmung von Vorstadtkrokodile
- 1979: Wilhelmine-Lübke-Preis des Kuratoriums Deutsche Altershilfe für das Fernsehspiel Späte Liebe
- 1981: Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis
- 1982: Reinoldus-Plakette der Stadt Dortmund
- 1985: Gerrit-Engelke-Preis der Stadt Hannover
- 1987: Ehrenring der Stadt Dortmund
- 1988: Literaturpreis Ruhr
- 1991: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
- 1998: Kogge-Literaturpreis der Stadt Minden
Herausgeberschaft
- Aus der Welt der Arbeit. Almanach der Gruppe 61 und ihrer Gäste. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1966 (mit Fritz Hüser, in Zusammenarbeit mit Wolfgang Promies)
- Mein Lesebuch. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1980
- Geschichten aus der Arbeitswelt I. Baulino Verlag GmbH, 1982
- Geschichten aus der Arbeitswelt II. Europa, Wien [u.a.] 1984
- Geschichten aus der Arbeitswelt III. Baulino Verlag GmbH, 1989
- Geschichten aus der Arbeitswelt 5. Löcker Verlag, Wien 1997
Multimedia
- Vorstadtkrokodile. Eine Geschichte vom Aufpassen. Audio-CD. Patmos, Düsseldorf 1995 (zugleich Audio-Kassette)
- Vorstadtkrokodile. CD-ROM für Windows 95/98/NT/2000/XP [Lernmaterialien] Audio CD. Co.Tec-Verlag 2005
- Vorstadtkrokodile. Eine Geschichte vom Aufpassen. 3 CDs. Gelesen von Richy Müller. Argonauten bei Random House, Köln 2006
Verfilmungen
- Irrlicht und Feuer (DFF, 21. und 23. August 1966; ARD, 17. und 18. Juni 1968)
- Skizzen aus dem deutschen Alltag. Der Mann am Schaltpult (ARD, 29. Januar 1967)
- Ostende (ebd., 8. April 1968)
- Feierabend (ZDF, 1. Mai 1968)
- Schichtwechsel. Fernsehspiel (ARD, 29. September 1968; Whg. 8. Mai 1970)
- Aufstiegschancen (ebd., 17. Juni 1970)
- Zwei Briefe an Pospischiel (DFF, 22. November 1970; Neuinszen. ZDF, 13. Oktober 1971)
- Stellenweise Glatteis (ARD, 20. und 22. Juni 1975)
- Die Vorstadtkrokodile (ebd., 25. Dezember 1977)
- Späte Liebe (ebd., 26. April 1978)
- Über Tage, unter Tage. Gesichter des Ruhrgebiets (ZDF-Serie Beschreibungen vom 17. Februar 1980) [mit U. Wöhning]
- Flächenbrand (ARD, 12. April 1981)
- Teutonia Lanstrop (ZDF: Sportspiegel, 2. November 1984) [mit K.-H. Erfurt]
- Friedrich und Friederike. Fernseh-Serie (ARD, 1988)
- Vorstadtkrokodile (Neuverfilmung 2009)
Sonstiges
- Oper
- Brot und Spiele. Ruhroper. Von Günther Wiesemann. Libretto v. Max von der Grün (UA Opernhaus Dortmund, 15. April 1989)
- Rundfunkarbeiten
- Ruhrgebiet? Was ist das? Gedanken zur Zeit (WDR 1, 6. Juni 1965)
- Am Tresen gehn die Lichter aus. Wenn die Zeche schließt (WDR 2, 4. Dezember 1965)
- Smog. Hörspiel (WDR 1966) [zuletzt gesendet WDR 5, 2. März 2010]
- Bonn ist gar nicht so weit. Der Wähler und die Politik (WDR 2, 2. April 1966)
- Wenn der Nebel kommt. Menschen am Rande der Gesellschaft (WDR 2, 20. November 1966)
- „Ach, Sie kommen aus dem Ruhrgebiet?“ Ein Dortmunder in Dresden (WDR 2, 12. August 1967)
- Dortmund, Liebeserklärung an eine Stadt, die ich nicht liebe (WDR 2, 7. Oktober 1967)
- Abseits vom Wege. Besuch in Flossenbürg (WDR 2, 19. November 1967)
- Stichworte bei meiner Lektüre (hr 2, 25. Januar 1968)
- Der Unfall. I. Urlaub am Plattensee. Eine Erzählung (hr 1, 17. November 1968)
- Ein Tag wie jeder andere. Als Schriftsteller im Ruhrgebiet (WDR 2, 15. Dezember 1968)
- Wer steuerte wen? Automation und Mensch. Beobachtungen am Arbeitsplatz (hr 2, 9. Januar 1970); gek. Fass.: WDR, 14. März 1970; leicht modifiziert: Wer steuerte wen? Mensch und Automation (DLF, 25. März 1974)
- Nach dem jüngsten Streik. Haben die Betriebsrats- und Gewerkschaftsfunktionäre das Vertrauen der Arbeiter verloren? Eine Untersuchung (NDR, 6. Februar 1970; WDR 2, 9. Februar 1970)
- Man lebt nicht irgendwo. Zeitungsleser im Revier (WDR 2, 10. Oktober 1970)
- Wenn der Abend kommt (hr 1973; RIAS Berlin, 9. Dezember 1973 sowie SDR, DLF, WDR/NDR)
- Nach Südiler und zurück. Wenn türkische Arbeiter Ferien machen (WDR 3, 19. Januar 1974)
- Die Absturzstelle (SWF 1976) [zuletzt gesendet WDR 5, 24. September 2005]
- Vorstadtkrokodile (WDR 1977)
- Theater
- Notstand oder Das Straßentheater kommt (UA Ruhrfestspielhaus Recklinghausen, 8. Januar 1969; Regie: H. D. Schwarze; Westf. Landestheater Velbert, 30. April 1971 [erarbeitet im Autorenkollektiv])
- Vorstadtkrokodile (Westf. Landestheater Castrop-Rauxel; UA Siegburg an der Lahn, 23. Oktober 1981)
Literatur
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Gespräche mit Schriftstellern. Max Frisch, Günter Grass, Wolfgang Koeppen, Max von der Grün, Günter Wallraff. Beck, München 1975, ISBN 3-406-04934-6 (= Beck'sche schwarze Reihe; 134)
- Walter Gödden: Mutproben im Rollstuhl. Max von der Grüns Kinderbuchklassiker „Vorstadtkrokodile“ findet auch heute noch begeisterte Leser. In: Westfalenspiegel. 52 (2003) S. 23
- Max von der Grün. Edition Text u. Kritik, München 1975, ISBN 3-921402-01-8 (= Text + Kritik; 45)
- Gisela Koch (Hrsg.): Zum 70. Festschrift für Max von der Grün. Stadt- und Landesbibliothek, Dortmund 1996
- Martin H. Ludwig: Perspektive im Arbeiterroman. Untersuchungen zum Verhältnis von literarischer und soziologischer Darstellung der Arbeitswelt am Beispiel von Max von der Grüns „Irrlicht und Feuer“. Univ. Diss., Hamburg 1975
- Heinz Georg Max: „Gradlinig, ohne Angst, die Dinge klipp und klar beim Namen nennend“. Max von der Grün (1926–2005). In: Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung 9 (2008), S. 235-266 - Darin auch: rund 100-seitiger Max von der Grün-Sonderteil mit Beiträgen von Horst Hensel, Hugo Ernst Käufer und Heinrich Peuckman; zudem umfangreiche Bibliografie (Stand Sommer 2008)
- Hanno Möbius: Arbeiterliteratur in der BRD. Eine Analyse von Industriereportagen und Reportageromanen. Max von der Grün, Christian Geißler, Günter Wallraff. Pahl-Rugenstein, Köln 1970
- Wozan Urbain N'Dakon: Kinder lesen „Vorstadtkrokodile“. Eine empirische Studie zur Rezeption des Kinderromans Max von der Grüns. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a., 2000 (= Bayreuther Beiträge zur Literaturwissenschaft; 23). ISBN 3-631-38658-3
- Nichts als gegeben hinnehmen. Max von der Grün wird 60. Fritz-Hüser-Institut für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur, Dortmund 1986 (= Information des Fritz-Hüser-Instituts für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund; 31)
- Stephan Reinhardt (Hrsg.): Max von der Grün. Materialienbuch. Luchterhand, Darmstadt u. a. 1978, ISBN 3-472-61237-1 (= Sammlung Luchterhand; 237)
- Stephan Reinhardt (Hrsg.): Max von der Grün. Texte, Daten, Bilder. Luchterhand, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-630-61931-2 (= Sammlung Luchterhand; 931)
- Franz Schonauer: Max von der Grün. Beck, München 1978, ISBN 3-406-07123-6 (= Autorenbücher; 13)
- Gunther Weimann: Max von der Grün: Arbeiterliteratur und Arbeiteralltag. Eine Untersuchung der Romane „Irrlicht und Feuer“, „Zwei Briefe an Pospischiel“ und „Stellenweise Glatteis“. Univ. Diss., Saint Louis 1984
- Wolfgang Bittner/Mark vom Hofe: Heinrich Heine und die Zeche Königsborn. Max von der Grün. In: Ich mische mich ein. Markante deutsche Lebensläufe., Bad Honnef 2006, ISBN 978-3-89502-222-7.
Einzelnachweise
- ↑ Auskunft des Standesamts Bayreuth
- ↑ Preisträger der Goldenen Kamera 1977
- ↑ Ein Dortmunder Kohlhaas Zeit, Nr. 27, 27. Juni 1975
Weblinks
- Literatur von und über Max von der Grün im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vorlage:IMDb Name
- Webpräsenz von Max von der Grün
- Max von der Grün: Als das Revier noch rührt Portrait von Wolfgang Delseit, Literatur-Archiv NRW
- Das Heldentum der Arbeiterklasse Nachruf von Jan Feddersen, taz vom 9. April 2005
- Der zweiteilige Fernsehfilm "Irrlicht und Feuer" – Analyse der Aufbereitung eines ostdeutschen Films für das westdeutsche Publikum mit einer Inhaltsangabe zum Roman und einer Zusammenfassung wichtiger Motive; von Jessica Breidbach
- Heinrich Heine und die Zeche Königsborn – Max von der Grün erzählt aus seinem Leben in der WDR 5-Reihe Erlebte Geschichten vom 8. Juni 2003
Personendaten | |
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NAME | Grün, Max von der |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 25. Mai 1926 |
GEBURTSORT | Bayreuth |
STERBEDATUM | 7. April 2005 |
STERBEORT | Dortmund |