Sowjetische Raumfahrt
Die theoretischen Grundlagen des Weltraumflugs wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts vom russischen Wissenschaftler Konstantin Ziolkowski gelegt.
Etwa seit Beginn des 1. Weltkriegs entwickelte die UdSSR kleinere Raketen, bekannt wurden vor allem seit 1938 die militärischen Zwecken dienende Stalinorgel. Maßgeblich für das sowjetische Raketenprogramm war die Konstruktion der A4, die als Kriegsbeute aus dem nationalsozialistischen Deutschland stammte. Diese erste Großrakete der Welt wurde genauestens analysiert, nachgebaut und schrittweise in Leistungsfähigkeit, wie Nutzlast und Reichweite verbessert. Im Gegensatz zu den USA - wo etwa der Leiter des ehemaligen deutschen Raketen-Programmes Wernher von Braun auch die dortige technische Entwicklung führte - wurden die deutschen Techniker nicht später auch Teil des sowjetischen Raumfahrtsprogramms, sondern wurden nach getaner Arbeit nach Hause geschickt. Die sowjetische Raketenetwicklung stand bis 1966 unter der Führung von Sergei Koroljow, dessen Identität allerdings erst nach seinem Tod bekannt gegeben wurde. Das sowjetische Raumfahrtprogramm war von Beginn an eng an militärische Interessen geknüpft, was einen wesentlichen Grund strenger Geheimhaltung darstellte. Der erste erfolgreiche Start eines Erdsatelliten im Rahmen des Inernationalen Geophysikalischen Jahres 1957 war eine weltweite Sensation und führte in den westlichen Ländern zum sogenannten Sputnikschock. Diese unerwartete Publizität wurde von Chrustschow politisch genutzt, um die technische und darüberhinaus eine allgemeine Überlegenheit des kommunistischen Machtbereiches zu demonstrieren.
Meilensteine und Erstleistungen in der Sowjetischen Raumfahrt waren:
- Erste Interkontinentalrakete, die R-7
- Erster Satellit, Sputnik 1
- Erstes Tier im All: Laika in Sputnik 2
- Erste Tiere, die lebend wieder zur Erde zurückkehrten: Belka und Strelka in Sputnik 5
- Erster Mensch im All und in der Erdumlaufbahn: Juri Gagarin in Wostok 1
- Erste Doppelbesatzung im All mit Wostok 3 und Wostok 4
- Erste Frau im All: Walentina Tereschkowa mit Wostok 6
- Erste 3-Mann-Crew in Woschod 1
- Erste Wissenschaftsastronauten: Boris Jegorow und Konstantin Feoktistow bei Woschod 1
- Erster Weltraumspaziergang mit Woschod 2 durch Aleksei Leonov
- Erster Raumflugkörper ausserhalb des Erdorbits: Luna 1
- Erste harte Mondlandung mit Luna 2 und erste weiche Mondlandung mit Luna 9 (Start: 31. Januar 1966) am 3. Februar 1966
- Erste Bilder der Mondrückseite durch Luna 3
- Erste Landung auf der Venus mit Venera 3
- Erste harte Landungen auf dem Mars und erste Vorbeiflüge am Mars mit Mars (Raumsonde)
- Erste automatische Rückkehr einer Sonde von einem anderen Himmelskörper durch Luna 16
- Erster Roboter und erstes Fahrzeug im All und auf dem Mond mit Lunochod 1
- Erste Raumstation Saljut 1 (1971)
- Erster Raumflug eines Kosmonauten eines Drittstaates (nicht UdSSR oder USA) durch Vladimír Remek (Tschechoslowakei, 1978)
- Erste Frau macht Weltraumspaziergang: Svetlana Savitskaya 1984 in der Weltraumstation Saljut 7
- Erste dauerhaft bemannte Raumstation, Mir, welche die Erde von 1986 bis 2001 umkreiste
Den vielen Erstleistungen stehen weniger bekannte Programme wie der aufgegebene Raumtransporter Buran oder die lange geheim gehaltene Mondrakte N1 gegenüber. Misserfolge wurden erst zur Zeit der Perestroika bekannt. Darunter war die Nedelin-Katastrophe zum Jahrestag der Oktoberrevolution und ein Jahr vor dem ersten Weltraumflug, bei der über 100 Menschen den Tod fanden.
Die Ergebnisse und Traditionen der sowjetischen Raumfahrt werden von der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos fortgeführt, zum Teil auch von der Ukraine, Kasachstan und anderen GUS-Staaten, die früher Teil der UdSSR waren.
Literatur
- Alfred Gugerell: Von Gagarin zur Raumstation Mir, ISBN 3-9500500-0-0-0
- Dennis Newkirk: Almanac of Soviet Manned Space Flight, ISBN 0872018482
- Peter Stache: Sowjetische Raketen, Elbe-Dnjepr-Verlag, ISBN 3933395275
- Levantovskij, Vladimir I., Leškovcev, Vladimir A., Rachlin, Il’ja E.: Sovetskaja raketa issleduet kosmos (Die sowjetische Rakete erforscht den Kosmos), Moskau, Verlag Gos. Izd. Fiz.-Mat. lit., in kyrillischer Schrift, 1959