Worpswede
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 13′ N, 8° 56′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Osterholz | |
Höhe: | 20 m ü. NHN | |
Fläche: | 76,38 km2 | |
Einwohner: | 9273 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 121 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 27726 | |
Vorwahlen: | 04792, 04794 | |
Kfz-Kennzeichen: | OHZ | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 56 011 | |
LOCODE: | DE WRP | |
Gemeindegliederung: | 8 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bauernreihe 1 27726 Worpswede | |
Website: | www.worpswede.de | |
Bürgermeister: | Stefan Schwenke (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Worpswede im Landkreis Osterholz | ||
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Worpswede (Plattdeutsch Worpsweed) ist eine Gemeinde im Landkreis Osterholz in Niedersachsen, an der Hamme nordöstlich von Bremen mitten im Teufelsmoor gelegen und ein staatlich anerkannter Erholungsort. Der Ort profitiert landschaftlich von einer 51 Meter hohen Erhebung, dem Weyerberg, der die ansonsten flache Umgebung überragt. Erste Spuren der Besiedlung reichen bis in die Bronzezeit zurück.
Worpswede ist bekannt für die 1889 gegründete Künstlerkolonie Worpswede, eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern. Die Stipendiatenstätte Künstlerhäuser Worpswede gehörte bis 2009 zu den größten der Bundesrepublik Deutschland. Worpswede ist durch die zahlreichen Kultureinrichtungen und Galerien sowie als Erholungsort gleichermaßen attraktiv für Künstler wie Touristen.
Die heutige Einheitsgemeinde Worpswede setzt sich aus den vorher eigenständigen Gemeinden Worpswede, Waakhausen, Überhamm, Schlußdorf, Mevenstedt, Neu Sankt Jürgen, Hüttenbusch und Ostersode zusammen.
Geschichte
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zulässig.Im 11. Jahrhundert erfolgte die Gründung einer Fischersiedlung auf dem Besitz des Klosters Osterholz.
1218 war die erste urkundliche Erwähnung des Ortes.
1627 wurde Worpswede von den katholischen kaiserlichen Truppen des Erzstifts Bremen regiert.
1630 übernahmen die Schweden die militärische Macht in dem Gebiet um Worpswede.
1648 wurde Worpswede an Friedrich von Hessen-Eschwege abgetreten.
Um 1750 erfolgte eine Kolonisierung durch Jürgen Christian Findorff; der Beginn der Trockenlegung und der Abbau des umliegenden Moores.
1889 gründete sich die Künstlerkolonie Worpswede.
Am 1. März 1974 war die Eingemeindung von sieben ehemals selbständigen Gemeinden.
Sehenswürdigkeiten
Niedersachsenstein

Der am Weyerberg gelegene Niedersachsenstein, ein 18 Meter hohes Monument aus Ziegelsteinen, sieht von weitem aus wie ein Adler und erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus der Region. Er wurde 1922 nach einem Entwurf des Architekten Bernhard Hoetger, der auch die Böttcherstraße in Bremen gestaltete, fertiggestellt und ist als einzige expressionistische Großplastik Deutschlands von besonderer kunsthistorischer Bedeutung. Da die Errichtung des Niedersachsensteins in einer Zeit großer Armut und Lebensmittelknappheit erfolgte, war sie seinerzeit umstritten, ebenso wie heute wegen der ursprünglich zugedachten Funktion als Kriegsdenkmal.
Barkenhoff

Der Barkenhoff (Plattdeutsch für ‚Birkenhof‘) – ursprünglich ein Worpsweder Bauernhof – wurde im Jahre 1895 vom Künstler Heinrich Vogeler gekauft und innerhalb weniger Jahre zu einem beeindruckenden Gebäude des Jugendstils umgebaut.
Bald wurde er zum Mittelpunkt der Worpsweder Künstlerbewegung und somit der gesamten „Künstlerkolonie Worpswede“. Nach dem Ersten Weltkrieg diente der Barkenhoff als Kommune und Arbeitsschule, danach als ein Kinderheim der Roten Hilfe.
Unter den zahlreichen Besuchern war Sonja Marchlewska, seit 1926 zweite Ehefrau von Heinrich Vogeler, Tochter des polnischen Marxisten Julian Marchlewski, der Freund und Mitarbeiter Rosa Luxemburgs und ein Vertrauter Lenins war. Marchlewski war auch Rektor der Kommunistischen Universität der Nationalen Minderheiten in Moskau und Gründer der Internationalen Roten Hilfe. Er überredete Vogeler, den Barkenhoff der Roten Hilfe zu übereignen. Die Rote Hilfe wurde ab 1923 nur passives, aber förderndes Mitglied der Arbeitsschule Barkenhoff e. V.; sie wurde am 10. November 1921 vom Amtsgericht Lilienthal anerkannt. Im Juli 1925 wurde der Verein Arbeitsschule endgültig aufgelöst. Der Barkenhoff blieb bis 1932 ein Kinderheim.
In den Folgejahren verfiel der Hof und wurde an die öffentliche Hand übergeben. Restauriert dient er heute als Museum sowie als Werkstatt und Atelier der zumeist internationalen Stipendiaten der Barkenhoff Stiftung. In den Jahren 2003/2004 erfuhr der Hof eine grundlegende Renovierung.
Haus im Schluh

Das Haus im Schluh, ursprünglich eine Moorkate aus dem Moordorf Lüningsee, wurde im Jahr 1920 von Martha Vogeler in den Schluh versetzt und mit Heinrich Vogelers finanzieller Hilfe umgebaut. Sie verließ zu dieser Zeit den Barkenhoff und zog mit ihren drei Töchtern Marieluise, Bettina, Martha und ihrem Freund Ludwig Bäumer in das Haus im Schluh (Plattdeutsch für ‚Sumpf‘). Es besteht heute aus drei reetgedeckten Häusern: dem Wohnhaus Martha Vogelers, der Handweberei (das Haus wurde 1937 aus Grasdorf in den Schluh versetzt und war der Arbeitsbereich der Tochter Bettina), und das kleinste Haus ist heute eine Gästepension. Im Wohnhaus und der Weberei bilden Möbel, Gemälde, Radierungen, Porzellan und Hausrat aus dem Barkenhoff den Hauptbestandteil der Heinrich-Vogeler-Sammlung. Wechselnde Ausstellungen zum Werk Heinrich Vogelers und kunsthandwerkliche Gegenstände aus der Region ergänzen die Sammlung.
Bonze des Humors
Der Bonze des Humors ist eine lachende Buddha-Statue, die in der Nähe des Parkplatzes beim Kaffee Worpswede steht. Das steinerne Monument wurde – wie das Café und der Niedersachsenstein – von Bernhard Hoetger 1914 entworfen. Hervorgegangen ist die Statue aus einer Serie von 15 kleinen Majolika-Keramiken. Hoetger hatte, als er noch auf der Mathildenhöhe in Darmstadt tätig war, einen Zyklus von Gegensatzpaaren geschaffen. Mit ihnen wollte er die „Licht- und Schattenseiten“ des Menschen darstellen, so z. B. Güte, Glaube, Hoffnung auf der Lichtseite, Habgier, Wut, Hass auf der Schattenseite. Der Bonze bildete die Mittelfigur der Lichtseite (sie heißt deshalb eigentlich Licht). Die Wut als Teil der Schattenseite – ebenfalls aus Kunststein – steht nur wenige Schritte entfernt neben dem Treppenaufgang zur Großen Kunstschau. Beide waren von Hoetger zunächst im Park seines ersten Wohnsitzes in Worpswede, dem Brunnenhof (heute Diedrichshof), aufgestellt worden. Dort bekamen sie von den Worpswedern die Namen Orang und Utan.
Kaffee Worpswede

Das Kaffee Worpswede ist ein expressionistischer Bau am Fuße des Weyerbergs gelegen. Es ist Teil eines Backstein-Ensembles, zu dem auch die Große Kunstschau gehört und dient seit 1925 als Café und Restaurant. Bis in die 1970er Jahre war dem Cafe auch noch ein Hotel angeschlossen. Es wird im Volksmund auch „Kaffee Verrückt“ genannt, weil der Architekt, Baumeister und Künstler Bernhard Hoetger anfing, ein Haus ohne vernünftige Bauzeichnungen und ohne rechte Winkel zu bauen – als die Worpsweder dieses sahen, meinten sie „dei is verrückt, de Kerl“ – und seitdem besteht der Spitzname für dieses schöne Objekt. Ursprünglich bot Hoetger, der für dieses Projekt geschätzte 100.000 Reichsmark aufbrachte, hier seine eigenen kreativen Schöpfungen an. 2002 konnte das Kaffee von der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz saniert werden; dabei wurden wichtige Details rekonstruiert.[2]
Kaufhaus Stolte
Das Kaufhaus Stolte an der Findorffstraße ist mit einer fast 200-jährigen Tradition das älteste Geschäft im Dorf. Entstanden ist es 1824. Ein Enkel des ersten Worpsweder Pastors hatte es erbauen lassen, nachdem er seinen Krämerladen in der Pastorenscheune unterhalb der Kirche aufgegeben hatte. Viele Kirchgänger nutzten das Haus als Ausspann und zum sonntäglichen Einkauf. Der Kaufmannsfamilie Stolte, insbesondere der Haustochter Emilie (Mimi) Stolte, ist es zu verdanken, dass Worpswede vom unbedeutenden Moordorf zur weltbekannten Künstlerkolonie aufstieg. Mimi Stolte hatte nämlich 1884 den Kunststudenten Fritz Mackensen, den sie in Düsseldorf kennen gelernt hatte, in ihr Elternhaus eingeladen. Aus einem ersten Besuch wurden mehrere, und schließlich ab 1889 ein Aufenthalt auf Dauer, nachdem sich Mackensen noch einige Malerfreunde hinzugesellt hatten, die den Kern der Künstlerkolonie bildeten. Eine Texttafel und ein Porträt Mackensens neben dem Hauseingang verweisen auf diese Geschichte.
Käseglocke

Die Worpsweder Käseglocke ist ein kuppelförmige Bau auf dem Weyerberg und wurde 1926 vom Schriftsteller Edwin Koenemann erbaut. In der Zeitschrift Frühlicht veröffentlichte der Architekt Bruno Taut 1921 Entwürfe für die Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung und Arbeit in Magdeburg. Darin wurde auch ein Atelierhaus vorgestellt, das hier von Koenemann adaptiert wurde.
Bahnhof Worpswede
Das Bahnhofsgebäude an der Eisenbahnstrecke Bremervörde–Osterholz-Scharmbeck (Moorexpress) wurde 1910 von Heinrich Vogeler im Jugendstil entworfen und gebaut. Vogeler entwarf nicht nur den Bau, sondern auch die komplette Inneneinrichtung (Möbel, Kunstwerke und Malereien). Im Jahre 1978 wurde der Bahnhof Worpswede grundlegend renoviert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt. Er beherbergt heute ein Restaurant.
Zionskirche und Friedhof
Die Zionskirche auf dem Weyerberg wurde mitten im Siebenjährigen Krieg in den Jahren 1757 bis 1759 erbaut. Auf der Grundlage von Plänen des hannoverschen Hofbaumeisters Johann Paul Heumann leitete der Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff die Baumaßnahmen. Finanzielle Unterstützung kam vom Kurfürsten von Hannover und König von England, Georg II.. Aus der schlichten Ausstattung der Hallenkirche hebt sich der Kanzelaltar mit einigen Rokoko-Ornamenten heraus. Beachtenswert sind Engelsputten unter der Emporendecke und Blumenornamente in den Zwickeln der Säulen auf den Emporen. Sie sind „Strafarbeiten“ der damaligen Kunstschülerinnen Clara Rilke-Westhoff und Paula Modersohn-Becker. Beide hatten verbotenerweise im Jahre 1900 die Kirchenglocken geläutet, was als Feueralarm missdeutet worden war. Im Jahr 1763 schuf Dietrich Christoph Gloger eine Orgel, die nicht erhalten ist, aber 2011/12 durch Hendrik Ahrend rekonstruiert wird.[3] Der Kirchturm mit seinem weithin sichtbaren weißen Kragen unterhalb des barocken Turmhelms wurde erst 1798 an der Ostseite angefügt. Er diente wie die gesamte Kirche den Malern der Worpsweder Künstlerkolonie als begehrtes Motiv.
Der Friedhof, von Findorff geplant und eingerichtet, ist noch ein wirklicher Kirchhof. Mit seiner schönen Lage und Gestaltung ist er das Ziel vieler Besucher. Etwa 80 bedeutende Maler, Schriftsteller, Musiker und Kunsthandwerker haben auf ihm ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darunter sind der Entdecker Worpswedes als Künstlerdorf, Fritz Mackensen, und Paula Modersohn-Becker.
Paula Modersohn-Beckers Grabmal
Das von dem bedeutenden Bildhauer, Designer, Maler und Architekten Bernhard Hoetger zwischen 1916 und 1919 geschaffene Grabmal für die im Jahr 1907 früh verstorbene Malerin Paula Modersohn-Becker übt für viele Menschen, die den Worpsweder Friedhof besuchen, eine besondere Anziehungskraft aus. Beherrscht wird das Monument von einer aus Gussstein gefertigten halbentblößten, zurückgesunkenen, lebensgroßen Frauengestalt. Auf ihrem Schoß sitzt ein kleines nacktes Kind, das einen Apfel in den Händen hält. Die Darstellung soll dem Schicksal der Malerin, die wenige Tage nach der Geburt ihrer einzigen Tochter gestorben war, Ausdruck verleihen und den Kreislauf von Werden und Vergehen symbolisieren.
Windmühle
Am Rande Worpswedes auf dem Wege zur Hamme stand seit 1701 eine Bockwindmühle, die nur einen Roggenmahlgang besaß. 1838 wurde sie durch den bis heute noch voll funktionsfähigen Erd- und Wallholländer ersetzt. Diese neue und größere Mühle wurde mit drei Mahlgängen ausgestattet, einem Roggen-, einem Weizen- und einem Graupengang. 1888 kam die Mühle (bis heute in der 5. Generation) in den Besitz der Müllerfamilie Schwenke. Um im härter werdenden Wettbewerb bestehen zu können, wurde sie mehrfach überholt und ihre Technik dem jeweils modernen technischen Standard angepasst, u. a. Umrüstung von Segelgatter- auf Jalousieflügel, Einbau von Motoren sowie einer Windrose. Seit Einstellung des Gewerbebetriebes im Jahre 1985 betreiben die Freunde Worpswedes e. V. die Mühle. Das Wahrzeichen Worpswedes diente seit jeher den Malern als Motiv.
Findorff-Denkmal
Der dem Kirchberg benachbarte Hügel des Weyerbergs trägt das Denkmal für Jürgen Christian Findorff (1720–1792). Der Obelisk wurde 1799 errichtet als Dank und Anerkennung für die besonderen Leistungen, die sich der „Vater aller Moorbauern“ in der Region erworben hatte. Zu den Verdiensten des königlichen Moorkommissars unter den hannoverschen Kurfürsten und englischen Königen Georg II. und Georg III. zählten u. a. die Gründung vieler Dörfer zwischen Bremervörde, Osterholz und Ottersberg, der Bau des Osterholzer Hafens und Hafenkanals sowie des Hamme-Oste-Kanals. Beim Bau der Worpsweder Zionskirche bewährte er sich als Bauleiter. Die Kirchen in den benachbarten Orten Grasberg und Gnarrenburg gehen auf seine Baupläne zurück.
Ansichten
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Rathaus
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Windmühle (Totale)
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Windmühle (Details)
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Roselius-Museum
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Kaufhaus Stolte um 1950
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Bonze des Humors
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Bahnhof mit Moorexpress
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Bahnhof ohne Moorexpress
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Windmühle in Ostersode
Literatur
- Björn Bischoff: Worpswede A–Z – das Künstlerdorf. Aschenbeck Media, Bremen 2011, 2. überarb. Aufl., ISBN 978-3-941624-60-3.
- Jürgen Teumer: Spaziergänge in Worpswede. Schünemann-Verlag, Bremen 2007, 2. überarb. Aufl., ISBN 978-3-7961-1894-4.
- Jürgen Teumer: Friedhof und Kirche in Worpswede. Ein Rundgang durch Gegenwart und Vergangenheit. Landschaftsverband Stade, Stade 2007, ISBN 978-3-931879-32-7.
- Peter Groth: Martha Vogelers Haus im Schluh. Worpsweder Verlag, Lilienthal 1995, ISBN 3-89299-139-1.
- Bernd Küster: Das Barkenhoff-Buch. Worpsweder Verlag, Lilienthal 1989, ISBN 3-922516-86-6.
- Bettina Vaupel: Weites Land für große Kunst; Bernhard Hoetger in Worpswede und Bremen. MONUMENTE 09/125; S. 8–15 (ISSN 0941-7125).
Einzelnachweise
- ↑ Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
- ↑ MONUMENTE, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, 09/125; S. 8–15.
- ↑ Neue Orgel in Worpswede, gesehen 12. Januar 2012.