Geschichte der Stadt Kalisz
Kalisz (deutsch: Kalisch) ist eine Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Großpolen, mit (1995) 120 000 Einwohnern und liegt an der Prosna,Von 1975 bis 1999 war Kalisch Haupstadt der Woiwodschaft Kalisz, zu der auch Teile von Niederschlesien gehörten.
Geschichte von Kalisch
Kalisch ist die älteste Stadt Polens und eine der ältesten schon in der römischen Zeit bekannten Menschensiedlungen östlich der Elbe. Die Stadt wurde als Calisia im Lande der Sueven um das Jahr 150 n.Chr.vom alexandrinischen Geographen Claudius Ptolemäus in seinem Werke "Abriss der Geographie" erwähnt,das Gebiet war aber bereits um das Jahr 1200 v.Chr. von der Bevölkerung der Lausitzer Kultur bewohnt, welches man durch zahlreiche Ausgrabungen feststellen zu können glaubt. In der Zeit von Ptolemäus lag Kalisch als Knotenpunkt an einer der wichtigsten Handelsstraßen Zentraleuropas, Bernsteinstraße genannt, die das Römische Imperium im Süden mit der Ostseeküste verband. Calisia war damals von Lugiern (griechisch: Lygiern) bewohnt, die nach der Ansicht deutscher Historiker eine Kultgemeinschaft wandalischer, also germanischer Völker in Schlesien und Westpolen waren, während polnische Gelehrte sie dem slawischen Stamme zuführen. Dieses altertümliche Calisia lag indessen nicht im Tal der Prosna, wie die heutige Stadt, sondern ein paar Kilometer weiter östlich auf dem Gebiet der heutigen sog.Alten Stadt.Später, in der frühen piastischen Zeit bestand dieses Kalisch aus der herzoglichen Burg mit der Paulskirche,der Handwerkersiedlung mit der Adalbertkirche, noch einer benachbarten Siedlung mit der Gotthardkirche und einer Judenstadt, die ebenfalls in der Nähe der Burg lag.
Der frühesten Erwähnung von Kalisch im Mittealter begegnen wir 1106 in der Chronik des Gallus Anonymus,der die Kämpfe zwischen zwei Söhnen des Herzogs Wladyslaw I. Herman, Boleslaw III. Schiefmund und Zbigniew beschreibt: Kalisch geriet in die Machtsphäre Zbigniews, der 1102-1106 Herr der Stadt war. Zum zweiten Mal erwähnt wird Kalisch im Jahre 1136 in der Bulla des Papstes Innozenz II., der über Kalisch als eine der wichtigsten Kastellaneien auf dem Gebiet Polens spricht. Nach Ansicht macher Historiker war Kalisch damals auch Hauptstadt der Mittelpolnischen Provinz, die die Kastellaneien von Kalisch, Sieradz und Leczyca umfasste.
Wichtige Jahreszahlen in der späteren Geschichte von Kalisch
- 1138 - im Testament Boleslaw III. wird Kalisch dem Senior-Herzogtum Krakau zugeteilt
- 1146 - Aufruhr der jüngeren Brüder gegen Wladyslaw II. den Vertriebenen, sein Sturz; Kalisch kommt zum Herzogtum Großpolen, wo Mieszko III., genannt der Alte, regiert.
- um 1155 - Mieszko III. stiftet die romanische Schloßkirche zum Heiligen Paul, wo 1193 sein Sohn Mieszko und 1202 er selbst bestattet werden. Die Fundamente dieser Kirche mit dem Grabstein Mieszkos wurden erst um 1960 auf dem Gebiet der sog.Schwedenschanze gefunden.
- ab 1193 - Kalisch wird zur Hauptstadt des gleichnamigen piastischen Herzogtums, das seine Grenzen oft ändert und wo verschiedene Nachkommen Mieszko III. regieren.
- 1233 - der schlesische Herzog Henrich I. der Bärtige führt Krieg gegen den großpolnischen Vetter Wladyslaw Odonic, belagert die Kalischer Burg,erobert und zerstört sie. Das Herzogtum Kalisch geht zu den schlesischen Piasten über.
- 1234 - um- Heinrich I. verlegt die Burg und die Stadt an die heutige Stelle -eine Insel zwischen drei Armen der Prosna. Das alte Kalisch, nunmehr Alte Stadt genannt, sinkt zu einem Bauerndorfe herab.
- um 1235 - (die genaue Jahreszahl ist nicht bekannt)- Kalisch erhält das Magdeburger Recht und wird nach dem Muster der schlesischen Städte in strenger Gitterform mit rechteckigem Marktplatz aufgebaut. Das Gebiet der Stadt umfasst 18 ha, alle Gebäude, außer zwei Kirchen - Nikolaus- und Franziskanerkirche - sind aus Holz.
- 1264 - die "Alte Stadt" erhält das Dorfrecht.
- 1305 - Verwaltungsreform nach der Wiedervereinigung Polens unter König Wladyslaw I. dem Ellenlangen. Neue Verwaltungseinheiten, Woiwodschaften genannt, werden geschaffen. Kalisch wird zur Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft, die (mit gewissen Grenzänderungen) zum Jahre 1793, der 2. Teilung Polens bestehen soll. Sie umfaßt Süd-und Ostgroßpolen mit Kalisch, Gnesen, Pyzdry/Peisern, Konin und Sroda/Schroda und außerdem Naklo/Nakel an der Netze.
- 1331 - Am 21. September belagert das Heer des Deutschen Ordens unter dem Oberstmarschall Dietrich von Altenburg die Stadt Kalisch, zieht jedoch nach ein paar Tagen ab, ohne Erfolge erzielt zu haben.
- 1343 - Im Juli laufen Vorbereitungen zum "Kalischer Frieden" zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden, große Tagung in Kalisch, an der König Kasimir III. der Große persönlich teilnimmt. Mehrere damals bedeutende polnische Städte, unter ihnen Kalisch, sind Unterzeichner des Vertrags, der am 23. Juli in Kraft tritt.
- 1333 bis 1370 - Regierung des letzten Piastenkönigs, Kasimir III. des Großen, die einen großen Fortschritt in der Entwicklung der Stadt Kalisch bedeutet: um 1361 erbaut man aus Ziegeln die Wehrmauer der Stadt, um 1363 erweitert man das alte Schloß Heinrich des Bärtigen.Es entstehen neue Vorstädte, die Breslauer Vorstadt am Breslauer Tor und die Thorner Vorstadt am Thorner Tor und eine neue Pfarrkirche,zur Mariae Himmelfahrt.Außer dem alten Franziskanerkloster gibt es nun zwei gemauerte neue Klöster in der Stadt, das der Kanoniker zum Hl. Geist und das der Kanoniker vom Lateran. 1353 wird auch das erste Palais der Gnesener Erzbischöfe in der Stadt errichtet.
- 1372 - die erste Städtische Schule entsteht
- 1410 - Truppen aus der Woiwodschaft Kalisch nehmen unter eigener Fahne an der großen Schlacht gegen den Deutschen Orden bei Tannenberg (in polnischer Geschichte als "Schlacht bei Grunwald" bekannt) teil.
- 1425 - Wladyslaw II. Jagiello befreit die Salzhändler aus der Stadt von Steuern auf dem Territorium Polens und Litauens. Gleichzeitig empfängt er den dänischen und schwedischen König Erich X. von Pommern im Kalischer Schloß.
- 1426 - das erste Rathaus mit einem Turm wird errichtet.Um diese Zeit entsteht auch die 2. Städtische Schule an der Himmelfahrtskirche, die gewisse akademische Rechte hat und unter der Obhut der Krakauer Universität steht.
- 1454 - während des Dreizehnjährigen Krieges des Königs Kasimir IV. gegen den Deutschen Orden nehmen Kalischer Truppen an der Belagerung Marienburgs teil.
- 1461 - das Hospital zur Heiligen Dreieinigkeit in der Breslauer Vorstadt entsteht
- 1489 - das hölzerne Bernhardiner Kloster und -kirche in der Thorner Vorstadt werden erbaut
- 1583 - der Bischof Stanislaus Karnkowski holt die Jesuiten nach Kalisch
- 1584 - die Jesuiten beginnen ihre Lehrtätigkeit in einem provisorischen Schulgebäude. (1584- 200 Schüler, 1586- schon 500 Schüler.
- 1585 bis 1591 - die barocke Jesuitenkirche zum Hl. Stanislaus und Hl. Adalbert mit dazugehörigem Kloster und Kollegium wird aus Karnkowskis Privatmitteln errichtet. Die Architekten sind italienische Jesuiten.
- 1592 - das Jesuitentheater am Kollegium beginnt seine Tätigkeit. Zuerst werden nur lateinische Stücke inszeniert, später auch polnische.
- 1603 - die erste Buchdruckerei in Kalisch (Besitzer: Meister Johann Wohlraab, danach bis 1632 Adalbert Gedelius) wird eröffnet, es werden aber ausschließlich Werke von religiösem Inhalt verlegt.Nach dem Tode von Gedelius (um 1636) wird die Druckerei von den Jesuiten übernommen, die sie bis 1773 betreiben.
- 1655 - der "Polnische Krieg" des Schwedenkönigs Karl X. Gustav beginnt. Schwedische Truppen unter Feldmarschall Arvid Wittenberg besetzen Posen und erreichen am 7. August Kalisch. Der Kalischer Magistrat huldigt dem König von Schweden und zahlt eine Kontribution von 6000 Gulden.
- 1656 - Am 10. und 11. August verheert ein großer Brand die Stadt. Erhalten bleiben nur gemauerte Gebäude: Kirchen, Rathaus, eine Ringseite und ein paar Häuser in der Breslauer Vorstadt.
- 1657 - König Johann II. Kasimir nimmt die Schäden in Augenschein und befreit die Stadt und die ihr zugehörigen Dörfer von allen Steuerlasten. Dies hilft jedoch wenig, der Aufbau der Stadt dauert sehr lange.
- 1700 - der grosse Nordische Krieg beginnt. Dänemark, Polen, Rußland und Sachsen kämpfen gegen den Schwedenkönig Karl XII., der Subsidien aus Frankreich erhält.
- 1706 - Am 29. Oktober wird die Schlacht bei Kalisch zwischen den Schweden und den polnischen Anhängern des Königs Stanislaus I. Leszczynski (zusammen 15 000 Mann) und Sachsen, Russen und Polen (Anhängern August II. des Starken - zusammen 35 000 Mann) ausgefochten. Die Schweden verlieren, ihr Befehlshaber Arvid Axel Mardefelt wird gefangengenommen.
- 1707 - nach der schwedischen Okkupation zählt die Stadt nur 1000 Einwohner.
- 1726 - das schwer beschädigte Kalischer Schloß wird wiederaufgebaut (die Arbeiten dauern bis 1730).
- 1769 - Kriegshandlungen während der Barer Konföderation zerstören die Stadt noch mehr.
- 1776 - der Aufbau der Stadt unter der Leitung der "Kalischer Kommission für gute Ordnung", die von Grundbesitzern der Woiwodschaft gebildet wurde. Wiederbelebung des Handels und Handwerks.
- 1792 - durch den großen Brand vom 13. September, der in der Breslauer Vorstadt beginnt, gehen alle Häuser der Stadt außer Kirchen und Klöstern zugrunde. Der große Wirbelwind am 14. Dezember vollendet den Untergang von Kalisch.
- 1793 - Am 23.Januar unterschreiben Preußen und Rußland den Vertrag über die 2. Teilung Polens. Woiwodschaften Posen und Kalisch werden Preußen zugesprochen. Bis Mai 1793 steht Kalisch unter preußischer Militärverwaltung.Am 7.Mai huldigen die Stände Großpolens dem König von Preußen Friedrich Wilhelm II.. Die annektierten Gebiete erhalten den Namen Südpreußen. Kalisch wird dem Regierungsbezirk Posen unterstellt. Im Oktober desselben Jahres entsendet Berlin nach Kalisch eine Aufbaukommission unter der Leitung des Majors von Schack, die die Aufgabe erhält, das alte Jesuitenkollegium zu einer Kadettenschule umzubauen. In demselben Jahre kommt auch die erste Welle der deutschen Übersiedler, vor allem aus der Mark Brandenburg und Niederschlesien.Die Zahl der deutschsprachigen Einwohner von Kalisch beträgt in diesem Jahre 120 Personen.Gesamtanzahl der Einwohner in diesem Jahre: 3 832.
- 1794 - da die ehemaligen polnischen Beamten keine Deutschkenntnisse haben, beginnt man Beamte aus Berlin und Ostpreußen zu importieren, welches zu Reibungen führt, da die neuen Beamten die polnische Sprache nicht beherrschen und lokale Juden, deren Sprache Jiddisch ein deutscher Dialekt ist, als Dolmetscher verwenden müssen.
- 1795 - Kalisch wird zur Hauptstadt des neuen südpreußischen Regierungsbezirks Kalisch erhoben, der die Kreise Kalisch, Sieradz, Leczyca samt Wielun und Tschenstochau umfaßt.Im selben Jahre kauft die deutsche evangelische Gemeinde die ehemalige Jesuitenkirche. Sie soll bis 1945 als evangelisches Gotteshaus dienen.
- 1796 - das baufällig gewordene Kalischer Schloss wird abgerissen.Im nächsten Jahr trägt man auch das schwer beschädigte gotische Rathaus ab.
- 1797 - feierliche Eröffnung der Kalischer Kadettenanstalt. Die Schüler sind Söhne des ärmeren Adels aus der Gegend im Alter von 8-10 Jahren (1797-125 Schüler, 1799-schon 200). Der Unterricht umfaßt einen Deutschkursus, Preußens Geschichte, Grundlagen der Mathematik und militärische Themen. Die Absolventen der Anstalt werden zum weiteren Studium im Kadettenkorps nach Berlin geschickt.
- 1798 - Karl Wilhelm Mehwald (gest.1824) wandert aus Jauer ein, läßt sich in Kalisch nieder und eröffnet seine Druckerei, die bis 1914 überleben sollte.
- 1805 - Mehwalds Verlag beginnt, die erste Kalischer Zeitung, die zweisprachige "Chronik der Stadt Kalisch/Kronika Miasta Kalisza" herauszugeben.Später im gleichen Jahr beginnt auch das zweisprachige "Kalischer Wochenblatt/Pismo Tygodniowe Kaliskie" zu erscheinen, ebenfalls bei Mehwald.
- 1805 - die preußischen Behörden lassen den Stadtpark und die großzügig geplante "Königin-Luise-Allee" anlegen, die längs der Prosna vom Breslauer Tor zum Park läuft. Später hieß sie "Kaiserin-Joséphine-Allee" und ist bis heute der Prachtboulevard von Kalisch.
- 1806 - Kalisch hat schon etwa 1800 deutsche Einwohner, die Zahl der Deutschen ist größer als die der Juden.
- 1806 - November-nach der Niederlage Preußens bei Jena-Auerstedt werden die preußischen Truppen in Kalisch von der Bürgerwehr entwaffnet, die meisten preußischen Beamten fliehen. Am 14.November wird Kalisch von französischen Truppen besetzt.
- 1807 - Durch den Frieden von Tilsit wird das Großherzogtum Warschau geschaffen. Kalisch wird zur Hauptstadt des gleichnamigen Departements ausersehen. Der 30-köpfige Munizipalrat löst den alten Stadtrat ab, der Bürgermeister - jetzt Stadtpräsident genannt, bekommt erweiterte Machtbefugnisse.
- 1808 - die von den Preußen geschaffene Kadettenanstalt wird neu organisiert und den Militärbehörden des Großherzogtums unterstellt.Die Ruine des gotischen Rathausturms wird abgerissen.Bis 1890 hat Kalisch kein Rathausgebäude.
- 1810- die Städtische Realschule wird auf den Grundmauern des abgetragenen Schlosses erbaut. Die renommierte Schule arbeitet bis heute, als "Adam-Asnyk-Lyzäum".
- 1811 - Napoleons Große Armee sammelt sich auf dem Territorium des Departements K., Rußlands Eroberung wird vorbereitet. Viele Plünderungen und Kontributionen.
- 1812 - die kläglichen Reste der geschlagenen Grande Armée ziehen durch Kalisch nach Frankreich zurück. Viele Franzosen sterben im provisorischen Lazarett, das eigens für sie eingerichtet wurde, und werden auf dem Friedhof der Bernhardinerkirche begraben. Eine dort errichtete Gedenksäule erinnert bis heute an sie.
- 1813 - Am 13. Februar wird Kalisch von russischen Truppen belagert. Schon nach einem Tag der Kämpfe ziehen sich polnisch-sächsische Truppen nach Schlesien zurück, die Russen okkupieren die Stadt.
- 1815 - Beschlüsse des Wiener Kongresses. Der größte Teil des ehemaligen Großherzogtums Warschau wird an Rußland als sog. Kongreßkönigreich Polen übergeben. Kalisch wird nun die Hauptstadt einer Woiwodschaft und ist von zwei Seiten von Preußen umgeben: Richtung Posen und Richtung Breslau beträgt der Abstand von der Stadtgrenze zur Grenze Preußens nur etwa 5 Kilometer. Der Schmuggel in beiden Richtungen floriert und so soll es bis 1914 bleiben.Nach Deutschland werden vor allem Landwirtschaftprodukte geschmuggelt, aus Deutschland bezieht man Eisenwaren, Salz,Galanterie, Tabakwaren und Jagdgewehre. Kalisch hat in diesem Jahre 7 521 Einwohner.
- ab 1815 - Pläne der Warschauer Regierung, aus Kalisch ein Industriezentrum zu machen, gehen voll in Erfüllung. Seit 1815 enstehen folgende Fabriken:
- Tuchmanufaktur der Gebrüder Johann und Benjamin Repphan (ausBirnbaum)-1816, (1880 abgebrannt) etwa 2000 Beschäftigte, die Fachkräfte bestehen ausschließlich aus schlesischen Einwanderern
- Textilmanufaktur des Wilhelm Meyer (aus Brieg) -1827-38, etwa 150 Beschäftigte
- Textilfabrik des W.D.Przechadzki (später: Eduard Fiedler) -1821,60 Beschäftigte
- Färberei des Wilhelm May (aus Sachsen) -1827, 117 Beschäftigte
- Textilfabrik Pohl et Co. von Johann Heinrich Claassen, Karl Fischer und Friedrich Pohl- (alle aus Breslau ) -1826, 220 Beschäftigte, exportierte Baumwolleprodukte sogar nach China
- Leinwandweberei des Johann Friedrich Ruderisch (aus Sachsen) -1817, um 20 Gesellen
- Brauhaus des Wilhelm Weigt- um 1820, 100 Beschäftigte
- Kurzwarenfabrik des Franz Krause (aus Reichenberg)- 1824- etwa 40 Beschäftigte
- Kurzwarenfabrik des Heinrich Buhle-1818- 80 Beschäftigte
- Färberei des David Christoph Schnerr- 1804- etwa 100 Beschäftigte
- Weißgerberei des Karl Heinrich Fritsche (aus Ostpreußen)-1823- etwa 30 Beschäftigte
- Klavierfabrik des Gregor Lindemann-1827- Jahresprodution 20-30 Instrumente
- Klavierfabrik des Karl Grünberg-1840- Jahresproduktion etwa 10 Instrumente
- Gerberei des Wilhelm Fulde (aus Sachsen)-1857, etwa 100 Beschäftigte
- Seifefabrik des Emil Stark -um 1860, etwa 30 Beschäftigte
- Spitzenfabrik des J.D.Meisner-um 1870
- Klavierfabrik des Arnold Fibiger (aus Sachsen)- 1878, etwa 100 Beschäftigte. Diese Fabrik arbeitet bis heute
- Klavierfabrik des Alexander Fibiger (aus Sachsen)- 1880, Jahresprodukion etwa 10 Instrumente
- Fabrik der landwirtschaftlichen Geräte der Gebrüder Fellner- 1880.
- Plüsch-und Samtfabrik des Friedrich Gaede - um 1907-1913, etwa 500 Beschäftigte, damals und lange Zeit nachher größter Arbeitgeber in Kalisch.
- 1824- monumentales Gerichtsgebäude an der Josephinenallee wird erbaut
- 1825- die schöne steinerne Alexanderbrücke (als Huldigung der Stadt an den "guten Zaren"Alexander I.) und das Woiwodschaftsamt werden erbaut
- 1837- nach der Niederlage des polnischen Novemberaufstandes von 1830 wird Kongreßpolen in das Russische Kaiserreich einverleibt; Woiwodschaften werden aufgelöst, Kalisch wird Hauptstadt eines russischen Gouvernements.
- 1852-Frühjahr-Ausbruch der Choleraepidemie. Sie fängt im jüdischen Viertel mit seinen miserablen hygienischen Verhältnissen an und verbreitet sich über die ganze Stadt. 60 Personen täglich sterben. Erst nach dem großen Brand des Judenviertels am 18.Juli geht die Seuche zurück.
- 1854- große Hungersnot herrscht in der Stadt.
- 1855- Auflösung des Gouvernements, Kalisch wird zum ersten Mal in seiner Geschichte zu einer Kreisstadt degradiert
- 1867 - Wiederaufrichtung des Gouvernements Kalisch
- 1880-1890 ein neues Rathaus (Stil der Gründerzeit) wird errichtet. Kalisch hat etwa 20 000 Einwohner und besitzt 3 Hotels, 8 Restaurants, 92 Schankwirtschaften, 5 Konditoreien und 6 Kaffehäuser, außerdem im Sommer etwa 10 Biergärten.
- 1897-1900 ein neues Stadtheater Neurenaissance) entsteht
- 1898-1902 - mit großer Verspätung und nach Jahrzehnten von Plänen-und Gegenplänen bekommt Kalisch endlich eine Eisenbahnverbindung über Lodz nach Warschau. Bisher mußte man die 100 km nach Lodz mit einer Pferdekutsche bewältigen. Reisen nach Breslau (Konsumentparadies der Kalischaner) oder Posen muß man aber wie bisher mit einer Pferdedroschkenfahrt zum deutschen Grenzbahnhof Skalmeritz (6 km) anfangen. Kalisch hat damals 23 882 Einwohner.
- 1905- Arbeiterunruhen und Schülerstreik: man fordert u.a.den Unterricht in polnischer Sprache (bisher wurde sogar Muttersprache Polnisch auf Russisch unterrichtet). Niederwerfung der Proteste durch Polizei und Militär.
- 1906- die Bahnstrecke Kalisch-Skalmeritz wird erbaut,es gibt also endlich eine feste Verbindung zum preußischen Eisenbahnnetz.
- 1913- Kalisch zählt schon 65 400 Einwohner, davon etwa 70% Polen, 25% Juden und 5% Deutsche und Russen.
- 1914-1.August-Deutschland erklärt Rußland den Krieg. Die russischen Verbände ziehen sich aus Kalisch zurück. Am 2.August wird die Stadt vom deutschen 155.Infanterieregiment ausOstrowo unter dem Befehl Major Preuskers besetzt.
- 1914-7.August- das neben dem Brand von 1792 größte Unglück in der Geschichte von Kalisch tritt ein- aus Gründen, die bis zum heutigen Tage nicht ganz geklärt sind (man sprach von russischen "Freischärlern", die sich nachts in der Stadt herumtrieben, und von deutschen Patrouillen, die aus Versehen aufeinander schossen)- die deutsche Artillerie beginnt auf Preuskers Behfehl die Beschießung der völlig werhrlosen Stadt, die bis zum 22.August dauert. Am Ende bleiben nur ein paar Kirchen und das Gouverneurpalais stehen, das neue Rathaus und das Theater gehen mit beinahe allen Wohnhäusern der Stadt zugrunde: 426 Wohnhäuser, 9 Fabriken und 6 öffentliche Gebäude sind nicht mehr. Die Zerstörung von Kalisch wurde damals in ganz Europa bekannt und tat der Sache der Zentralmächte keinen geringen Schaden an - ab nun sprach man von "deutschen Barbaren".
- 1914-Dezember- Kalisch hat 5 000 Einwohner.Gleichzeitig ist die Stadt, oder das was von ihr geblieben ist, Sitz der deutschen Militärverwaltung für Kongreßpolen.
- 1916-1917- die preußische Verwaltung der Stadt legt einen gut ausgearbeiteten Aufbauplan vor, der zwar nicht mehr realisiert werden kann, aber später, von den Behörden des unabhängigen Polens übernommen, als Grundlage für den Aufbau der Stadt dient.
- 1916-Kalisch hat 29 227 Einwohner.
- 1918-10.November-die Bürgerwehr und die Pilsudski-treue Polnische Militärorganisation (Polska Organizacja Wojskowa, POW) bilden den" Militärstab des Kalischer Landes" unter dem Befehl des Leutnants der POW Julius Ulrych.
- 1918-11.November- die Unabhängigkeit Polens wird proklamiert. In Kalisch entwaffnet man die deutschen Soldaten unter tätiger Mitwirkung der Soldatenräte.