Katharinenkirche (Lübeck)
Die Katharinenkirche oder St. Katharinen zu Lübeck, ist die Kirche des ehemaligen Franziskaner-Klosters und die einzige erhaltene Klosterkirche in Lübeck. Sie ist der Heiligen Katharina von Alexandrien geweiht.
Geschichte
Noch zu Lebzeiten des Heiligen Franz von Assisi, im Jahre 1225, erhielten die Franziskaner ein Grundstück zum Bau von Kloster und Kirche in der Königstraße. Von der damals erbauten Kirche ist wenig bekannt. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde zunächst der Ostteil mit dem Chorraum, dann das Langhaus im Stil der Backsteingotik neu erbaut. Die Kirche ist eine neunjochige Basilika mit wegen der Lage asymmetrischen Seitenschiffen, einem polygonalen Chorschluss und einen zweischiffigen Querhaus. Als Klosterkirche erhielt die Katharinenkirche keinen Turm, sondern lediglich einen Dachreiter. Die für eine Bettelordenskirche ungewöhnlich aufwendige Architektur zeigt sich neben der reichgegliederten Westfassade in der besonderen Gestaltung des Chorraums als Hochchor über einem bis in die Vierung vorgezogenen Unterchor in Hallenform.
In der Reformation wurde das Katharinenkloster durch die Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen 1531 zum Gymnasium Katharineum umgewandelt. Weitere Räume erhielt zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Stadtbibliothek. Die Katharinenkirche wurde zur Filialkirche der Marienkirche und für Schulgottesdienste benutzt; einen Seitenraum des Hochchores bezog das Konsistorium, das hier als kirchliches Gericht für Ehe- und Familiensachen tagte.
Während der französischen Besetzung Lübecks wurde die Kirche als Pferdestall und Lazarett zweckentfremdet. Bald darauf entstand im Hochchor die erste Sammlung mittelalterlicher Bildwerke, vor allem durch die Bemühungen von Carl Julius Milde.
Im 19. und frühen 20. jahrhundert wurde die Kirche wiederholt für Messen und Ausstellungen benutzt; es entstand der Plan, hier eine Sammlung von Gipsabgüssen von Bildwerken Lübecker Herkunft im Ostseeraum aufzustellen.
Nachdem mehrere der Innenstadtkirchen beim Bombenagriff am Palmsonntag 1942 ausgebrannt waren, wurde St. Katharinen vorübergehend wieder für regelmäßige Gottesdienste hergerichtet. Eine Seitenkapelle im Unterchor erhielt die russisch-orthodoxe Gemeinde und benutzt sie bis heute als "Kirche des Hl. Prokop". Auch die griechisch-orthodoxe Gemeinde nutzte den Unterchor über viele Jahre.
Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Verbindung zwischen der Kirche und dem Kreuzgang des Klosters bzw. der Schule wiederhergestellt. Das Katharineum nutzte die Kirche fortan bis in die 90er Jahre für wöchentliche Morgenandachten. Auch heute noch finden Feiern und Konzerte der Schule in der Kirche statt.
Seit ca. 1980 wird die Katharinenkirche als Museumskirche St. Katharinen vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck verwaltet.
Ausstattung
- an der Westfassade: Nischenfiguren von Ernst Barlach: Frau im Wind, Bettler, Singender Klosterschüler,
- und von Gerhard Marcks: Christus als Schmerzensmann, Brandstifter, Jungfrau, Mutter und Kind, Kassandra und Prophet
- Barlach hatte 1929 auf Anregung des Lübecker Museumsdirektors Carl Georg Heise mit den Entwürfen für ein Skulpturenensemble "Gemeinschaft der Heiligen" begonnen. Bis 1933 konnten jedoch nur drei Statuen ausgeführt werden, die von Heise, der 1933 entlassen wurde, während der Nazizeit versteckt wurden. Nach Kriegsende vollendete Gerhard Marcks den Fries bis 1949 in eigenen Formen.
- und von Gerhard Marcks: Christus als Schmerzensmann, Brandstifter, Jungfrau, Mutter und Kind, Kassandra und Prophet
- reiche Ausmalung des 14. Jahrhunderts (teilweise freigelegt)
- Triumphkreuzgruppe, um 1450
- gotisches Chorgestühl
- Fresko: "St. Franziskus erhält die Wundmale Christi", um 1500
- Kanzel von 1699 (aus der 1899 abgebrochenen alten St. Lorenzkirche)
- Auferweckung des Lazarus von Jacopo Tintoretto, 1576
- Epitaphien, u. a. mit Bildnis von Zacharias Kniller (s.a. Godfrey Kneller)
- Messinggrabplatte des Bürgermeister Lüneburg (+ 1461) im Unterchor
- Fast der gesamte Fußboden der Kirche besteht aus Grabsteinen vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert
- Gipsabguss der St. Jürgen(St. Georg)-Gruppe aus Stockholm gefertigt von Bernt Notke für den schwedischen Reichsverweser Sten Sture.
- Der aus dieser Kirche stammende Lukas-Altar von Hermen Rode wird heute im St.-Annen-Kloster gezeigt.
Literatur
- Günther H. Jaacks: St. Katharinen zu Lübeck. Baugeschichte einer Franziskanerkirche. Lübeck: Schmidt-Römhild 1968 (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Band 21)
- Lutz Wilde: Die Katharinenkirche in Lübeck. - München: Deutscher Kunstverlag 1996