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Fußball-Europameisterschaft 1992

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UEFA-Fußball-Europameisterschaft 1992
UEFA EURO 92
Anzahl Nationen (von 34 Bewerbern)
Europameister Dänemark (1. Titel)
Austragungsort Schweden
Eröffnungsspiel 10. Juni 1992
Endspiel 26. Juni 1992
Spiele 15
Tore 32 (⌀: 2,13 pro Spiel)
Zuschauer 430.111 (⌀: 28.674 pro Spiel)
Torschützenkönig 4 Spieler mit 3 Toren
Gelbe Karten 50 (⌀: 3,33 pro Spiel)

Die Endrunde der 9. Fußball-Europameisterschaft der Herren wurde vom 10. bis 26. Juni 1992 in Schweden ausgetragen. Schweden war als Gastgeber automatisch qualifiziert. Jugoslawien wurde aufgrund des Balkankonfliktes trotz vorheriger erfolgreicher Qualifikation aus dem Turnier genommen und durch den Zweiten der Qualifikationsgruppe, Dänemark, ersetzt, das dann Europameister wurde.

Qualifikation der deutschsprachigen Mannschaften

Nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 übernahm Berti Vogts die Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland von Franz Beckenbauer. Beckenbauer hatte in einer Pressekonferenz behauptet, dass die deutsche Nationalmannschaft nach der Wiedervereinigung gemeinsam mit ostdeutschen Spielern auf Jahre hin unschlagbar sei. Im ersten Spiel gab es Schwierigkeiten, Luxemburg mit 3:2 zu besiegen. Es folgte in einer unausgeglichenen Qualifikation die 0:1-Niederlage in Wales. Nach einem 1:0-Erfolg in Belgien war die Qualifikation dann aber sicher. Die Auslosung der Qualifikationsgruppen im Frühsommer 1990 hatte ein innerdeutsches Duell zwischen der Bundesrepublik und der DDR vorgesehen, welches aufgrund der Wiedervereinigung nicht zustande kam. Aus der ursprünglich vorgesehenen Fünfer- wurde eine Vierergruppe.

Österreich spielte in der Gruppe 4, die von Jugoslawien dominiert wurde. Die Jugoslawen verloren nur ein Spiel daheim gegen Dänemark. Die Österreicher spielten ihre erfolgloseste Qualifikation und begannen mit der 0:1 Niederlage gegen Färöer. Sie gewannen insgesamt nur ein Spiel (das Rückspiel gegen Färöer) und spielten einmal unentschieden 0:0 gegen Nordirland.

Erfolgreicher war die Schweiz in Gruppe 2. Sie wahrte gegen Schottland, Rumänien und Bulgarien bis zum letzten Spieltag die Chance auf die Qualifikation und schied durch eine 0:1-Niederlage in Rumänien bei gleichzeitigem Sieg der Schotten über San Marino aus. Ein Unentschieden in Rumänien hätte gereicht, und die Schweiz wäre qualifiziert gewesen.

Austragungsorte

Göteborg, Ullevi Malmö, Malmö Stadion Norrköping, Idrottspark Stockholm, Råsundastadion

Teilnehmer

Gruppe 1 Gruppe 2
Schweden Schweden (Kader) Niederlande Niederlande (Kader)
Danemark Dänemark (Kader) Deutschland Deutschland (Kader)
Frankreich Frankreich (Kader) Schottland Schottland (Kader)
England England (Kader) Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS (Kader)

Gruppenphase

Gruppe 1

Rang Land Tore Punkte
1 SchwedenSchweden Schweden 4:2 5:1
2 Danemark Dänemark 2:2 3:3
3 FrankreichFrankreich Frankreich 2:3 2:4
4 EnglandEngland England 1:2 2:4
10. Juni 1992 in Stockholm
SchwedenSchweden Schweden - FrankreichFrankreich Frankreich 1:1 (1:0)
11. Juni 1992 in Malmö
Danemark Dänemark - EnglandEngland England 0:0
14. Juni 1992 in Malmö
EnglandEngland England - FrankreichFrankreich Frankreich 0:0
14. Juni 1992 in Stockholm
SchwedenSchweden Schweden - Danemark Dänemark 1:0 (0:0)
17. Juni 1992 in Stockholm
EnglandEngland England - SchwedenSchweden Schweden 1:2 (1:0)
17. Juni 1992 in Malmö
FrankreichFrankreich Frankreich - Danemark Dänemark 1:2 (0:1)

Gastgeber Schweden dominierte in Gruppe 1 und avancierte zu einem der Turnierfavoriten. Die Dänen galten als Außenseiter, da sie als Ersatz für Jugoslawien ihre Spieler teils aus dem Urlaub ohne Vorbereitung ins Turnier schickten. Die ersten Spiele gestalteten alle Mannschaften noch vorsichtig, und die Entscheidungen für den Einzug ins Halbfinale fielen erst am letzten Spieltag. Die Franzosen um Éric Cantona waren die Favoriten gegen Dänemark, wurden aber mit offensivem Fußball geschlagen. England ging gegen Schweden früh durch David Platt in Führung. England hatte zwei Jahre zuvor eine für sie befriedigende Fußball-Weltmeisterschaft gespielt und wollte bei diesem Turnier daran anknüpfen. Nach dem Ausgleich der Schweden in der zweiten Halbzeit schien die Chance immer noch groß - doch Schwedens Tomas Brolin sorgte mit seinem 2:1 in der 83. Minute wieder für ein frühes Ausscheiden der Engländer.

Gruppe 2

Rang Land Tore Punkte
1 NiederlandeNiederlande Niederlande 4:1 5:1
2 DeutschlandDeutschland Deutschland 4:4 3:3
3 Schottland Schottland 3:3 2:4
4 Gemeinschaft Unabhängiger StaatenGUS, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS 1:4 2:4
12. Juni 1992 in Göteborg
NiederlandeNiederlande Niederlande - Schottland Schottland 1:0 (0:0)
12. Juni 1992 Norrköping
Gemeinschaft Unabhängiger StaatenGUS, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS - DeutschlandDeutschland Deutschland 1:1 (0:0)
15. Juni 1992 in Norrköping
DeutschlandDeutschland Deutschland - Schottland Schottland 2:0 (1:0)
15. Juni 1992 in Göteborg
NiederlandeNiederlande Niederlande - Gemeinschaft Unabhängiger StaatenGUS, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS 0:0
18. Juni 1992 in Göteborg
DeutschlandDeutschland Deutschland - NiederlandeNiederlande Niederlande 1:3 (0:2)
18. Juni 1992 in Norrköping
Schottland Schottland - Gemeinschaft Unabhängiger StaatenGUS, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS 3:0 (2:0)

Nach den Ereignissen im Achtelfinale bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 zwischen Deutschland und den Niederlanden mit der sogenannten Spuckaffäre um Frank Rijkaard war die Aufmerksamkeit vieler vor allem auf das Duell der beiden als Rivalen bekannten Mannschaften gerichtet. Die deutsche Mannschaft startete unentschieden mit einem 1:1 gegen die GUS ins Turnier - Russland war in der 64. durch einen Foulelfmeter in Führung gegangen und Thomas Häßler hatte in der 90. Minute noch ausgeglichen. Gegen Schottland hatte sich die deutsche Elf durch Tore von Riedle und Effenberg mit 2:0 durchgesetzt. Vor dem letzten Spieltag konnten drei Mannschaften noch ins Halbfinale kommen - nur Schottland war wieder früh ausgeschieden. Deutschland benötigte wie die Niederlande mindestens einen Punkt, um aus eigener Kraft ins Halbfinale vorzustoßen. Die Niederländer spielten mit Druck von Beginn an. Und so erzielten sie bereits in der 4. Minute per Kopf durch Frank Rijkaard die Führung. In der 15. Minute legte Rob Witschge zum 2:0 nach. Es folgten in der ersten Halbzeit noch mehrere Chancen für die Niederländer. In der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein offeneres Spiel, als Jürgen Klinsmann in der 54. Minute den Anschlusstreffer besorgte. Die Deutschen machten jetzt Druck und hatten Torchancen, doch erfolgte in der 72. Minute der entscheidende Konter, den Dennis Bergkamp zum 1:3 abschloss. Aufgrund des 3:0-Sieges von Schottland gegen die GUS erreichte Deutschland dennoch das Halbfinale.

Finalrunde

Halbfinale

Im Halbfinale zwischen Gastgeberland Schweden und aktuellem Weltmeister Deutschland sorgte Thomas Häßler mit einem direkt verwandelten Freistoß in der 11. Minute für die 1:0-Führung für die Deutschen. Die frühe Führung stabilisierte die Mannschaft. In der zweiten Halbzeit erhöhte Karl-Heinz Riedle auf 2:0. Tomas Brolin brachte per Foulelfmeter die Schweden noch einmal heran, doch in der 89. Minute sorgte erneut Riedle für einen Zweitorevorsprung. Kennet Andersson köpfte in der letzten Minute das Anschlusstor zum 2:3.

Die Begegnung zwischen der sogenannten Big-Mac-Truppe aus Dänemark (den Spielern wurde nachgesagt, sich während des Turniers vorwiegend von Cola und Big Macs ernährt zu haben) und den Favoriten und Titelverteidigern aus den Niederlanden war das zweite Halbfinale. Die Dänen gingen in der 5. Minute durch Henrik Larsen in Führung, der auch den zweiten Treffer in der 32. Minute erzielte; dies nach zwischenzeitlichem Ausgleich durch Dennis Bergkamp. In der zweiten Halbzeit spielten die Niederländer offensiv auf das Tor von Peter Schmeichel, was schließlich in der 86. Minute durch ein Tor von Frank Rijkaard zum Erfolg führte. Nach torloser Verlängerung kam es zum Elfmeterschießen, wobei der niederländische Star Marco van Basten vergab. Die Dänen standen im Finale um die Europameisterschaft.

21. Juni 1992 Stockholm SchwedenSchweden Schweden - DeutschlandDeutschland Deutschland 2:3 (0:1)
22. Juni 1992 Göteborg NiederlandeNiederlande Niederlande - Danemark Dänemark 2:2 n.V. (2:2, 1:2), 4:5 i.E.

Finale

Dänemark traf auf Weltmeister Deutschland. John Jensen erzielte in der 19. Minute die Führung nach einem umstrittenen, aber nicht als Foul gewerteten Einsatz gegen Andreas Brehme. Für den Zweitorevorsprung sorgte Kim Vilfort in der 78. Minute. Voraus ging eine umstrittene Szene, in der er den Ball laut Beobachtern mit der Hand vorgelegt haben soll - TV-Bilder konnten diesen Verdacht aber nicht mit Sicherheit bestätigen.

26. Juni 1992 Göteborg Danemark Dänemark - DeutschlandDeutschland Deutschland 2:0 (1:0)

Ehrungen der Finalisten

Thomas Häßler wurde zum Fußballer des Jahres in Deutschland und Brian Laudrup wurde zum Fußballer des Jahres in Dänemark gewählt.

Die Europameistermannschaft

Nummer Spieler Verein
Torhüter
1 Peter Schmeichel Manchester United
16 Mogens Krogh Brøndby IF
Abwehr
4 Lars Olsen (Spielführer) Trabzonspor
2 John Sivebæk AS Monaco
3 Kent Nielsen Aarhus GF
17 Claus Christiansen Lyngby BK
12 Torben Piechnik Boldklubben 1903
6 Kim Christofte Brøndby IF
Mittelfeld
5 Henrik Andersen 1. FC Köln
7 John Jensen Brøndby IF
18 Kim Vilfort Brøndby IF
13 Henrik Larsen Lyngby BK
8 Johnny Mølby Vejle
19 Peter Nielsen Lyngby BK
20 Morten Bruun Silkeborg IF
Angriff
11 Brian Laudrup FC Bayern München
9 Flemming Povlsen Borussia Dortmund
10 Lars Elstrup Odense BK
14 Torben Frank Lyngby BK
15 Bent Christensen FC Schalke 04
Trainer: Richard Møller Nielsen

Torschützenliste (Endrunde)

Rang Spieler Tore
1 Niederländer Dennis Bergkamp 3
Schwede Tomas Brolin
Däne Henrik Larsen
Deutscher Karl-Heinz Riedle
5 Deutscher Thomas Häßler 2
Niederländer Frank Rijkaard
Schwede Jan Eriksson
Franzose Jean-Pierre Papin
9 Schwede Kennet Andersson 1
Däne Kim Christofte
Sowjete Igor Dobrowolski
Deutscher Stefan Effenberg
Däne Lars Elstrup
Däne John Jensen
Deutscher Jürgen Klinsmann
Schotte Gary McAllister
Schotte Brian McClair
Schotte Paul McStay
Engländer David Platt
Däne Kim Vilfort
Niederländer Rob Witschge

Torschützenkönig des gesamten Wettbewerbs wurde der Franzose Jean-Pierre Papin mit 11 Toren.

Sonstiges

Bei dieser EM war erstmalig bei einem internationalen Turnier neben der Rückennummer auch der Nachname des jeweiligen Spielers auf dem Trikot vermerkt, was seitdem üblich ist.

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