Fiat iustitia et pereat mundus
Der lateinische Satz Fiat iustitia et pereat mundus wird zumeist übersetzt Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde (oder sinngemäß).
Vor dem Hintergrund des Ursprunges in der römischen Rechtslehre spricht andererseits viel dafür, dass es sich bei der herrschenden Variante der Übersetzung um einen Fehler handelt. Das Wort mundus lässt sich auch mit Putz übersetzen.[1] Hiernach könnte die komplette Übersetzung dieser Rechtssentenz lauten: Die Gerechtigkeit muss ihren Lauf nehmen und der Putz zunichte werden.[2] Diese Übersetzung kann damit gedeutet werden, dass unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung, sprich dem Anschein (Putz) eines Bürgers, Gerechtigkeit herrschen soll und nicht etwa, dass die Gerechtigkeit soweit praktiziert werden kann, bis die Welt untergeht.
Dagegen übersetzt ihn Luther mit: Es geschieht, was recht ist, und solt die welt drob vergehen. (Predigt vom 10. Mai 1535),
Kant mit: Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen auch insgesamt daran zugrunde gehen.[3]
Die erste Bezeugung dieses Sinnes wird Papst Hadrian VI. (1459–1523) entlehnt.[3] Bedeutung hat der Satz auch als Wahlspruch des Kaisers Ferdinand I. (1503–1564). Er überliefert und charakterisiert eine Haltung, die sich Recht um jeden Preis verschaffen will. In dieser Bedeutung wird der Satz auch heute zumeist verstanden, d. h. als eine Maxime, die um der Gerechtigkeit willen selbst den Weltuntergang in Kauf nimmt.
Der Satz wird ironisch in dem Sinne zitiert, um eine Rechtsauffassung und Rechtspraxis zu kritisieren, die die Bewahrung der Rechtsprinzipien um jeden Preis, auch zum Schaden der Gesellschaft, durchzusetzen gewillt ist.
König Friedrich Wilhelm I. in Preußen schrieb, als er das mildere Urteil im Katte-Verfahren in ein Todesurteil umwandelte: er sei „auch die Schule durchgegangen und (habe) das Sprichwort gelernt: Fiat iustitia aut pereat mundus.[4] Dies kehrt das Wort ins Gegenteil um: wenn keine Gerechtigkeit geschieht, geht die Welt unter.
Sonstiges
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ latein-deutsch, Pons. das Sprachportal, http://de.pons.eu/latein-deutsch/mundus, am 23. November 2011
- ↑ Gröschner, Rolf, Juristenlatein, http://www.recht.uni-jena.de/o02/materialien_WS2011_12/Einfuehrung/Juristenlatein.pdf, am. 23. November 2011
- ↑ a b Otfried Höffe: Gerechtigkeit. Eine philosophische Einführung. Beck, München, 3. Aufl. 2007, ISBN 978-3-406-44768-6, S. 54
- ↑ Schreiben des Königs an Kriegsgericht zu Koepenick, Berlin 1. Nov. 1730, abgedruckt in Klosterhuis, Katte Ordre und Kriegsartikel, 2005, S. 88