Kinderfreibad
Begriff, Entstehung
Die Kinderfreibäder entstanden in der Zeit des "Roten Wien" auf eine Initiative von Julius Tandler. Sie sollten neben den neu errichteten Parkanlagen in der Stadt und in den Gemeindebauten ein Mittel zur Vorbeugung gegen Lungenkrankheiten und Rachitis sein. Auch sie wurden innerhalb des Stadtgebiets angelegt und waren für 6-14-jährige Kinder und Jugendliche bestimmt. Sie durften diese Badeanstalten in den Sommerferien unentgeltlich benutzen. Erwachsenen war der Eintritt nicht oder nur beschränkt (ohne Bademöglichkeit, nur im Kleinkinderbereich als Aufsichtsperson) erlaubt. Richtiges Schwimmen war allerdings nicht möglich: die Becken waren höchstens 60 cm tief und fast durchwegs mit Hochquellwasser gefüllt.
Geschichte
Als erstes Kinderfreibad konnte das Hütteldorfer Staubecken im Jahre 1917 bezeichnet werden, wo Kinder damals umsonst baden durften. Das erste richtige Kinderfreibad entstand im heutigen Auer-Welsbach-Park, zwei weitere wurden im Schweizergarten (1923) und im Türkenschanzpark in Währing (1926) errichtet. 1923 wurde der Wasserbehälter Steinhof der Hochquellenwasserleitung zum Kinderfreibad Gallitzinberg umgebaut. Im Jahre 1928 gab es in Wien schon 18 Kinderfreibäder, die in diesem Jahr 102 Besucher zählten.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, verfügte die Gemeinde Wien über 23 Kinderfreibäder. Erst Anfang der fünfziger Jahre konnten die meisten Anlagen ihren Betrieb wieder aufnehmen, und bis zum Beginn der siebziger Jahre wurden noch zehn weitere Kinderfreibäder errichtet. Die meisten Kinderfreibäder (32) gab es 1972. In einigen Kinderfreibädern wurden auch Schwimmbecken für Jungendliche zusätzlich zu den alten Planschbecken errichtet. Durch die Errichtung von Badeanstalten mit Erlebnisbereich und die veränderten Freizeitgewohnheiten verloren die Kinderfreibäder ihre Attraktivität, die noch dazu oft technische Mängel aufwiesen und sich oft in desolatem Zustand befanden. Die Stadt Wien entschloss sich dazu, die Bäder entweder aufzulassen oder zu renovieren. Zur Zeit werden alte Kinderfreibäder zu "Familienbädern" mit kleinem Erlebnisbereich umgebaut, ein schönes Beispiel dafür ist das Kinderfreibad am Hofferplatz im 16. Gemeindebezirk. Sie sind immer noch gratis, und auch erwachsenen Begleitpersonen zugänglich. Sie sind in der Regel vom 1. Juni bis zum 31. August geöffnet.