Terre des Femmes
Terre des femmes ist ein in Tübingen gegründeter gemeinnütziger Verein, der sich für ein selbstbestimmtes und freies Leben von Frauen und Mädchen weltweit einsetzt. Ziel ist ein partnerschaftliches und gleichberechtigtes Geschlechterverhältnis.
Die Menschenrechtsorganisation unterstützt Frauen und Mädchen durch internationale Vernetzung, Einzelhilfe und Förderung von einzelnen Projekten. Mit eigenen Publikationen, Veranstaltungen, Jahreskampagnen und Lobbyarbeit wird die Öffentlichkeit über Misshandlung und Diskriminierung von Frauen informiert. Die Arbeit des Vereins finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Schwerpunktthemen sind der Kampf gegen Frauenhandel, Weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, Ehrenmorde, Kinderprostitution, die Ausbeutung von Arbeiterinnen und der sexuelle Missbrauch von Mädchen und Frauen.
Der Hauptsitz ist in Deutschland, seit 2004 existiert Terres des femmes auch in der Schweiz mit Sitz in Bern.
Seit im November 2004 beteiligt sich der Verein an einer EU-weiten Kampagne gegen Verbrechen an Frauen im Namen der Ehre.
Entstehungsgeschichte
Ein Artikel in der Zeitschrift "Brigitte" über furchtbare Einzelschicksale von Frauen im mittleren Osten veranlasste einige Frauen in Hamburg, aktiv zu werden. Der Brigitte-Artikel basierte auf einer Dokumentation mit dem Titel "Princesses mortes", die von der Schweizer Menschenrechtsorganisation Sentinelles herausgegeben wurde. Bei einem Besuch der in Lausanne ansässigen Organisation wurde die Idee geboren, einen eigenen Verein zu gründen. Unter dem Namen Terre des Femmes (Erde der Frauen) mit dem Untertitel "Menschenrechte für die Frau" wurde Terre des Femmes im Juli 1981 in das Vereinsregister der Stadt Hamburg eingetragen und bekam die Gemeinnützigkeit zugesprochen. Die Dokumentation "Princesses mortes" wurde später von Terre des Femmes übersetzt und erschien 1987 als erste Publikation mit dem Titel "Tod als Ehrensache". Sie ist heute noch erhältlich.
Organisatorisch bestand der Verein bis 1990 aus einem Vorstand und aktiven Städtegruppen, die alle ehrenamtlich arbeiteten. 1990 gelang es, in Tübingen eine vom Arbeitsamt finanzierte Stelle einzurichten. Hiermit wurde der Grundstein für den Aufbau einer Bundesgeschäftsstelle mit weiteren hauptamtlichen Kräften gelegt. Der Hauptsitz ist in Deutschland, seit 2004 existiert Terre des Femmes auch in der Schweiz mit Sitz in Bern.
Beispiele für Menschenrechtsverletzungen an Frauen
- Frauen- und Mädchenhandel: Jährlich werden mehr als 2 Millionen Mädchen im Alter von 5-15 Jahren als Prostituierte verkauft.
- Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts von Frauen über ihren Körper: 150 Millionen Frauen und Mädchen sind an ihren Genitalien verstümmelt, täglich werden weitere 6000 Mädchen dieser Tortur unterworfen.
- Familiäre Gewalt: Jährlich fliehen 45.000 Frauen in Deutschland vor ihren gewalttätigen Männern ins Frauenhaus.
- Sexueller Missbrauch von Frauen: 2004 äußerten in Deutschland vier von zehn Frauen, dass sie in ihrem Leben körperliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch erlebt haben.
- Abtreibung von weiblichen Föten und Tötung von neugeborenen Mädchen: In Indien werden jedes Jahr drei- bis fünf Millionen weibliche Föten abgetrieben und unzählige Mädchen werden direkt nach der Geburt getötet.
Ziele und Inhalte von Terre des Femmes
Terre des Femmes ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, Einzelfallhilfe, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung unterdrückte Frauen unterstützt.
Laut der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" von 1948 haben Frauen und Mädchen das Recht, selbstbestimmt, frei und in Würde zu leben. Terre des Femmes tritt für die Durchsetzung dieser Menschenrechte ein.
Terre des Femmes engagiert sich insbesondere zu Themen wie Vergewaltigung, weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, Zwangsprostitution, Ehrenmorde, familiäre Gewalt in Deutschland, Ausbeutung von Textilarbeiterinnen und Frauenhandel.
Terre des Femmes vernetzt sich mit anderen Organisationen national und international und ist selbst in zahlreichen Organisationen Mitglied, unter anderem im Forum Menschenrechte und in der Kampagne für Saubere Kleidung. Seit November 2004 beteiligt sich der Verein an einer EU-weiten Kampagne gegen Verbrechen an Frauen im Namen der Ehre.
Terre des Femmes ist in zahlreichen Städten in Deutschland durch Städtegruppen vertreten. Diese arbeiten ehrenamtlich. In Zusammenarbeit mit der Bundesgeschäftsstelle informieren die Gruppen die Öffentlichkeit über Ausbeutung, Misshandlung und Verfolgung von Frauen.
Terre des Femmes gibt viermal im Jahr die Zeitschrift Menschenrechte für die Frau heraus, die über aktuelle Menschenrechtsverletzungen an Frauen weltweit berichtet.
Terre des Femmes veranstaltet alljährlich am 25. November, dem internationalen Tag "Nein zu Gewalt an Frauen", eine Fahnenaktion und startet damit jedes Jahr eine einjährige Schwerpunktkampagne. Seit November 2004 heißt das Thema "Nein zu Verbrechen im Namen der Ehre".
Terre des Femmes erarbeitet Präventionsmaterial für Schulen und Jugendhäuser. Unter anderem hat Terre des Femmes im Rahmen der Kampagne "Stoppt Zwangsheirat" ein Plakat mit dem Titel "Wer entscheidet wen du heiratest?" verteilt. Eine dazugehörige Unterrichtsmappe bietet Lehrern und Mitarbeitern in Jugendhäusern Hintergrundinformationen zu diesem Thema.
Terre des Femmes verschickt Protestbriefe an Regierungen, Behörden und verantwortliche Personen, um das Leben einzelner Frauen zu retten oder zu verbessern.
Terre des Femmes unterstützt derzeit neun Selbsthilfeprojekte von Frauen im Ausland: Zum Beispiel wird in Afghanistan beim Aufbau eines Frauenzentrums geholfen. In Tansania, Kenia und Burkina Faso unterstützt Terre des Femmes die Arbeit von lokalen Initiativen gegen die weibliche Genitalverstümmelung. In Weißrussland wird für den Erhalt einer Beratungsstelle gegen Frauenhandel gesorgt. Außerdem unterstützt Terre des Femmes die Laqija Womens Association, die sich für die Rechte und die Selbstbestimmung beduinischer Frauen in der Negev-Wüste in Israel einsetzt und das einzige Frauenhaus in Algerien, "Femmes en détresse".
2004 wurde die Terre des Femmes-Stiftung gegründet, um die Arbeit von Terre des Femmes langfristig finanziell zu sichern.
Weblinks