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Buchpreisbindung

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Unter Buchpreisbindung versteht man die vertikale Preisbindung im Bereich des deutschsprachigen Buchhandels, in der Bücher im Gegensatz zu den meisten anderen Produkten nur zu einem vom Verlag festgelegten Preis abgegeben werden dürfen. Die Buchpreisbindung kann unter bestimmten Voraussetzungen für einzelne Titel durch eine öffentliche Erklärung des Verlags aufgehoben werden. Von ihr ausgenommen sind Remittenden, Mängelexemplare oder Altauflagen. Bei Büchern mit einer deutschsprachigen ISBN gilt eine Kennzeichnungspflicht des Reduzierungsgrundes.

Da nach europäischem Recht Wettbewerbsbeschränkungen, die den Handel zwischen Mitgliedstaaten betreffen, unzulässig sind, musste die im deutschen Sprachraum lange bestehende Regelung geändert werden: Zum 1. Juli 2000 wurde das bis zu diesem Zeitpunkt gültige freiwillige Preisbindungssystem ("Preisbindungsrevers") in Österreich gesetzlich geregelt, zum 1. Oktober 2002 wurde eine entsprechende Regelung auch in Deutschland gesetzlich verankert.

Argumentation

Contra

Gegner der Buchpreisbindung betrachten diese als eine illegitime Einschränkung des Wettbewerbs.

Häufig wird als Argument für die Buchpreisbindung angeführt, sie fördere die Anzahl der Neuerscheinungen von Büchern. Dieses Argument lässt sich nicht halten, wenn man die Entwicklung der Neuerscheinungen in Ländern betrachtet, die die Buchpreisbindung bereits vor längerer Zeit aufgehoben haben [1].

Pro

Von Befürwortern der Preisbindung wird angeführt, dass diese ein flächendeckendes Angebot von Büchern als Kulturgut sicherstellt und hierdurch für die Verlage eine Quersubvention anspruchsvoller Titel (Literatur) und Fachliteratur mit kleiner Auflage ermöglicht. Bei Abschaffung der Buchpreisbindung, so befürchten einige, würden Romanbestseller im Taschenbuchformat zwar billiger werden, wissenschaftliche Literatur dagegen unbezahlbar teuer. Da es für wissenschaftliche Literatur auf Englisch einen wesentlich größeren Markt gibt, als für deutsche, lässt sich die Situation nicht mit der in anderssprachigen Ländern vergleichen. Ein Aufhebung der Buchpreisbindung könnte vor allem für wissenschaftliche Literatur zu Spezialthemen schlimme Folgen haben, zumal in diesem Bereich schon jetzt der Absatz schwierig ist und die Preise relativ hoch liegen.

Letztendlich stellt sich die Frage, ob ein Buch als ein Produkt wie jedes andere behandelt werden soll oder als ein Kulturgut, das nicht vollständig den Gesetzen des Marktes ausgeliefert sein soll, weil es auch eine nicht-ökonomische Funktion für die Gesellschaft besitzt. Der Autor Dirk Kurbjuweit vertritt die Auffassung, dass inzwischen manche Autoren und Verlage selbst den Status des Buches als Kulturgut untergraben, indem sie sich etwa dem Marktgebaren von Literaturagenten freiwillig unterwerfen und damit die Interessen des Profits über die der Gesellschaft stellen Vorlage:Lit.

Literatur

  • Martin Engelmann: Die Zukunft der Buchpreisbindung im Europäischen Binnenmarkt. Dargestellt anhand des Systems der deutsch-österreichischen Buchpreisbindung. Verlag Dissertation.de, Berlin 2002 ISBN 3-89825-430-5
  • Dirk Kubjuweit: McKinsey-Kultur: Der Bankrott der Gegenelite, in: Unser effizientes Leben. Die Diktatur der Ökonomie und ihre Folgen. Rowohlt, Reinbek 2003 ISBN 3-498-03510-X, S. 149-165
  • Dieter Wallenfels, Christian Russ: Preisbindungsgesetz. Die Preisbindung des Buchhandels. 4. A., Beck, München 2002 ISBN 3-406-49588-5 (Standardkommentar)