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Aserbaidschan

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Flagge des Aserbaidschan
(Details)
Amtssprachen Aserbaidschanisch
Hauptstadt Baku
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Ilham Alijew
Premierminister Artur Rasizade
Fläche 86.600 km²
Einwohnerzahl 7.830.764 (Stand 2003)
Bevölkerungsdichte 90 Ew. pro km²
Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 30. August 1991
Währung Manat(AZM)
Zeitzone UTC +5
Kfz-Kennzeichen AZ
Internet-TLD .az
Vorwahl +994
Karte Asien, Aserbeidschan hervorgehoben
Karte von Aserbaidschan

Die Republik Aserbaidschan (Azərbaycan Respublikası;, Azərbaycan, Азәрбјҹан Республикасы; Азәрбјҹан) ist ein Land am Kaspischen Meer. Es ist eine frühere Republik der Sowjetunion und grenzt an Russland, Georgien, Armenien und den Iran. Mit der Autonomen Republik Nachitschewan besitzt Aserbaidschan eine wenige Kilometer lange Grenze mit der Türkei.

Geographie

Aserbaidschan liegt am Südabhang des Kaukasus und damit in einer erdbebengefährdeten Region. Im Osten erreicht Aserbaidschan das Kaspische Meer, wo große Erdölvorkommen existieren.

Aserbaidschan hat eine Fläche von 86.600 Quadratkilometer, davon 4.400 Ouadratkilometer in Berg-Karabach (azeri Nagorny Karabach) und 5.500 Quadratkilometer in der Autonomem Republik Nachtschiwan (Autonome Republik Aserbaidschans). 16% des Staatsgebietes ist zur Zeit von Armenien besetzt.

Aserbaidschan hat ca. 8 Mio. Einwohner, davon ca. 80.000 Vertriebene und Flüchtlinge aus dem Berg-Karabach-Konflikt. 83% der Bevölkerung gehören zum Turkvolk der Aserbaidschaner. Die übrigen Nationalitäten stellen die Russen, Kurden, Armenier, Ukrainer, Talyschen, Juden, Awaren, Tataren, Deutsche und Lesginen.

Amtssprache ist Aseri. Seit Dezember 1992 gibt es wieder die türkisch-lateinische Schrift und seit 2001 ist sie allgemein für den amtlichen Schriftverkehr verbindlich. Die Bedeutung des Russischen nimmt immer mehr ab, wird allerdings in der offiziellen Korrespondenz mit den anderen Kaukasusstaaten weiter genutzt.

Politik

Aserbaidschain ist eine Präsidialdemokratie mit einem Ein-Kammer-Parlament.

Das aserbaidschanische Parlament, die Nationalversammlung (Milli-Meclis) hat 125 Sitze, die nach einem gemischten Wahlsystem gewählt werden. Ein Parlamentssitz wird für den Wahlkreis Berg-Karabach (Nagorny-Karabach) freigehalten. Das Parlament wurde am 5. November 2001 für fünf Jahre gewählt.

Staatspräsident ist Ilham Alijew, Sohn des zuvor verstorbenen Staatspräsidenten Geidar Alijew. Er wurde am 15. Oktober 2003 mit über 80% der Stimmen gewählt, trat sein Amt am 31. Oktober 2003 an.

Ministerpräsident ist Artur Rasizade von der Präsidentenpartei Neues Aserbaidschan. Er trat sein Amt am 4. November 2003 an.

Die Opposition kritisierte im Oktober 2003 Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen, auch internationale Wahlbeobachter und die OSZE berichteten von Fälschungen und Einschüchterungsversuchen. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses kam es am 16. Oktober in der Hauptstadt Baku zu Unruhen, bei denen mindestens zwei Menschen getötet, viele verletzt und mehrere Oppositionspolitiker festgenommen wurden.

Konflikt mit Armenien

Aserbaidschan befindet sich seit der Unabhängigkeit in einem anfangs kriegerischen Konflikt mit Armenien um die Region Berg-Karabach im Westen des Landes. Bis heute sind dieses Gebiet und angrenzende Regionen von armenischen Truppen besetzt.

Personenkult um Alijew

In einem Personenkult wie zu Sowjetzeiten hat im März 2004 der Staatschef Ilham Alijew wichtige Einrichtungen des Landes nach dem 2003 verstorbenen Präsidenten und gleichzeitig seinem Vater Geidar Alijew benennen lassen. Künftig sollten der Flughafen, der Kulturpalast in der Hauptstadt Baku und die oberste Militärakademie des Kaukasusstaates den Namen Geidar Alijew tragen. Auch Straßen und Plätze in der Hauptstadt und in anderen Orten wurden nach dem "Vater der Nation" benannt.

Geschichte

Besiedelt ist Aserbaidschan seit frühster Zeit und dieses Gebiet brachte bedeutende Kulturen hervor. Es gehörte zu verschiedenen Weltreichen und war unter dem Namen Albania bekannt.

Erste türkische Volksgruppen lassen sich im späteren Aserbaidschan seit dem 2. Jhd. nachweisen, als dort der frühhunnische Volksstamm der Az auftauchte. Dieser Volksstamm sollte zum Namensgeber des Gebietes werden, da "Aserbaidschan" wörtlich: Herrschaft der Az bedeutet!

Im 3. Jhd. gehörte das Gebiet zum Hunnenreich des Attila, und bereits im 4. Jhd. lassen sich die Sabiren (ein alttürkisches Volk hunnischer Herkunft) in Aserbaidschan nachweisen - diese lagen in blutigen Stammeskriegen mit den benachbarten Chasaren und Kumanen.

Im Jahre 643 fielen die Araber in dieses Gebiet ein und führten es dem Islam zu - damit gehört Aserbaidschan zu den ältesten muslimischen Gebieten der Welt!

Im 9. Jahrhundert/10. Jahrhundert kamen dann die Volksstämme der Oghusen in dieses Gebiet und die Aserbaidschaner erhielten ihre heutige volkliche Prägung und wurden zum dem was sie heute sind: Oghus-Türken! Aserbaidschan gehörte nun zum Seldschukenreich.

Im 13. Jhd. fielen die turko-mongolischen Horden des Dschingis Khan über Aserbaidschan her und es wurde nun dem mongolischen Weltreich eingegliedert. Nun ließen sich zahlreiche Mongolen in Aserbaidschan nieder, aber die mongolische Oberschicht war zu schwach, um sich zu behaupten - sie gingen in den Aserbaidschanern auf! Hulegu Ilchan, ein Enkel des großen Mongolenherrschers, begründete von Aserbaidschan aus, das berühmte Ilchanat. Dieses führte mit der benachbarten Goldenen Horde blutige Grenzkriege um das begehrte Georgien. Dabei waren die Ilchane mit der Nogaier Horde verbündet, die formal zur Goldenen Horde gehörte!

Im 15. Jhd. wurde das Ilchanat durch den usbekischen Tatarenherrscher Timur zerschlagen und Aserbaidschan fiel mit dem übrigen Persien an diesen.

Nach dem Tode Timurs wurden auf aserbaidschanischen Gebiet zwei mächtige türkische Stammesförderationen gegründet: die "Weißen Hammel" und die "Schwarzen Hammel", die jedoch äußerst verfeindet waren.

Im 16. Jhd. fiel das Gebiet an das Osmanische Reich.

Im Jahre 1828 wurde das alte Aserbaidschan zwischen der Türkei, Russland und Persien geteilt: "West-Aserbaidschan" wurde türkisch und bildet das heutige "Ost-Anatolien", "Nord-Aserbaidschan" fiel an das zaristische Rußland (aus diesem ging die heutige Republik hervor), während "Süd-Aserbaidschan" persisches Herrschaftsgebiet wurde.

Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches wurde die kurzlebige "Rebulik Groß-Aserbaidschan" (aserbaidschanisch: Buyuk Azärbaycan Cumhuriyeti) gegründet, die formal von 1918 bis 1920 bestand, aber deren wirklicher Herrschaftsbereich sich nur auf das nördliche Aserbaidschan beschränkte. (1918-20 waren britische Besatzungstruppen im südlichen Aserbaidschan, während türkische Truppen das nördliche verwalteten; die Türken wurden allerdings als "Befreier" angesehen, da das Endziel der Republik die Vereinigung mit der Türkei war!)

Seit April 1920 Sowjetrepublik und Zusammenschluß mit den übrigen kaukasischen Staaten zur "Transkaukasischen Förderation".

1936 wurde Aserbaidschan "selbständige" Sowjetrepublik der UdSSR.

1988/89 begann die langsame Trennung Aserbaidschans von der Sowjetunion und der bewaffnete Kampf um Berg-Karabach. Ferner wird an der aserbaidschanisch-iranischen Grenze die Wiedervereinigung beider Landesteile verlangt!

Am 30. August 1991 rief Aserbaidschan die Unabhängigkeit aus und wurde Mitbegründer der GUS.

1992 beginnt der offene Krieg mit Armenien um Berg-Karabach, den die Türkei offen mit Waffenlieferungen an Aserbaidschan unterstützt. Im Sommer treffen sich in Ankara die Vertreter Aserbaidschans mit den turkvölkischen Staatsvertretern Zentralasiens: Dort wird beschlossen, für alle Türken bis 2005 ein einheitliches Alphabet - nach Vorbild des Türkischen - zu schaffen, daß dann die kleinsten türkischen Minderheiten der GUS bis spätetestens 2010 zu übernehmen hätten.

Am 30. Juni 1992 wird der ehemalige Geheimdienstler und KP-Chef Geidar Alijew zum Presidenten gewählt und dieser benennt die kommunistische Staatspartei in "Volksfront Neues Aserbaidschan" um. Alijew bemüht sich um gute Beziehungen zu Russland, der Türkei und den USA, aber auch um gute Nachbarschaft mit dem Iran!

Im Dezember 1992 tritt Aserbaidschan aus der GUS aus und nimmt einen Beobachterstatus ein. Mitte Dezember übernimmt Aserbaidschan das türkeitürkische Alphabet.


2002 wird Ilham Alijew zu Nachfolger seines Vaters bestimmt und bei Wahlen 2003 überwiegend vom Volk bestätigt - nur ist der trunk- und spielsüchtige Sohn schuld, daß das einzige Spielkasino Aserbaidschans geschlossen wird: Er verpulverte allein in einer Nacht rund 350.000 Rubel!

Im Jahr 2003 stirbt Präsident Geidar Alijew nach langer Krankheit in den USA.

Sonstiges

Religionen: Vorherrschend ist der Islam. Aserbaidschan ist außer dem Iran und dem Irak das einzige Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit: Über 66 % der Aserbaidschaner bekennen sich zu schiitischen Glaubensrichtungen und nur knapp 33 % zu sunnitischen.

Mitgliedschaften: UNO, GUUAM, GUS, Europarat

Feiertage

Datum Name Anmerkungen
28. Mai Nationalfeiertag