Zum Inhalt springen

Kołobrzeg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Oktober 2005 um 08:56 Uhr durch Muggmag (Diskussion | Beiträge) (Ergänzungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Kołobrzeg / Kolberg
Wappen Kolbergs Kołobrzeg in Westpommern (Polen)
Basisdaten
Staat: Polen
Verwaltungsbezirk: Westpommern
Kreis: Kołobrzeski
Einwohner: 44.932 (1.1.2005)
Fläche: 26,0 km²
Höhe: ? m ü. NN
Postleitzahl: 78-100 bis 78-106
Telefonvorwahl: (+48) 94
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
KFZ-Kennzeichen: ZKL
Nächster int. Flughafen: Flughafen Stettin
Internetpräsenz der Stadt Kołobrzeg

Kołobrzeg [kɔˈwɔbʒɛk] (anhören/? ), die ehemalige pommersche Kreisstadt Kolberg, ist eine polnische Hafenstadt im Verwaltungsbezirk Westpommern. Kolberg ist Sol- und Kurbad, die Einwohner leben vorwiegend vom Fremdenverkehr und der Fischereiwirtschaft.

Geografische Lage

Die Stadt liegt im Norden der Woiwodschaft Westpommern direkt an der Ostseeküste und an der Mündung des Flusses Persante. Das Stadtgebiet erstreckt sich auf ca. 1.800 ha. Zur Woiwodschafts-Hauptstadt Koszalin (Köslin) sind es 41 km, Stettin liegt etwa 150 km südöstlich entfernt.

Geschichte

Archäologischen Untersuchungen zufolge besteht bereits zwischen dem 7. und dem 8. Jahrhundert eine Siedlung, die der Ausbeutung der Salzquellen an der Mündung der Persante dient. Im Jahr 1000 wird Kolberg zuerst in einer Chronik des deutschen Bischofs Thietmar von Merseburg als Sitz eines Bistums unter dem Namen salsa Cholbergiensis erwähnt. Bischof ist Reinbern aus Sachsen.

1255 erhält Kolberg das Stadtrecht nach dem Lübischen Recht. Die Bürger leben vorwiegend vom Seehandel, dem Salzabbau und der Fischerei. 1300 wird mit dem Bau der Hauptkirche, dem heutigen Kolberger Dom, begonnen. 1361 wird Kolberg deutsche Hansestadt und verbleibt bis zum Jahre 1610 in der Hanse. In dieser Blütezeit der Stadt sind die Salzproduktion, der Salzhandel und der Fischfang die Haupteinnahmequellen Kolbergs und bringen viel Wohlstand. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts besaß Kolberg ein eigenes Münzrecht mit Ausnahme der Prägung von Goldmünzen. Das Münzrecht wurde 1548 durch Kaiser Karl V. bestätigt. 1530 wurde in Kolberg die Reformation eingeführt.

Im 17. Jahrhundert entvölkert sich Kolberg durch den Dreißigjährigen Krieg und seine Auswirkungen. In der Folgezeit wird die Festung Kolberg mehrfach belagert, unter anderem im Siebenjährigen Krieg und zuletzt 1807 durch die Truppen Napoleons. Berühmt durch die erfolgreich abgewehrte Belagerung wurden von Gneisenau, von Schill und Nettelbeck. Dieser Erfolg wurde im Propagandafilm Kolberg glorifiziert.

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongreß gehörte die Stadt Colberg (damalige Schreibweise) 1816 zum Kreis Fürstenthum im Regierungsbezirk Cöslin (seit den 1920er Jahren: Köslin) in der preußischen Provinz Pommern. Mit Auflösung des Kreises Fürstenthum zum 1. September 1872 wurde Colberg Sitz des Landrates für den neuen Kreis Colberg-Cörlin.

Die Festung Kolberg war immer wieder Haftort für bekannte Persönlichkeiten Friedrich Ludwig Jahn ("Turnvater Jahn"), Arnold Ruge, Heinrich Schliemann.

Das 19. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch einen langen wirtschaftlichen Aufschwung und die Entwicklung Kolbergs zu einem preußischen See-, Moor- und Solebad. 1872 wird die Festung auf kaiserliche Anordnung aufgehoben. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die etwa 33.000 Einwohner große Stadt einerseits prosperierender Badeort, andererseits Sitz von preußischen Heeresleitungsabteilungen mit zahlreichen Kasernen.

1891 wurde durch amtliche Festlegung die Schreibweise der Stadt mit „K" = Kolberg angeordnet. Am 1. Mai 1920 verließ die Stadtgemeinde Kolberg den Kreis Kolberg-Körlin und bildete seitdem einen eigenen Stadtkreis. Bei der letzten deutschen Volkszählung 1939 hatte Kolberg 36.760 Einwohner, von denen sich 94 % zum evangelischen Glauben bekannten. Noch 1945 musste Kolberg seinen Namen für einen Durchhaltefilm der Nazis hergeben (Uraufführung 30. Januar 1945).

Datei:Kolberg Altstadt.jpg
Wiederaufgebaute Altstadtstraße am Rathaus

Bei den Kämpfen um die Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs wird Kolberg zu 90 Prozent zerstört. Nach der Vertreibung leben im Mai 1945 nur noch etwa 2.200 Deutsche in Kolberg. Die neu hinzuziehenden polnischen Bürger der in Kołobrzegs umbenannten Stadt müssen die vollständig zerstörte Infrastruktur neu aufbauen.

1950 leben etwa 7000 Menschen hier, 1960 sind es bereits 17 000. Ab 1975 erfolgt eine Wende in der Kołobrzegs Baupolitik. Statt größerer Plattenbauten entstehen nun wieder vorwiegend kleinere Häuser auf dem alten, historischen Straßenraster.



Sehenswürdigkeiten

Personen

  • Hans Heinrich von Held wurde 1801 nach Kolberg verbannt. Er schrieb später eine Geschichte Kolbergs und ist der Autor der einflussreichen Schrift Über das Meerbad bei Colberg und die beste und wohlfeilste Art sich desselben mit Nutzen zu bedienen.
  • Herrmann Hirschfeld, Vater des in Kolberg geborenen Magnus Hirschfeld, war Medizinalrat und Badearzt. Er machte sich Mitte des 19. Jahrhunderts um die Einführung einer Kanalisation im aufstrebenden Kurbad Kolberg verdient.
  • Friedrich Ludwig Jahn, preußischer Begründer der Gymnastik, auch "Turnvater Jahn" genannt, lebte fünf Jahre als Verbannter in Kolberg.
  • Egon Krenz, DDR-Politiker, wurde im damaligen Kolberg geboren.
  • Joachim Nettelbeck, Seefahrer und Schriftsteller

Siehe auch: Liste von Schlachten

Partnerschaften

Gemeinde Kołobrzeg

Die Landgemeinde (polnisch Gmina) Kołobrzeg umfaßt eine Fläche von 145 km² und hat 7.500 Einwohner. Es gehören folgende 22 Ortschaften dazu:

  • Błotnica (Spie)
  • Bogucino (Bogenthin)
  • Bogusławiec (Charlottenhof)
  • Budzistowo (Altstadt)
  • Drzonowo (Drenow)
  • Dźwirzyno (Kolberger Deep)
  • Głowaczewo (Papenhagen)
  • Grzybowo (Gribow)
  • Kądzielno (Heinrichshof)
  • Karcino (Langenhagen)
  • Korzystno (Alt Werder)
  • Niekanin (Necknin)
  • Nowogardek (Naugard)
  • Nowy Borek (Neu Borg)
  • Obroty (Wobrow)
  • Przećmino (Prettmin)
  • Rościęcino (Rossenthin)
  • Samowo (Zamow)
  • Sarbia (Zarben)
  • Stary Borek (Alt Bork)
  • Stramnica (Alt Tramm)
  • Zieleniewo (Sellnow)

Auf dem Gebiet der Gemeinde Kołobrzeg liegt auch der nahe der Ostsee gelegene Kamper See (polnisch: Jezioro Resko Przymorskie), der ein beliebtes Erholungs- und Angelzentrum ist. Die Gmina pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Ferdinandshof in Mecklenburg-Vorpommern. Die Stadt Kołobrzeg selbst gehört der Gmina nicht an, sie bildet eine eigene Stadtgemeinde.