Geschichte der Stadt Avignon
Avignon | ||
---|---|---|
![]() |
||
Staat | ![]() | |
Region | Provence-Alpes-Côte d’Azur | |
Département (Nr.) | Vaucluse (Präfektur) (84) | |
Arrondissement | Avignon | |
Kanton | Chef-lieu von 4 Kantonen | |
Koordinaten | 43° 57′ N, 4° 48′ O | |
Höhe | 10–122 m | |
Fläche | 64,91 km² | |
Bürgermeister | Marie-Josée Roig | |
Einwohner | 91.760 (1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 1.414 Einw./km² | |
Postleitzahl | 84000 | |
INSEE-Code | 84007 | |
Website | http://www.avignon.fr/ | |
![]() Avignon von der Rhôneinsel Ile-de-la-Barthelasse |
Avignon [Gemeinde in der Provence in Südfrankreich am östlichen Ufer der Rhône mit knapp 90.000 Einwohnern, von denen 12.000 innerhalb der Stadtmauern wohnen. Ihre Einwohner nennen sich „Avignonesen“. Sie ist Sitz der Präfektur des Départements Vaucluse.
] ist eineMit dem Beinamen „Stadt der Päpste“, aufgrund der Anwesenheit der Päpste von 1309 bis 1423, ist sie heute die größte Stadt und Hauptort des Départements von Vaucluse. Die Altstadt von Avignon mit ihren prächtigen, mittelalterlichen Häusern ist von einer intakten und imposanten Befestigungsmauer umgeben. Die Altstadt mit dem gotischen Papstpalast (Palais des Papes) aus dem 14. Jahrhundert, der Bischofsanlage, dem Rocher des Doms und der berühmten Brücke Pont St. Bénézet zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Künstlerisch und kulturell ist sie durch ihr Hauptfestival berühmt, das von seinem Namen her als „Festival von Avignon“ auch weit über die französischen Landesgrenzen hinaus bekannt ist.
Geographie

Lage
Avignon befindet sich am Zusammenfluss der Rhône und der Durance. Im Westen ist die Stadt durch das Département Gard, mit den Gemeinden von Villeneuve-lès-Avignon und Les Angles begrenzt, während im Norden Bouches-du-Rhône mit den Gemeinden von Barbentane, Rognonas, Châteaurenard und Noves liegt.
Die Stadt befindet sich in der Nähe von Orange (im Norden), Nîmes und Montpellier (im Südwesten), Arles (im Süden) und Salon-de-Provence und Marseille (im Südosten).
Direkt nebeneinander findet man im Osten und im Norden die Gemeinden von Caumont-sur-Durance, Morières-lès-Avignon, Le Pontet und Sorgues.
Geschichte
In der vorchristlichen Antike lebten die mit der ligurischen Urbevölkerung vermischten keltischen Cavaren als Fischer in Avignon. Sie nannten den Ort „Aouenion“, zusammengesetzt aus „Aouen“ oder „Aven“ – d. h. Strudel oder Abgrund – und „ion“ – d. h. Herr, was als „Herr über den Wassern“ gedeutet werden kann –, womit der heutige Domberg bezeichnet wurde. In frühgeschichtlicher Zeit war Avignon (Avenion) eine Handelsniederlassung der griechischen Kolonie von Massalia, dem heutigen Marseille.
Die Römer nannten die gallorömische Stadt „Aven(n)io“. Man glaubt, dass Augustus auf dem seit Urzeiten für heilig gehaltenen Felsen einen Tempel für den Mistral, den Nordwind, hat bauen lassen. In der Nachfolge Roms wurde Avenion nacheinander von Burgundern, Westgoten und Franken besetzt und musste sich im 8. Jahrhundert den Arabern unterwerfen. Zusammen mit dem Königreich Burgund kam es im 11. Jahrhundert zum Römisch-Deutschen Reich. Die Stadt Avignon, wie auch Marseille und Arles, wurde rechtlich nicht Teil der gleichnamigen Grafschaft, sondern war kaiserliche Reichsstadt. Sie entwickelte eine Kommunenregierung nach italienischem Muster.
Wappen
Beschreibung: In Rot drei pfahlweise waagerecht mit dem Bart nach rechts unten zeigende goldene Schlüssel mit einem Kreuzeinschnitt im Bart und einer Vierpassreite.
Sehenswürdigkeiten


- Von der Pont Saint-Bénézet genannten steinernen Brücke, deren zweiundzwanzig Brückenbogen im 14. Jahrhundert über die Rhône gebaut wurden, hielten der Flut von 1668 nur vier Bogen stand, so dass die Brücke heute im Fluss endet. Das Bauwerk, das eine erstmals im 12. Jahrhundert errichtete und mehrfach erneuerte Holzkonstruktion ersetzte, ist durch das Volkslied Sur le pont d’Avignon, … (Auf der Brück' von Avignon, …) bekannt geworden, einer zum Kinderlied verharmlosten Version des ursprünglichen Spottliedes „Sous le pont d´Avignon“, („Unter der Brücke von Avignon“). Letzteres spielte auf den in päpstlicher Zeit am Ufer des Flusses in Hafennähe gelegenen Ort an, an welchem die jungen Mädchen und Burschen miteinander anbandelten und sich zum Tanz trafen.
- Der Papstpalast war von 1309 bis 1417 Sitz des sogenannten Avignonesischen Papsttums und Residenz der Päpste. Der französische König Philipp IV. hatte im Jahr 1309 durch machtpolitische Ränkespiele die Wahl eines französischstämmigen Papstes durchgesetzt, der nicht in Rom sondern in Avignon residierte. Philipp umstieß somit das fundamentale Selbstverständnis der katholischen Kirche, nämlich dass ihr Oberhaupt in Rom residieren soll, weil der erste Papst, der Apostel Petrus, traditionell als erster Bischof von Rom gilt. Freilich dienten auch Viterbo und Anagni im Laufe der Papstgeschichte als langfristige Papstresidenzen, aber eher aus praktischen Gründen. Avignon wurde zu einem Stein des Anstoßes, um französische Macht zu betonen: Beginnend mit Clemens V. nahmen sieben aus Frankreich stammende Päpste ihren Sitz in Avignon. Im Jahr 1377 verlegte Gregor XI. seine Residenz wieder nach Rom, was jedoch die französischen Kardinäle nicht anerkannten, die im Folgejahr einen Gegenpapst wählten und damit das Schisma einleiteten, das der katholischen Kirche bis zum Ende des Konzils von Konstanz (1417) zwei Päpste bescherte, die sich gegenseitig nicht anerkannten.
Der Papstpalast wurde hauptsächlich von Benedikt XII. und Clemens VI. gebaut, dem dritten und vierten französischen Papst. Clemens VI. kaufte außerdem die Stadt Avignon von Königin Johanna von Neapel. Bis zur französischen Revolution blieb die Stadt somit Teil des Kirchenstaates. - Die Pfarrkirche St-Pierre d’Avignon ist eine um 1356 im Südwesten des Papstpalastes errichtete ehemalige Kollegiatskirche mit einer sehenswerten spätgotischen Fassade aus dem frühen 16. Jahrhundert. Die schönen Flamboyantornamente stammen von dem damals in Avignon ansässigen Glasmaler Philippe Garcin und sind der Fassade als flaches Relief aufgeblendet. Das Portal schmücken kostbare hölzerne Renaissance-Türflügel, die der burgundische Bildhauer Antoine Volard im Jahr 1551 schuf.
Verkehr
- Auto: Westlich von Avignon verläuft die Autoroute A9, die von Orange aus kommend über Montpellier zur spanischen Grenze weiterführt und mit deren Anschlussstelle Remoulins die Stadt vom Westen her erschlossen wird. Östlich von Avignon verläuft die Autoroute A7 (auch Autoroute du soleil genannt), die von Lyon aus nach Marseille weiterführt. An ihr liegen die Anschlussstellen Avignon Nord und Avignon Sud.
- Bahn: Drei Kilometer südlich des Stadtzentrums befindet sich der an der TGV-Schnellfahrstrecke Méditerranée gelegene Bahnhof Avignon TGV. Er kann mit dem TGV von Paris (Gare de Lyon) ohne Zwischenhalt in 2 Stunden und 40 Minuten und von Lyon (Part Dieu) ohne Zwischenhalt in 1 Stunde 10 Minuten erreicht werden. Weitere Direktverbindungen existieren u. a. nach Marseille, Brüssel, Straßburg und Genf, in den Sommermonaten verkehrt zusätzlich einmal wöchentlich ein Thalys-Zugpaar von Amsterdam nach Marseille.
- Flugzeug: 8 km südöstlich der Stadt befindet sich der kleine Flughafen Avignon, der von verschiedenen britischen Flughäfen aus angeflogen wird. 80 km südlich liegt der größere Flughafen Marseille, 90 km südwestlich der Flughafen Montpellier.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Festival d'Avignon: Seit 1947 findet jedes Jahr im Juli das Festival von Avignon mit zahlreichen Theater-, Tanz- und Gesangsvorführungen statt. Neben den „In“-Aufführungen, die von öffentlichen Einrichtungen gefördert werden, gibt es auch hunderte „Off“-Aufführungen privater Theatergruppen. Während des Festivals herrscht ein reges Treiben in den Straßen, besonders in der Rue des Terniers und auf dem Place d'Horloge und dem Place am Palais des Papes.
Persönlichkeiten
- Söhne und Töchter:
- Maiolus (904–994), französischer Benediktiner und Abt von Cluny
- Marie Duronceray (1727–1772), französische Schauspielerin und Tänzerin in der Opéra-Comique
- Edouard Imer (1820–1881), französischer Maler
- Philipp Toussaint Joseph Bordone (1821–1892), französischer General
- Paul-Agricole Génin (1832–1903), französischer Flötist und Komponist
- Olivier Messiaen (1908–1992), französischer Komponist und Organist
- Pierre Boulle (1912–1994), französischer Schriftsteller
- René Girard (* 1923), französischer Sprach- und Literaturwissenschaftler, und Kulturanthropologe
- Yves Berger (1931–2004), französischer Schriftsteller
- Bernard Kouchner (* 1939), französischer Arzt und Politiker, Mitbegründer von Médecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen), seit dem 18. Mai 2007 französischer Außenminister in der Regierung von Premierminister François Fillon
- Antoine Saint-John (* 1940), französischer Schauspieler
- Mireille Mathieu (* 1946), französische Sängerin
- Christian Audigier (* 1958), französischer Modedesigner und Unternehmer (Ed Hardy)
- Christophe Rousset (* 1961), französischer Cembalist und Dirigent
- Cédric Carrasso (* 1981), französischer Fußballprofi
- Personen mit Bezug zur Stadt:
- Francesco Petrarca (1304–1374), italienischer Dichter, lebte in Avignon und Vaucluse
- Adalbertus Ranconis de Ericinio (1320–1388), tschechischer Theologe und Philosoph, war zeitweise päpstlicher Verwalter in Avignon
- John Stuart Mill (1806–1873), englischer Philosoph, Ökonom und Politiker, in Avignon verstorben
- Harriet Taylor Mill (1807–1858), englische Frauenrechtlerin und Ehefrau von John Stuart Mill, verstarb in Avignon (an Tuberkulose)
- Édouard Daladier (1884–1970), französischer Politiker, 1953 bis 1958 Bürgermeister von Avignon
- Daniel Auteuil (* 1950), französischer Schauspieler, verbrachte seine Kindheit in Avignon
Städtepartnerschaften
(frz.: Jumelages)
Wetzlar in Hessen, Deutschland, seit 1960
Siena in der Toskana, Italien, seit 1962
Tortosa in Katalonien, Spanien, seit 1967
Tarragona in Katalonien, Spanien, seit 1968
Colchester in der Grafschaft Essex, Vereinigtes Königreich, seit 1972
New Haven, Connecticut, USA, seit 1984
Guanajuato in Mexiko, seit 1989
Diourbel im Senegal
Galerie
-
Teil der Stadtmauer von Avignon
-
Das Barockgebäude Hôtel des Monnaies
-
Das Portal des Palais-du-Roure
Literatur
Sachbücher
- Otto Berthold u.a. (Hrsg.): Kaiser, Volk und Avignon. Ausgewählte Quellen zur antikurialen Bewegung in Deutschland in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, WBG, Darmstadt 1960
- Anneliese Maier: Der letzte Katalog der päpstlichen Bibliothek von Avignon (1594), Ed. di Storia e Letteratura, Roma 1952
- Ralf Nestmeyer: Provence & Côte d'Azur. Reisehandbuch, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2007, ISBN 978-3-89953-367-5
- Ralf Nestmeyer: Provence und Côte d'Azur. Literarische Reisebilder aus dem Midi, Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-93654-8
- Cony Ziegler: Provence mit Camargue Reisehandbuch Tipps für Individuelle Entdecker, Iwanowski Verlag, Dormagen 2004, ISBN 3-933041-19-8
Belletristik
- Jeanne Kalogridis: Die Seherin von Avignon. Roman, List, Berlin 2004, ISBN 3-548-60517-6
- Thomas R. P. Mielke: Die Brücke von Avignon. Roman, Fischer, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-596-16331-5
- Thomas R. P. Mielke: Die Rose von Avignon. Roman, Fischer, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-596-16332-3
- Thomas R. P. Mielke: Der Palast von Avignon. Roman, Fischer, Frankfurt/M. 2006, ISBN 3-596-16333-1
Weblinks
- Offizielle Website der Stadt (frz./eng.)
- Travel Avignon (eng.)
- Palais des Papes (frz.)
- Festival d'Avignon (frz./eng.)
- Festival d'Avignon (dt.)