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Homo floresiensis

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Homo floresiensis

Schädel und Unterkiefer LB1 von Homo floresiensis

Zeitliches Auftreten
Jungpleistozän
ca. 95.000 bis 12.000 Jahre
Fundorte
Systematik
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Menschenaffen (Hominidae)
Tribus: Hominini
Gattung: Homo
Homo floresiensis
Wissenschaftlicher Name
Homo floresiensis
Brown et al., 2004

Homo floresiensis („Mensch von Flores“) ist eine ausgestorbene, extrem kleinwüchsige Art der Gattung Homo. Die im September 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckten und dieser Art zugeordneten Knochenfunde wurden 2004 in der Erstbeschreibung zunächst auf ein Alter von teils „mehr als 38.000 Jahren“ und teils auf „mindestens 18.000 Jahre“ datiert.[1] 2005 wurde die Altersobergrenze auf 95.000 bis 74.000 Jahre korrigiert, die Untergrenze auf ein Alter von rund 12.000 Jahren.[2] Während die Nachbarinseln schon seit mehreren tausend Jahren vom modernen Menschen (Homo sapiens) besiedelt waren, lebte auf Flores demnach noch eine zweite Homo-Art.

Wie eng die Verwandtschaft von Homo floresiensis mit anderen Arten der Gattung Homo ist, ist unter Anthropologen und Paläoanthropologen umstritten. Von seinen Entdeckern wurde Homo floresiensis bereits 2004 als so genannte Inselverzwergung von Homo erectus beschrieben.[3] Andere Forscher vermuteten, es könne sich um eine krankhaft veränderte Population von Homo sapiens gehandelt haben. Die jüngsten Befunde – darunter eine neuerliche genaue Beschreibung aller Knochen[4] – „deuten jedoch darauf hin, dass Homo floresiensis eine klar unterscheidbare Art“ war.[5]

Neben dem wissenschaftlichen Namen hat sich die in Anlehnung an Tolkiens kleinwüchsige Phantasiewesen geprägte Bezeichnung „Hobbit“ als Spitzname eingebürgert.

Entdeckung

Die indonesische Insel Flores und der Verlauf der Wallace-Linie
Die Höhle Liang Bua, in der die Knochenfunde rechts vor dem Ausgang, unmittelbar neben der Höhlenwand, entdeckt wurden

Im Zentrum der indonesischen Insel Flores waren 1994 und 1997 am Oberlauf des Flusses Ae Sissa im Bereich der Fundstelle Mata Menge benutzte Steinwerkzeuge entdeckt worden, deren Alter anhand einer Zirkon- Spaltspurendatierung mit 880.000 ± 70.000 bis 800.000 ± 70.000 Jahre BP bestimmt wurde.[6] Unter Verweis auf Studien von G. Philip Rightmire zur Ausbreitung der Gattung Homo im Altpleistozän[7] war vermutet worden, dass es sich beim Hersteller der Werkzeuge um Homo erectus gehandelt haben müsse. Diese Deutung war jedoch umstritten, da die Insel Flores zwei Grad östlich des indonesischen Kontinentalsockels (östlich der Wallace-Linie) liegt und daher auch im Pleistozän stets vom Meer umschlossen war,[8] Homo erectus der Bau von Wasserfahrzeugen nicht zugetraut wurde und man deshalb angenommen hatte, dass die Inselkette östlich von Java erst von Homo sapiens besiedelt worden sei.

Auf der Suche nach fossilen Belegen für die Anwesenheit von Individuen der Hominini bereits während des frühen Pleistozäns wurde ab 2001 auch die Höhle Liang Bua erkundet, in der bereits 1965 diverse Tierfossilien geborgen worden waren. Unter der Leitung von Mike Morwood (University of New England, Australien) und Thomas Sutikna (Indonesian Centre for Archaeology, Jakarta, Indonesien) wurden im September 2003 Knochenreste eines kleinwüchsigen, aufrecht gehenden homininen Individuums entdeckt, „mit einem Schädel-Innenvolumen und der Statur (Körpergröße) ähnlich dem – oder kleiner als bei – Australopithecus afarensis.[3] Die meisten Knochen des als LB1 bezeichneten Fossils wurden auf einer Fläche von nur 500 Quadratzentimetern entdeckt, darunter ein vollständig erhaltener Schädel mit zugehörigem Unterkiefer, diverse große Röhrenknochen in teils noch erhaltener natürlicher Anordnung im Bereich der Gelenke sowie einige Steinwerkzeuge. Die Knochen erwiesen sich als äußerst brüchig, da sie weder versteinert noch mit Calciumcarbonat überzogen waren: „Sie hatten in etwa die Konsistenz von nassem Löschpapier“ beschrieb Mike Morwood den Fund.[9] Man habe die Knochen nach der Freilegung zunächst drei Tage lang zum Trocknen liegen gelassen, danach mit Leim getränkt und erst nach dessen Aushärtung nach Jakarta transportiert, um sie dort genauer zu untersuchen.

Die Skelettreste wurden von Bernard Wood in der Fachzeitschrift Science als die bedeutendste paläoanthropologische Entdeckung der vergangenen 50 Jahre bezeichnet[10] und schon am Tag der Veröffentlichung ihrer Erstbeschreibung – am 28. Oktober 2004 in der Fachzeitschrift Nature – in den Medien als „Hobbit“ tituliert.[11][9]

Fundbeschreibung

Bei den Funden aus der Liang-Bua-Höhle handelt sich um einen weitgehend vollständigen Schädel mit passendem Unterkiefer, einen Oberschenkel-, einen Hüftknochen, sowie Fragmente von Händen und Füßen, die alle zu demselben Individuum gehören. Im Jahre 2005 wurde gemeldet, dass auch die bisher noch fehlenden Oberarmknochen und Unterarmknochen des als LB1 bezeichneten Individuums geborgen werden konnten. Das Alter der Knochen wird aufgrund der in knapp fünf Metern Tiefe liegenden Erdschicht, in der sie sich befanden, auf 18.000 Jahre geschätzt. Bei weiteren Grabungen wurden die Überreste von fünf bis sieben weiteren Individuen gefunden, die jüngsten rund 12.000 Jahre, die ältesten maximal 95.000 Jahre alt. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass keiner der bis jetzt ausgegrabenen Funde selbst, sondern nur das umgebende Material bestimmt wurde. Da es aber vor allem in Höhlen zu komplizierten Umwälzungen von Gesteinen kommen kann, ist nicht sicher, ob der Ton, in dem die Funde eingebettet sind, aus derselben Zeit stammt wie die Funde selbst. So sind Gesteinsschichten oberhalb des ersten Fundes um einige Tausend Jahre älter. Es wird vermutet, dass dies durch eine Überflutung des nahe gelegenen Flusses zustande gekommen sei. Durch die Konservierungsmethode der mürben Knochen ist eine Radiokohlenstoffdatierung bis jetzt nicht anwendbar.

Die Ausgräber stießen auf Steinwerkzeuge wie Klingen, Keile und Ahlen, Feuerstellen und verkohlte Knochen eines Komodowarans, eines ausgestorbenen Marabu (Leptoptilos robustus)[12] sowie Schädel eines heute ausgestorbenen Zwergelefanten der Gattung Stegodon.

Die Hoffnung der Wissenschaftler auf konservierte Mitochondriale DNA in den Resten wird sich wohl nicht erfüllen, da diese wahrscheinlich durch die Feuchtigkeit zerstört wurde (unter entsprechenden tropischen Bedingungen degeneriert genetisches Material innerhalb weniger Jahrzehnte). Ein Vergleich mit ebenfalls nicht versteinerten Knochen des Homo sapiens sowie des Neandertalers wird deshalb wahrscheinlich nicht möglich sein.

Untersuchung und Interpretation

Die Untersuchungen durch den Paläoanthropologen Peter Brown ergaben, dass es sich bei dem ersten Fund um die Reste einer etwa 30-jährigen Frau von nur einem Meter Größe, einem geschätzten Körpergewicht von 16 bis 29 Kilogramm und einem Gehirnvolumen von etwa 380 Kubikzentimeter (vergleichbar dem von Schimpansen) handelt. Das Geschlecht wurde anhand des Hüftknochens, das Lebensalter anhand des Gebisses ermittelt. Die weiteren Funde belegen, dass die geringe Körpergröße nicht eine individuelle Anomalie darstellt, sondern die durchschnittliche Größe von Homo floresiensis.

Ähnlich klein war nur der afrikanische Australopithecus, der jedoch schon vor mehr als zwei Millionen Jahren ausstarb und ein anders geformtes Gesicht mit weit stärkerem Gebiss besaß. Das Gesicht des Homo floresiensis ist dagegen menschenähnlich und erinnert, wie auch andere Merkmale, an Homo erectus, der die Insel vermutlich vor 800.000 Jahren besiedelte. Kleinwüchsige Formen des Homo sapiens (z. B. Pygmäen) wiederum unterscheiden sich in Gehirnvolumen und Schädelaufbau kaum von den Großwüchsigen. In der Erstpublikation wurde daher vermutet, dass sich Homo floresiensis aus dem bis zu 1,80 Meter großen Homo erectus zu einer endemischen Zwergform entwickelt hat.[3][13] Die Beifunde zeigen, dass Homo floresiensis trotz seines geringen Gehirnvolumens Steinwerkzeuge herstellte und das Feuer beherrschte.[1] Es ist nicht auszuschließen, dass es zu Kontakten mit dem modernen Menschen kam, der bereits vor rund 40.000 Jahren in der Region siedelte.

Homo floresiensis in einem Stammbaum-Modell

Eine von William Jungers durchgeführte Analyse ergab, dass Homo floresiensis im Vergleich zu Homo sapiens ungewöhnlich große und flache Füße hatte: Während die Füße heutiger Menschen ungefähr 55 Prozent der Länge ihres Oberschenkels ausmachen, hatten die Füße von Homo floresiensis eine Länge von 70 Prozent der Länge ihres Oberschenkels. Ihre Gangart müsse sich daher ebenfalls von der des Jetztmenschen unterschieden haben; vermutlich habe er nicht besonders schnell rennen können, da er seine Füße habe stärker anheben müssen als heutige Läufer.[14] Jungers verglich die Fußknochen ferner mit den Fußknochen von Menschen, Vormenschen und heute lebenden Affen, die in einer großen Datenbank erfasst sind: die größte Ähnlichkeit besteht demnach mit Homo habilis und Australopithecus afarensis.

Ausgestorben ist der Homo floresiensis wahrscheinlich durch einen gewaltigen Vulkanausbruch, der vor 12.000 Jahren auf der Insel stattfand und den gesamten Regenwald zerstörte. Auch vom Zwergelefanten Stegodon sind bisher keine jüngeren Spuren gefunden worden. Am Fundort, der Höhle Liang Bua, bedeckt eine rund einen Meter hohe Ascheschicht die entsprechende Erdschicht.

Einheimische berichteten dem australischen Forscher Richard Roberts allerdings von sogenannten Ebu Gogo, die ihre Vorfahren noch getroffen hätten: „Die Ebu Gogo waren winzig wie kleine Kinder, außer im Gesicht komplett behaart und hatten lange Arme und einen runden Trommelbauch. Sie murmelten ständig in einer unverständlichen Sprache, plapperten aber auch nach, was wir ihnen sagten.“ Der letzte dieser Ebu Gogo soll erst kurz vor der Kolonisation der Insel durch die Holländer verschwunden sein.

Da die Funde erst seit kurzer Zeit untersucht werden, sind die Schlussfolgerungen und die Einordnung als Abkömmling von Homo erectus als vorläufig zu betrachten. Die Entdeckung des Homo floresiensis gilt jedoch schon heute als eine der bedeutendsten der letzten fünfzig Jahre. Von besonderem Interesse ist dabei die Verbindung von geringem Hirnvolumen (weniger als die Hälfte verglichen mit dem Homo erectus und weniger als ein Viertel verglichen mit Homo sapiens) mit der Fähigkeit Kulturtechniken wie Werkzeugherstellung und den Gebrauch des Feuers zu beherrschen.

Peter Brown wurde, angesprochen auf die vielen offenen Fragen im Zusammenhang mit dem weiblichen Skelett so zitiert: „Was sie uns wirklich zeigt, ist, wie wenig wir über die Evolution des Menschen wissen.“[15]

Kontroverse

Innerhalb der Paläoanthropologie ist die Einordnung des Homo floresiensis als eigene Art umstritten. Einige Forscher, so der (inzwischen verstorbene) Doyen der indonesischen Paläoanthropologie, Teuku Jacob, gehen davon aus, dass es sich um krankhaft veränderte Homo sapiens handelt. Die geringe Größe dieses Schädels deuten Skeptiker als Folge einer Mikrozephalie. Sie stützen sich dabei auf eine weit verbreitete Korrelation, nach der bei der Halbierung der Körpergröße die Gehirnmasse lediglich um 15 Prozent abnimmt. Im Vergleich mit dem modernen Menschen weist Homo floresiensis ein Hirnvolumen von 380 cm³ statt der zu erwartenden 750 cm³ auf. Eine derartige Verkleinerung könne nach Ansicht der Kritiker krankheitsbedingt sein.

Der Schädel

Schädel und Unterkiefer von Homo floresiensis
Schädel von Homo floresiensis im Vergleich mit einem mikrozephalitischen Schädel von Homo sapiens

Die Ansicht der Experten, dass es sich bei Homo floresiensis um eine eigenständige Art handle, stützt sich vor allem auf Untersuchungen des Schädels. Dean Falk (Florida State University) und Christoph Zollikofer (Zürich) analysierten sogenannte virtuelle Endocasts, das heißt Computersimulationen des Schädelinhalts: Demnach sei die Form des Gehirns nicht mit der Gehirnform in anderen Fällen von Mikrozephalien vergleichbar, sondern ähnele eher dem Gehirn gesunder Menschen.[16] Darüber hinaus seien einige markante Stellen des Gehirns besonders ausgeprägt gewesen. Sie ordnen den Fund einer eigenständigen Art zu.[17][18][19]

Die Schädel-Analyse durch Washingtoner Forscher ergab, dass es sich bei Homo floresiensis, sieht man von der geringen Größe ab, um eine Mischung aus einem Australopithecus- und einem Homo erectus-Schädel handelt.

Anfang 2009 ergab eine Studie unter Führung von Karen Baab und Kieran McNulty, dass der Schädel größere Ähnlichkeit mit afrikanischen und eurasischen Fossilien als mit modernen Menschen aufweise. Auch die Asymmetrie sei nicht größer als bei anderen Verwandten des Menschen wie modernen Affen und müsse nicht durch Mikrozephalie erklärt werden.[20] Ähnlich argumentierten Forscher der Stony Brook University nach einer genauen Untersuchung der Beschaffenheit des Unterkiefers und der Schädelknochen von LB1 und einem statistischen Vergleich dieser Merkmale mit denen kleinwüchsiger rezenter Menschen, krankhaft veränderter Schädel und Vormenschen-Funden: Ein pathologische Verkleinerung, ausgehend von Homo sapiens sei unwahrscheinlich; vielmehr weise der Schädel zahlreiche eigenständige Merkmale auf, die Homo floresiensis in die verwandtschaftliche Nähe zu anderen Vertretern der frühen Hominini stelle. [21] 2011 wurde die Hypothese einer Inselverzwergung erneut bekräftigt: Die Merkmale des Schädels von LB1 ähnelten am stärksten denen der als Java-Menschen bezeichneten Homo-erectus-Fossilien, von denen er vermutlich abstamme.[4]

2005 hatte es eine Forschergruppe nach dem Vergleich von Schädelausgüssen von Mikrozephalen mit dem des Homo floresiensis hingegen für möglich erachtet, dass die kleine Frau von Flores unter Mikrozephalie litt, da Gehirngröße und -proportionen innerhalb der Variationsbreite dieser Erkrankung lägen. [22]

Die Werkzeuge

Kritiker sehen zudem einen Widerspruch zwischen dem kleinen Gehirn und den offenkundigen handwerklichen Leistung der Höhlenbewohner, die feine Klingen bis hin zu Harpunen herstellten. Dean Falk dagegen hält es für möglich, dass auch Individuen mit solch kleinen Gehirnen solche komplexen Werkzeuge produzieren konnten, wenn die Neuronen nur entsprechend intensiv vernetzt sind. Ihre Computersimulation weise darauf hin.

Über eine Million Jahre alte Abschläge wurden bei Ausgrabungen im Soa-Becken etwa 100km entfernt von Liang Bua gefunden, was als Beleg einer sehr frühen Besiedlung und damit potentiell langfristigen Verzwergung früher Hominini auf der Insel Flores gewertet wird.[23] Die Datierung erfolgt durch einen überlagernden Ignimbrit, der sich auf eine Vulkan-Eruption vor mehr als einer Million Jahren zurückführen lässt. Der Artefaktcharakter der 45 als Abschläge klassifizierten Stücke vom Fundplatz Wolo Sege aus dem Jahre 2005 wird von den Autoren nicht bezweifelt.[23] Da außer den Bruchmustern keine zwingend intentionellen Merkmale vorhanden sind, kann es sich jedoch auch um Geofakte handeln.

Anatomie des gesamten Skeletts

Kopf und Langknochen von Homo floresiensis

Die inzwischen gefundenen Arme waren überproportional lang und unterscheiden sich damit deutlich sowohl von mikrozephalen Menschen als auch von Pygmäen. Das Skelett ähnelt in seinen Proportionen eher Australopithecus.

Eine Analyse der Handknochen durch einen Experten der Smithsonian Institution in Washington ergab ebenfalls, dass deren Zusammenwirken weder einem gesunden modernen Menschen noch einer bekannten pathologischen Variante ähnelt. Das linke Handgelenk des Homo floresiensis sei von dem eines Schimpansen oder eines Australopithecus kaum zu unterscheiden.[24] [25] [26] Dagegen wies eine Gruppe australischer Wissenschaftler auf eine Übereinstimmung der primitiven Handgelenkform und anderer Skelettmissbildungen mit denen moderner Menschen hin, die wegen einer Mangelernährung der Mutter an einem angeborenen Jodmangelsyndrom des myxödematösen Typs leiden (Kretinismus). [27]

Laut Robert Eckhardt weist das gut erhaltene Skelett einen deutlichen asymmetrischen Körperbau auf, was wiederum für eine anatomische Entwicklungsstörung sprechen könne und somit mit der Hypothese einer Mikrozephalie in Einklang stehe.

Umwelt

Skeptiker halten es für unwahrscheinlich, dass sich auf der kleinen Insel Flores eine eigenständige Art der Gattung Homo entwickeln konnte. Im August 2006 kam ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift PNAS zum Ergebnis, dass die Insel einer isolierten Population von Hominiden kaum dauerhaft genügend Nahrung hätte bieten können. Auch lag während der Eiszeit der Meeresspiegel niedriger; Flores war dadurch nur zwei Kilometer von der nächsten Insel und diese wiederum nicht weit vom Festland entfernt. Die Forscher halten es daher für unwahrscheinlich, dass es über 800.000 Jahre keinen Kontakt der Inselbewohner zum Festland gegeben haben soll.[28] [29] Auch ein amerikanisches Forscherteam vom Field Museum für Naturkunde in Chicago kommt zu dem Schluss, dass es sich bei Homo floresiensis um gewöhnliche Steinzeitmenschen handelt.[30] [31]

Siehe auch

Literatur

  • Kate Wong: Die Zwerge von Flores. In: Spektrum der Wissenschaft, Heft 3, 2005
  • The little troublemaker. In: New Scientist Nr. 2504 vom 18. Juni 2005, S. 41-45.
  • Teuku Jacob et al.: Pygmoid Australomelanesian Homo sapiens skeletal remains from Liang Bua, Flores: Population affinities and pathological abnormalities. In: PNAS, Band 103, 2006, S. 13421-13426, doi:10.1073/pnas.0605563103
  • Debbie Argue et al.: Homo floresiensis: Microcephalic, pygmoid, Australopithecus, or Homo?. In: Journal of Human Evolution, Band 51, 2006, S. 360-374, doi:10.1016/j.jhevol.2006.04.013 (Befürworter der Hypothese, dass es sich bei Homo floresiensis um eine neue Spezies handelt)
  • Mike Morwood, Penny van Oosterzee: The discovery of the hobbit: the scientific breakthrough that changed the face of human history. Random House, 2007
  • Matthew W. Tocheri, Caley M. Orr, Susan G. Larson, Thomas Sutikna, Jatmiko, E. Wahyu Saptomo, Rokus Awe Due, Tony Djubiantono, Michael J. Morwood, William L. Jungers: The Primitive Wrist of Homo floresiensis and Its Implications for Hominin Evolution. In: Science, Band 317, 2007, S. 1743-1745, doi:10.1126/science.1147143

Film

Commons: Kategorie „Homo floresiensis“ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Mike J. Morwood et al.: Archaeology and age of a new hominin from Flores in eastern Indonesia. In: Nature, Band 431, 2004, S. 1087–1091, doi:10.1038/nature02956
  2. Mike J. Morwood et al.: Further evidence for small-bodied hominins from the Late Pleistocene of Flores, Indonesia. In: Nature, Band 437, 2005, S. 1012–1017, doi:10.1038/nature04022
  3. a b c Peter Brown et al.: A new small-bodied hominin from the Late Pleistocene of Flores, Indonesia. In: Nature, Band 431, 2004, S. 1055-1061, doi:10.1038/nature02999
  4. a b Yousuke Kaifu et al.: Craniofacial morphology of Homo floresiensis: Description, taxonomic affinities, and evolutionary implication. In: Journal of Human Evolution, Band 61, Nr. 6, 2011, S. 644–682, doi:10.1016/j.jhevol.2011.08.008
  5. „Although some scientists believe that this tiny hominin was a modern humman with a physical disorder, recent evidence suggests that Homo floresiensis was a distinct species.“ Zitiert aus: Alice Roberts: Evolution: The Human Story. Dorling Kindersley Ltd., London 2011, S. 142, ISBN 978 1 4053 6165 1
  6. Mike J. Morwood et al.: Fission-track ages of stone tools and fossils on the east Indonesian island of Flores. In: Nature, Band 392, 1998, S. 173–176, doi:10.1038/3240
  7. G. Philip Rightmire: Teil 6: Schluss. Die Verwandtschaftsbeziehung von Homo erectus zu jüngeren mittelpleistozänen Hominiden. In: 100 Jahre Pithecanthropus. Das Homo erectus Problem. In: Courier Forschungsinstitut Senckenberg, Nr. 171, Frankfurt a. M. 1994, S. 319–326, ISSN 0341-4116
  8. Chris Stringer: Der Zwergmensch von Flores. In: Spektrum der Wissenschaft, Januar 2005, S. 14–15
  9. a b Spiegel.de vom 27. Oktober 2004: Hobbits in Indonesien. Forscher entdecken neue Menschen-Art.
  10. Ann Gibbons: New Species of Small Human Found in Indonesia. In: Science, Band 306, Nr. 5697, 2004, S. 789, DOI:10.1126/science.306.5697.789
  11. wissenschaft.de vom 28. Oktober 2004: „Fossiler ‚Hobbit‘-Mensch in Indonesien entdeckt.“
  12. http://www.gmx.net/themen/wissen/mensch/98705uq-hobbit-jagte-riesenstorch
  13. Marta Mirazón Lahr, Robert Foley: Human evolution writ small. In: Nature, Band 431, 2004, S. 1043-1044, doi:10.1038/4311043a
  14. Elizabeth Culotta: When Hobbits (Slowly) Walked the Earth. In: Science, Band 230, 2008, S. 433–435, DOI:10.1126/science.320.5875.433
  15. Homo floresiensis: The little troublemaker. In: New Scientist Nr. 2504 vom 18. Juni 2005, S. 41
  16. http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/249824.html Bild der Wissenschaft - „Hobbit-Mensch“ hatte normal entwickeltes Gehirn (vom 4. März 2005)
  17. D. Falk et al.: Brain shape in human microcephalics and Homo floresiensis. In: PNAS, Band 104, 2007, S. 2513–2518, doi:10.1073/pnas.0609185104
  18. 'Hobbit' human 'is a new species' Bericht der BBC vom 29. Januar 2007
  19. Falk, D. et al.: LB1's virtual endocast, microcephaly, and hominin brain evolution. In: Journal of Human Evolution, Band 57, Nr. 4, 2009, doi:10.1016/j.jhevol.2008.10.008
  20. „Neue Befunde stützen kleine Menschenart“
  21. William Jungers, Karen Baab: The geometry of hobbits: Homo floresiensis and human evolution. In: Significance, Band 6, Nr. 4, 2009, S. 159–164, doi:10.1111/j.1740-9713.2009.00389.x
  22. Jochen Weber, Alfred Czarnetzki, Carsten M. Pusch: Comment on „The brain of LB1, Homo floresiensis“. In: Science, Band 310, Nr. 5746, S. 236, doi:10.1126/science.1114789
  23. a b Adam Brumm, Gitte M. Jensen, Gert D. van den Bergh, Michael J. Morwood, Iwan Kurniawan, Fachroel Aziz, Michael Storey: Hominins on Flores, Indonesia, by one million years ago. In: Nature, Band 464, 2010, S. 748–752, doi:10.1038/nature08844
  24. Hobbit's Status as a New Species Gets a Hand Up. In: Science, Band 316 vom 6. April 2007, S. 34
  25. Matthew W. Tocheri u. a.: The Primitive Wrist of Homo floresiensis and Its Implications for Hominin Evolution. In: Science, Band 317, 2007, S. 1743 - 1745, doi:10.1126/science.1147143
  26. „Case Grows for 'Hobbit' as Human Ancestor“
  27. Peter J. Obendorf et al.: Are the small human-like fossils found on Flores human endemic cretins? In: Proceedings of the Royal Society B, Band 275, Nr. 1640, 2008, S. 1287–1296, doi:10.1098/rspb.2007.1488
  28. Teuku Jacob u. a.: Pygmoid Australomelanesian Homo sapiens skeletal remains from Liang Bua, Flores: Population affinities and pathological abnormalities. In: PNAS, Band 103, Nr. 36, 2006, S. 13421–13426, doi:10.1073/pnas.0605563103
  29. Auch Hobbits sind nur Menschen. Beitrag in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell vom 21. August 2006
  30. Robert D. Martin, Ann M. MacLarnon, James L. Phillips, William B. Dobyns: Flores hominid: New species or microcephalic dwarf? In: The Anatomical Record, Band 288A, Nr. 11, 2006, S. 1123–1145, doi:10.1002/ar.a.20389
  31. Neue Studie bestätigt Zweifel an der Klassifizierung von Homo floresiensis als neue Menschenart, Bericht über die Veröffentlichung im Anatomical Record Part A in www.wissenschaft.de vom 10. Oktober 2006

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