Friedrich Arnold Brockhaus

Friedrich Arnold Brockhaus (* 4. Mai 1772 in Dortmund; † 20. August 1823 in Leipzig), war ein deutscher Verleger, Gründer des Verlagshauses „F. A. Brockhaus“ und Herausgeber der späteren Brockhaus Enzyklopädie.
Leben und Werk
Herkunft, Jugend und Ausbildung
Friedrich Arnold Brockhaus wurde 1772 als der Sohn des Kaufmanns und Ratsherren Johann Adolf Heinrich Brockhaus (* 21. Mai 1739 in Meyerich, heute Welver † 26. März 1811) in Dortmund geboren. Sein Vater stammte aus einer westfälischen Pastorenfamilie und war darin der erste, der sich nicht dem theologischen, sondern dem kaufmännischen Beruf widmete. Er hatte nach einer Lehre in Hamm ein Materialwarengeschäft in Dortmund gegründet, wo er 1776 Katharina Elisabeth Davidis (* 22. März 1736 † 15. August 1789), die Witwe des Arztes Dr. Kirchhoff heiratete. Ebenso wie sein älterer Bruder Gottlieb (* 4. September 1768 † 30. Mai 1828), der später das elterliche Geschäft übernahm, sollte Friedrich Arnold den kaufmännischen Beruf ergreifen. Deshalb begann er nach dem Besuch des Dortmunder Gymnasiums auf Wunsch seines Vaters im Alter von sechzehn Jahren eine kaufmännische Lehre in Düsseldorf. Diese Tätigkeit füllte ihn jedoch nicht aus, denn seit frühester Jugend war Brockhaus sehr lesebegeistert – in einer bei Heinrich Eduard Brockhaus abgedruckten biographischen Schrift spricht er selbst von einer „wahren Bücherwuth“ Vorlage:Lit1 – und hatte schon für Aushilfstätigkeiten im väterlichen Unternehmen nur wenig Interesse aufgebracht.
Studienaufenthalt in Leipzig und Beginn der unternehmerischen Tätigkeit

Nach seiner Rückkehr nach Dortmund im Jahr 1793 setzte er sich schließlich gegenüber seinem Vater durch und begann einen anderthalbjährigen Studienaufenthalt in Leipzig. Dort hörte er Vorlesungen in Philosophie, Mathematik und Chemie und lernte auch das rege buchhändlerische und literarische Leben der Messestadt Leipzig kennen. Ende 1794 kehrte er nach Dortmund zurück und gründete am 15. September 1796 zusammen mit zwei Geschäftspartnern ein eigenes, auf den Handel mit englischen Manufakturwaren – insbesondere groben Wollstoffen – spezialisiertes Unternehmen mit dem Namen „Brockhaus, Mallinckrodt und Hiltrop“. Knapp drei Jahre später stand das Geschäft auf so sicherer finanzieller Grundlage, daß er Sophie Wilhelmine Arnoldine Beurhaus, die Tochter des hochangesehenen Dortmunder Senators und Professors Johann Friedrich Beurhaus, heiraten konnte. Im selben Jahr trennten sich Brockhaus und Mallinckrodt von Hiltrop, zahlten ihm seinen Anteil aus und benannten sich in „Brockhaus und Mallinckrodt“ um. Da der Hauptabsatz des Dortmunder Geschäfts in den Niederlanden stattfand, gründeten die beiden Geschäftspartner ein zweites Handelshaus im niederländische Arnheim, dessen Leitung Mallinckrodt übernahm.
Streit mit Hiltrop und Weggang aus Dortmund
Nach einem Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Dortmunder Geschäftspartner Hiltrop ging Brockhaus im Spätherbst 1801 in die Niederlande. Die Ursache für diese Auseinandersetzung lag in dem Zusammenbruch des Londoner Bankhauses Bethmann im Oktober 1799, mit dem sowohl Brockhaus & Mallinckrodt, als auch Hiltrop Wechselgeschäfte betrieben hatten. Der Streit um gegenseitige Verbindlichkeiten gipfelte schließlich in der Beschlagnahmung des Dortmunder Warenlagers von Brockhaus & Mallinckrodt auf Veranlassung von Hiltrop, der erst durch die Vermittlung von Hiltrops Frau, einer Schwester von Brockhaus' Frau zum Einlenken bewegt werden konnte. Als der Streit im Sommer 1801 wieder aufflammte und Brockhaus auf Hiltrops Veranlassung hin kurzzeitig sogar verhaftet wurde, verließ er Dortmund und zog nach Arnheim.
Neuanfang in Amsterdam; Krise von 1804
In Arnheim blieb Brockhaus allerdings nicht lange. Die große Handelsmetropole Amsterdam war neben Hamburg das Einfallstor für englische Waren nach Europa und bot Brockhaus damit weitaus größere unternehmerische Gestaltungsmöglichkeiten. So trennte er sich von Mallinckrodt und zog im Winter 1801/1802 an die Amstelmündung. Der dortige Neuanfang gestaltete sich zunächst schwierig, da seine Kreditwürdigkeit durch den Prozeß mit Hiltrop stark gelitten hatte. Aber mit Unterstützung seines Bruders Gottlieb und durch das Kapital mehrerer französischer Emigranten gelang es Brockhaus, erneut in den Engros-Handel mit englischen Manufakturwaren einzusteigen.

Doch offensichtlich hatte er sich dabei verspekuliert, denn am 30. September 1804 schrieb er in einem Bittbrief an den Bruder:
- „Ich habe unglücklicherweise noch immer nicht die goldene Kunst erlernt, die Segel einzuziehen, wenn der Wind am vortheilhaftesten hineinweht. Durch das günstige Geschäft in diesem Jahre verführt, habe ich mich unglücklicherweise wieder zu tief hineingesteckt, und es ist mir deshalb etwas über dem Kopf zusammengeschlagen. [...] Die Lehre, die ich jetzt erhalten, war scharf: meine Existenz stand auf einer Nadelspitze – die habe ich erhalten –, aber mein Credit hat tief gelitten und das ersetzt sich schwerer, ob ich gleich hier auf dem Platze keines besondern Credits bedarf. Ich habe es nämlich mir selbst, meinem theuren Weibe, meinen geliebten Kindern heilig gelobt: von jetzt an nur noch ein kleines Geschäft, das nur halb so groß ist als mein jetziges, haben zu wollen.“ Vorlage:Lit1
In dieser Situation entschloß er sich zur Aufgabe seiner ausgedehnten Geschäfte mit englischen Waren und zur Gründung einer Buchhandlung.
Gründung der Buchhandlung „Rohloff & Co.“
Im Sommer 1805 nahmen seine Pläne langsam Gestalt an und am 15. Oktober 1805 verschickte Brockhaus sein erstes Geschäftsrundschreiben, in dem er die Gründung seiner Amsterdamer Buchhandlung anzeigte. Dieses Datum gilt heute als Gründungstag des Verlagshauses „F. A. Brockhaus“ (heute: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG). Da Brockhaus als einem Ausländer die Mitgliedschaft in der Amsterdamer Buchhändlergilde verwehrt war, führte er das Geschäft auf den Namen des Buchdruckers J. G. Rohloff als „Rohloff und Compagnie“, wofür Rohloff eine kleine Entschädigung erhielt. Bereits zwei Jahre später ließ Brockhaus den Namen Rohloff ganz verschwinden und nannte sein Unternehmen in „Kunst- und Industrie-Comtoir“ um, laut eigener Aussage, „um nicht den Schatten von Besorglichkeit in der Seele des guten Mannes aufkommen zu lassen, die er doch haben mußte, da sein Name gebraucht wurde“ Vorlage:Lit1. Welche genaue Position Brockhaus in der Frühphase des Unternehmens einnahm, läßt sich heute nicht mehr eindeutig feststellen. Auf der einen Seite schrieb er in einem Brief an den Bruder vom 26. August 1805 „Wir haben einen Hauptdirector und ich bin Nebendirector“, auf der anderen Seite behauptet er in einem späteren Schreiben an Gottlieb vom 25. August 1807, er sei der „alleinige Eigenthümer“ der Firma Rohloff & Co. gewesen. Sicher ist, daß seine Tätigkeit als Buchhändler und Verleger mit den Jahren mehr Raum einnahm, als sein sonstiges kaufmännisches Geschäft. Die Erschwernisse, die dem europäischen Handel seit 1806 durch die napoleonische Kontinentalsperre auferlegt wurden, werden hierbei einen nicht unerheblichen Anteil gehabt haben.
Erste verlegerische Tätigkeit

Neben seiner Arbeit als Sortimentsbuchhändler widmete Brockhaus sich von Anfang an auch dem Verlagsgeschäft. Kurz nacheinander gründete er die in niederländischer Sprache erscheinende politisch-literarische Zeitung De Ster (dt. „Der Stern“), die deutsche zeitgeschichtliche Monatsschrift Individualitäten aus und über Paris, für die er mit dem aus der französischen Hauptstadt berichtenden Carl Friedrich Cramer seinen ersten Autor von Rang gewinnen konnte, sowie die französische belletristische Vierteljahrsschrift Le Conservateur. Allen drei Projekten war kein großer Erfolg beschieden. De Ster fiel im August 1806 nach der Errichtung des Königreichs Holland der Zensur zum Opfer, die Individualitäten mußten nach Cramers Tod im Jahr 1807 eingestellt werden und der Conservateur erschien nur anderthalb Jahre von Anfang 1807 bis 1808.
Die weitere Verlagstätigkeit umfaßte die Herausgabe literarischer Werke wie etwa Cramers Übersetzungen des Engländers John Pinkerton und des Franzosen Louis-Sébastien Mercier oder die Gedichte des Dänen Jens Immanuel Baggesen, naturwissenschaftliche Werke wie die Historia rei herbariae und die Institutiones medicae von dem deutschen Arzt und Botaniker Kurt Sprengel oder die Entozoorum sive vermium intestinalium historia naturalis von Karl Asmund Rudolphi. Daneben verlegte er 1807 auch noch einen Itinéraire de l'Allemagne und dehnte das Verlagsprogramm damit auch auf den Bereich der Reiseliteratur aus.
Kauf des Löbelschen Conversations-Lexikons
Den wohl folgenreichsten Schritt in seiner verlegerischen Karriere tat er im Herbst 1808 beim Besuch der Leipziger Buchhändlermesse: Er erwarb für die – nach damaligen Verhältnissen bescheidene – Summe von 1.800 Reichstalern die Rechte an dem 1796 von Renatus Gotthelf Löbel unter dem Titel Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten begonnene und zunächst von Friedrich August Leupold in Leipzig verlegte Werk, das er bis zu seinem Tode im Jahr 1823 kontinuierlich erweiterte und das die Grundlage für die Brockhaus Enzyklopädie darstellt.
Der Begründer des Werks, über dessen Lebensumstände heute wenig bekannt ist, bezeichnete sich selbst in seiner Vorrede zum Conversations-Lexicon als Nachfolger Johann Hübners, dessen Reales Staats-Zeitungs und Conversations-Lexikon bereits 1704 erstmalig erschienen war. Löbels Ziel bestand in der Schaffung eines „dem gegenwärtigen Umfange der Conversation angemessenen Wörterbuches“, das dem „allgemeinen Streben nach Geistesbildung, wenigstens nach dem Scheine derselben“ gerecht werden sollte, wie er in seiner Vorrede zum ersten Band ausführte. Zwischen 1796 und 1800 erschienen die ersten vier Bände, doch nach Löbels frühem Tod im Jahr 1799 sah zunächst alles so aus, als würde es unvollendet bleiben. Dann erschienen 1806 aber ein fünfter Band bei Johann Karl Werther in Leipzig und 1808 Teile des sechsten Bandes bei Johann Friedrich Herzog in Leipzig. Am 25. Oktober 1808 schließlich kaufte Brockhaus das Lexikon dem Leipziger Buchdrucker und Zeitungsverleger Friedrich Richter ab, der das Werk vermutlich in Herzogs Auftrag gedruckt hatte und es bei dessen Insolvenz in Zahlung genommen hatte.
Brockhaus war also keinesfalls der Erfinder des „Konversationslexikons“, seine Leistung bestand vielmehr darin, die Chancen des unvollendeten Löbelschen Lexikons erkannt zu haben und durch seine Arbeit daran den Grundstein dazu gelegt zu haben, daß es sich später zum „Standardwerk des deutschen Bildungsbürgertums“ Vorlage:Lit1 entwickelte.
Rückkehr nach Deutschland
Kurz nachdem sie am 24. November von ihrem siebten Kind entbunden worden war, starb Sophie Brockhaus am 8. Dezember 1809 an den Folgen einer Erkältung. Zu diesem Schicksalsschlag gesellte sich Anfang 1810 die Wiederaufnahme des Prozesses mit seinem früheren Geschäftspartner Hiltrop, die Brockhaus schwer zu schaffen machte. Der eigentliche Auslöser für seinen Entschluß, nach Deutschland zurückzukehren, wird aber wohl eher in der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Europa gelegen haben. Die Eingliederung des Königreichs Holland in das französische Kaiserreich – schon allein um die letzten Lücken in der napoleonischen Kontinentalsperre zu schließen – war spätestens Ende 1809 endgültig beschlossen. Mit den politischen Veränderungen ging auch eine Verschärfung der Handelsbestimmungen einher, die Brockhaus zwangen, für jedes seiner in Deutschland gedruckten Bücher zunächst in Paris um eine Einfuhrerlaubnis zu bitten. Doch dies war nicht allein ausschlaggebend, denn ab November 1809 geriet das Unternehmen aus Mangel an Kapital an den Rande des Konkurses. Brockhaus selbst stellte die Situation des Unternehmens in einem Brief an den Bankier Friedrich Christian Richter vom 21. April 1811 rückblickend wie folgt dar:
- „Meine Handlung war [...] seit November größtentheils in Stockung gerathen und unterbrochen worden; dagegen waren die Unkosten fortgegangen; schwere Abgaben waren zu leisten gewesen, drückende Einquartierungen hatten stattgehabt; mein und der Handlung Credit war infolge aller Störungen zernichtet; mehrere Gläubiger auch dort hatten alle disponiblen Kräfte durch ihren Druck ausgesogen.“ Vorlage:Lit1
In dieser Situation verließ Brockhaus Amsterdam im Mai 1810 und siedelte – nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig – im September 1810 ins thüringische Altenburg über. Seine Kinder hatte er zuvor in Dortmund untergebracht.
Die Beziehung zur Hofrätin Spazier
Während seines viermonatigen Aufenthaltes in Leipzig hatte sich zwischen Brockhaus Johanna Karoline Wilhelmine Spazier, der Witwe des 1805 verstorbenen Leipziger Hofrats Karl Spazier, Schwägerin des Dichters Jean Paul und Herausgeberin des in seinem Verlag erschienenen Taschenbuchs Urania ein engeres Verhältnis entwickelt und spätestens seit Anfang August trug Brockhaus sich offensichtlich mit konkreten Heiratsplänen. Einen Monat später ging er nach Altenburg und beschloß dort, sein Amsterdamer Unternehmen an seine zukünftige Braut zu verkaufen, um seine Schulden in den Niederlanden bezahlen zu können. Während es ihm nämlich bei einem Teil seiner Gläubiger gelungen war, einen Zahlungsaufschub zu erreichen, verzichteten die Übrigen nur gegen eine Teilzahlung in bar auf den Rest ihrer Forderungen. So war Brockhaus schließlich gezwungen, sein Sortimentsgeschäft in einem fingierten Geschäft zu verkaufen, um es nach einer Aufhebung des Vertrags zehn Tage später unter dem Namen „Typographisch-litterarisches Institut in Amsterdam und Leipzig“ weiterzuführen.
Doch sein Verlöbnis war nur von kurzer Dauer, denn Ende 1810 erkrankte Wilhelmine Spazier schwer. Aus einer zunächst für harmlos erachteten fiebrigen Erkrankung geriet sie in einen Zustand der geistigen Verwirrung, der sich in wiederholten Anfällen äußerte. Als sie Brockhaus im Glauben ihres nahenden Todes alle ihre bisherigen Verhältnisse beichtete, löste dieser die Verlobung auf. In einem Brief an Friedrich Bornträger, zu jener Zeit sein Angestellter und Vertrauter, vom 21. November 1810 schrieb er: „Diese Aufschlüsse machen es mir unmöglich – ihr je meine Hand zu geben. O Gott, aus welchem Himmel bin ich gestürzt.“ und weiter: „Diese Aufschlüsse kann ich Ihnen vielleicht – und nur Ihnen – einst mittheilen, wenn, wie ich wünschen muß, Minna sterben sollte!“ Vorlage:Lit1. Bis Ende Dezember 1810 hatte sich der Gesundheitszustand der Hofrätin soweit gebessert, daß Brockhaus am 29. an Bornträger schrieb: „Krank ist sie nicht mehr, aber ihr ganzes Wesen ist zerbrochen“ (ebd., S. 207). Anfang 1811 brachte Brockhaus sie schließlich in das Haus ihrer Eltern nach Berlin zurück. Die nach diesem Zeitpunkt zwischen Wilhelmine Spazier und Friedrich Arnold Brockhaus gewechselte Korrespondenz ist nicht überliefert.
Verlegerische Tätigkeit in Altenburg
Nach der Trennung von der Hofrätin Spazier übernahm Brockhaus selber die Herausgabe der einmal jährlich erscheinenden Urania, die in seiner Altenburger Zeit einen der drei Schwerpunkte seines Verlagsprogramms bildete. Dabei handelte es sich um eines zu jener Zeit äußerst beliebten „Taschenbücher für Damen“, die aus einer Sammlung zeitgenössischer Prosastücke und Gedichte bestanden und für die Brockhaus Autoren wie Jean Paul, Körner, de la Motte Fouqué, Tieck, und Eichendorff gewinnen konnte. Der 1812 unternommene Versuch, Goethe für das Projekt zu begeistern, scheiterte allerdings.
Neben der Publikation zeitgenössischer deutscher Literatur engagierte Brockhaus sich stark auf politischem Gebiet. Mit den Deutschen Blättern verlegte er zwischen 1813 und 1816 das offizielle Nachrichtenorgan der Alliierten in den Befreiungskriegen. In eigenen Beiträgen fungierte er sowohl als Berichterstatter – etwa von der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 – wie auch als kritischer Kommentator der politischen Zeitumstände. Mit seinen Äußerung geriet er jedoch zunehmen in das Blickfeld der Zensur und gab das Unternehmen aufgrund nachlassender Verkaufszahlen schließlich 1816 wieder auf.
Aus finanzieller Sicht am erfolgreichsten während seiner Altenburger Zeit gestaltete sich die Publikation des zweibändigen Handbuchs der Deutschen Literatur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die heutige Zeit von Johann Samuel Ersch. Die Initiative zum Verfassen dieses Werkes ging auf Brockhaus selbst zurück; Ersch begründete damit die deutsche wissenschaftliche Bibliographie. Für den Verlag stellte das verkaufsstarke Handbuch neben dem Conversations-Lexikon das zweite wirtschaftliche Standbein in der Altenburger Zeit dar.
Die zweite Auflage des Conversations-Lexikons hatte Brockhaus 1812 begonnen. Bis dahin hatte das Lexikon bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Renatus Gotthelf Löbel hatte das Werk begründet und zu seiner Herausgabe gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Christian Wilhelm Franke im Februar 1796 eigens einen Verlag in Leipzig gegründet. Nach Löbels frühem Tod und der Übernahme des Lexikons durch Brockhaus hatte Franke sich diesem gegenüber noch zur Vollendung des nur in Teilen erschienenen sechsten Bandes verpflichtet. Brockhaus veröffentlichte das Gesamtwerk 1809 in Amsterdam und ließ in den folgenden Jahren zwei Bände mit Nachträgen folgen, da das Lexikon infolge seiner langen Entstehungszeit große inhaltliche Lücken aufwies. Die Redaktion der 1811 in Altenburg begonnenen zweiten Auflage des Lexikons nahm Brockhaus alleine in die Hand. Weite Teile bearbeitete er selbst, seit Beginn 1812 wurde er jedoch durch eine wachsende Zahl ausgewählter Mitarbeiter unterstützt. Von 1812 an widmete Brockhaus einen großen Teil seiner Zeit der Fertigstellung des Lexikons, von dessen zehn Bänden der zweiten Auflage insgesamt neun in der Altenburger Zeit erschienen.
„F.A. Brockhaus“ Leipzig
Seit dem 15. Januar 1814 firmierte der Verlag unter dem Namen „F.A. Brockhaus“, noch abwechselnd mit dem Zusatz „Altenburg“ oder Leipzig“, seit 1819 ausschließlich mit dem Verlagsort Leipzig. ...
Letzte Jahre
Ein Jahr vor Brockhaus' Tod übernahmen seine Söhne Heinrich und Friedrich den Verlag.
Literatur
Quellen
- Ludger Lütkehaus (Hrsg.): Das Buch als Wille und Vorstellung: Arthur Schopenhauers Briefwechsel mit Friedrich Arnold Brockhaus, München 1996, ISBN 3-406-40956-3
- Heinrich Lüdeke von Möllendorff: Aus Tiecks Novellenzeit: Briefwechsel zwischen Ludwig Tieck und F. A. Brockhaus, Leipzig 1928
- Heinrich Brockhaus: Vollständiges Verzeichnis der von der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig seit ihrer Gründung durch Friedrich Arnold Brockhaus im Jahre 1805 bis zu dessen hundertjährigem Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke, Band 1, Leipzig 1872
Darstellungen
- Thomas Keiderling: Die Firma F. A. Brockhaus, 1905–2005, Mannheim 2005, ISBN 3-7653-0284-8
- Anja zum Hingst: Die Geschichte des Großen Brockhaus: vom Conversationslexikon zur Enzyklopädie, Wiesbaden 1995, ISBN 3-447-03740-7 – darin: Kapitel IV „Friedrich Arnold Brockhaus“, S. 74–91. Anja zum Hingst war von 1996 bis 2000 Pressesprecherin und Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Mannheimer Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG.
- Gertrud Milkereit: Friedrich Arnold Brockhaus, 1772–1812, in: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien, Band 11, Münster 1983, ISBN 3-402-05586-4, S. 5–41
- Heinrich Eduard Brockhaus: Von der Begründung bis zum hundertjährigen Jubiläum: 1805–1905, Faksimile der Ausgabe Leipzig 1905, mit einer Einführung von Thomas Keiderling, Mannheim 2005, ISBN 3-7653-0184-1
- Heinrich Eduard Brockhaus: Friedrich Arnold Brockhaus: Sein Leben und Wirken nach Briefen und anderen Aufzeichnungen geschildert, 3 Bände, Leipzig 1872–1881
Weblinks
- Vorlage:PND
- Otto Mühlbrecht: Artikel F. A. Brockhaus, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 3: Bode – von Carlowitz, Leipzig 1876, S. 337–340
Personendaten | |
---|---|
NAME | Brockhaus, Friedrich Arnold |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger, Gründer des Verlagshauses „F. A. Brockhaus“ |
GEBURTSDATUM | 4. Mai 1772 |
GEBURTSORT | Dortmund |
STERBEDATUM | 20. August 1823 |
STERBEORT | Leipzig |