Heißbergfriedhof Burtscheid/Aachen
Der Heißbergfriedhof ist ein 1862 eingeweihter Friedhof in der damaligen eigenständigen Stadt Burtscheid, die 1897 zu einem Stadtteil von Aachen eingemeindet wurde. Er befindet sich an der Ecke Heißberg- und Kapellenstraße, Nr. 2. Die Anlage steht unter Denkmalschutz.
Baugeschichte

Der Heißberg Friedhof in Burtscheid existiert seit 1862. „Am 23. Oktober 1851 wurde das Gelände am Heißberg zur Gründung eines neuen Stadtfriedhofs von der Gemeinde erworben und 1852 die Errichtung der Umfassungsmauer beschlossen und durch das Bauunternehmen B. Klausener & Rhoen[1] ausgeführt.“ Er war der erste Gottesacker für beide Konfessionen – zunächst noch sauber getrennt: links die Protestanten, rechts die Katholiken. In den Jahren 1878 und 1889 erfolgte je eine Erweiterung. Das Geländeausmaß beträgt 1,96 ha. Die ältesten Grabstätten finden sich im oberen Teil. Die letzten Reihengräber wurden 1937 vergeben.
Die Grabstätte Familie Fr. Klausener (Parzelle 4a–4f) von Friedrich Klausener (1818-1883), der Familie von Alfons Klausener, dem Burtscheider Bürgermeister und Beigeordneten der Stadt Aachen, befindet sich in Flur 5. Die Höhe des Grabturms beträgt 3,40 m. Die Gruftabdeckung auf der Rückseite hat eine zweiflügelige Eisentür. Der Bodenbelag der mit einem kleinen Altar ausgestatteten Krypta besteht aus einem schwarz-weißen Fließenmuster.
Auf Flur 10, Parzelle 46–48 hat Ferdinand Joseph Laaf seine Familien-Gruft erbauen lassen. Zu der Gestaltung des Grabmals FAMILIE DR. MED. LAAF gehört eine Figurengruppe aus Galvanoplastiken, angefertigt in der Kunstanstalt der Württembergischen Metallwarenfabrik, WMF, in Geislingen an der Steige nach einem Werk des Bildhauers Erich von den Driesch. Ein weiteres seiner Werke ist eine „Sitzende Frauengestalt“ in Marmor einer dreiteiligen Grabanlage mit überhöhtem Mittelteil der Familie Neuss in Flur 6, Parzelle 82–84. Die Trauernde aus dem Jahr 1909 hält ein Blumenarrangement in ihrer Rechten auf ihrem rechten Knie. Ihre Blickrichtung ist geradeaus gerichtet.
An der Gestaltung der Gräber waren Lambert Piedboeuf, W. Wings, Wilhelm Pohl, Carl Esser, Alfred Pieper, Heinrichs und Wings, Joseph Mataré mit seiner Darstellung „Faistos“ von 1913 einem Bronzerelief[2], I. Heimich, Mies (1945) und Joh. Baecker beteiligt.
Für die jeweilige Zeit charakteristische Kunstwerke und Grabanlagen aus der Zeit des Klassizismus bis zur Gegenwart bezeugen die Burtscheider Sepulcralkultur. Zwei neogotische Kriegerdenkmäler auf dem Hauptweg erinnern einmal an die Kriegsgefallenen von 1866, dessen Enthüllung Montag, den 29. Juni 1868 stattfand und der andere Kenotaph an die von 1870/71. Die Schlachtfelder lauten: Gravelotte, Schlacht bei Wörth, Schlacht von Mars-la-Tour, Metz, Sedan; Schlacht bei Orléans, Schlacht bei Villiers, St. Quentin und Paris.
Links hinter dem Eingangsportal liegt die Toten- und Trauerhalle. Anfangs war im Torbau die Dienstwohnung des Friedhofsinspektors. Der Eintrag in das Denkmälerverzeichnis lautet:
„Heißbergstr., Ecke Robert-Schumann-Str.
1862 eröffnet, Eingangsgebäude wohl etwas später errichtet;
Eingangshalle aus Backstein, Grabsteine des späten 19. und frühen 20. Jh.“[3]
Grabstätten (Auswahl)
Auf dem Burtscheider Heißbergfriedhof finden sich die letzten Ruhestätten von zahlreichen bedeutenden Burtscheider Persönlichkeiten der letzten 150 Jahre. So unter anderem:
- Ferdinand Breunung, Musikdirektor in Aachen
- Hugo Cadenbach, Privatbankier und Diplomat; Grabgestaltung Mies: Kreuz, zwei Sockelmauern, Flur 3, Parzelle 14, 16, 18, 20, 22, 24 u. 24a.
- Oskar Erckens, Tuchfabrikant in Aachen und Grevenbroich, Geh. Kommerzienrat. Grabgestaltung: Pohl und Esser, dreiteilige Grabanlage, Flur 3, Parzelle 1-8.
- Alfons Fritz, Aachener Gymnasiallehrer und Heimatforscher
- Friedrich von Halfern, Tuchfabrikant und Bankdirektor. Familiengruft mit drei Stelen und Gruftplatte, Flur 4, Parzelle 4a-f.
- Familie Georg Hasenclever (Flur 9, Grab-Nr.8, 9). Die Gestaltung von Karl Krauß erfolgte um 1894 und besteht aus einem Pultstein auf einem Sockel mit einer schwarzen aufgesetzten Granitplatte, in welche die Namen der Verstorben eingemeißelt und geweißt sind. Georg Hasenclever (1817–1904; Geh.Regierungsrat und Landrat) ist der Vater von Sanitätsrat Dr. Carl Hasenclever (1855–1934) und Großvater von Walter Hasenclever. 1894 verstarb die Frau von Georg Hasenclever Frederike, geb. Altgelt (*1826), 1953 Annie, geb. Reiss (*1869). Familie Hasenclever steht im Zusammenhang mit dem Aachener Bergbau, der Chemie und Rothe Erde.
- Leo Hugot, Architekt und Bauhistoriker. Mausoleum, ehem. Grabstätte Strom, Flur 8, Parzelle 45a,b.
- Adolph Kirdorf, Montanindustrieller, Geh. Kommerzienrat. Dreiteilige Grabanlage, Flur 11, Parzelle 1, 1a, b.
- Alfons Klausener, Bürgermeister von Burtscheid; Mitglied des Preußischen Abgeordentenhauses
- Friedrich Klausener, Aachener Baumeister
- Jupp Kuckartz, Aachener Künstler und Grafiker
- Ferdinand Joseph Laaf, Arzt und Apotheker
- Carl Arthur Pastor, Bankier und Versicherungsunternehmer. Grabtyp: Stele auf quadratischem Grundriss, drei Grabplatten, Flur 12, Parzelle 94-96.
- Rudolf Arthur Pastor, Tuch- und Nadelfabrikant und Präsident der IHK Aachen, Verwaltungsratsmitglied der Aachener Feuerversicherung. Grabtyp: Stele auf quadratischem Grundriss, drei Grabplatten, Flur 12, Parzelle 94-96.
Literatur
- Der Oberstadtdirektor der Stadt Aachen, Baudezernat: Dokumentation über den Heißberg-Friedhof. Reprotechnik Gerd Gering, Aachen 1980.
Einzelnachweise
- ↑ Carl Rhoen (1822–1899; Architekt). Carl Rhoen: 1877: Privatbaumeister und Bauunternehmer, Bendstraße 14; 1868: Maurermeister und Bauunternehmer, Hauptstraße 63. Adressbuch Burtscheid. 1868; 1877.
- ↑ Grabstele v.Grab Boeckelmann, Flur 3, Parzelle 74. Josef Mataré (19. März 1880 – 25. September 1966), Bruder von Ewald Mataré und Vater von Herbert Mataré. Er fertigte vor 1933 in Isny das Porträt von Matthieu Soiron an.
- ↑ Landeskonservator Rheinland Denkmälerverzeichnis. „1.2 Aachen übrige Stadtteile.“ Unter Mitwirkung von Hans Königs bearbeitet von Volker Osteneck. Stand: 1974-1977. Rheinland Köln, 1978, S.35.
Weblinks
- Bilder vom Heißbergfriedhof
- Die Galvanoplastische Kunstanstalt
- Kunstanstalt für Galvanoplastik, die Galvano-Bronze, S.17/50ff.
- Der Heißbergfriedhof – ein steinerner Spiegel Burtscheider Geschichte
- In Aachen existieren 26 Bestattungs-Möglichkeiten
Koordinaten: 50° 45′ 28,3″ N, 6° 5′ 37,6″ O