Thomas Ulrich (Bergsteiger)
Thomas Ulrich (* 16. November 1967 in Interlaken[1]) ist ein Schweizer Bergsteiger, Fotograf und Buchautor.
Leben
Thomas Ulrich erlernt den Beruf des Zimmermanns, brachte sich selbst das Fotografieren bei, arbeitet als Helikopter-Flughelfer, in der Felssicherung, als Tester von Gleitschirmen für die Schweizer Firma Advance und absolviert die Ausbildung zum Bergführer.
Seine spektakulärsten Projekte waren 1999 die erste Winterbegehung der Cerro Torre Westwand' auf der von Casimiro Ferrari und Freunden 1974 erstbegangenen Route, zusammen mit den Schweizern Stephan Siegrist und David Fasel und dem amerikanischen Journalisten Greg Crouch. Die Bilder dieser Kletterei hat er erstmals in der Ausgabe März 2000 des National Geographic Magazine publiziert. 2003 durchquerte er das Südliche Patagonische Inlandeis, zusammen mit Børge Ousland – erstmals ohne Fremdhilfe und zuvor angebrachte Depots. Die Expedition wird von National Geographic gesponsert und in der Ausgabe von August 2004 des National Geographic Magazines dokumentiert. 2006 scheiterte er bei seinem Versuch, den Arktischen Ozean auf der 1800 Kilometer langen Strecke von Sibirien über den Nordpol nach Kanada solo zu durchqueren. In einer mehrere Tage dauernden Rettungsaktion holten ihn russische Hubschrauberpiloten kurz vor dem Untergehen von einer Eisscholle. 2007 startete er im Mai zusammen mit Børge Ousland vom Nordpol und begab sich auf die Spuren der Polfahrer Fridtjof Nansen und Hjalmar Johansen. In 85 Tagen erreichten die beiden zu Fuß, auf Skiern, mit Zugsegeln und mit Kayak die Inseln von Franz Joseph Land. Von dort segelten sie ans Nordkap, und legen dort 113 Tage nach dem Start am Nordpol an, 113 Tage, ohne eine andere Hilfe in Anspruch genommen zu haben als die ihrer Muskeln und des Winds.
Daneben arbeitet er als Safety Guide bei dem James Bond Film „Golden Eye“ in der Schweiz und bei „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ in Grönland, führt die Actionkamera in dem Film „Eiger Nordwand“ über das Scheitern der Seilschaft aus Andi Hinterstoisser und Toni Kurz, er initiiert eine Begehung der Eiger-Nordwand auf der Heckmair-Route, bei der die Alpinisten Stephan Siegrist und Michal Pitelka die rekonstruierte Ausrüstung und Bekleidung der Erstbegeher von 1938 verwenden, filmt am Mount Everest für das Schweizer Fernsehen.
Thomas Ulrich ist Vater von drei Töchtern. Er lebt mit seiner Familie in Interlaken.[1]
Expeditionen
1983 – 1988: Intensives Fels- und Eisklettern, insbesondere in den Berner Alpen. Erstbegehungen und Klettereien bis zum 10. Grad (UIAA).
1988: Erste Expedition im November / Dezember nach Patagonien, erfolgreiche Besteigung des Fitz Roy mit dem Schweizer Georg Hoedle über die franco-argentinische Route. Während der gleichen Expedition zwei Versuche mit dem Tschechen Miroslav Smid am Cerro Torre, kein Erfolg.
1990: Zweite Expedition nach Patagonien. Erfolgloser Versuch am Cerro Torre mit dem Schweizer Markus Zimmermann.
1996: Dritte Expedition nach Patagonien. Erfolgreiche Besteigung des Cerro Torre über die Kompressor-Route von 1970, mit dem Schweizer Stephan Siegrist,.
1997: Seekayak-Expedition nach Grönland, unter anderen mit den Deutschen Stefan Glowacz und Kurt Albert. Zweite Besteigung des Mount Tupilak. Dabei hat Ulrich den Auftrag, die Anreise in den Seekayaks und die Besteigung selbst für europäische Magazine zu dokumentieren.
1999: Vierte Expedition nach Patagonien, Cerro Torre, zum ersten Mal im Winter. Zusammen mit den Schweizern Stephan Siegrist und David Fasel und dem amerikanischen Journalisten Greg Crouch besteigt Ulrich den Cerro Torre über die Westwand. Es ist die erste Winterbegehung dieser 1974 von Casimiro Ferrari und Freunden erstbegangenen Route. Seine Bilder über diese Kletterei werden in der Ausgabe von März 2000 des National Geographic Magazine publiziert.
2000: Yosemite, Kalifornien. Bigwall-Kletterei am El Capitan, Route Mescalito, mit Stephan Siegrist und David Fasel. Thomas Ulrich dokumentiert die Besteigung mit Dias und einem Film.
2001: Fünfte Expedition nach Patagonien, Cerro Torre, zum zweiten Mal im Winter. Zusammen mit Stephan Siegrist, David Fasel und Michal Pitelka versucht Thomas Ulrich, die Maestri-Egger-Route zu begehen; müssen aber umkehren.
2002: Begehung der Eiger Nordwand als Fotograf und Filmemacher. Die Alpinisten Stephan Siegrist und Michal Pitelka begehen, die klassische Heckmair-Route, in dem sie die gleiche Ausrüstung und Bekleidung tragen wie die Erstbegeher von 1938. Während dieser Kletterei filmt und fotografiert Thomas Ulrich, es entstehen ein Buch mit Schwarzweiß-Bildern und ein Film für das Schweizer Fernsehen.
2002: Sechste Expedition nach Patagonien mit dem Norweger Børge Ousland; Erkundung des Südlichen Patagonischen Inlandeises im Hinblick auf eine Durchquerung. Die Expedition wird vom National Geographic Expedition Council unterstützt.
2003: Im Frühling klettert Ulrich am Everest bis auf 8600 m hoch; dabei arbeitet er für das Schweizer Fernsehen als Kameramann.
2003: Im Herbst Durchquerung des Südlichen Patagonischen Inlandeises mit Børge Ousland – es ist die erste Querung ohne Fremdhilfe und zuvor angebrachte Depots. Auch diese Expedition wird vom National Geographic Expedition Council unterstützt und in der Ausgabe von August 2004 des gleichnamigen Magazins dokumentiert.
2004: Im Frühling führt Thomas Ulrich zusammen mit Børge Ousland eine kommerzielle Expedition zum Nordpol; dabei sammelt er Erfahrungen, wie man sich im arktischen Eis bewegt.
2004: Im Sommer arbeitet Ulrich als Koproduzent eines Films des Schweizer Fernsehens über die Besteigung des Matterhorns.
2006: Im Februar startet Ulrich nach zwei Jahren Vorbereitung zu seiner “Arctic Solo”-Expedition. Ziel war es, als erster Mensch ohne Fremdhilfe und Depots den arktischen Ozean von der Nordspitze Sibiriens über den Nordpol hinüber nach Kanada zu durchqueren. In einem Sturm bricht die Eisscholle, auf der er sich aufhält, auseinander; er verliert viel Material und muss von Helikoptern gerettet werden.
2006: Im Frühjahr springte Ulrich für seinen norwegischen Freund Børge Ousland ein und führt eine kommerzielle Expedition an den Nordpol. Diese Arbeit erleichtert es ihm, seine dramatischen Erfahrungen der „Arctic Solo“ zu reflektieren.
2007: Im April führt Ulrich seine erste kommerzielle Expedition an den Nordpol.
2007: Mai bis August. Nach der geführten Tour bleibt Ulrich in der Arktis und startet gemeinsam mit Børge Ousland vom Nordpol aus zu der Expedition „Franz Joseph Land“. In 85 Tagen erreichen die beiden zu Fuß, auf Skiern und per Kajak die Nordsibirischen Inseln von Franz Joseph Land. Als erste Nachfolger, nach den Polarforschern Fridtjof Nansen und Hjalmar Johansen, gelangen Ulrich und Ousland von Norden her auf die gesperrte Inselgruppe und durchqueren diese auf Nansens Spuren bis ans südliche Ende bei Kap Flora. Von dort segeln sie ans Nordkap. Dieses erreichen sie – 113 Tage nach ihrem Start am Pol – nur mit Muskelkraft und Wind.
2008: Im April führt Thomas Ulrich eine kommerzielle Expedition an den Nordpol.
2009 steht Thomas Ulrich gleich zwei Mal am Nordpol, einmal im April, als er eine weitere Gruppe zum Pol führt, und einmal im Juli, als er als Lektor auf einem russischen Atomeisbrecher arbeitet.
2010: Im April führt Ulrich abermals eine Tour zum Nordpol. Im Juli und August gelingt es Roger Schäli gemeinsam mit Simon Gietl und Daniel Kopp, in Grönland eine neue Tour in der mehr als 1300 Meter hohen Ostwand des Grundvigskirken zu eröffnen. Thomas Ulrich, der den attraktiven Gipfel auf einer früheren Expedition in Grönland entdeckt hat, ist gleichzeitig Expeditionsleiter und Fotograf.
Fotografie und Film
Thomas Ulrich plant und verwirklicht eigene Fotoreportagen für internationale Magazine wie das National Geographic Magazine, und führt daneben auch Auftragsarbeiten für Magazine und Firmen aus (Reportagen, Dokumentationen, Werbung.) Die Sportarten, die er dokumentiert, sind vor allem Eis- und Felsklettern, Ski und Snowboard, Gleitschirmfliegen, Basejumping, Bergsteigen und Expeditionen.
Seine filmische Arbeit beginnt er als Location Scout bei Werbespots und als Safety Guide bei dem James-Bond-Film “Golden Eye” und “Fräulein Smillas Gespür für Schnee“.
Darauf folgen eigene Projekte: 2000: Erstes eigenes Video über die Bigwall-Kletterei der Route Mescalito am El Capitan (Produzent und Kamera). Dieser Film gewinnt den Preis des Italienischen Olympia-Kommitees am Internationalen Berg- und Abenteuerfilmfestival von Trient, Italien, und kommt in den Final des Banff Mountainfilm Festival in Kanada.
2002: „Cerro Torre – Sie wollen ihn nicht verstehen …” mit Christoph Frutiger und Christine Kopp. Dieser Dokumentarfilm gewinnt den ersten Preis in der Kategorie Alpinismus am Bergfilmfestival von Cervinia, Italien (Ausgabe 2003), wird vom Schweizer Fernsehen ausgestrahlt und nimmt an weiteren Bergfilmfestivals teil.
2003: „Eiger-Nordwand – auf den Spuren der Erstbesteiger” (Koproduktion mit Frank Senn, Schweizer Fernsehen), gewinnt die gleiche den ersten Preis in der Kategorie Alpinismus an zwei Bergfilmfestivals Banff, Kanada, und Graz, Österreich. Der Film wird über verschiedene Fernsehkanäle ausgestrahlt.
2003: Als Kameramann für die Dokumentation „Everest“ des Schweizer Fernsehens begleitet er eine Gruppe von Bergsteigern, um deren Besteigung des Mount Everests zu filmen. Die Gruppe gelangt auf mehr als 8000 Meter Höhe, muss aber vor dem Gipfel umdrehen.
2004: Ideengeber und Koproduzent des Films „48 Stunden Matterhorn“ des Schweizer Fernsehens.
2006: Mit Børge Ousland Koproduzent eines Films über ihr Abenteuer auf dem Südlichen Patagonischen Inlandeis für das Norwegische Fernsehen NRK.
2006: Koproduzent des Dokumentarfilms „Allein auf einer Eisscholle – Der gescheiterte Traum von Thomas Ulrich“ für das Schweizer Fernsehen.
2007: Kameramann für den Kinofilm „Nordwand“. Thomas Ulrich dreht als Action-Kameramann die Szenen, die real in der Eiger Nordwand gefilmt werden.
2007: Mit Børge Ousland Koproduzent für den Film „In Nansens footsteps“ für das Norwegische Fernsehen NRK.
2008: Für den Dokumentarfilm „Die Bergführer“ begleitet er als Kameramann zwei Seilschaften durch die Eiger Nordwand, respektive auf das Schreckhorn für das Schweizer Fernsehen.
2008: Für das norwegische Fernsehen filmt er eine Forschergruppe mit Kindern in Grönland.
2008: Koproduzent des Dokumentarfilms „Beruf Abenteurer – Thomas Ulrich zwischen Nordpol und Familie“ für das Schweizer Fernsehen. Dieser gewinnt beim Filmfestival in Moskau den ersten Preis in der Kategorie „Adventure Films“.
Seit 2001 betreibt Thomas Ulrich gemeinsam mit seinem Partner Hans Ambühl in Interlaken die Fotoagentur Visual Impact, die weltweit Outdoor-Fotografen vertritt.
Vorträge
In den Jahren 2004 und 2005 tourte Ulrich mit seiner Multivisionsshow „Everest – Patagonien” durch die Schweiz. Die 50 Vorträge wurden von etwa 15.000 Personen besucht.[1] Neben öffentlichen Veranstaltungen hält er auch Vorträge als Motivationsredner für Firmen.
Kommerzielle Expeditionen
Thomas Ulrich führt regelmäßig Gruppen von Abenteurern über den letzten Breitengrad zum Nordpol. Für Werbekunden organisiert er Expeditionen zu abgelegenen Orten für Foto- und Filmaufnahmen.
Auszeichnungen
- 1996: Paragliding Photographer of the Year, Picto, Frankreich für das Bild „Winter Forest”.
- 1996: Zweiter Platz in der Kategorie Sports feature, Pictures of the Year für das Bild „Hang time”.
- 2000: Besondere Erwähnung bei der Banff Mountain Photography Competition, Kanada, für Stephan Siegrist climbing the Schilthorn.
- 2000 Finalist beim Banff Mountain Film Festival, Kanada, mit „El Capitan“ (Produzent und Kamera).
- 2000 Spezialpreis des Comitato Olimpico Nazionale Italiano beim Internationalen Berg- und Abenteuerfilmfestival von Trient, Italien, für „El Capitan“.
- 2002 Finalist beim Banff Mountain Film Festival, Kanada, mit „Cerro Torre – They don´t want to understand it . . .“.
- 2002 Erster Preis in der Kategorie Alpinismus beim Bergfilmfestival von Cervinia, Italien (Ausgabe 2003) für den Dokumentarfilm „Cerro Torre – Sie wollen ihn nicht verstehen . . .”.
- 2002 Finalist beim Bergfilmfestival Autrans, Frankreich, für den Dokumentarfilm „Cerro Torre – Sie wollen ihn nicht verstehen . . .”.
- 2003: Erster Preis in der Kategorie Alpinismus beim Banff Mountain Film Festival und erster Preis in der Kategorie Alpinismus beim Grazer Bergfilmfestival für „Eiger-Nordwand – auf den Spuren der Erstbesteiger” (Koproduktion mit Frank Senn, Schweizer Fernsehen)
- 2007 Abenteurer des Jahres, zusammen mit Børge Ousland
- 2008 Erster Preis in der Kategorie „Adventure Films“ beim Filmfestival in Moskau für den Dokumentarfilm „Beruf Abenteurer – Thomas Ulrich zwischen Nordpol und Familie“.
Bücher
- „Eiger-Nordwand”, AS Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-905111-86-1.
- „Reisen zum Abenteuer“, Weber Verlag, Thun 2004, ISBN 3-909532-14-4.
- „Thomas Ulrich – Horizont Nord“, Eigenverlag 2008, ISBN 978-3-033-01571-5
- „Abenteuer und Wissen: Fridtjof Nansen – 100 Tage im Eis“ (Hörbuch), headroom sound production, Köln 2011.
Filmographie
- 2000 El Capitan (Protagonist, Produzent und Kameramann)
- 2002 Eiger Nordwand – Auf den Spuren der Erstbesteiger (Idee und Kameramann)
- 2002 Vertical Vibes (Porträt über Ulrich, Kamera, produziert von moving adventure)
- 2004 Cerro Torre – Sie wollen ihn nicht verstehen (Protagonist, Produzent, Kameramann)
- 2004 Patagonisches Inlandeis (Protagonist und Kameramann)
- 2006 Allein auf einer Eisscholle – Der gescheiterte Traum von Thomas Ulrich (Koproduzent, Kamera Schweizer Fernsehen)
- 2008 Beruf Abenteurer – Thomas Ulrich zwischen Polareis und Familie, (Protagonist, Kameramann, Schweizer Fernsehen)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Lebenslauf von Thomas Ulrich. Abgerufen am 23. Dezember 2011.