Gottfried Wilhelm Leibniz
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Gottfried Wilhelm Frhr. von Leibniz (1. Juli 1646 in Leipzig, †14. November 1716 in Hannover). Leibniz war ein deutscher Philosoph und Wissenschaftler, Mathematiker, Diplomat und Doktor des weltlichen und des Kirchenrechts.
Unabhängig von Isaac Newton erfand er die Infinitesimalrechnung (Differentialrechnung, Integralrechnung) (und von ihm stammt auch die immer noch gebräuchliche Notation df/dx). Leibniz entwickelte auch die Dyadik (binäres Zahlensystem mit den Ziffern 0 und 1 (Dualzahlen)), welche für die moderne Computertechnik von grundlegender Bedeutung ist.
Sein [philosophischer Beitrag] zur Metaphysik basiert auf der "Monadologie" (1714). Eine Monade - der zentrale Begriff der Leibnizschen Welterklärung - ist eine einfache nicht ausgedehnte und daher unteilbare Substanz, die äußeren mechanischen Einwirkungen unzugänglich ist. Das gesamte Universum bildet sich in den von den Monaden spontan gebildeten Wahrnehmungen (Perzeptionen) ab.
Sie sind eine Art spirituelle Atome, ewig, unzerlegbar, einzigartig. Die Idee der Monade löst das Problem der Wechselwirkung von Geist und Materie, welches dem System Rene Descartes' entspringt. Ebenso löst sie das Problem der Vereinzelung, welches im System Baruch Spinozas problematisch erscheint. Dort werden einzelne Lebewesen als bloß zufällige Veränderungen der einzigen Substanz beschrieben.
Auch das Problem der "Theodizee" (1710) erscheint bei Leibniz gelöst. Die bestehende Welt ist die beste aller möglichen, sie besitzt einen maximalen Reichtum von Momenten und in diesem Sinne die größtmögliche Mannigfaltigkeit. Der berühmte Satz von der "besten aller möglichen Welten" ist oft mißverstanden worden, unter anderem hat ihm Voltaire mit dem Candide einen ganzen Spottroman gewidmet. Die "beste aller möglichen Welten" ist diejenige, die in ihrem Entwicklungspotential sich selbst unendlich übersteigt,sie ist dynamisch gedacht.
In seiner Begriffslehre geht Leibniz davon aus, dass sich alle Begriffe auf einfache, atomare Konzepte zurückführen lassen. Er beschäftigte sich damit, wie man diesen Konzepten Zeichen zuordnen könnte und so dann wiederum alle Begriffe ableiten könnte. So liesse sich eine ideale Sprache aufbauen. Russell und Wittgenstein haben diese Vorstellung aufgegriffen.
Auch viele bedeutende Erfindungen stammen von Leibniz, z.B. die Nutzung des Windes zur Grubenentwässerung im Harzbergbau.
Siehe auch:
Universalgelehrter, prästabilisierte Harmonie, Characteristica universalis, Leibniz-Regel, Leibniz-Reihe
Literatur:
Voltaire: Candide oder der Optimismus, Frankfurt, ISBN 3458317112
trivia: Der Leibniz-Keks ist dem ebenfalls aus Hannover stammenden Unternehmer Hermann Bahlsen (1859-1919) zu verdanken :-)