Zum Inhalt springen

Turiner Papyrus (Landkarte)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Oktober 2005 um 12:07 Uhr durch BK (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: katfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Turiner Papyrus ist eine altägyptische Landkarte, die als bedeutendste erhaltene topographische Karte aus dieser Zeit gilt. Der Bogen wurde vor 1824 in Deir el-Medina in Theben, von Bernardino Drovetti gefunden, der als Napoleon's Proconsul in Ägypten arbeitete. Das Dokument wird heute im Ägyptischen Museum in Turin aufbewahrt.

Die Karte wurde um 1160 v.Ch. vom bekannten Schreiber Amennakhte (dem Sohn Ipuys) angefertigt und diente einer Forschungsreise Ramses IV. zum Wadi Hammamat (Östliche Wüste), wo sich präkambrische Metagrauwacke-Felsen (sog. "Bekhen"-Stein, eine Sandsteinart) der Arabisch-Nubischen Platte befinden, aus denen Königsstelen gemacht werden sollten.

Die Karte Zeigt eine 15 Kilometer lange Strecke des Wadi Hammamat, seinen Zusammenfluss mit dem Wadi Atalla und El-Sid, die umgebenden Hügeln, den Bekhenstein Steinbruch, eine Goldmine und die Siedlung bei Bir Umm Fawakhir.

Auf der Karte befinden sich außerdem zahlreiche Anmerkungen zu den Abbildungen den Zielen der Wadiverläufe, den Distanzen zwischen Steinbruch und Mine, den Goldlagerstätten in den Hügeln, und den Bekhensteinblöcken im Steinbruch. Die Karte ist oben nach Süden in Richtung der Nilquelle ausgerichtet. Wie im Turiner Museum rekonstruiert, soll die Karte die Maße 2,8 x 0,41 m haben, was jedoch nicht mit neueren Untersuchungen von Harrell and Brown (1992a, 1992b) übereinstimmt.

Es handelt sich bei dem Dokument nicht nur um die erste (und dabei bereits erstaunlich modern gestaltete) topographische Karte, sondern gleichzeitig um die älteste bekannte geologische Karte, weil sie die Lagestellen der verschiedenen Felsarten (gekennzeichnet als schwarze und rosane Hügel) und die unterschiedlichen Wadi-Kiesarten (gekennzeichnet als braune, gründe und weiße Punkte) angibt und außerdem Informationen zur Gewinnung der Steine und Minenprodukte enthält.

Der Zeichner stellte die Geländemerkmale klar, sorgfältig und in Übereinstimmung mit den tatsächlichen Gegebenheiten dar und steigerte den Informationsgehalt durch Anmerkungen und kontrastiere Farben. In dieser Hinsicht kann der Papyrus als erstes Geoinformationssystem betrachtet werden.

Literatur

  • Harrell, J.A. and V.M. Brown, 1992a, The world's oldest surviving geological map - the 1150 BC Turin papyrus from Egypt: Journal of Geology, v. 100, p. 3-18.
  • Harrell, J.A. and V.M. Brown, 1992b, The oldest surviving topographical map from ancient Egypt (Turin Papyri 1879, 1899 and 1969): Journal of the American Research Center in Egypt, v. 29, p. 81-105.
  • Hansjust W. Walther: Der Turiner Lagerstätten-Papyrus. Die älteste geologisch-lagerstättenkundliche Karte der Welt. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 145 (1994), S. 1-6.