Biber
Biber | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Castoridae | ||||||||||||
Biber (Castoridae) sind höhere Säugetiere (Mammalia) und gehören zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Die Familie besteht heute aus einer einzigen Gattung, Castor, die sich in zwei Arten aufteilt: den europäischen Biber (Castor fiber) und den kanadischen Biber (Castor canadensis). Manche Zoologen betrachten den kanadischen Biber als eine Unterart des europäischen Bibers; dieser Auffassung steht die unterschiedliche Chromosomenzahl (48 beim europäischen, 40 beim kanadischen) entgegen. Nach Heidecke (1986) werden acht Unterarten unterschieden, von denen aber nur Castor fiber albicus gut abgrenzbar ist.
Merkmale
Der Biber kann bis zu 1,40 m lang und 35 kg schwer und bis zu 20 Jahre alt werden. Sein braunes Fell ist mit 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter (Mensch: bis zu 600 Haare pro cm2) sehr dicht, und schützt vor Nässe und Auskühlung. Der Pelz wird regelmäßig gereinigt und mit einem fetthaltigen Sekret, dem Bibergeil (Castoreum), gepflegt.
Mit seinem spindelförmigen Körper, dem Ruderschwanz, Kelle genannt, und den Schwimmhäuten ist das Tier perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Dabei dient die Kelle als Steuerruder. Beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen, so können Biber bis zu 20 min tauchen.
Vorkommen
Der europäische Biber war ursprünglich in Europa und weiten Teilen Asiens heimisch, ist dann aber durch Bejagung (dichtes Fell, essbares Fleisch) und Vernichtung des Lebensraumes durch Rodung und Ackerbau in wenige Restgebiete zurück gedrängt worden. Durch konsequenten Schutz und Auswilderungen ist der Biber in den letzten Jahrzehnten wieder heimisch geworden.
Der kanadische Biber ist auch heute noch weit in Nordamerika verbreitet. Teilweise erlauben die Bestände dort die Jagd auf Biber (Fallenstellen). Durch Auswilderung wurde in Finnland eine Population von kanadischen Bibern geschaffen. Auch in Österreich wurden einige kanadische Biber freigelassen, später aber wieder abgefangen.

Lebensweise
Biber leben immer in Gewässernähe. Dabei wird ein Uferstreifen nicht weiter als ca. 20 m vom Wasser genutzt. Am Ufer bauen Biber aus abgenagten Ästen und Zweigen sowie Schlamm ihre Burg oder - wenn grabbarer Untergrund vorhanden ist - eine Wohnröhre. Im allgemeinen liegt der Eingang unterhalb der Wasseroberfläche. Fällt die Burg trocken, wird sie verlassen, da sonst Feinde Zugang zu ihr hätten. In der Biberburg leben die Altbiber mit bis zu vier Jungen, oft noch mit Jungtieren aus dem Vorjahr. Im Mai wird der Nachwuchs geboren, davor müssen die vorjährigen Jungen den Bau verlassen haben. Die Jungtiere unternehmen weite Wanderungen (bis zu 100 km), um neue Reviere zu besiedeln.
Bau von Dämmen
Biber sind für ihre Dammbauten bekannt, mit denen sie Bäche aufstauen und künstliche Teiche anlegen. Diese Regulierung gibt den Bibern einen sicheren Wasserstand um ihre Burg herum. Gleichzeitig wachsen im Teich Wasserpflanzen, die dem Biber als Nahrung dienen. Biber halten keinen Winterschlaf, deshalb muss auch im Winter für Nahrung gesorgt werden. Direkt vor dem Eingang der Burg werden von den Bibern im Herbst Zweige und Äste zwischengelagert. Wenn die Teichoberfläche gefriert, kann der Biber die gelagerten Äste unter dem Eis erreichen und sich von der Rinde ernähren.
Der Biber verwendet beim Abholzen die Eieruhrtechnik. Je nach Holzhärte kann ein Biber in einer Nacht einen bis zu 50 cm dicken Baum fällen...
Konflikte mit Menschen
Aufgrund ihres Bäumefällens sind Biber in der Forstwirtschaft unbeliebt. Obwohl sie meist jüngere Bäume nutzen, werden teilweise auch ausgewachsene Bäume angenagt oder gefällt. Handelt es sich um forstwirtschaftlich bedeutende Baumarten, kann der Schaden beträchtlich sein. Durch das Aufstauen von Gewässern kommt es zu Überschwemmungen an Gewässerrandbereichen. Vor allem Fichtenmonokulturen reagieren empfindlich auf Staunässe und können absterben.

Im Sommerhalbjahr nutzt der Biber auch Feldfrüchte in Gewässernähe. Fraßschäden auf Feldern wurden mehrfach berichtet.
Einzelne Bäume können mit einer Manschette aus Maschendraht geschützt werden. Dammbauten von Bibern in Straßennähe oder an Unterführungen können zu Unterspülungen führen. Ein Vielzahl von Abwehrmaßnahmen sind möglich, jedoch kostenintensiv. Im Extremfall werden "Problemtiere" abgesiedelt. Manchmal werden Wohnhöhlen in Hochwasserschutzdeichen angelegt. Diese führen dann im Hochwasserfall zu instabilen Deichen und im schlimmsten Fall zum Deichbruch. Durch geeignete Maßnahmen an den gefährdeten Stellen, wie z.B. der Einbau von Gittermatten unter die Grasnarbe, kann das Problem allerdings umgangen werden.
Arten und Unterarten
- Europäischer Biber (Castor fiber L.)
- Skandinavischer Biber (C. f. fiber)
- Rhône-Biber (C. f. galliae GEOFFROY, 1803)
- Elbebiber (C. f. albicus MATSCHIE, 1907)
- Belorussischer Biber (C. f. belarusicus = C. f. vistulanus MATSCHIE, 1907)
- Osteuropäischer Biber (C. f. osteuropaeus = C. f. vistulanus MATSCHIE, 1907)
- Westsibirischer Biber (C. f. pohlei SEREBRENNIKOV, 1929)
- Tuwinischer Biber (C. f. tuvinicus LAVROV, 1969)
- Mongolischer Biber (C. f. birulai) SEREBRENNIKOV, 1929)
- Kanadischer Biber (Castor canadensis KUHL, 1820)
Kulturaspekte
- Architektur: Die eingängige Form des Biberschwanzes war Namensgeber bei einer Sorte Dachziegel.
- Ernährung: Biberfleisch gebraten oder gedämpft, insbesondere Biberschwanz als Fastenspeise weil nicht als Fleisch sondern als der "fischige" Teil des Bibers angesehen (Fortbewegung im Wasser).
- Literatur: Der Biberpelz; diebische Komödie von Gerhart Hauptmann
- Kleidung: Biberfell wird zu Bibermützen oder kragenartigem Biberpelz bzw. ganzem Mantel verarbeitet
- Namensgebung: das Tier Biber ist in der Regel Namensvetter der zahlreichen Bieberorte und -Flüsse/Bäche in Deutschland. Diese Namen sind meist keltischen Ursprungs und leiten sich vom keltischen Wort bevere ab (vgl. Bieber)
- Werbung: Symbolfigur einer Baumarktkette (Assoziation Dammbau, Konstruktion, Do It Yourself, Fleiß, Bastler)
- Werbung: Symbolfigur einer Kinderzahnpasta, (Assoziation: Nagezähne, Nahrung, Lebensunterhalt, Zahnpasta, Zähne putzen), kurze Comicstrips auf Kartonverpackung sollen zum Zähneputzen animieren.
Ausgestorbene Biber
In Nordamerika lebte in den letzten zwei Millionen Jahren der Riesenbiber (Castoroides ohioensis), der bis zu 2,5 m groß wurde. Jüngste Funde sind etwa 10.000 Jahre alt, so dass Menschen diesem Biber begegnet sein können. Eventuell sind Legenden, in denen der Micmac-Gott Gloosecap einen Riesenbiber versteinert und seine Nachkommen zu kleinerer Gestalt verdammt auf Überlieferungen des Riesenbibers zurückführbar.
Vorfahren des Riesenbibers sind Arten der Gattung Dipoides (etwa 5 Millionen Jahre alt) und Procastoroides (etwas jünger). Die in Eurasien heimisch gewesene Gattung Trogontherium gehört wahrscheinlich einer anderen Abstammungslinie an.
Literatur
- Dietrich Heidecke: Der Biber. Neue Brehm-Bücherei Bd. 111. Westarp 1996. ISBN 3-89432-489-9
- Dietrich Dolch, Dietrich Heidecke, Jana Teubner, Jens Teubner: Der Biber im Land Brandenburg, Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 11 (4) 2002; 220-234
- DJOSHKIN, W. & W. SAFONOW (1972): Die Biber der Alten und der Neuen Welt. Neue Brehm Bücherei Bd. 437, Wittenberg-Lutherstadt. 168 pp.
- HEIDECKE, D. (1986): Taxonomische Aspekte des Artenschutzes am Beispiel der Biber Eurasiens. - Hercynia N.F. 22 (2): 146-161.
- SCHWAB, G. & M. SCHMIDBAUER (2003): Beaver (Castor fiber L., Castoridae) management in Bavaria. Denisia 9:99-106.
Siehe auch: Ausgestorbene Tierarten Europas