Sommerlinde
Sommerlinde | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Botanik
Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos), auch Großblättrige Linde genannt, gilt als Baum für mittlere Gebirgslagen und kann über 30 m hoch werden. Im Freistand entwickelt sie eine mächtige Krone, ist jedoch empfindlich gegen Frost und Dürre. Sie wird häufig als Allee- oder Parkbaum verwendet. Das Holz wird als geringwertiger als dasjenige der Winterlinde angesehen.
Linden werden häufig sehr alt, was viele Baumdenkmäler in Deutschland zeigen. Der Volksmund behauptet, daß Linden "dreihundert Jahre kommen, dreihundert Jahre stehen und dreihundert Jahre vergehen." Selbst uralte, hohle Linden entwickeln manchmal noch eine erstaunliche Vitalität. Das Geheimnis ihrer Langlebigkeit sind neue Innenwurzeln, die vom greisen Stamm aus in Richtung Boden wachsen, sich dort verankern und eine junge Krone bilden, wenn der alte Baum abstirbt. Die Linde verjüngt sich also sozusagen von innen heraus.
Die Linde - der Platz in der Mitte des Dorfes -
In vielen Regionen Deutschlands war die Mitte des Dorfes einst mit Sommerlinden beschmückt. Er war Verkündstätte, Versammlungsorte, hier wurde Gericht gehalten. Noch Kurfürst August von Sachsen unterzeichnete seine Verordnungen mit "Gegeben unter der Linde".
Es fanden jedoch auch die Feste des Dorfes unter der Linde statt. An manchen Orten wurde dafür sogar ein Tanzboden hoch oben zwischen den Ästen der Linde aufgebaut. Die seitliche Einfassung der "Lindenzimmer" bildeten Holbrüstungen, die mit geleiteten Lindentrieben geschlossen wurden. Das fröhliche Treiben fand dann inmitten des Baumes statt. Auch die Musikanten spielten dort oben auf. Erhalten ist noch die Tanzlinde von Limmersdorf bei Bayreuth. Eine andere ehemalige Tanzlinde ist die von Schenklengsfeld in der Nähe von Bad Hersfeld.
Eine weitere Besonderheit sind die sogenannten Apostellinden, bei denen 12 Äste einer Linde künstlich in die Breite gezogen wurden und die weit ausladenden Äste mit Eichen- oder Steinsäulen gestützt werden. Damit entsteht eine riesige Lindenlaube. Die bekannteste Apostellinde ragt in Gehrden bei Warburg und kann über eine eiserne Wendeltreppe erklommen werden. Eine weitere schmückt die Ortsmitte in Effeltrich, wo die niedrige, weit ausladende Krone von einem zweireihigen Balkengerüst mit 24 Stützen getragen wurde.
Die Linde in der Phytologie (Pflanzenheilkunde)
Der Kräuterkundige Hieronymus Bock empfiehlt die Lindenkohle als Mittel gegen Blutungen und das "gebrannt Wasser" aus Lindenblüten gegen Fallsucht und Bauchweh.
Erst im 17. Jahrhundert hat man offenbar die schweißtreibende Wirkung des Lindenblütentees entdeckt, der noch immer als Heilmittel eingesetzt wird.
Die Linde in der Symbolik
Die Linde ist das Symbol ehelicher Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und Bescheidenheit. Diese Symbolik soll die Ovids Erzählung von Philemon und Baucis zurückgehen, dem alten Ehepaar, daß sich nichts mehr erwünschte als gemeinsam zu sterben, damit keiner von ihnen den Tod des anderen erleben müßte. Zeus erfüllte ihnen diesen Wunsch, als der Tod zu ihnen kam, verwandelte er die beiden in Bäume; Philemon in eine Eiche und Baucis in eine Linde.
Die Linde in der Literatur
Bettina Brentano schrieb einst an ihrem Bruder Clemente:
Die Linden blühen, Clemente, und der Abendwind schüttelt sich in ihren Zweigen. Wer bin ich, daß ihr mir all euren Duft zuweht, ihr Linden? Ach, sagen die Linden, Du gehst so einsam zwischen unseren Stämmen herum und umfaßst unsre Stämme, als wenn wir Menschen wären, da sprechen wir dich an mit unserm Duft.
Literatur
Laudert; Mythos Baum