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Zeolithgruppe

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Zeolith
Chemismus Mx/n[(AlO2)x(SiO2)y] . z H2O
(n = Ladung von M, meist 1, 2)
Kristallsystem monoklin, orthorhombisch oder kubisch
Kristallklasse ___
Farbe variabel, oft weiß, farblos, gelb, braun, rosa
Strichfarbe weiß
Härte 3,5 bis 5,5
Dichte 2,0 bis 2,5
Glanz ___
Opazität ___
Bruch ___
Spaltbarkeit ___
Habitus ___
häufige Kristallflächen ___
Zwillingsbildung ___
Kristalloptik
Brechungsindices ___
Doppelbrechung ___
Pleochroismus ___
optische Orientierung ___
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ ___
weitere Eigenschaften
chemisches Verhalten ___
ähnliche Minerale ___
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
besondere Kennzeichen ___

Zeolith oder Siedestein bezeichnet eine lockere Gruppe chemisch sehr komplexer Silikat-Minerale mit einer zwischen 3,5 und 5,5 liegenden Härte, die im monoklinen, kubischen oder orthorhombischen Kristallsystem kristallisieren. Zeolith hat eine variable Farbe, weiß, gelb, braun oder rosa sind jedoch oft vertreten, auch farblose Varianten existieren. Die Strichfarbe ist weiß.

Das Mineral kann je nach Typ bis etwa 40 Prozent des Trockengewichtes an Wasser speichern, das beim Erhitzen wieder abgegeben wird. Das Gestein scheint zu sieden und schmilzt schließlich zu einer weißen Glasperle. An feuchter Luft kann das Wasser wieder aufgenommen werden, ohne die Struktur des Minerals zu zerstören.

Varietäten

Bedeutende Zeolith-Varietäten sind Skolezit und Natrolith. In großen Mengen verwendete natürliche Zeolithe sind Klinoptilolith und Heulandit.

Struktur

Zeolithe bestehen aus einer mikroporösen Gerüststruktur aus AlO4− und SiO4-Tetraedern. Dabei sind die Aluminium- und Silizium-Atome untereinander durch Sauerstoffatome verbunden. Je nach Strukturtyp ergibt sich dadurch eine Struktur aus gleichförmigen Poren und/oder Kanälen, in denen Stoffe adsorbiert werden können. In der Natur ist dort in der Regel Wasser adsorbiert, das durch Erhitzen aus den Poren entfernt werden kann, ohne dass sich die Zeolithstruktur ändert. Zeolithe können damit gleichsam als Siebe verwendet werden, da nur Moleküle in den Poren adsorbieren, welche einen kleineren kinetischen Durchmesser besitzen als die Porenöffnungen der Zeolithstruktur. Zeolithe fallen daher auch in die Gruppe der Molekularsiebe.

Mikroporöse Zeolithe oder auch mesoporöse Materialien weisen regelmäßige Anordnungen von Hohlräumen und Kanälen auf. Je nach Porengröße spricht man von Mikro- oder Mesoporen. Solche Materialien besitzen außerordentlich große spezifische Oberflächen, von zum Teil weit über 1000 Quadratmetern pro Gramm. Dadurch eignen sie sich für vielfältige technische Anwendungen, etwa als Katalysatoren für zahlreiche chemische Industrie-Prozesse, als Materialien zur Trennung von chemischen Substanzen oder auch als Wasserenthärter in Waschmitteln.

Durch Aluminiumatome haben Zeolithe negative Gerüstladungen. An der inneren und äußeren Oberfläche befinden sich daher bei aluminiumhaltigen Zeolithen Kationen, die relativ leicht zugänglich sind und ausgetauscht werden können.

Synthetische Zeolithe werden aus stark alkalischen, wässrigen Lösungen von Silizium- und Aluminiumverbindungen dargestellt. Als reaktionsfähige Ausgangsstoffe kommen dabei zum Beispiel Natriumwasserglas, Kieselgel oder Kieselsäure als Siliziumquelle und Aluminiumhydroxid oder andere Aluminiumsalze als Aluminiumquelle zum Einsatz. Welcher Zeolith dabei aus der Reaktionsmischung entsteht, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie etwa der Zusammensetzung der Reaktionsmischung, der Rührgeschwindigkeit und der Kristallisationstemperatur. Für die Frage, welche Zeolithe konkret entstehen, spielen zudem Templateffekte organischer Kationen eine wichtige Rolle.

Vorkommen

Zeolith findet sich in Basalt, seltener in Sedimentgesteinen in Form von Fasern, Nadeln oder Säulen. Zeolithe werden auch synthetisch hergestellt, auch wenn sie in diesem Fall nicht mehr als Mineral gelten.

Verwendung

Zeolithe haben vielfältige Anwendungsmöglichkeiten wie zum Beispiel als Ionenaustauscher etwa zur Wasserenthärtung, EDTA-Ersatzstoff, Molekularsieb, Trockenmittel oder im selbstkühlenden Bierfass und werden großtechnisch zur Verwendung in Waschmitteln hergestellt. Sie dienen als Wasserenthärter und als industrielle Katalysatoren.

Bei der Anwendung werden zwei Eigenschaften der Zeolithe genutzt:

  • Der Ionenaustausch, das heißt die Fähigkeit der Zeolithe, ihre freien Kationen gegen andere auszutauschen. Mengenmäßig größte Anwendung ist dabei die Wasserenthärtung in Waschmitteln. Weitere interessante Anwendungen sind die Beseitigung von (auch radioaktiven) Schwermetallen aus Abwässern.
  • Die Adsorptionskapazität, das heißt das Einlagern neutraler Verbindungen in die Mikroporen der Kristallstruktur. Bei der Adsorption kann der Adsorptionsvorgang als solcher ausgenutzt werden, etwa beim Trocknen von Gasen, der wichtigsten Anwendung, oder bei der Trennung von organischen Molekülen nach Größe. Alternativ wird die hohe Adsorptionswärme, die insbesondere bei der Adsorption von Wasser anfällt, verwendet. Die starke Triebkraft der Adsorption wird bei der Verwendung von Zeolithen als Energiespeicher ausgenützt, etwa beim selbstkühlenden Bierfass.

Auch die Katalyse findet, wie die Adsorption, in den Poren des Zeolithen statt. Dabei wirkt entweder der Zeolith selbst als saurer Katalysator, oder eingebrachte Metallpartikel sind die eigentlichen aktiven Zentren. Ein Beispiel in der Industrie ist der Einsatz als heterogenener Katalysator für das katalytische Cracken von Kohlenwasserstoffen, da Zeolithe oft stark saure Zentren besitzen. Ebenso werden sie oft als bifunktionelle Katalysatoren mit einer weiteren Metallkomponente zusammen für verschiedene Reaktionen verwendet.

Seit kurzem können auch nanoskalige Zeolithe, das heißt Zeolithmaterialien mit Teilchendurchmessern unter 100 Nanometer synthetisiert werden, die sich von den herkömmlichen Zeolithen durch deutlich verbesserte Transporteigenschaften auszeichnen. Diese verbesserten Eigenschaften haben eine herausragende Bedeutung in der Katalyse und in Adsorptionsprozessen, in denen Zeolithe eingesetzt werden.

Aufgrund ihrer großen inneren Oberfläche können Zeolithe neben Aktivkohle als Sorptionsmittel in Sorptionspumpen eingesetzt werden.

2000 kam ein Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von gemahlenem Zeolith auf den deutschen Markt (Handelsname: Megamin). Obwohl keine Zulassung als Arzneimittel besteht oder beantragt wurde, wird eine angebliche Wirkung gegen alle möglichen Erkrankungen wie Krebs, Schizophrenie oder Infektionen beworben. Wirksamkeitsnachweise liegen nicht vor.

Geschichte

Der Name des Minerals leitet sich aus dem Griechischen von zeein: „sieden“ und lithos: „Stein“ her, bedeutet also „Siedestein“. Er bezieht sich darauf, dass das Mineral beim Schmelzen lebhaft aufbraust.

Zeolith wurde 1756 vom schwedischen Mineralogen Baron Axel Fredrick von Cronstedt entdeckt.

Siehe auch: Liste von Mineralen

Literatur

  • Cronstedt, A. F.: Om en obekant bärg art, som kallas Zeolites (englische Übersetung: On a Unknown Mineral-Species called Zeolites). Akad. Handl. Stockholm 18 (1756), Seiten 120-123