Volksschauspieler
Der Begriff "Volksschauspieler" ist keine offizielle Auszeichnung für einen Schauspieler, sondern bezeichnet einen, oft lokal durch seine typische Mundart und originale Spielweise auffallenden Darsteller, der durch langjährige Präsenz (sei es auf der Bühne oder im Fernsehen) dem Publikum "ans Herz gewachsen ist" und diesem sehr nahe steht. Eine klare Definition dieses Titels ist somit fast nicht möglich und kann eigentlich nur durch beispielhafte Figuren gegeben werden. Wichtig ist ein hoher "Wiedererkennungsfaktor" der Zuschauer, die die ganz besondere Ausdrucksweise des Volksschauspielers verehren. Die Rollen müssen nicht zwingend komisch sein, häufig spielt auch der melancholische Faktor eine große Rolle. Die 2005 verstorbene Erni Singerl, die in ihren letzten Jahren als "letzte große" bayerische Schauspielerin dieser Gattung galt, beschrieb den Begriff Volksschauspieler einmal als "Darsteller, der nicht spielen muss, sondern bei dem die Handlung aus dem Bauch heraus kommt".
Die Bezeichnung "Volksschauspieler" kann für einen Darsteller als größte ihm zu Teil gewordene Ehrung angesehen werden, da er damit den einzig "wahren" Publikumspreis erhalten hat und sich der Zuschauer (das Volk) mit ihm identifiziert. Kritiker bemängeln allerdings, dass Volksschauspieler auf ihre angestammte Rolle reduziert bleiben und durch mangelnde Rollenangebote auch vor trivialen Stücken nicht zurückschrecken.
Bayerische oder Münchner Volksschauspieler
Einen großen Stellenwert nehmen sicherlich die Bayerischen Volksschauspieler (nicht zu verwechseln mit Volkssängern wie Karl Valentin oder Schauspielern des Volkstheaters wie Peter Steiner!) ein, die weit über Bayerns Grenzen hinaus durch Filme und vor allem durch zahlreiche TV-Serien bekannt wurden. Oft lapidar auf eine Art von "Bauerndepp" reduziert, haben diese Darsteller bei einer genaueren Betrachtungsweise eine durch Hintersinn und Herzlichkeit geprägte Spielweise in die Medienlandschaft eingebracht. Mit Hilfe von Regisseuren und Autoren wie Helmut Dietl, Franz Xaver Bogner und Georg Lohmeier gelangen filmische Werke, die durch Originalität, Detailliertheit und Charaktertiefe bis heute einzigartig sind.
Alle berühmten Bayerischen Volksschauspieler arbeiteten hauptsächlich in München, viele sind auch hier geboren und gestorben, deshalb ist die Bezeichnung "Münchner Volksschauspieler" ebenfalls angemessen. Ein Wegbereiter dieser Generation war der Schauspieler und Regisseur Joe Stöckel, der mit seinem Freund Beppo Brem als erster volkstümliche Bühnenstücke für Kino und Fernsehen bearbeitete. Die große Zeit begann dann im Jahr 1959, als die Reihe des Komödienstadl, für das Fernsehen aufgezeichnete Lustspiele, vom Bayerischen Rundfunk gestartet wurde. Hier sammelten die bühnenerprobten Darsteller erste TV-Erfahrungen und konnten sich auf ihre jeweiligen Charakterrollen festlegen. Sämtliche Bayerischen Volksschauspieler traten hier unzählige Male nebeneinander auf, um sich später mehr oder weniger oft in Filmen und Serien wiederzusehen. Die nächsten Meilensteine waren Ende der 1960er-Jahre Das Königlich Bayerische Amtsgericht und 1974 die mehrfach preisgekrönten Münchner Geschichten, die die landesweite Beliebtheit der "Bayerischen Mentalität und Lebensart" immens förderte. Es folgten TV-Serien wie Polizeiinspektion 1, Monaco Franze oder auch Meister Eder und sein Pumuckl, die bis Ende der 1980er-Jahre erfolgreich produziert wurden.
Ab den 1990er-Jahren starb die "alte Garde" der großen bayerischen Volksschauspieler langsam aus. Darsteller wie Ottfried Fischer, Jörg Hube und Christine Neubauer traten in ihre Fußstapfen, konnten aber die "Münchner Szene" nur teilweise wiederbeleben. Die Medienlandschaft hatte sich gewandelt und die Fernsehsender setzten zunehmend auf "gesamtdeutsche" Produktionen ohne Mundart und Lokalkolorit. Im Jahr 2004 wagte der Bayerische Rundfunk mit der Polizeiserie München 7 einen vielversprechenden Neuanfang.
Die wichtigsten Bayerischen Volksschauspieler:
- Gustl Bayrhammer
- Toni Berger
- Max Grießer
- Erni Singerl
- Fritz Straßner
- Beppo Brem
- Maxl Graf
- Willy Harlander
- Walter Sedlmayr
- Helmut Fischer
- Ludwig Schmid-Wildy
- Hans Brenner
- Hans Stadtmüller
- Karl Tischlinger
- Willy Schultes
- Karl Obermayr
- Hans Baur
- Michl Lang
- Georg Blädel
- Maria Singer
Weitere:
Ruth Drexel; Hans Stadlbauer; Jörg Hube; Katharina de Bruyn; Erich Hallhuber; Elmar Wepper; Andreas Giebel; Christine Neubauer; Ottfried Fischer; Veronika Fitz; Udo Thomer; Rosl Mayr; Margot Mahler; Enzi Fuchs; Josef Thalmeier; Werner Asam; Ilse Neubauer; Franziska Stömmer; Gerd Fitz; Werner Rom; Gundi Ellert
TV-Serien mit Bayerischen Volksschauspielern (Auswahl):
- Komödienstadl, seit 1959
(mit wechselnde Besetzung)
- Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger, 1965-1970 und 1978-1982
(mit Beppo Brem, Maxl Graf und Fritz Straßner)
- Das Königlich Bayerische Amtsgericht, 1969-1971
(mit Hans Baur, Georg Blädel und wechselnder Besetzung)
- Tatort (Krimiserie) - München, 1971-1987
(mit Gustl Bayrhammer, Helmut Fischer und Willy Harlander)
- Münchner Geschichten, 1974-1975
(mit Günther Maria Halmer, Therese Giehse, Karl Obermayr und Fritz Straßner)
- Polizeiinspektion 1, 1977-1988
(mit Walter Sedlmayr, Elmar Wepper und Max Grießer)
- Meister Eder und sein Pumuckl, 1982-1989
(mit Gustl Bayrhammer, Toni Berger und Erni Singerl)
- Monaco Franze - Der ewige Stenz, 1983
(mit Helmut Fischer, Karl Obermayr und Erni Singerl)
- Kir Royal, 1986
(mit Franz Xaver Kroetz und Erni Singerl)
- Irgendwie und Sowieso, 1986
(mit Ottfried Fischer, Elmar Wepper und Toni Berger)
- Die Hausmeisterin, 1987-1992
(mit Veronika Fitz und Helmut Fischer)
- Löwengrube, 1989-1992
(mit Jörg Hube und Christine Neubauer)
- Café Meineid, seit 1990
(mit Erich Hallhuber und wechselnder Besetzung)
- München 7, seit 2004
(mit Andreas Giebel und Christine Neubauer)
Norddeutsche Volksschauspieler
Berliner Volksschauspieler
Sonstige
- Willy Reichert, Stuttgart
- Willy Millowitsch, Köln