Zum Inhalt springen

Ein Besuch im Bergwerk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Oktober 2005 um 21:38 Uhr durch 80.130.103.242 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Ein Besuch im Bergwerk

"Ein Besuch im Bergwerk" ist eine Érzählung von Franz Kafka, die im Jahr 1919 im Rahmen des Bandes"Ein Landarzt" erschien.

Zusammenfassung

Die obersten Ingenieure besuchen ein Bergwerk, um Ausmessungen durchzuführen, damit ein neuer Stollen angelegt werden kann. Erzählt wird die Geschichte von einer anonymen Bergarbeiter-schaft. Die 10 Ingenieure sind alle trotz ihrer erstaunlichen Jugend individuell ausgeprägt. Jeder trägt aber in seiner Art zur Arbeit bei. Die Bergarbeiterschaft würdigt die Fähigkeiten jedes Ingenieurs und registriert die Überheblichkeit des begleitenden Kanzleidieners, der keine Arbeitsfunktion hat. Der Besuch der obersten Ingenieure war im Bergwerk ein so großes Ereignis, dass für diese Arbeitsschicht nicht mehr an Arbeit zu denken ist. Die Ingenieure aber werden noch weiter im Stollen arbeiten.

Deutung

Ähnlich wie in der Erzählung "Der neue Advokat" berichtet hier eine amnonyme Belegschaft eine Geschichte vom Auftreten neuer Personen in ihrer Arbeitswelt. Hier sind die beruflichen Hierarchien ein Hauptthema. Die Erzählenden sind offensichtlich die Bergarbeiter. Die Neuankömmlinge, die nur speziell für einen besonderen Auftrag, nämlich die Vermessung, ins Bergwerk kommen, erscheinen jung und individuell. "Sie haben sich alle frei entwickelt und ungebunden zeigt sich ihr klar bestimmtes Wesen schon in jungen Jahren". Das fällt den Bergarbeitern als Besonderheit auf. Sie sehen hier wohl den Gegensatz zu den eigenen von einschränkenden Lebensbedingungen geprägten gleichartigeren Existenzen. Die 10 jungen Ingenieure widmen sich überwiegend mit besondererer Ernsthaftigkeit ihrer jeweiligen Aufgabe. Allerdings gibt es zwei, die miteinander schwatzen und lachen. Dass sie das offensichtlich dürfen, lässt annehmen, dass gerade sie sich besondere Verdienste erworden haben müssen. Die Ingenieure sind in ihrem Arbeitseinsatz ohne Tadel. Im Gegensatz dazu steht die 11. Person der Geschichte, der Kanzleidiener der Bergdirektion, der ganz nutzlos ist, weil ein Ingenieur seine Arbeit übernommen hat. Außerdem behandelt der Kanzleidiener die Bergarbeiter herablassend. Die Ingenieure dagegen treten in gar keine Interaktion zu den Bergarbeitern. Sie sind nur ihrer Arbeit verpflichtet, deren genauen Sinn die Bergarbeiter nicht immer verstehen. Das Erscheinen der Ingenieure ist für die Bergarbeiter ein solches Ereignis, dass sie kaum mehr an ihre Arbeit denken für den Rest der Schicht. Undenkbar wäre es, dass umgekehrt beim Auftauchen der Bergarbeiter die Ingenieure sich von ihrer wichtigen Arbeit abhalten ließen. So geht zwar die Arbeitsschicht der Bergarbeiter zu Ende, aber für die Ingenieure gibt es keine Schichtzeit; sie werden weiter arbeiten bis sie ihre besondere Aufgabe nach eigenen Kriterien beendet haben werden. Der Ingenieur ist ein mehrfach von Kafka als anerkannter, ernsthaft arbeitender Mensch dargestellt. Gleichzeitig wird die Schwierigkeit, diesen Beruf zu erreichen thematisiert. Siehe "Der Heizer".