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30. Januar 1933: Hitler wird Reichskanzler
Die Ergebnisse der Reichtagswahlen vom 31. Juli bzw. 6. November 1932 hatten die Krise der Weimarer Demokratie und die politische Unsicherheit des Volkes wiedergespiegelt. Ein dramatischer Rechtsrutsch war die Folge gewesen. Die NSDAP hatte bei beiden Wahlen eine Mehrheit erreicht. Der „Führer“ der NSDAP, Adolf Hitler, verlangte vom greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, ihn zum Reichskanzler zu ernennen. Doch Hindenburg lehnte ab; er wusste, welche Gefahr die Nationalsozialisten für die Demokratie darstellten. Er beauftragte den parteilosen General Kurt von Schleicher mit der Bildung einer Regierung. Schleicher hoffte, Gregor Strasser (NSDAP) würde sein Stellvertreter werden. Schleicher hoffte, die NSDAP so spalten zu können. Parteichef Hitler war jedoch dagegen und Strasser musste alle Ämter niederlegen. Kanzler Schleicher verlangte daraufhin vom Präsidenten, den Staatsnotstand auszurufen und das Parlament aufzulösen. Doch dieser lehnte ab. Am 28. Januar 1933 reichte Schleicher seinen Rücktritt ein. Nun war für Hitler eine erneute Chance gekommen. Hitler versicherte Hindenburg, die Autorität des Reichstages, des Reichspräsidenten als Staatsoberhaupt und die der Oberbefehlshaber der Streitkräfte nicht anzutasten. Er wurde daraufhin am 30. Januar zum Reichskanzler ernannt. Hindenburg sah in dieser Handlung eine Möglichkeit, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu stabilisieren. Nachdem er die Nationalsozialisten an die Macht gebracht hatte, wollte er selber die Geschicke des Staates leiten, was allerdings misslang.
Diverse Umstände festigen Hitlers Macht
Hitler gab drei Tage nach seiner Ernennung zum Kanzler einigen Reichswehrgenerälen sein Programm in einer geheimen Sitzung bekannt: das Volk musste unter allen Umständen dem Regime „gebeugt“ werden, nichtarische Rassen und Völker mussten deportiert bzw. vernichtet werden, Lebensraum im Osten (Tschechoslowakei, Ungarn, Polen) musste erobert werden. Dazu benötigte er ein Heer, das ihm in jedem Falle treu untergeben war. Am 04. Februar 1933 wurde eine Notverordnung „Zum Schutz des deutschen Volkes“ erlassen; sie sollte die Presse der politischen Gegner mundtot machen. Schließlich brannte am 27. Februar 1933 der Berliner Reichstag und das Gebäude wurde fast vollständig zerstört. Am Tatort wurde der junge Niederländer Marinus van Lubbe festgenommen, der zugab, den Brand gelegt zu haben. Aber die nationalsozialistische Propaganda nutzte dieses Ereignis, um den Verdacht der Brandstiftung auf Kommunisten zu lenken. Bereits einen Tag später wurde die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ erlassen, darin hieß es: „Auf Grund des Artikels 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wird zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte folgendes verordnet: § 1 Die Artikel 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 der Verfassung des Deutschen Reichs werden bis auf weiteres außer Kraft gesetzt. Es sind daher Beschränkungen der persönlichen Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäußerung, einschließlich der Pressefreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts, Eingriffe in das Brief-, Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis, Anordnungen von Haussuchungen und von Beschlagnahmen sowie Beschränkungen des Eigentums auch außerhalb der sonst hierfür bestimmten gesetzlichen Grenzen zulässig. § 2 Werden in einem Lande die zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen nicht getroffen, so kann die Reichsregierung insoweit die Befugnisse der obersten Landesbehörde vorübergehend wahrnehmen. § 3 Die Behörden der Länder und Gemeinden (Gemeindeverbände) haben den auf Grund des § 2 erlassenen Anordnungen der Reichsregierung im Rahmen ihrer Zuständigkeit Folge zu leisten.” Hitler ließ ab jetzt alle politischen Gegner des Nationalsozialismus (vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten) verfolgen. Dies war ein weiterer Meilenstein für die Festigung seiner Macht. Die o.g. Notverordnung blieb bis zum Ende der Nazi-Herrschaft in Kraft und diente als rechtliche Grundlage für alle späteren Festnahmen, Folterungen und Verurteilungen. Ab jetzt konnten die politischen Ziele und die Kriegsvorbereitungen Schritt für Schritt realisiert werden. Am 21. März ließ Hitler das Parlament in der Berliner Kroll-Oper zusammentreten; die Fraktion der KPD und einige der Abgeordneten der SPD waren nicht mehr anwesend, da sie in der letzten größeren Verfolgungswelle schon verhaftet worden waren. In der Sitzung beantragte Hitler für vier Jahre lang regieren zu dürfen, ohne das Parlament zu konsultieren. Am 24. März wurde abgestimmt; alle Fraktionen außer der SPD stimmten dem Antrag zu, nachdem diese von SA-Truppen kräftig eingeschüchtert worden waren. Das „Ermächtigungsgesetz“ besagte: „Der Reichstag hat das folgende Gesetz beschlossen, das mit Zustimmung des Reichsrats hiermit verkündet wird, nachdem festgestellt ist, daß die Erfordernisse verfassungsändernder Gesetzgebung erfüllt sind: Art. 1 Reichsgesetze können außer in dem in der Reichsverfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Reichsregierung beschlossen werden. Dies gilt auch für die in den Artikeln 85 Abs. 2 und 87 der Reichsverfassung bezeichneten Gesetze. (Es handelt sich dabei um den Haushaltsplan, die Beschaffung von Geldmitteln im Wege des Kredits und die Übernahme einer Sicherheitsleistung zu Lasten des Reichs.) Art. 2 Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze können von der Reichsverfassung abweichen, soweit sie nicht die Einrichtung des Reichstags und des Reichsrats als solche zum Gegenstand haben. (Der Reichsrat wurde am 14. Februar 1934 durch ein Gesetz auf Grund von Art. 4 des “Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs vom 30. Januar 1934” aufgelöst.) Die Rechte des Reichspräsidenten bleiben unberührt. Art. 3 Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze werden vom Reichskanzler ausgefertigt und im Reichsgesetzblatt verkündet ... Die Artikel 68–77 der Reichsverfassung finden auf die von der Reichsregierung beschlossenen Gesetze keine Anwendung. (Diese Artikel regeln den Arbeitsvorgang der Gesetzgebung zwischen Reichsregierung, Reichsrat, Reichspräsident und Reichstag.) Art. 4 Verträge des Reichs mit fremden Staaten, die sich auf Gegenstände der Reichsgesetzgebung beziehen, bedürfen nicht der Zustimmung der an der Gesetzgebung beteiligten Körperschaften. Art. 5 Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seine Verkündigung in Kraft. Es tritt mit dem 1. April 1937 außer Kraft; es tritt ferner außer Kraft, wenn die gegenwärtige Reichsregierung durch eine andere abgelöst wird.” Allerdings dachte Hitler nicht im Traum daran, das „Ermächtigungsgesetz“ nach vier Jahren wieder abzugeben, denn die NSDAP hatte bei den Reichstagswahlen am 05. März nur noch 43,9 Prozent der Stimmen erhalten und somit kamen freie Wahlen nun nicht mehr in Frage. Mit der Zustimmung zum „Ermächtigungsgesetz“ hatte sich der Reichstag selbst ausgeschaltet und das Ende der demokratischen Freiheit in Deutschland besiegelt. Hitler beseitigte langsam die Weimarer Republik. Alle nichtnationalsozialistischen Parteien wurden bis zum Sommer 1933 aufgelöst und alle Wehrverbände mussten sich entweder selber auflösen oder NS-Verbänden beitreten. Allerdings bekamen Sozialdemokraten und Kommunisten diese Chance nicht und wurden weiterhin verfolgt; letztere gingen in den Untergrund und die SPD-Spitze flüchtete bis Anfang Mai ins Exil nach Prag und existierte dort als „SoPaDe“ weiter. Die Landesparlamente wurden am 05. März bzw. 07. April 1933 dem Reichstag „gleichgeschaltet“ (die politische Unabhängigkeit der Länder wurde beendet, den Parlamenten wurden die rechtlichen Kompetenzen, ähnlich wie dem Reichstag durch das „Ermächtigungsgesetz“, entzogen). Einen großen Erfolg konnten die Nationalsozialisten im Juli 1933 erzielen. Man brachte mit dem Abschluss des „Reichkonkordats“ die katholische Kirche in Deutschland zunächst zum Schweigen; Teile der evangelischen Kirche bejahten das „Führerprinzip“ und forderten die Schaffung einer einheitlichen Reichskirche. Diese geriet durch die Einsetzung eines Reichbischofs in die Gefahr der „Gleichschaltung“ mit dem Staat. Zwei große Faktoren hatte Hitler allerdings noch nicht angegriffen: die Industrie und die Reichswehr; aufgrund ihres großen Machtpotenzials konnten sie ihm wirklich gefährlich werden. Hätte Hitler sie schon früher angegriffen, wäre es möglich gewesen, einen Bürgerkrieg zu provozieren. Zwar hatte er größtenteils eine paramilitärisch organisierte Massenbewegung, die sogar um ein Vielfaches mehr an Mitgliedern besaß als die Reichswehr, doch hätte er wohl vor den besser ausgebildeten und schwerbewaffneten Einheiten der Reichswehr kapitulieren müssen. Allerdings teilten auch die Reichswehr und die Industrie die politische Feindschaft gegenüber der Linken mit der NSDAP und somit war man sich mit Hitler einig, dass die Arbeiterbewegung ausgeschaltet und die restliche Bevölkerung für den nächsten Krieg mobilisiert werden sollte. Am 01. Mai 1933 hielt Hitler eine zündende Rede; er meinte, das deutsche Volk könne stark sein, wenn es wolle und die Gewerkschaften brauchten Freiheit und ausreichend Arbeiter. Doch bereits einen Tag später ließ er die Gewerkschaften besetzen und „schaltete sie gleich“. Durch die geschickte Vorgehensweise Hitlers, die Gegner aus- oder gleichzuschalten, war sein Weg schon fast frei, um Kriegsvorbereitungen im Sinne der Bewaffnung des Heeres durchzuführen. Auch Reichspräsident Paul von Hindenburg war faktisch schon entmachtet, auch wenn er Hitler jederzeit hätte entlassen können.
30. Juni 1934: Die Entmachtung der SA
Doch dann geriet Hitler in eine prekäre Lage. Die Sturmabteilung (SA), seine eigene Bürgerkriegsarmee, begann aufzubegehren. SA-Stabschef Ernst Röhm reichte die Radikalität Hitlers nicht, sondern wollte eine noch radikalere Umgestaltung des Staates. Für ihn und seine Untergebenen war die „Machtergreifung“ (wie es die Nationalsozialisten nannten) im ersten Halbjahr 1933 nur ein Anfang gewesen. Eine zweite Revolution sollte folgen, die übriggebliebenen Strukturen endgültig beseitigen und ein „Volksheer“, die SA, an die Macht bringen. Ein militantes, sozialistisches Regime auf einer rassistischen Basis, das alle Klassenunterschiede in der deutsch-germanischen Bevölkerung beseitigen sollte, hatte man sich zum Ziel gesetzt. Gregor Strasser, Hitlers Konkurrent in der Partei, wartete im Hintergrund auf eine günstige Gelegenheit, die Macht in der Partei zu übernehmen. Im Winter 1933/34 kritisierten konservative Kreise um Vizekanzler Franz von Papen Hitler und den Nationalsozialismus offen; sie sahen in ihm nur Rechtlosigkeit und Chaos. Eigentlich sollten die neu erlassenen Gesetze Stabilisierung bringen, hatten aber nur Willkür und organisierte Anarchie gebracht. Papen wollte sogar erreichen, dass Hindenburg Hitler entlässt. Schließlich verbreitete SS-Führer Heinrich Himmler (Röhms Untergebener) Gerüchte, Röhm plane einen Putsch, die Macht an sich zu reißen. Nun sah sich die Reichswehr als „einziger Waffenträger der Nation“ bedroht und Generäle fürchteten auf dem Gebiet der Kriegführung um ihre Monopolstellung. Gewichtige Stimmen arbeiteten auch in der Partei auf die Entmachtung der SA hin. Dadurch entstand ein Bündnis verschiedenster Kräfte: Reichswehr, Schutzstaffel (SS), NS-Spitzenpolitiker und Hitler. Der begann am Aufbau der Reichswehr für den Krieg zu arbeiten, als auch er durch die SS von den Gerüchten des SA-Putsches hörte. Aufgrund der Besorgnis der Generäle und der Reichswehr, die er für den Krieg brauchte und die die SA selber als Wehrertüchtigungsverband einspannen wollte, konnte er nicht untätig zusehen. Samstag, 30. Juni 1934: In Wilhelmshaven stand ein großes Ereignis bevor. Der neue Stolz der Kriegsmarine, die „Admiral Graf Spee“, hatte ihren Stapellauf. Allerdings blieb Hitler unter dem Vorwand des SA-Putsches dem Ort fern und nutzte dies aus, um eine Blitzaktion zu starten und erneut innenpolitische Gegner festnehmen zu lassen; er selber verhaftete SA-Chef Ernst Röhm in Bad Wiessee mit einer Pistole und ließ ihn ins Gefängnis nach Stadelheim (bei München) bringen, wo Röhm vom Dachauer KZ-Kommandanten Eicke erschossen wurde. Auch die Reichswehr und die Gestapo verhafteten etwa zweihundert Gegner und ermordeten etliche. Es wurden auch alte „Rechnungen beglichen“; u.a. wurden erschossen: der ehemalige Kanzler Kurt von Schleicher und seine Frau, Gregor Strasser, Edgar Jung und Generalmajor Bredow. Insgesamt wurden bei dieser Aktion neunundachtzig Menschen ermordet. Dieser Tag ebnete Hitler den Weg in die „totale“ Macht. Zwei Wochen später begründete er diese Aktion vor dem Reichstag und bekam großen Beifall, obwohl auch dreizehn Parlamentsabgeordnete unter den Toten waren. Viktor Lutze, der Röhm bei Hitler verraten hatte, wurde Röhms Nachfolger. Unter ihm wurde die SA immer bedeutungsloser.
02. August 1934: Hindenburg stirbt, Hitlers Weg ist frei
Am 02. August 1934, gegen 9.00 Uhr, starb Reichspräsident Paul von Hindenburg im Alter von 86 Jahren in Neudeck (Ostpreußen). Hitlers Rechnung ging auf. Er ernannte sich selbst als „Führer und Reichskanzler“ zum Staatsoberhaupt und wurde somit Diktator. Allerdings hatte er noch immer einige Feinde, die schleunigst unterworfen werden mussten. Die Reichswehr bekam aber erst später offiziell den Titel „Wehrmacht“. Gegen 9.30 Uhr entwarf Reichswehrminister Werner von Blomberg einen Eidtext, obwohl er dazu gar nicht befugt war. Noch während der Beisetzung Hindenburgs in Tannenberg wurden einige Offiziere und Kontingente auf den neuen „Führer“ vereidigt. Jeder Soldat musste während des Bestehens der Wehrmacht diesen Eid zu Beginn seines Wehrdienstes leisten oder er wurde erschossen. Der Eid lautete: „Ich schwöre bei Gott, dass ich dem Führer, Adolf Hitler, unbedingten Gehorsam leisten und bereit sein will, jederzeit mein Leben einzusetzen.“ Der „Hitler-Staat“ wurde jetzt von den Nationalsozialisten als das „Dritte Reich“ bezeichnet. Sie übergingen bewusst die Weimarer Republik und knüpften direkt an das „Bismarckreich“ („Zweites Reich“) bzw. an das mittelalterliche Kaiserreich („Erstes Reich“) an, übernahmen auch die Farben aus dem „Bismarckreich“ Schwarz-Rot-Weiß; ein schwarzes Hakenkreuz in einem weißen Kreis auf rotem Hintergrund wurde jetzt zur offiziellen Staatsflagge. Man wollte so den Bruch mit der demokratischen Tradition zum Ausdruck bringen.
Hitlers expansive, aggressive Außenpolitik
Die SA wurde nach der Entmachtung Röhms personell stark ausgedünnt. Es schien, als würde sie jetzt nicht mehr gebraucht, doch blieb sie bestehen, da die SA-Mitglieder dachten, früher oder später würde man sie doch wieder brauchen. Nach Hindenburgs Tod dachte man, die Partei und die Wehrmacht seien die zwei entscheidenden Säulen für das neue Deutschland. Allerdings sollte sich diese Annahme bald als falsch herausstellen, denn man begann mit der Aufrüstung der SS. Bislang war sie ein Teil der SA gewesen, doch man trennte sie bald ab. Dies hatte zur Folge, dass die SA unter dem Nachfolger Röhms, Viktor Lutze, immer bedeutungsloser und im Volk nicht mehr als brutal angesehen und gefürchtet wurde, obwohl sie noch immer ein Vielfaches an Mitgliedern besaß als die Wehrmacht. Die SS wurde jetzt die stärkste Organisation im Reich. Aber Hitler brauchte auch eine Armee, die ihm in allen Belangen als willfähriges, wehrfähiges Instrument diente. Er hatte beobachtet, dass die obersten Militärs nicht immer mit seinen Plänen einverstanden waren, insbesondere mit den Eroberungsplänen in Osteuropa. Hatte die Wehrmachtsführung nach der „Machtergreifung“ die Aufrüstung sofort begonnen und der Verfolgung politischer Gegner zwar zugestimmt, so wollte man Hitlers risikoreichen Expansionsvorhaben aber keinesfalls blind folgen. Die Wehrmacht wollte aus Sachkenntnis auch keinen neuen großen Krieg beginnen. Obwohl sie sich dem Nationalsozialismus zugewendet hatte und ihn unterstützte, glaubte sie jedoch immer noch fest daran, „überparteilich“ und somit wenigstens von direkten politischen Aufgaben unabhängig zu sein.
Die Kriegsvorbereitungen, d.h. Aufstocken der Armee und Übungsszenarien für den geplanten Krieg, standen weiterhin im Vordergrund. Durch die Nationalsozialisten wurde die Lage der Wirtschaft nicht gerade besser; die Masse der arbeitenden „Volksgenossen“ lebte weiterhin auf einem eher niedrigen Niveau des Wohlstands. Trotz der zunehmenden Knappheit an Arbeitskräften stiegen die Löhne nur in begrenztem Umfang, sie wurden von der Regierung durch Erlasse eingefroren. Man wollte verhindern, dass die Bevölkerung über zu große Geldmengen verfügt, denn das hätte die Nachfrage nach Konsum- und Gebrauchsgütern gesteigert und die Arbeiter der Rüstungsindustrie hätten in die Wirtschaft verlegt werden müssen. Für die Aufrüstung benötigte man eine große Masse der nationalen Ressourcen. Das Regime forderte die „Volksgenossen“ auch zum Sparen auf und verwendete die angesammelten Gelder ebenfalls für den geplanten Krieg.
Auch dem Mittelstand und den Landwirten hatte man eine bessere Lage versprochen, man verwirklichte dies jedoch nicht. Von den Landwirten wurde erwartet, dass sie die Bevölkerung dauerhaft mit Nahrungsmitteln versorgen und sie so von Importen unabhängig machen könnten. Das war in den bestehenden Reichsgrenzen allerdings kaum möglich. Die Nationalsozialisten konnten einen großen Erfolg auf dem Arbeitsmarkt erzielen. Hitler hatte von der Weimarer Republik eine Arbeitslosenquote von etwa 5,5 Millionen Arbeitslosen, wovon etwa 30 Prozent Arbeitnehmer waren, übernommen. Um die zu beseitigen, griff er zu staatlichen Maßnahmen. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise nahmen im Laufe der Zeit ab und dadurch begann sich auch schon zu Ende der Weimarer Republik die Wirtschaftslage zu erholen. Davon konnten die Nationalsozialisten profitieren und beseitigten die Arbeitslosigkeit in en nächsten Jahren vollständig, es trat sogar Arbeitskräftemangel ein. Das war auf die militärische Mobilmachung zurückzuführen. Hitler verwies die Arbeitskräfte in die Rüstungsindustrie oder in die Wehrmacht. 1935 wurde in Deutschland die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt und in Nürnberg wurden die „Rassegesetze“ verabschiedet. Juden und andere nichtarische Völker mussten noch mehr Einschränkungen erdulden, sogar die Wehrmacht sollte vollständig „arisiert“ werden; Juden mussten austreten und durften trotz der allgemeinen Wehrpflicht keinen Wehrdienst mehr leisten. Die Nationalsozialisten hatten das ganze Land fest im Griff. Revoltierende oder innenpolitische Gegner wurden verhaftet, in Konzentrationslager gesperrt oder gleich erschossen. Die demokratische Ordnung, die die Siegermächte 1918 geschaffen hatten, allen voran die USA und Großbritannien, sollte ganz Europa sicherer machen, die Zeit totalitärer und selbstherrlicher Monarchien schien vorbei und die Zeit des dauerhaften Friedens angebrochen zu sein. Doch die neuen Staatsgrenzen, der außenpolitische Druck (vor allem auf Deutschland) machten die Völker noch unzufriedener als vorher und das Erhoffte der Siegermächte trat nicht völlig ein, im Gegenteil. Neue totalitäre Diktaturen eroberten in den nächsten
zwanzig Jahren den europäischen Kontinent. Dies galt vor allem für die Osteuropäischen Staaten, die nach dem Ersten Weltkrieg in Republiken oder konstitutionelle Monarchien ungewandelt worden und deren Völker für die Demokratie noch nicht bereit waren. Diese Demokratien wurden durch Umstürze oder Putsche fast überall wieder abgeschafft:
1920: Ungarn (Wiederherstellung der Monarchie mit dem „Reichsverweser“ Horthy
als Regent)
1923: Bulgarien (Auflösung aller politischer Parteien) 1926: Polen (Putsch und autoritäre Staatsverfassung durch den Marschall Pilsudski) 1929: Königreich Jugoslawien („Königsdiktatur“, nach deren Ende 1931 autoritäre
Verfassung)
1930: Rumänien (faktische Diktatur Karls II.) 1934: Bulgarien (Auflösung aller politischer Parteien) 1935: Polen (Putsch und autoritäre Staatsverfassung durch den Marschall Pilsudski)
Alle diese Staaten waren untereinander zerstritten und schlugen sich auf die Seite Frankreichs oder Deutschlands, den Hauptrivalen auf dem europäischen Festland. Hitler schürte diese Zwietracht durch seine aggressive Außenpolitik bewusst. Da Frankreich und das von ihm geschaffene Bündnissystem („Kleine Entente“) immer wieder Schwächen zeigten, konnte Deutschland seine Macht ausdehnen. Hitlers Ziel war es, Deutschland wieder, wie vor dem Ersten Weltkrieg, zur führenden Macht in Europa zu machen und sogar Weltmacht zu werden. Dafür brauchte er ein starkes Heer und ein großes Territorium. 1936 schrieb er an seine Generäle des „Oberkommandos der Wehrmacht“ (OKW), die Wehrmacht müsse in vier Jahren einsatzbereit sein. Am 07. März 1936 besetzten Wehrmachtstruppen rechtswidrig das durch den „Versailler Vertrag“ entmilitarisierte Rheinland. Als Grund gab Hitler an, man könne „die Waffenschmiede des Reiches“ militärisch nicht ungesichert lassen. Da die italienische Armee in Abessinien einmarschiert war, beließen es die Westmächte bei Protesten. Auch in Südeuropa gab es Diktaturen. So z.B. in Italien. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es eine konstitutionelle Monarchie, die sich aber nur wenige Jahre hielt. Sozialisten und Kommunisten unternahmen Umsturzversuche. Die Faschisten antworteten unter ihrem Führer („Duce“) Benito Mussolini, der zunächst selber Kommunist gewesen war, mit einem Putsch („Marsch auf Rom“ 1922). Mussolini hatte die direkte oder indirekte Unterstützung der Militärs, der Wirtschaft und der Kirche. König Viktor Emmanuel III. übergab dem „Duce“ die Macht, die dieser zur Errichtung einer faschistischen Diktatur nutzte. Italien, Deutschland und Japan zerstörten zusammen durch ihre aggressive Außenpolitik die Nachkriegsordnung und behinderten die Staaten, die nach Frieden strebten an der Realisierung dieses Zieles. Auch in Griechenland lösten sich Monarchie, Republik und Diktatur gegenseitig ab. 1935 wurde nach einer Volkabstimmung die Monarchie wieder eingeführt (König Georg II.). Im August 1936 setzte J. Metaxas ein diktatorisches Regime durch, aber der König blieb bis zur Besetzung des Landes 1941 durch die deutsche Wehrmacht auf dem Thron. Aber auch auf der iberischen Halbinsel gab es politische Umwandlungen. In Portugal war schon 1910 die Republik ausgerufen worden, aber bereits 1926 schaffte man Verfassung und Parlament wieder ab. Drei Diktatoren folgten: Gomes da Costa, General Carmona und Antonio de Oliveira Salazar. Letzterer errichtete 1933 einen faschistischen Ständestaat, den „Estado Novo“, und ließ jede politische Opposition unterdrücken. In Spanien gab es eine konstitutionelle Monarchie, die aber 1923 aufgrund ihrer Unfähigkeit zur Lösung der inneren Probleme die Zustimmung zu einer Militärdiktatur unter dem Militär J. Primo de Rivera gab. Aber 1930 musste er wegen energischen gesellschaftlichen Widerstandes zurücktreten. Die republikanischen Kräfte siegten bei den Gemeindewahlen. Daraufhin trat König Alfons XIII. inoffiziell zurück und machte den Weg für die Gründung einer Republik frei. Doch diese Republik sollte nicht lange existieren. 1936 unternahm General Francisco Franco („Caudillo“) einen Putsch, der allerdings misslang. Daraufhin brach schließlich der Bürgerkrieg aus. Durch das Eingreifen Italiens, Deutschlands und der Sowjetunion wurde der Bürgerkrieg zum Stellvertreterkrieg der beiden aggressiven ideologischen Lager (Faschismus - Bolschewismus). Aus Angst, der spanische Bürgerkrieg könnte zu einem europäischen Krieg zwischen Demokratie und Faschismus werden, unterschrieben siebenundzwanzig Staaten eine Neutralitätsverpflichtung, auch Deutschland und Italien, allerdings belieferten sie die Rebellen unter General Franco bereits mit Waffen bzw. unterstützten sie sie beim Kampf aus der Luft gegen die Republikaner. Die Sowjetunion und andere Kommunisten, Sozialisten Anarchisten, Antifaschisten, Intellektuelle sowie Freiwillige verbündeten sich mit den Republikanern. Die Deutschen unternahmen ein Experiment, das den Verlauf des nächsten Krieges entscheidend prägen sollte. Ende April 1937 bombardierten die Bomber der „Legion Condor“ die baskische Kleinstadt Guernica. Erstmals in der Geschichte warf man Minenbomben über einer Stadt ab. Man wollte wissen, welchen Effekt eine solche Operation hat. Im Ersten Weltkrieg wurden die Bomben per Hand aus dem Flugzeug geworfen, mittlerweile funktionierte dies schon automatisch. Als das Bombardement beendet war, konnte man das Resultat beobachten: Guernica lag in Schutt und Asche. Während des gesamten Einsatzes der Deutschen ging es nur um ein Ziel: die praktische Erprobung der neuen Waffen für den geplanten Krieg. Der spanische Bürgerkrieg sollte noch bis zum 28. März 1939 dauern, bis General Franco zum diktatorischen Staatschef Spaniens wurde. Aber Hitler wollte auch das Deutsche Reich erweitern. Deutschland war von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges, Diktaturen und deren Verbündeten bis 1939 förmlich zerrieben worden. Hitler und seine Gefolgsleute wollten den Niedergang Österreich-Ungarns bzw. des Deutschen Reiches nicht anerkennen. Er fand Staaten, die bereit waren, mit Deutschland Bündnisse einzugehen (insbesondere Italien, Ungarn und Rumänien), vor allem in der wahnwitzigen Idee der Vernichtung der Sowjetunion. Aber dafür war Hitler noch nicht bereit. Er und seine Verbündeten wollten zunächst die kleineren Staaten erwerben. 1935 gliederte Hitler das Saarland, das dem Völkerbund unterstellt war, wieder in das Deutsche Reich ein, am 07. März 1936 besetzte er das entmilitarisierte Rheinland, am 12. März 1938 schloss er seine Heimat Österreich an das Reich an. Am 30. September 1938 beschlossen die Großmächte, dass das Sudetenland von der Tschechoslowakei an Deutschland abgetreten werden müsse; am nächsten Tag rückten Truppen der deutschen Wehrmacht ins Sudetenland ein, mit ihm fielen drei Millionen Sudetendeutsche und ein Großteil der tschechischen Wehranlangen an Deutschland; die Tschechoslowakei war nun faktisch wehrlos. Aber Hitler hielt an seiner Idee fest, die restliche Tschechei in absehbarer Zeit auch noch durch eine militärische Aktion zu zerschlagen. Dies gab er der Wehrmacht Anfang Dezember 1938 bekannt. Am 15. März 1939 marschierten deutsche Truppen schließlich in die Tschechei ein. Der tschechische Teil wurde an Deutschland angeschlossen und erhielt den Namen „Protektorat Böhmen und Mähren“, der slowakische erhielt Autonomie und wurde als deutscher Satellitenstaat neu gegründet. Über die Ansprüche Polens sollte später verhandelt werden, meinte Hitler. Schließlich unterzeichneten Deutschland und die Sowjetunion am 23. August 1939 in Moskau – trotz ihrer Todfeindschaft – einen Nichtangriffspakt, der Hitler für seine Kriegspläne in Polen freie Hand verschaffte. Außerdem wurde eine Interessengrenze festgelegt, wer welchen Teil Polens bekäme, falls es dort zu einem Krieg käme.
01. September 1939: Das Unheil beginnt
Am 21. August 1939 lief das deutsche Westentaschenschlachtschiff „Admiral Graf Spee“ von Wilhelmshaven in Richtung Südatlantik aus. Hitler wusste, ein Krieg mit Polen war unumgänglich. Die Briten und Franzosen waren mit den Polen verbündet und würden Deutschland den Krieg erklären. Aber eines war Hitler klar: England war stark von Nachschub (Nahrungsmittel, Medikamente und Waffen) aus dem Ausland (u. a. USA, Kanada, Südamerika) abhängig. Drei deutsche Panzerkreuzer hatten den Auftrag, alle Schiffe, die in Richtung England fuhren, zu versenken und England so die „Lebensader“ zu kappen. Der Dienstbeginn der „Spee“ war ein sicheres Zeichen für den baldigen Kriegsbeginn. Auf Befehl Hitlers ließen SS-Männer am 31. August ermordete KZ-Häftlinge in polnischen Uniformen am deutschen Radiosender Gleiwitz an der polnischen Grenze zurück. Gräueltaten der Polen auf die Deutschen und Schießereien sollten inszeniert werden. Das sollte die Begründung für den Polenangriff darstellen. Noch am selben Tag gab Hitler die „Anweisung Nr. 1“ zur Kriegsführung, obwohl ihn seine Generäle im OKW darauf hingewiesen hatten, dass die Wehrmacht noch nicht vollständig für einen Krieg bereit sei, aber Hitlers Entschluss stand fest: es sollte losgehen. Freitag, 01. September 1939: Um 04.45 Uhr begann das deutsche Schulschiff „Schleswig-Holstein“, die zu Polen gehörende Danziger Westerplatte zu beschießen. Kurz darauf überschritten die Bodentruppen von Pommern und Ostpreußen ohne Kriegserklärung die polnische Grenze. Aber auch im Westen des Deutschen Reiches traf man Vorkehrungen, um den wahrscheinlich bald erfolgenden Angriff der Briten und Franzosen zurückzuschlagen: die „Siegfriedlinie“, eine große Befestigungsanlage, die von der Schweiz bis zur niederländischen Grenze verlief, verstärkte man durch neue Truppen. Dennoch konnte sich Hitler nicht erlauben, einen Zweifrontenkrieg zu führen, da die Niederlage des Ersten Weltkrieges, die auch darauf zurückzuführen ist, noch tief im Bewusstsein des Volkes saß und auch die wirtschaftlichen und militärischen Gegebenheiten hätten dies wahrscheinlich nicht zugelassen. Um 11.00 Uhr begründete Hitler in der Berliner Kroll-Oper vor dem Reichstag den Beginn des Krieges mit Polen. Seine Rede wurde am Nachmittag landesweit ausgestrahlt und berühmt:
„Polen hat heute Nacht zum ersten Mal, auf unserem eigenen Territorium, auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 05.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich gegen wen, solange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind. [...] Mein ganzes Leben gehört von jetzt ab erst recht meinem Volk, ich will nichts Anderes mehr sein als der erste Soldat des Deutschen Reiches.“
Wahrscheinlich hatte sich Hitler wegen seiner Aufregung in seiner Rede um eine Stunde vertan, der Polenangriff begann tatsächlich um 04.45 Uhr. Am 03. September erklärten England und Frankreich schließlich Deutschland den Krieg. Laut der polnisch-französischen Militärkonvention vom 19. Mai war Frankreich im Falle eines Angriffs auf Polen verpflichtet, innerhalb von fünfzehn Tagen einen Gegenschlag durchzuführen. Allerdings nutzte man die anfangs deutsche Schwäche im Westen nicht aus, sondern beschränkte sich auf die Organisation einer Land- und Luftaufklärung. Die Briten bildeten gegen Deutschland eine nicht sehr wirksame Seeblockade. Die beiden Alliierten bildeten nach der Kriegserklärung Kriegskabinette, die sich mit dem Verlauf des Krieges gegen Deutschland befassen sollten. Die Städte wurden evakuiert, Vorräte wurden angelegt und Reservisten einberufen. Warschau wurde aus der Luft schwer bombardiert, das Verkehrsnetz lahmgelegt und die polnischen Flugzeuge noch am Boden zerstört. Nach nur achtzehn Tagen Blitzkrieg war Polen fast besiegt. Die Hauptstadt Warschau konnte sich noch ein wenig gegen die Deutschen verteidigen, aber musste schließlich am 28. September kapitulieren. Schon am 17. September waren zwei sowjetische Heeresgruppen auf einer breiten Front in Ostpolen einmarschiert und die fünfte Teilung Polens trat durch die deutsch-sowjetische Interessengrenze in Kraft. Am 05. Oktober 1939 begab sich Hitler nach Warschau und nahm dort den Vorbeimarsch der 8. Armee ab. Aufgrund der deutsch-sowjetischen Übermacht mussten einen Tag später, am 06. Oktober, auch die letzten polnischen Truppen kapitulieren. Die Deutschen machten gemäß Hitlers Prophezeiung die Juden im Hintergrund für den Kriegsausbruch verantwortlich. Der deutsche Teil Polens wurde in die Bezirke Posen, Danzig und das „Generalgouvernement“ gegliedert. Generalgouverneur wurde Hans Frank, ein Rechtsanwalt, der Hitler und der Partei 1929 während der „Kampfzeit“ große Dienste geleistet hatte und sich jetzt in Polen „vergnügen“ durfte. Reinhard Heydrich bildete ab dem 21. Oktober die ersten polnischen Gettos. Die Juden und die polnische nichtjüdische Bevölkerung sollten im Generalgouvernement (mit der Hauptstadt Krakau) zusammengepfercht werden, der restliche polnische Teil Deutschlands sollte Lebensraum für Deutsche werden. Mit der Bildung der Gettos wurde zugleich das Startsignal für die Deportation der Juden aus Österreich, Böhmen und Mähren gegeben. Allerdings untersagte Reichsmarschall Hermann Göring die Deportation vorerst, um die Reaktion neutraler Staaten abzuwarten.
Kampfhandlungen mit Polen sind beendet, der Krieg wendet sich nach Westen und Afrika
Nachdem Polen besiegt war, konnte sich Hitler nun auf den Krieg im Westen konzentrieren. Allerdings marschierte er noch nicht in Frankreich oder die Benelux-Staaten ein, sondern versammelte Truppen und schmiedete weitere Pläne. Währenddessen patrouillierte die „Admiral Graf Spee“ unter der jeden täuschenden Trikolore im Südatlantik und versenkte Frachter, die u.a. von Uruguay (damals ein neutraler Staat), Argentinien oder Brasilien in Richtung England ausliefen. Den ersten Frachter, „Clement“, brachte die „Spee“ Anfang Oktober vor Brasilien auf und versenkte ihn. Der Kommandant versenkte im sogenannten „Handelskrieg“ kein Schiff, ehe es nicht der letzte Mann verlassen hatte. Die Spee hatte ein Bordflugzeug, das mit einem Katapult in die Luft geworfen wurde. Es flog hinüber zum anderen Schiff und befahl der Brückenmannschaft, die Maschinen zu stoppen und das Funken zu unterlassen, andernfalls nahm der Flieger die Brücke unter Beschuss. Wenn die gesamte Mannschaft das Schiff verlassen hatte, schickte die “Spee“ die Torpedos ins Ziel. Die Besatzung des versenkten Schiffes wurde aufgenommen und so gut wie möglich versorgt. Von einem Schiff ließ Kommandant Hans Langsdorff sogar die Reis- und Ölvorräte holen, damit die Hindus aus der Mannschaft ihre nationaleigenen Mahlzeiten zubereiten konnten. Doch die Verluste der Frachter schreckten den Oberbefehlshaber der Navy Großbritanniens, Winston Churchill, auf. Großbritannien und Frankreich setzten fünfundzwanzig Kriegsschiffe ein, die nach der „Spee“ fahnden und sie stoppen sollten – vergeblich – sie war nicht zu finden. Am 16. November 1939 tauchte die „Spee“ im Indischen Ozean auf und versenkte vor der Küste Mosambiks den Frachter „Africa Shell“. Zwei Wochen später, als sie wieder im Atlantik war, traf es den Frachter „Doric Star“, der aber noch rechtzeitig SOS funken konnte. Nur neun Stunden später traf es den Frachter „Tairoa“; ebenfalls gelang es der Besatzung, zuvor ein Notsignal zu senden. Die beiden Funksignale verrieten die Position der „Spee“. Commander Henry Harwood, der mit seinem Verband im Südlantik lag, nahm sofort die Verfolgung auf. Bald stellte sich aber die Frage, wohin die „Spee“ steuern würde: nach Rio de Janeiro, zum Rio de la Plata oder zu den Falklandinseln? Harwood positionierte vor dem Rio de la Plata drei Kreuzer: die HMS „Achilles“, die HMS „Exeter“ und sein eigenes Flaggschiff, die HMS „Ajax“. Währenddessen spuckte „Enigma“, Deutschlands streng geheimer Schifffrierautomat, die Nachricht aus, ein Konvoi aus Frachtern solle von Uruguay auslaufen. Langsdorff nahm sofort die Verfolgung auf. Langsdorff und Harwood sollten sich erstmals treffen... Dummerweise war das Bordflugzeug der „Spee“ zuvor kaputtgegangen, die Ersatzteile waren ausgegangen. Dies sollte nicht unbezahlt bleiben. Am 13. Dezember 1939 trafen alle vier Schiffe aufeinander. Die „Exeter“ signalisierte der „Spee“: „Britisches Kriegsschiff, wer seid ihr?“ und erhielt von der „Spee“ eine unmissverständliche Antwort: erstmals in seiner Karrierelaufbahn ließLangsdorff ohne Vorwarnung feuern. Millionen Menschen verfolgten die erste Seeschlacht des Zweiten Weltkrieges über das Radio. Die „Spee“ hatte die stärkeren Waffen, doch die Briten nutzten eine geschickte Taktik: die „Exeter“ griff von Süden an, „Ajax“ und „Achilles“ von Nordost. Langsdorff versuchte, die „Exeter“ zu versenken; die „Spee“ richtete die beiden gefürchteten Drillingstürme auf die „Exeter“, die acht 15-cm-Schnellfeuerkanonen auf die beiden kleineren Kreuzer. Außerdem ein Vorteil für die „Spee“: als erstes Schiff weltweit verfügte sie über Bordradar, außerdem über einen Entfernungsmesser, sodass die Einschlagspunkte ihrer Geschütze, die jeweils fast eine Minute in der Luft blieben, genau vorausberechnet werden konnten. Die „Exeter“ wurde innerhalb kürzester Zeit schwer getroffen, über sechzig Soldaten starben in den ersten Minuten des Gefechts. Vier Mal feuerten die Briten Torpedos ab, doch vier Mal wich die „Spee“ aus. Als Antwort richtete sie nun alle Kanonen auf die „Ajax“ und die „Achilles“. Das Gefecht wurde zur Materialschlacht. Der „Achilles“ ging die Munition aus, auf der „Ajax“ war nur noch ein Geschützturm einsatzfähig. Die Mannschaft der „Exeter“ glaubte, noch eine Salve der „Spee“ und das Schiff würde somit versenkt. Doch dann geschah das Unfassbare: die „Spee“ brach den Kampf ab und nahm Kurs auf Uruguay. Harwood vermutete eine List und folgte in sicherem Abstand. Am 14. Dezember erreichte die „Spee“ Montevideo, vor der Bucht des Rio de la Plata bezogen die „Achilles“ und die „Ajax“ Stellung, die „Exeter“ zog sich zu den Falklandinseln zurück, wo esendlich Sicherheit für die Verwundeten gab. Der britische Botschafter in Uruguay, Millington Drake, sorgte dafür, dass täglich ein britischer Dampfer in Montevideo ablief, um Zeit zu gewinnen, bis mehr Schiffe in der Nähe waren; denn laut internationalem Recht durfte kein Kriegsschiff einen neutralen Hafen verlassen, wenn innerhalb vierundzwanzig Stunden vorher ein Frachter der Gegenpartei ausgelaufen war. Bald machten britische Agenten heimlich Nahaufnahmen von dem deutschen Panzerkreuzer. Nun wurde auch klar, weshalb die „Spee“ den Kampf eingestellt hatte. Achtzehn Treffer hatte sie abbekommen, am Rumpf klaffte ein Loch mit einem Durchmesser von 1,50 Metern, diverse Geschütztürme waren nicht mehr betriebsbereit. Doch der schwerste Schaden: die Aufbereitungsanlage für Schweröl war ausgefallen; ohne sie konnte Langsdorff die weite Rückreise nach Deutschland nicht schaffen. Es hätte etwa zwei Wochen aufwendiger Reparaturen gedauert, bis die „Spee“ wieder seetüchtig und einsatzbereit gewesen wäre. Die dreihundertundzwanzig Soldaten durften nicht an Land gehen. Doch wieso konnte die „Spee“ überhaupt so schwer beschädigt werden? Der Schlüssel lag in der Konstruktion. Als man nach dem Ersten Weltkrieg den Versailler Vertrag ausgehandelt hatte, hatten die Siegermächte eine Bedingung gestellt: Deutschland durfte nie wieder eine Bedrohung für Europa darstellen, weder zu Land noch zur See. Es war daher verboten, Kriegsschiffe mit einem Gewicht von über zehntausend Tonnen zu bauen, woran sich Hitler hielt, somit musste er auf eine schlagkräftige Marine verzichten. Er wies die Konstrukteure an, beim Bau neuer Schiffe alle Tricks anzuwenden, um Gewicht einzusparen. So wurden bei der „Admiral Graf Spee“ die Stahlplatten nicht wie üblich vernietet, sondern verschweißt. Der Kreuzer wurde so leicht, dass man ihn mit den größten Kanonen ausstatten konnte, ohne das erlaubte Gewichtslimit zu überschreiten. Doch bei den Stahlplatten am Rumpf hatten die Konstrukteure von Wilhelmshaven zu viel Gewicht eingespart, der Panzerkreuzer hatte gar keinen richtigen Panzer. Als der britische Botschafter, Millington Drake, über den Zustand des deutschen Schiffes unterrichtet wurde, drängte er die uruguayische Regierung, die „Spee“ auszuweisen. Die Regierung gab nach und ordnete an, die „Spee“ habe binnen zweiundsiebzig Stunden den Hafen zu verlassen, andernfalls würde sie beschlagnahmt und somit den Briten überlassen. Aus Berlin kam kein eindeutiger Befehl, was zu tun sei, Kommandant Langsdorff musste allein entscheiden. Am 17. Dezember 1939 hatte er seinen Entschluss, kurz vor Ablauf des Ultimatums, gefasst. Vor der Mündung des Rio de la Plata patrouillierten noch immer die „Ajax“ und die „Achilles“, mittlerweile durch die HMS „Cumberland“ verstärkt. Britische Agenten behielten die „Spee“ stets im Auge. Etwa eine dreiviertel Million Menschen eilten zum Hafenbecken, um Abschied von der „Spee“ nehmen zu können. Diese machte klar zum Auslaufen. Viele Menschen warteten auf den erneuten Beginn des Seegefechts, auf das Donnern von Kanonen, doch die Kanonen schwiegen. Niemand ahnte, was geschehen würde. Keiner der Zuschauer sah, wie zwei argentinische Schlepper an dem deutschen Panzerkreuzer festmachten; auf Befehl Kommandant Langsdorffs gingen die meisten Soldaten von Bord, die übrigen verließen am Rand der Dreimeilenzone das Schiff. Die „Spee“ blieb allein, an Bord nur eine Sprengladung. 20.54 Uhr: Zwei Drähte an den Zeigern einer Uhr berührten sich. Kommandant Hans Langsdorff hatte sich entschieden, seine Soldaten zu retten und das Schiff aufzugeben, damit es nicht in die Hand der Briten fallen konnte. Er selber wollte, wie sein Vorbild Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee 1914, mit seinem Schiff untergehen, aber seine Offiziere hatten ihn davon abhalten können. Am folgenden Tag erreichte die Besatzung Buenos Aires. Hans Langsdorff wurde von der argentinischen Presse als Feigling bezeichnet, da er, anstatt den Kampf, den friedlichen Weg gewählt hatte. Am nächsten Tag verfasste Langsdorff einen Brief an den deutschen Botschafter, in dem es hieß, es wäre unmöglich gewesen, sich unter den schweren Schäden und der wenigen verbleibenden Munition durch den Atlantik nach Europa durchzuschlagen. Schließlich beging Langsdorff Selbstmord durch Erschießen. Der Leichnam wurde nicht nach Deutschland überführt, sondern liegt noch immer in Buenos Aires begraben. Langsdorff sei mit seinem Schiff untergegangen und habe somit „die Erwartungen des Führers erfüllt“, lautete die offizielle Version der Nationalsozialisten. In Wahrheit wetterte Hitler, Langsdorff hätte die Exeter versenken müssen. Der Untergang der „Admiral Graf Spee“ war der erste große Verlust des Krieges für Deutschland. Am 09. April 1940 überfielen die Deutschen schließlich Dänemark und Norwegen. Die Besatzung Dänemarks vollzog sich fast kampflos, innerhalb eines Tages, denn die Regierung beugte sich unter Protest einem Ultimatum der deutschen Wehrmacht. Am folgenden Tag unterzeichnete König Christian X. die Kapitulationsurkunde. Der deutschen Öffentlichkeit gaukelten die Nationalsozialisten eine Präventivmaßnahme vor, um eine angeblich geplante Invasion der Alliierten abzuwehren. Wenige Tage zuvor hatte der Wehrmachtsobrist Hans Oster versucht, die dänische Regierung zu warnen, doch dies war fehlgeschlagen. Norwegen setzte sich allerdings gegen die Deutschen zur Wehr. Es kam zu heftigen Kämpfen. Die Wehrmacht besetzte in schnellen Landungsoperationen die norwegischen Häfen bis Narvik. Am 14. April landete schließlich das von den Alliierten bereitgestellte Expeditionskorps in Nordnorwegen. Bei Narvik kam es zu heftigen Kämpfen mit deutschen Gebirgs- und Fallschirmjägern unter General Eduard Dietl. Schließlich mussten die Deutschen Narvik wieder räumen. Durch die britische Marine und norwegische Küstenartillerie wurden vor der Küste dreizehn deutsche Zerstörer versenkt. Der Führer der norwegischen faschistischen „Nasjonal Samling“ (Nationale Sammlung), Vidkun Abraham Quisling, rief eine neue Regierung aus, die sich aber nur fünf Tage halten konnte, da Deutschland keinen Norweger als Regierungschef akzeptieren wollte. Am 24. Mai beschloss Großbritannien, wegen der am 10. Mai begonnenen Westoffensive der Deutschen, ihre Truppen aus Norwegen wieder abzuziehen. Die Wehrmacht, die vor allem die Luftüberlegenheit besaß, besiegte das norwegische Heer, das am 10. Juni kapitulierte. König Haakon VII. und sein Kabinett gingen nach London ins Exil. Hitler übertrug die Regierungsgewalt Norwegens dem „Reichskommissar“ Josef Terboven. Durch die Eroberung Dänemarks und Norwegens verfügte die deutsche Luft- und Seekriegsführung über eine breitere Basis für Marineoperationen im Atlantik. Diese wurden allerdings durch die starken Verluste der deutschen Kriegsmarine beeinträchtigt. Am 10. Mai 1940, um 05.30 Uhr, begann die Wehrmacht auf breiter Front, von der Nordsee bis zur luxemburgisch-französischen Grenze, nach Westen vorzurücken. Dabei wurde sie von Fliegerverbänden stark unterstützt. Wie schon in Polen und Skandinavien wurde auch hier der „Blitzkrieg“ angewandt, allerdings mit einer neuen Angrifftechnik. Im Ersten Weltkrieg hatte die Reichswehr gemäß dem „Schlieffenplan“ über einen großen Umweg durch Belgien versucht, von Norden bzw. von Süden nach Paris zu gelangen, was allerdings fehlgeschlagen war. Jetzt wandte Hitler den „Sichelschnittplan“ an, der vorsah, bei den nicht ungefährlichen Ardennen einen Durchbruch zu versuchen. Dies gelang am 13. Mai und die schnellen deutschen Panzerverbände unter den Generälen Kleist, Guderian, Reinhardt und Hoth stießen im Rücken der britischen und französischen Truppen, die an der belgischen Grenze stationiert waren, vor. Die Wehrmacht stieß laut des „Sichelschnittplans“ nach Norden zum Ärmelkanal vor und schnitt die britischen und französischen Truppen ab, die am 14. Mai von Frankreich aus dorthin geschickt worden waren. Die deutsche Wehrmacht besetzte Brüssel am 17. Mai trotzdem kampflos. Am 28. Mai wurde im Auftrag König Leopolds III. die belgische Kapitulation unterzeichnet, der König begab sich in deutsche Gefangenschaft, die Regierung ging ins Exil. Luxemburg war buchstäblich überrannt worden. Am 20. Mai erreichten die deutschen Truppen die Mündung der Somme. Die Panzergruppe Kleists drehte nach Norden in Richtung Ärmelkanal ab. Damit war die französische Nordgruppe eingekesselt und das britische Expeditionskorps zog sich am 26. Juni auf einen Brückenkopf bei Dünkirchen zurück. Die britischen und französischen Truppen wurden über den Ärmelkanal nach Großbritannien evakuiert. Ihre gesamte Kriegsausrüstung war verloren, aber knapp dreihundertfünfzigtausend Mann waren gerettet, die Großbritannien dringend für die Fortsetzung des Krieges benötigte („Wunder von Dünkirchen“). Bereits am 22. Juni 1940 hatte Frankreich bedingungslos kapituliert. Hitler hatte für dieses Ereignis den Eisenbahnwaggon im Wald bei Compiègne, in dem offiziell der Erste Weltkrieg mit der deutschen Kapitulation geendet hatte, ausgewählt, um aller Welt Frankreichs Schmach zu demonstrieren. Hitler glaubte, auch die Briten würden bald kapitulieren, was aber nicht geschah. Nach Frankreichs Kapitulation ließ Hitler den Waggon sprengen (rückblickend auf die Geste der Macht der Geschichte). Der größte Teil Frankreichs (etwa zwei Drittel) wurde besetzt und unter deutsche Militärverwaltung gestellt. Der südliche Teil blieb formal selbstständig und bildete in Vichy eine Regierung unter dem Marschall Philippe Henri Pétain („Vichy-Frankreich“ = Freies Frankreich). Die Regierung arbeitete eng mit den Deutschen zusammen und betrieb eine starke antisemitische Politik. 1942 löste Hitler den Staat als Folge der alliierten Landung in Nordafrika schließlich auf. Ebenfalls gab es in den Niederlanden Kämpfe. Fallschirmjäger landeten im Fort Eben-Emael und in Rotterdam. Während Eben-Emael gestürmt werden konnte, blieb der Angriff auf Rotterdam stecken. So befahl Luftwaffenchef Hermann Göring schließlich einen Luftangriff auf die Altstadt an der heftig umkämpften Wilhelmsbrücke, damit die Stadt schnell eingenommen werden konnte. Doch dann kapitulierte die niederländische Regierung überraschend am Nachmittag des 14. Mai 1940. Die Meldung erreichte die meisten Piloten, die schon im Anflug auf die Stadt waren, zu spät, da keine Funkverbindung mehr möglich war, die roten Leuchtsignale über der Stadt, die den Bombern den Abzug signalisierten, wurden nur von wenigen gesehen; die übrigen siebenundfünfzig Bomber warfen ihre Last (siebenundneunzig Tonnen Sprengbomben) über Rotterdams Altstadt ab. Die Feuerwehr konnte dem verheerenden Feuersturm nicht Herr werden, sodass ein Großteil der Innenstadt völlig abbrannte. Am 06. Juni 1940 trat Italien, in Frankreichs dunkelster Stunde, in den Krieg ein. Mussolini verkündete dies vor tausenden jubelnden Italienern und schickte Truppen in die Provence. Im Mittelmeer versuchte die Kriegsflotte, die Nachschubswege der Briten in Äthiopien und Ägypten zu zu durchtrennen. Schließlich schlossen Italien und Frankreich am 24. Juni, zwei Tage nach Deutschland, einen Waffenstillstand. Zentraler Punkt war die Einrichtung entmilitarisierter Zonen im französisch-italienischen Grenzgebiet und in Nordafrika. Am 28. Oktober 1940 marschierte Italien von Albanien aus (am 07. April 1939 besetzt) in Griechenland ein. Der italienische Vorstoß blieb, entgegen Mussolinis Erwartungen, schon nach fünf Tagen stecken; Griechen und Albaner wehrten sich heftig. Zuvor schon waren Albaner und Briten auf Kreta gelandet und halfen den Griechen bei der Verteidigung ihres Landes. Bis zum 22. November konnten die alliierten Truppen die Italiener aus Griechenland zurückdrängen und den Albanern gelang es im Gegenzug sogar, ein Drittel des albanischen Territoriums zurückzuerobern. Auch eine zweite italienische Offensive, die im Frühjahr 1941 durchgeführt wurde, scheiterte. Winston Churchill war bereits im Mai 1940 britischer Premierminister geworden und seine Regierung ließ unter dem Eindruck der Kämpfe auf dem Balkan auf Kreta feste Stützpunkte errichten. Mussolini hatte die italienische Armeestärke völlig überschätzt; so musste ihm Hitler schließlich helfen, sodass sich dieser auch eine günstige Machtstellung im Südosten gegenüber Großbritannien verschaffen konnte. Diese Operation begann Mitte April 1941; Deutschland besetzte schnell Jugoslawien und Griechenland (der griechische König ging, trotz Militärdiktatur, erst jetzt ins Exil), jedoch stellte Kreta ein Hindernis dar. Schließlich landeten deutsche Luftlandetruppen auf der Insel, die es unter großen Verlusten schafften, die Insel zu erobern. Allerdings sollte sich die Fallschirmjägertruppe von dieser Aktion nie wieder richtig erholen. Trotz der italienischen Verluste schickte Mussolini am 12. September 1940 Truppen nach Afrika, um die italienische Provinz Abessinien (1936 erobert) mit dem seit 1912 unter italienischer Herrschaft sehenden Libyen zu verbinden. So befahl er den Angriff auf Libyen und Ägypten, doch die in Ägypten stationierten Briten leisteten heftigen Widerstand; sie schlugen die Angreifer schwer und vertrieben sie aus Cyrenaika. Noch einmal musste der Kriegspartner helfen. So schickte Hitler am 08. Februar 1941 seinen verwegensten General, Erwin Rommel, nach Afrika. Italien drohte, seine Kolonien an England zu verlieren. Rommel sollte die Briten nur aufhalten, doch er griff sofort an, ließ mit Hilfe von Ventilatoren Staub aufwirbeln, um mehr Truppen vorzutäuschen – der Bluff gelang. Das deutsche Ziel: Kairo, Alexandria, Nil. Rommels Armee, das „Afrikakorps“, war den Briten zahlenmäßig untelegen, dennoch gelang es Rommel, seinen größten Coup in seiner Karriere zu landen; im Juni 1942 wurde die britische Festung Tobruk aus der Luft sturmreif gebombt, der angeblich wichtige Nachschubhafen fiel nach vierundzwanzig Stunden. Als Lohn erhob Hitler seinen besten General zum Generalfeldmarschall. Mussolini und Hitler wollten beide ein Weltreich; Mussolini wollte, dass das alte Römische Reich wieder auferstehe und Ägypten italienische Kolonie würde. Doch die Briten wurden, im Gegensatz zu den Deutschen, täglich stärker; von überall aus dem Empire kamen neue Soldaten. Daher wollte Rommel schnell handeln. Das Afrikakorps drang so schnell vor, dass die Briten im Hauptquartier in Kairo schon den Rückzug vorbereiteten. Am 30. Juni 1942 waren die Deutschen nur noch einhundertundfünfzig Kilometer von Alexandria entfernt, doch dann geriet der Vormarsch ins Stocken. Die Briten vergruben auf einer siebzig kilometerlangen Strecke, vom Mittelmeer bis zur Kattara-Senke (zweihundert Meter unter null), bei der völlig unbekannten Bahnstation El Alamein, wo die britische Armee stand, tausende Minen. Die Kattara-Senke war für die deutschen Panzer unbezwingbar, daher war eine Einkesselung der Station unmöglich. Am 22. Juli 1942 drohten schließlich britische Panzer, die deutsche Front zu durchbrechen. Dem Afrikakorps mangelte es an Verpflegung und Triebstoff. Wenn die Geschütze schwiegen, half man sich gegenseitig, die Verwundeten und Toten zu bergen, anschließend ging der Krieg weiter. Aber einen Feind hatten beide Seiten: die Wüste. Bei einem Sandsturm schwiegen alle Waffen. Bald blieb der deutsche Vormarsch stecken. Rommel suchte die Schuld bei Italien. Die Engländer und Italiener behandelten die Beduinen angeblich schlecht, die Deutschen waren anders. Daher waren die Deutschen ausnahmsweise in Ägypten willkommen. Die Beduinen sahen die Deutschen als ihre Befreier von den Besatzern. Anfang August 1942 wurde im britischen Hauptquartier in Kairo ein neuer Befehlshaber erwartet. Der wurde von deutschen Jägern allerdings abgeschossen, kam aber erst um, als er von seiner Maschine absprang, als sie noch im Ausrollen war. Churchill brauchte aber dringend Erfolge (die der vorherige Befehlshaber nicht aufzeigen konnte), um die Kriegsmoral der Briten zu steigern. Neuer Befehlshaber wurde Feldmarschall Bernard Montgomery. Die britischen Soldaten der Afrikaarmee hielten ihn für nicht sehr bedeutend, doch dies sollte sich bald ändern. Die Briten bekamen fast täglich neue Truppen; Ende August 1942 hatten sie siebenhundert Panzer, die Deutschen nur zweihundert. Aber Rommel hatte einen Plan: es waren von der Front bei El Alamein bis Alexandria nur noch einhundert Kilometer. Rommel forderte von seinen Soldaten jetzt „das Allerletzte“. Die britische Front sollte durchbrochen werden und man sollte Richtung Kairo weiterfahren. Allerdings musste das Afrikakorps wegen Spritmangel bereits früher in Richtung Küste abdrehen. Der deutsche Nachschub kam immer seltener in Afrika an; Rommel glaubte an italienischen Verrat. In Wirklichkeit war es in London gelungen, den geheimen deutschen Funkcode zu knacken. Beinahe jeder Funkspruch wurde mitgehört. Die Briten und Franzosen wussten immer öfter, wo sie angreifen mussten. Durch das frühzeitige Abdrehen fuhr das Afrikakorps in einen britischen Hinterhalt. Obwohl die Briten und Franzosen zahlenmäßig überlegen waren, erhielten sie erstmals Feuerverbot. Aber der Frontdurchbruch hatte siebenundvierzig deutsche Panzer gekostet (die Hälfte der Streitmacht) und es kam kein Nachschub an. Näher sollten die Deutschen an Kairo nie mehr kommen. Rommels Versuch war gescheitert – der Kampf war aussichtslos. Er wollte die übrigen Soldaten nicht verheizen. Er selber flog zum Erholungsurlaub nach Deutschland. Währenddessen plante Montgomery den entscheidenden Schlag. Ein Angriff auf die Deutschen im Süden sollte täuschen. Die Gegenoffensive sollte an der Küste erfolgen. 23. Oktober 1942, 21.40 Uhr: Die Briten eröffneten mit über tausend Geschützen das Trommelfeuer auf die deutschen und italienischen Stellungen. Am nächsten Tag kehrte Rommel auf Keitels und Hitlers Befehl an die Front zurück. Der alliierte Gegenschlag hatte die Italiener und Deutschen so schwer geschlagen, dass Rommel am 02. November schließlich den kompletten Rückzug des Afrikakorps befahl. Hitler befahl seinem Lieblingsgeneral über Funk: „Halten bis zum letzten Mann!“ Jetzt erkannte Rommel: „Der Führer ist wahnsinnig!“ Hitler hatte kein Mitleid mit der Truppe. Am 04. November ging Rommels Stellvertreter mehr oder weniger freiwillig in britische Gefangenschaft. Rommel hatte nur noch zweiundzwanzig Panzer; er missachtete Hitlers Befehl und ordnete den kompletten Rückzug an. Nach zweitausend Kilometern Rückzug kapitulierte Rommels Armee im Mai 1943. Im Wüstenkrieg starben über zwanzigtausend deutsche Soldaten, davon rund viertausend in der Entscheidungsschlacht bei El Alamein. Außerdem gingen rund dreißigtausend Deutsche und Italiener in britische Gefangenschaft. Der Krieg in Nordafrika war damit entschieden. Nach der Schlacht bei El Alamein verloren die Briten keine Schlacht mehr. Als Folge von Rommels Befehlsverweigerung schickte ihm Hitler Ende 1944 die Gestapo ins Haus und trieb ihn in den Selbstmord. Im August 1940 wurde Hitlers größtes Kriegsschiff, das Schlachtschiff „Bismarck“, in Dienst gestellt. Ihr Auftrag, Englands „Lebensader“ im Atlantik endgültig zu durchtrennen, konnte nicht erfüllt werden. 14. Februar 1939: Der Stapellauf wurde inszeniert wie ein Parteitag. Tausende waren gekommen, um das Schiff und den „Führer“ zu sehen. Die Propaganda verbreitete, das Schiff sei unsinkbar. Es war das schnellste und stärkste Schiff der Welt. Am 18. Mai 1941 begann das erste Unternehmen, „Unternehmen Reinübung“ – Handelskrieg. Alle Konvois, die über den Atlantik nach England fuhren, sollten versenkt werden. Der deutsche Verband, bestehend aus der Bismarck, dem „Schweren Kreuzer Prinz Eugen“ und Zerstörern, musste auf dem Weg in den Atlantik unbedingt unentdeckt bleiben. Flottenchef Lütjens und Hitler zweifelten am Erfolg, Hitler machte sich aber um die Soldaten keine Sorgen, sondern nur um den eigenen Nimbus. Der Verband sollte von der deutschen Ostseeküste, durch den Skagerrak, durch die Nordsee bis in den Atlantik fahren. Doch schon bald wurde der Verband von einem schwedischen Flugzeugträger entdeckt. Dieser informierte die schwedische Admiralität, von wo die Nachricht dann an den britischen Nachrichtendienst in Stockholm weitergeleitet wurde und schließlich zur britischen Admiralität gelang. Die Engländer schickten Aufklärungsflugzeuge los, die die „Bismarck“ und die „Prinz Eugen“ schließlich bei Bergen (Norwegen) sichteten. Nach einer Pause bei Bergen fuhr der deutsche Verband weiter Richtung Atlantik; doch wo lang sollte man fahren? Es gab drei Möglichkeiten: vorbei an Scapa Flow, Sitz der britischen Heimatflotte, zwischen Färöerinseln und Island, wie es die deutsche Seekriegsleitung empfahl oder über die „Dänemarkstraße“ (zwischen Island und Grönland). Für Letzteres entschied man sich. Dort patrouillierten zwei britische Kreuzer, die HMS „Norfolk“ und die HMS „Suffolk“. Diese verfolgten die Deutschen in gleichem Abstand, ein Zeichen dafür, dass die Engländer mit Radar arbeiteten; sie hatten das neuste. Die Verfolger ließen sich nicht abschütteln, eine Flucht der Bismarck war nicht möglich. Die stärksten britischen Schiffe, die HMS „Prince of Wales“ und die HMS „Hood“, das größte und schönste Schiff der Welt, wurden mobilisiert. Die „Hood“ griff die „Bismarck“ frontal an, doch die „Bismarck“ schwieg. Lütjens zog das Gegenfeuer heraus, doch schließlich kamen er und der Kommandant der Bismarck, Ernst Lindemann, aneinander. 24. Mai 1941, 05.55 Uhr: Die „Bismarck“ eröffnete das Feuer auf die „Hood“. Die Mannschaft unter Deck wurde per Bordlautsprecher über die Ereignisse genau informiert. Die zweite Salve der „Bismarck“ war ein Volltreffer in die Munitionskammer der „Hood“; diese explodierte und sank. Von eintausendvierhunderteinundzwanzig Mann überlebten nur drei. Auch die „Prince of Wales“ war schwer getroffen worden, doch ließ die „Bismarck“ sie entkommen, denn man sollte ja nur Handelskrieg führen. Aber jetzt setzte Premier Churchill alles daran, die „Hood“ zu rächen und die „Bismarck“ zu stoppen. Diese hatte im Gefecht drei Treffer abbekommen; sie verlor Öl, das Schiff lag tiefer, schwerer Wassereinbruch. Flottenchef Lütjens musste das „Unternehmen Reinübung“ abbrechen. Die „Bismarck“ trennte sich vom Verband und nahm Kurs auf Frankreich. Währenddessen starteten von einem britischen Flugzeugträger neun Doppeldecker, jeder mit einem Torpedo bestückt. Das modernste Schlachtschiff der Welt feuerte auf altmodische Doppeldecker, doch keiner wurde abgeschossen. Die „Bismarck“ nahm keinen Schaden. Britische Schiffe verfolgten das Schiff weiter. Sie mussten wegen deutscher U-Boote einen Zickzackkurs einschlagen; so hatten sie keinen permanenten Kontakt zum deutschen Schiff. Der „Bismarck“ gelang es schließlich, die Verfolger durch einen geschickten Haken abzuhängen, doch Flottenchef Lütjens glaubte, das Schiff würde noch immer verfolgt. Am 25. Mai, gegen 09.00 Uhr, setzte er daher einen fast fünfundzwanzigminütigen Funkspruch an die Marinegruppen in Paris ab, in dem er den Zustand der „Bismarck“ sowie die Versenkung der „Hood“ erwähnte. Dieser Funkspruch wurde zweimal abgesetzt. Die Engländer hörten mit. An diesem Tag feierte Lütjens seinen 53. und letzten Geburtstag. Er ahnte, die Briten waren wegen dem Verlust der „Hood“ aggressiv. Er forderte daher (wie Hitler) von den Soldaten alles oder nichts – Siegen oder Sterben. Die Soldaten wurden eingeschworen. Bis Frankreich waren es nur noch vierhundert Meilen. Einen Tag später (26. Mai), um 10.30 Uhr, entdeckte ein britisches Aufklärungsflugzeug die „Bismarck“ wieder. Die Schiffe, die das deutsche Schiff bis vor einunddreißig Stunden noch verfolgt hatten, waren zu weit entfernt. Die letzte Hoffnung der Briten, ein Flottenverband, der von Gibraltar unterwegs war. Um 14.50 Uhr starteten wieder Doppeldecker und warfen Torpedos ab, allerdings auf ein britisches Schiff; man hatte sich vertan, das Schiff nahm aber glücklicherweise keinen Schaden. Vier Stunden später starteten erneut fünfzehn Doppeldecker – diesmal musste es gelingen. Die „Bismarck“ schoss aus allen Rohren. Ein Flugzeug flog direkt ins Sperrfeuer und klinkte den Torpedo aus. Die „Bismarck“ wurde an der tödlichsten Stelle, dem Ruder, getroffen. Das Schiff war manövrierunfähig und den Briten ausgeliefert. Man kam bei dem hohen Seegang nicht an die kritische Stelle, um das Ruder auszukoppeln. Um 21.40 Uhr funkte Lütjens ins Hauptquartier. Er kannte Hitlers Erwartungen und funkte u.a.: „Wir kämpfen bis zur letzten Granate.“ Spätestens jetzt war war jedem klar, dass es um das Ende ging. Hitler wusste, die „Bismarck“ war verloren und hatte sie schon abgehakt. Er sendete einen Funkspruch, dass alles, was getan werden könne, getan werde – dies sollte jedoch eine leere Floskel bleiben. Am 27. Mai, um 08.43 Uhr, wurde die „Bismarck“ von einem britischen Schiff gesichtet. 08.47 Uhr: Die Versenkung begann. Vier britische Schiffe, darunter das Flaggschiff „King George V.“ und die HMS „Tartar“ feuerten pausenlos auf die „Bismarck“. Die nahm die „King George“ ins Visier. Im Innern der „Bismarck“ war alles noch intakt. Bald kam das Kommando: „Alle von Bord, Schiff wird gesprengt!“ Die Soldaten retteten sich durch den Sprung ins Meer. Um 10.36 Uhr war der Kampf schließlich beendet – Warten auf den Untergang der „Bismarck“. Als einziger blieb Kommandant Lindemann auf dem Schiff und ging, nach mehrmaligem Grüßen, mit dem Schiff unter. Eine Stunde nach dem Untergang kam das britische Schiff HMS „Dorsetshire“ den Überlebenden zur Hilfe, musste aber nach einem U-Bootalarm abdrehen und hunderte Schiffbrüchige zurücklassen. Die Überlebenden kamen in Liverpool an und gingen nach Halifax (Kanada) in Gefangenschaft. Von zweitausendzweihunderteinundzwanzig Mann überlebten nach dem Schiffbruch nur einhundertfünfzehn. Der britische Auftrag, die HMS „Hood“ zu rächen, war erfüllt worden. Mit der „Bismarck“ ging auch das Trugbild von deutscher Seemacht zu Grunde. Das Schlachtschiff war nur neun Tage unterwegs gewesen. Neben diesen „Waffen“ ist noch die „Waffe im Atlantik“ zu nennen: deutsche U-Boote. Auch ihr Auftrag war es, Großbritannien „auszuhungern“. Anfangs spotteten die Briten, die größte Seemacht der Welt, U-Boote seien die Waffe des kleinen Mannes. Die deutsche Seekriegsleitung wollte das Gegenteil beweisen, auch weil der Seekrieg für Hitler nur Nebensache war. Eine U-Bootbesatzung hatte ausgerechnet, dass man für einen effektiven Seekrieg mindestens dreihundert U-Boote benötigte, wovon etwa hundert im Einsatz, hundert auf der Hin-/Rückreise und weitere hundert zur Übehrholung sein müssten. Doch nur siebenundfünfzig U-Boote gab es, nur siebenundvierzig waren einsatzbereit. 13. September 1939: U-47 hatte einen Sonderauftrag: es sollte in Scapa Flow, Sitz der britischen Heimatflotte, eindringen, nachdem deutsche Aufklärer eine Lücke im Sicherheitsnetz entdeckt hatten. Das U-Boot fuhr hinein und torpedierte die HMS „Royal Oak“, ein Schlachtschiff aus dem Ersten Weltkrieg. Zurück in Deutschland wurden die Besatzungsmitglieder als Helden gefeiert; keiner sollte den Krieg überleben. Der Chef der U-Bootflotte, Admiral Karl Dönitz, hielt U-Boote für die einzig effektive Waffe gegen Großbritannien. Dönitzs U-Boote lauerten in der Atlantikmitte, wo die amerikanischen Frachter und Tanker von Briten weiter eskortiert wurden. „Uneingeschränkter U-Bootkrieg“ – auf Gegner sofort schießen – lautete Dönitzs Befehl. Die amerikanischen Handelsschiffe wurden mit Farbe getarnt, aber trotzdem blieb die Angst des dreißigsten Längengrades: Beginn der „U-Bootallee“, wie es die Alliierten nannten. Bald entwickelte Dönitz die so genannte „Rudel-Taktik“: U-Boote näherten sich tagsüber einem Ziel, verfolgten es und nachts wurde gefeuert. Ab Januar 1941 wurden französische Häfen durch Fremdarbeiter zu riesigen U-Bootwerften umfunktioniert, kubikmeterweise Beton zum Schutz vor Luftangriffen aufgeschichtet; einige existieren noch heute. Kehrten U-Boote in die Heimat zurück, wurde die Besatzung verwöhnt, den Heimgekehrten sollte es an nichts fehlen, sogar Schlösser funktionierte man um. Manche Bilder, die der Reichssender machte, sollten den Eindruck erwecken, als stünde ein Abenteuer hinter der Besatzung. So meldeten sich immer mehr Leute freiwillig zum Dienst auf U-Booten. Liefen U-Boote wieder aus, so gab es vorher eine umfassende Untersuchung, denn an Bord gab es keinen Arzt. Immer mehr U-Boote liefen aus und blieben immer länger auf See. Doch die mittlerweile gefürchteten Jäger wurden immer mehr zu Gejagten, den amerikanische Konvois wurden ab Herbst 1941 besser geschützt, das Sonar war verbessert worden. So konnten die Alliierten die U-Boote besser orten. Schließlich kamen Wasserbomben zum Einsatz. Schon die Druckwelle einer solchen Bombe konnte ein U-Boot zerreißen. Der Krieg wurde für die U-Bootbesatzungen zum Nervenkrieg, durch den Krach der zahlreichen Explosionen wurden viele Männer verstört oder nahmen sich das Leben. Die U-Boote konnten aber nicht entkommen, denn Schiffe waren schneller. Nur die Tiefe bot Schutz, bis sie durch den Druck irgendwann selber zur Gefahr wurde. Nach Hitlers Kriegserklärung an die USA, am 11. Dezember 1941, plante man im Bunker in Frankreich die „Operation Paukenschlag“ – Überraschungsangriff auf die US-Ostküste. Dutzende amerikanische Schiffe wurden versenkt, viele noch im Hafen. Die NS-Wochenschau fälschte die Bilder der Sicht eines U-Bootes auf New York, doch kam U-123 tatsächlich in Sichtweite von Manhattan. Dieses Szenario sollte sich vor Neuschottland, Florida und in der Karibik wiederholen. Von Januar bis August 1941 versenkten deutsche U-Boote mehr als sechshundert Schiffe. Im Herbst 1942 zog Dönitz seine U-Boote von den Vereinigten Staaten ab und schickte sie auch in den Südatlantik. Im U-Bootkrieg war Menschlichkeit selten, aber es gab wenige Kommandanten, die Schiffbrüchige an Bord aufnahmen. Es gab allerdings auch Leute, die beispielsweise mit Flak auf Rettungsboote schießen ließen und begründeten dies als Rache für alliierte Bomben, die auf Deutschland fielen. Dann verbot Dönitz seinen Männern, Schiffbrüchige aufzunehmen, die Männer sollten Härte zeigen. Dies befahl Dönitz nicht zuletzt, da auch seine beiden Söhne auf U-Booten ihr Leben gelassen hatten. Die U-Boote wurden immer öfter versenkt, die britischen Informationen immer präziser. Der Grund: 1941 hatten britische Flugzeuge und Schiffe das deutsche U-Boot U-110 zum Auftauchen gezwungen. Dessen Besatzung ging über Bord. Das war die Chance für die Briten: erstmals hatten sie die Möglichkeit, ein deutsches U-Boot zu entern. So enterten britische Soldaten U-110 und nahmen etwas an sich, wovon sie nur ahnen konnten, wie wichtig es für die Deutschen im Krieg war: „Enigma“, der geheime deutsche Funkautomat. Im letzten Moment hatten die Briten davon abgesehen, das U-Boot zu rammen. Jetzt hatte man zwar „Enigma“, doch die Deutschen änderten regelmäßig den Code, die Briten konnten nicht immer rechtzeitig mitziehen. Doch dabei half schließlich der erste Großrechner. Fast alle Funksprüche konnten jetzt decodiert werden. Großbritannien schickte jetzt auch Langstreckenbomber, die mit Wasserbomben bestückt waren. Doch der März des Jahres 1943 wurde zum „schwarzen Monat“ für die Alliierten. Mehr als einhundert Schiffe gingen verloren. Dann schlossen die Alliierten allerdings über dem Atlantik die Luftaufklärung. Damit war die „Schlacht im Atlantik“ so gut wie entschieden. Im Mai stiegen die deutschen Verluste dramatisch an. Innerhalb von vier Wochen wurden dreiundvierzig U-Boote und deren Besatzungen versenkt. Dönitz riet Hitler daraufhin, den U-Bootkrieg zu unterbrechen, um Kraft für den Endsieg schöpfen zu können. Daraufhin wurde Dönitz vom Admiral zum Großadmiral und Chef der gesamten Kriegsmarine befördert. Allerdings forderte Hitler von Dönitz Unterwerfung ohne Widerspruch. Der U-Bootkrieg ging weiter. Dönitz war jetzt bereit, die U-Boote und Besatzungen zu opfern, obwohl die Schlacht schon längst verloren war. Zweihundertfünfzig U-Boote waren bereits gesunken, fünfhundert sollten noch dazukommen. In den USA lief jetzt alle vier Tage ein neues Schiff vom Stapel. Die so genannten „Liberty-Ships“ sollten Großbritannien mit Nahrung und Kriegsmaterial beliefern. Die amerikanischen Arbeiter(innen) hatten die „Schiffe vom Fließband“ schon vor dem Stapellauf abgehakt. Schafften sie eine oder zwei Fahrten, so war das schon mehr als erwartet. Viele U-Bootfahrer hatten sich freiwillig gemeldet, doch spätestens jetzt holte sie das Grauen des Krieges ein. Ab 1944 schickte Dönitz auch U-Boote, deren Besatzungen manchmal keine Ausbildung hatten, in die Schlacht. Dann seine „Wunderwaffen“: Motorboote, die mit einer Sprengladung bestückt waren, wurden gegen den Feind geschickt, die Besatzung musste vorher ins Wasser springen. Außerdem hatte man Einmann-U-Boote entwickelt, doch die Hälfte der Freiwilligen ertrank schon bei den Probefahrten. Am Ende hatte die „Schlacht im Atlantik“ etwa dreißigtausend Opfer auf Handelsschiffen und dreißig- bis dreiunddreißigtausend Opfer auf den U-Booten gefordert. Statistisch gesehen, starben drei von vier Männern der U-Boote.
„Luftschlacht um England “
Hitler wollte seinen gewünschten Krieg im Osten unbedingt führen. Doch dafür brauchte er Ruhe im Westen. Nachdem Frankreich besiegt war, blieb nur noch Großbritannien. Er sah es nicht als notwendig, das Inselreich anzugreifen und so machte er (wie auch schon vor dem Krieg) Friedensangebote. Großbritannien sollte die deutsche Herrschaft in Europa anerkennen und dafür wieder freie Hand in Übersee erhalten. Nach den schweren britischen Niederlagen tendierten viele Bürger dafür, das Angebot anzunehmen. Auch Regierungsmitglieder waren dazu bereit. Doch nach Beginn der deutschen Westoffensive war Premierminister Neville Chamberlain gestürzt worden und Winston Churchill sein Nachfolger geworden. Dieser wollte unter allen Umständen Widerstand leisten und lehnte Hitlers Angebot ab. Er sprach offen aus, dass Großbritannien den Krieg gegen Deutschland fortführen werde. Daher befahl Hitler schließlich am 16. Juli 1940 den Angriff gegen die britischen Inseln. Um eine Invasion zu erleichtern, sollte Görings Luftwaffe die Insel sturmreif bomben. Bereits am 01. Juli hatte die deutsche Wehrmacht die britischen Kanalinseln Guernsey, Jersey und Alderney besetzt. Dies war ein taktischer Schachzug gewesen, der in den Augen der Briten den bösen Deutschen gegen einen guten Deutschen ersetzen sollte. Es galt, die Herzen der Menschen zu erobern. 13. August 1940: „Unternehmen Adler“, die „Luftschlacht um England“ begann. Deutsche Jäger und Bomber starteten von Nordfrankreich nach England. Bald begann „Operation Seelöwe“. Zweitausend Kähne wurden zu einer Landungsflotte umgebaut, man schnitt zum Ein- und Ausladen den Bug der Kähne ab. Das Ziel der Flotte war England. Auf Tarnung verzichtete man, die englische Luftaufklärung sollte die Gefahr bemerken. Allerdings sollte dies nur eine Drohgebärde darstellen, eine Invasion nahm man noch nicht vor. Der Kampf gegen feindliche Kriegs- und Handelsschiffe aus der Luft wurde eingeschränkt. Ab dem 07. September wurden die Luftangriffe verstärkt. Um 14.00 Uhr begann die „Operation Logen“; von Frankreich starteten neunhundert-fünfundsechzig deutsche Jäger und Bomber nach London. Gegen 17.00 Uhr erreichten die Maschinen die Stadt und bombardierten die Docks. Nie zuvor hatte es einen solchen Bombenhagel über einer Stadt gegeben. Der Angriff stellte alles Bisherige in den Schatten. Die Bomben fielen zwölf Stunden lang, pausenlos. Göring versprach Hitler, nach wenigen Wochen Luftkampf werde die „Royal Air Force“ („RAF“) geschlagen sein und die deutsche Luftwaffe werde die Luftherrschaft über England haben. So wurden Militärflughäfen und Radaranlagen bombardiert. Doch nach drei Wochen intensiven Kampfes musste Göring einräumen, dass sein Traum von der Luftherrschaft zerplatzt sei – die „RAF“ ging nicht unter. In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1940 hatte die Luftwaffe – wahrscheinlich ein Versehen – Bomben über bewohntem Stadtgebiet abgeworfen. Daraufhin flog die „RAF“ am folgenden Tag mit einundachtzig Flugzeugen einen Störangriff auf die deutsche Reichshauptstadt Berlin. Strategisch hatte dies keine Bedeutung, aber psychologisch eine große Wirkung. Hermann Göring hatte gesagt, falls ein feindliches Flugzeug über deutschen Luftraum gelangen sollte, so wolle er „Meier“ heißen. Dies war im Volksmund nun auch regelmäßig der Fall. Hitler verlangte von Göring nun „Vergeltungsschlag und Todesstoß“ binnen zehn Tagen. Göring versprach es Hitler, konnte es aber nicht halten. Ab dem 07. September 1940 wandte die Luftwaffe eine neue Strategie an – Bomben auf bewohntes Stadtgebiet. Die Luftwaffe flog ab jetzt Welle auf Welle, Bomben fielen rund um die Uhr, die Zivilbevölkerung sollte Tag und Nacht im Keller (Erdlöcher im Garten, denn Londons Häuser hatten keine Keller) gehalten werden. Über dreihundertmal wurde London von September bis November bombardiert, kein Stadtteil war mehr sicher vor den Angriffen. Daraufhin wurden die Röhren der U-Bahn zum Schutz vor den Angriffen geöffnet. Die Londoner Kinder sollten nach Kanada evakuiert werden, damit wenigstens sie in Sicherheit waren, so forderten es viele Menschen von ihrer Regierung. Von Liverpool lief ein Passagierschiff nach Kanada aus. Doch im Atlantik wurde es von einem deutschen U-Boot torpediert, die meisten Kinder starben. Die wenigen Überlebenden kamen zurück ins zerstörte London. Dort gingen die Luftangriffe weiter. Doch es kam noch schlimmer. Am 15. September 1940 war der Angriff auf London so massiv wie nie zuvor. Alles, was fliegen und Bomben werfen konnte, warf die Luftwaffe nach England. Um 10.25 Uhr begann der Kampf zwischen Deutschen und Engländern. Fünfhundert deutsche Bomber, begleitet von mehr als sechshundert Jägern, wurden eingesetzt. Der englische Gegenwurf: mehr als siebenhundert „Spitfires“ und „Hurricanes“, so viele wie noch nie zuvor. Dieser Tag war der „schwarze Tag der Luftwaffe“. Hitler fühlte sich von Göring hintergangen und befahl am nächsten Tag, alle Tagesangriffe auf London einzustellen. Was tagsüber nicht klappte, wollte Göring jetzt mit doppelter Kraft bei Nacht versuchen. Ab jetzt gab es für die Londoner wenigstens am Tage Entspannung. London existierte normal weiter. Das Ziel, den Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen und den Frieden durch Bomben zu erzwingen, wurde nicht erreicht. Nach wenigen Tagen wurden die deutschen Luftangriffe auch auf andere englische Städte ausgeweitet. Der schwerste Angriff außerhalb Londons wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 auf Coventry geflogen. Vierhundertvierundfünfzig Bomber verwandelten die Stadt, in der es auch Rüstungsschmieden gab, in ein Trümmerfeld. Daraufhin erfanden die Engländer ein neues Wort: „coventrieren“ stand ab jetzt für grenzenlose Zerstörung aus der Luft. Während der Weihnachtszeit wurden keine Angriffe geflogen, erst bei Jahresende starteten deutsche Bomber wieder in Richtung England. Der letzte Großangriff auf London wurde am 10. Mai 1941 geflogen. Er hatte keine Wirkung mehr, nur Machtgebärde. Am gleichen Tag startete Hitlers Stellvertreter, Rudolf Heß, zu seinem legendären Englandflug. Abends drang er von Norwegen aus in den schottischen Luftraum ein und unterbreitete ein Friedensangebot. Churchill wollte davon aber nichts wissen und ließ Heß festnehmen. Noch vor dem Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ stellte Hitler den Luftkrieg über England ein. Die deutsche Luftflotte war stark dezimiert worden, da Großbritannien über mehr Flugzeuge verfügte, die anders, als in Polen oder den Beneluxstaaten, den deutschen Maschinen teils überlegen waren. Die schon vor dem Krieg gebauten Flugzeugtypen „Juwar 87“ (Stuka), „Do 17“ (leichter Bomber) und „Me 110“ (zweimotoriger Jäger) waren langsam, schwerfällig und schon zu Beginn der „Luftschlacht“ veraltet. Zudem war den deutschen Jägern nach dem 15. September 1940 die größte Falle von der eigenen Führung gestellt worden. Görings zynischer Befehl lautete, die Jäger müssen ohne Rücksicht auf Spritmangel immer bei den Bombern bleiben. Die Bomber hatten etwa drei- bis viermal so viel Sprit wie die Jäger. Wenn ein „Feindflug“ länger als achtzig Minuten dauerte, wurde er für die Jäger zum „Himmelfahrtskommando“. Viele Piloten mussten in die See springen, die meisten ertranken.
22. Juni 1941: Das deutsche „Unternehmen Barbarossa“ beginnt
Der Krieg in Afrika war für Hitler nur eine Nebensache gewesen. Nachdem die Briten erneut geschwächt worden waren, die Deutschen aber Afrika räumen mussten und auch die „Luftschlacht um England“ fehlgeschlagen war, meinte Hitler, es sei an der Zeit, seinen Traum zu verwirklichen. Die Sowjetunion belieferte Deutschland mit Öl, allerdings war der Ölimport mengenmäßig zu gering. Hitler benötigte dringend mehr Öl, wenn er die Wehrmacht aufrechterhalten wollte. Er ließ ganze Armeen in das besetzte Polen verlegen. Der Auftrag war ein Staatsgeheimnis, dennoch gingen die merkwürdigsten Gerüchte um. Einige Soldaten wussten, dass sie zur „ersten Welle“ gehörten; doch was sollte das heißen, „erste Welle“? 22. Juni 1941: Um 03.15 Uhr rollte das deutsche „Unternehmen Barbarossa“ an – Angriff auf die Sowjetunion. Dieser Feldzug sollte Hitlers Triumph besiegeln. Dreieinhalb Millionen Mann schickte er in die Schlacht. Die Armeen waren in drei Gruppen eingeteilt: die Heeresgruppe Nord sollte nach Kalinin marschieren, die Heeresgruppe Süd in die Ukraine und die Heeresgruppe Mitte sollte nach Moskau vorrücken. Die erste Frontstadt der Heeresgruppe Mitte war die Festung Brest Litowsk. Minuten nach dem deutschen Angriff gingen erste Informationen in Moskau ein – allerdings nur spärlich, da einige Nachrichtenverbindungen unterbrochen waren. Die sowjetischen Truppen im Westen wurden förmlich überrannt. Sie waren völlig überrascht worden, denn trotz der Warnungen der Generäle hatte Stalin keine Gefechtsbereitschaft angeordnet, um nicht den Krieg zu provozieren, den Hitler jetzt begonnen hatte. Der Nichtangriffspakt zwischen Berlin und Moskau sollte halten, bis die Rote Armee für den Angriff gegen Deutschland gerüstet war. Außerdem hatte Stalin zuvor die alten Generäle entlassen und jüngere, unerfahrenere eingestellt. Bereits am ersten Kriegstag wurden über achthundert sowjetische Flugzeuge am Boden, noch in Aufreihung, zerstört, weitere zwei- bis dreihundert in der Luft abgeschossen. Erneut wandten die Deutschen die Strategie des „Blitzkrieges“ an. Die deutschen Flugzeuge, vor allem die Sturzkampfbomber zerstörten vor der Front ganze Landstriche, sodass die Bodentruppen fast kampflos fahren konnten; nur manchmal kamen auch Kanonen zum Einsatz. Schon in den ersten Kriegswochen wurden ganze sowjetische Armeen in riesigen Kesselschlachten aufgerieben. Mitte Juli war bereits die Hälfte des Weges der Heeresgruppe Mitte nach Moskau zurückgelegt. In der „Wolfschanze“ kam es Ende Juli zum Streit zwischen den Generälen und Hitler. Die Generäle wollten weiter nach Moskau vorrücken, doch Hitler hatte andere Pläne. Teile der Heeresgruppe Mitte sollten sich nach Süden begeben, die sowjetischen Rohstoffquellen erobern und erst später Moskau erobern. Dieser Streit sollte schwere Folgen mit sich bringen. 21. Juli 1941: Während das Panzerkorps nach Süden rollte, nahm die Luftwaffe Moskau ins Visier. Die Stadt wurde in den nächsten Wochen fast täglich bombardiert. Der einzige Schutz für die Bevölkerung waren die berühmten Hallen der Metro. Am 28. August war Hitler auf Frontbesuch. Jetzt wollte er Moskau und somit die Sowjetunion spätestens bis zum Winter erobern, denn eines war ihm klar: sollte der Kampf länger dauern, so wäre alles umsonst gewesen. Hinter der Front kam es täglich zu Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Die Waffen-SS brannte ganze Ortschaften nieder, Menschen wurden gefangengenommen und sogar ermordet. Auch der „Holocaust“, die systematische Vernichtung der europäischen Juden, hatte mit dem Einmarsch in die UdSSR begonnen. Ende September 1941 wartete die Heeresgruppe Mitte auf den Befehl zum Angriff auf Moskau. 02. Oktober: „Operation Taifun“, der Angriffsbefehl auf Moskau wurde erteilt. In Moskau wurden nach Lenins Leichnam auch Teile der Regierung evakuiert. Daraufhin brach in der Bevölkerung Panik aus. Die Regierung war sich nicht sicher, ob die eigenen Truppen der Wehrmacht standhalten würden, außerdem machte der Terror aus der Luft den Menschen sehr zuschaffen. So flohen Teile der Bevölkerung, am Himmel schwebten flächendeckend Bomberabwehrballone. Stalin und General Schukow blieben trotz der Gefahr in der Hauptstadt. In der Öffentlichkeit zeigten sie große Entschlossenheit, doch innerlich glaubten sie, Moskau nicht halten zu können. Stalin wollte, dass die Moskauer kämpfen und nicht fliehen. So wurden auch Frauenbataillone gebildet, die gegen die Wehrmacht in den Kampf geschickt wurden, außerdem erklärte Stalin Moskau zur „Festung“ und forderte, Moskau um jeden Preis zu halten. Häuser wurden verbarrikadiert und Soldaten um die Stadt aufgestellt. Ende Oktober stand die deutsche Wehrmacht einhundert Kilometer vor Moskau; sie schloss acht russische Armeen ein. Diese überfielen jede Nacht die deutschen Lager und konnten teilweise aus dem Kessel entkommen. Ein Drittel der gesamten Roten Armee war bereits zerschlagen. Doch dann blieb der deutsche Vormarsch buchstäblich im Schlamm stecken, danach kam der russische Winter. Binnen zwei Tagen fiel zwei Meter hoch Schnee. Die deutschen Soldaten hatten keine warme Kleidung und auch die Verpflegung wurde langsam knapp. Die NS-Wochenschau propagierte für den Krieg mit Bildern, in denen zu sehen war, wie Frauen emsig Plätzchen backten und riesige Mengen Spenden von Winterkleidung verladen wurden. Doch die Wehrmacht war so schnell vorgerückt, dass der Nachschub kaum nachkam. Die Winterkleidung kam erst im Mai 1942 an, als es teilweise schon wieder über zwanzig Grad warm war. Zu der Zeit waren die meisten deutschen Soldaten schon lange erfroren. Am 06. November 1941 rief Stalin nochmals dazu auf, Moskau auf jeden Fall zu halten. Am 07. November fand die Inszenierung der Oktoberrevolution auf dem Roten Platz statt. Die sowjetische Wochenschau fälschte die Bilder, denn die Parade war von 11.00 Uhr auf 08.00 Uhr verlegt worden, als es noch dunkel war. Was aber der Realität entsprach, dass sowjetische Soldaten so laut wie nur möglich schreien sollten, damit die Soldaten der Wehrmacht erzitterten. Von der Parade gingen die sowjetischen Soldaten sofort wieder an die Front, bereit zu sterben. Oftmals wurde an einem Tag die Hälfte einer sowjetischen/deutschen Einheit getötet. 15. November 1941: Erneut griff „Hitlers Wehrmacht“ an. Vierzig Kilometer vor Moskau kam die Front zum Stehen, eine deutsche Batterie stand sogar zwanzig Kilometer vor der Stadt, nah genug, dass man hinschießen konnte. Dann kam der Feuerbefehl und es wurde pausenlos, Tag und Nacht auf die Stadt geschossen. Erst jetzt bekam Stalin von General Schukow den Rat, sibirische Truppen heranzuholen. Schukows Plan: die Truppen sollten Moskau in einer Zangenbewegung umschließen, die deutsche Front durchbrechen und die Stadt so von der Bedrohung befreien. 05. Dezember 1941: Stalins Truppen schlugen zurück. Mehr als eine Million Rotarmisten waren am Angriff gegen die Deutschen beteiligt. Die deutsche Wehrmacht glaubte, am nächsten Tag in Moskau zu sein, wurde aber von der Roten Armee überrascht. Daraufhin zog sich die Wehrmacht zurück; keiner der deutschen Soldaten ahnte, dass der Gegenangriff den Beginn der sowjetischen „Winteroffensive“ darstellte. Hitler war über die Generäle verärgert, die gegen seinen Befehl den Rückzug anordneten und entließ sie. Er ernannte sich schließlich selbst zum „Oberbefehlshaber des Heeres“; er verlangte, die Stellung um jeden Preis zu halten. Hitler zählte auf Regimenter, die nur noch Kompanien waren. Ein Drittel der deutschen Soldaten kam nicht durch Kämpfe, sondern durch Kälte um. Die Lebenden bedeckten die Toten mit Schnee, damit man sie nicht mehr sehen musste. Die NS-Wochenschau sendete wieder einmal Propaganda, diesmal über die Weihnachtszeit in Deutschland und den Wohlstand – kein Wort vom Sterben in Russland. Weihnachten 1941 war die deutsche Wehrmacht schon wieder auf dem Rückmarsch; die meisten Soldaten sollten die Heimat nicht wiedersehen. „[...] Für Führer, Volk und Vaterland in soldatischer Pflicht gefallen.“ So lautete der Spruch, den tausende Familien erhielten und der ihnen mitteilen sollte, dass das Familienmitglied nicht mehr zurückkehren würde. Auf deutscher Seite beteiligten sich außerdem Italien, Rumänien, die Slowakei, Ungarn und Finnland am Krieg gegen die UdSSR. Finnland proklamierte den Kriegszustand am 26. Juni 1941 und begründete dies offiziell mit Luftangriffen auf finnische Städte. Das Kriegsziel der Truppen unter Marschall Carl von Mannerheim war es jedoch, die im „Moskauer Frieden“ vom 12. März 1940 abgetretenen Gebiete wieder zurückzuerobern. Finnischen Verbänden gelang es, Viborg einzunehmen. Dann versuchten sie zusammen mit deutschen Verbänden, die sowjetische Eisenbahnlinie nach Murmansk zu unterbrechen. Der finnische Präsident, Risto Ryti, hatte neun Tage vor der finnischen Kriegserklärung an die UdSSR den Austritt aus dem Völkerbund bekannt gegeben (Deutschland bereits am 14. Oktober 1933) und sich so formell von den Verpflichtungen der Völkerbundgemeinschaft befreit. Man wollte nun zusammen mit dem Deutschen Reich endgültig versuchen, die seit Jahrhunderten andauernde russische Bevormundung zu beenden. Am 27. Juni erhielt die UdSSR auch von der ungarischen Regierung eine Kriegserklärung. Auch der „Reichsverweser“ Miklós Horthy begründete die Maßnahme mit angeblichen russischen Luftangriffen auf ungarisches Gebiet. Bereits seit Mitte der dreißiger Jahre war Ungarn vom deutschen Nationalsozialismus beeinflusst worden; alle Versuche Horthys, eine eigene Politik zu führen, waren fehlgeschlagen. So musste Ungarn der UdSSR den Krieg erklären, wollte es nicht das Schicksaal Jugoslawiens und Griechenlands teilen. Aber nationalistische Regierungsteile versprachen sich auch eigene Vorteile eines Feldzuges gegen die Sowjetunion. Am 12. Juli unterzeichneten Vertreter der sowjetischen und britischen Regierung in Moskau ein gegenseitiges Beistandsabkommen gegen Deutschland. Auch separate Waffenstillstandsverhandlungen einer der beiden Partner mit dem Deutschen Reich wurden durch den Vertrag ausgeschlossen. Dies wurde am 30. Juli durch ein sowjetisch-amerikanisches Abkommen zur Lieferung von Kriegsmaterial ergänzt. Die amerikanischen Lieferungen an die UdSSR sollten mit Schiffskonvois über den Atlantik oder auf dem Landweg über Persien transportiert werden. Um die letztere Route zu öffnen, marschierten alliierte Truppen am 25. August 1941 in das neutrale Persien ein und besetzten das Land nach viertägigen Kämpfen. Churchill erklärte am 06. Dezember den mit Deutschland verbündeten Staaten Ungarn, Finnland und Rumänien den Krieg, nachdem die sowjetische Regierung zuvor heftigen Druck ausgeübt hatte. Wie der deutschen Wehrmacht gelang es auch den Finnen, Ungarn und Rumänen nicht, ihre Ziele zu verwirklichen. Ungarn und Rumänien konnten nur (sie besaßen nichts anderes) mit Kanonen kämpfen, die teilweise bereits zur Zeit des Ersten Weltkrieges veraltet waren.
07. Dezember 1941: „WAR! OAHU BOMBED BY JAPANESE PLANES“
07. Juli 1937: Abends wollte eine japanische Kompanie, die bei einer kleinen Stadt an der Marco-Polo-Brücke in der Nähe Pekings eine Übung durchführte, die Stadt nach einem vermissten Soldaten durchsuchen. Die Chinesen lehnten dies aber ab, sodass Japan das Feuer eröffnete. Erneut brach der japanisch-chinesische Krieg aus. Der Kaiser von Japan (Tenno), Hirohito, machte den Feldzug der folgenden Wochen zu einer „Strafexpedition“; er ließ Peking und Tientsin durch starken Flugzeug- und Panzereinsatz erobern. Von Norden bewegten sich die Japaner auf Hoangho zu. Die chinesischen Einheiten Chiang Kai-sheks waren zwar zahlenmäßig überlegen, waffentechnisch aber schlecht ausgerüstet. Allerdings kam ihnen ein „Nichtangriffspakt“ zwischen China und der UdSSR zugute, der ihnen über Geheimklauseln die Lieferung von Flugzeugen und Munition zusicherte. Nach fast zweijähriger Kriegsdauer gab das japanische kaiserliche Hauptquartier am 31. Mai 1939 dennoch bekannt, dass die Hälfte Chinas durch japanische Truppen besetzt sei. Es hieß, dass sich die Provinzen Chahar, Hopeh, Szetschuan, Schantung, Schansi, Kiangsu, Anhwei sowie die Insel Hainan vollständig unter japanischer Kontrolle, andere Regionen wie Hunan, Tschekiang, Kiangsi, Hupeh und Kwangtung teilweise unter japanischer Kontrolle befänden. Der bisherige Gesamtgeländegewinn betrug ca. anderthalb Millionen Quadratkilometer. Bei diesem sehr brutalen Krieg waren bisher auf japanischer Seite sechzigtausend und auf chinesischer Seite etwa zwei Millionen und zwanzigtausend Menschen, größtenteils Zivilisten, umgekommen. Dennoch war der Krieg nicht entschieden, denn in den Provinzen kämpften noch immer starke Verbände der Regierungs- und kommunistischen Einheiten gegen die Japaner. Die USA und Japan erklärten am 05. September 1939 ihre Neutralität zum Krieg in Europa; somit blieb der Krieg zwischen Deutschland, Polen, Großbritannien (Commonwealth) und Frankreich begrenzt. Allerdings war die konkrete Form der amerikanischen Neutralität noch ungeklärt. Am 01. Mai 1939 war das Neutralitätsgesetz von 1937 ausgelaufen; daher kämpfte Präsident Franklin Delano Roosevelt im Senat für eine Verlängerung des Gesetzes. Dieses Gesetz ermächtigte den Präsidenten, den Barverkauf und Abtransport von bestimmten Gütern, die für den Krieg wichtig waren, auf nicht-amerikanischen Schiffen zu gestatten. Dieses „cash-and-carry“-Gesetz war in den USA umstritten gewesen, da man befürchtete, das Land könnte sich trotz der neutralen Haltung doch in den Krieg verstricken. Durch die schnellen deutschen Erfolge in Polen war die Versorgungspolitik in ein völlig neues Licht gerückt. Daher konnte Roosevelt den Senat und das Repräsentantenhaus für sich gewinnen und unterschrieb am 04. November 1939 ein neues Neutralitätsgesetz, das sich – mit einigen Einschränkungen – an das Gesetz von 1937 hielt. Um bestimmte Länder zu beliefern bzw. zu boykottieren, benötigte Roosevelt die Zustimmung des Kongresses. Neben den Einschränkungen für den Verkauf von Kriegsmaterial wurde u.a. auch ein Verbot für Bürger erlassen, auf Schiffen kriegführender Staaten zu reisen und Roosevelt konnte sogar Verbotszonen für die amerikanische Schifffahrt ausrufen (04. November); amerikanische Schiffe durften sich in den Gewässern von Großbritannien und Irland, im Ärmelkanal, in einem Großteil der skandinavischen Küste, in der Ostsee sowie in Großteilen der Biskaya nicht aufhalten. Auch als Hitler Frankreich überfiel, blieben die USA neutral. Am 27. September 1940 schlossen Deutschland, Italien und Japan den „Dreimächtepakt“ ab. Dieser Pakt richtete sich vor allem gegen die USA, aber auch gegen die UdSSR. Dies hatte zur Folge, dass sich Stalin mit seiner Politik an die Westmächte annähern musste. Japan hoffte, der Pakt würde das Interesse der USA an China (aufgrund der japanischen Besetzung) ablenken, was sich jedoch nicht erfüllte. Roosevelt reagierte darauf sogar mit ersten Ausfuhrbeschränkungen gegen Japan. Schließlich eskalierten die Maßnahmen auf beiden Seiten. Die japanische Führung diskutierte über das weitere Vorgehen bei den Expansionen. Es stand zur Debatte, ob man nach Norden (gegen Sowjet-Fernost) oder nach Süden (Südostasien) vordringen sollte. Die Mehrheit entschied sich für die letztere Möglichkeit, da im Süden die lebensnotwendigen Güter und Rohstoffe für die japanische Bevölkerung und Industrie einem schnellen Zugriff offenzustehen schienen. Bereits am 26. September 1940 hatte Roosevelt aufgrund der japanischen Besetzung Chinas und der Vormachtsstellung Japans in Asien, die stets weiter zunahm, ein Wirtschaftsembargo gegen Japan verhängt, das am 16. Oktober in Kraft trat. Das Embargo unterstützte Roosevelt noch mehr, als am folgenden Tag der „Dreimächtepakt“ abgeschlossen wurde. Die Lieferung von Eisen und Stahl an Japan wurde verboten. Roosevelt wollte so verhindern, dass Japan weitere Gebiete Chinas besetzt, um so seine eigenen Wirtschaftsinteressen in Asien zu schützen. Doch daraufhin importierte Japan aus den USA so viel Industrieschrott wie möglich, um einen Ausgleich zu schaffen. Diese Handlung Japans beobachteten viele Menschen in den USA sehr besorgt, denn man fürchtete, diesen Schrott als Kriegsmaterial im eigenen Land wiederzusehen. Am 13. April 1941 unterzeichneten in Moskau der japanische Außenminister Josuke Matsuoka und der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow einen Neutralitätsvertrag, der die gegenseitige Neutralität auf fünf Jahre festsetzte. Beide Staaten erkannten die japanische Vorherrschaft in Mandschuko und die sowjetische Vorherrschaft in der Mongolischen Volksrepublik an. Nach dem Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ hielt die japanische Regierung, außer Außenminister Matsuoka, der für eine Teilnahme am Krieg gegen die UdSSR plädierte und auch nach Anfrage Hitlers zur Unterstützung der Wehrmacht, an dem Neutralitätsvertrag fest; Japan beteiligte sich nicht am Krieg gegen die UdSSR. Die Kriegspläne Japans konzentrierten sich auf den Pazifik. Schließlich wollte Japan die Kriegspläne im Pazifik realisieren. Sonntag, 07. Dezember 1941: Von sechs japanischen Flugzeugträgern, die bei den Kurilen (Inselgruppe im Norden Japans) versammelt waren und von mehreren Schiffen begleitet wurden, starteten früh morgens ca. dreihundertfünfzig Kampfflugzeuge. Diese erreichten gegen 07.40 Uhr bzw. 08.50 Uhr das Ziel: der Hafen Pearl Harbor auf der Hawaii-Insel Oahu. Dort befand sich ein Großteil der US-Kriegsflotte. Diese sollte vernichtet werden, um die japanische Vorherrschaft im Pazifik endgültig zu sichern. Fünf amerikanische Schlachtschiffe wurden versenkt, drei weitere schwer beschädigt, drei Kreuzer sowie einhundertsiebenundsiebzig Flugzeuge wurden außerdem versenkt, rund dreitausend Amerikaner wurden verwundet oder starben. Zufälligerweise befanden sich die amerikanischen Flugzeugträger nicht im Hafen. Die USA waren mit dem Angriff völlig überrascht worden; sie hatten erst mit einem Angriff gerechnet, wenn die Verhandlungen kein Ergebnis oder ein für Japan negatives Ergebnis erbracht hätten; doch die amerikanische Regierung hatte nur mit Landungen Japans auf den Philippinen und in Malaysia gerechnet. Dies geschah auch noch am gleichen Tag. Doch einen verheerenden Fehler machten die Japaner: sie verfolgten die drei amerikanischen Flugzeugträger (U.S.S. „Hornet“, U.S.S. „Yorktown“, U.S.S. „Enterprise“) nicht. Dieser Fehler sollte sich später rächen. Am 08. Dezember überreichte ein Vertreter der japanischen Regierung in Tokio den Botschaftern der USA, Großbritanniens, Kanadas und Australiens die offiziellen Kriegserklärungen. Am gleichen Tag erklärten die USA Japan den Krieg. Das Repräsentantenhaus stimmte mit einer Gegenstimme, der Senat einstimmig für den Antrag der Regierung. Die Neutralität der USA war damit aufgehoben. Präsident Franklin Delano Roosevelt unterschrieb die Kriegserklärung sofort und ordnete die Generalmobilmachung an. Auch Großbritannien erklärte Japan noch am gleichen Tag den Krieg. Obwohl Hitler gemäß des „Dreimächtepaktes“ gar nicht verpflichtet gewesen wäre, erklärte das Deutsche Reich zusammen mit Italien am 11. Dezember den USA den Krieg. Allerdings schätzte Hitler die militärischen Fähigkeiten Japans gering ein und glaubte nicht, dass Japan dem Krieg gegen die USA über längere Zeit standhalten könne. Aber Hitler versprach sich durch die Kriegserklärung einen Vorteil; er wollte die USA so von Anfang an zu einem Krieg in zwei Ozeanen (Pazifik und Atlantik) zwingen, um die Kräfte des großen Gegners zu zerschlagen. Roosevelt hielt aber an der Losung „Germany first“ fest, Deutschland zuerst zu schlagen. Auch die riesigen Erfolge der Japaner im Pazifik bis Mitte 1942 stimmten die USA nicht um. Aber die Folgen der Kriegserklärung wurden auch innenpolitisch sichtbar. Die Wirtschaft wurde in den nächsten Monaten immer mehr auf Kriegswirtschaft umgestellt und 1942 wurde sie noch weiter angekurbelt. Im Mai des genannten Jahres siedelte man alle an der Pazifikküste wohnenden US-Japaner ins Landesinnere um. Die US-Streitkräfte im Pazifik leisteten vorerst nur geringen Widerstand. Kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor begann Japan seine Aktionen in Südostasien. Aufgrund der sehr schlechten Rohstofflage Japans musste es schnellstens zu den reichen Gebieten auf den Philippinen, in Malaya sowie in Indonesien gelangen. Daher griffen sie noch im Dezember 1941 Thailand, die Philippinen, Nord-Borneo und Hongkong an. Letzteres kapitulierte an Weihnachten. Im Januar 1942 landeten die Japaner schließlich in Süd-Borneo und auf Celebres. Alle angegriffenen Gebiete konnte man in den nächsten Monaten erobern und so bis nach Burma, Indonesien und Timor vorstoßen, die auch erobert wurden. Der Festung Singapur gelang es bald nicht mehr, den Japanern standzuhalten, sodass sie schließlich am 15. Februar 1942 kapitulierte. Die siebzigtausend Mann starke Besatzung ging in japanische Gefangenschaft. Großbritannien verlor mit der Kapitulation Singapurs den wichtigsten Marinestützpunkt im Pazifik. In England galt die Kronkolonie Singapur als Symbol für die britische Macht in Asien, doch der Fall Singapurs stellte für die Bevölkerung eine schwere Niederlage und einen riesigen Prestigeverlust dar. Am 01. März 1942 landeten japanische Truppen auf der Insel Java, die zum niederländischen Kolonialreich gehörte. Nach neun Tagen verlustreichem Kampf mussten sich die alliierten Verteidiger am 09. März bedingungslos der japanischen Übermacht ergeben. Rund einhunderttausend alliierte Soldaten gingen in Gefangenschaft. Alliierte Pressemeldungen schätzten die jetzige Lage der Alliierten als sehr kritisch ein, denn nun war auch die australische Nordküste direkt von Japan bedroht. Am 02. Mai wurden japanische Flugzeugträger, die in Richtung Salomonen-Inseln und Südküste Neuguineas fuhren, von amerikanischen Flottenverbänden abgefangen. Es begann eine Schlacht, die – mit einigen Unterbrechungen – vier Tage lang dauerte. Man kämpfte fast ausschließlich in der Luft; nur wenn sich feindliche Flugzeuge näherten, schossen auch die Schiffe. Am Ende dieser ersten See-Luft-Schlacht hatten die Japaner siebzig, die Amerikaner sechsundsechzig Flugzeuge verloren, nimmt man aber die Schiffe als Beispiel, so hatte Japan gesiegt. Der japanische Außenminister, Shigenori Togo, übertrieb aber, als er am 11. Mai von einer vernichtenden Niederlage für die Amerikaner sprach; zwar war ein ein US-Flugzeugträger so schwer beschädigt worden, dass man ihn versenken musste, aber auch die Japaner hatten einen leichten Flugzeugträger verloren. Ferner mussten die Japaner jetzt auf die geplante Landung in Neuguinea verzichten. 20. Mai: Die fünfte japanische Armee schloss die Besetzung Burmas ab. Generalleutnant Harold Alexander, Oberbefehlshaber der dortigen britischen Streitkräfte, überschritt am 28. Mai mit den verbliebenen Männern der zwei Divisionen, die nicht lange Widerstand leisten konnten, die indische Grenze. (Die Offensive Japans, Burma zu erobern, hatte man am 16. Januar 1942 von Thailand aus gestartet.) Am 07. Februar 1943 wurde Rangun durch japanische Truppen besetzt. Nun waren der Hauptversorgungsweg ins Landesinnere sowie der Weg nach China abgeschnitten. Von Rangun bzw. Thailand rückten die Japaner parallel nach Norden vor; die Burmastraße wurde abgeschnitten. Der Nachschub für die nationalchinesische Regierung Chiang Kai-sheks war damit total unterbrochen. Am 12. Mai 1942 gab Alexander bekannt, sein Hauptquartier werde nach Indien verlegt. Am 15. Mai wurde von Japan und Großbritannien bekannt gegeben, dass sich britische und chinesische Truppen ein weiteres Mal zurückgezogen haben. Janpan setzte seinen Vormarsch Richtung Indien fort. Diese und weitere Erfolge Japans hatten zur Folge, dass die Alliierten im Pazifik alle ihre Stützpunkte verloren. Der letzte Amerikanische auf den Philippinen, die Felseninsel Corregidor, hatte am 06. Mai 1942 kapituliert. Schließlich eroberte Japan die Salomonen, wodurch es seinen „Sicherheitsgürtel“ weit nach Südosten ausdehnen konnte. Indien und Australien waren direkt bedroht; vor allem Australien wurde erst durch den ersten Luftangriff auf Tokio entlastet, da das japanische Oberkommando die strategische Kriegführung stärker auf den Schutz des Heimatlandes konzentrierte. Vom 03. bis zum 06. Juni 1942 dauerte die See-Luft-Schlacht um die Midway-Inseln, in der die japanische Flotte unter Admiral Nagumo durch die Amerikaner vernichtend geschlagen wurde. Im Verlauf der Kämpfe versenkten US-Trägerflugzeuge vier der stärksten und modernsten japanischen Flugzeugträger, die Japaner vernichteten den amerikanischen Flugzeugträger „Yorktown“. Durch ihre Niederlage mussten die Japaner ihre Landungsabsichten auf den Aleuten aufgeben, außerdem konnten sie die Eroberung Neuguineas – Vorraussetzung für die Landung in Australien – wegen Kräftemangel nicht abschließen. Diese Schlacht kennzeichnete die Kriegswende im Pazifikraum; die japanische Flotte war nun nicht mehr in der Lage, Offensiven durchzuführen, die Versuche gingen in die Defensive über. Die Materialüberlegenheit der Alliierten wurde immer deutlicher und mit ihrer Gegenoffensive im Pazifik konnten die Amerikaner ihr „Inselspringen“ beginnen. So landeten am 07. August 1942 US-Marines auf den Salomoneninseln Tulagi und Guadalcanal. Das so genannte „Inselspringen“, das die Amerikaner von dort aus einleiteten, beinhaltete die schrittweise Rückeroberung der von Japan besetzten Gebiete. Überall trafen die Amerikaner auf energischen japanischen Widerstand und kamen so nur in verlustreichen Kämpfen langsam und mühevoll voran. Obwohl die Marines den Japanern technisch überlegen waren, wirkte sich dies trotz starker Unterstützung aus der Luft erst allmählich aus. Um die japanischen Verbindungen nach Südostasien systematisch zu durchtrennen, flog die US-Air Force enorme Angriffswellen. Die letzten Japaner verließen am 08. Februar 1943 Guadalcanal. Aufgrund der amerikanischen Erfolge gab der japanische Außenminister, Shigemitsu, die angestrebte Politik der unmittelbaren Verwaltung der kontrollierten Gebiete im April auf. Durch die japanische Asienpolitik wurden die Unabhängigkeitskämpfe in Indien, Birma, Indonesien, auf den Philippinen und in Indochina, die bis jetzt stets bekämpft worden waren, unterstützt. Am 01. November 1943 landeten vierzehntausend amerikanische Soldaten in der Kaiserin-Augusta-Bay an der Westküste der Salomoneninsel Bougainville. Durch die drei neuen Flugzeugträger U.S.S. „Essex“, U.S.S. „Bunker Hill“ und U.S.S. „Independence“ erhielten die Landetruppen von See Unterstützung. Am folgenden Tag wurden die Amerikaner durch japanische Schiffe in schwere Gefechte verwickelt; die US-Flotte verlor drei Kreuzer und zwei Zerstörer. Die schweren Kämpfe um Bougainville zogen sich in die Länge. Das tropische Klima stellte erhöhte Anforderungen an die Soldaten; beide Seiten wechselten ihre Truppen immer wieder aus, um die Kampfstärke aufrechtzuerhalten. Am 05. November vereinigten sich die beiden Flotten der japanischen Seestreitkräfte im Pazifik, die bisher getrennt von Rabaul und Truk aus vorgegangen waren. Der japanische Generalstab wollte so die Verteidigung Bougainvilles verstärken. Bereits Ende Juni 1943 hatte die Großoffensive der Alliierten im Pazifik begonnen; man änderte die Taktik des Vorgehens. Man umging stark befestigte japanische Stützpunkte und griff nur die an, die für den eigenen Vormarsch wichtig waren. So sparte man Truppen und Material ein. Man umging beispielsweise Rabaul (dort befanden sich mehr als einhunderttausend japanische Soldaten) und Wewak. Diese blieben bis Kriegsende isoliert und nutzlos. Die Alliierten schlugen sich von Insel zu Insel langsam in Richtung japanisches Kernland vor. Mit dieser Taktik gelangen den alliierten Verbänden riesige Raumeroberungen. Die japanische Marine konnte kaum etwas dagegen ausrichten, denn sie hatte mit der immer stärker werdenden US-Flotte zu kämpfen; der strategische japanische Verteidigungsgürtel begann sich aufzulösen; bald saßen die japanischen Soldaten auf den übrigen Inseln fest. Am 04. Februar 1944 marschierten japanische Truppen von Birma aus in Indien ein. Man wollte einen Vorstoß der britischen Truppen nach Osten verhindern. Erstmals beteiligten sich auch die neugebildeten Einheiten der indischen nationalen Befreiungsarmee unter Subha Chandra Bose am Kampf gegen die Kolonialherren. Der Hafen von Chittagong sowie Imphal und Dimapur in Assam sollten erobert werden. Außerdem sollte unter Mithilfe Boses Truppen ein Aufstand gegen die Briten vorbereitet und schließlich die britische Herrschaft in Indien beseitigt werden. Doch der Vormarsch kam schon mit der Einkesselung Imphals am 08. März zum Stehen. Auch der erhoffte Aufstand der Bevölkerung gegen die Briten kam nicht zustande. Am 06. April begannen britische und indische Truppen von Arakan aus einen Gegenangriff. Dann hatten die USA ein neues Ziel ausgewählt: die Marianeninseln; dort befanden sich die sehr wichtigen Basen Guam, Tinian und Saipan. In der Philippinensee tobte vom 19. bis zum 21. Juni 1944 eine Luftschlacht. Die erste japanische Einsatzflotte verfügte über neun Flugzeugträger und vierhundertdreiundsiebzig Flugzeuge, die Amerikaner hatten fünfzehn Flugzeugträger (Task Force 58) und neunhundertsechsundfünfzig Flugzeuge. In der nur drei Tage dauernden Schlacht verloren die Japaner drei Flugzeugträger und vierhundert Flugzeuge – eine vernichtende Niederlage. Die im April begonnene Großoffensive auf dem asiatischen Festland, die jedoch bald stecken geblieben war, scheiterte jetzt endgültig. Auch auf See häuften sich die japanischen Niederlagen. Am 18. Juli trat das japanische Kriegskabinett unter Vorsitz von Hideki Tojo zurück, da die Amerikaner durch die Eroberung der Marianeninsel Saipan so nah an das japanische Mutterland vorgerückt war, dass Luftangriffe auf japanische Städte geflogen werden konnten. Die offizielle Begründung lautete, die totale Kriegführung mache eine Erneuerung der personellen Zusammensetzung nötig. General Komaki Koiso wurde mit einer neuen Regierungsbildung beauftragt. Aber auch dieser und sein Nachfolger Suzuki scheiterten an den Versuchen, aus der zunehmenden militärischen Bedrängnis zu entkommen; man setzte etwa „Kamikaze“-Flieger ein oder suchte nach einem Kompromiss mit den USA, um zumindest einen Teil der Erfolge des ersten Kriegsjahres zu retten. Am 22. Oktober 1944 begann bei Leyte eine große See- Luftschlacht um die Philippinen. Bei der Schlacht im Juni war die japanische Flotte schwer dezimiert und als Seemacht bis zum Kriegsende bedeutungslos geworden. Die Amerikaner konnten die Philippinen nun ohne weitere Behinderungen durch die japanische Flotte zurückerobern; die Philippinen waren für den Luftkrieg gegen Japan von entscheidender Bedeutung. Bereits eine Woche zuvor hatte der Pazifikkrieg mit den amerikanischen Luftangriffen auf die durch Japan besetzte Insel Formosa (Taiwan) einen neuen Höhepunkt erreicht. Japanische Kamikazepiloten begannen am 04. Januar 1945, eine schwere Kamikazeserie (Kamikaze [Japanisch] = „Götterwind“) gegen die US-Flotte zu fliegen. In den ersten vier Tagen schafften sie es, einen amerikanischen Geleitträger zu versenken und mehrere Zerstörer, Kreuzer und weitere Geleitträger zu beschädigen. Als Antwort nahmen amerikanische Bomber am 05. Januar die japanischen Basen der Kamikazemaschinen unter Beschuss. Die US-Air Force konnte achtzig japanische Flugzeuge zerstören, sie selbst erlitt fünfundzwanzig Verluste. Die alliierte Großoffensive im Pazifik wurde am 09. Januar wieder aufgenommen; einhunderttausend Mann landeten an der Bucht von Lingayen auf Luzon, der Hauptinsel der Philippinen. Japanische Kamikazeflieger, die sofort gestartet waren, konnten zwar etwa eintausend amerikanische Invasionsschiffe zerstören, doch gingen bald die notwendigen Kamikazemaschinen aus. Die Amerikaner konnten den japanischen Widerstand leicht brechen und rückten schnell in Richtung philippinische Hauptstadt Manila vor. Am 15. Februar 1945 schickte General Douglas MacArthur mehrere Truppen auf die Halbinsel Bataan, um die Bucht vor Manila schneller öffnen zu können. Bis zum 26. Februar konnte die Felseninsel Corregidor durch den kombinierten Einsatz von Fallschirmjägern und amphibischen Truppen erobert werden. Von der einstmals viertausend Mann starken japanischen Streitkraft überlebten nur zwanzig die Kämpfe. Am 19. Februar 1945 landete das V. amphibische Korps Amerikas auf der japanischen Insel Iwo Jima (gehörte zu den Bonin Inseln), die aufgrund der geringen Entfernung zu Japan (etwa eintausendeinhundert Kilometer) eine hohe strategische Bedeutung hatte. Auf der Insel hatten die Japaner drei Flugplätze eingerichtet; mit den dort stationierten Jägern konnten sie amerikanische Bomber, die von den Marianeninseln und den Philippinen kamen, abfangen. Während der Landungsvorbereitungen wurde die Insel drei Tage lang beinahe pausenlos von amerikanischer Schiffsartillerie und Luftwaffe sturmreif gebombt. Die etwa einundzwanzigtausend Japaner mussten sich in Bunker zurückziehen, die in das Felsmassiv des Vulkans Surabachi gebaut waren. Zwar gelang es den Amerikanern (unter hohen Verlusten von Marines) am 23. Februar, den höchsten Punkt der Insel zu erobern, doch die Japaner verteidigten die Insel fast bis zum letzten Mann; die Kämpfe dauerten noch bis zum 16. März. Am Ende konnten nur zweihundertsechzehn Japaner gefangengenommen werden, der Rest der ehemaligen einundzwanzigtausend Männer war gefallen, die Amerikaner hatten über dreiundzwanzigtausend Opfer zu beklagen. Nach der Einnahme von Iwo Jima setzten die Amerikaner das „Inselspringen“ in Richtung Japan fort. 01. April 1945: Die Amerikaner starteten das „Unternehmen Iceberg“; die 10. Armee landete auf Okinawa. Etwa vierhundert japanische Kamikazeflieger versuchten den gegnerischen Flottenverband zu vernichten, doch die Flieger wurden meist von amerikanischer Luftabwehr abgeschossen, die amerikanischen Marineverluste blieben gering. Im Verlauf der Kämpfe konnte auch das größte Schlachtschiff des Zweiten Weltkriegs, die japanische „Yamato“ (etwa zweiundsiebzigtausendachthundert Tonnen schwer) und der größte Teil ihrer Eskorte durch die Amerikaner versenkt werden. Die Landung auf Okinawa wurde durch starkes Artilleriefeuer von See vorbereitet. Die US-Air Force richtete auf der Insel Flugplätze ein, so konnten die Luftangriffe auf japanische Städte nochmals intensiviert werden. Schon im Februar 1945 war die japanische Hauptstadt Tokio immer wieder Ziel besonders schwerer Fliegerangriffe geworden. Die Einnahme der Flugplätze auf Iwo Jima machte den Amerikanern die Luftoperationen erheblich leichter, da die Luftstützpunkte der Insel für die Japaner verloren waren. Die Amerikaner wurden nicht mehr schon über dem Ozean, sondern nur nahe des Ziels angegriffen. Am 25. Februar konnte die 21. amerikanische Luftflotte den bislang schwersten Angriff auf Tokio fliegen; mehr als einhundertsiebzig der neuen Langstreckenbomber B-29 „Superfortress“ (eingesetzt seit November 1944, um die japanischen Hauptinseln zu bombardieren; erster Angriff war am 24. November 1944 auf Tokio geflogen worden) hatten mehr als eintausendsechshundert Tonnen Brandbomben abgeworfen. Da die japanischen Häuser nur aus Holz gebaut waren, war die Wirkung der Bomben besonders vernichtend gewesen. Über zweihundertsiebenundsechzigtausend Gebäude waren zerstört worden, mehr als vierundachtzigtausend Zivilisten ums Leben gekommen, vierzigtausend verletzt worden. Sechs Millionen Japaner waren anschließend aus der zerstörten Hauptstadt evakuiert worden.
Die Entscheidungsschlacht bei Stalingrad
Mitte 1942 war die Niederlage von Moskau schon fast wieder vergessen. Die Heeresgruppe Süd war auf dem Weg in die Ukraine bzw. in den Kaukasus und seine strategisch wichtigen Ölfelder. Doch ein Großteil der Heeresgruppe Süd sollte zur sowjetischen „Rüstungsstadt“ Stalingrad (heute Wolgograd) vorrücken. U.a. gelang es der 11. Armee unter Generaloberst Erich von Manstein zusammen mit rumänischen Truppen, die Festung Sewastopol auf der Krim am 04. Juli 1942 einzunehmen, nachdem sich die letzten sowjetischen Truppen unter General Iwan Jefimowitsch Petrow nach Chersones zurückgezogen hatten. Die Deutschen hatten die Krim, deren Eroberung im Mai mit der Eroberung der Stadt Kertsch begonnen hatte, vollständig erobert. Nun konnten sie ihren Auftrag (Kaukasus, Stalingrad) fortsetzen, ohne einen Flankenangriff befürchten zu müssen. Am 23. August 1942 erreichten schließlich die Panzerspitzen der 6. deutschen Armee unter Kommando von General Friedrich Paulus die Stadt Stalingrad; man begann einen Großangriff im Süden. Bereits am 28. Juni hatte die Heeresgruppe Süd in Richtung Kaukasus angegriffen, die letzten dortigen Rotarmisten zurückgedrängt. Die Sommeroffensive hatte erfolgreich begonnen, man hatte in wenigen Wochen mehr als eintausend Kilometer zurückgelegt. Um die 6. Armee bei Stalingrad zu unterstützen, sollte die Luftwaffe die Stadt sturmreif bomben. Die Bomben fielen pausenlos; sechshundert Maschinen verwandelten Wohnviertel in Flammenmeere. Auch Artilleriefeuer herrschte Tag und Nacht. Die „Sache bei Stalingrad“ sollte „erledigt werden“. Die neunhunderttausend Menschen in der Stadt wurden nicht evakuiert, rund vierzigtausend starben bei den Angriffen der Deutschen vor der „Entscheidungsschlacht“. 04. September 1942: Deutsche Artillerie rückte in Stalingrad ein und schnitt die wichtigste sowjetische Nachschubsbahnlinie ab. Doch die Rote Armee wehrte sich. Jetzt wurde der Kampf zu einer „Schlacht“ um jedes Haus; die technische Überlegenheit der deutschen Wehrmacht spielte nun keine Rolle mehr. Doch noch immer herrschte bei den Deutschen Siegesgewissheit, die Sowjets mussten eine Niederlage befürchten, denn ihre Verluste waren dreimal höher, als die deutschen Verluste; rund zweitausendfünfhundert Rotarmisten starben täglich. Doch am 19. November fiel Schnee und die Flanken der 6. Armee waren verwundbar. Genau in diesen Lücken, wo keine Soldaten standen, griff die Rote Armee an. Besonders schwer traf es die Italiener und Rumänen in vorderen Linien, letztere zogen sich unter dem Befehl „Alles stehen und liegen lassen!“ zurück. Dies war die empfindlichste Stelle der Front. Die Generäle hatten Hitler immer wieder gewarnt, dass die Ostfront zu lang und Kräfte zu schwach seien, doch dieser hielt nichts von diesen Argumenten, ausgesprochen von Leuten, die schon im Ersten Weltkrieg im Sessel gesessen hatten, während er selber „Fronterfahrung“ hatte. 22. November: Die Rote Armee wandte die alte deutsche Taktik an, kesselte Stalingrad ein. Die Deutschen und ihre Verbündeten schoben sich gegenseitig die Schuld zu. Am gleichen Tag erfuhr Hitler während seines Urlaubes in Berchtesgaden von der Einkesselung der 6. Armee. Er brach seinen Urlaub ab und befahl, der Kessel sei unter allen Umständen zu halten, kein Ausbruchsversuch sei vorzunehmen. Göring versprach, die Eingekesselten über eine Luftbrücke zu versorgen, doch auch dieses Versprechen konnte er nicht halten. Fünfhundert Tonnen Munition und Verpflegung waren das Existenzminimum der 6. Armee, die Luftwaffe schaffte im Durchschnitt keine hundert Tonnen. Täglich wurden Verwundete aus dem Kessel ausgeflogen, insgesamt rund vierzigtausend. Doch jede dritte Maschine ging über Stalingrad verloren oder zerschellte bei einer Bruchlandung. Die Versorgung der Soldaten wurde immer schlechter, zwar filmte die Wochenschau Soldaten mit Butterbroten, doch in Wirklichkeit herrschte Hunger. Von Südwesten rückte ein deutsches Korps bis Weihnachten 1942 fünfzig Kilometer an Stalingrad heran, um in der „Operation Wintergewitter“ die Deutschen aus dem Kessel zu befreien. Doch der Vormarsch kam zum Stehen. Auch die Ölfelder im Kaukasus waren von den Sowjets in Brand gesteckt worden, ebenfalls ein Fehlschlag für die Deutschen. 10. Januar 1943: Großangriff der Roten Armee mit „Stalinorgeln“ (auf Lastwagen montierte Raketenwerfer) und Artillerie. Die 6. Armee konnte sich kaum noch wehren, seit Neujahr war Munition rationiert. Jetzt starben täglich tausend deutsche Soldaten. Um sich etwas zu schützen, stapelte man die Toten als Kugelfang auf. Es gab keine intakte Unterkunft, kein Wasser; für Verwundete bedeutete das den sicheren Tod. Die Rote Armee hatte jetzt keine Eile mehr, ihr Sieg war nur noch eine Frage der Zeit. Schon am 08. Januar hatten sowjetische Unterhändler die Deutschen zur Kapitulation aufgefordert, doch die Wehrmacht hatte Befehl, den „Kampf“ fortzusetzen. Der Hunger war bei den deutschen Soldaten so groß, dass Kannibalismus einsetzte, Tote wurden gegessen, nachdem man ihnen die Organe herausgeschnitten hatte. Am 18. Januar 1943 war Rumäniens Marschall Ion Antonescu beim Staatsbesuch in der „Wolfschanze“. Auch ein Bote von General Paulus war anwesend, der um „Handlungsfreiheit“ (Kapitulation) bitten sollte, doch Hitler lehnte ab. Währenddessen stieg die Zahl der deutschen Überläufer in Stalingrad stark an. Deutsche Kriegsgerichte fällten über dreihundert Todesurteile gegen Überläufer. Auch die Anzahl der Selbstmorde stieg. Jetzt ergaben sich schon ganze Einheiten und gingen freiwillig in sowjetische Gefangenschaft – immer noch besser als der sichere Tod, war bei vielen die Losung. Die Übrigen übten Gehorsam bis in den Tod. Jetzt war bei allen Soldaten klar, dass der Krieg verloren war; die „Schlacht“ war nur noch ein Niedermetzeln einer ganzen Armee. 02. Februar 1943: Nach zweiundsiebzig Tagen im Kessel kapitulierte die 6. Armee gegen Hitlers Anweisung. Paulus war zuvor zum Feldmarschall befördert worden – eine klare Aufforderung: Selbstmord! Auch Paulus ging in Gefangenschaft, mit ihm rund zweiundneunzigtausend deutsche Soldaten. Die Sowjets hatten sich fatal verschätzt: man nahm an (vor der deutschen Kapitulation), im Kessel befänden sich etwa vierzigtausend deutsche Soldaten, in Wahrheit waren es aber drei- bis viermal so viele. Man konnte die Gefangenen kaum versorgen, denn die eigenen Bürger hatten kaum etwas zu essen. Erst 1955, zwei Jahre nach Stalins Tod, sollten die letzten deutschen Soldaten in die „neue“ Heimat zurückkehren. Insgesamt überlebten nur rund sechstausend Mann die Gefangenschaft. Die Nationalsozialisten stilisierten das Sterben von Stalingrad zum Heldentod, doch die Bevölkerung wollte dies nicht mehr glauben. Jetzt war es traurige Gewissheit: für Deutschland war der Krieg verloren.
Luftkampf über Deutschland
Am 23. Februar 1942 wurde Sir Arthur Harris Chef des britischen Bomberkommandos. Er war der Auffassung, man könne Deutschland besiegen, indem man seine wichtigsten Handels- und Industriestädte zerstört und dadurch die Bevölkerung demoralisiert. Der Krieg lief zu dem Zeitpunkt für Großbritannien nicht gut, da sie sich 1940 aus Frankreich zurückziehen mussten und auch in Afrika fast besiegt waren. Zudem hatte Großbritannien kaum Soldaten bzw. Landkriegsausrüstung und musste einsehen, dass ein Landungsversuch erneut fehlschlagen würde. So kam schließlich die einzig verfügbare Waffe zum Einsatz: der Bomber. Die Moral der britischen Bevölkerung musste dringend gesteigert werden, das Volk war aber, wie Premier Churchill, von der deutschen Kriegführung (besonders durch die Zerstörung von Coventry) empört. Im Frühjahr 1942 war das britische Bomberkommando zum Großangriff bereit, viele Piloten kamen direkt von der Ausbildung und hatten gerade ihren Flugschein erhalten, als sie vom Bomberkommando eingezogen wurden. Die ersten Ziele waren die deutschen Küstenstädte, da sie leicht zu finden und schnell zu erreichen waren. Die Briten hatten insgesamt zweiundfünfzig Städte aufgelistet, die auf jeden Fall bombardiert werden sollten, fünfzehn Millionen potenzielle Opfer. In der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942, der Nacht zum Palmsonntag, wurde Lübeck Ziel des ersten Flächenbombardements im Zweiten Weltkrieg. Zwar hatte die Stadt keine Rüstungsbedeutung, aber laut britischen Studien eine besondere Eigenschaft: „Brennbarkeitsstufe 1“, denn Lübeck war dicht bebaut. Die britischen Bomber verwandelten die Altstadt in ein Flammenmeer. Das Bild nach dem Angriff prägte besonders die Marienkirche, die ihre Türme verloren hatte und viele ihrer unersetzbaren Kunstschätze verbrannten. Die zerborstenen Glocken liegen noch heute unverändert als Mahnmal in der Kathedrale, außerdem das „Nagelkreuz“, welches aus Metall der Stadt Coventry stammt und als Zeichen der Versöhnung in der Kathedrale seinen Platz gefunden hat. Schon bald wurde aus der Gegenwehr, der Rache für Coventry und London, Angriff. Das britische Bomberkommando wollte beweisen, dass auch eine Großstadt in einer Nacht zerstört werden konnte. So kam es in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 zum Großangriff auf Köln mit einer Besonderheit: erstmals hatte Arthur Harris eintausend Bomber zusammengestellt, wollte den Briten so zeigen, wozu „sein Bomberkommando“ in der Lage war. Den berühmten Dom sollten die Angreifer schonen, doch bei Nacht war genaues Zielen nicht möglich. Letztendlich wurde der Dom bei insgesamt einhundertfünfzig Angriffen auf Köln vierzehnmal getroffen. Die kostbaren Glasfenster hatten die Kölner vorsichtshalber in Sicherheit gebracht; nur der stählerne Dachstuhl verhinderte das Ausbrennen des Doms. Der Kölnangriff steigerte die Moral der Briten stark, die deutsche sollte auch anhand von Flugblättern gebrochen werden, die über Städten abgeworfen wurden. Die Deutschen wollten sich mit Flak gegen die Luftangriffe wehren; sie stellte für die alliierten Flugzeuge anfangs auch eine große Gefahr dar, doch der britische Nachschub an Flugzeugen war viel größer als bei den Deutschen. Auch die deutschen Jäger bedeuteten anfangs Gefahr für die britischen Flieger; insgesamt verlor das britische Bomberkommando während des Bombenkrieges rund sechsundfünfzigtausend Männer, doch dann wurden die Bomber durch britische Jäger geschützt. Zugleich wandten die Briten auch eine neue Strategie an: zusätzliche Bombardierung von Wohnvierteln. Man wollte die Zivilbevölkerung leiden lassen, in der Hoffnung, eine Revolution, einen Umsturz der deutschen Regierung und somit das Kriegsende herbeizuführen. Doch dieser Plan erfüllte sich nicht, im Gegenteil, lähmte sogar noch die Bereitschaft zum Widerstand und ließ die Menschen noch enger zusammenrücken. „Ausgebombte“, wie das neue Wort hieß („ausgebombt“ = wenn alles zerstört war), die auf der Straße leben mussten, wurden von Leuten aufgenommen, die noch eine intakte Unterkunft hatten, dies war die so genannte „Volksgemeinschaft“. Die NS-Führung nahm das Sterben der Menschen und Städte in Kauf und hielt die Moral der Menschen mit Durchhalteparolen aufrecht. Kinder kannten nichts Anderes als Ruinen, spielten sogar „Bombenangriff“. Vom 14. bis zum 26. Januar 1943 trafen sich Roosevelt und Churchill in der marokkanischen Hafenstadt Casablanca, um die weitere alliierte Kampfstrategie festzulegen. Die wichtigsten Beschlüsse waren die bedingungslose Kapitulation der Achsenmächte (Deutschland, Italien, Japan), die Fortsetzung des Krieges im Mittelmeerraum, die Beseitigung der deutschen U-Bootgefahr und die Intensivierung der alliierten Bombardements durch Beteiligung der Amerikaner, die hauptsächlich die Rüstungsindustrie zum Ziel haben sollten. So wurde Großbritannien zum „Flugzeugträger“ für die Amerikaner; bereits am 27. Januar wurde der erste amerikanische Tagesangriff auf Wilhelmshaven geflogen, am 30. Januar traf es Berlin. Die Briten übernahmen weiterhin nachts die Flächenangriffe auf deutsche Städte. Schon 1942 hatte sich die britische Luftüberlegenheit im Westen abgezeichnet, da viele deutsche Flieger an der Ostfront benötigt wurden. Bei den Luftangriffen durften nur Deutsche in die Schutzräume, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge waren schutzlos. Ab März 1943 wurden auch die Rüstungs- und Industriebetriebe des Ruhrgebiets massiv bombardiert. Allerdings waren die alliierten Verluste hoch und die Wirkung der Bomben nur gering; die Deutschen konnten die Betriebe außergewöhnlich schnell wieder aufbauen. Im Mai wurde dann auch die Wasserversorgung im Ruhrgebiet und in Westfalen zum Ziel der Bomber. Am 17. Mai griffen morgens britische „Lancaster“ in der „Operation Dambuster“ u.a. die Möhne-, die Eder- und die Sorpetalsperre an, letztere wurde zwar beschädigt, hielt aber stand. Für diesen Einsatz, der schon vor dem Kriegsausbruch geplant, aber erst mit Harris konkreter geplant worden war, hatten Piloten in den vorigen Wochen mit einer speziell dafür konstruierten Bombe an einem Damm in Wales geübt. Die zylinderförmige „Rollbombe“ sollte wie ein Kieselstein über die Wasseroberfläche springen und schließlich ins Ziel einschlagen. Die Flugzeuge mussten die „Rollbomben“ in genau achtzehn Metern Höhe ausklinken, damit das Ziel nicht verfehlt wurde. Die Eder- und die Möhnetalsperre wurden zerstört. Durch die Fluten der Möhnetalsperre ertranken über eintausenddreihundert Menschen, davon rund siebenhundert Zwangsarbeiter. Zwei Tage später sprach Churchill vor dem amerikanischen Kongress und betonte die Notwendigkeit, Deutschland unter allen Umständen zu bezwingen und bekam großen Beifall. Seine Siegesgeste, mit der er das Rednerpult verließ, wurde zu einem Symbol des Krieges. In Deutschland versuchten die Nationalsozialisten die Moral der Bevölkerung mit Suppenküchen, Parolen, „Auszeichnungen“ für besonders bewährte Helfer im Chaos und neuen Wörtern weiterhin aufrechtzuerhalten. So hieß die ständige Angst vor den Bomben und die Zerstörung jetzt „Schicksalsgemeinschaft“. Schon die Jüngsten mussten beim Aufräumen mithelfen, Lebende und Tote aus den Trümmern bergen, KZ-Häftlinge mussten die nichtexplodierten Bomben ausgraben. Der Wiederaufbau band Kräfte, die an der Front fehlten. 1941 hatte die „Royal Air Force“ bereits Industrieanlagen bei Hannover, die Hafenanlagen Rotterdams und die Focke-Wulf-Flugzeugwerke bei Bremen bombardiert, allerdings nur mit geringer Wirkung. Zivile Ziele waren noch nicht angegriffen worden, erst unter Harris Kommando. Am 11. Juni 1943 begann gemäß den Absprachen der Konferenz in Casablanca die so genannte „Combined Bomber Offensive“ („kombinierte Bomberoffensive“) mit dem Luftangriff auf die Rheinmetropole Düsseldorf. Die Bevölkerung lebte Tag und Nacht im Takt der Sirenen. In den nächsten Wochen wurden auch Bochum, Gelsenkirchen, Krefeld, Oberhausen, Mühlheim, und Wuppertal bombardiert. Im August wurden die alliierten Luftangriffe auf Süddeutschland ausgedehnt; sogar auf Österreich fielen Bomben. Doch die verheerendsten Schläge standen noch bevor. Vom 25. bis zum 30. Juli 1943 wurde in der „Operation Gomorrha“ Hamburg Opfer eines bisher nie gekannten „Feuersturms“. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli griffen mehr als siebenhundert britische Bomber die Stadt an; über zweitausend Tonnen Spreng- und Brandbomben wurden über den Stadtteilen Altona, Eimsbüttel und Hoheluft abgeworfen. Die Bombardements folgten in Abständen von etwa zwanzig Minuten. US-Verbände griffen in den nächsten beiden Tagen den Hafen und die Werftanlagen an, die die Deutschen zum Schutz vergeblich eingenebelt hatten. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli flog die „RAF“ den bisher schwersten Angriff der Kriegsgeschichte; bei etwa gleicher Anzahl von Flugzeugen war der Anteil der Brandbomben von neunhundert auf eintausendzweihundert Tonnen erhöht worden. Ziel war der Ostteil Hamburgs, der lichterloh in Flammen aufging. Nach diesem Großangriff auf die Wohngebiete flüchteten rund zwei Drittel der Stadtbevölkerung (über eine Million Menschen) tagelang ins Umland oder in andere Städte. In der Nacht zum 30. Juli wurden mit gleicher Stärke die noch unbetroffenen Bezirke, insbesondere Barmbek, angegriffen. In der Nacht zum 03. August griffen nochmals vierhundert Bomber die Stadt an, verfehlten sie jedoch und warfen die tödliche Fracht über umliegenden Orten ab, denn es war aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, mit den Bomben zurückzukehren. Damit war die „Operation Gomorrha“ beendet; sie tötete über zweiundvierzigtausend Menschen in Hamburg, rund achttausenddreihundertvierundvierzig Tonnen Bomben hatten die Stadt in vier Tagen und vier Nächten zerstört. Die alliierten Verluste waren verhältnismäßig gering, denn man hatte vor den Angriffen Stanniolstreifen abgeworfen und das deutsche Radar so ausgeschaltet; die Jäger waren in die falsche Richtung geflogen, die Flakabwehr blind gewesen. Trotzdem waren einhundert alliierte Bomber verloren gegangen und fünfhundertzweiundfünfzig alliierte Flieger ums Leben gekommen. Der „Feuersturm“ entwickelte bis zu eintausend Grad Celsius Hitze und war nicht aufzuhalten, selbst Glas schmolz. Obwohl die Alliierten die Luftüberlegenheit besaßen, leisteten die deutschen Tagjäger erbitterten Widerstand. Doch ab Frühjahr 1944 wurde der Kampf für sie zum „Himmelfahrtskommando“, der Nachschub fehlte. Bei den Briten flossen seit 1943 ein Drittel der Kriegskosten in die Royal Air Force, die Deutschen hatten dagegen nur wenig neu fabrizierte Flugzeuge, eine bedrohende deutsche Bomberflotte existierte schon nicht mehr. Luftwaffenchef Hermann Göring wollte die Moral seiner Piloten steigern, doch keiner wollte mehr recht an einen deutschen Sieg glauben. Dennoch kämpften sie gegen einen übermächtigen Feind weiter, dessen Stärke immer mehr zunahm. Ende 1944 waren bereits zwei Drittel der deutschen Großstädte zerstört. Doch noch immer beugte sich die Mehrheit der Deutschen Hitlers Macht. Die Bombardements gingen weiter. Samstag, 03. Februar 1945: Die eintausend Bomber der 8. amerikanischen Luftflotte sollten alles Bisherige in den Schatten stellen. Das Ziel dieses Angriffs war Berlin. Die Stadt und ihre Bewohner hatten schon Erfahrung mit dem „Bombenkrieg“, kein Tag, keine Nacht verging ohne Fliegeralarm, auch wenn nicht immer die Hauptstadt das Ziel der alliierten Angriffe war. Das Wetter an diesem Samstag war schön, man hatte eine gute Sicht. Gegen 10.00 Uhr begannen schließlich die Sirenen zu heulen, um 10.39 Uhr wurde Vollalarm ausgerufen; das deutsche Luftlagezentrum hegte nun keine Zweifel mehr, dass die Hauptstadt das Ziel war. Daraufhin gingen die Menschen in die Schutzräume. Um 11.02 Uhr erreichten die ersten Bomber das Ziel, die halbwüchsigen Hitlerjungen der Flakabwehr konnten gegen die Übermacht in der Luft kaum etwas ausrichten. Von 11.05 Uhr bis 11.52 Uhr fielen die Bomben; Brandbomben setzten das Regierungsviertel in Brand, der Rest Berlins wurde ebenfalls zerstört. Rund fünfundzwanzigtausend Menschen, auch der Präsident des „Volksgerichtshofes“, Roland Freisler, waren getötet worden. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis „Hitlers Krieg“ in den Untergang führte. Doch noch immer erfüllte sich der Wunsch der Alliierten nicht; überall hielt jetzt die „Volksgemeinschaft“ Einzug. Anfang 1945 war Dresden größtenteils noch unversehrt. Aber auch hier gab es Rassenwahn und Deportationen von Juden und Halbjuden. In die „Elbflorenz“ waren viele Menschen geflüchtet, die anderswo „ausgebombt“ worden waren, denn die Deutschen hielten Dresden für eine „sichere“ Stadt; man war der Meinung, allein die vielen kostbaren Kunstschätze und das Gerücht, Churchills Tante wohne dort, seien ein ausreichender Grund, die Stadt zu verschonen. Aber Dresden war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt; täglich wurden deutsche Soldaten durch die Stadt geschleust, täglich durchquerten Flüchtlinge aus dem Osten die Metropole, denn die Rote Armee war auf dem Vormarsch. Die sowjetische Winteroffensive hatte sie bis Februar 1945 einhundertfünfzig Kilometer an die Elbe herangeführt. Vom 04. bis zum 11. Februar trafen sich „die großen Drei“ (Churchill, Roosevelt, Stalin) in Jalta, auf der Krim, um das weitere gemeinsame Vorgehen zu besprechen. Auf der Konferenz wurde Folgendes festgelegt: Teilung Deutschlands in Besatzungszonen (Ergänzung der Teheran-Konferenz 1943); Reparationszahlungen an die Siegermächte; Gebietsabtretungen; Bildung eines „Alliierten Kotrollrates“; totale Entwaffnung der Wehrmacht; Bildung einer provisorischen polnischen Regierung durch einen Zusammenschluss der Exilregierung mit dem in der Sowjetunion ins Leben gerufenen “Lublin-Komitee”; Anerkennung der Curzon-Linie mit geringen Abweichungen zugunsten Polens, das im Westen durch deutsche Gebiete entschädigt werden sollte; Zusammentritt der Vereinten Nationen in San Francisco zur Festlegung ihrer Gründungscharta, wobei der Sowjetunion drei Vertreter zugestanden wurden; der Eintritt der Sowjetunion in den Krieg gegen Japan drei Monate nach dem Ende des Krieges in Europa; Ausweitung des westalliierten Bombenkrieges zur Unterstützung der Roten Armee. Daher sollte jetzt eine deutsche Stadt auf der alliierten Liste ganz nach oben rücken: Dresden! Dort gab es, außer für Hitlers Stadthalter, keine Luftschutzbunker. Die britischen Piloten starteten in dem Gedanken, ein strategisch-wichtiges Ziel anzugreifen, das Dresden in Wirklichkeit nicht war. 13. Februar 1945, Faschingsdienstag: Kurz nach 22.00 Uhr verkündete ein Radiosprecher, dass feindliche Fliegerverbände im Anflug auf das Stadtgebiet seien. Kurz darauf erreichten die siebenhundertdreiundsiebzig britischen Bomber nach neun Stunden gutüberstandenem Flug die Stadt und warfen in zwei Angriffswellen zweitausendsiebenhundert Tonnen Spreng- und Brandbomben ab. Ziel dieses Angriffs war das Stadtzentrum, das lichterloh abbrannte. Der Feuersturm ließ Menschen ersticken oder blies sie um. Am nächsten Tag wurde die Zerstörung Dresdens durch Briten und Amerikaner fortgesetzt. Nur der Flugplatz Klotzsche, die Kasernen und Lager blieben unversehrt. Dieser Fliegerangriff war der schwerste im Zweiten Weltkrieg. Es ist wegen den vielen unregistrierten Flüchtlingen nicht bekannt, wie viele Opfer die Attacke forderte; man schätzt zwischen fünfundzwanzig- und zweihundertfünfundvierzigtausend Tote. Symbol dieses Luftangriffs und des Zweiten Weltkrieges wurde später die Ruine der Dresdner Frauenkirche. Nach dem Dresdner Angriff begannen auch alliierte Politiker am Bombenkrieg zu zweifeln; selbst Churchill meinte, man solle sich von den Plänen distanzieren, die er selbst angeordnet hatte, sonst übernähme man am Ende ein total ruiniertes Land. Allein 1945 richteten alliierte Bomben mehr Schaden an als je zuvor. Die Briten verloren im Bombenkrieg rund sechsundfünfzigtausend Männer, die Amerikaner über achtzigtausend; die Zahl der deutschen Opfer ist nicht genau bekannt.
Der Weg in den Untergang
Die deutsche Niederlage bei Stalingrad und die immer massiver werdenden alliierten Fliegerangriffe auf Deutschland ließen die deutsche Bevölkerung gegenüber dem Nazi-Regime wankelmütig werden. Um eine deutsche Kapitulation zu verhindern, hielt Hitlers Propagandaminister, Dr. Joseph Goebbels, am 18. Februar 1943 in Berlin eine Rede, die als Beispiel für Massendemagogie in die Geschichte einging. Er hatte sich schon lange vorgestellt, der Welt den bedingungslosen Kriegswillen, die bedingungslose Kriegsbereitschaft des deutschen Volkes zu demonstrieren. So stimmte er das Volk in seiner Rede auf einen noch härteren, brutaleren Krieg ein, deren Gipfel die Frage „Wollt ihr den totalen Krieg?“ darstellte. Die Menschen stimmten mit tausendfachem „Ja!“ zu. Damit hatten die Nationalsozialisten nun eine Legitimation auf eine noch radikalere Kriegführung bis zum Ende, die die alliierte Offensive vernichtend schlagen und zum erwünschten „Endsieg“ führen sollte. Am 10. Juli 1943 landeten die Briten unter Feldmarschall Bernard Montgomery und die Amerikaner unter General George Patton auf Sizilien. Der Widerstand der kriegsmüden Italiener konnte leicht gebrochen werden. Daraufhin trat der italienische „Duce“, Benito Mussolini, zurück; er wurde auf Befehl des italienischen Königs, Vittorio Emanuele III., verhaftet und in einem Gefängnis auf dem Gran Sasso festgehalten, bis er auf Hitlers Befehl am 12. Oktober befreit wurde. Der italienische König stellte Marschall Pietro Badoglio als neuen Ministerpräsidenten ein. Italien versprach Deutschland zwar, den Krieg auf deutscher Seite noch weiter zu führen, nahm aber heimlich Friedensverhandlungen mit den Alliierten auf; am 03. September trat der Waffenstillstand in Kraft. Am selben Tag landeten britische Einheiten auf dem italienischen Festland. Als der Waffenstillstand am 08. September bekannt wurde, startete die deutsche Wehrmacht den „Fall Achse“; sie besetzte Rom, entwaffnete die italienische Armee und nahm sie gefangen. Am nächsten Tag landeten die Amerikaner bei Salerno und drängten die Deutschen bis hinter Neapel zurück. Zwar konnte Mussolini nach seiner Befreiung vom Gardasee aus eine Marionettenregierung für das nördliche Italien installieren, doch Hitlers europäischer Kriegspartner war konnte ihn nicht mehr unterstützen und die deutsche Wehrmacht musste nun auch in Europa allein kämpfen. Eine weitere Last für Deutschland war die Kriegserklärung Badoglios an Deutschland am 13. Oktober, die die Konsequenz für den deutschen „Fall Achse“ war. Italien wurde von den Alliierten nun als „Mitkriegsführender“ anerkannt. Daraufhin verzichtete der italienische König auf die Titel „König von Albanien“ und „Kaiser von Äthiopien“. Zwar schaffte es der deutsche Generalfeldmarschall Albert Kesselring, südlich von Neapel eine Front quer über die Halbinsel aufzubauen, doch sie wurde von den Alliierten bis nach Monte Cassino zurückgeschlagen. Da die Soldaten der Wehrmacht nun auf noch mehr Orte aufgeteilt werden mussten, ließ die Schlagkraft drastisch nach. 06. Juni 1944: Um 06.30 Uhr rollte die „Operation Overlord“ an, die Landung der Alliierten in der Normandie. Erste Pläne hatten Roosevelt und Churchill bereits 1943 in Casablanca entworfen, den endgültigen Entschluss fasste man in Teheran zusammen mit Stalin, der schon seit dem „Unternehmen Barbarossa“ die Errichtung einer zweiten Front im Westen gefordert hatte. Trotz hoher Verluste schafften es die Alliierten, mit sechstausendvierhundert Landungsfahrzeugen an diversen Stellen der französischen Küste zwischen Cherbourg und Cean zu landen und schon am ersten Tag des „D-Days“ („Decision-Day“) etwa einhundertfünfzigtausend amerikanische, britische, kanadische, polnische und französische Soldaten auf das europäische Festland zu schleusen. Aufgrund eines Täuschungsmanövers der Alliierten meinte Hitler, die eigentliche Invasion fände bei Calais statt, da dort der Seeweg zwischen Großbritannien und Frankreich am kürzesten war; daher schickte er keine Soldaten an die eigentlichen Invasionsstellen in der Normandie. Die Alliierten hatten kurz zuvor in Südengland Puppen und Fahrzeugattrappen bereitgestellt, die eine zweite Invasionsarmee vortäuschen sollten. Erst als die echten Invasoren den kritischen Küstenstreifen bereits überwunden hatten, begriff Hitler, dass keine zweite Invasion stattfinden würde. Für einen Gegenschlag war es da schon zu spät, denn alliierte Flugzeuge vereitelten jeden geordneten deutschen Angriff. In den nächsten Tagen weiteten die alliierten Truppen ihre Brückenköpfe aus und konnten durch ihre große materielle Überlegenheit die deutsche Abwehrfront nach Süden zurückdrängen. Am 26. Juni eroberten britische und amerikanische Truppen Cherbourg, Ende Juli konnten sie bei Avranches endgültig aus ihren Brückenköpfen ausbrechen und einen Bewegungskrieg beginnen. Bis Ende Juni hatten die Alliierten mehr als achthundertfünfzigtausend Soldaten und etwa einhundertfünfzigtausend Fahrzeuge an Land gebracht. Zur Versorgung der Truppen legte man später sogar eigene Häfen und Pipelines an. Die deutschen Truppen konnten anfangs noch ihren Zusammenhalt wahren, wurden aber nach und nach aufgerieben. Generalfeldmarschall Erwin Rommel versuchte Hitler vergebens verständlich zu machen, dass der Krieg für Deutschland verloren war und war bereit, gegen Hitlers Willen einen Waffenstillstand auszuhandeln. Rommel wurde aber am 17. Juli bei einem alliierten Fliegerangriff schwer verletzt (Schädelbruch). Die Alliierten griffen Deutschland nun auch von Westen an. Am 17. September 1944 landeten in der größten Luftlandeaktion des Zweiten Weltkriegs („Operation Market Garden“) fünfunddreißigtausend alliierte Fallschirmjäger bei Arnheim, Nimwegen und Eindhoven. Man wollte die strategisch wichtigen Brücken über Waal, Maas und Rhein einnehmen. Die Brücken waren die wichtigsten Verbindungen für Montgomery und seine Truppen von Norden zum Ruhrgebiet. Die Brücken in Eindhoven und Nimwegen konnten problemlos besetzt werden, in Arnheim setzten sich deutsche SS-Panzerkorps jedoch heftig zur Wehr. Man hätte den deutschen Generalfeldmarschall Walter Model, der bei Arnheim sein Hauptquartier hatte, gefangen nehmen können, doch man marschierte in Arnheim ein. Der östliche Teil der Brücke konnte eingenommen werden, die Chance zur ganzen Kontrolle der Brücke vergab man jedoch. Das SS-Panzerkorps kesselte die englischen Truppen schließlich ein. Entsatzversuche scheiterten am starken Widerstand der deutschen Panzer. Am 25. September mussten Oberstleutnant Frost und seine Leute vor den Deutschen kapitulieren. Von rund zehntausend Fallschirmjägern wurden rund achttausend Männer getötet oder gerieten in deutsche Gefangenschaft. Bereits am 25. August 1944 war General Charles de Gaulle, Vorsitzender der französischen Exilregierung, in Paris eingezogen, obwohl die Stadt noch nicht frei von deutschen Soldaten war. Trotz mehrerer Schüsse setzte er seinen Marsch fort. Am 19. August hatte die französische „Résistance“ einen Aufstand gegen die deutschen Besatzer organisiert, bei dem mehrere deutsche Soldaten getötet, Fahrzeuge beschossen und Gebäude besetzt worden waren. Entgegen Hitlers Befehl, eine Gegenoperation durchzuführen, unternahm Stadthalter General Dietrich von Choltitz nichts. In der Nacht zum 25. August erreichte die 2. französische Panzerdivision unter Marschall Philippe Leclerc das Rathaus. Man schloss einen Waffenstillstand und nahm die deutschen Soldaten gefangen. Nach der Befreiung von Paris begannen die Franzosen mit der Verfolgung der Kollaborateure, den Franzosen, die mit den Deutschen zusammengearbeitet hatten. Der Vormarsch nach Osten wurde fortgesetzt. Auch die Rote Armee marschierte auf Deutschland zu. Am 09. Juni 1944 begann die Rote Armee eine Offensive auf die sich zurückziehende deutsche Heeresgruppe Mitte. Es gelang, die deutsche Front an mehreren Stellen zu durchbrechen und die Deutschen bei Witebsk und Orscha einzukesseln. Die Wehrmacht konnte sich nur unter hohen Verlusten befreien und musste sich weit nach Westen zurückziehen. Anfang Juli war die Heeresgruppe Mitte faktisch vernichtet. Die 4., die 9. Armee und die 3. Panzerarmee wurden aufgerieben, rund dreihundertfünfzigtausend deutsche Soldaten getötet oder kamen in Gefangenschaft. Ende Juli erreichte die Rote Armee Ostpreußen, Warschau und Belgrad. Im September unterzeichnete Rumänien mit der UdSSR einen Waffenstillstand, nachdem König Michael I. die pro-deutsche Regierung abgelöst und Deutschland den Krieg erklärt hatte, die deutsche Gebirgsarmee musste sich nach Norwegen zurückziehen. Dort zog sie eine neue Front, die bis zum Kriegsende nicht mehr angegriffen wurde. Ab dem 25. September 1944 waren alle waffenfähigen Männer zwischen sechzehn und sechzig Jahren dazu aufgerufen, das Heimatland zu verteidigen. Dieser „Deutsche Volkssturm“ sollte vor allem die Rote Armee im Osten aufhalten. Laut Hitlers Erlass war die Organisation, der Aufbau und die Leitung des „Volkssturms“ den jeweiligen Gauleitern übertragen. Fast eine Million Halbwüchsige, Greise und Kranke wurden eingezogen. Die Kampfkraft der Gruppe wurde allerdings auch in der Bevölkerung gering eingestuft. Die Mitglieder des „Volkssturms“ wurden kaum ausgebildet und hatten eine schlechte Ausrüstung. Im Kampf gegen den übermächtigen Feind kamen viele Jugendliche und Alte ums Leben. Im Westen begann am 16. Dezember 1944 die deutsche Ardennenoffensive unter dem Namen „Wacht am Rhein“. Die überraschende Großoffensive gegen amerikanische Stellungen zwischen Monschau und Echternach ging unerwartet zügig voran. Der Traum der Alliierten vom baldigen Kriegsende schmolz dahin. Die amerikanischen Stellungen wurden zum Großteil überrannt. Ziel war die Zerschlagung und Zurückdrängung der alliierten Invasionstruppen, um Kräfte für den Kampf im Osten freizumachen. Behilflich war den Deutschen anfangs das schlechte Wetter, da die alliierte Luftwaffe nicht in den Kampf eingreifen konnte. Doch in den Städten Bastogne und St. Vith gelang es nicht, den alliierten Widerstand zu brechen. Noch vor Erreichen des Maasbogens blieb die Offensive stecken. Als am 23. Dezember das Wetter aufklarte, scheiterte die deutsche Offensive wegen des alliierten Bombenhagels endgültig. Hitler gab gegen den Rat des Oberkommandierenden im Westen, Gerd von Rundstedt, das eroberte Gelände zu halten und keinen Rückzug vorzunehmen, doch die Verbände wurden durch den Ansturm der Alliierten bis Mitte Januar 1945 wieder zur Ausgangsposition zurückgedrängt. Etwa zwanzigtausend deutsche und etwa dreißigtausend amerikanische Soldaten hatte das Unternehmen das Leben gekostet. Am 12. Januar 1945 begannen die Sowjets eine gut vorbereitete Winteroffensive gegen die deutsche Ostfront. Drei sowjetische Heeresgruppen schlugen im Verlauf die Deutschen an der Weichsel bei einem Brückenkopf bei Baranów in Westgazilien, in Warschau und Ostpreußen. Die schwache und unvorbereitete deutsche Mittelfront wurde durchbrochen, dies griff auch auf andere Frontabschnitte über. Nach dem Einmarsch in Ostpreußen und Schlesien konnte die Rote Armee nun bis auf das deutsche Reichsgebiet vordringen. Im Februar standen die Sowjets bereits einhundertfünfzig Kilometer vor der Elbe. Hitler weigerte sich, entgegen dem Rat von Generaloberst Heinz Guderian, Truppen aus Norwegen und Kurland abzuziehen, um die Ostfront zu verstärken. Er machte die Heeresführung für die Niederlage verantwortlich. Tausende Menschen flüchteten nach Westen. Im April drang die Rote Armee schließlich bis an die Oder vor. Auch im Westen machten die Alliierten Fortschritte; bereits am 21. Oktober 1944 waren amerikanische Truppen in Aachen eingerückt. Der deutsche Widerstand war groß gewesen. Amerikanische Bomber und Artillerie hatten die Stadt in Schutt und Asche gelegt, worauf an einigen Stellen schließlich der deutsche Widerstand zusammenbrach. Hitler hielt Aachen für eine Stadt Karls des Großen und damit des Germanentums. Er hatte Anweisung erteilt, die Stadt um jeden Preis zu halten, doch letztendlich waren auf Befehl Kommandant Oberst Wilcks die weißen Flaggen gehisst worden, als die Amerikaner den Sturm vorbereiten. Mit Aachen war eine wichtige Schlüsselposition zur Kontrolle und Verteidigung des Ruhrgebiets und die erste deutsche Großstadt im Westen in unter feindliche Kontrolle geraten. Am 08. Februar 1945 begannen die Briten eine Offensive gegen deutsche Stellungen südöstlich von Nimwegen. Am 23. Februar schlossen sich die Amerikaner an und eroberten am 07. März das völlig zerbombte Köln. Der Kommandeur der stark geschwächten Heeresgruppe B, Generalfeldmarschall Walter von Model, ließ beim Rückzug seiner Truppe alle Rheinbrücken sprengen, doch die Ludendorff-Brücke bei Remagen fiel den Amerikanern in die Hände, da ein Sprengsatz versagt hatte. Dort bildeten sie einen Brückenkopf. Am 24. März überquerte die von der Mosel kommende 3. amerikanische Armee unter General George Smith Patton bei Oppenheim den Rhein. Nach der Überwindung der letzten natürlichen Barrieren setzte man zum Marsch nach Mitteldeutschland an. Die Deutschen wehrten sich immer noch erbittert. Am 21. Januar 1944 hatten deutsche Bomber London und andere südenglische Städte als Rache für die alliierten Luftangriffe auf deutsche Städte bombardiert. Bei den rund dreißig Angriffen kamen aber nie mehr als einhundert Maschinen zum Einsatz – man verfügte über keine größere Anzahl. Dann kam ab Juni 1944 die „Vergeltungswaffe 1“ („V1“; V = Vergeltung), eine flugzeugähnliche Flügelbombe mit Strahltriebwerken, zum Einsatz. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni wurde sie erstmals zur Vergeltung von britischen Bombenangriffen auf Peenemünde auf Südengland abgefeuert. Durch die Luftangriffe auf Peenemünde war die Herstellung von einsatzfähigen Raketengeschossen (später „V2“) unter Leitung von General Dornberger stark behindert und verzögert worden. Dann wurde diese am 08. September 1944 erstmals auf London abgeschossen. Allerdings war die „V2“ zu ungenau für den Einsatz auf begrenzte Ziele. Die erhoffte Kriegswende konnten die beiden „Wunderwaffen“ nicht mehr herbeiführen. Trotzdem schoss man sie immer wieder auf Südengland und Belgien ab. Antwerpen war nach der alliierten Invasion der wichtigste alliierte Umschlagplatz. Allein in Antwerpen und Lüttich forderte der Dauerbeschuss, vor dem es keine Warnung, keinen Schutz und keine Abwehr gab, bis Kriegsende rund sechstausendfünfhundert Menschenleben. Der tschechoslowakische Präsident kehrte am 03. April 1945 aus dem Exil in London in sein teilweise befreites Land zurück. Vorübergehend hielt er sich in der ostslowakischen Stadt Kaschau auf. Am folgenden Tag setzte Präsident Eduard Benes eine Koalitionsregierung ein, der auch bürgerliche Parteien angehörten, die wichtigen Schlüsselministerien hatte jedoch die Kommunistische Partei inne. Die Sozialdemokraten unter Zdenek Fierlinger leiteten die Regierung. Die Zusammensetzung und das Programm der Regierung hatten Benes und Stalin bereits im März 1945 ausgehandelt. Am 09. April 1945 wurden Wilhelm Kanaris, ein militärischer Widerstandskämpfer und Dietrich Bonhoeffer, ein kirchlicher Widerstandskämpfer, im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Damit waren zwei hohe Persönlichkeiten des Widerstandes gegen das Nazi-Regime ganz nach Hitlers Willen hingerichtet worden. Der „Führer“ wollte so kurz vor der Niederlage noch so viele seiner Gegner wie möglich mit in das Verderben ziehen. Auch KZ-Häftlinge hatte man aus dem Osten in den vermeintlich sicheren Westen deportiert, um die Hinrichtung der Juden bis zum Ende durchzuführen. So war z.B. am 26. November 1944 auf Befehl von SS-Chef Heinrich Himmler das Konzentrationslager Auschwitz geräumt worden, um eine Besetzung durch die Rote Armee zu verhindern. Die Gaskammern und Krematorien mussten Häftlinge in andere Lager bringen. Auschwitz wurde schließlich am Mittag des 27. Januar 1945 durch die 1. ukrainische Front unter grausigem Eindruck von Leichenbergen und nur wenigen Überlebenden, die bis auf die Knochen abgemagert waren, befreit. Auch die Westalliierten hatten mehrere Konzentrationslager befreit. Am 25. April 1945 begegneten sich bei Torgau erstmals westalliierte (Amerikaner) und ostalliierte (Sowjets) Truppen. Der Oberkommandeur der westalliierten Truppen, General Dwight David Eisenhower, befahl seinen Truppen, nicht weiter nach Osten vorzustoßen, sondern an der Elbe und an der Mulde, bei Torgau, anzuhalten. Die Briten hatten die in den Niederlanden stehenden deutschen Truppen abgeschnitten und stießen durch Westfalen am 19. April bis an die Elbe vor, Hamburg wurde am 03. Mai durch westalliierte Truppen eingenommen. Schon am 12. Mai 1944 hatte eine Großoffensive der alliierten Invasionstruppen in Italien begonnen, in deren Verlauf es den Alliierten gelungen war, an der deutschen Südfront, der so genannten „Gustav-Linie“, auf beiden Seiten des Klosters Monte Cassino durchzubrechen. In den Gefechten waren die deutschen Truppen immer weiter nach Norden zurückgedrängt worden, nur beim Kloster Monte Cassino war es den Deutschen gelungen, den alliierten Vormarsch zu stoppen. Die Kämpfe hatten noch bis zum 18. Mai angedauert. Das Kloster war schon am 15. Februar von den Alliierten durch Flugzeuge und Artillerie bombardiert worden. Nach dem Bombardement hatten deutsche Fallschirmjäger den Klosterberg besetzt und jeden alliierten Angriffsversuch vereitelt. Doch die am 22. Januar 1944 bei Anzio und Nettuno (im Rücken der deutschen Front) gelandeten alliierten Truppen hatten zusammen mit den Südtruppen, das Kloster einzukesseln gedroht. Daraufhin hatte der deutsche Oberkommandeur in Italien, General Albert Kesselring, am 17. Mai 1944 den Rückzug angeordnet. Die restlichen deutschen Truppen hatten sich nach Norden hinter Rom zurückgezogen, doch die italienische Hauptstadt war am 04. Juni 1944 von alliierten Truppen besetzt und die Deutschen bis 1945 immer weiter nach Norditalien zurückgedrängt worden. Schließlich begann am 14. April 1945 die letzte alliierte Großoffensive gegen die Deutschen in Italien. Am 19. April nahmen die Alliierten Bologna und am 27. April Genua ein. Eigentlich war vom alliierten Generalstab ein Stillstand der Truppen am Po eingeplant, doch aufgrund des leichten Erfolges gegen die deutschen Truppen marschierte man weiter. In Italien befanden sich noch fünfundzwanzig deutsche Divisionen, die an einen deutschen Sieg nicht mehr glaubten. Am 28. April wurden Mussolini, seine Geliebte und seine engsten Gefolgsleute von Partisanen erschossen, als sie in die Schweiz fliehen wollten. In Mailand wurden die Leichen öffentlich zur Schau gestellt. Einen Tag später kapitulierte die deutsche Heeresgruppe C unter General Heinrich von Vietinghoff-Scheel, die gegen die Alliierten in Oberitalien kämpfte. Der Befehlshaber der SS- und Polizeitruppen in Italien, General Karl Wolff, hatte mit Himmlers Wissen schon im März 1945 mit den Alliierten Verhandlungen zur Beendigung der Kämpfe aufgenommen. Bei den Gesprächen in Zürich machte der Chef des amerikanischen Geheimdienstes, Allan Dulles, Wolff aber klar, dass nur eine bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen in Frage käme. Da die deutsche Lage in Italien seit dem Beginn einer alliierten Offensive bei Bologna aussichtslos war, entschloss sich Vietinghoff-Scheel, entgegen Hitlers Befehl, die Kämpfe einzustellen. Am 02. Mai 1945 wurde der zwischen General Heinrich von Vietinghoff-Scheel und dem englischen General Frederick Morgan im alliierten Hauptquartier in Caserta geschlossene Waffenstillstand bekanntgegeben und trat noch am selben Tag in Kraft. Auch der „Deutsche Volkssturm“ konnte die Niederlage nicht abwenden, das letzte Aufgebot der Nationalsozialisten war geschlagen.
Die totale Niederlage Deutschlands und Japans
Die 6. SS-Panzerarmee unter Generaloberst Josef Dietrich, die schon bei der deutschen Ardennenoffensive stark dezimiert worden war, lieferte sich in Wien mit der Roten Armee heftige Kämpfe. Am 13. April 1945 wurde Wien von den Sowjets schließlich erobert und der Sozialdemokrat Karl Renner noch im gleichen Monat erster Regierungschef einer provisorischen Regierung im besetzten Österreich. Durch den Waffenstillstand in Italien am 02. Mai wurde auch für die Briten im Süden der Weg nach Kärnten und in die Steiermark frei. Kurz darauf brach auch in Bayern der deutsche Widerstand zusammen und die Amerikaner und Franzosen konnten ebenfalls in Österreich einrücken. Als am 05. Mai in Prag ein Aufstand gegen die deutschen Besatzer ausbrach, reagierten Einheiten der Waffen-SS brutal, die deutsche Luftwaffe bombardierte Stadtviertel, die von Widerstandskämpfern kontrolliert wurden. Daraufhin rief die Bevölkerung Prags die US-Air Force zur Hilfe, die aber nichts unternahm, da vereinbart war, dass die Rote Armee Prag zum Frontausgleich einnehmen sollte. Doch dann kam am 07. Mai die Wlassow-Armee, die aus russischen Kriegsgefangenen bestand, um den Pragern zu helfen. Am folgenden Tag kapitulierten die deutschen Einheiten des „Protektorats Böhmen und Mähren“ und es folgte die gewalttätige Vertreibung von über zwei Millionen Sudetendeutschen, wobei eine halbe Million Menschen starben. Obwohl die Alliierten die Einsicht hatten, dass der Bombenkrieg verringert werden sollte, wurden deutsche Städte noch bis Kriegsende zerbombt; z. B. Würzburg im April 1945. Am Ende des Krieges in Deutschland lagen insgesamt einhunderteinundsechzig deutsche Städte in Trümmern. Die deutschen Jäger erhoben sich in den letzten Kriegswochen oftmals gar nicht mehr vom Boden. So hatte die alliierte Luftwaffe leichtes Spiel. In großangelegten Aktionen wurde der deutschen Luftwaffe endgültig das Rückrad gebrochen, die Maschinen wurden am Boden zerstört. Am 16. April 1945 begann die Rote Armee mit zweieinhalb Millionen Soldaten unter dem Kommando von Marschall Georgi Konstantinowitsch Schukow und Marschall Iwan Stepanowitsch Konjew ihre Endoffensive von Oder und Neiße, das Ziel war Berlin. Um die Rote Armee aufzuhalten, hatten deutsche Jäger den Befehl, Kamikazeangriffe auf sowjetische Behelfsbrücken zu fliegen, nachdem man alle Oderübergänge gesprengt hatte. Doch die Behelfsbrücken waren in wenigen Stunden wieder aufgebaut. Am gleichen Tag starteten die ersten neuen Kamikazepiloten. Außerdem hatten sie den Befehl, alliierte Flugzeuge zu rammen. Das Ganze hieß „Selbstaufopferung“; etwa sechsunddreißig Kamikazepiloten kamen so ums Leben. Ca. einhunderttausend schlecht ausgerüstete deutsche Soldaten standen den Sowjets gegenüber. Die Rote Armee schaffte es leicht, die deutschen Linien in einer Zangenbewegung zu durchbrechen. Berlin lag schon am 21. April in Reichweite der sowjetischen Artillerie, am 25. April war die Stadt komplett eingeschlossen. Die Deutschen versuchten, die Hauptstadt zu entlasten, doch vergeblich. Die Schlinge um Berlin zog sich immer enger, in der Stadt selbst entbrannte zum Schluss ein bitterer, für beide Seiten ein sehr verlustreicher Häuserkampf. Um die Sowjets zu unterstützen und sich selbst in der Nachkriegsordnung strategische Vorteile zu sichern, marschierten auch westalliierte Truppen Richtung Berlin. Am 22. April fiel schließlich der Berliner Außenbezirk Weißensee; Köpenick, Zehlendorf, Steglitz und Schöneberg folgten in den nächsten Tagen. Am 26. April hatten beide Armeen (Amerikaner und Sowjets) die Einkesselung Berlins abgeschlossen. Seit dem 20. April griff die Rote Armee auch Mecklenburg und Vorpommern an, die US-Air Force flog den letzten Luftangriff auf Berlin. Der Kessel um die Stadt wurde noch enger. Hitler, der im Führerbunker eingeschlossen war, befahl die absolute Verteidigung des Stadtkerns um den Reichstag. Pausenlos schlugen alliierte Raketen der „Stalinorgeln“ und Geschosse der Artillerie ein. Am 29. April heiratete Hitler seine jahrelange Geliebte, Eva Braun, im Bunker der Reichskanzlei, der provisorisch hergerichtet worden war, um so noch immer die Form zu wahren. Eva Braun hatte die Hochzeit mit Hitler immer gewollt, er erfüllte ihr den Wunsch. Am 30. April drangen feindliche Truppen in Berlin ein. Jetzt mobilisierte Hitler alle noch verfügbaren Männer, doch vergeblich. Gegen Mittag hissten Rotarmisten auf dem Reichstagsgebäude die rote Flagge. Nachdem sich Hitler zuvor noch zum letzten Foto im Garten der Reichskanzlei mit den letzten Berliner Soldaten versammelt hatte, nahm er sich gegen 15.30 Uhr im Bunker unter der zerstörten Reichskanzlei auf nicht einwandfreigeklärte Weise das Leben. Die wahrscheinlichste und angebliche Version ist die, dass seine Frau sich mit Kaliumzyanid schon vergiftet hatte, als er kam. Er trank ebenfalls eine Giftampulle aus und schoss sich in die Schläfe. Sein Sekretär, Reichsleiter Martin Bormann, fand die Leichen von Adolf und Eva Hitler in den Privaträumen des Bunkers und ließ sie im Garten der Reichskanzlei verbrennen. Rotarmisten fanden später die verkohlten Leichen und brachten sie weg. Da Hermann Göring wenige Tage zuvor versucht hatte, mit den Alliierten zu verhandeln, hatte ihn Hitler aller seiner Ämter enthoben und bestimmte in seinem Testament daher Großadmiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger im Amt des Reichspräsidenten und des Oberbefehlshabers der Wehrmacht. Am 01. Mai 1945 beging auch Joseph Goebbels mit seiner Frau vor dem Bunker der Reichskanzlei Selbstmord, nachdem er seine sechs Kinder ermordet hatte. Heinrich Himmler nahm sich am 23. Mai bei Lüneburg das Leben, nachdem er zwei Tage zuvor von Briten festgenommen worden war. Berlin kapitulierte am 02. Mai 1945, nachdem der Berliner Kampfkommandant, Helmuth Weidling, eingesehen hatte, dass er und seine vierundneunzigtausend Soldaten gegen die sowjetische Übermacht nichts mehr ausrichten konnten. Der neue Staatschef, Karl Dönitz, prahlte vor den restlichen Wehrmachtssoldaten, er werde den Kampf bis zum letzten Mann fortführen, sah aber ein, dass er nichts mehr tun konnte, als die deutsche Kapitulation zentral zu steuern und Bombardements der wenigen noch unversehrten deutschen Städte zu vermeiden. 07. Mai 1945: Generaloberst Alfred Jodl, Chef des Führungsstabes im „Oberkommando der Wehrmacht“ (OKW), war von Staatschef Dönitz bevollmächtigt worden, die Kapitulationsurkunde „handelnd im Namen des deutschen Oberkommandos“ zu unterzeichnen. Die Kapitulation „aller Streitkräfte zu Lande zu Wasser und in der Luft, welche sich zu diesem Zeitpunkt unter deutscher Kontrolle befinden“ wurde gegenüber dem Obersten Befehlshaber der alliierten Expeditionsstreitkräfte, General Eisenhower, und gleichzeitig gegenüber dem Oberkommando der Sowjettruppen im Hauptquartier der westalliierten Streitkräfte, einem Schulgebäude in Reims, unterzeichnet. Die Kapitulation trat am 09. Mai um 00.01 Uhr deutscher Sommerzeit in Kraft. Obwohl bei der Kapitulationsunterzeichnung auch ein sowjetischer Vertreter anwesend gewesen war und für die Sowjetunion unterschrieben hatte, bestand die Sowjetunion darauf, dass nochmals im Hauptquartier der Roten Armee, in Berlin-Karlshorst, kapituliert wurde. Die Westalliierten hatten keine Einwende. So sollte deutlich gemacht werden, dass Deutschland vor allen Kriegsgegnern kapitulierte. So wurde am 09. Mai, sechzehn Minuten nach Mitternacht, in Berlin-Karlshorst nochmals eine Kapitulationsurkunde von Vertretern der Westalliierten, Marschall Schukow für die Sowjetunion und Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des „Oberkommandos der Wehrmacht“ und Vertretern aller Waffengattungen für Deutschland unterzeichnet. Vom 17. Juli bis zum 02. August 1945 tagten im Schloss Cäcilienhof bei Potsdam Josef Stalin, Harry Spencer Truman, seit Franklin D. Roosevelts Tod am 12. April 1945 durch eine Gehirnblutung neuer US-Präsident, und Winston Churchill, der am 29. Juli durch Clement Attlee als Premierminister abgelöst wurde, um das weitere Vorgehen in Deutschland zu besprechen. Man einigte sich, einen „Alliierten Kontrollrat“ in Berlin einzusetzen und Deutschland in vier Besatzungszonen (UdSSR, USA, Großbritannien, Frankreich) aufzuteilen, damit das deutsche Volk nicht wieder eine rechtsextreme Regierung wählen konnte, ein von Deutschland verursachter neuer Krieg nicht wieder ausbrach. Königsberg und das nördliche Ostpreußen wurden der UdSSR, das übrige Ostdeutschland bis zur Oder-Neiße-Linie Polen vorläufig bis zu einer endgültigen Regelung durch eine Friedenskonferenz unterstellt. Auch die deutsche Bevölkerung sollte „in geregelter humaner Form“ (ohne Gewalt) aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei vertrieben werden. Am 26. Juli forderten die Konferenzteilnehmer Japan per Ultimatum dazu auf, die Kämpfe zu beenden, doch Japan lehnte ab, da die Siegermächte den Fortbestand der Monarchie nicht garantierten. Daher entschloss sich Truman, die im Juli getestete Atombombe einzusetzen. Offiziell begründete er seine Absicht, es sei ein Druckmittel, um Japan zum Waffenstillstand zu zwingen. Schon während der Potsdamer Konferenz zeichnete sich der Ost-West-Konflikt zwischen der Sowjetunion und den Westmächten deutlich ab, der in den „Kalten Krieg“ führte. Am 02. August 1939 hatte Albert Einstein mit den ebenfalls in die USA emigrierten ungarischen Wissenschaftlern Leo Szilard, Eugene Paul Wigner und Edward Teller die Amerikaner vor einer Atombombe gewarnt:
„Es ist denkbar, dass extrem starke Bomben eines neuen Typs gebaut werden. Eine einzige Bombe dieses Typs, per Schiff transportiert und in einem Hafen zur Explosion gebracht, könnte sehr wohl den gesamten Hafen und Teile des ihn umgebenden Territoriums zerstören.“
Die Ursache Einsteins Beunruhigung war der 1938 durch die deutschen Wissenschaftler Otto Hahn und Friedrich Straßmann erbrachte experimentelle Nachweis der Kernspaltung gewesen. Angeblich soll es den Deutschen gegen Kriegsende gelungen sein, Uran aus dem Erzgebirge zu fördern und per U-Boot nach Japan zu transportieren. Die Verkündung der deutschen Kapitulation soll die Mannschaft zu spät oder gar nicht erreicht haben, sodass sie die Fahrt fortsetzte. Allerdings kam die Fracht nie in Japan an; es ist durchaus denkbar, dass das deutsche U-Boot durch alliierte Schiffe zerstört wurde. Als sich Japan auch nach der deutschen Kapitulation noch weigerte, den Krieg zu beenden, beschloss der amerikanische Präsident Harry Spencer Truman den Einsatz einer von den USA entwickelten Atombombe, nachdem letzte Tests im Juli 1945 in der Wüste Neumexikos abgeschlossen worden waren. 06. August 1945: Über der japanischen Stadt Hiroschima warf eine amerikanische B-29 „Superfortress“ um 08.15 Uhr die Uranbombe „Little Boy“ ab. Sie explodierte knapp über der Stadt; sie hatte eine Sprengkraft von etwa zwanzigtausend Tonnen TNT und war annähernd viereinhalb Tonnen schwer. Rund achtzig Prozent des Stadtgebiets wurden dem Erdboden gleichgemacht, über einhundertzehntausend Menschen starben sofort und noch heute fordert die Radioaktivität Opfer. Allerdings lehnte Japan eine Kapitulation immer noch ab, man glaubte nicht an die Bombe, die eine ganze Stadt auslöschte und dass man besiegt war. So wurde auf erneute Genehmigung Trumans am 09. August eine weitere Atombombe über Nagasaki abgeworfen. Die „Fat Man“-Bombe war mit Plutonium gefüllt, hatte ebenfalls eine Sprengkraft von circa zwanzigtausend Tonnen TNT und wog rund fünf Tonnen. In Nagasaki wurden mehr als einunddreißigtausend Menschen getötet, später starben noch weitere tausende an den Strahlenschäden. Jetzt musste die japanische Führung einsehen, dass der Krieg endgültig verloren war, zumal Stalin im April 1945 den Nichtangriffspakt von 1941 gekündigt und Japan am 08. August den Krieg erklärt hatte. Am 09. August marschierten Truppen der Roten Armee in die Mandschurei (Gebiet in China) ein, am 10. August sollten sich die Rote Armee und die chinesische 8. kommunistische Volksbefreiungsarmee unter Mao Tse-tung vereinen und es schaffen, die japanische Kwantung-Armee einzukesseln, die sich am 21. August nach über achtzigtausend Opfern ergab; achttausend Rotarmisten waren am Ende gefallen, die Rote Armee besetzte neben Korea auch die Kurilen und die Halbinsel Sachalin. 10. August 1945: Die japanische Regierung legte den Alliierten ein Kapitulationsangebot vor, das die Bedingung enthielt, „dass die Bedingungen der Übergabe nicht die Vorrechte des souveränen Herrschers [...] beeinträchtigen“. Der japanische Kaiser (Tenno), Hirohito, der gottähnliche Verehrung genoss, sollte unantastbar bleiben, nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Einen Tag später akzeptierten die Alliierten die Kapitulationsbedingung, jedoch sollte Japan die Kämpfe gegen alliierte Truppen sofort einstellen. Die alliierte Erklärung besagte aber außerdem, dass Hirohito für die Durchführung der Potsdamer Beschlüsse (Atombomben) verantwortlich sei. Der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im Südpazifik, General Douglas MacArthur, wurde Hirohito übergeordnet. Obwohl die Kapitulation Japans akzeptiert worden und eingetreten war, rückte die Rote Armee weiter in die Mandschurei vor und eroberte weitere Stützpunkte. Die Truppen Chiang Kai-sheks besetzten Ende August die chinesischen Städte Shanghai und Nanking. Die Amerikaner besetzten am 30. August Jokohama und die Region um Tokio, am folgenden Tag zogen sie unter General MacArthur in der Hauptstadt ein. Am 02. September 1945 unterzeichneten Japan und die Alliierten auf dem Schlachtschiff U.S.S. „Missouri“ die Kapitulationsurkunde. Das Schiff steht heute im Museum.
Die Nürnberger Prozesse
Am 14. November 1945 begannen im Nürnberger Justizpalast, in dem zur Nazi-Zeit die „Nürnberger Rassegesetze“ verabschiedet worden waren (15. September 1935), die Kriegsverbrecherprozesse, die bis zum 01. Oktober 1946 dauerten. Man hatte Nürnberg gewählt, um die Demütigung der Nationalsozialisten auszudrücken, außerdem war der Justizpalast noch einigermaßen in bezugsfähigem Zustand und groß genug, um die vielen Menschen aufzunehmen. Die Westalliierten beschuldigten in den Prozessen vierundzwanzig hohe Repräsentanten der NSDAP, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Alle, bis auf Hitlers Staatsarchitekt und späterer Rüstungsminister, Albert Speer, „bekannten sich im Sinne der Anklage als nicht schuldig“. Am 01. Oktober 1946 wurden die Urteile ausgesprochen:
Tod durch Erhängen: Freiheitsstrafe: Freispruch:
Hermann W. Göring Rudolf Heß (lebenslang) Hans Fritzche Joachim v. Ribbentrop Walter Funk (lebenslang) Franz v. Papen Ernst Kaltenbrunner Erich Raeder (lebenslang) Hjalmar H. G. Schacht Alfred Rosenberg Baldur v. Schirach (20 J.) Hans Frank Albert Speer (20 J.) Wilhelm Frick Constantin v. Neurath (15 J.) Julius Streicher Karl Dönitz (10 J.) Fritz Sauckel Alfred Jodl Arthur Seyß-Inguart Martin Bormann (war bei den Prozessen nicht anwesend, seit Mai 1945 verschollen)
Das Führerkorps der NSDAP, SS, Waffen-SS, „Totenkopfverbände“, Gestapo und Sicherheitsdienst (SD) wurden zu verbrecherischen Organisationen erklärt. Das Tribunal hielt die bloße Angehörigkeit einer dieser Organisationen aber nicht für strafwürdig, sondern die individuelle Verantwortung. Kollektive Strafmaßnahmen sollten so vermieden werden. Hermann Göring nahm zwei Stunden vor seiner Hinrichtung eine Giftkapsel zu sich und machte seinem Leben ein Ende. Die Beweisaufnahme war am 31. August 1946 abgeschlossen worden. Bis zu diesem Tag hatten die deutschen Rundfunksender zweimal pro Tag eine Übertragung der Prozesse vorgenommen. Der amerikanische Militärgouverneur in Deutschland, General Lucius Clay, hatte darauf bestanden, dass die Deutschen über die erdrückenden Vorwürfe und Beweise unterrichtet wurden, sie beinahe zwangsweise mitbekamen, unter welcher „großen und guten Führung“ sie gelebt hatten. Neben den Nürnberger Prozessen klagten die Amerikaner zwischen 1946 und 1949 auch Diplomaten, Ärzte, Militärs, Industrielle und höhere SS-Funktionäre an. Der Alliierte Kontrollrat (das oberste Regierungsorgan in Deutschland – USA, UdSSR, Frankreich, Großbritannien) hatte die alliierten Militärgouverneure durch ein am 20. Dezember 1945 beschlossenes Gesetz dazu ermächtigt. Zahlreiche SS-Wachmannschaften der KZs Dachau, Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen, Nordhausen und Mühldorf, aber auch KZ-Personal und Häftlinge, die sich in Überwachungstätigkeiten schuldig gemacht hatten, wurden auf dem Gelände des KZs Dachau angeklagt. Über Morde und Misshandlunge gegen alliierte Flugzeugbesatzungen, Ermordungen von Kriegsgefangenen und geistig Behinderten wurde z.T. auch außerhalb von Dachau verhandelt. Insgesamt wurden so eintausendsechshundertzweiundsiebzig Personen angeklagt. Auch in den anderen Besatzungszonen wurden ehemalige Militärs und Wirtschaftsführer angeklagt, gegen die „großen“ klagten jedoch die Amerikaner. In den von der Wehmacht besetzten Gebieten wurden bis in die fünfziger Jahre ebenfalls Kriegsverbrechen mit Hinrichtungen und hohen Freiheitsstrafen geahndet. So führte ein israelisches Gericht 1961 z.B. gegen den für Deportationen und Massenhinrichtungen verantwortlichen Adolf Eichmann, der vom israelischen Geheimdienst in Argentinien festgenommen worden war, einen Prozess und fällte das Todesurteil. Deutsche Gerichte durften ihre Tätigkeit erst ab 1946 wieder wahrnehmen. Sie mussten sich zunächst auf Verbrechen auf deutschem Gebiet beschränken, unterstützten ab 1958 aber auch die Prozesse bzw. Ermittlungen im Ausland, nachdem die Justizminister der Länder die „Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von nationalsozialistischen Verbrechen“ gegründet hatten. Der westdeutsche Bundestag setzte 1969 eine Verjährungsfrist für nationalsozialistische Gewaltverbrechen auf dreißig Jahre fest, zehn Jahre später wurde die Verjährungsfrist für Mord und Völkermord aber wieder aufgehoben. Von 1963 bis 1965 hatte z.B. ein Prozess gegen zweiundzwanzig ehemalige Bewacher des KZs Auschwitz stattgefunden. Während des Prozesses war einer der Angeklagten verstorben, ein weiterer aus gesundheitlichen Gründen für verhandlungsunfähig erklärt worden. Es erfolgten am Ende drei Freisprüche wegen Mangel an Beweisen, sechsmal lebenslange Zuchthausstrafen und für die Übrigen zwischen drei und vierzehn Jahren Zuchthausstrafe. In den Siebzigern und Achtzigern fanden außerdem der Majdanek-Prozess und der Prozess gegen den „Schlächter von Lyon“, Klaus Barbie, statt.
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo)
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wurde 1933 von Hermann Göring, dem Chef der preußischen Polizei, als politische Polizeiorganisation gegründet. Von Beginn an verfügte sie über umfangreiche Kompetenzen, ab 1936 durfte sie ohne richterlichen Beschluss Durchsuchungen oder Festnahmen durchführen und Personen in Konzentrationslager schicken, sie sogar foltern oder töten. Bis 1944 zählte die Gestapo dreißigtausend Mitglieder. In den ersten Monaten der NS-Regierung war die Leitung der Gestapo noch Ländersache, ab 1934 unterstand sie jedoch Heinrich Himmler, war aber noch keine Organisation der NSDAP. Ihre Hauptaufgabe war die Ermittlung und Beseitigung aller „staatsgefährdenden Bestrebungen“ im gesamten Staatsgebiet. In der Wahl der Mittel zur Aufgabenerfüllung waren der Gestapo keine Grenzen gesetzt. Als Himmler 1936 Chef der gesamten deutschen Polizei wurde, unterstellte man die Gestapo der SS und gliederte sie somit in die NSDAP ein. Gestapo, Kriminalpolizei und Grenzpolizei wurden a 1936 als Sicherheitspolizei zusammengefasst, drei Jahre später wurden sie mit dem SD im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) vereinigt. Die Gestapo nahm in den Konzentrationslagern die Verhöre der Häftlinge vor und verfügte auch über weitere Maßnahmen, u.a. auch der so genannten „Sonderbehandlung“, der Exekution ohne richterlichen Beschluss. Im Zweiten Weltkrieg begleiteten viele Gestapo-Beamte in den Reihen der SS auch Einheiten der Wehrmacht auf den Eroberungsfeldzügen und organisierten die Verschleppung der dort lebenden Juden in die Konzentrationslager.
Der Holocaust
Nur drei Wochen nach Kriegsbeginn verkündete der Chef des „Reichssicherheitshauptamts“, Reinhard Heydrich, die Richtlinien für die „Gettoisierung“ der polnischen Juden. In Ostpolen sollte ein „jüdisches Reservat“, das „Generalgouvernement“, entstehen. Auch die nichtjüdische polnische Bevölkerung sollte dort zusammengepfercht werden, um für die deutsche Bevölkerung, gemäß der geplanten „Germanisierung des Ostens“, im übrigen Gebiet Lebensraum zu schaffen. Dieser Erlass war gleichzeitig das Startsignal für die Deportationen von Juden aus Österreich und dem „Protektorat Böhmen und Mähren“ in die Konzentrationslager und Gettos. Hermann Göring, Vierjahresplan-Beauftragter, untersagte jedoch zunächst die Deportationen, um die Reaktion neutraler Staaten (z.B. die Schweiz) abzuwarten. Am 07. Oktober 1939 wurde der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, durch einen Geheimerlass Hitlers zum Reichskommissar des „Generalgouvernements erhoben. Er wurde mit der Organisation der Rückwanderung der Volksdeutschen aus dem Ausland in das Deutsche Reich beauftragt. Außerdem sollte er – wie es im NS-Jargon hieß – den „schädigenden Einfluss von volksfremden Bevölkerungsteilen, die eine Gefahr für das Reich und die deutsche Volksgemeinschaft bedeuten“, ausschalten. Am folgenden Tag gliederte Hitler per Erlass die von Deutschland besetzten Gebiete dem Deutschen Reich an; aus Ostpreußen wurde „Groß-Ostpreußen“, aus Danzig wurde „Danzig/Westpreußen“ und ein dritter Bezirk war Posen. Vier Tage später wurde der übrige deutsche Teil Polens zum „Generalgouvernement Polen“ (zu dem auch Warschau gehörte) ausgerufen, dessen neue Hauptstadt Krakau und Generalgouverneur Dr. Hans Frank wurde. Dieser sollte für die „Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung“ sorgen. Er selbst schrieb über seine neue Aufgabe: „Polen wird wie eine Kolonie behandelt. Die Polen werden die Sklaven des großdeutschen Weltreichs werden.“ Die Vorraussetzungen für großen Umsiedlungsprojekte waren damit geschaffen. Durch brutale Massenvertreibungen der einheimischen Polen sollte neuer Lebensraum für die deutschen „Reichsheimkehrer“ entstehen. Man vertrieb am 22. Oktober 1939 alle polnischen Einwohner von Posen – mehr als eine Viertelmillion Menschen. Die Juden wurden aus ganz Deutsch-Polen in die Gettos des „Generalgouvernements“ deportiert. Jetzt konnten die „germanischen Reichsbürger“ in die deutschen Provinzen auf polnischem Boden einziehen. Am 12. Oktober 1939 wurde ein Ausgangsverbot für Juden nach 20.00 Uhr erlassen. Wenn gegen dieses Verbot verstoßen wurde, konnte die unverzügliche Festnahme, die Deportation oder Einlieferung in ein Konzentrationslager erfolgen. Außerdem mussten Juden im gesamten Reichsgebiet ihre Rundfunkgeräte abliefern und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wurde durch weitere Verordnungen stark eingeschränkt. Durch eine neue Verordnung vom 28. Oktober wurden alle Juden, die in Deutschland schwere Straftaten begangen hatten, dazu verpflichtet, einen gelben Judenstern – „deutlich sichtbar“ – zu tragen. Bei Nichtbefolgen drohte auch hier die Deportation in Gettos oder Einlieferung in ein Konzentrationslager. Doch noch immer gelang es vielen Juden aus Deutschland auszuwandern. Ab dem 01. Dezember mussten dann alle Juden des „Generalgouvernements“ den gelben Stern tragen. Die Deportationen der Juden nach Osten begannen schließlich am 10. Februar 1940. Am 09. Oktober 1939 hatte Hitler bereits die Gründung eines „Judenreservats“ in Lublin (im „Generalgouvernement“) angeordnet. Himmler leitete nun die Deportationen und seine SS-Divisionen führten sie brutal durch. Die Juden und Polen wurden in Güterwaggons gepfercht und abtransportiert. In Lublin gab es aufgrund geplanter schlechter Organisation kaum Wohnmöglichkeiten und die Nahrungsversorgung war nicht gewährleistet. Die Juden im „Generalgouvernement“ wurden durch Himmler immer mehr entrechtet und weitere Gettos errichtet, um die Deportationen noch mehr zu isolieren. In den Niederlanden reagierten die Einheimischen am 25. Februar 1941 mit einem Generalstreik in Amsterdam auf die brutale Vorgehensweise der deutschen Besatzungstruppen gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt. Die Kommunistische Partei der Niederlande hatte den Streik ausgerufen. Die Deutschen nahmen als Vorwand ihrer brutalen Handlungen ein Überfall auf eine deutsche Polizeipatrouille. Als Gegenzug des Streiks nahmen die deutschen Truppen hunderte Juden gefangen und deportierten sie in Konzentrationslager. Seit Beginn des deutschen Einmarsches in die Niederlande war es dort immer wieder zu heftigem Widerstand gekommen. Viele Niederländer nahmen ihre jüdischen Mitbürger in Schutz, wollten sie vor Deportation und Tod retten. Obwohl daher auch viele Niederländer in großer Gefahr lebten und sich mit der Zeit darüber immer klarer wurden, ließ auch in den nächsten zwei Jahren die Hilfsbereitschaft kaum nach. Die Jüdin Anne Frank, die erst dreizehn Jahre alt war, schilderte in ihrem später berühmt gewordenen Tagebuch diese Hilfsbereitschaft und das „Leben im Versteck“. Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich, wurde am 31. Juli 1941 von Reichsmarschall Göring mit der angestrebten „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt, die Hitler schon im letzten Jahr angekündigt hatte. Hierbei handelte es sich um die planmäßige „Vernichtung“ aller in Deutschland und dessen Einflussbereich lebenden Juden; tatsächlich hatte man aber schon seit dem Polenüberfall damit begonnen. Doch Heydrich war der Meinung, man benötigte effektivere Methoden als die Massenerschießungen, die unabhängig von Geschlecht oder Alter der Opfer erfolgten, die SS-Männer würden irgendwann psychische Schäden erleiden. Heydrich galt als besonders skrupellos und begann unverzüglich mit allen nötigen Vorbereitungen für die Aufgabe. Schon nach der „Reichskristallnacht“ (09./10. November 1938) war Heydrich mit diesem Problem beauftragt worden, hatte damals aber noch auf das Mittel der Ausweisung von Juden gesetzt. Doch als am 23. Oktober, eine Woche nach dem Beginn der Massendeportationen nach Osten (14. Oktober), Himmler ein absolutes Ausreiseverbot für Juden aus Deutschland und den besetzten Gebieten aussprach, war der erste Schritt zum systematischen Völkermord getan. Alle Juden sollten jetzt in die vorgesehenen Lager deportiert werden. Seit dem 01. September 1941 hatten alle Juden in Deutschland und den besetzten Gebieten die Pflicht, „auf der linken Seite auf der Kleidung ein handtellergroßes, aufgenähtes Abzeichen in gelber Farbe, das einen sechszackigen Stern zeigt ...“, zu tragen. Doch bald sollte die „Endlösung der Judenfrage“ endgültig umgesetzt werden. 03. September 1941: Im Konzentrationslager Auschwitz kam es zu ersten „Probevergasungen“. Die ersten Opfer waren sowjetische Lagerhäftlinge. Man befahl ihnen zum angeblichen Entlausen in die als Duschraum getarnten Gaskammern zu gehen. Nachdem die Türen geschlossen, der Raum hermetisch abgeriegelt war, leitete man das Gas in die Kammer. Die anschließend regelmäßigen Vergasungen führte man im Konzentrationslager Posen durch; die Opfer waren geistig- und körperlich Behinderte, denn man wollte deren angeblich „schädliches Erbmaterial“ vernichten. Bei Minsk wurde dann ein neues Experiment durchgeführt: Mord durch Autoabgase. In speziellen Wagen und Kammern wurden die Opfer vergast. Schonend sollte das Morden sein – schonend für die Täter. Schließlich wurde das Morden mit Gas perfektioniert. Man setzte ein Schädlingsbekämpfungsmittel (Zyklon B) ein, das von einem der IG Farben nahestehenden Unternehmen geliefert. So erreichte man eine Tötungsrate von bis zu zehntausend Menschen pro Tag. Auch Juden und Angehörige anderer nichtarischer Volksgruppen wurden so massenhaft ermordet. Jetzt richtete man überall in Polen „Mordfabriken“ (Konzentrationslager) ein, in denen mit Gas gemordet wurde: Chelmo, Sobibor, Treblinka, Majdanek, Belzec, Auschwitz. Am 20. Januar 1942 lud Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), zu einer Konferenz am Großen Wannsee in Berlin mit anschließendem Frühstück ein. Es sollte über die Umsetzung der vom „Führer“ geforderten „Endlösung der Judenrage“ debattiert werden. Dreizehn Ministerialbeamte und führende SS-Angehörige kamen der Einladung nach; Protokollführer der Besprechung war SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Aus seinem Protokoll wird deutlich, wie die „Evakuierung aller Juden nach dem Osten“ erfolgen sollte: Zwangsarbeit, Misshandlungen, Evakuierung in „Durchgangsgettos“ sowie „natürliche Verminderung“. So wollte man die Juden im deutschen Kontrollgebiet ermorden. Man berechnete penibel, wie viele Menschen in Europa getötet werden konnten: elf Millionen. Zwar ging es bei der „Wannsee-Konferenz“ hauptsächlich um die Einbindung der Sicherheitspolizei und der Ministerien in diese „Maßnahmen“ und auch Mord war im Protokoll nicht eindeutig erwähnt, jedoch war jedem Anwesenden klar, dass Millionen Menschen sterben würden. Adolf Eichmann leitete die Maßnahmen, er ließ „Mordfabriken“ errichten bzw. ausbauen, spezielle Deportationszüge herstellen und Deportationsrouten bestimmen. Hitler prophezeite am 30. Januar 1942, dem neunten Jahrestag der „Machtergreifung“, das Ende des Judentums, wie er es schon drei Jahre zuvor beim gleichen Anlass getan hatte. Doch anders als damals war nun schon der „Holocaust“ beschlossene Sache, die Vorbereitungen fast abgeschlossen. Hitler betonte in seiner wahnwitzigen Rede, an der er sich selber berauschte, unter anderem:
“Die Jahre 1914 bis 1918 beweisen, dass nicht etwa der Gegner gesiegt hat, es war eine gemeine Revolte, angezettelt von marxistischen, [...] liberalistischen, kapitalistischen Subjekten, und hinter allem, als treibende Kraft der ewige Jude [...]. Damals trat uns ein Mann entgegen [...] Woodrow Wilson, der Mann, der mit eiserner Stirn log, wenn Deutschland die Waffen niederlegen würde, bekäme es einen Frieden der Versöhnung. Der junge Mann dieses Heuchlers war der heutige Präsident Roosevelt [...] In (jener) Zeit [...] bin ich in das politische Leben eingetreten, mit dem Entschluss, dieses verlorene [...] Deutschland wieder aufzurichten [...] Überall entstanden neue Pläne von mir [...] Wenn ich demgegenüber meine Gegner ansehe: [...] Dieser Schwätzer und Trunkenbold Churchill [...], dieses verlogene Subjekt, dieser Faulpelz ersten Ranges [...] von seinem Spießgesellen im Weißen Haus möchte ich dabei gar nicht reden, denn dieser ist nur ein armseliger Irrer [...] Ich habe am 01. September 1939 im Deutschen Reichstag schon ausgesprochen [...], dass dieser Krieg nicht so ausgehen wird, wie es sich die Juden vorstellen, nämlich dass die europäisch-arischen Völker ausgerottet werden, sondern dass das Ergebnis [...] die Vernichtung des Judentums sein wird. [...] Aug' um Aug', Zahn um Zahn.“ Am 17. März 1942 begann schließlich die „Aktion Reinhard“, die organisierte Deportation der Juden in die Todeslager. Am selben Tag erreichten schon die ersten jüdischen Häftlinge Belzec bei Lublin, neun in die Gaskammern gehen mussten, nur wenige wurden zur Arbeit bestimmt, nach der Propagandadevise „Arbeit macht frei“. Ende des Jahres konnte das Lager Belzec bereits geschlossen werden, da die Region faktisch „judenfrei“ war. Reinhard Heydrich hatte über diese Aktion verfügt. Am 26. März starteten auch Judendeportationen nach Auschwitz, aber auch Sinti und Roma (Zigeunergruppen) kamen dort ums Leben. Im Mai begann die erste datierbare Maatenvergasung von eintausendfünfhundert jüdischen Männern, Frauen und Kindern im Außenlager Auschwitz Birkenau. Längst war das Lager mit Juden aus ganz Europa gefüllt, viele kamen jedoch schon bei den Transporten in den engen Viehwaggons um. Man sagte ihnen, sie kämen zum Arbeitseinsatz nach Polen; auf einem Nebengleis wurden „Arbeitsfähige“ und „nicht Arbeitsfähige“ (Kinder unter vierzehn, Frauen über fünfundvierzig und Männer über fünfzig Jahren) getrennt, letztere kamen sofort in die Gaskammern, die Anderen (etwa zwanzig Prozent) wurden zum Arbeitseinsatz geschickt; Arbeitsplatz war meist ein Chemiebetrieb auf dem Lagergelände. Die Meisten starben in den folgenden zehn Wochen. Neben den Vergasungen führte man aber auch weiterhin Massenerschießungen durch. Lagerhäftlinge mussten die Leichen aus den Gaskammern in die Massengräber bringen, die Gaskammern waren für die „erforderlichen Kapazitäten“ jedoch zu gering. Um die Krankenstation frei zu bekommen, injizierte man den Patienten der Lagerärzte Phenol direkt ins Herz (so kam auch der Franziskanerpater Maximilian Kolbe um). Auch in Auschwitz nahm man grausame Experimente an den Häftlingen vor, einer der bekanntesten Ärzte dieser Art war Dr. Josef Mengele, der am 25. Mai 1943 Lagerarzt in Auschwitz wurde. Er ordnete bereits zwei Tage nach seinem Dienstbeginn die Vergasung der eintausendzweiundvierzig Sinti und Roma an, anstatt ihnen medizinisch zu helfen, nachdem in ihrem Block eine Typhusepidemie ausgebrochen war. Bei der „Selektion“ nahm er oftmals selber aktiv teil, per Handzeichen entschieden er oder seine Kollegen, welcher der Häftlinge „arbeitsfähig“ bzw. „nicht arbeitsfähig“ war, viele „Arbeitsfähige“ mussten sich seiner Experimente unterziehen. Per Phenol-, Benzin-, Chloroform- oder Luftinjektionen machte Mengele oder ließ er dem Leben der Häftlinge ein Ende machen. Aufgrund dieser Experimente hatte sich Mengele schnell den Spitznamen „Todesengel“ gemacht. Am 19. April 1943 hatten Wehrmachtssoldaten den Auftrag, die letzten fünfundsechzigtausend von einstmals einer halben Million Juden des Warschauer Gettos in die Konzentrationslager zu bringen, leisteten die Juden großen Widerstand, den sie seit Wochen organisiert hatten. Die Wehrmachtsbataillone zogen sich zunächst zurück, kamen wenig später jedoch wieder und beschossen das Getto. Nach wenigen Wochen war der Aufstand durch brutale Gewalt niedergeschlagen, das Getto komplett niedergebrannt, alle Bewohner ermordet. Der zuständige Kommandant, Jürgen Stroop meldete am 16. Mai:
„Das ehemalige jüdische Wohnviertel Warschaus besteht nicht mehr. Mit der Sprengung der Warschauer Synagoge wurde die Großaktion um 20.15 Uhr beendet! [...] Gesamtzahl der erfaßten und nachweislich vernichteten Juden beträgt insgesamt sechsundfünfzigtausendfünfundsechzig.“
Stroop wurde mit dem „Eisernen Kreuz Erster Klasse“ ausgezeichnet. Als Folge des Aufstandes im Warschauer Getto ordnete Reichsführer SS, Heinrich Himmler am 11. Juni 1943 an, die polnischen Gettos aufzulösen. So wollte er einen weiteren Aufstand verhindern, außerdem waren bereits so viele Juden seit Beginn des Holocausts ermordet worden, dass die endgültige Vernichtung binnen kürzester Zeit vollzogen werden konnte. Die Massengräber Ermordeter wurden wieder geöffnet und man stellte auf Verbrennung um, da man befürchtete, das Grundwasser könnte verseucht werden. Zehn Tage später wurden auch die letzten Juden aus den eroberten sowjetischen Gebieten in die Todeslager gebracht, um auch dort den Holocaust möglichst schnell zu beenden. Am 23. Juli 1944 befreiten sowjetische Truppen das erste deutsche Konzentrationslager, das Vernichtungslager Majdanek bei Lubin. Die Deutschen hatten die Häftlinge zuvor in andere Lager „evakuiert“ oder ermordet und anschließend vergeblich versucht, die Massenmordspuren zu verwischen und das Lager zu sprengen. Doch die Sowjets fanden die Gaskammern und Krematorien. Man fand riesige Leichenberge vor, man glaubte nicht, dass dies alles die Realität sein sollte. Zwar waren schon seit längerem Gerüchte über den Massenmord an die Öffentlichkeit gelangt, doch glaubte niemand auf der Welt daran, doch jetzt wurden auch Fotos und Dokumentationsfilme veröffentlicht, die überall Empörung und Hass auf die Deutschen entfachten. Himmler befahl am 26. November 1944 die Räumung des KZs Auschwitz. Die Gaskammern, Krematorien und zahlreiche Häftlinge z.T. in langen Fußmärschen in andere Lager gebracht. Wenige Wochen zuvor war wegen Gerüchten einer Räumung ein Aufstand ausgebrochen. Nun wurden auch die Massengräber zugeschüttet und mit Gras getarnt. Am 27. Januar 1945, kurz nach Mittag, erreichte schließlich die 1. Ukrainische Front Auschwitz. Leichenberge von rund sechshundertfünfzig der zuletzt umgekommenen (25. Januar), ein Bild des Grauens bot sich den Soldaten. Rund siebentausendsechshundert Menschen, bis zum Skelett abgemagert und dem Hungertod nahe, konnten lebend geborgen werden. Auch hier hatten die Deutschen versucht, alle Spuren des Massenmordes zu verwischen, doch man hatte zu wenig Zeit. Die letzten Opfer waren Häftlinge gewesen, die für die einige hundert Kilometer langen Fußmärsche zu schwach waren, auch während der Märsche wurden etliche Schwache von den SS-Begleitern erschossen.
Die Sturmabteilung (SA)
Die Sturmabteilung (SA) war die paramilitärisch organisierte Kampftruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), eine eigene Bürgerkriegsarmee. Ihre Mitglieder waren Rekruten der einstigen Freikorps und der Bürgerwehren Bayerns; ab 1921 trat sie in brauner Uniform mit Hakenkreuzbinde und bewaffnet auf. Ihre Aufgabe war es, Parteiveranstaltungen zu schützen und Veranstaltungen anderer Parteien zu stören. Sie organisierte Massenaufmärsche und wurde sogar oftmals politischer Gegner gegenüber handgreiflich. Anfangs bestand die SA aus nur wenigen hundert Männern und wurde von anderen Parteien nur belächelt. !923 nahm sie neben Uniformierten anderer Parteien (z.B. auch SPD) an einem Marsch mit nur fünfhundert Männern teil, bekam aber aufgrund ihrer Disziplin und Formierung großen Beifall der Zuschauer. Die Gesamtmitgliederzahl stieg von knapp zweitausend im Jahr 1923 auf rund zwei Millionen 1934. Ab März 1923 leitete Göring die SA, dann wurden sie und die NSDAP (im gleichen Jahr) verboten, Hitler organisierte den Wiederaufbau aus der Festungshaft, die er wegen des Putschversuches 1923, der jedoch an der Münchner Feldherrenhalle gescheitert war, absitzen musste. 1925 wurde er vorzeitig entlassen und gründete die NSDAP neu. Hitlers wichtigster Partner des Wiederaufbaus von SA und NSDAP war Ernst Röhm, ein Hauptmann aus dem Ersten Weltkrieg. Jährlich spielte die SA den „Marsch auf die Feldherrenhalle“ nach – ein Propagandaakt. Zwischen Röhm und Hitler kam es zu Meinungsverschiedenheiten die SA betraffend, sodass Hitler Röhm entließ. Sein Nachfolger, Franz Pfeffer von Salomon, wurde 1930 aus dem gleichen Grund entlassen und Hitler übernahm selbst die Leitung der SA übernahm und Ernst Röhm zum SA-Stabschef ernannte. Nach der „Machtergreifung“ der NSDAP 1933 wurden die Aufgaben der SA auf die Verfolgung und Terrorisierung vom Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschaften und Juden konzentriert. Sie vollstreckte z.B. die Boykottierung der jüdischen Geschäfte im April 1933. Röhm wollte die SA an die Macht bringen, der Reformkurs Hitlers reichte ihm nicht aus. Röhm verlangte nach noch radikalere Umstrukturierung des Staates. Als dann in den Reihen der NSDAP Gerüchte aufkamen, Röhm plane einen Putsch, musste Hitler handeln, denn dieser brauchte die Reichswehrgeneräle für den geplanten Krieg. Viktor Lutze verriet Röhm bei Hitler, in Wahrheit war aber kein Putsch geplant. Hitler ließ Röhm und weitere SA-Führer daraufhin am 30. Juni 1934 durch die Schutzstaffel (SS) (noch eine Unterorganisation der SA) festnehmen und entmachtete sie. Viktor Lutze erntete seine Belohnung, er wurde Röhms Nachfolger als SA-Stabschef. Die Verhafteten wurden erschossen. Der Schock in der SA saß tief; wenn Lutze an Verluste aus der Organisation erinnerte, folgten die Männer erst recht mit „blindem Vertrauen“. Die SA wurde unter Lutze immer bedeutungsloser, ihre Männer wurden im Volk jetzt nicht mehr als gewalttätig angesehen, sondern machten sich sogar beliebt. Die SA war tatsächlich sehr aus dem öffentlichen verdrängt worden, jedoch nicht verschwunden. Am 09. November 1938 war sie es, die den seit Frühjahr 1938 geplanten Pogrom ausführte. Die SS wurde – unabhängig von der SA – zur stärksten Organisation im Deutschen Reich.
Der Sicherheitsdienst (SD)
Der so genannte Sicherheitsdienst (SD) wurde 1931 von der NSDAP als Geheimdienst gegründet. Die ursprünglichen Aufgaben sahen die Überwachung gegnerischer Parteien und die Kontrolle eventueller parteiinterner Gegenbewegungen vor. Bald beschaffte der SD aber auch Nachrichten aus dem In- und Ausland, bereitete Sabotageakte vor und provozierte Unruhen. Ab 1933 übernahm die Gestapo die Überwachung und Ausschaltung gegnerischer Personen. Der SD stand bis 1942 unter der Leitung Reinhard Heydrichs, danach wurde er von Ernst Kaltenbrunner geleitet. Ein großes Netz von SD-Agenten überwachte das alltägliche Leben. Mehrmals wöchentlich verfassen die Agenten Berichte über von der Partei angeordnete Maßnahmen. Der SD beurteilte auch die politische Zuverlässigkeit hoher Offiziere und Parteifunktionäre. 1939 gründete man aus dem Sicherheitsdienst und der Sicherheitspolizei das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) der SS. Dieses leitete die Tätigkeiten der offiziellen und geheimen Polizei- und Sicherheitsorgane, auch die Aufgaben von Gestapo, Kriminal- und Grenzpolizei. Chef des RSHA, der fast uneingeschränkte Machtbefugnisse inne hatte, war bis 1942 Reinhard Heydrich (ermordet), sein Nachfolger wurde Ernst Kaltenbrunner. Der Chef des RSHA unterstand daher direkt dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler. Der Machtbereich des RSHA (somit auch des SD) wurde ab 1938 mit der Expansion des Deutschen Reiches immer größer.
Die Schutzstaffel (SS)
Die Schutzstaffel (SS) wurde 1925 im Rahmen der Neugründung der NSDAP zum persönlichen Schutz des „Führers“ als neue Organisation gebildet, unterstand aber der SA. Ab 1929 wurde sie von Heinrich Himmler geleitet. Gemäß der NS-Rassenideologie mussten ihre Mitglieder bis ins Jahr 1750 den „rein arischen“ Nachweis erbringen (unter ihren Vorfahren durfte sich bis 1750 kein Jude befinden). 1929 zählte die SS nur zweihundertachtzig Mitglieder, 1933 schon fünfzigtausend. Im gleichen Jahr wurde auch die umstrittene „Leibstandarte Adolf Hitler“ gegründet, die aus einhundertzwanzig ausgewählten Männern der SS bestand, die als erster Militärverband auf Hitler persönlich vereidigt waren. Diese Gruppe war umstritten, da das Gesetz keine militärischen Verbände außer der Reichwehr, der Polizei und der Sicherheitsorgane vorsah. Nachdem die SA 1934 entmachtet worden war, wurde die SS von der SA abgespalten, Hitler direkt unterstellt und die mächtigste Organisation im Deutschen Reich. Ab 1936 wurde der SS die gesamte Polizei unterstellt, Himmler erhielt üppige Vollmachten und war allein Hitler unterstellt. Ab 1940 wurde Gottlob Berger Chef des SS-Hauptamtes in Berlin. Die Aufgaben der SS waren u.a. die Leitung der Konzentrationslager durch die gefürchteten „Totenkopfverbände“ und die Verfolgung politischer Gegner, von Juden und ethnischen Minderheiten. Am nationalsozialistischen Terror und am Holocaust war die SS maßgeblich beteiligt. Neben den „Totenkopfverbänden“ waren die Waffen-SS die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und der Sicherheitsdienst (SD) die wichtigsten Organisationen innerhalb der SS, aufgrund ihrer ausgeprägten Militarisierung wurde die SS, die auch Panzer besaß (Waffen-SS) und auch an den Fronten mitkämpfte, als den so genannten „vierten Teil der Wehrmacht“ bezeichnet. Auch die SS-internen Organisationen waren Himmler unterstellt. Als Himmler ab 1943/44 die Rekruten ausgingen, wurden die Eintrittsregeln aufgeweicht; auch Dunkelhaarige und Kleinere durften in die SS eintreten. 1944 befanden sich rund eine Million Männer im Dienst der SS. Ihre Mitglieder trugen schwarze Uniformen, auf der rechten Kragenseite war das SS-Zeichen eingestickt.
Die „Totenkopfverbände“
Die „Totenkopfverbände“ waren eine Unterorganisation der SS, deren Männer unbedingt, direkt auf Hitler eingeschworen waren – durch Theodor Eicke, einen Mörder, der Ernst Röhm eigenhändig erschossen hatte. Eicke, Dachauer KZ-Kommandant und Inspekteur der Totenkopfverbände, machte Dachau zum Musterlager. Töten war der Beruf der Totenkopf-Männer. Sie waren Bewacher der Konzentrationslager. Ab Kriegsbeginn im September 1939 zogen neben Wehmacht und Waffen-SS auch Totenkopf-Männer mit an die Front. Überall in Polen gab es Festnahmen, Verfolgungen und Exekutionen. Juni 1941: Überfall auf die UdSSR; Hitlers „Krieg im Krieg“, der Krieg gegen Judentum und Bolschewismus sein sollte. Im Rücken der Front marschierten so genannte Einsatzgruppen. Ihre Aufgabe war und Mord an der Zivilbevölkerung, vor allem an Juden. Die Opfer mussten ihre eigenen Gräber ausheben, dann wurden sie erschossen, so, dass sie direkt in die Gräber fielen. Wenig später übten auch Polizei- und Wehrmachtsangehörige diese Aufgabe aus, die „einem höheren Zweck diente“, wie ihnen eingebläut wurde. Oftmals schürte die SS Hass der Bevölkerung gegen ihre jüdischen Mitbürger, auch Einheimische prügelten oder mordeten. Doch viele SS-Männer wurden durch das Morden verstört, einige brachten sich um, daher kam es schließlich zum Gas, das Morden sollte anonymer werden. 1947 standen die Chefs der SS-Einsatzgruppen, verantwortlich für mehr als eine Million Tote, in Nürnberg vor Gericht. Vierzehn Todesurteile wurden ausgesprochen, vier davon vollstreckt. Viele andere saßen in Dachau ein, dort, wo alles begann. 1964 wurde SS-Männern aus Auschwitz in Frankfurt/Main vor dem Schwurgericht des Landgerichts der Prozess gemacht. Viele Totenkopf-Männer waren noch Minderjährig gewesen, einige befugt gewesen, die Selektion zu leiten, nur weil sie auf einer Ordensburg ausgebildet wurden.
Die Waffen-SS
Unter der Waffen-SS waren alle SS-Teile zusammengefasst, die nicht von der NSDAP, sondern vom Staat finanziert wurden. Die Mehrzahl aller SS-Angehörigen waren in der Waffen-SS tätig (1944 knapp eine Million Mitglieder). Der überwiegende Teil der Waffen-SS begleitete die Wehrmachtssoldaten an den Fronten und kämpfte, daher wurde die Waffen-SS auch als „vierter Teil der Wehrmacht“ bezeichnet, aber auch für die Organisation, Verwaltung und Bewachung der Konzentrationslager war sie zuständig. Die Waffen-SS besaß auch mehrere Unterorganisationen, so z.B. die „Totenkopfverbände“ und die Leibstandarte Adolf Hitler. Die weitgehenden Befugnisse der SS wurden auf brutalste Weise angewendet. Die SS-Offiziere wurden an Ordensburgen, so genannten „Junkerschulen“ ausgebildet. Wollte man in die SS aufgenommen werden, wurden die Anwärter einem Gesundheitstest unterzogen und mussten einen arischen Abstammungsnachweis vorlegen (siehe SS), dies war zumindest bis 1939 der Fall. Die gesamte SS war eher eine polizeiliche Organisation als eine militärische, gehörte nicht mit zur Wehrmacht, sondern stand außerhalb. Da Hitler der Wehrmacht versichert hatte, sie bliebe der „einzige Waffenträger der Nation“, betrachtete diese die SS aufgrund zahlreicher Kampfhandlungen misstrauisch. Die Waffen-SS besaß neben Gewehren auch Panzer und Artilleriewaffen. Auf Hitlers Befehl mobilisierte SS-Chef Himmler gegen Ende des Kriegs alle verfügbaren Truppen, jetzt wurde auch die SS-Division „Hitlerjugend“ gegründet, die aus rund zwanzigtausend Jugendlichen bestand, auch die Jüngsten wurden „verheizt“. Im Kampf um die Normandie starben pro Tag mehr als die Hälfte einer solchen Division. Auf dem Balkan sollten jetzt Moslems gegen Partisanen (Widerstandskämpfer) kämpfen, auf sie war Himmler besonders stolz, reines Germanentum zählte hier nicht mehr. Auch eine ukrainische Division gab es in der Waffen-SS; nur vier von zehn Soldaten stammten noch aus dem deutschen Reichsgebiet. Ende Dezember 1944 befahl Hitler den Waffen-SS-Divisionen „Totenkopf“ und „Wiking“ den Belagerungsring der Roten Armee um Budapast zu sprengen. Letztendlich starben neunzehn- von zweiundzwanzigtausend der SS-Soldaten in Budapest, die Stadt war zum „Stalingrad“ der Waffen-SS geworden. Die Waffen-SS bestand zuletzt kaum noch aus Deutschen, längst war sie zu einem Vielvölkerheer gerworden. Im April 1945 konnte die Waffen-SS das Leben ihres „Fühers“ etwas verlängern – wenn auch nur für ein paar Tage. Jeder dritte Soldat der Waffen-SS war gefallen.
Die Wehrmacht
Am 16. März 1935 wurde durch Hitler die allgemeine Wehrpflicht in Deutschland wieder eingeführt. Seit diesem Zeitpunkt lautete die offizielle Bezeichnung der deutschen Streitkräfte „Wehrmacht“. Sie ging aus der Reichswehr hervor und umfasste Heer, Marine und Luftwaffe. Hitler hatte bereits bei seiner Ernennung zum Reichskanzler 1933 die Wiederaufrüstung angekündigt und in der Folgezeit die Vereinbarungen des Versailler Vertrages außer Kraft gesetzt, denn das deutsche Heer war auf einhunderttausend Mann beschränkt, was allerdings zu keinem Zeitpunkt der Fall war. Hitlers Ziele der Wiederaufrüstung wurden von den Militärs begrüßt, nicht aber die Stärkung der SA, denn man war der Meinung, Armee und Polizei dürften die ausschließlichen Waffenträger des Staates sein. Daher nahm die Reichswehr die Ermordung des SA-Spitze tatenlos hin und hatte sich damit den Nationalsozialisten ausgeliefert. Kurz nach Hindenburgs Tod am 02. August 1934 veranlasste Reichwehminister Werner von Blomberg die Vereidigung der Reichswehr auf Hitler persönlich, nachdem den Militärs zugesichert worden war, der „einzige Waffenträger der Nation“ zu bleiben. Allerdings strebte Hitler bald auch den Ausbau der SS an. So blieb ein Spannungsverhältnis zwischen Wehrmacht und SS während des gesamten Krieges bestehen. Juden durften gemäß den Rassegesetzen der Wehrmacht nicht beitreten. 1938 entledigte sich Hitler als Oberbefehlsaber der Wehrmacht aller ihm widersprechenden Personen und besetzte das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) neu. Nach Kriegsausbruch 1939 empfanden viele Wehrmachtsangehörige die Massenerschießungen, gewaltsame Verfolgung und Verschleppung in die Konzentrationslager anderer Völker (vor allem Juden) als massive Verstöße gegen das internationale Völker- und Kriegsrecht, daher wurde die Wehrmacht zur Duldung der von der SS durchgeführten Maßnahmen verpflichtet. Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Missachtung des internationalen Völker- und Kriegsrechts durch den von Göring erlassenen „Kommissarbefehl“ 1941, der die unverzügliche Liquidierung sowjetischer Kommissare befahl. Diese und noch andere Befehle Hitlers wurden größtenteils von der Wehrmacht befolgt. Damit hatte sie sich den Nationalsozialisten endgültig gebeugt und sich aktiv in den Dienst von Hitlers Lebensraum- und Vernichtungsprogramm gestellt.
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
München, 08. November 1939: Wie in jedem Jahr fand im Bürgerbräukeller die Veranstaltung zum „Heldengedenken“ statt, bei der auch Hitler anwesend war. Georg Elser, ein Einzelwiderstandkämpfer, verübte ein Attentat gegen den „Führer“. Der hatte wenige Minuten zuvor mit führenden Nationalsozialisten den Raum verlassen, als um 21.20 Uhr eine Bombe explodierte. Elser versuchte noch am gleichen Tag, von Konstanz aus in die Schweiz zu fliehen, von wo er ein Geständnis ablegen wollte, um die Verfolgung Unschuldiger zu verhindern, wurde aber von Zollbeamten festgenommen. Als Motiv gab Elser an, er habe den Krieg verhindern wollen, den Deutschland provozierte und wollte die Führung für eine gemäßigtere, friedlichere beseitigen. Trotz eines umfangreichen Geständnisses glaubten Hitler und Himmler an ausländische Auftraggeber. So wurden als Vergeltung für das Attentat einundzwanzig Juden im KZ Buchenwald hingerichtet, das gleiche Schicksal ereilte Elser als „bevorzugter Sonderhäftling“ am 09. April 1945 im KZ Dachau. Am 27. Mai 1942 verübten zwei von den Alliierten unterstützte Exiltschechen, die im Dezember 1941 von Schottland aus in die Tschechoslowakei eingeschmuggelt worden waren, ein Attentat gegen den stellvertretenden „Reichsprotektor von Böhmen und Mähren“ und den Organisator des Holocausts, Reinhard Heydrich. Die Attentäter, zwei ausgebildete Fallschirmjäger, feuerten zuerst mit Maschinengewehren auf Heydrichs vorbeifahrenden, offenen Wagen und warfen anschließend eine Bombe in Wagen. Heydrich starb am 04. Juni 1942 aufgrund seiner schweren Verletzungen. Tschechische Widerstandskämpfer hatten den in London befindlichen tschechischen Staatschef, Eduard Benes, vor dem Unternehmen berechtigterweise gewarnt; am 10. Juni wurde das tschechische Dorf Lidice bei Prag von SS-Einheiten als Racheakt dem Erdboden gleichgemacht, wenige Tage später wurden die Attentäter und andere Personen in einer Prager Kirche mit allen Anwesenden erschossen. Am 13. März 1943 war Hitler nach dem Besuch der Heeresgruppe Süd in Smolensk zwischengelandet, wo Oberstleutnant Henning von Tresckow einen Begleiter Hitlers bat, zwei Cognacflaschen für einen befreundeten Offizier im Führerhauptquartier (FHQ) Rastenburg mitzunehmen. Die vermeintlichen Cognacflaschen war in Wahrheit jedoch zwei selbstgebaute Zeitbomben, deren Zünder aber versagten, Hitler kam unversehrt in Ostpreußen an. Eine Woche später scheiterte ebenfalls das Attentat des Obersts Rudolf Christoph Freiherr von Gersdorff im Berliner Zeughaus, in der Hitler anlässlich einer Ausstellung eine Rede hielt. Hitler verließ das Gebäude jedoch viel früher als geplant, sodass von Gersdorff, der sich mit Hitler in die Luft sprengen sollte, nicht mehr genügend Zeit hatte, den Sprengsatz zu zünden. Der Widerstand gegen Hitler wuchs weiter. Der „Kreisauer Kreis“, eine Widerstandsgruppe, löste sich am 19. Januar 1944 auf, nachdem sein Gründer, Helmuth James Graf von Moltke, der im OKW beschäftigt war, der Gestapo aufgefallen war, als er den ehemaligen Generalkonsul Otto Kiep, der ebenfalls einer Widerstandsgruppe angehörte, vor dessen Festnahme warnen wollte. Nachdem lange Verhöre Moltkes im RSHA kein Ergebnis gebracht hatten, wurde er ins KZ Ravensbrück verschleppt. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Moltke der Mittäterschaft angeklagt, obwohl er an der Ausarbeitung der Pläne gar nicht beteiligt gewesen und zu dem Zeitpunkt schon längst in Haft war. Der Volksgerichtshof legte ihm auch keine konkrete Straftat zur Last, letztendlich reichte den Nazis aber seine christliche Haltung zu einer Verurteilung zum Tode aus. Am 23. Januar 1945 wurde von Moltke in Berlin hingerichtet, nachdem am 05. Januar sein befreundeter Mitarbeiter Julius Leber ermordet worden war. Der hatte mit einem weiteren Angehörigen des „Kreisauer Kreises“, Adolf Reichwein, Kontakte zur KPD aufgenommen. Der „Kreisauer Kreis“ war der Meinung gewesen, es müsse eine ethische und geistliche Erneuerung stattfinden, um ein demokratisches System zu ermöglichen. Am 06. Und 11. Juli 1944 wurde ein Attentat auf Hitler in dessen „Berghof“ auf dem Obersalzberg (bei Berchtesgaden) in letzter Minute abgebrochen, da Göring und Himmler, die dem Anschlag ebenfalls zum Opfer fallen sollten, nicht anwesend waren. Am 15. Juli scheiterte ein Anschlag im FHQ „Wolfschanze“ aus dem gleichen Grund erneut. Doch jetzt wollten Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und die Mitverschwörer unbedingt handeln, um der Welt zu zeigen, dass die deutsche Widerstandsbewegung den entscheidenden Schritt gewagt hat. So erhielt Stauffenberg am 18. Juli den Auftrag, bei der Lagebesprechung, zwei Tage später, über neue Sperrdivisionen zur Stabilisierung der schlechten Lage im „Generalgouvernement“ und in Ostpreußen zu berichten. Das war die Chance, es kam nur noch auf den praktischen Teil eines Attentats an. Der „Walküre-Plan“ (Plan zum Einsatz von Ersatz- und Ausbildungseinheiten des Heeres bei inneren Unruhen, Sabotagenakten oder Aufständen, wurde von Verschwörern aus Offizierskreisen durch geheime Zusatzbefehle erweitert: Neugliederung und Erweiterung der Kampftruppen, Ausschaltung oder Unterwerfung von NS-Herrschaftsinstrumenten wie z.B. SS-Garnisonen, Ministerien und Nachrichtensendern), den man schon seit längerem geplant hatte, sollte endlich ausgeführt werden. 20. Juli 1944, FHQ „Wolfschanze“: Kurz vor 12.30 Uhr gehen Oberst von Stauffenberg und sein Adjutant, Oberleutnant Werner von Haeften, unter dem Vorwand, sich für die Lagebesprechung frisch machen zu wollen, in das Schlafzimmer von Keitels Adjutanten, Major John von Freyend. Dort drücke Stauffenberg mit einer Zange die Säureampulle des Zeitzünders der einen Bombe ein und legt diese in seine Aktentasche. Dummerweise wurden sie durch Oberfeldwebel Werner Vogel gestört, der auf Befehl Keitels zur Lagebesprechung aufrief, daher konnte die zweite Sprengstoffpackung nicht scharf gemacht werden. Nachdem Hitler von Stauffenberg in der Lagerbaracke, in der die Lagebesprechung stattfinden sollte, begrüßt hatte, stellte dieser die Aktentasche in unmittelbarer Nähe Hitlers am rechten Tischsockel ab und verließ den Raum unter dem Vorwand, ein wichtiges Telefonat führen zu müssen gegen 12.40 Uhr. In Wahrheit fuhren von Stauffenberg und von Haeften jedoch aus der „Wolfschanze“ zum Flugplatz beim Gut Wilhelmsdorf, kamen aber noch einmal an der Lagerbaracke vorbei, wo bereits zwischen 12.45 Uhr und 12.52 Uhr die Bombe explodiert war. Aufgrund der sichtbaren Zerstörung der Baracke glaubte von Stauffenberg, der „Führer“ habe das Attentat nicht überlebt. Als die Attentäter gegen 15.15 Uhr in Rangsdorf landeten, telefonierte er noch vom Flughafen aus nach Berlin in die Bendlerstraße, dem Zentrum der Verschwörer, und bestätigte den Tod Hitlers. Erst jetzt löste General Olbricht den Plan „Walküre“ aus. Gegen 16.10 Uhr telefonierte Generaloberst Fromm, der direkte Vorgesetzte Stauffenbergs, mit Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und erhielt die Bestätigung, dass „der Führer lebt“ und nur leichte Verletzungen erlitten habe. In der folgenden Nacht hielt Hitler die nächtliche Rundfunkansprache und verurteilte das Attentat schwer:
„[...] Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherisch, dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab praktisch der deutschen Wehmachtsführung auszurotten. Die Bombe, die von dem Oberst Graf von Stauffenberg gelegt wurde, krepierte zwei Meter an meiner rechten Seite. Sie hat eine Reihe mir treuer Mitarbeiter sehr schwer verletzt, einer ist gestorben. Ich selbst bin völlig unverletzt bis auf ganz kleine Hautabschürfungen, Prellungen oder Verbrennungen. Ich fasse es als eine Bestätigung des Auftrages der Vorsehung auf, mein Lebensziel weiter zu verfolgen, so wie ich es bisher getan habe. [...]“
Kurz nach Mitternacht wurden von Stauffenberg, von Haeften, General Olbricht und Oberst Ritter Mertz von Quirnheim durch ein Sonderkommando von zehn Unteroffizieren im Hof der Bendlerstraße erschossen.