Geschichte Norwegens
Frühere Geschichte
Vor Christi Geburt
Die menschliche Besiedlung Norwegens begann nach der letzten Eiszeit etwa im 8. Jahrtausend v. Chr., als Sammler und Jäger dem zurückschmelzenden Eis nach Norden folgten. Die älteste bekannte feste Siedlung stammt aus dieser Zeit und ist bei Sinavik auf Ringvasøy nördlich der Lofoten entdeckt worden. Damals war das Eis bereits von der Küste zurückgewichen. Es wurden Mammutknochen in Gudbrandsdalen gefunden, die 30 - 40 000 Jahre alt sind. Ob sich in diesen Interglazialzeiten bereits Menschen dort aufgehalten haben, ist nicht mehr feststellbar; denn die frühesten Spuren konnten erst nach der letzten Eiszeit erhalten bleiben. Schon 10 000 Jahre v.Chr. war die äußerste SW-Küste nicht mehr vergletschert. Das endgültige Zurückweichen des Eispanzers von der norwegischen Küste (ca 300 m / a) ist aber auf die Zeit um 8 200 v.Chr. anzusetzen. Um diese Zeit lag der Meeresspiegel auf Grund der gebundenen Wassermassen etwa 100 m tiefer. Der mächtige Eispanzer drückte aber auch das Land Zentralskandinaviens nach unten, bis über 800 m an den Stellen der mächtigsten Eispanzer. An der Küste ist die Differenz zu heute geringer, sie reicht von 85 m (weiter innen) bis rund 20 m (weiter außen). Damit waren weite Teile heute besiedelten Landes unbewohnbar. In Südnorwegen war der Druck allerdings viel geringer als in Zentralskandinavien, so dass sich das Land dort gehoben hatte. Mit dem Schwinden des Eises in Zentralskandinavien sank die Landmasse langsam ab und tut dies bis heute. Die Küstenlinie damals unterschied sich deutlich von der heutigen.
Auf Rennesøy im Boknfjord vor Stavanger wurden in einer Grusschicht 10 000 Jahre alte Steinwerkzeuge (eine Axt und Pfeil-/Speerspitzen) gefunden. Der Platz wurde aber wegen wieder anrückenden Eises später verlassen. Eine weitere Fundstätte ist Blomvåg in Hordaland mit Artefakten, die auf 10 500 v. Chr. datiert werden. Damit ist dieser Platz der älteste sicher bekannte menschliche Aufenthaltsort in Norwegen. Die technische Ausführung der Stein-Artefakte gleicht der in in den norddeutschen Funden. Allerdings ist diese Ähnlichkeit so weit verbreitet, dass man nicht ohne weiteres auf eine Verbindung zwischen den Rentier-Schlachtplätzen nordöstlich von Hamburg und den Funden in Südwestnorwegen schließen kann. Der älteste bekannte Siedlungsplatz in Südostnorwegen liegt bei Rakkestad östlich von Moss (zwischen 7 600 und 7 000 v. Chr.) Damals lag ganz Østfold unter Wasser und nur die Fundstätte auf dem heutigen Berg Høgnipen ragte als Insel heraus.
Obgleich das Meer vor 7 000 Jahren etwa 100 m tiefer gelegen haben wird als heute, war es unmöglich, trockenen Fußes von Dänemark nach Norwegen zu gelangen. Aber man hat Steinartefakte in der Nordsee und auf der Vikingbank gefunden. Sie müssen zur Zeit der Landbrücke zwischen Norwegen und England (Zeit der Weichselvereisung bis 10 000 v. Chr) dort hingelangt sein. Mit Abschmelzen des Eises stieg der Meeresspiegel und überflutete die früheren Siedlungsplätze (Flandrischen Transgression 7 000 bis 5 000 v. Chr.).
Die Bewohner der damaligen Zeit waren offenbar nicht sesshaft, sondern wechselten je nach Saison ihre Wohnplätze.
Die älteste Kultur Südnorwegens wird nach ihrem Fundort Fosnakomplex genannt. Der Ort liegt bei Kristiansund. Der Ausdruck "Komplex" soll andeuten, dass es sich um eine Vielzahl von Einzelkulturen handelt. Diese Kulturen sind an der norwegischen Küste bis Helgeland und an der Ostküste des Oslofjordes bis Bohuslän nachgewiesen. Schwerpunkt war Südwestnorwegen. Es handelte sich um Fischer und Jäger, hauptsächliches Wild war das Rentier. Vorwiegendes Material der Artefakte ist Flint.
Daran schließt sich im Norden bis zur Halbinsel Kola die Komsa-Kultur an. Sie wird als als die Vorväter der Samen betrachtet. Es handelte sich ebenfalls um Jäger und Fischer, die aber bemerkenswerte Felsritzungen hinterließen, die Jagd- und Tanzszenen oder Prozesionen oder Menschen im Boot wiedergeben. Deren ältester Wohnplatz wurde am Nordkap gefunden und an Hand von Holzkohlestückchen mit der C-14-Methode auf 9 300 v. Chr. datiert. Man fand Pfeilspitzen, Messer und Schaber zum Glätten von Tierhäuten. Vorwiegendes Material der Artefakte sind Quartz und Quartzit. Die etwas gröbere Ausführung ist nicht auf höheres Alter, sondern auf das Material zurückzuführen. Das Vorkommen von Flint nimmt nach Norden hin ab.
Die archäologischen Zusammenfassungen auf Grund der Artefakte lassen aber nicht den Schluss auf eine gemeinsame Volksgruppe mit gemeinsamer Sprache zu.
Mit zunehmender Bewaldung wanderte das bevorzugte und wichtigste Jagdwild, das Rentier, hin zur Meeresküste und hinaus an die Tundra am zurückweichenden Eisrand. Ihm folgten die Jäger. An der Grenze zwischen Rogaland und West-Agder liegt weit im Landesinneren der Große Myrvatn, wo man einen sehr fundreichen völlig intakten Wohnplatz mit Hausfundamenten aus der Zeit von 8 800 bis 8 600 v. Chr. entdeckt hat. Damals reichte der Gletscher bis 10 - 20 km an den Wohnplatz heran.
Um 7 500 v. Chr. (Spät-Mittelsteinzeit) kamen Äxte aus Diabas auf, der hauptsächlich bei Egersund gefunden wurde.
6 000 v. Chr. setzte für 3 000 Jahre die Warmzeit ein. Die Landbrücke zwischen England und Norwegen verschwand. Die Rentierjäger mussten den Rentieren ins Hochland nachwandern. Dort sind circa 1 000 Wohnplätze aus der Zeit vor 4 000 v. Chr. bekannt. Die Menschen wurden sesshafter.
Zwischen 4 000 und 2 900 v. Chr. ist der Beginn des Ackerbaus anzusetzen. Die älteste bekannte Tonscherbe stammt aus 4 000 v. Chr. Um die Mitte des 4. Jahrtausends ist die Trichterbecherkultur nachweisbar. In Nordnorwegen findet sich auch die Kammkeramik, das in Finnland und am Onegasee in Gebrauch war. Eine umstrittene Theorie geht von einer Einwanderung um 3 000 v. Chr. von Osten nach Nordnorwegen aus. Aus mehr Jurtenartigen Behausungen wurden regelrechte Steinbauten mit dicken Mauern. Die Population scheint gewachsen zu sein. Ab 3 300 v. Chr. sind in Südnorwegen Megalithgräber nachgewiesen. Das bedeutet, dass sich in dieser Zeit bereits soziale Unterschiede in Südnorwegen herausbildeten. Um den Oslofjord und am Stavangerfjord ist die Streitaxtkultur verbreitet gewesen. Archäölogisch finden sich allerdings Gegenstände, die zu diesen Kulturen nicht gehören, und es fehlen Gegenstände, die jeweils unbedingt zu erwarten wären. Deshalb ist diese Einordnung nur bedingt brauchbar. Gegen 3 000 gingen Ackerbau und Viehzucht wieder zurück und das Jagen und Sammeln nahm wieder zu. Nach Auf- und Abschwüngen begann der Ackerbau um 2 500 v. Chr. systematisch zu verschwinden und endete 1 800 v. Chr. in ganz Norwegen. An der Jagd waren beide Geschlechter beteiligt: Die Männer werden mit Großwild, die Frauen mit Vögeln zusammen dargestellt. Sie betrieben wohl auch den Fischfang mit Booten und sammelten essbare Pflanzen.
Ab 2 000 v. Chr. sind die ersten Bronzegeräte nachzuweisen. Das eigentliche Bronzealter wird für Norwegen ab 1 800 v. Chr. angesetzt. Das arktische Bronzealter ist sowohl der Herkunft als auch der Art der Gegenstände nach deutlich vom übrigen nordischen Bronzealter zu unterscheiden. Bronze war aber für das Überleben nicht wichtig. Im täglichen Leben wurden nach wie vor Steinwerkzeuge benutzt. Die Bronzegeräte dürften Statussymbole gewesen sein. Man spricht von einer „Bronze-Aristokratie“. Denn um diese Zeit vollzieht sich in Nordnorwegen eine Entwicklung von Einzelbehausungen ohne Verbindung zueinander zu Gebäudezusammenballungen (Grassodenhäuser) mit bis zu 20 bis 30 stabilen Häusern, von denen 20 bis 30 immer bewohnt waren. Das Normale waren 4 - 6 Häuser. Die Regelmäßigkeit der Hausanordnung lässt auf klare Regeln schließen die von allen beachtet wurden. Zu Beginn waren die Familien in Nordnorwegen offenbar noch alle gleichgestellt. Mit Zunahme der Besiedlung bildeten sich Machtstrukturen wie in Südnorwegen heraus. Die Ausbildung einer Häuptlingsgesellschaft beginnt dort, wo in größerem Umfang Ackerbau und Viehzucht betrieben werden.
Um 2 000 v. Chr. finden sich die ersten Anzeichen eines Glaubens an höhere Mächte: An besonderen Stellen werden besonders schön gearbeitete Gegenstände abgelegt. Es gibt auch Puppen, die wohl die Verstorbenen darstellen und im Hause als deren Vertreter aufbwahrt wurden.
Es können nun Handelsverbindungen über große Entfernungen nachgewiesen werden: Norwegischer Flint in Dänemark, jütischer Bernstein bis Nordnorwegen, baltischer Bernstein nach Mittelnorwegen, russischer Flint von Olonets ans Nordkapp und Kola und Asbest aus Mittelfinnland nach Nordnorwegen. Asbest wurde dem Ton zugesetzt (Asbestkeramik). Die Hauptverbindung ging über Dänemark - Göteborg - westschwedische Küste nach Oslo. Dann teilte sich der Weg. Ein Weg ging an der Küste um Südnorwegen entlang, der andere über das Hochland nach Mittelnorwegen. Aber Norwegens Südwesten erhielt allmählich zentrale Bedeutung für die Vermittlung von Bronze nach Norden und Fellen aus dem Nörden nach Süden. Aber ein organisierter Handel konnte für diese Zeit nicht nachgewiesen werden. Die Bronze-Artefakte waren mit traditionellen lokalen Dekoren versehen. Erst zu Beginn der Eisenzeit, als die Bronze an Wert verlor, finden sich Fertig-Importe aus Dänemark.
Seit der Mitte des 3. Jahrtausends ändern sich die Motive der Felsritzungen. In diese Zeit gehören die Felszeichnungen von Alta. Dargestellt werden nun vorwiegend Einzelpersonen zusammen mit Rentieren und schwangere (?) Frauen. Almwirtschaft und Getreideanbau sind die dazugehörigen Lebensweisen. Man hatte Haustiere.
In der bronzereichen Zeit nach 1500 v. Chr. hat sich die Gesellschaftsschichtung der Häuptlingsgesellschaft in den bevölkerungsreichen Gegenden durchgesetzt.
Nach 1 000 v. Chr. wurde allmählich die bis dahin übliche Erdbestattung durch eine Feuerbestattung ersetzt. 500 v. Chr. wurden Schmuckstücke aus Eisen neben solchen aus Bronze in den Urnen beigegeben. Aber das Eisen bleibt ein seltenes Material zu dieser Zeit. Der Zusammenhang mit der festländischen Urnenfelderkultur ist unklar. Nach 500 v. Chr. liegt eine Periode bemerkenswerter Fundleere. Die Grabbeigaben nehmen ab. Es gab auch keinen Kupfer- oder Zinnbergbau in Norwegen.
Das nördlichste Norwegen orientierte sich nach Osten und hatte Verbindungen zu Ananino-Kultur finno-ugrischer Völker in Russland. Das in Nordnorwegen gefundene Eisen kam sicher von dort. Die Ausbreitung der Asbestkeramik um 800 v. Chr. über Nordnorwegen, Nordschweden und ganz Finnland deckt sich mit dem damaligen Gebiet der Samen. Ob die Samen sich autochthon entwickelt haben oder eingewandert sind, ist noch nicht entschieden. Im übrigen Norwegen siedelte eine germanischsprechende Bevölkerung.
Um 500 v. Chr. begann der Gebrauch von Eisen. die lokale Eisenverarbeitung beginnt ab 200 v. Chr. Archäologisch wird die Eisenzeit in die vorrömische (bis zur Zeitenwende), die römische (bis ca. 400 n. Chr.) Phase, die Völkerwanderungszeit (bis 550 n. Chr.), die Merowingerzeit (bis 800 n. Chr.) und die Vikingerzeit (bis 1 050 n. Chr.). Um 550 wird auch der Übergang vom älteren zum jüngeren Eisenzeitalter angesetzt. Um 550 wurden durch Jordanes erstmals germanische Stämme im heutigen Norwegen erwähnt.
Während die Verwendung des Eisens in den ersten 3 Jahrhunderten der vorrömischen Zeit spärlich war, weisen die Verarbeitungsstätten in der Zeit nach Zeitenwende auf eine wesentlich größere Verbreitung des Eisens hin, als es die Grabbeigaben andeuten. Die Bezeichnungen in diesem Zusammenhang deuten darauf hin, dass die Eisenverarbeitung von keltischsprechenden Gruppen aus Mitteleuropa vor der Eroberung durch die Römer übernommen wurde. Denn das Wort für Eisen wurde vom keltischen Wort isarno und nicht vom römischen Wort ferrum abgeleitet. Es ist sogar denkbar, dass die Methode, Raseneisenerz zu verarbeiten, in Skandinavien entwickelt wurde. Die Eisenverarbeitung kam um 200 v. Chr. zusammen mit dem Schachtofen nach Skandinavien.
Nach der Zeitenwende bis ca. 550 n. Chr.
In der Zeit um die Zeitenwende und in den ersten beiden Jahrhunderten danach machte sich der kulturelle Einfluss des römischen Reiches auch in Norwegen bemerkbar: Es kam wieder die Erdbestattung mit reichen Grabbeigaben auf. Diese Grabbeigaben enthielten häufig Importwaren aus dem Süden. Das betraf auch Bronzegegenstände. So wurde kurz vor der Zeitenwende in Sola (in der Nähe von Stavanger) ein Bronzekessel als Urne verwendet, der in Norddeutschland oder im keltischen Bereich Mitteleuropas hergestellt worden war, sicher eine Seltenheit zur damaligen Zeit. Der Warenstrom nach Norwegen steigerte sich erst nach der Zeitenwende. Glas, Bronzegefäße aber auch Edelmetalle waren gesucht. Die Waren stammten aus Werkstätten in Norditalien und am Mittelmeer, auch aus den römischen Westprovinzen. Der Hauptsammelpunkt lag in Dänemark, nur einiges davon gelangte dann weiter nach Norden. Zunächst findet man die Waren in Østfold, weil dies Dänemark am nächsten liegt. Dort findet man die reichsten und prestigeträchtigsten Grabbeigaben aus dieser Zeit mit Gold-, Silber- und Bronzegegenständen. Die Gräber zeigen auch eine inzwischen ausgeprägte gesellschaftliche Schichtung. Nach der Zeitenwende entwickelte sich offenbar eine neue Elite, eine Art Kriegeraristokratie. Diese brach mit der auf Verwandtschaft aufgebauten Stammesgesellschaft und baute auf ihre Kampftüchtigkeit, was kaum eine stabile Gesellschaft hervorbringen konnte. Unter anderem kamen Rundsiedlungen für ein paar hundert Menschen auf, in denen circa 16 m lange Häuser Wand an Wand im Kreise gebaut wurden (Abbildung Archäologisches Museum Tromsø). Sie waren vom Stavangerfjord im Süden bis nach Troms im Norden ca. 400 Jahre lang in Gebrauch und wurde um 400 n. Chr. verlassen. Anzeichen von Frauentätigkeiten wurden nicht gefunden. Es handelt sich offenbar um Männerunterkünfte, sei es Thingstätten, sei es Gefolgschaftsunterkünfte. Es handelt sich wahrscheinlich um die ersten Anzeichen einer Häuptlingsgesellschaft.
Obgleich Kontakte der germanisch sprechenden Bevölkerung von den Lofoten bis zum römischen Reich nachzuweisen sind, hat die Völkerwanderung und der Zusammenbruch des Limes um 400 n. Chr. keinen unmittelbaren Bruch in der kulturellen Entwicklung gebracht. Lediglich die Begräbnissitten veränderten sich und wurden sparsamer. Der Übergang zwischen der späten Römerzeit und der späten Völkerwanderungszeit (400 - 550 n. Chr.) zog lange nicht so bedeutende Veränderungen nach sich wie die Zeit um 200 n. Chr. Aus keiner vorhistorischen Periode Norwegens gibt es so viele Funde wie von den Jahren zwischen 200 und 550 n. Chr. Mit einem Schlage explodiert die Menge des Fundmaterials und dessen Variantenreichtum über das ganze Land, so dass man dieses Wachstum geradezu mit der Wikinger-Zeit vergleichen kann. Der Handel mit dem Süden und den römischen Provinzen nahm einen kräftigen Aufschwung.
Die reichen Gräber zeigen, dass die Häuptlinge sich Luxuswaren aus dem römischen Reich beschafften, Gegenstände aus Gold, Silber, Bronze und Glas. Eine wichtige Handelsroute ging von Aquileia in Norditalien nach Norden zur Donau weiter zur Ostsee und nach Dänemark. Ein anderer Weg führte vom Rhein über Land zur Weser und Elbe nach Norden, ein weiterer entlang der Nordseeküste von Niederlande und Friesland nach Südskandinavien. In der späten Römerzeit wurden die Warenströme von mächtigen Geschlechtern in Sjælland kontrolliert. Von dort gingen die Waren zu den Häuptlingen in Østfold (Südostnorwegen) im Austausch gegen Häute und Pelze. Der Import bedeutete vor allem Reichtum und Autorität und war auf die Häuptlinge beschränkt.

Entlang der Küste wurden Bootshäuser für Schiffe mit bis zu 20 Ruderern gebaut. Das Bild ist uneinheitlich: Auf der einen Seite Burgenbauten auf Anhöhen, Waffenfunde und vergrabene Schätze, die auf Krieg hindeuten, auf der anderen Seite wachsende Anzahl von Importwaren, neue Siedlungen und ausgedehnte Gräberfelder über mehrere Generationen, die auf eine ruhige Gesellschaftsentwicklung hinweisen. Hintergrund ist das einsetzende Bevölkerungswachstum. In vielen vorher unbediedelten Täler entstanden um 300 n. Chr. neue Gehöfte von 4 - 11 ha Größe. Als besonders ergiebige Quelle haben sich die Flurnamen gezeigt, die sich weit über 1000 Jahre hinweg erhalten haben. Davon gibt es über 50 000 in Norwegen. Zu verschiedenen Zeiten wurden Flurnamen auf unterschiedliche Weise gebildet, so dass sich daraus mit Vorbehalten gewisse Schlüsse über die Besiedlungsentwicklung ziehen lassen.

Ob diese Bevölkerungszunahme eine örtliche Entwicklung war oder durch Zuwanderung entstanden ist, ist in der norwegischen Wissenschaft noch nicht entschieden. Immerhin deuten die örtlichen Stammesnamen "Ryger" und "Horder", die in der ältesten Gechichtsschreibung genannt werden, auf die von Tacitus erwähnten rugii und die von Caesar erwähnten harudes.
Der germanische Geschmack entwickelte sich von geometrischen Figuren (bis ins 5. Jh. n. Chr.) zu den Tierornamenten (dominierend ab der 2. Hälfte des 5. Jh.) Die Motive sind der römischen Kunst entnommen, zunächst als Kerbschnitzerei, dann in Metall überführt. Das häufigste Vorkommen lag in Südnorwegen. Nachdem die Angeln, Sachsen, Jüten und andere Völkerschaften sich in England etabliert hatten, wurden Handelskontakte rund um die Nordsee zwischen England, Frankreich, Nordwest-Deutschland, Jylland und Norwegen geknüpft. Die Nordsee wurde zum germanischen Binnenmeer. Die ostdänischen Häuptlinge verloren den Zugriff auf den Handel aus dem Süden. So kam es, dass die Waren auch nach West- und Nordnorwegen gelangten. Die Völkerwanderungszeit war vor allem die Zeit der Größe des Westlandes.
Der Nordweg längs der norwegischen Küste war der Hauptnerv des innernorwegischen Handels. Von ihm zweigten die Wege zum Land und in die Fjorde ab. Daunen, Federn, Walrosszahn, Speck und Häute vom Seehund und Wal, kostbares Pelzwerk aus dem Inneren des Landes wurden ausgeliefert. Diese Waren wurden an Häuptlingssitzen in der Nähe des Hauptverkehrsweges gesammelt. Die Häuptlinge waren in der Lage, große Schiffe auszurüsten, kontrollierten aber damit auch den gesamten Küstenhandel. Ein solches Gebiet war z. B. der Karmsund. Der dortige Häuptling auf Avaldsnes / Karmøy saß an einem Knotenpunkt mit großem Hinterland und konnte den gesamten Handel zwischen Süd und Nord kontrollieren. Der Karmsund wurde zur Keimzelle für die Macht Harald Hårfagres. Ähnliche Gebiete waren die Inseln bei Sunnmøre und der Sund in Vesterålen, das äußere Namdal, das Andøyagebiet und viele andere Orte entlang der Küste. Besonders wichtig waren die Orte, wo Land- und Seetransport zusammentrafen. Dort wurden die Waren umgeladen und wechselten auch den Besitzer. Dort saßen mächtige Geschlechter, die den Transport zwischen der Küste und dem Hochland kontrollierten. Das führte zu einem starken Gewinngefälle in Richtung Inland. Die dortigen Produzenten bekamen für ihre Waren allenfalls Korn, Textilien Waffen, Geräte und einfache Schmuckstücke. Die Küstenroute ging bis nach Troms, das äußerste Siedlungsgebiet der Landwirtschaft.
Dort kam man in Kontakt mit der Weidewirtschaft der nomadisierenden Samen, wahrscheinlich die Nachfahren der von Tacitus genannten fenni, das westnordische Wort für Samen. Ptolemaios schrieb um 150 n. Chr. von Finnoi in Skandia. Jordanes erwähnte etwa 500 n. Chr. screrefennae, in heutiger Form skridfinner, also Samen auf Ski. Davon schrieb auch Prokop zur gleichen Zeit. Ihr Lebensraum wurde daher Finnmark genannt, ein Gebiet, das damals wesentlich größer war als heute. Allerdings ist - im Gegensatz zur Steinzeit und zur Bronzezeit - kein brauchbares Fundmaterial aus der Zeit nach der Zeitenwende bislang entdeckt worden. Das erste Jahrtausend wird daher für den äußersten Norden das "fundleere Zeitalter" genannt. Das wird darauf zurückgeführt, dass die Nomaden ihre Geräte aus einem Material herstellten, das nicht die lange Zeit überdauerte. Aber man findet Fanggruben und andere mit Stein ausgekleidete Gruben, die stark erhizt worden sind, möglicherweise um Öl aus Walspeck zu gewinnen. Sie wurden bis in die historische Zeit genutzt. Man hat auch ein samischen Ski aus dem Ende des 6. Jh. gefunden. Die Samen hatten mit den nördlichsten Germanen rege Kontakte, und viele samische Worte sind Lehnworte aus diesen Begegnungen. Diese müssen nach den Lautverhältnissen vor 500 n. Chr. übernommen worden sein, als die nördliche Landbevölkerung ihre eigene Schriftsprache erhalten hatte.
Um 200 n. Chr. datiert die älteste bekannte Runeninschrift. Es handelt sich um das auf einer Eisenspeerspitze geritzte Wort raunijaR, das prüfen heißt. Die Bedeutung an dieser Stelle ist ungeklärt. Die Spitze wurde in Øvre Stabu in Zentralnorwegen Oppland gefunden.
Die Schrift wurde bis Ende des 7. Jh. benutzt. Die so erhaltene Sprache ist das Urnordische. Es wurden circa 150 urnordische Runentexte gefunden. Sie sind kurz und stereotyp. Die weite räumliche Streuung der Funde deutet darauf hin, dass rund um die Nordsee ziemlich die gleiche Sprache gesprochen wurde, man sich zumindest ohne Probleme gegenseitig verstand. Wahrscheinlich entstanden die Runen aus den Kontakten zwischen den Häuptlingen in Südskandinavien und den römischen Truppen in Germanien. Germanen aus dem Norden dienten im römischen Heer, und wenn sie in den Offiziersrang aufstiegen, mussten sie lesen und schreiben können, um die Befehle lesen zu können. Zu dieser Zeit wanderten auch lateinische Lehnwörter ins Urnordische ein, z. B. das Wort cattus wurde zu kattuR (Katze) und catillus wurde zu katilaR (Kessel). Während zu Beginn nur einzelne Gegenstände mit einzelnen Runenwörtern versehen wurden, finden sich ab dem 4. Jh. in Norwegen und Schweden Runentexte auf Bautasteinen als Gedächtnisinschriften für Tote. Es müssen viel mehr Inschriften hergestellt worden sein, als erhalten sind. Denn die Zeichen sind für Holz geschaffen. Es gibt nur gerade Linien, senkrecht und schräg. Runde Kerben lassen sich wegen der Jahresringe nur schwierig ritzen, waagerechte Linien werden in den natürlichen Furchen des Holzes eines Brettes rasch undeutlich oder verschwinden.
In der älteren Römerzeit hatten sich nur einzelne mit Waffen beerdigen lassen. Aber ab dem 3. Jh. wurde die Grabbeigabe Schwert, Lanze, Speer und Schild für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe fast zur Regel. Offenbar hatten junge Männer aus diesen Familien sich nach Mitteleuropa aufgemacht, sich mit anderen Germanen zusammengeschlossen, Heeresdienst bei den Römern abgeleistet und waren mit Ruhm und Ehre in die Heimat zurückgekehrt. Einige erhielten später ihre mitgebrachte Ausrüstung als Grabbeigabe. Diese Schwerter sind nämlich in römischen oder provinzialrömischen Werkstätten hergestellt und untrscheiden sich von anderen Schwertern. Denn in die Klinge war eine die Siegesgöttin Victoria symbolisierende Figur eingraviert. Diese Schwerter waren römischen Offizieren vorbehalten, sind daher äußerst selten und kamen kaum über den Handel nach Norwegen. Es kann sich aber auch um Beutestücke gehandelt haben. Es wurden nun auch viele Befestigungen gebaut. Ihre Deutung ist unsicher. Die einen halten dies für ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft sich noch nicht zu größeren Einheiten zusammengefunden hatte, so dass die Geschlechter sich gegenseitig bekämpften, andere sehen im Gegenteil darin den Beginn einer größeren Herrschaftsorganisation, zumal die Anlagen zum Teil in Sichtweite standen, und an der Küste von Telemark sind die Befestigungen so aufgereiht, dass sie den Küstenverkehr kontrollieren konnten. Die Archäologie ist aber für ein endgültges Urteil nocht nicht weit genug gediehen.
Die reichsten Grabbeigaben mit Gold, Silber, Bronze und Glas haben ein charakteristisches Verbreitungsgebiet. Sie liegen in landwirtschaftlich fruchtbaren Gegenden mit großer Bevölkerung, an den Verkehrsknotenpunkten zwischen Inland und Küste und an Stellen entlang der Fjorde. Die Häuptlinge von Avaldsnes müssen die Oberherren für eine größere politische Einheit gewesen sein, die beide Seiten des Karmsundes beherrschten. Das Gebiet bis zum Nordfjord war in der Völkerwanderungszeit offenbar in 8 oder 9 Herrschaftsgebiete aufgeteilt, Kleinreiche oder Stammesherrschaften. Jordanes zählt in seiner Gotengeschichte eine Reihe skandinavischer selbständiger Volksgruppen, wahrscheinlich in der Reihenfolge von Ost nach West und dann nach Norden, auf. Wie diese Stämme organisiert waren und welche Zuständigkeiten der Häuptling hatte, ist nicht bekannt. Von den festländischen Stämmen ist bekannt, dass sie ein Wahlkönigtum hatten, das aus den noblen Geschlechtern, die einen Stammbaum in die weite Vergangenheit aufzuweisen hatten, den jeweiligen Häuptling bestimmte, der dann politische, religiöse und militärische Aufgaben zu erfüllen hatte. Zukunftsweisend war aber ein neuer Häuptlingstyp, der nicht nach Nobilität, sondern allein nach militärischer Tüchtigkeit gewählt wurde. Das war der Heerkönig. Wenn man nach den Waffenbeigaben zwischen dem 3. und 6. Jh. geht, war dieser Heerkönig-Typ der dominierende in Norwegen zu dieser Zeit. Das destabilisierte die Gesamtgesellschaft, so dass der Krieg in der Gedankenwelt und Praxis eine wesentlich höhere Bedeutung als früher gewann. Der Häuptling war daher auch eher mit seiner Gefolgschaft als mit einem bestimmten Herrschaftsgebiet verbunden. Aber auch da muss man von regionalen Unterschieden ausgehen. Es gab wohl welche, die eher die Bezeichnung Kleinkönig verdienten, mit einer ständigen bewaffneten Manschaft unter ihrem Befehl, und andere, die eher als Großbauern die Rolle des primus inter pares innehatten. Die Häuptlinge hatten aber auch untereinander weitläufige Verbindungen, sei es durch Heiratspolitik, Austausch von Geschenken, sei es auch dadurch, dass man seine Söhne anderen zur Erziehung anvertraute. Aber man darf auch die Zunahme nachbarlicher Konflikte und Raubzüge vermuten.
550 bis 800 n. Chr.
Um 550 bricht die Prosperität plötzlich ab. Viele Gehöfte werden zu Wüstungen. Das Fundmaterial deutet für die Zeit zwischen 550 und 610 auf den markantesten Periodenwechsel der Eisenzeit hin. Die Archäologen setzen für Norwegen hier die Trennlinie zwischen der Älteren und der Jüngeren Eisenzeit, die sich bis ans 11. Jh. erstreckt, an. Viele bislang gebräuchliche Gegenstände kamen außer Gebrauch, die Frauen trugen anderen Schmuck (statt kreuzförmige Schnallen nunmehr runde Schnallen, besondere Nadeln), und die Männer waren mit anderen Waffen ausgerüstet. Die Toten wurden nicht mehr in Steinkisten beerdigt, und die Grabbeigaben änderten sich. Sie wurden ohne oberirdische Steinmarkierungen in der Erde bestattet. Die archäologischen Zeugnisse nehmen ab. Es wurden viele Erklärungen für diesen plötzlichen Wandel versucht. Zum einen macht man den Wandel in der Landwirtschaft mit einer Intensivierung der Weidewirtschaft verantwortlich. Diese führte zu einer weiträumigen Rodung, die zu einer Vernässung des Weidelandes, Auswaschung der Nährstoffe und Versauerung des Bodens und schließlich zum Zusammenbruch dieser Wirtschaftsform geführt habe.
Eine andere Erklärung wird über die zunehmenden kriegerischen Auseinandersetzungen wegen der Zunahme des Bevölkerungsdruckes versucht. In vielen Wüstungen hat man Kohle gefunden, die auf Brandschatzung schließen lässt. Aber die Funde lassen zufällige Hausbrände und die Nutzung von regulären Feuerstellen über 200 Jahre nicht ausschließen. Auch kriegerische Einwanderungen im Rahmen der Völkerwanderung sind in dieser peripheren Region nicht plausibel, abgesehen davon, dass die Eroberer dann selbst die Gebäude repariert und genutzt hätten.
Für die plausibelste Erklärung wird gegenwärtig eine Epidemie gehalten, die sich auch im übrigen Europa im 6. Jh. bemerkbar machte, und mit den jungen Abenteurern, die vom Festland heimkehrten, eingeschleppt wurde. Gallien wurde zwischen 552 und 554 von der Pest heimgesucht, noch einmal 571 und noch einmal 588. Diese erreichte auch Britannien. Es handelte sich zwar um die ansteckende Beulenpest, aber es gibt keine Quellen darüber, dass die Pest auch Norwegen erreicht hat. Jedenfalls fällt auf, dass sich die Krankheit weiter nach Norden hin offenbar immer weniger bemerkbar macht.
Die Ornamentik änderte sich. Dem alten Tierstil wurde nun zusätzlich ein umfangreiches Flechtwerk, der die ganze Fläche bedeckt, hinzugefügt. Der Tierkörper wurde zu einem langen zusammenhängenden Band stilisiert. Filigran und Cloisonné, Glas und Emaille in vielen Farben traten auf. Nachdem Awaren und Slawen nach Westen ziehend die alten Handelswege von Byzanz blockiert hatten, nahmen die Materialien Gold, Silber und Granatstein ab. Der Schmuck wurde kleiner, und die Ornamentflächen erhielten ein ganz flaches, materialsparendes Relief. Die Grabbeigaben wurden ebenfalls sparsamer. Die deutlichste Veränderung liegt im Ende der Verwendung von Tongefäßen Anfang des 7. Jh. Die Tonproduktion endete aus ungeklärten Gründen um 600. Man verwendete Kessel aus Eisen oder Speckstein.
Das lange zweischneidige Schwert wurde durch das Kurzschwert mit einer Schneide ohne Parierstange und Knauf, der Spieß mit Widerhaken wurde ersetzt durch eine kräftige Lanze und der Schildbuckel bekam eine andere Form. Die Impulse für die neue Bewaffnung kamen aus dem Frankenreich.
Auch die Sprache änderte sich. Während die vorherige Sprache sich durch sehr lange Worte mit Prä- und Suffixen auszeichnete, wurden die Worte kürzer, unbetonte Buchstaben und vor allem Vokale verschwanden aus der Schrift. Sprachforscher nennen diese Zeit zwischen 500 und 700 "Synkopenzeit". In einer Runeninschrift um 700 wurde aus dem urnordischen steinaR stAin (woraus in Norröna später steinn wurde). König Harald hätte in der Völkerwanderungszeit „HarjawaldaR“ geheißen. Gleichzeitig assimilierten unbetonte Vokale in der Endung die Stammvokale davor und verschwanden dann. Aus gastiR (Gast) wurde gestiR, dann gestr, heute gjest. Aus valluR (Tal) wurde nach umlautender Assimilierung und Synkopierung vollr, heute voll. Der Grund für diese Sprachveränderung in kurzer Zeit ist nicht gefunden. Aber die neue Sprache ließ sich schneller sprechen.
Nach dieser Entwicklung nahmen offenbar die Kontakte mit Mitteleuropa zu, was eher eine Ursache der kulturellen Veränderungen sein könnte. Die großen und zentralen Höfe wurden neu aufgebaut und besiedelt. Ab Mitte des 7. Jh. nimmt die Bevölkerungszahl wieder zu, das Fundmaterial wird reicher. Zu Beginn des 8. Jh. kommt die Landwirtschaft wieder zu hoher Blüte; möglicherweise hatte sich auch das Klima verbessert, denn die Landwirtschaft erstreckte sich weiter nach Norden und in größere Höhenlagen als früher. Diese Ausbreitung ist so deutlich und zieht sich bis nach der Vikingzeit hin, dass man von einer inneren Landnahme spricht. Auch die Fischerei nahm zu. In vielen Häusern auf den Inseln findet man entsprechende Gegenstände, aber keine, die auf die Anwesenheit von Frauen hindeuten. Es handelte sich um Fischerunterkünfte, die nur von Fischern zur Saison genutzt wurden.
In diese Zeit ist auch der prächtigste Fund der vorhistorischen Zeit anzusetzen, der Åker-Fund von Åker in Nang in Hedmark. Dort wurden im Boden circa 20 Gegenstände im Boden gefunden, die kurz vor 600 geschaffen wurden. Es handelt sich unter anderem um einige Goldringe, ein reichverziertes Ring-Schwert (ein Schwert, das einen kleinen Ring am Knauf hatte) mit dekorierter Scheide und mehrere Metallbeschläge für einen Schild. Das meiste ist Schmuck und Beschläge für Ledergürtel und zwei Gürtelschnallen. Besonders die größte der Schnallen gibt einen Eindruck vom Reichtum und Status des Beitzers. Die Gegenstände sind in Silber und Bronze gearbeitt und mit farbigen Steinen und Glas eingelegt. Auffallend ist, dass auf der großen Schnalle ein langhaariger Männerkopf mit Krone und Bart abgebildet ist. Er ist von Raubvogel- und Wildschweinfiguren umgeben. Die Figur erinnert an merowingische Königsbilder. Auch das Ringschwert ist eine Besonderheit. Es sind bisher nur zwei weitere Ringschwerter in Norwegen gefunden worden. Ringschwerter sind aus dem Frankenreich, aus dem angelsächsischen England, aus Italien und aus Ungarn bekannt.
In Nes (in Hedrum, Vestfold) wurde ein Mann mit Schwert und Helm entdeckt. Außerhalb von Nes sind nur drei weitere Gräber bekannt, in denen Reste eines Helmes gefunden wurden. Die dichteste Parallele des Helmes findet sich im schwedischen Mälartal und in Ostengland. Das Vorbild waren die römischen Paradehelme oder Kavalleriehelme aus Jahrhunderten vorher. Ähnlichkeiten zwischen schwedischen Gräbern am Mälarsee und der Grabstätte von Sutton Hoo zeigen die weitreichenden Verbindungen germanischer Fürstengeschlechter. Die gleiche Begräbnissitte war auch am Oslofjord und am Karmsund in Gebrauch. Ringschwert und Helm waren Rangabzeichen. Die schriftlichen Quellen der damaligen Zeit bezeugen, dass die germanischen Könige ihre Macht auf eine strake und kampftüchtige Gefolgschaft aus der Oberschicht der Gesellschaft aufbauten, die sich eidlich an sie gebunden hatten. Ein Ring am Schwert kann also ein Eideszeichen gewesen sein, das vom König verliehen wurde. Man darf vermuten, dass die Träger des Ringschwertes am Karmsund und anderswo zeitweilig in der Gefolgschaft fränkischer Könige gestanden haben. Auch ist es möglich, dass die Verhältnisse im Frankenreich als Vorbild für andere Herrscher gedient haben und diese Vorbilder bis nach Norwegen gedrungen sind und so zum Verständnis der Entwicklung des Häuptlings- und Kleinkönigwesens beitragen.

In dieser Zeit entstehen auch die mächtigsten Grabhügel Nordeuropas. Zu Beginn des 7. Jh. wurde der Grabhügel Raknehaugen in Romerike errichtet. Er ist heute 95 m im Durchmesser und 15 m hoch und der größte bekannte Grabhügel. Der zweitgrößte liegt in Østfold und heißt Jellhaugen. Sein Durchmesser liegt bei 80 - 90 m, und er ist etwa 10 m hoch, aber er kann höher gewesen sein. Von besonderem Interesse ist der Grabhügel an der schmalsten Stelle des Karmsundes. Er hat einen Durchmesser zwischen 40 und 50 m und 5 m hoch und enthielt ein über 20 m langes Schiff und reiche Grabbeigaben, unter anderem einen goldenen Armreif. In einem weiteren Grabhügel in der Nähe mit einem 15 m langen Boot, der allerdings später geplündert worden ist, fand man eine kleine hellgrüne Glasscherbe, wie sie im norwegischen Umfeld damals nicht hergestellt wurde. Die Scherbe ist zu klein, um ihren Herstellungsort sicher bestimmen zu können. Aber es gibt vergleichbares Material zu dieser Zeit in England. Andere Glasscherben können sicher schwedischen Herstellungen zugeordnet werden. Der Häuptling am Karmsund hatte also weite ausländische Verbindungen.
Während auf dem Festland und in England die Stadtkultur im 8. Jh. sich neu zu beleben begann, und auch in Dänemark Handelszentren (Westküste von Jylland, Åhus und in Skåne) nachgewiesen werden können, ist in Norwegen entsprechendes noch nicht gefunden worden. Der Warenaustausch dorthin ist archäologisch kaum aufklärbar, da die Gegenstände größtenteil verrottet sein dürften. Aus den Grabbeigaben lässt sich schließen, dass möglicherweise landwirtschaftliche Produkte die Hauptmasse ausmachten: Korn, Wein, Öl, Salz, Textilien, Ton- und Holzprodukte, aber auch Glas, Schmuck und Trachten-Ausstattung, Waffen. Aus dem Norden wurden prestigeträchtige Luxuswaren, wie Walrosszahn, Pelzwerk, Jagdfalken, Speckstein, Wetzstein und Rentiergeweihe für Kämme und andere Horngegenstände exportiert. Pelze und Walrosszahn gingen in den Fernhandel und erreichten das arbische Umfeld, dagegen Speck- und Wetzstein wurde im wesentlichen im Norden selbst und in den angrenzenden Gebieten getauscht, wie die Funde dort belegen. Das alles führte zur Ausweitung von Jagdaktivitäten im Hochland, die durch entsprechend reich ausgestattete Gräber dokumentiert ist. Es spricht viel dafür, insbesondere Ottars Bericht an König Alfred, dass die Samen ihr Jagdgebiet weit in den Süden ausdehnten.
Nach der Krisenzeit mit ihrem dramatischen Bevölkerungsschwund wurde auch immer mehr Eisen im Lande gewonnen, und überall wurden neue Steinbrüche für Speckstein eingerichtet. Es wurde offensichtlich Eisen über den eigenen Bedarf hinaus produziert. Im oberen Telemark, besonders am Møsvatn, über 900 m über dem Meeresspiegel, hat sich die dortige Bevölkerung an 200 Stellen auf die Eisengewinnung spezialisiert. Denn dort gab es reichlich Moore, die reiche Raseneisenerzvorkommen enthielten. Die Gewinnung setzte bereits im 6. Jh. ein, prosperierte aber erst richtig im 8. Jh. Zu Beginn lag die Produktion bei ein paar hundert Kilo pro Jahr, um 800 bis ins 10. Jh. hinein waren es zwei bis drei Tonnen, als ein weiterer Wachstumsschub einsetzte. Aber auch an vielen anderen Orten ist eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen. Schlackeuntersuchungen zeigen auch, dass die Produktionsweisen effektiver wurden. Auch Schmiedewerkzeug wurde gefunden. Auch die Specksteinproduktion nahm große Formen an. Wurde dieser Stein ursprünglich zur Herstellung von Gefäßen verwendet, so wurden nun Webergewichte, Gießformen usw. hergestellt. Norwegen war das Land, in dem der Speckstein zu dieser Zeit am meisten verbreitet war. Mit der oben geschilderten Bevölkerungskrise ging aber nicht eine gesellschaftliche Krise einher. Vielmehr wurden in dieser Zeit die Grundlagen für die spätere Entwicklung gelegt.
Die großen Grabhügel und die dortigen Grabbeigaben zeugen von einem großen Einfluss und großer Macht einzelner Geschlechter - trotz der relativen Fundarmut im übrigen für die Zeit um 600. Um diesen Status aufrechtzuerhalten, bedurfte es Vorbilder, die sich auf die heimatlichen Verhältnisse übertragen ließen, einer verhältnismäßig gefestigten Organisation der Gesellschaft, einer akzeptierten Ideologie und einer sicheren ökonomischen Grundlage. Das wichtigste Vorbild dürfte das Königtum der Merowinger gewesen sein. Davon zeugen Helme und Ringschwerter in Norwegen. Die durch sie dokumentierte stehende Kampftruppe gewährleistete eine stabile Gesellschaft mit dem Häuptling / Kleinkönig an der Spitze. Die reichen Waffenfunde aus der Merowingerzeit bei Åkersvika lassen dort ein solches Machtzentrum vermuten. Genauso lässt sich ein Königtum an der Westküste des Oslofjordes erschließen, das seinen Einfluss über das Ostland ausübte. Außerhalb dieses Zentrums in Vestfold mit seinem Zentrum in Borre war nur das Südwestland mit seinem Zentrum am Karmsund von Bedeutung. Aber Gewalt alleine genügt auf die Dauer nicht, die Macht aufrecht zu erhalten. Die mächtigen Grabhügel könnten auch auf den Anspruch göttlicher Abkunft der Herrschergeschlechtes hinweisen. Die Lage dieser Zentren gewährleistete auch einen ökonomischen Aufschwung, indem große Ländereien dazugehörten und sie selbst Sammelpunkt für den Warentausch waren, den sie kontrollierten und aus dem sie reichen Gewinn zogen. Aber dies galt nur für den Süden. Längs der Küste nach Norden lebte offenbar die traditionelle Gesellschaftsform der Großbauern als Lokalautoritäten fort. Die Entwicklung der Häuptlings- und Königsmacht setzte sich ungebrochen bis in die Wikingerzeit fort.
Kleinreiche im Südwesten
Es entstanden zwischen 300 und 500 n. Chr. und in den Jahrhunderten danach mehrere Kleinreiche in Ostnorwegen: Ringerike, Romerike, Hadeland und Hedmark. Auch war ein größerer Rechtsverband in Trøndelag geschaffen. In Bøvågen (eine Bucht nördlich von Avaldsnes auf Karmøy) zeugt ein großes Schiffsgrab von einem entsprechenden Machtzentrum, das seinen Bereich sehr weit ins Land und nach Süden erstreckte. Der Kleinkönig hatte Bø als Hauptsitz und Avaldsnes war möglicherweise das religiöse Zentrum. Norwegen war zur Merowingerzeit (500 - 800) in ein gesamteuropäisches Beziehungsnetz eingebunden, das sich im 7. Jh. entwickelte.
Der Grabhügel in Bøvågen und die Grabbeigaben deuten darauf hin, dass hier ein Reisekönigtum fränkischen Musters vorliegt und der beerdigte Kleinkönig stark genug war, Eroberungen durchzuführen. Er hatte offenbar mehrere Stützpunkte, zwischen denen er sich bewegte. Die reichen archäologischen Funde bei Ferkingstad auf der Westseite von Karmøy lassen auf einen solchen Stützpunkt schließen. Aus den reichen Grabbeigaben an anderen Stellen, lässt sich ein Netz von Stützpunkten erschließen: Fitjar bei Stord, Støle bei Etne, Skåla bei Kvinnherad, Halsnøy und Tysnes in Sunnhordland, Sørbø auf Rennesøy, möglicherweise auch Utstein auf Mosterøy, Hesby auf Finnøy und Tolga oder Gard auf Talgje. Das waren Sitze von lokalen Häuptlingen, die vom Kleinkönig in Bøvåg offenbar unterworfen worden waren. Dafür spricht, dass in schriftlicher Zeit Fitjar, Støle, Skåla, Sørbø, Utstein und Hesby bereits Königsgüter waren. Auch in den anderen genannten Orten finden sich große Krongüter. Snorri schreibt über die Königsgüter Harald Hårfagres: "Als König Harald alt wurde, da weilte er oft auf seinen großen Krongütern in Hardanger: Ålrekstad (= Årstad bei Bergen) oder auf Seim (in Alversund) oder Fitjar oder Utstein oder auf Avaldsnes auf Karmøy."
Die Ostgrenze seines Reiches dürfte irgendwo zwischen dem Skoldafjord in Tysvær und dem Ålfjord gewesen sein. Denn dort war ein wichtiger Landweg, und es gibt Hinweise, dass auf ihm sogar Schiffe hinübergezogen wurden: Eine wichtige Hintertür, wenn der Karmsund gesperrt war.
Aktivitäten außerhalb Norwegens
Früher glaubte man, dass der Überfall der Wikinger auf Lindisfarne 793 plötzlich und unerwartet gewesen sei, weil die Wikinger vorher lediglich an der Nordseeküste entlang über den Kanal nach England gekommen seien. Neuere Funde belegen, dass der direkte Weg von Norwegen an die englische Küste bereits Generationen vorher benutzt worden ist. Funde auf den Orkney, Hebriden und auf Irland konnten sicher auf das frühere 8. Jh. datiert werden. Funde aus England aus der gleichen Zeit wurden ebenso an der Westküste Norwegens entdeckt. Da diese Gegenstände aus Schottland in Südskandinavien fehlen, aber in Mittelnorwegen vertreten sind, ist von einem Warentransport über den Kanal, durch Jylland nach Mittelnorwegen nicht auszugehen. Auf den Orkney und den Shetlands wurden Kämme aus Rentiergeweih gefunden, die bis ins 7. Jh. datiert werden können. Rentiere gab es zu dieser Zeit weder dort, noch in Schottland. Die Reise über die Nordsee benötigte in der Wikingerzeit nur wenige Tage. Auch für die Färöer ist eine zeitlich sehr frühe wikingische Besiedlung anzusetzen. Die früheste Besiedlung der Vestmannaeyjar südlich der isländischen Küste ist mit der C-14-Methode auf das 7. Jh. datiert. Auch für Reykjavik gibt es Datierungen aus der Zeit vor 800. Es kann heute auch nicht mehr gesagt werden, dass die Wikinger vor dem 8. Jh. keine Segel benutzt hätten, was für eine Nordseeüberquerung unumgänglich ist. Denn für eine solche Aussage ist das archäologische Material zu gering, und die Friesen kannten zu dieser Zeit im Süden der Nordsee Segel. Die Verbindung zwischen Norwegen und Northumbria war wohl keineswegs neu, sie erhielt lediglich plötzlich einen kriegerischen Inhalt.
Religion in der älteren Eisenzeit
Das Quellenmaterial ist spärlich.In den schriftlichen Quellen des Mittelalters finden sich Bezüge zur alten Götterlehre, zum Asenglauben, der in die ältere Eisenzeit zurückreicht. Funde weisen sowohl auf Naturkräfte als auch auf höhere Mächte hin. Eine Frau und ein acht- bis 12 Jahre altes Mädchen wurde in Sogndal in Sogn Ende des 5. Jh. begraben. Grabbeigabe war eine eigenartige Sammlung von kleinen Gegenständen aus Stein, Flint und Glas in einem kleinen Behälter. Darunter war eine kleine Steinaxt, zwei kleine Stücke Bergkristall und zwei kleine weiße, eiförmige Steine aus Quarz und Quarzit. Das war kein Spielzeug. Nach altem Volksglauben wehren weiße Steine und Bergkristall Trolle und dunkle Mächte ab. Es handelte sich wahrscheinlich um apotropäische Amulette. Es ging inner auch darum, böse Kräfte, über die man keine Kontrolle hatte, abzuwehren. Das geschah mit Hilfe von "Donnersteinen", Feuersteinstücken und Steinäxten, die in den Boden des Hauses eingebaut wurden. Man hatte sie im Boden gefunden und ihnen magische Bedeutung beigemessen, weil man nicht mehr wusste, dass sie Jahrhunderte früher dort abgelegt worden waren. Weiße runde Steine schützten auch das Großvieh vor Krankheit. Während jeder diese Steine selber finden konnte, bedurfte es für andere Probleme der Hilfe von Menschen mit besonderen Eigenschaften.
Das bemerkenswerteste Grab ist das einer Frau, die im 6. Jh. in der Nähe von Bergen in einer 3 m-langen Steinkiste unter einem 17 m langen und 8 m breiten Grabhügel begraben worden ist. Sie war mit reichlichem Schmuck und anderen persönlichen Gegenständen ausgestattet. Das besondere ist aber, dass am Fußende des Steingrabes eine Steinplatte als Schwelle eingebaut war und sie in der rechten Hand einen langen Holzstab hielt. Die Frau dürfte eine zauberkundige Frau, eine Völva, gewesen sein. Diese wurden ein paar Jahrhunderte später in der nordischen Literatur beschrieben: Zukunftskundig und trollkundig. Sie wußte um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und verschaffte sich ihr Wissen, indem sie sich durch Gesang in Ekstase versetzte. Sie hatte auch Macht über Schaden und Fruchtbarkeit. Es war üblich, sie bei Schwierigkeitenn zu konsultieren. So war sie gefürchtet und respektiert.
Später wird von zwei Arten der Völva berichtet: Die eine wanderte mit einem Stab umher, wie die oben beschriebene begrabene Frau. Die Bezeichnung Völva ist abgeleitet vom norrön Wort *volv = Stab. Die andere Art war an Riten geknüpft, die mit dem Phallus eines Hengstes, der „Volse“ genannt wurde, verbunden waren. Das erhellt wohl ein Fund in Hordaland, wo ein solcher Hengstphallus in einem Leinentuch mit Lauch eingewickelt war. Auf einem Knochenmesser bei diesem Fund war ein Runentext eingraviert: linalaujaR = Leinen und Lauch, die Pflanzen, mit denen eine Wahrsagerin entlohnt wurde. Der Hengstphallus stand für Fruchtbarkeit. Ähnlich ist auch zu verstehen, wenn Menschen in einem Bärenfell oder mit Bärenklauen begraben wurden. Auch Kämme spielten eine besondere Rolle, da lange Haare in vielen Kulturen ein Zeichen von Kraft und Fruchtbarkeit waren und Kämme den fruchtbringenden Regen symbolisierten. Viele Phallos-Steine zeigen die große Rolle, die die Frauchtberkeitskulte damals spielten. Mehr lässt sich bislang nicht über die religiösen Vorstellungen der damaligen Zeit nicht sagen.
Zeit der Wikinger
Historische Einordnung der Wikinger
Der Wikinger war Krieger und Kaufmann. Seine Gewalttaten hielten sich im Rahmen des damals Üblichen. Was sie in den Quellen zum Schrecken werden ließ, war, dass sie Heiden waren und als solche keinen Respekt vor Kirchen und Klöstern hatten. Außerdem wurden die Quellen von Geistlichen verfasst, die die Überfälle als Strafe Gottes dafür interpretierten, dass das Volk nicht ausreichend auf die Kirche hörte. In Skandinavien wird die Wikingerzeit in anderem Licht gesehen: Es war die erste Großmacht-Zeit. In der norwegischen Geschichte ist die Wikingerzeit die letzte sogenannte "archäologische Periode". Ihr Beginn wird zwar in der Regel mit dem Überfall auf Lindisfarne 793 angesetzt, aber richtiger ist die Grenze zwischen Merowingerzeit und Wikingerzeit auf die Mitte des 8. Jh. anzusetzen. In der Mitte des 11. Jh. geht die Wikingerzeit über in die nächste Periode, das "christliche Mittelalter". Zu Beginn dieser Zeit wurden einzelne Klöster und Kirchen überfallen, Lindisfarne, Columbans Kloster in Iona, St. Filibertus -Kloster in der Mündung der Loire usw. In der Endphase im 11. Jh. kämpften die Wikinger dagegen in großen und organisierten Heeren, von christlichen Königen geführt. Klöster und Kirchen wurden in Ruhe gelassen. Skandinavien reihte sich in die Gemeinschaft christlicher Staaten ein. Während sich Westskandinavien mehr auf England, Frankreich, Benelux, und Westdeutschlnd konzentrierte, orientierteen sich die schwedischen Wikinger mehr auf die Ostsee, das Balticum, Russland, Weißrussland und die Ukraine. Man kann dies an den Funden von arabischen Münzen ablesen, die reichlich in Schweden und auf Gotland vertreten sind, aber kaum in Norwegen und Dänemark.
Raubzüge und Ausbreitung
Die ersten Wikingerzüge waren reine Plünderungsunternehmen der Dänen und Norweger in relativ bescheidenem Umfang auf den britischen Inseln, in Friesland und im Frankenreich. Aber nach 800 organisierten die Wikinger größere Heereszüge, zunächst besonders gegen Friesland und die Westküste Frankreichs. Neben der Plünderung spielte auch der Freikauf gegen Lösegeld eine erhebliche Rolle. Nach der Plünderung 841 kaufte sich Paris 845 mit 7.000 Pfund Silber los. Die Wikingerzüge wurden aber in üblicher manier auch übertrieben dargestellt; so, wenn der französische Mönch Abbo von einer Wikingerflotte von 700 Schiffen sprach. Zwar dominierten bei den Raubzügen nach Frankreich die Dänen, aber auch Norweger waren dabei. Denn in den Annalen über den Angriff auf Nantes 843 werden westfaldingi erwähnt, also Leute, die aus Vestfold kamen. Sie können mit den Dänen gekommen sein, aber auch aus Irland.
Die Wikingerzüge erstreckten sich auch an der portugiesischen Westküste entlang, 859/860 durch die Straße von Gibraltar nach Norditalien. 882 zogen sie rheinaufwärts und kamen bis Trier.
Viele Skandinavier ließen sich nach 800 in der Normandie und in Flandern nieder. Karl der Einfältige überließ dem Wikingerhäuptling Rollo die Normandie als Herzogtum als Schutzwall gegen weitere Einfälle. Nach einigen Generationen gingen die Wikinger in der ansässigen Bevölkerung auf.
In England setzten sich dänische Wikinger fest (Danelag). Siehe Geschichte Englands.
Die norwegischen Wikinger dominierten aber in Irland. Die ersten überwinterten dort 840 / 841. Um 850 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Weißen (Norweger) und Schwarzen (Dänen), benannt nach ihrer Schildfarbe.
Aktivitäten
Der Erfolg der Wikinger beruhte auf ihren Schiffen. Diese waren nicht nur Transportmittel, sondern Teil der Kultur, wie die Schiffsgräber zeigen. Zur Kultur gehörte auch das Schwergewicht der persönlichen Beziehung, die durch Austausch von Geschenken zum Ausdruck kam. Bei den archäologischen Funden lässt sich nur schwer zwischen Beute, Geschenk und Handelsware unterscheiden. Am ehesten ist dies auf einem Handelsplatz möglich. Ein solcher wurde in Norwegen ausgegraben. Es handelt sich um den von Ottar erwähnten Ort Sciringsheal, in der späteren norrön Literatur Skíringssalr, heute Kaupang in Vestfold. Die Siedlung entstand um 800 und wurde bis 930 / 950 benutzt. Sie war nicht ganzjährig bewohnt, aber es hielten sich dort norwegische und ausländische Händler auf, wie die Gräber zeigen. Das Fundmaterial weist eine weitreichende Verbindung mit großen Teilen Europas auf. Es wurden arabische, fränkische und englische Münzen und eine aus Haithabu gefunden. Außerdem kamen Keramik aus dem Rheingebiet und Schmuck von den britischen Inseln. Aber es wurde nicht nur Handel getrieben, sondern es wurden auch Fertigwaren hergestellt. Davon zeigen Schmiedewerkzeuge und fertige oder halbfertige Eisenwaren nebst einschlägigem Abfall, insbesondere wurden viele Schiffsnägel gefunden. Aus dem Inland wurde offenbar über weite Strecken Speckstein herantransportiert und dort zu Gefäßen verarbeitet.
Bewaffnung
Das wichtigste für den Wikinger waren neben dem Schiff die Waffen. Hauptwaffen waren Schwert und Axt. Ein gutes Schwert wurde aus mehreren Lagen zusammengeschweißt. Es waren zwei Arten gebräuchlich: Entweder man hatte harte Schneiden auf jeder Seite und in der Mitte weicheres Material, oder man hatte ein durchgehend hartes Schwertblatt und auf Ober- und Unterseite eine Lage weicheres Eisen. Die Schwerter waren zweischneidig und verjüngten sich zum Ende. Sie wurden zuerst im Frankenreich entwickelt. Trotz der Eigenproduktion waren importierte Schwerter, besonders aus dem Rheintal besonders gefragt. Auf einer Reihe skandinavischer Schwerter sind ausländische Warenzeichen eingraviert, z.B. ULFBERTH oder INGELRI. Es gibt so viele Schwerter mit diesen beiden Wörtern, dass es sich um Schwertsorten gehandelt haben könnte. Die Frankenkönige verboten zwar den Schwertexport an die Wikinger unter Todesstrafe, aber ohne Erfolg. Die Qualität der einheimischen Schwerter war nicht besonders. Es wird erzählt, dass Ludwig dem Deutschen von normannischen Königen Schwerter als Geschenk übersandt wurden. Er prüfte sie auf ihre Stabilität, und nur eines soll die Probe bestanden haben. Der Import nach Norwegen bezog sich im wesentlichen auf die Klingen. Die Griffe mit Knauf wurden von heimischen Schmieden mit aufwendiger heimischer Verzierung angebracht, die auch die Datierung ermöglicht.
Rein technisch war die Axt ein einfacher herzustellendes Gerät und war auch vielseitiger zu verwenden. Die Axt hat offenbar in der Wikingerzeit eine Renaissance erlebt. Es gibt verschiedene Typen. Die Streitaxt war zur Arbeit weniger geeignet. Das Blatt war oft recht dünn, aber reichlich mit Gravuren und eingelegtem Silberdekor verziert. Meist wurde eine Schneide aus besonders hartem Stahl aufgeschweißt.
Hinzu kam als wichtige Waffe der Speer. In Nordfjord sind 177 Waffengräber aus der Merowinger- und Wikingerzeit registriert. In 92 davon war nur eine einzige Waffe zu finden. 42 davon waren eine Axt, 28 waren ein Schwert und 22 ein Speer. Die übrigen hatten Kombinationen.
Gesellschaft
Allgemeines
Die Gesellschaft der Wikinger war wesentlich von äußeren, insbesondere fränkischen Einflüssen geprägt. Gleichzeitig mit der Ausdehnung ihres Einflußbereiches nach außen begann auch die innere Kolonisierung. Erst als die Bedingungen eine weitere Ausbreitung im Inneren nicht mehr zuließen, verlagerte sich das Schwergewicht auf die Ausbreitung im Ausland. Man kann archäologisch eine stetige Zunahme der bebauten Gemarkungen seit der Zeitenwende mit einem vorübergehenden Einbruch im 6. Jh. konstatieren, die erst mit dem Svartedauden, der großen Pest im 14. Jh., abbricht. Aber die neuen Gemarkungsnamen vor der Wikingerzeit, die alle mit einem Personennamen beginnen, lassen zwar den Schluss zu, dass der Ackerbau in dieser Zeit von einzelnen Kleinfamilien betrieben wurde, aber nicht, dass es davor anders gewesen wäre. Denn es kann sich auch um eine Modeerscheinung gehandelt haben. Gleichwohl war die Gesellschaft vor der Wikingerzeit von Familienverbänden geprägt, da es über der Großfamilie keine höhere Instanz gab. In der Wikingerzeit allerdings sorgte die höhere Mobilität für eine Neuorientierung, da in der Fremde die eigene Großfamilie in Konfliktfällen nur bedingt und sehr begrenzt Unterstützung gewähren konnte. Hier trat immer mehr die Gruppe, zu der eine Person gehörte, in den Vordergrund.
Gleichwohl ist der Begriff des "Familienverbandes", dem eine Person zugehörte, zu dieser Zeit von Bedeutung. Damit ein Geschlecht in allen Dingen zusammenhielt, muss es für alle Mitglieder ein gemeinsames Gruppengefühl gegeben haben. Das ist nur in einem starken Patriarchat oder Matriarchat möglich. In der Wikingerzeit ist auf Grund der patrilinearen Ausformung der Personenverbindungen von einem Patriarchat auszugehen, wo der Familienälteste über Söhne, Ehefrau, unverheiratete Töchter und Schwiegertöchter bestimmte. Dies war vorher aber anders. Wenn vor der Wikingerzeit eine Frau heiratete, blieb sie Angehörige ihres eigenen Familienverbandes, und für die Kinder war der mütterliche Familienverband genauso wichtig wie der väterliche. Das beinhaltete, dass z.B. zwei Kernfamilien von zwei Brüdern niemals die gleiche Sicht über ihre nächsten Verwandten hatten, abgesehen von dem seltenen Fall, dass zwei Brüder mit zwei Schwestern verheiratet waren. Diese Gesellschaft bestand also nicht aus getrennten Geschlechtern nebeneinander, sondern aus Kleinfamilien als Knoten in einem großen Netz mit Verbindungen kreuz und quer über das Gebiet und ergab ein unsymmetrisches Muster. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass man von einem Streit zwischen Gruppen hört, die miteinander verwandt waren. Hier wird der Begriff "Stamm" vermieden, weil dieser zu viele verschiedene Phänomene umfasst, als dass er in diesem Zusammenhang sinnvoll angewendet werden könnte.
Neben diesen beschriebenen Personengruppen gab es noch die Knechte/Sklaven. Sie hatten keine Zugehörigkeit zu Familien. Sie hatte keine Rechte. Ihre Herkunft spielte keine gesellschaftliche Rolle. Sie waren Eigentum des Herrn. Über sie gibt es Nachrichten erst in den späteren altnorwegischen Gesetzen. Aber diese lassen gewisse Rückschlüsse auf die vorangegangenen Verhältnisse zu. Welche ökonomische Bedeutung die Sklaven zur damaligen Zeit hatten, gehört zu den unbeantworteten Fragen der norwegischen Geschichtsforschung. Zwar berichten englische und irische Quellen über Menschenraub. Aber daraus ist nicht zu entnehmen, dass davon eine größere Anzahl nach Norwegen kam, da eine viele ins Ausland verkauft worden sein können. Außerdem gibt es keine Anhaltspunkte für die Zahl, um die es sich handelte. Oft wurden die Gefangenen nicht verkauft, sondern gegen Lösegeld wieder freigelassen. Wurde das Lösegeld nicht gezahlt, töteten sie die Wikinger oft.
Die Frauen waren den Männern nicht gleichgestellt. Allerdings konnten sie, wenn es erforderlich war, auch Funktionen von Männern übernehmen, z.B. als unverheiratete Frau einen Hof gründen und leiten. Die sozialen Normen hinderten sie daran nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Gehöften aus dieser Zeit, die Frauennamen tragen. In Island ist dieser Fall noch häufiger. Auch viele Erinnerungssteine weisen in ihren Runen-Inschriften auf leitende Frauenpersönlichkeiten hin. Ca. 20 % dieser Erinnerungssteine weisen einen solchen Sachverhalt aus, mehr also als die Hofnamen hergeben, was nicht überrascht, da die Neuerrichtung eines Hofes für eine Frau eine ungewöhnlich harte Aufgabe war. Aber mehr Frauen gerieten nach dem Tode ihres Mannes in die Führungsposition. Witwen hatten in dieser Gesellschaft die am meisten selbständige Position. Eine Witwe konnte auch ihren Sohn beerben, wenn dieser ohne eigene Erben starb. Nach ihrem Tod ging das Erbe an ihre Verwandten. Die Grabfunde bestätigen diese Stellung der Frau. Es wurden 264 Gräberfunde aus der Merowinger- und Wikingerzeit gemacht. Davon waren 68 so gut erhalten, dass man das Geschlecht der Toten bestimmen konnte. 19, also 28 %, sind Frauengräber. Die reich ausgestatteten davon zeigen, dass die Frauen zur Oberschicht gehörten. Sie gehörten zu den ältesten und größten Höfen. Es zeigt sich, dass die Frauen nicht deutlich benachteiligt waren, wenn sie auch nicht Waffen tragen und am Thing teilnehmen durften.
Die alten Stammesnamen "Ringeriker", "Ranrikinger" (in Bohuslän) oder die Landschaftsbezeichnungen, die auf -land enden (Rogaland, Hordaland), belegen nicht, dass es sich dort um gesellschaftliche Großstrukturen gehandelt habe. Es sind zunächst einfach geografische Bezeichnungen und deren Verknüpfung mit den dort lebenden Menschen. Sie waren bereits Jordanes im 6. Jh. bekannt, also selbst wesentlich älter und aus einer Zeit, wo von einem Reich im Sinne einer politisch organisierten Einheit sicherlich noch nicht gesprochen werden kann. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass einzelne Häuptlinge einen großen Machtbereich aufbauten, der sich eine Weile hielt und dann wieder zerfallen ist.
Die Gräber zeigen auch, dass das Durchschnittsalter der Männer bei 41 Jahren lag, das der Frauen bei 51 Jahren. Die Skelette zeugen auch von harter körperlicher Arbeit. Es sind deutliche Spuren von Arthrose, besonders bei Frauen zu finden. Die Frauenskelette zeigen eine durchschnittliche Körpergröße von 161 cm, die der Männerskelette von 174 cm.
Siehe auch Wikinger.
Zur Religion siehe Nordgermanische Religion.
Die innere Entwicklung in der Wikingerzeit
In der Zeit zwischen Harald Hårfagre bis zu Magnus III. Barføt hat das norwegischen Königtum eine tiefgreifende Wandlung erfahren. Während die Herrschaft Haralds sich noch mehr oder weniger nur auf den Küstenbereich beschränkte und in einer Abgabenpflicht bestand, hatte sich am Ende die Herrschaft auf das östliche Inland ausgedehnt und eine wesentliche Zentralisierung der Herrschaft auf den König unter Zurückdrängung lokaler Herrschaftsstrukturen mit sich gebracht, was für ein Reich im mittelalterlichen Sinne konstitutiv war. Drei Faktoren waren dafür maßgeblich: Zum einen hatte die Kirche großen Anteil an der inneren Struktur des Reiches, zum anderen und von ihr maßgeblich gefördert hatte das dynastische Element im Königtum einen systematischen Ausbau der Königsstellung hervorgebracht, und zum Dritten schritt der Ausbau des inneren Machtapparates im Laufe der Zeit systematisch fort. Der Sohn konnte dort fortfahren, wo der Vater stehengeblieben war. Dazu diente vor allem die göttliche Legitimation des Königtums. Es waren also weniger die Eroberungen anderer Landesteile durch die frühen Könige, als vielmehr die vom Festland eindringenden neuen Ideen über das Königtum als solches, die hier maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung hatten. Ihre Verwirklichung führte auch zu einer Gleichberechtigung mit den anderen europäischen christlichen Reichen. Die lokalen Kleinkönige verschwanden. Der Kreis der europäischen Herrscher, mit denen Norwegen zu tun hatte, bestand im wesentlichen aus den schottischen und englischen Königen, den Königen von Schweden und Dänemark, dem Herzog von Sachsen und dem Großfürsten von Kiew/Nowgorod. Diese waren durch wechselseitige Ehen miteinander verflochten. Den norwegischen Königen gelang es nun, an diesen Heiratsallianzen teilzuhaben: Harald Hardråde heiratete Ellisiv, die Tochter des Großfürsten Jaroslav von Nowgorod. Ihre Tochter Ingegjerd heiratete erst den dänischen König Oluf I. Hunger, 3. Sohn von Sven Estridsson, danach den schwedischen König Philipp Hallstensson. Olav Kyrre heiratete Ingrid, eine Tochter von Sven Estridsson. Magnus Barføt heiratete Margareta (fredkolla), Tochter des schwedischen Königs Inge Stenkilsson. Vorher war bereits die Ehe mit Mathilda, der Schwester des schottischen Königs geplant. Sein Sohn Sigurd Josalfare heiratete Malmfred, die Tochter des Großfürsten von Kiew Mstislav. Seine Schwester heiratete Harald Kesja, den unehelichen Sohn des dänischen Königs Erik Ejegod. Alle diese Ehen waren politische Ehen, die Verträge und Zusammenarbeitsabsprachen zu sichern hatten. Der Friedensschluss zwischen Olav Kyrre und Sven Estridsson wurde dadurch befestigt, dass Olav Svens Tochter und Svens Sohn heiratete Olavs Schwester. Margaretha, die Magnus Barføt heiratete, erhielt den Beinamen friðkolla, (= Friedensmädchen), weil sie den Frieden zwischen Magnus und Inge besiegelt hatte. Hinzukamen viele wechselseitige Erziehungs- und Dienstverhältnisse. Harald Hardråde ließ einen Sohn bei Konig Adalstein erziehen. Nach dem Tode von Magnus dem Guten ging dessen Bruder Tore in den Dienst des Dänen Sven Estridsson und errang eine hohe Stellung bei ihm. Auch Finn Andresson ging nach Dänemark, obgleich er mit der Nichte Harald Hardrådes verheiratet und Onkel von dessen norwegischen Ehefrau war. In Dänemark wurde er unter Sven Estridsson Jarl von Halland und zog mit diesem 1062 in die Schlacht bei Niså gegen Harald. Allerdings war die stabilisierende Wirkung begrenzt und reichte eigentlich nicht weiter als die Herrschaftsdauer der maßgeblich beteiligten Personen.
Anfänglich empfanden die Herrscher Dänemarks und Norwegens, dass dieses eigentlich ein Königreich sei. Magnus der Gute und Harald Hardråde fühlten sich auch zur Herrschaft über Dänemark berechtigt, und auch Sven Estridsen meinte nach Adam von Bremen, er sei geigentlich Harald Hardrådes Oberkönig und Harald sein Jarl. Aber ganz allmählich setzte sich das Bewusstsein bei den Königen beider Länder durch, dass sie nur Könige im eigenen Land waren, und es entwickelte sich ein nationales Königtum. Aber das Bewusstsein, dass es sich eigentlich um ein einheitliches Gesamtkönigreich handele, verschwand erst im 13. Jh. Noch in den 60er Jahren des 12. Jh. versuchte der dänische König Waldemar, diesen Gedanken wiederzubeleben, und sein Sohn Waldemar Seier versuchte das Gleiche zu Beginn des 13. Jh. Die schwedischen Könige richteten demgegenüber ihre Politik auf zwei Staaten aus. Anund Jakob verbündete sich mit Olav d. Hl. gegen Knut d. Gr. Später half er Magnus d. Guten gegen Sven Alfivason. Als Olav auch Dänemark unterworfen hatte, unterstützte er Harald Hardråde als möglichen Gegenkönig. Diese Unterstützung verlor Harald, als er Magnus nachfolgte und ebenfalls über Dänemark herrschte. Statt dessen unterstützte Anund nun Sven Estridsson. Die Politik Schweden ging also immer darauf aus, eine Verbindung Norwegens und Dänemarks zu verhindern.
Ein wesentlicher Faktor der Reichseinigung war auch die Gewalt. Die Unterdrückung der Bauerngesellschaft durch den König, wie sie Harald Hardråde vornahm , schaltete jegliche Machtzentren neben dem König aus. Gleichwohl wurde in aller Regel auch eine friedliche Zusammenarbeit zwischen König und Bauernbevölkerung gesucht. Schlüsselfiguren waren dabei die Mitglieder des im Lande verteilt sitzenden bäuerlichen Landadels, die "Lendmenn" genannt wurden, was manchmal fälschlich als Lehnsmann gedeutet wurde. Ihre ursprüngliche Stellung lässt sich näherungsweise aus den frühesten norwegischen Gesetzen bestimmen. Der Lendmann hatte eine Stellung zwischen den grundbesitzenden Bauern und dem Jarl. Obgleich die Lendmenn vom König viele wichtige Aufgaben zugewiesen bekamen, nennen die Sagas die Lendmenn niemals in Verbindung mit administrativen Aufgaben. Dort treten sie nur als politische Verbündete des Königs auf. Im 12. Jahrhundert gab es etwa 80 bis 100 Lendmenn im Lande, im 13. Jahrhundert waren es wesentlich weniger. Unter Magnus Barfot und seinen Söhnen werden nur 35 genannt. Wenn aber einer zu mächtig wurde, wie Einar Tambarskjelve, der fast so mächtig war, wie vordem ein Jarl, so schaffte ihn Harald Hardråde aus dem Weg. Das Verhältnis zwischen Lendmenn und König hatte eine feudale Prägung: Der Lendmann gelobte dem König Treue, und der König überließ ihm einen Teil der Einkünfte aus dem Krongut. Aber der Grund und Boden, der dem Lendmenn den sozialen Status gab und ihn zum wertvollen Verbündeten des Königs machte, war sein persönliches Eigentum. Später kam auch hinzu, dass treue Gefolgsleute des Königs von ihm mit konfiszierten Gütern ausgestattet wurden, auch wenn sie nicht von hoher Herkunft waren. Dies gilt insbesondere für die Gegend im Oslofjord, wo Untersuchungen über die Verteilung des Landbesitzes ergaben, dass große Teile später in den Besitz des Bischofs übergingen und andere in das später mächtige Sudrheimgeschlecht. Beides wird auf die Konfiskationen Harald Hardrådes zurückgeführt. Die mächtigen Geschlechter des Landes waren durch wechselseitige Heiraten zu einem landesweiten Netzwerk verwoben in welches auch der König eingebunden war. Es handelte sich um eine wirkliche Aristokratie und nicht nur um einen Dienstadel, allerdings in einer engen Zusammenarbeit unter des Königs Macht. Der Kriegszug war ein wesentliches Bindeglied, und die Plünderung ein wesentliches Ziel. Ein wesentlicher Antrieb für den Zug Harald Jarsalfares war nach Snorri, dass von den norwegischen Teilnehmern des ersten Kreuzzuges unter normannischer Herrschaft Berichte über den sagenhaften Reichtum, der dort zu gewinnen war, ins Land gedrungen waren und die Lendmenn ihn deshalb drängten.
Wesentlichen Anteil an der Reichseinigung hatte auch die königliche Mannschaft, die hirðmenn. Es handelte sich im Gegensatz zur mobilisierbaren Bauernmiliz um eine dauernde Einrichtung, die zum Hofstaat des Königs gehörte und seinen Willen umzusetzen hatte. Im 12. und 13. Jh. sind sie eine Reichsinstitution. In der Zeit des Reisekönigtums zog der König von einem Landsitz zum anderen. Die Sagas berichten daher davon, dass die Zahl der hirðmenn wegen der notwendigen Verpflegung bei den Bezirksaristokraten begrenzt gewesen sei. Olav d. Hl. habe 120, Olav Kyrre 240 hirðmenn mitnehmen dürfen. Dass Harald Hardråde sich hätte eine Begrenzung gefallen lassen, ist eher unwahrscheinlich. Der König hatte auf diese Institution ein Monopol. Allerdings ist bekannt, dass auch der Erzbischof eine solche Truppe mit sich führte. Aber im 11. Jh. kann man deutlich sehen, wie der König gegen jeden Versuch, eine ihn möglicherweise bedrohende Truppe zu unterhalten, energisch einschritt.
Ein weiterer Einigung waren die Thingversammlungen. Es ist zwar für die frühe Zeit nichts über die Beteiligung des Königs am Thing bekannt. Aber die christlichen Könige setzten sich stark für den Rechtsfrieden ein, womit sie gleichzeitig ihre Autorität ud Macht stärkten. Magnus d. Gute ließ sich durch Bevollmächtigte auf dem Thing vertreten. Erst mit den Gesetzen am Ende des 12. Jh. wird die Lage übersichtlicher. Denn da wurden strafbare handlungen gegen Eigentum und Leben auch gleichzeitig als gegen den König gerichtet aufgefasst, so dass dieser neben der Genugtuung des Verletzten ein eigenes Strafgeld erhielt, eine nicht unwesentliche Einnahmequelle. Die Sorge um die Rechtspflege stärkte die königliche Zentralmacht. Dadurch dass bei der Vollstreckung des königlichen Bußgeldes der königliche Bevollmächtigte auch gleichzeitig die Genugtuung für den Gegner vollstreckte, zog die königliche Zentralgewalt auch die Vollstreckung überhaupt allmählich an sich.
Überall im Lande saßen königliche Bevollmächtigte, die den König auf dem Thing oder in anderen Angelegenheiten vertrat, sog. yfirsókn. Ihre Aufgabe lag nicht nur in der Strafverfolgung und sonstigen Polizeiaufgaben, sondern auch in der Kontrolle der Ausrüstung und Bewaffnung der Schiffe und der Mannschaften sowie in der Überwachung des Warnsystems vor Feinden an der Küste. Die Bevollmächtigen waren unterteilt in lendmenn' und ármenn. Erstere waren die Bevollmächtigten aus dem Grundbesitzadel, die anderen waren andere Dienstleute. Das Gulathingslov macht zwischen beiden keinen Unterschied. Aber das Frostathingslov sagt aus, dass der lendmann einen wesentlich höheren sozialen Status und eine nähere Verbindung zum König habe.
Man kann davon ausgehen, dass die wesentlichen Impulse zum Königsgedanken aus England kamen. Das englische System der Sheriffs gleicht dem der königlichen Bevollmächtigten im Lande. Die norwegische Kirche wurde durch englische Priester nach englischen Muster gegründet. Mehrere englische Könige konnten auf die Erfahrungen eines längeren Englandaufenthaltes zurückgreifen -Håkon der Gute, Olav Tryggvason, Olav d. Hl. Im 11. Jh. waren einflussreiche englische Ratgeber am königlichen Hof. Bischof Grimkjell spielte unter Magnus d. Guten eine wichtige Rolle bei Aufbau der Kirche. Der Engländer Skuli Tostesson war der einflussreichste Ratgeber Olav Kyrres. Auch die königlichen Einnahmen wurden ausländischen Vorbildern entnommen. Dabei spielten die Bußen eine bedeutende Rolle. Die englische Koniginmutter Alfiva versuchte das englische Einnahmesystem völlig zu übertragen, was die Vertreibung von ihr und ihrem Sohn Sven nach dem Tode Knuts d. Gr. letztendlich beschleunigte. Hinzu kam der von der Kirche propagierte Gedanke des Königtums als einer überpersonalen und überzeitlichen Institution und ein zeitloses personenunabhängiges Reich. Dazu diente die Institution des Heiligen Königs, der nicht nur ein Heiliger war, sondern ein Beschützer des Reiches. Das Reich wurde Eigentum des Heiligen Königs, und seine Nachfolger waren seine Sachwalter auf Erden. Die alte Vorstellung vom Personen-Reich der heidnischen Könige wurde aufgegriffen und erhielt eine neue Dimension, die des zeitlosen Plans und der Stetigkeit. In Böhmen war es der Hl. Vaclav, in Ungarn war es der Hl. Stephan. In der Nachbarschaft erhielten Dänemark Knut d. Hl. und Schweden Erik d. Hl. mit ähnlicher Funktion. Gleichzeitig begannen unter dem Dach des Königs Territorium und Staat zusammenzuwachsen.
Die Christianisierung
Die Christianisierung Norwegens war ein langer Prozess mit einer langen Vorlaufzeit. Dieser Prozess kam in Gang mit der Berührung der nowegischen Wikinger mit dem Frankenreich und mit den Britischen Inseln, die schon Jahrhunderte früher christianisiert waren. Die Besiedlung Nordschottlands und Irlands durch Norweger brachte eine Mischkultur hervor, die im religiösen Bereich auch eine Mischreligion nach sich zog, die sich dann allmählich zum Christentum entwickelte. Da die Christen keinen Handel mit Heiden treiben durften und auch keine heidnischen Dienstmannen in ihr Gefolge aufnahmen, kam die Sitte der Primsigning auf. Die Personen wurden mit dem Kreuz bezeichnet, was eigentlich die Aufnahme in ein Katechumenat als Hinführung zur Taufe bedeutete, hier aber lediglich ein formaler Akt ohne innere Anteilnahme des Betroffenen war. Die Primsigning bedeutete gleichzeitig, dass die Person von Christen akzeptiert wurde, aber auch mit den Heiden den üblichen Verkehr beibehalten konnte. Diese Nützlichkeit bewog viele, die Primsigning anzunehmen, ohne aber ihre Haltung im übrigen zu ändern.
Man kan die Entwicklung zum Christentum sowohl an den Grabbeigaben als auch an den Bautasteinen ablesen. Während in der Vorwikingerzeit die Grabbeigaben reich waren, setzt mit der Wikingerzeit eine Verminderung der Gabbeigaben ein, was darauf schließen lässt, dass die Begrabenen nicht mehr Gegenstände für ihr Weiterleben nach dem Tode benötigten. Außerdem finden sich auch immer häufiger Amulette in Kreuzform. Die Bautasteine ändern ihre Gestalt und Funktion. Ursprünglich schriftlos und oft in phallischer Form auf freiem Feld waren sie zumindest auch Fruchtbarkeitsidole. Später wurden sie an Wegrändern aufgestellt und Gräbern zugeordnet.
In der Hávamál heißt es dazu:
Selten stehen Bautasteine am Weg,
wenn sie nicht der Verwandte dem Verwandten errichtet.
Es gibt Bautasteine, bei denen die Gräber leer sind, weil die Toten in christliche Friedhöfe umgebettet wurden. Dies zeigt, dass die Bautasteine vor der Institutionalisierung des Christentums für Christen errichtet worden sind. Allmählich treten auch Inschriften auf den Bautasteinen hinzu, die knapp berichten, wer den Stein für wen errichtet hat. Hier ist offenbar die kontinentaleuropäische Sitte des Grabsteins mit Inschrift Vorbild gewesen. Am Ende der Entwicklung stehen Erinnerungssteine in Kreuzesform. Die Häufigkeit dieser Steine lässt auf eine größere Zahl der Christen im 10. Jh. schließen.
Die Christianisierung kam unter Olav Tryggvason zum vorläufigen, unter Olav, dem Heiligen zum endgültigen Abschluss. Die damit verbundenen sozialen Veränderungen waren groß. Neben den König trat nur die Kirche als Institution. Das lateinische Alphabet wurde eingeführt und ermöglichte die Verschriftlichung der Sagas und der Dichtkunst. Fastenzeiten und Feiertage waren zu beachten. Die Lebensabschnittskulte wurden nun durch Taufe, monogamische Heirat und Begräbnis ersetzt. Dies alles geschah ziemlich abrupt in wenigen Jahrzehnten, was ohne die lange Vorlaufzeit gar nicht denkbar gewesen wäre. Gleichwohl ist nicht davon auszugehen, dass die Menschen sich auch wirklich in kurzer Zeit vom Glauben der Väter lossagten. Eine lange Zeit des Synkretismus darf unterstellt werden, die auch in der Mischung von heidnischen und christlichen Grabbeigaben zum Ausdruck kommt. Die Organisation des Christentums mit Bischöfen an Bischofssitzen führte ja zu einem starken religiösen Gefälle von der Stadt zum Lande hin. Gleichwohl darf man die Attraktivität des Christentums auf die Häuptlinge und freien Bauern, die Kulturträger des Landes, nicht unterschätzen. Neben der rationalen, entmythologisierenden, geschlossenen und systematischen Gedankenwelt des Christentums konnten die antropomorphen Göttergeschichten memetisch nicht bestehen. Auf der anderen Seite galt den streitbaren Männern das Christentum als schmählich und ein Christ eine Schande für die Familie. Man hat es also mit einer überlagernden Verschränkung gegenläufiger Strömungen zu tun. Aber auch hier hatte das Christentum ein Angebot: Während heute der Erlösungstod Jesu im Mittelpunkt steht, wurde damals der über den Tod und besonders über einen konkret vorgestellten Teufel siegende Christus, der erst in die Hölle hinabstieg, deren eiserne Tore sprengte, den Teufel in Ketten legte, die heiligen Menschen befreite und nun an der Gottesherrschaft teilhatte, in den Vordergrund gestellt. Dies alles wurde dem im Mittelalter weit verbreiteten apokryphen Nikodemus-Evangelium entnommen. Dieses Evangelium wurde im 12. Jh. sogar ins Norrøna unter dem Titel Niðrstigningarsaga übersetzt. Gleichzeitig wurden die heidnischen Götter nicht etwa geleugnet, sondern in teuflische Dämonen umgedeutet. Wichtiges Missionsargument war dabei, dass diese Götter durch den Sieg Christi ihre Macht eingebüßt hatten. Das scheitern Olavs des Guten in seiner Regierung wird in den Sagas auch darauf zurückgeführt, dass er bei der Durchsetzung des Christentum zu zaghaft gewesen sei, indem er die heidnischen Kultstätten verschont habe. Die uns heute als unchristlich erscheinende gewaltsame Bekehrung war über den momentanen und konkreten Zwang hinaus auch ein beeindruckendes Argument in der Auseinandersetzung zwischen dem Christengott und den Heidengöttern, die ihre Anhänger nicht zu schützen vermochten.
Der Hauptschub der christlichen Mission kam von England. Wenn Harald Blåtann sich auf dem Jelling-Stein rühmt, dass er "die Dänen zu Christen" gemacht habe und sein dänisches Königtum sich auch direkt auf Ostnorwegen erstreckte, während er im Westen nur ein mehr oder weniger abstraktes Oberkönigtum innehatte, kann man durchaus annehmen, dass sich dieser Satz auch auf Ostnorwegen und Westschweden bezieht. Allerdings fehlen dazu irgendwelche Hinweise in diesen Gebieten. Dass die Mission der westnorwegischen Küste hauptsächlich von England aus erfolgte, mag auch der historische Kern der Legende um St. Sunneva sein, der ersten norwegischen Heiligen. Sie soll angeblich als fromme christliche irische Königstochter vor den Nachstellungen eines heidnischen Freiers nach Selja in Norwegen geflüchtet sein, wo sie ebenfalls von heidnischen Wikingern angegriffen wurde. Sie sei in eine Höhle geflüchtet, und nach einem Gebet um Hilfe habe ein Steinschlag den Höhleneingang verschüttet. In der Zeit Olav Tryggvasons sei man durch Wunderzeichen zur Höhle geführt worden und habe dort noch die unverweste frische Leiche gefunden. Allerdings gehört sie ins 11. Jh. und kann keine Hinweise auf die Mission im 10. Jh. geben.
Der erste Missionskönig war Håkon der Gute, der in England beim christlichen König Æthelstan erzogen worden war. Sein Vater Harald Hårfagre kann daher nicht christenfeindlich eingestellt gewesen sein. Es ist umstritten, ob Håkon tatsächlich missionierte und Priester und sogar einen Bischof aus England holte, wie Snorri berichtet, oder ob sein Christentum doch nicht eher rein persönlicher Natur war. Aber diese Nachricht Snorris passt gut zu einer Quelle des Glastonbury-Klosters in Südwestengland. In einem Verzeichnis der mit dem Kloster verbundenen Bischöfe ist ein Sigefridus norwegensis episcopus aufgeführt. Der Kontext der Liste beweist, dass diese Liste aus der Zeit vor Olav Tryggvason stammt. Øyvind Skaldespiller dichtete über Håkon:
"Das Vieh stirbt,
die Verwandten sterben,
das Land verödet.
Seit Håkon fuhr
zu den heidnischen Göttern
sind viele Männer geknechtet worden."
Das bezieht sich auf dessen Einzug in Walhall nach seinem Kampf, wo ihn Odin freundlich empfängt, weil er die heidnischen Opferstätten verschonte. Dies ist der erste schriftliche Nachweis des Wortes heiðin (heidnisch) in der Literatur norrønscher Sprache. Das Wort kam aus dem englischen und übersetzte dort das lateinische paganus, was eigentlich Mann auf dem Lande bedeutet. Dieser Bedeutungswechsel ist auf die Beobachtung zurückzuführen, dass die Menschen auf dem Lande wesentlich länger Heiden blieben als die Städter. Aus dem Munde eines Heiden wirft diese Wortschöpfung ein Licht auf das Bewusstsein vom Gegensatz der Christen und der Heiden. Jedenfalls war der Gegensatz zwischen Heiden und Christen nun in das allgemeine Bewusstsein gedrungen. Gleichzeitig macht sich der Einfluss des Christentums bemerkbar: Die Asen werden in dieser Periode oft als "Mächte" und "Kräfte", die die Welt steuern, bezeichnet. Thor wird in Parallele zu Christus nun als hinn allmáttki áss, also als "allmächtiger Ase" bezeichnet. Der Gegensatz zwischen Christen und Heiden konnte sich zu Hass und Verachtung steigern. So dichtete ein unbekannter Skalde Islands über Þorvaldr viðforli (der Weitgereiste), der 980 als Christ nach Island heimgekerht war, und seinen Freund Bischof Fredrik, der Island missionieren wollte:
Der Bischof hat getragen
neun Kinder,
und Þorvaldr ist
der Vater von allen."
Das sollte wohl eine Anspielung auf "Kinder Gottes" und 9 Bekehrte sein, und die Bischofstracht konnte auch als feminin betrachtet werden. Außerdem trug ein Missionar keine Waffen, ein weiterer unmännlicher Zug. Darüberhinaus wird auch ein homosexuelles Verhältnis zwischen den beiden angedeutet. Es gibt noch weitere antichristliche Gedichte aus dieser Zeit. So rühmte die Skaldin Steinunn Refsdóttir Thor, dass dieser das Schiff des Missionars Þórbrandr im Sturm zerschellen ließ. Doch das Christentum ließ sich nicht aufhalten, und so dichteten viele Skalden, die vorher Thor und die Asen gepriesen hatten, nunmehr Loblieder auf Christus.
Auf jeden Fall hat Håkon auf Grund des entschlossenen Widerstandes seinen Missionsversuch aufgegeben. Ein Grund mag auch gewesen sein, dass seine wichtigste politische Stütze Sigurd Jarl gewesen ist. Was dieser vom Christentum hielt, ist nicht bekannt. Aber sein Sohn Håkon Jarl bekämpfte das Christentum immerhin entschieden. Dieser Widerstand kann auch an dem Beharrungsvermögen der freien Bauern in der trønderischen Thingversammlung gelegen haben. Die archäologischen Zeugnisse der Gräber zeigen, dass das Christentum in Vestland auf dem Vormarsch war, während bis zum 10. Jh. in den Inlandsdistrikten und in Trøndelag die heidnischen Begräbnissitten noch lange vorherrschten.
Die heidnische Reaktion erfolgte unter der Herrschaft Håkon Jarls. Er unternahm es, die alten heidnischen Gebräuche wieder aufleben zu lassen, wurde aber von Olav Tryggvason vertrieben. Olavs Einsatz für das Christentum vor Olav dem Heiligen wurde in späteren Berichten in eine Parallele zu Johannes d. T. und Jesus gestellt.
Die Kirchenorganisation entwickelte sich. Die ersten Missionsbischöfe hatten noch kein fest umrissenes Bistum und auch keinen festen Sitz. Sie waren alle formal auf Nidaros geweiht. Unter Olav d. Hl. wurde zunächst der Kirchenbau vorangetrieben. In jedem Bezirk sollte nach dem im Christenrecht zitierten Beschluss des Mostarthings von 1024 eine Kirche stehen, die "fylkeskirche". Anschließend wurde die Kirchenorganisation verfeinert, indem "fjerdingskirker" (Viertelskirchen) und "åttingskirker" (Achtelkirchen nach der Einteilung des Fylke gebaut wurden. Es kann aber durchaus sein, dass es sich bei dieser Bestimmung um ein nicht immer durchgeführtes Bauprogramm handelt. Es ist nicht einmal sicher, ob "åttingskirker" überhaupt gebaut worden sind. Aber bald wurden auch die "fjerdingskirker" als Hauptkirchen bezeichnet. Im Ostland ist die Lage unübersichtlich. Da gab es fylke, die in drei Unterbezirke eingeteilt waren, so dass es dort "tredingskirken" gab. Dies waren alles offizielle Kirchen, die mit eigenen Grundbesitz zur Unterhaltung der Kirche und Bezahlung der Priester ausgestattet waren. Der Besitz stammte in der Regel aus dem Krongut. Die Archäologie hat gezeigt, dass die Kirchen auf bereits bestehende christliche Friedhöfe gestellt hat. Zunächst hat man Holzkirchen gebaut. Später wurden sie durch wesentlich größere Steinkirchen ersetzt. Als ungefähres Normalmaß kann für die Holzkirche Innenraummaße von 11,50 m Breite und 27 m Länge annehmen. Für die Steinkirchen waren demgegenüber eine Breite von 11,50 und eine Länge bis zur Apsis von 27 m normal.
Daneben gab es die Eigenkirchen der Bauern, die Hægendiskirker (= Bequemlichkeitskirchen) genannt wurden. Im 13. Jh. gab es über 1000 Kirchen im ganzen Land. Nach dem ältesten Borgathingslov stand das Besetzungsrecht aller Kirchen den Bauern zu. Später zog der Bischof dieses Recht für die offiziellen Kirchen an sich. Dies ist der Zustand in allen späteren Gesetzen. Dagegen gehörten die Priester an den Eigenkirchen zur Hausgemeinschaft des Bauern. Das änderte sich aber bald, und schon im Gulathingslov sind die Priester der Eigenkirchen den Priestern der öffentliche Kirchen gleichgestellt. Laut Gesetz mussten Priester die Taufe vornehmen, die Beichte hören und den Gottesdienst ordnungsgemäß durchführen können. Diese Bestimmung lässt darauf schließen, dass das nicht allgemein der Fall war. Außerdem musste er den kirchlichen Kalender überwachen. Wenn er die Festtage durcheinander brachte, waren 3 Mark Buße an den Bischof fällig, denn eine solche Unachtsamkeit konnte die Gemeinde zu Gesetzesbrechern machen. Sollte er mehr als einmal im Jahr die Fastentage oder Festtage falsch angab, konnte der Bischof ihn absetzen. Der Bischof überwachte die Priester und ihre Ausrüstung mit Gerät und Messbüchern. Das zeigt, dass die kirchlichen Amtsträger im ganzen Land sehr rasch einer starken Disziplin unterworfen waren. Unter diesen Umständen war es schwierig, schnell genug einen hinreichend qualifizierten Priesterstand zu schaffen. Die meisten Priester kamen daher zunächst aus England. Aber bald wurden an den Bischofssitzen Domschulen gegründet, wo die angehenden Priester auch Latein lernen mussten. Die kirchlichen Regeln über das Jahr und insbesondere die sehr weitreichenden Ehegesetze griffen tief in das Leben aller Bewohner ein und führten zu einer völligen Umgestaltung des Lebensablaufs.
Eine Großzahl von Inschriften aus dem 11. Jh. läßt auf ein großes religiöses Engagement der Frauen schließen. Die Auffassung, dass vor Gott die Geschlechter gleich seien, muss eine große Anziehungskraft für sie gewesen sein, ebenso das Verbot der Kindesaussetzung.
Die Bischöfe waren die treibende Kraft der inneren Entwicklung Norwegens. Die zentralistische und hierarchische Kirche war auch Vorbild für die Organisation des Staates. Ihr Amt zwang sie, immer unterwegs zu sein, weil Sie Kirchen einweihen, Firmungen spenden und Pfarreien visitieren mussten. Deshalb waren sie bestens über die Verhältnisse im Lande unterrichtet. Sie stützten sich auf den König, und der König stützte sich auf sie. Seit dem 9. Jh. hatte Hamburg/Bremen das Erzbistum über die nordischen Lande inne. Aber die norwegischen Bischöfe hatten in der Missionszeit ihre Verbindungen vor allem nach England. So hatte die Herrschaft des norddeutschen Bischofs nur einen begrenzten Einfluss auf die norwegischen Verhältnisse. Adalbert wollte sein Erzbistum sogar zu einem nordeuropäischen Patriarchat erhöhen. Da Magnus d. Gute nach seiner Krönung 1041/1042 immer wieder Widerstände erfuhr, suchte er einen Schulterschluss mit dem Erzbischof. Daher brachte er auch einen deutschen Bischof nach Norwegen, Bernhard "den sakslanske" (= der Deutsche). Als Harald Hardråde die Herrschaft übernahm, endete die Zusammenarbeit abrupt. Sein Nachfolger Olav Kyrre suchte wiederum ein besseres Verhältnis zum Bremischen Erzbischof. Unter seiner Regierungszeit begann die norwegische Kirchenorganisation Gestalt anzunehmen. Die Bischöfe bekamen Bistümer zugewiesen, die sich an Verwaltungsbezirke der Thingverbände anlehnten. Bischof Bernhard wurde Bischof im Gulathings-Bezirk. Der offizielle Bischofssitz wurde Selja (kurz oberhalb vom Nordfjord), wo die Reliquien der Hl. Sunneva lagen. Zuerst eine kleine Holzkirche wurde später eine große Christuskirche aus Stein als Bischofskirche gebaut. Aber bald ging er nach Bergen, wo er auch starb. Seitdem ist Bergen der Bischofssitz. Aber er dürfte auch in Stavanger residiert haben. Das Bistum wurde jedoch um das Jahr 1025 geteilt und Stavanger bekam einen eigenen Bischof.
Im Frostathingsbezirk war das gegebene Zentrum Trondheim, im kirchlichen Kontext Nidaros genannt. Zu Zeiten Adams v. Bremen gab es sechs Kirchen in der Stadt und Olav Kyrre baute die Christuskirche als Domkirche für den Bischof.Um 1100 kam noch ein Benediktinerkloster in Nidarholm hinzu. Für das Ostland wurde in Oslo ein Bischofssitz errichtet. Bischofskirche war die um 1130 fertiggestellte St.-Hallvards-Kirche. Auch dort entstand in der ersten Hälfte des 12. Jh. ein Kloster.
Die Kirche war nunmehr nicht mehr so eng an den König gebunden wie früher. Hinzu kam, dass die Kirche durch Einführung des Kirchenzehnten eine solide Finanzierungsgrundlage erhielt. Der Zehnte wurde in Nidaros offenbar unter König Sigurd Jorsalfare eingeführt. Er wurde vom Ackerbau, der Viehhaltung und dem Fischfang entrichtet. Er wurde in vier gleiche Teile geteilt, je ein Viertel für den Bischof, die Priester, den Kirchenbau und die -unterhaltung und die Armen. Dafür wurden die Gebühren für einzelne kirchliche Handlungen abgeschafft. Vorher mussten die Gläubigen Stolgebühren für die Taufe, die Eheschließung den Krankenbesuch und die Beerdigung bezahlen.
Erstes Norwegisches Reich
Quellen
Über die verschiedenen Ereignisse dieser Zeit sind die wichtigsten schriftlichen Quellen die Sagaliteratur aus dem 12. und 13. Jh. Hier sind vor allem die Königssagas zu nennen. Wie weit diese ältere mündliche Traditionen wiedergeben, ist Gegenstand der Sagakritik und höchst umstritten. Die älteste Nachricht über den Beginn des Nowegischen Reiches ist die kleine Saga Ágrip, die Ende des 12. Jh. geschrieben wurde. Aus der gleichen Zeit stammen einige kleinere lateinische Königssagen, die anonyme historia Norvegiae und die Historia de antiquitate regum Norvagiensium des Theodoricus monachus. Es handelt sich um kurze Übersichten, deren Hauptzweck, die königliche Abstammung darzustellen und auch die Chronologie zu ordnen. Die Isländer Sæmundur Froði (1056 - 1133) und Ari Froði (1067 - 1148) waren auf diesem Gebiet die Pioniere. Die umfangreicheren Sagas kamen später: Die anonyme Fagrskinna und die etwas jüngere Heimskringla Snorris. Etwas älter ist die Morkinskinna. Als Snorri schrieb, waren seit Harald 300 Jahre vergangen. Allerdings enthalten die großen Sagen viele Skaldengedichte, die aus der Zeit Haralds stammen. Sie sind in den Sagen als Beweis für die Darstellung zitiert. Einige der Skaldenstrophen sind unzweifelbar echt und zeitgenössisch, andere sind spätere Ausschmückungen. Über Norwegen als Land berichtet Ottar in seinem Bericht über seine Expedition im Auftrag König Alfreds des Großen von England.
Hinzukommen auch einige ausländische Schriften mit sporadischen Nachrichten über die norwegischen Verhältnisse.
Die Ereignisse
Um 800 bis 850 wurden eine Reihe großer Schiffsgräber in Åkra in Avaldsnes (Nord-Karmøy) errichtet. Sie zeugen von einem neuen Machtzentrum nach Rivalitäten insbesondere mit dem Häuptling von Ferkingstad (Süd-Karmøy), das gegen Ende des 8. Jh. Hier entstanden ist. Am Ende setzte sich offenbar ein Häuptling mit Hauptsitz in Åkra durch. Die Unruhen, die zur Auflösung des westnorwegischen Kleinkönigtums von Bøvågen führten, nutzte offenbar Harald Hårfagre bei seiner Eroberung. Es steht außer Zweifel, dass er von außen als Eroberer kam, aber es wird diskutiert, woher er kam und welchen Hintergrund er hatte. Selbst die Königssagas stimmen darin nicht überein. Am Ende seines Lebens wird er als König von Westland bezeichnet mit seinen Gütern in Rogaland und Hordaland. Die Sagaliteratur berichtet, er habe Verbindungen nach Sogn, der Vater sei der König von Oppland Halvdan Svarte und die Mutter Ragnhild, die Tochter Harald Gullskeggs in Sogn gewesen. Er wuchs bei seinem Großvater mütterlicherseits auf, und der Ausgangspunkt seiner Unternehmungen war Sogn. Harald verdrängte den vorherigen Herrscher auf Avaldsnes und übernahm dessen Machtbasis. Sein Reich war ein Küstenreich mit Stützpunkten bis Kristiansand und Arendal. Seine Machtbasis waren zunächst die Krongüter, die er von den unterworfenen Häuptlingen samt deren Hauptsitzen übernahm, später kamen Abgaben und Geldbußen hinzu.
Die Zeit Harald Hårfagres
Ungefähr im Jahre 900 vereinte Harald Hårfagre (der erste norwegische König) mehrere Stammesgebiete zu einem Reich. Aber das, was heute allgemein über die Größe und die Struktur seines Reiches geschildert wird, dürfte Snorris Konstruktion sein. Abgesehen davon umfasste der Begriff Norwegen damals nur den Küstenbereich, nämlich norðmanna land, wie aus dem Bericht Ottars hervorgeht. Nördlich der Lofoten und im Hochland Mittelnorwegens lebten nach ihm Samen. Nach Snorri habe er vom Ostland ausgehend Trøndelag erobert und habe dann der Reihe nach alle Herrscher an der Küste Richtung Süden bis zum Stavangerfjord unterworfen und eine neue Administration begründet, indem er überall abhängige Jarle eingesetzt habe. Diese Konstruktion Snorris hat ziemlich sicher mit der Wirklichkeit wenig zu tun. Die Jarle des Ostlandes dürften eher an den dänischen König gebunden gewesen sein, die übrigen Häuptlinge nicht von ihm eingesetzt, sondern lediglich in eine gewisse Abhängigkeit geraten sein. Als gesichert darf aber gelten, dass er eine Machtbasis im südlichen Westland hatte. Außerdem dürfte er die Oberherrschaft über andere Teile des Landes ausgeübt haben, deren Inhalt aber nur vage bestimmbar ist. Abgaben, Verköstigung beim Besuch und Heerfolge im Krieg dürften die wesentlichen Inhalte dastellen. Der König herrschte nicht über ein Gebiet, sondern über Menschen. So bezeichnet Torbjørn Hornklove ihn als dróttin norðmanna (König der Nordmänner). Auch sein Todesjahr 932 dürfte Ari Froði auf verlässlicher Grundlage ermittelt haben. Alle weitere Zahlen sind rekonstruiert: Die Sagas berichten, er sei mit 80 Jahren gestorben und 10 Jahre alt gewesen, als sein Vater starb, und 10 Jahre später habe er die Reichseinigung vollendet. So kommt man auf die Schlacht am Haftsfjord im Jahre 872. Die runden Zahlen der Sagaverfasser deuten eher auf eine geschätzte Zeitangabe hin. Dass diese Schlacht der Schlusspunkt gewesen sei, rührt daher, dass von den anderen Schlachten nur allgemein berichtet wird, das Haraldkvæði des Torbjørn Hornklove aber diese Schlacht am ausführlichsten schildert. Eine zuverlässige Angabe darüber, welche Etappe diese Schlacht im Eroberungsprozess bildete, fehlt. Auch widerspricht dieses Lied der späteren Schilderung, Harald habe dort eine Eroberungsschlacht zur Reichseinigung geführt. Vielmehr war er danach bereits Herr über das Südwestland, und es handelte sich um einen Angriff aus der Nachbarregion, den er erfolgreich abwehrte.
Dass Harald in Hohem Alter im Bette starb, bedeutet nicht, dass es in seinem Reich Frieden gab. Bereits zu seinen Lebzeiten gab es heftige Kämpfe zwischen den Jarlen. Auch Haralds Söhne hielten nicht Frieden untereinander. Insbesondere war Erik Blodøks hinter seinen Brüdern her, weshalb er seinen Beinamen (Blutaxt) erhielt. Das ist nach den Skalden darauf zurückzuführen, dass alle Söhne Haralds gleiches Erbrecht hatten und sein Versuch, das Reich einem einzigen, nämlich Erik Blodøks zu übertragen, missglückte. Harald hatte ihn bereits zum Mitregenten gemacht, aber die übrigen Söhne akzeptierten sein Oberkönigtum nicht.
Die Zeit von Erik Blodøks und Håkon dem Guten
Erik Blodøks übernahm nach dem Tode Haralds die Königsherrschaft. Die zeitgenössischen Skaldenlieder bezeichnen ihn als König von Vestland. Weiter scheint seine Herrschaft nicht gereicht zu haben. Er übernahm den Regierungsstil seines Vaters und baute seine Herrschaft auf militärischer Macht auf. Die dadurch erforderliche hohe Abgabenlast führte zu Konflikten in der Bevölkerung. Nach zwei Jahren erschien sein jüngerer Bruder Håkon aus England, so dass er fliehen musste.
Håkon, der später der Gute genannt wurde, übernahm die Herrschaft. Auch sie bezog sich nicht auf ganz Norwegen, sondern war auf das Westland und die Gegend nördlich davon beschränkt. Seine stärkste Stütze war Sigurd Ladejarl in Trøndelag. Er brachte vom Hofe Æthelstans, wo er aufgewachsen war, ein anderes Regierungkonzept mit. Er gab den Bauern ihre von Harald und Erik konfiszierten Güter zurück und erkaufte sich so inneren Frieden. Seine Feinde waren die Söhne Eriks und später König Harald Blåtann von Dänemark. Die übrigen Bauern sahen ihn ihnen ebenfalls Feinde, so dass sich die Interessen des Königs mit ihren Interessen vereinigen ließen. Der Friede im Inneren und die Bedrohung von der See aus führten zu einer neuen Verteidigungsordnung, leidangen genannt, was Schiffsaufgebot bedeutet. Diese neue Ordnung beinhaltete, dass das Volk selbst Schiffe zur Verteidigung baute, ausrüstete und dann zum Heereszug stellte. Das Land wurde in bestimmte Bezirke aufgeteilt, deren Bewohner eine bestimmte Art von Schiff zu stellen hatten. Der König hatte das Recht, das Aufgebot anzufordern. Håkon änderte das teure stehende Heer in ein von Fall zu Fall zu mobilisierendes Bauernheer um und führte die Wehrpflicht ein. Allerdings musste er in Kauf nehmen, dass ein Bauernheer nicht so kampfstark wie ein Berufsheer war. auch die Terminologie ändert sich: Die Skalden reden nicht mehr von hirðmenn (= Gefolgsmann), sondern von þegnar (= freie Bauern als Untertanen). Das neue System führte auch zu einer anderen Verantwortungsstruktur: Während die Bauern sich vorher nur für die Verteidigung ihres eigenen Hofes verantwortlich fühlten, führte die Wehrpflicht zu einem Bewusstsein, die Gesamtheit des königlichen Herrschaftsbezirks verteidigen zu müssen.
Diese neue Wehrordnung galt zunächst nur für Vestand und gewann erst nach und nach Struktur. Aber auch die Bewohner von Trøndelag dürften sich rasch dieser Ordnung angeschlossen haben.
Eine weitere Änderung trat im Rechtswesen ein. Während Harald mit seiner Militärmacht im Wesentlichen nur eigene Macht- und Verteidigungsinteressen wahrte, suchte Håkon mehr den Ausgleich mit den Bauern und kam so in eine Schiedsrichterrolle. Das führte dazu, dass ihm eine leitende Rolle in den Thingversammlungen und auch Aufgaben der Rechtsprechung zuwuchsen. In seinem Reiche gab es zwei große Thingbezirke: Gulathing für Vestland und Frostathing für Trøndelag. Mit der Zeit, also im 11. Jh. und danach, schlossen sich andere Gebiete an. Das Frostathing war zwar älter, blieb aber räumlich recht eng begrenzt. Demgegenüber war das Gulathing vom Raum und von der Bevölkerungszahl wesentlich größer. In der Mitte des 10. Jh., also zur Zeit Håkons, wurde das Thingwesen reformiert: Aus einer unmittelbaren Volksversammlung aller freien Männer wurde ein Delegiertenthing. Die Sagaliteratur führt die Entwicklung des Thingwesens auf Håkon zurück, und das ist auch plausibel, da die Thingreform in seinem engeren Herrschaftsbereich ihren Ausgang nahm.
Norwegische Jarle unter dänischer Oberhoheit
Nach dem Tode Håkons des Guten gewannen die Erikssöhne die Oberhand. Aber zunächst zog Harald Blåtann nach Tønsberg und ließ sich dort als König huldigen. Damit befestigte er sein Königtum im Oslofjord und erwarb gleichzeitig sein Oberkönigtum über das restliche Norwegen, das auch an seine Nachkommen vererbt wurde. Ihm kam es darauf an, in der Auseinandersetzung mit dem deutschen Kaiser den Rücken frei zu haben. Er setzte die Söhne Eriks, Harald Gråfell und seine Brüder, als Unterkönige über die verschiedenen Landesteile ein. Seine eigene Anwesenheit in Norwegen dürfte eher sporadisch gewesen sein. Die Erikssöhne übten die tatsächliche Herrschaft im Lande aus. Einige Jahre später töteten sie Sigurd Ladejarl in Trøndelag, der die Stütze Håkons gewesen war. Damit geriet auch Trøndelag mit den Abgaben der Samen unter ihre Herrschaft. Sie nahmen die rücksichtslose Politik Harald Hårfagres wieder auf und beseitigten alle unabhängigen Machthaber. Möglicherweise rechneten sie nicht mehr mit Feinden von außen, gegen die sie eine Unterstützung im Inneren bräuchten. Aber offenbar wurden sie zu selbstherrlich; denn Harald Blåtann überwarf sich mit ihnen und verbündete sich mit ihrem ärgsten Feind, Håkon Sigurdsson, dem Sohn des getöteten Sigurd Ladejarl, der sich seit dem Tod seines Vaters im Ausland aufhielt. Dieser wurde Haralds Vasall und erhielt von ihm Trøndelag als Jarl. Harald Gråmantel wurde am Limfjord (Jylland), wohin ihn Harald zur Aussöhnung bestellt hatte, in einem Hinterhalt getötet. Håkon Jarl zog dann mit großer Streitmacht nach Dänemark, um Harald Blåtann im Jahre 974 im Kampf gegen den Deutschen Kaiser Otto II. zu unterstützen.
Die Erikssöhne waren Christen, Håkon Jarl aber nicht. Harald Blåtann war ebenfalls Christ und rühmte sich, Dänemark christianisiert zu haben. Er versuchte auch Norwegen zu christianisieren und zwang Håkon Jarl, Missionare mitzunehmen. Bei der Abreise setzte er diese aber an anderer Stelle der Küste wieder an Land und fuhr ohne sie zurück. Diese offene Widersetzlichkeit führte zu einem Bruch mit dem König. Dieser fuhr mit einer Flotte nach Norwegen. Håkon verfügte die Mobilmachung der norwegischen Flotte, so wie sie Håkon der Gute organisiert hatte und konnte den Angriff abwehren. Wo und wann die Schlacht stattfand, ist nicht sicher. Die Sagas berichten, dass zu dieser Zeit bereits Svend Tveskæg König gewesen sei. Saxo Grammaticus behauptet, die Schlacht habe bereits zu Zeiten Harald Blåtanns stattgefunden. In diesem Falle sollte man Saxo den Vorzug geben, denn er benutzte offenbar eine alte isländische Tradition, während die spätere Dichtung das Geschehen sehr angereichert hat, insbesondere die Nachricht, dass auf dänischer Seite Jomswikinger mit 120 Schiffen und auf norwegischer Seite sogar 360 Schiffe gekämpft hätten. Die sehr alten kleinen Sagas aus dem 12. Jh. (Historiae Norvegiae, Ågrip) kennen die Schlacht überhaupt nicht. Aber sicher dürfte sein, dass ein Kampf stattgefunden hat und dass es Håkon Jarl gelungen ist, die dänische Oberherrschaft über die Westküste Norwegens abzuschütteln. Er war angeblich wegen seiner tyrannischen Art unbeliebt. Seine Regierungszeit endete abrupt durch Verrat. Ein Knecht tötete ihn im Schweinestall auf dem Hof einer seiner Frauen. Der Konfikt mit dem König muss noch bestanden haben, denn sein Sohn Erik Håkonsson floh vor dem aus dem Westen anrückenden Olav Tryggvason nicht nach Dänemark, sondern nach Schweden. Das geschah nach den isländischen Quellen, die sich in der Regel auf englische Quellen stützten, im Jahre 995. Das hinderte Erik allerdings nicht, die Tochter Svend Tveskægs Gyda zu heiraten.
Sein Nachfolger wurde 995 Olaf Tryggvason. Seine Herrschaft unterbrach die dänische Oberhoheit nur für 5 Jahre. Ihm wird die Christianisierung der westnorwegischen Küste zugeschrieben. Er mischte sich in den Machtkampf zwischen dem wendischen Herzog Boleslav und dem dänischen König Svend Tveskæg ein, fuhr mit einer Flotte in die Ostsee und kam in der Schlacht bei Svolder gegen eine vereinigte schwedisch-dänische Flotte im Jahre 1000 um. Wo Svolder liegt, ist nicht bekannt.
Seine Herrschaft als norwegischer König übernahm der dänische König Svend Tveskæg. Er setzte als Jarle Erik Håkonarson, möglicherweise auch dessen Bruder Sven, die Söhne Håkon Jarls in Vestland und Trøndelag ein. Im Osten scheinen weiterhin Kleinkönige als Vasallen geherrscht zu haben.
Die Zeit bis zur Reichseinigung (1066)
Olav der Heilige
Olav, der Heilige kam etwa 1015 aus England, wo er an Wikingerkämpfen teilgenommen hatte, aller Wahrscheilichkeit nach im Einverständnis mit Knut d. Gr. nach Norwegen, um dort die Herrschaft anzutreten. Nach der siegreichen Schlacht bei Nesjar im Oslofjord im Frühjahr 1016 gegen seinen einzigen ernsthaften Widersacher Sven, dem Onkel Håkons, wurde er allgemein als König anerkannt. Allerdings hatte er dauernde Widerstände bei den Aristokraten Trøndelags. 1024 hielt er zusammen mit Bischof Grimkjall aus England eine Versammlung in Mostar ab, wo er die Grundzüge der künftigen norwegischen Kirchenverfassung schuf. Die Niederwerfung der Gegner mit anschließender Enteignung ihrer Güter führte in Trøndelag zu einer Feindschaft, die später seinen Untergang herbeiführen sollte. Als er in der Schlacht am Boknfjord am 21.Dezember 1027 gegen den zweitmächtigsten Mann Norwegens Erling Skjalgsson, der außerdem Schwiegersohn Knuts war, diesen tötete, zog Knut aus England mit großer Flotte gegen ihn nach Norwegen. Fast alle früheren Verbündeten hatten sich nun von Olav distanziert. Knut fühlte sich immer noch traditionell als Oberkönig Norwegens, aber Olav hatte ihm die Unterwerfung verweigert. Olav floh nach Nowgorod. Knut ließ sich in Norwegen als König huldigen und setzte seinen Neffen Håkon als Jarl über Norwegen ein, bevor er nach England zurückkehrte. Håkon kam nach einem Besuch bei Knut in England auf der Rückreise auf See um. Daraufhin versuchte Olav im Jahre 1030 das Machtvakuum in Norwegen zu nutzen und kehrte mit 400 Mann des schwedischen Königs Anund Jakob, der sein Schwager war, nach Norwegen zurück. Dort sammelten daraufhin die Großbauern, besonders aus Trøndelag, ein großes Heer, und es kam am 29. Juli 1030 zur Schlacht bei Stiklestad, im Laufe derer Olav getötet wurde.
Die Tatsache, dass der Sohn Olavs Magnus getauft wurde (der Saga nach vom Skalden Sigvat, weil der Sohn in der Nacht geboren wurde und so schwach war, dass man nicht glaubte, dass er am Leben bleiben würde, der königliche Vater aber keinesfalls geweckt werden durfte), wirft ein deutliches Licht auf die Ideale in der unmittelbaren Umgebung des Königs, denn der Name wird ausdrüklich auf Karolus Magnus bezogen. In seiner Zeit wurde Karl der Gr. in Norwegen als der Begründer des neune Königtums in Mitteleuropa angesehen. Dessen Königtum war christlich und baute auf einer bestimmten Idee auf. Schon Isidor hatte zu Beginn des 7. Jh. in seiner Etymologiae geschrieben: "reges a recte agendo vocati sund" ("Die Könige heißen so, weil sie rechtschaffen zu handeln haben"). Zu dieser Idee gehörte auch, dass der König in der Tradition des alttestamentlichen Königs David stand und seine Herrschaft von Gott herleitete. Das bedeutete für Norwegen, dass ein König, der sich gleichberechtigt im Kreis der übrigen Könige behaupten wollte, christlich sein musste. Ohne diese Programmatik Olavs war ein Gesamtkönigreich "Norwegen" nicht zu bewerkstelligen. Ein solches Programm und eine solche Ideologie ist bei seinen Vorgängern nicht ausgeprägt gewesen, deshalb setzt man die eigentliche Reichseinigung mit ihm an und nicht mit Harald Hårfagre, der seine Macht lediglich auf andere Gebiete ausgedehnt hatte, wie viele andere vor ihm und nach ihm.
Unmittelbar nach seinem Tod setzte Knut seinen Sohn Sven in Norwegen als Jarl ein. Seine englische Mutter Alfiva (in englischen Quellen Ælfgifu), eine frühere Geliebte Knuts, kam mit vielen Dänen ebenfalls nach Norwegen. Sie übte großen Einfluss auf seine Entscheidungen aus. In Norwegen hatten die mächtigsten Jarle, die sich Knut gegen Olav angeschlossen hatten, die Jarlswürde für sich erwartet. Die Entscheidung Knuts für Sven und dessen tyrannischer Regierungsstil brachten einen radikalen Stimmungsumschwung gegen Knut und seinen Sohn. Alfiva hatte offenbar über ihren Sohn Gesetze nach englischem Vorbild durchgesetzt, die von der norwegischen Aristokratie als anmaßend und traditionswidrig empfunden wurden. Immerhin wurden sie Alfiva-Gesetze genannt. Sie sind nur in Zitaten anderer Texte erhalten. Der rasche Stimmungsumschwung wurde von der Kirche mit der Legendenbildung um Olav als Heiligem begleitet. Snorri hat später noch Olav als den nationalen König stilisiert, der sich gegen die ausländischen Dänen gewandt habe. Hinzukam, dass der aus England stammende Bischof Grimkjell um die politische und dynastische Bedeutung eines heiligen Königs wusste und nach Kräften die Legendenbildung förderte. Bereits 1040, also 10 Jahre später wird von der Olavsmesse berichtet. Die Translatio auf den Hochaltar der Klemenskirche in Nidaros hat wohl etwa 1036, also erst nach dem Tode Knuts im Jahre 1035 stattgefunden. Zu dieser Zeit verließen Sven und Alfiva Norwegen.
Magnus der Gute
Magnus der Gute regierte von 1035 bis 1046 in Norwegen, von 1042 bis 1046 auch in Dänemark und 1045 bis 1046 ausschließlich in Dänemark.
Zunächst wurde das Reich Knuts unter dessen Söhne geteilt faktisch geteilt, obgleich wohl Hardeknut als einzig ehelicher Sohn die Gesamtnachfolge antreten sollte. Fünf Jahre später wurde einer der beiden, Hardeknut, König über Dänemark und England, nachdem er dort offenbar seinen Bruder Harald Hasenfuß ausgeschaltet und wohl auch getötet hatte. Sein anderer Bruder Sven war aus Norwegen vertrieben und hielt sich wahrscheilich bei seiner Mutter Alfiva in England auf. Zwei Jahre später, im Jahre 1042, starb auch Hardeknut. Damit löste sich die dänisch-englische Königsherrschaft auf. In England wurde Edward der Bekenner König. In Dänemark fand sich kein Thronfolger. Dieses Vakuum füllte Magnus aus.
In den Jahren 1041/1042 zog Magnus mit einem Heer nach Dänemark, als Hardeknut noch lebte, aber in England gebunden war. Als Hardeknut in England gestorben war, war Magnus also bereits in Dänemark und wurde als König über Dänemark angenommen. Gleichzeitig schloss sich Sven Estridsson, ein Neffe Hardeknuts, Magnus an und wurde sein Jarl. Aber sehr bald ließ sich Sven ebenfalls in Dänemark als König huldigen. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Sven und Magnus, die Magnus alle gewann. Auf Grund dieser Auseinandersetzungen war Magnus in diesen Jahren mehr in Dänemark als in Norwegen. Hinzukamen Angiffe der Wenden auf Süddänemark, die er als dänischer König abzuwehren hatte, was 1043 in einer Schlacht in der Nähe der Stadt Schleswig auch geschah.
1045 kam Harald Sigurdsson, später Hardråde genannt, goldbeladen aus Byzanz zurück, wo er in kaiserlichen Diensten gestanden hatte. Das führte zu einem Konflikt zwischen den Halbbrüdern, der für Magnus dadurch gefährlich wurde, dass sich Harald mit Sven Estridsson und dem schwedischen König Anund Jakob verbündete. Es kam zu einem Vergleich. der ein Doppelkönigtum beinhaltete, in welchem Magnus seinen Schwerpunkt in Dänemark, Harald aber den seinigen in Norwegen haben sollte. Damit war zwar der Konflikt nicht aus der Welt, aber der baldige Tod von König Magnus 1046 verhinderte erneute Auseinandersetzungen.
Harald Hardråde
Harald Hardåde war von 1047 bis 1066 König von Norwegen. Er wird in den Sagas als das Gegenstück zu Magnus d. Guten dargestellt und vertritt die harte militärische Traditionslinie des norwegischen Königtums. Er war Kriegsmann und in dauernde Kämpfe verwickelt. Zum einen zog er gegen Sven Estridsen von Dänemark zu Felde, weniger, um es zu erobern, als vielmehr Beute zum Unterhalt seines Heeres zu machen. Erst 1064 versprach er in einer Abmachung mit Sven, die Plünderungszüge künftig zu unterlassen. Dann versuchte er die Krone Englands, auf die er als Nachfolger Knuts d. Gr. Anspruch erhob, zu erobern. Dabei kam er am 25. September 1066 in der Schlacht von Stamford gegen Harald Godvinson selbst um.
Innenpolitisch verdiente er sich den Beinahmen hardråde wohl zu Recht. Durch die byzantinische Schule gegangen kam ein cäsaropapistisches Element mit allen militärischen Konsequenzen in seinen Regierungsstil. Er setzte eigenmächtig ungeweihte Bischöfe ein und geriet darüber in Konflikt mit dem Papast. Er betrachtete die Olavskirche in Nidaros als Eigenkirche des Königs und nahm die Opfergaben für den Hl. Olav an sich, um damit sein Gefolge zu entlohnen. Als der Erzbischof Adam v. Bremen darauf hin eine Protestdelegation an den königlichen Hof sandte, wurde diese mit dem bezeichnenden Bemerken abgefertigt, dass er keinen anderen Erzbischof kenne als den König selbst. Den von seinem Vorgänger Magnus im Benehmen mit Adam v. Bremen mitgebrachte Bischof Bernhard ging daher außer Landes und wartete in Island den Tod Haralds ab. Als die Bauern seiner Stammlande in Oppland auf Privilegien bestanden, die ihnen Olav d. Hl. zugestanden hatte, die sich auf Leistungen an den König und die Selbsverwaltung bezogen, da überzog er sie mit Krieg, brannte alles nieder und enteignete viel Land von seinen Widersachern. Im ganzen Land ging er gleichmäßig gegen jeden Widerstand brutal vor, so dass die Skalden für ihn schließlich seinen byzantinischen Spitznamen "Bulgarenbrenner" übernahmen.
Mit Harald Hardråde war die Reichseinigung vollendet.
Während bis zu ihm die genealogischen Abfolgen der Könige manchmal zweifelhaft sind, beginnt mit ihm die Zeit, in der die Abstammung der Könige als gesichert gelten kann.
Olav Kyrre
Nach Harald Hardråde kam es zunächst zu einem Doppelkönigtum seiner beiden Söhne Magnus II. und Olav Kyrre. Von Magnus ist außer seinem Todesjahr 1069 praktisch nichts bekannt. Er schenkte St. Patrick´s Isle bei der Insel Man der Kirche. Ab 1069 war damit Olav Alleinherrscher in Norwegen. Er führte keine Kriege. Er erneuerte 1068 den Friedensvertrag seines Vaters mit Sven Estridsson aus dem Jahre 1064. Im Gegensatz zum zeitgenössischen dänischen König hatte er kein Interesse daran, England zurückzugewinnen. Auch Sven Estridsson führte einen Plan, einen Kriegszug nach England zu unternehmen, der in den 80er Jahren erwogen worden war, nicht aus. Das Interesse der Norweger richtete sich mehr auf Schottland, Irland und die Inseln nördlich und westlich von Schottland.
Er konnte Latein und hatte Freude an Büchern und lebte bis zu seinem Tode 1093 auf einem Landgut in Båhuslän.
Ihm werden eine Reihe von tiefgreifenden Veränderungen in der inneren Verwaltung des Staates und der Kirche zugeschrieben, die aber zum Teil wohl erst Anfang des 12. Jh. stattgefunden haben. Das gilt auch für die ihm zugeschriebene Gründung Bergens, für die die frühesten archäologischen Zeugnisse erst für 1130 sichtbar geworden sind.
Magnus Barfot
Magnus III. Barfot übernahm 1093 die Herrschaft nach seinem Vater. Er wird wiederum als Gegensatz zu seinem Vater dargestellt, als Krieger, wie sein Großvater Harald Hardråde.
1098/1099 unternahm er den ersten Kriegszug zu den Inseln um Schottland und unterwarf die Orkney, wo die beiden Jarle Páll und Erlendur im Streit miteinander lagen, und entsandte seinen Sohn Sigurd, die Orkney zu regieren. Desgleichen brachte er die Färöer, die Insel Man und viele andere Inseln unter seine Oberhoheit und brachte den schottischen König dazu anzuerkennen, dass die Inseln westlich von Schottland unter norwegischer Herrschaft standen.
1101 schloss er einen Frieden mit König Inge von Schweden und König Erik von Dänemark im heutigen Kungälv, bei welcher Gelegenheit er die Tochter des schwedischen Königs Margarethe Fredkulla heiratete.
1102/1103 unternahm er er einen zweiten Kriegszug zu diesen Inseln. Bei dieser Gelegenheit kam er in Irland in einen Hinterhalt und wurde getötet.
Magnus hinterließ vier Kinder: Die Söhne Sigurd Barfot (Jarsalafar), Olof Barfot, Eystein Barfot, deren Mütter nicht bekannt sind, und von seiner Frau Margarethe die Tochter Ragnhild Barfot (Magnusdotter).
Er gilt als der letzte Wikingerkönig.
Das Christliche Mittelalter
Die Söhne Magnus Barfots
Magnus Barfot hatte drei Söhne: Sigurd, Øystein und Olav. Sie wurden alle drei nebeneinander König. Von Olav wissen wir so gut wie nichts. Er starb 1115 gerade 17-jährig, ohne sich irgendwie politisch bemerkbar gemacht zu haben. Øystein kümmerte sich sehr um den Ausbau Bergens und gründete dort das Augustiner-Kloster Munkeliv. Sigurd war mit 18 Jahren nach Jerusalem gezogen und war damit der erste europäische König, der auf einen Kreuzzug zog. Nach Torarin Stuttfell soll er 1108 mit 60 Schiffen ausgelaufen sein. 3 Jahre später kam er mit einem Splitter des Heiligen Kreuzes zurück, das er von Balduin, dem König des neuen Königreichs Jerusalem in Anerkennung seiner Verdienste erhalten hatte. Es wurde später im Dom zu Nidaros aufbewahrt. Über ihre innenpolitschen Wirkungen ist nichts bekannt. Zu Beginn der Regierungszeit der drei Brüder wurde die Kirche Norwegens 1104 aus dem Erzbistum Hamburg/Bremen gelöst und dem neuen Erzbistum Lund zugeschlagen. König Øystein baute Unterkünfte für die Fischer auf den Lofoten. 1123 starb Øytein und Sigurd war allein König. Ein Steinkopf mit seinem Portrait wurde unter dem Munkeliv-Kloster gefunden. Er gilt als das erste Portrait eines norwegischen Königs. 1129 unterzog sich der Ire Harald Gille (Gilchrist) der Eisenprobe um zu beweisen, dass er ein Sohn von Magnus Barfot ist. Er wurde von Sigurd als Bruder anerkannt.
Der Bürgerkrieg
Die Quellenlage
Snorri berichtet um 1230 ausführlich über seine Quelle. Es handelt sich um eine Saga von Erik Oddsson mit dem Titel Hryggjarstykki. Erik hatte die Ereignisse von 1134 bis 1139 teilweise selbst erlebt, teilweise sich von den Teilnehmern berichten lassen. Das Buch ist verloren, aber viele außer Snorri haben daraus geschöpft. Snorri sagt, Erik habe über Inge, Sigurd, Harald und Magnus "bis zu deren Tod" berichtet. Aus dem Zusammenhang lässt sich nicht entnehmen, wessen Tod gemeint ist, der Tod von Magnus und Harald Gille 1139, oder Inges Fall 1161. Auf jeden Fall handelt es sich bei Hryggjarstykki um die erste Zeitgenossen-Saga der norwegischen Geschichtsschreibung. Alle Königssagas ab 1130 sind Zeitgenossen-Sagas oder schöpfen aus zeitgenössischen Berichten und sind daher von besonderem Quellenwert. Neben Snorri schöpften auch Morkinskinna und Fagrskinna aus Ottar und anderen zeitgenössischen Aufzeichnungen. Neben diesen Sagas kommt nun eine neue Quellengruppe hinzu, die ältesten norwegischen Gesetze Gulathingslov und Frostathingslov und Teile vom Eidsivathings- und Borgarthingslov, das alte Stadtrecht von Trondheim. Aus dem 12. Jh. sind auch wichtige Briefe und Dokumente erhalten. Damit steht die Geschichtswissenschaft ab dem Bürgerkrieg auf einer wesentlich solideren Grundlage. Deshalb wird die Zeit vom Bürgerkrieg bis zur Mitte des 15. Jh. auch als das "Norwegische Hochmittelalter" bezeichnet.
Die Ereignisse
Magnus Sigurdsson und Harald Gille
Sigurd Jorsalfari hatte seinen unehelichen Sohn Magnus zum König bestimmt und sich den Eid des Volkes gesichert, dass dieses ihn akzeptieren würde. Da kam Harald Gille mit seiner irischen Mutter aus Irland nach Norwegen und behauptete, sein Bruder zu sein und belegte dies durch eine bestandene Eisenprobe als Gottesurteil. Bevor Sigurd ihn als Bruder anerkannte, machte er zur Bedingung dass Harald weder zu seinen Lebzeiten, noch zu Lebzeiten seines Sohnes Magnus König werden dürfe. Dem Volk erschien dies nach den Sagas als unrechtmäßig, denn es widersprach der Thronfolgeregel, wonach alle Männer, die von einem König abstammten, zur Königherrschaft gleichberechtigt berufen waren. Die Regelung nützte nach seinem Tode wenig. Schon zu Sigurds Lebzeiten fand Harald bei einigen der lendmenn Unterstützung. Die Sagas schildern Harald Gille als freundlich zu jedermann. Freigiebig und umgänglich wie er war hatte er es leichter Anhänger zu finden als der als geizig und hochmütig geschilderte Magnus Sigurdsson. Aber beide sollen nach den Sagas nicht besonders klug gewesen sein.
Zum Zeitpunkt von Sigurds Tod in Oslo 1130 war sein Sohn Magnus in Oslo und ließ sich dort sogleich zum König ausrufen. Harald war in Tønsberg und ließ sich auf dem Haugathing in der Stadt ebenfalls zum König ausrufen. Er war im Oslofjord so stark, dass ihn Magnus als Mitkönig akzeptieren musste. Im Herbst 1130 wurden sie beide als Mitkönige auf dem Øyrathing bestätigt. Als die beiden Könige 1133/1134 in Trondheim Überwinterten, kam es fast zum offenen Streit zwischen beiden. Als sie sich trennten, beschloss Magnus, Harald aus dem Land zu vertreiben. Beide hoben im südlichen Teil des Landes Truppen aus, und es kam im August 1134 im nördlichen Båhuslän zur Schlacht von Fyrileiv, der ersten Schlacht des Bürgerkrieges. Aus ihr ging Magnus als Sieger hervor. Der Thronstreit weitete sich auf alle drei nordischen Königreiche aus, da sie alle miteinander durch wechselseitige Heiraten verknüpft waren und auch noch die Herrschaftsambitionen aus der Wikingerzeit über Teile der jeweils anderen Reiche nicht aufgegeben hatten. In diesem Geflecht kam den Königinnen eine besondere Rolle zu. Denn durch sie wurde das Geschlecht weitergeführt, und über die Erbschafts- und Thronfolgeregelungen konnten auch ökonomische Ressourcen die Königshäuser wechseln. Die durch Heirat befestigten Absprachen gaben energischen Königinnen einen großen politischen Einfluss.
Nach der Niederlage von Fyrileiv suchte Harald Gille Unterstützung beim dänischen König Erik Emune. Damit konnte er rechnen, da Harald Erik im Kampf um dessen Thron unterstützt hatte, als Eriks Onkel Nils mit Hilfe von Magnus Haraldsson von Norwegen versucht hatte, Erik auszuschalten. Kurz nach Neujahr 1035 überfiel Harald Gille Magnus in Bergen mit überlegenen Truppen. Magnus wurde gefangen genommen, und Harald ließ ihn blenden, ihm einen Fuß abhacken und ihn kastrieren. Als Magnus der Blinde brachte er ihn ins Kloster Niderholm = Munkholm bei Trondheim. Harald glaubte, dass Bischof Reinald das Vermögen seines Bruders Magnus verwalte. Er verweigerte die Herausgabe und wurde gehängt.
Aber es gab noch mehr Thronprätendenten, da sich die Könige überall, wo sie hinkamen, Mätressen hielten, deren Söhne ebenfalls thronfolgeberechtigt waren. Schon 1136 trat in Bergen bei König Harald Gille ein Sigurd Slembe auf, der behauptete, ein unehelicher Sohn von Magnus Barfot zu sein. Die Lendmenn von Magnus wollten ihn beseitigen, aber entkam mit knapper Not. Im Spätherbst kehrte er nach Bergen zurück. Im Dezember tötete er mit einigen Helfern Sigurd Gille im Bett einer Mätresse und bekannte vorschriftsmäßig öffentlich den Totschlag am nächsten Tag, so dass es kein Mord war, und forderte die Königsherrschaft. Aber nur wenige schlossen sich ihm an, weil die Erschlagung eines Mannes beim Schlaf gleichwohl als "Neidingswerk" angesehen wurde. Sigurd befreite daraufhin so um Neujahr 1137 Magnus d. Blinden aus dem Kloster Nidarholm.
Inge Krokrygg und Sigurd Munn
Die Lendmenn um Harald Gille fürchteten, dass Sigurd Slembe nach Trøndelag, wo sein mütterlicher Clan lebte und wo er außerdem hoffen konnte, Anhänger von Magnus d. Blindne zu gewinnen, gehen würde und sandten Eilboten dorthin. Sie erreichten, dass der 4-jährige uneheliche Sohn von Harald Gille, Sigurd Munn auf dem Øyrathing zum König ausgerufen wurde (Den Beinamen "munn" erhielt er wegen seines verunstalteten Mundes). Einer der führenden Männer auf dem Thing war Ottar Birting, den die Königinwitwe Ingrid später ehelichte. Ihr 2-järiger Sohn Inge Krokrygg (= der Bucklige) wurde auf dem Borgarthing im Oslofjord zum König ausgerufen. So kam es zu einem neuen Doppelkönigtum nach den Interessen der Aristrokratie. Sigurd Slembe sammelte eine Truppe in Oppland, wurde aber von den Getreuen Konig Inges bei Minne geschlagen, worauf er fast nach Wikingerart plündernd umherzog, bevor er sich nach Dänemark absetzte. In diesen Wirren griff der dänische König Erik Emune Oslo an, plünderte es und brannte es nieder. Als Entsatz kam, zog er wieder ab. Im Sommer 1138 zogen Sigurd und Magnus von Dänemark aus und plünderten an der Küste Südnorwegens. Sie überwinterten dort, und fuhren im Dezember 1139 mit einer dänisch-norwegischen Flotte in den Oslofjord. Dort begegneten sie den vereinigten Kräften von den Kinder-Königen Sigurd und Inge. Sie wurden in der Schlacht von Holmengrå geschlagen. Magnus d. Blinde wurde in der Schlacht getötet, Sigurd Slembe aber gefangen und zu Tode gefoltert.
1142 wurde ein weiterer unehelicher Sohn von Harald Gille namens Øystein, geb. in der Mitte der 20er Jahre des 12. Jh., nach Norwegen geholt. Er brachte sein eigenes Gefolge mit. Als die beiden Kinder heranwuchsen, erhielten sie ebenfalls jedes sein eigenes Gefolge. Kurz nach 1150 zog Øystein nach den britischen Inseln, unterwarf die Orkney und räuberte nach alter Wikingerweise in England Schottland.
Mit dem Heranwachsen von Inge und Sigurd kamen Spannungen zwischen den beiden auf, was wohl im wesentlichen auf die jeweiligen Ratgeber zurückzuführen ist, die den Einfluss ihres jeweiligen Herrn auf Kosten des anderen auszudehnen suchten. Das gilt besonders für den Kreis um Inge als dem einzigen, dessen Mutter ebenfalls Königin war. Sie suchten Unterstützung bei der Kirche. Gleichwohl kam es zunächst nicht zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden.
Die Errichtung der Kirchenprovinz Nidaros
Auch in der Kirche tat sich einiges: englische Mönche gründeten 1146 das Zisterzienserkloster Lysekloster bei Bergen und 1147 das Mariakloster (ebenfalls zisterziensich) auf Hovedøya. 1152 sandte Papst Athanasius IV. den Kardinalbischof Nikolaus Breakspear als Bevollmächtigten nach Norwegen. Dort errichtete er in Nidaros eine norwegische Kirchenprovinz mit einem Erzbischof. Es ist anzunehmen, dass da ein längerer diplomatischer Vorlauf gewesen ist. Die Quellen berichten lediglich, dass sich König Sigurd Jorsalfari für die Schaffung eines Erzbistums in Norwegen eingesetzt habe. Norwegen war in 4 Bistümer geteilt, hinzu kamen die Bistümer auf den Färöern und auf Grönland. Außerdem konnte die Kirche durch Einführung des Zehnten auf eine stabile finanzielle Grundlage verweisen. Unter Sigurd und seinen Brüdern war es zu einer religiösen Erneuerungsbewegung gekommen, und von der Ostküste Englands aus wurden viele Klöster gegründet. Diese wiederum brachten die Strömungen der kontinentaleuropäischen Reformbewegungen nach Norwegen. Nikolaus Breakspeare war selbst Augustiner. Politisch ging der Kirchenprovinz als erstes 1103/1104 die Ausgliederung der Kirchenprovinz Lund aus dem Erzbistum Hamburg/Bremen voraus, zu der dann auch Norwegen geschlagen wurde. 1130 benötigte die Kurie deutsche Hilfe und unterstellte als Gegenleistung Norwegen vorübergehend wieder Hamburg/Bremen. Es gibt Anzeichen dafür, dass Norwegen und Schweden schon früher aus dem Erzbistum Lund hätten ausgegliedert werden sollen. Immerhin wird in alten Bischofslisten als erster norwegischer Erzbischof Reidar aufgeführt, aber nach den isländischen Annalen auf der Heimreise nach der Weihe 1151 gestorben ist. Die Errichtung eines Erzbistums in Trondheim lag auch im Interesse der norwegischen Könige, insbesondere die Einbindung der norwegisch beanspruchten Inseln im Westen. Immerhin hatten die Häuptlinge der Okneys, der Hebriden und der Insel Man zu Beginn der 50er Jahre des 12. Jh. König Inge in Bergen besucht. Außerdem war im Februar 1152 Kaiser Konrad III. gestorben, und Kaiser Barbarossa aus dem antigregorianischen Lager stand zur Wahl. Die Ausgliederung der norwegisch-schwedischen Kirchenprovinzen aus einer deutschen Machtsphäre lag nahe.
Der Kardinal war auf Inge gut zu sprechen, während es zum Konflikt mit Sigurd und Øystein kam, der diese zum Vergleich zwang. Der Grund ist nicht bekannt. Möglich ist, dass Sigurd und Øystein die weitreichenden Zugeständnisse an die Kirche in Folge der gregorianischen Reformbewegung nicht mittragen wollten. Es kann auch sein, dass der Kardinal es übelnahm, dass Sigurd mit Kristin, der Tochter Sigurd Jorsalfaris, Blutschande begangen hatte und Øystein bei seinen Raubzügen in Schottland und England auch Kirchen und Klöster überfallen hatte. Der Bestätigungsbrief des Papstes datiert vom 30.November.1154. Wann allerdings Nikolaus Breakspear das Erzbistum gründete ist nicht genau zu ermitteln. Es war entweder Herbst 1152 oder in der ersten Hälfte des Jahres 1153. Erster Erzbischof wurde Jon Birgersson. Das Ereignis fand während des Um- und Erweiterungsbaus der Christuskirche in Nidaros statt. Zur Weihe des Erzbischofs kamen die drei Könige, die Bischöfe des Landes und die vornehmsten Vertreter aller Landesteile und Bistümer, so dass daraus auch eine Kirchen- und Reichsversammlung wurde, die als Muster für spätere Reichsversammlungen und -synoden diente.
Über die Verhandlungen zur Gründung des Erzbistums ist nichts überliefert. Aber die Kirche wurde neu organisiert: Zu den 4 Bistümern kam ein fünftes in Hamar hinzu. Außerdem gehörten die sechs westlichen Bistümer Skálholt und Hólar auf Island, Grönland, Färöer, Orkney und die Hebriden dazu. Außerdem wurde eine Romsteuer (Peterspfennig) in Höhe von einem Pfennig von jedem Familienoberhaupt, das über 3 Mark über Kleidung und Waffen hinaus besaß, eingeführt. Das Recht der Bürger, in der Stadt Waffen zu tragen, wurde eingeschränkt, Geistliche durften an Kampfhandlungen nicht mehr teilnehmen, es sei denn, das Reich wurde von Heiden angegriffen. Die Geistlichen unterstanden in kirchlichen Angelegeneheiten ausschließlich kirchlichen Gerichten. Das Recht des Staates oder der Eigenkirchenherren, die Geistlichen an den Kirchen auszuwählen, wurde abgeschafft. Eine weitere wichtige Neuerung mit weitreichenden Auswirkungen war die Regel, dass kirchliche Stiftungen nicht der Zustimmung der Erben bedurften. Früher waren sie auf ein Zehntel des Besitzes (Hauptzehnte) beschränkt. Nun durfte ein Zehntel des Erbes und ein Viertel des selbsterworbenen Vermögens gestiftet werden. Da dies den Landesgesetzen widersprach, dürfte die Reichsversammlung anlässlich der Errichtung des Erzbistums zur Annahme dieser Gesetzesänderung gedient haben. Trotzdem mussten diese Änderungen von den zuständigen Thingversammlungen noch einmal bestätigt werden. Im Borgarthingslov wurde diese Änderung erst 1223/1224 umgesetzt. Alle diese Neuerungen wurden keineswegs unmittelbar verwirklicht. Sie waren eher ein politisches Programm als Realität. Den Bischofskirchen wurden Domkapitel zugeordnet. Sie waren aber keine Augustiner-Chorherren wie auf dem Kontinent. Es handelte sich um Säkulargeistliche mit hohem Rang und Einfluss, aber ohne besondere Regel und ohne Pflicht zum Gemeinschaftsleben und hatten durchaus weiterhin Privateigentum und Präbenden. Daneben gab es aber auch Konvente für Regularkanoniker des ordo novus.
Das Ende der drei Könige
Nach der Abreise des Kardinals Breakspeare in Richtung Schweden nahmen die Spannungen zwischen den Königen dramatisch zu. König Inge erfuhr von einem Plan seiner Mitkönige, ihn im Winter 1154/1155 bei Gelegenheit von Vergleichsverhandlungen abzusetzen. Das veranlasste ihn zu einem Praeventivschlag gegen Sigurd im Sommer 1155 in Bergen. Sigurd wurde überfallen und erschlagen. 1156 kam es zunächst zu einem Vergleich zwischen Inge und Øystein, was aber nur eine Pause im Streit bewirkte. 1157 kam es zu einem erneuten Kampf. Øystein musste vor der Übermacht Inges fliehen, wurde eingeholt und 21.08.1157 in Båhuslän getötet. Damit war Inge Alleinherrscher. Diesen Erfolg verdankte er zwei Gefolgsmännern: Gregorius Dagsson und Erling Ormsson (* 1115 † 1179). Gregorius hatte das Beziehungsnetz um Inge geknüpft und hatte so auch von dem Anschlag der Mitkönige erfahren. Der Schwerpunkt lag in Vestland und im Oslofjord. Erling war das Oberhaupt des Støle-Clans in Sunnhordland. Sein Ansehen verdankte er auch einer Fahrt nach Palästina zwischen 1152 und 1155 mit dem orkanischen Bischof Wilhelm d. Alten und dem dortigen Häuptling, wo er beim Entern eines muslimischen Schiffes durch einen Hieb am Hals verletzt wurde, so dass er seitdem den Kopf schief hielt, weshalb er den Beinamen "Skakke" (= der Schiefe) erhielt. Es handelt sich wohl um die normannische Unterstützung für König Balduin III. bei der Belagerung Askalons von See her, die mit der Eroberung am 22.August 1153 endete. (J. Delaville Le Roulx schreibt in Les Hospitaliers: "Nach fünf Monaten der Belagerung (Anm. d. Verf.: Juni/Juli 1153) gelang es einem starken ägyptischen Geschwader, die christliche Flottille und den Nachschub für die Belagerer zu zerstreuen.) Das Ansehen hatte auch zur Folge, dass Erling die eheliche Tochter Sigurd Josarlfaris Kristin zur Frau bekam, was für die spätere Entwicklung von großer Bedeutung war.
Gregorius und Erling waren gegensätzliche Naturen. Sie unterhielten eigene Streitkräfte. Gregorius hatte 90 behelmte Männer auf zwei Schiffen, und er selbst trug einen Goldhelm, war ein Mann rascher Entschlüsse und ging im Kampf plump und ohne Taktik vor. Erling hatte ebenfalls eine Truppe und mindestens ein Langschiff. Er war vorausschauend und war auch taktisch versierter.
Die Gefolgschaften der getöteten Könige organisierten den Widerstand gegen Inge. Sie hatten ihre größte Unterstützung in Trøndelag, Oppland und östlich des Oslofjordes. Dort wurde König Øystein nach seinem Tode sogar für heilig gehalten. Kristallisationpunkt war ein Sohn von Sigurd Munns, den dieser mit einer Magd hatte, namens Håkon Herdebrei (1147 - 1162). Diese Widerstandsbewegung kürte Håkon 1157 außerhalb der Thingversammlungen zum König. Diese Art der Königserhebung außerhalb der Thingversammlung durch die Anhänger eines toten Königs wurde während der Bürgerkriegszeit häufig praktiziert. Im Winter 1158/1159 wurde Håkon dann in Tröndelag als Mitkönig bestätigt.
Dieses Vorgehen führte zu harten Gegenmaßnahmen von König Inge und Gregorius. 1158 kam es zu einer Strafexpedition im Ostland, weil Håkon dort unterstützt worden war. Es kam zum ersten Mal zu Raubzügen zwischen Handelsorten. Es begann sich eine Kriegerkaste auszubilden, die alles ausraubte und niederbrannte, womit sie nicht durch Clanverflechtungen verbunden war. Die Raubzüge 1159 führten zu spontanen Zusammenschlüssen der betroffenen Bevölkerung unter ihrem Lendmann, diese Überfälle abzuwehren. König Inge besiegte Håkon Herdebrei in der Schlacht bei Kongshelle. Håkon floh nach Trøndelag, sammelte ein Heer und zog erneut zum Oslofjord, von da nach Schweden und Dänemark.
Die Gegensätzlichkeit zwischen Erling und Gregorius verschärfte sich. Der Konflikt brach über den Angriffsplan gegen die Truppe Håkon Herdebreis 1159 aus. Im nächsten Sommer kam es zu einem offenen Konflikt, den König Inge nur mühsam schlichten konnte. Aber nur Gregorius folgte ihm gegen Håkon Herdebrei nach Osten. Am 7. Jamuar 1161 fiel Gregorius im Kampf mit einer Abteilung von Håkon Herdebreis Truppe. Gregorius griff den Gegener übereilt über einen nicht hinreichend fest zugefrorenen Fluss an, brach ein und wurde durch einen Pfeil in den Hals getötet. Nach dem Tod von Gregorius war der Zusammenhalt in der Truppe verloren. Am 4. Februar kam es zu einem Kampf zwischen König Inge und König Håkon am Oslofjord. Ein Teil des Heeres König Inges lief zum Feind über, und König Inge wurde ebenfalls durch einen Pfeil getötet. Nun war Håkon alleiniger König in Norwegen und wurde im Frühjahr auf dem Øyrathing bestätigt.
Die Zeit Erling Skakkes
Erling Skakke sammelte die Getreuen des gefallenen Königs Inge um sich. Er hatte mit der Königstochter Kristin den 5-jährigen Sohn Magnus. Da dieser über seine Mutter ebenfalls Anspruch auf den Königsthron hatte, ließ er ihn vom Thing in Bergen zum König ausrufen. Dann suchte er gegen Håkon Herdebrei Unterstützung bei König Waldemar von Dänemark. Dieser war Vetter seiner Frau Kristin. Denn seine Mutter Ingeborg Mstislavna von Nowgorod war die Schwester von Malmfred, der Mutter Kristines. Waldemar hatte den Wunsch, seine Macht auch auf Norwegen, in erster Linie auf den Oslofjord, auszudehnen. 1161 kam es zur Übereinkunft, dass Waldemar den Thronanspruch von Magnus gegen die Überlassung der Herrschaft über den Oslofjord unterstützen werde. Diese Vereinbarung führte auch dazu, dass er nicht Partei Kaiser Barbarossas im Streit um die Papstwahl ergriff, sondern zu Alexander III. hielt. 1162 überraschte Erling seine Feinde auf der Insel Sekken in Romsdal und tötete Håkon Herdebrei. Magnus erhielt au dem Øyrathing die Königshuldigung. Da er sich auf die Trønder nicht verlassen konnte, zog er zum Oslofjord, während die Gegenpartei sich um Sigurd Markusfostre, den Sohn von Sigurd Munn, scharte, der sich an der schwedischen Grenze aufgehalten hatte. Markus hatte den Nachteil, dass sein Thronanspruch nur über seine Mutter herzuleiten war, während Sigurd Königssohn war. Er erhielt Unterstützung im Båhusgebiet und später in Trøndelag. Aber die Kirche wertete hoch, dass Magnus im Gegensatz zu Sigurd ehelich geboren war. Die Kirche war aber selbst in Schwierigkeiten. Die Rechtsveränderungen von 1152 waren nicht umgesetzt, der Klerus zwischen den Kronprätendenten gespalten. Nach dem Tode des Erzbischoafs Jon war von König Inge Øystein Erlendsson aus einem Trønder-Clan zum Nachfolger bestimmt worden. 1161 begab er sich zu Papst Alexander III. für die Weihe und das Pallium und nicht zu dessen Gegenpapst Viktor IV.. Auf dieser Reise hielt er sich eine Weile im Reformkloster St. Victor in Paris auf. Kaum war er zurück, verfolgte er energisch das Ziel der ökonomischen Unabhängigkeit der Kirche. Dazu verdoppelte er die Geldbußen, weil der Silbergehalt der Münzen auf die Hälfte gesunken war. Den Vorwurf von Erling, er setze sich über das Gesetz hinweg soll Øystein mit dem Hinweis auf die Schwäche der königlichen Abkunft des Magnus gekontert haben. Es kam zum Kompromiss, der die Krönung und Salbung des 7-jährigen Magnus im Dom zu Bergen unter großer Prachtentfaltung wahrscheinlich durch Øystein selbst zur Folge hatte. Das geschah wahrscheinlich im Spätsommer 1163.
Zu diesem Anlass wurde auch eine Reichsversammlung einberufen, zu der sich auch der päpstlicher Legat Stephanus einfand. Es handelte sich um die erste kirchliche Königskrönung in Norwegen und hatte große innenpolitische Bedeutung. Nun war der König von der Kirche mit der Vollmacht Gottes eingesetzt. Diese besondere Weihe glich die Schwäche seiner Abkunft aus. Sein Eid lautete:
- Ich, König Magnus, gelobe und schwöre beim Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist über diesen heiligen Reliquien, dass ich ab jetzt treu und gehorsam gegenüber der Heiligen römischen Kirche und deren höchsten Bischof, Herrn Alexander, und seinen katholischen Nachfolgern sein werde und das, was der Herr Papst Hadrian festsetzte, als er als Legat in das norwegische Reich kam, einhalten werde. ...
Damit nahm der norwegische König offiziell Partei für Papst Alexander und für die gregorianische Reform. Damit wurde dem norwegischen Königtum eine neue Gestalt gegeben. Es hatte nunmehr die Aufgabe, sowohl Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben (das ergibt sich aus dem weiteren Text des Eides) und die Kirche zu unterstützen.
Auf der Reichsversammlung wurde anschließend das Thronfolgerecht geändert. Danach sollte derjenige eheliche Sohn eines Königs diesem nachfolgen, der weniger Bosheit und Unverstand hat. Wenn aber diese Eigenschaften den Ältesten aus dem Lande trieben, dann sollte der König werden, den der Erzbischof mit seinen Bischöfen und die 12 gebildetsten Männer aus jedem Bistum als für am besten geeignet hielten. Damit wurde das Mitkönigtum abgeschafft. Außerdem wurde die bislang in Norwegen unbekannte Notwendigkeit der ehelichen Geburt und die ebenso unbekannte Primogenitur als Regel festgelegt. Außerdem hatten der Erstgeborene des zuletzt verstorbenen Königs die Thronfolge vor den Brüdern seines Vaters. Wenn Erben fehlten, sollte der Geeignetste König werden. Aber das Thronfolgerecht enthielt keinen Automatismus. Der Thron wurde durch einen förmlichen Wahlakt erworben. Das Gesetz verlegte diese Wahl von den lokalen Huldigungsthingen auf die Reichsversammlung mit allen Bischöfen, Äbten, Aristokraten und den gebildetsten Männern, um den besten aus den Königsfähigen auszuwählen. Diese 12 Männer aus den 5 Bistümern sind das Überbleibsel der Königswahl durch alle freien Bauern auf den Landesthingen, die jetzt als repräsentative Wahl ausgeführt wird. Dieses Thronfolgegesetz war einzigartig in Europa. Aber es sollte noch dauern, bis es angewandt wurde.
Sogleich ging Erling daran, die Gegner seines Sohnes mit allen Mitteln niederzukämpfen, und bald gab es für ihn keine Konkurrenz mehr. Da erinnerte ihn König Waldemar von Dänemark an die Abmachung und verlangte die Herrschaft über den Oslofjord. Erling mobilisierte die Volksmeinung dort gegen die Abmachung. Daraufhin schrieb Waldemar einen Brief nach Trøndelag, um dort die Gegner Erlings zu mobilisieren. Im Sommer 1165 kam er dann selbst mit einem großen Heer zum Oslofjord. Alles blieb friedlich, und er wurde auf dem Borgarthing als König anerkannt. Aber Erling hielt ihm die Burg in Tønsberg in Vestfold verschlossen, und die Bischöfe verweigerten eine Zusammenkunft mit ihm. 1167 fiel Erling in Dänemark ein, und Waldemar antortete 1168 mit einer Expedition zum Oslofjord. Wieder wurde er gut aufgenommen diesmal sogar in Tønsberg, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass er ein früheres Verkehrsverbot zwischen Norwegen und Dänemark mit negativen ökonomischen Folgen aufgehoben hatte. Da hielt Erling dann doch einen Vergleich für ratsam und sandte seine Frau Kristin nach Dänemark zu ihrem königlichen Vetter. Ihr ist der Frieden von 1170 zu verdanken. Die Mitwirkung des Bischofs von Oslo zeigt, dass die ökonomischen Interessen der dortigen Bevölkerung schwer ins Gewicht fielen. Erling erkannte Waldemar als Oberkönig im Oslofjord an, konnte aber dort selbst als königlicher Jarl regieren. Der Friede sollte gelten, solange Erling und Magnus lebten. Kurz nach dem Frieden ging die Ehe zwischen Erling und Kristin auseinander. Sie soll mit einem anderen Mann nach Konstantinopel gezogen sein und von ihm ein Kind bekommen haben. Erling tötete darauf Markus, ihren früheren Sohn mit Sigurd Munn. Nach ein paar ruhigen Jahren kam es im Osten in Båhuslän zu neuen Unruhen. Ein Aufstand kristallisierte sich um Øystein Moyla, einen Sohn Øystein Gilles. Telemark schloss sich dem Aufstand gegen die Machthaber im Oslofjord an. Sie kamen plündernd aus dem nördlichen Hochland. Doch die Lendmenn und Bauern zwangen sie zurück in die Wälder und ins Ödland. Dabei wurde die Kleidung so zerfetzt, dass sie nicht mehr die Beine bedeckte. Sie umwickelten daher Füße und Beine mit Birkenrinde, weshalb sie den Spottnamen "Birkebeiner" erhielten. Ihnen gelang es, Schiffe zu bekommen, und sie fuhren nach Trøndelag, wo sie sofort Verbündete fanden. Unterwegs überfielen sie Erling in Nidaros, wobei der oberste Lendmann der Stadt getötet wurde. Øystein erhielt 1176 auf dem Øyrathing die Königswürde. Im Winter 1176/1177 zog er mit seinen Birkebeinern von Trøndelag zum Ostland, um König Magnus in Tønsberg anzugreifen. Doch obgleich sie in der Überzahl waren, wurden sie bei Re nördlich der Stadt Neujahr 1177 zurückgeschlagen. Øytein Møyla wurde auf der Flucht erschlagen. Er war der letzte Gegenkönig, der sein Leben im Kampf gegen die Königsherrschaft aus dem Oslofjord verlor.
Der nächste Gegenkönig war Sverre, der behauptete, Sohn von Sigurd Munn zu sein. Er wurde aus Schweden unterstützt. Westschwedische Aristokraten hatten durch Ehen verwandtschaftliche Beziehungen zum Clan von Sigurd Munn. Birger Brosa, der Jarl über Götaland, war mit Sigurds Schwester Brigida verheiratet und unterstützte ihn in Übereinstimmung mit dem schwedischen König Knut Eriksson. Dessen Schwester Margret heiratete später König Sverre. Folkvid, Gesetzessprecher in Värmland hatte Cecilia, die Tochter Sigurd Munns zur Frau. Beide Frauen, Brigida und Cecilia setzten sich sehr für Sverre ein. Und König Knut hatte ebenfalls mit Rivalen zu kämpfen, die vom dänischen König Waldemar unterstützt wurden, der seinerseits Verbündeter von Erling Skakke und seinem Sohn Magnus war, so dass eine Allianz mit Sverre nahelag. Für Sverre bedeutete das sichere Rückzugsräume in Schweden. Seine zahlenmäßige Unterlegenheit glich er durch hohe Beweglichkeit und eine Gerillataktik aus. Er überfiel plötzlich unvorbereitete Zentren feindlicher Macht. Dadurch trainierte er auch seine eigene Mannschaft im Kampf. Außerdem legte er großes Gewicht auf genaue Erkundung des Gegners und war ein Meister der Finte. Außerdem versuchte er die gegnerische Front dadurch aufzuweichen, dass er die überwundenen Gegner milde behandelte. Hinzukam die alte Feindschaft gegen Magnus in Trøndelag, die ihn schnellstmöglich dorthin ziehen ließ. Dort errang er gleich im Frühjahr 1177 bei Trondheim seinen ersten wichtigen Sieg über die Lendmenn von Magnus und wurde im Juni auf dem Øyrathing zum König erhoben. Im folgenden Herbst eroberte er Trondheim, womit er ein eigenes Machtzentrum für die Überwinterung erhielt. Im Frühsommer 1179 kamen Erling Skakke und Magnus mit einer großen Flotte nach Norden. Die Birkebeiner zogen sich aus der Stadt zurück und kamen ein paar Tage später am 19. Juli frühmorgens überraschend zurück, als die Mannen Erlings noch verschlafen und betrunken vom Siegesfest waren. Nur 600 Mann konnten Erling und Magnus vor die Stadt gegen die Birkebeiner folgen. Erling wurde in dieser Schlacht auf Kalvskinnet tödlich verwundet, ein großer Teil der Aristokraten fiel und Magnus entkam nur mit knapper Not auf dem Schiff. Ein Großteil der Flotte fiel in die Hände Sverres.
Das Ende des Bürgerkrieges
Das Ende von König Magnus
Die Schlacht von Kalvskinnet war der große Wendepunkt in Sverres Kampf um die Königsmacht. Vorher war er für die meisten nur der Häuptling einer Truppe gewesen, jetzt wurde er für viele königswürdig. In Trøndelag hatte er seinen stärksten Rückhalt, doch im übrigen Land hatte Magnus immer noch die Oberhand. Bergen und Vestland blieb auf Seiten von König Magnus. Das gleiche galt für den Oslofjord, sogar nach dem Tode von Magnus. Auch in Oppland und Hålogaland war Magnus stärker. Er konnte auch Verstärkung aus Dänemark heranführen. Ökonomisch und militärisch verfügte er über größere Ressourcen als Sverre. Auch die Bischöfe standen auf seiner Seite. Erzbischof Øystein verließ 1178 sein Bistum ebenso wie Bischof Erik von Stavanger, um Magnus mit ihrer Mannschaft militärisch zu unterstützen, obgleich can. 1163 ihnen den Kampf mit der Waffe verbot. Der Kampf gegeneinader weitete sich aus. Dabei ging es zunächst um die Machtzentren Trondheim und Bergen. Sverres Stil der Kriegsführung wich von der traditionellen Schlachtordnung geballter Kämpfer mit dem Königszeichen an der Spitze und zusammengebundenen Schiffen im Seekampf entscheidend ab. Er hielt sich mehr dirigierend im Hintergrund und stellte seine Truppen in kleineren getrennten und sehr beweglichen Einheiten auf. Böse Zungen legten ihm dies oft als Feigheit aus. Er ließ größere und hochbordigere Schiffe bauen und legte größere Befestigungen an, als bis dahin in Norwegen üblich, insbesondere bevorzugte er steinerne Burgen. Fünf Jahre dauerte der Krieg mit wechselndem Kriegsglück. Nach dem Sieg über Magnus in der Schlacht von Illevollen bei Trondheim von 1179 flüchtete dieser nach Dänemark. 1180 floh Erzbischof Øystein nach England. Sverre bot Magnus die Reichsteilung an. Aber dieser zog mit einer Flotte erneut nach Trøndelag und erlitt bei Ilevollen eine erneute Niederlage. Am 31. Mai kam es zu einem Seekampf bei Bergen, wobei Sverre trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit den Kampf gewann und Magnus vertrieb. Kurz darauf kam dieser wieder, diesmal mit Verstärkung von Bischof Erik von Stavanger. Die Birkebeiner zogen sich nach Trondheim zurück. 1181 nahm Sverre offenbar kampflos Oslo ein. Inzwischen hatte Magnus Trondheim zweimal erobert. 1182 stand es wieder schlecht um Sverre. Er hatte Trondheim zurückerobert, saß aber dort fest, während Magnus mit seiner Flotte im Trondheimsfjord die Abgaben von ganz Trøndelag erhob. Aber an Land waren die Birkebeiner die Herren. Magnus musste sich daher mangels Stützpunkt an Land wieder nach Bergen zurückziehen. Im Sommer 1183 griff Sverre überraschend Bergen in der Nacht an und schlug allen Widerstand in die Flucht, so dass Magnus wieder nach Dänemark fliehen musste. Nach dieser Schlacht kam es zu einem Vergleich mit Erzbischof Øystein, so dass dieser wieder in sein Erzbistum zurückkehren konnte. Er versprach, den offenen Widerstand gegen Sverre aufzugeben, und Sverre versprach wohl, die Vereinbarungen mit Kardinal Nikolaus Breakspeare bei der Gründung des Erzbistums anzuerkennen. Es kam zu einer Entspannung zwischen Sverre und der Kirche. Nach Ostern 1184 schlug Sverre zunächst in einer Strafexpedition den Widerstand in Vestland und Sogndal nieder. Dazu war er in den Sognefjord eingefahren. Anschließend lag er mit seiner Flotte von 14 Schiffen am Ausgang des Sognefjordes bei Fimreite. Am 15. Juni kam Magnus mit 26 Schiffen vom Oslofjord her. Unterwegs hatte er viel Zulauf erhalten. Magnus stellte sich in traditioneller Weise zum Kampf auf, indem er seine großen Schiffe zusammenband, während Sverre seine Schiffe lose fahren ließ. Magnus hielt mit seinen zusammengebundenen Schiffen auf das eine Großschiff Sverres "Mariasude" zu, und die Mannschaft litt stark unter dem Angriff. Aber Sverre sprang in ein kleineres Boot und dirigierte seine Schiffe an die Flanken, wo die Flotte verwundbar war. Dort säuberte er ein Schiff nach dem anderen von der Mannschaft. Denn die Mannschaft der angegriffenen Schiffe, die mit einem Angriff von der Seite nicht umzugehen wussten - üblich war der frontale Kampf Steven gegen Steven - sprangen in das Nachbarschiff, wo sie Chaos und Panik auslösten. Die Besatzung sprang teilweise ins Meer, und das letzte Schiff sank wegen Überfüllung. Es muss ungewöhnlich viele Tote gegeben haben, darunter König Magnus. Damit war der Bürgerkrieg aber keineswegs zu Ende.
König Sverre
Auch weiterhin hatte Sverre die Häuptlinge von Vestland gegen sich. 1185 erhoben sich die Kuvlunge, die sich um einen Mönch Jon Kuvlung ("Mönchskutte") scharten, der behauptete, Sohn von König Inge Krokrygg zu sein.
Sie eroberten Tønsberg und herrschten drei Jahre über den Oslofjord, setzten sich zeitweise in Vestland fest und griffen Sverre einige Male in Trondheim an. Am 26. Januar 1188 starb Erzbischof Øystein, hatte aber vorher Erik Ivarsson zum Nachfolger bestimmt, der vorher als Bischof von Stavanger der aktivste kirchliche Gegner König Sverres gewesen war. Im Herbst wurde Jon kuvlunge auf dem Øyrathing gehuldigt. Im Dezember 1188 wurden die Kuvlunge in Bergen überfallen und Jon getötet.
Erzbischof Erik war Victoriner also Augustiner der Richtung von St. Victor. In seinem Eifer für die Gregorianischen Reformen ging er über seinen Vorgänger Øystein hinaus. Er wurde 1188 auf der Reichssynode von Bergen gewählt und kehrte 1189 mit dem Pallium von Rom zurück. Zunächst gab es ein gewisses Einvernehmen zwischen König und Erzbischof. Auf einer neuen Reichssynode 1188/1189 erließen beide eine Landfriedensordnung nach europäischem Muster, in der Kirchen, Geistliche und Frauen unter besonderen Schutz gestellt wurden und das Waffentragen in der Kirche und auf dem Thing verboten wurde.
1189 kam es allerdings zu neuen Unruhen. Diesmal scharte sich der Widerstand um Sigurd Brenna, einem weiteren Sohn König Inges. Die Bauern im Oslofjord schlugen und vertrieben die Truppe.
Nun kam es zu einem offenen Bruch zwischen König Sverre und dem Erzbischof. Der Erzbischof weigerte sich nämlich, ohne Zustimmung des Papstes Sverre kirchlich zu krönen. Sverre weihte den Priester Martin zum neuen Bischof von Bergen, verweigerte die Absprache zwischen Erling Skakke und Erzbischof Øystein über den vollen Silberkurs bei den Bußen an den Bischof und beschnitt das Gefolge des Erzbischofs auf Visitationsreisen gemäß dem Frostathingslov von bisher 90 auf 30 Mann. Dahinter stand natürlich auch, dass der Erzbischof auf die Abmachungen von 1152/1153 und die mit König Magnus bestand. Dabei stützte er sich auf das Christenrecht Øysteins, genannt "Gullfjær", das kanonische Recht und auf Papstbriefe und bestand darauf, dass das göttliche Recht ständig wachsen müsse und niemals geschmälert werden dürfe. Sverre verweigerte der Kirche manche neugewonnene Gerechtigkeiten, wie sie sie auslegte. Er forderte, dass die Kirche sich ihm unterzuordnen habe. So nahm er für sich das Recht in Anspruch, Priester für Kirchen auf königlichem Land einzusetzen. Auch lehnte er die Kirchengerichtsbarkeit in dem von der Kirche gewünschten Umfang ab. Er erkannte auch die Bischofswahl 1189 in Stavanger für den Nachfolger Eriks nicht an, weil er nicht nach canones von 1163 zur Stelle gewesen und die erste Stimme abgegeben habe. Es hatte sich um Nikolaus Arnesson gehandelt, Sohn der Königin Ingrid (Frau König Harald Gilles) und Kampfgenosse von König Magnus. Nikolaus wurde dann 1190 zum Bischof von Oslo gewählt. 1190 ging Erzbischof Erik außer Landes und suchte bei Erzbischof Absalon in Lund Zuflucht. In einem Beschwerdebrief an den Papst klagt er, dass Sverre das Bischofsgut samt Einkünften beschlagnahmt hatte. Beide trugen ihre Beschwerde beim Papst vor. Aber auf Grund des Papstwechsels 1191 dauerte es vier Jahre, bis die Kurie reagierte.
Und wieder kam es zu einem lokalen Aufstand, diesmal unter der Leitung von einem Simon Káresson, den die Bauern des Oslofjordes ebenfalls zurückschlugen. Sverres Bruder Erik, seine Frau und sein Sohn starben in Tønsberg kurz hintereinander. Man munkelte, sie seien vergiftet worden. Im Sommer 1191 probte eine Kampftruppe unter Torleif Breiskjegg den Aufstand. Die Bauern des Oslofjords kämpften die Gruppe nieder, und Torleif wurde getötet.
Bischof Nikolaus in Oslo organisierte den Widerstand gegen König Sverre. Er stand wohl auch hinter dem Aufstand von 1193 auf den Orkney unter der Leitung der norwegischen Kreise um Erling Skakke und dessen Sohn Magnus. Auf deren Zug nach Norwegen unter Sigurd, der behauptete, Sohn von Magnus Erlingsson zu sein, folgten ihnen auch viele Shetländer. Sie eroberten den Oslofjord und setzten sich auch in Bergen fest. Aber Palmsonntag 1194 wurden sie in einer blutigen Seeschlacht vor Bergen geschlagen und Sigurd fiel.
In diesem Sommer stellte sich Papst Coelestin III. in einer Bulle vom 15. Juni 1194 voll hinter Erzbischof Erik und gab ihm in allen wesentlichen Punkten recht. Das päpstliche Schreiben endete mit eine Banndrohung gegen jeden, der sich gegen die Bestimmungen von 1152/1153 und die Reformen von Magnus Erlingsson wandte. Sverre ließ sich am 29. Juni 1194 unter der Leitung von Bischof Nikolaus von Oslo trotzdem krönen. Nikolaus war wegen seiner Beteiligung am Orkney-Aufstand am Leben bedroht, so dass ihm keine Wahl blieb. Daraufhin belegte Bischof Erik König Sverre von Lund aus mit dem Kirchenbann. Die Bischöfe, die ihn gekrönt hatten, wurden im November gleichen Jahres vom Papst gebannt. Der Erzbischof lud sie vor sich nach Lund. Die Kirchenleitung stellte sich nun kompromisslos hinter den Erzbischof. Sverres Kampfeswille blieb ungebrochen, und er scheute keine Mittel der Propaganda. Er überredete 1195 die Bischöfe auf einer Reichssynode, mit ihm einen Brief an den Papst zu schreiben und behauptete, dass die päpstliche Stellungnahme für Erik ein von den Dänen ausgestreutes Gerücht sei und dass der Bann, den Erik ausgesprochen habe, sich gegen seine eigenen Augen gerichtet habe. Denn Erik war in Dänemark erblindet. Später behauptete er, er habe Briefe vom Papst erhalten, in welchem der Bann aufgehoben worden sei. Im Herbst 1195 zog Bischof Nikolaus nach Lund und verglich sich mit Erzbischof Absalon von Lund und Erzbischof Erik.
Der 1. Baglerkrieg
1196 gründete Nikolaus von Oslo die Bagler-Partei (Bagall = anord. "Bischofsstab") in Skåne gegen König Sverre unter seiner politischen und militärischen Leitung. Damit wurde der kirchliche Widerstand mit dem weltlichen Widerstand gegen Sverre. Kristallisationsfigur wurde Inge, der angebliche Sohn von Magnus Erlingsson. Ihm wurde auf dem Borgarthing gehuldigt. Die Bagler beherrschten den Oslofjord und Oppland.
Sverre intensivierte seine Propaganda. Höhepunkt war eine von einem im Kirchenrecht bewanderten Geistlichen verfasste Schrift "En tale mot biskopene" (Eine Rede wider die Bischöfe). Diese Schrift war zur Verlesung bestimmt und sollte der Allgemeinheit beweisen, dass die Kirche im Unrecht sei und die Geistlichkeit den Streit mit dem König angezettelt habe. Dass die Kirche im Unrecht sei, wurde durch geschickte Auswahl von Zitaten aus dem Decretum Gratiani belegt. Die Rede beruhte auf einer theokratischen Ideologie: Der König herrschte in Gottes Auftrag und hatte daher auch die Vormundschaft über die Kirche als deren Schutz und Wächter. Im Gegenzug schuldete die Geistlichkeit ihm Gefolgschaft. Die Konsequenz war dann, dass ein ungerechtfertigter Bann den unschuldig gebannten nicht treffe.
Im 1196 brach der 1. Baglerkrieg aus.
Am 26. Juli 1197 kam es zur Schlacht bei Oslo, wo die Bagler unter Nikolaus Arnesson eine empfindliche Niederlage erlitten. 1198 kam es zur Seeschlacht im Trondheimsfjord, in der die Bagler siegten.
Innozenz machte 1198 klar, dass die Briefe über die Bannaufhebung König Sverres gefälscht waren. Er befahl den norwegischen Bischöfen, über alle Landesteile, die sich dem päpstlichen Spruch widersetzten und weiterhin König Sverre unterstützten, das Interdikt zu verhängen. Ob der Befehl umgesetzt wurde, ist zweifelhaft, denn das kirchliche Leben kam nicht zum Erliegen.
1199 wurde die Lage für König Sverre gleichwohl schwierig. Die Bagler griffen Pfingsten Nidaros an. Am 18. Juni kam es zur Schlacht bei Strindsjøen, wo die Bagler unterlagen. Daraufhin forcierte Sverre den Schiffsbau für neue Angriffe gegen die Bagler. Es folgten drei Jahre Kampf um den Oslofjord. Dabei waren die schlecht organisierten Bauernheere der Bagler Sverres Birkebeinern unterlegen.
Seine letzte Schlacht war die Eroberung Bergens um das Neujahr 1202. Er erkrankte während der Belagerung, und sein Zustand verschlechterte sich bei seiner neuerlichen Fahrt nach Bergen im Februar 1202. Er starb am 08. März 1202. Trotz seiner ungeschmälerten Stärke im Reich schien es ihm am Ende seines Lebens doch ratsam, den Streit mit der Kirche zu beenden, und auf dem Totenbett riet er seinem Sohn und Nachfolger Håkon, einen Vergleich mit der Kirche zu suchen.
Das Kirchenleben wurde durch das Interdikt in Norwegen nicht vollständig lahmgelegt, selbst als alle Bischöfe das Land verließen. Sverre hatte weiterhin geistliche Helfer und empfing auf dem Sterbebett auch die Sakramente und wurde christlich beerdigt.
Trotz der weitverbreiteten Verbitterung der Oberschicht gegen König Sverre traten doch mehr und mehr Aristokraten nach seinem Tode zu den Birkebeinern über.
König Håkon Sverreson
Was über die Jahre 1202 - 1217 bekannt ist, entstammt der sogenannten Baglesaga (Böglunga sögur), ein kleines zeitgenössisches Werk, welches die Brücke zwischen den Sagas über Sverre und Håkon Håkonsson bildet. Sie beschreibt sehr aufschlussreich die Übergangsperiode und die Umbruchszeit.
Der einzige Sohn Sverres, Håkon, erfuhr im Frühjahr 1202 in Trondheim vom Tode seines Vaters zusammen mit dem Brief, in welchem Sverre ihm riet, mit der Kirche einen Ausgleich zu suchen. Håkon holte die landflüchtigen Bischöfe zurück und verglich sich im Sommer 1202 mit der Kirche. Papst Innozenz III. machte später Erzbischof Erik Vorwürfe, dass dieser Håkon vom Bann, in den er wegen der Unterstützung seines Vaters gefallen war, gelöst habe, lobte aber Håkon wegen seiner versöhnlichen Haltung. Im Vergleichsbrief des Königs wurden der Kirche alle Privilegien eingeräumt, die sie seit 1251/1252 erhalten hatte. Aber dies stand ausdrücklich unter dem Vorbehalt, dass dies nicht zu Lasten von Håkons Königtum geschehen dürfe. Die Kirche und Geistlichkeit habe ihm alle Ehre und Achtung zu erweisen, die ihm als gesetzlichem König zukomme. Im übrigen war der Text so allgemein und vage gehalten, dass beide Seiten damit leben konnten. Für Håkon brachte der Vergleich aber die Anerkennung seines Königtums seitens der Kirche. Mit diesem Vergleich sprengte Håkon die Koalition zwischen der Kirche und den Baglern und stärkte so seine Stellung auch im Osten des Landes. Im Sommer 1202 überfielen die Bauern von Oppland den Baglerkönig Inge Magnusson und töteten ihn. Die Baglerpartei ging in Auflösung und zwar im Einvernehmen zwischen der Birkebeiner-Aristokratie und den Bagler-Häuptlingen.
Doch die Lage änderte sich schlagartig, als König Håkon zur Neujahrszeit 1204 in Bergen starb. Wahrscheinlich wurde er vergiftet. Zum neuen König bestimmten die Birkebeiner den 4-jährigen Guttorm, den Sohn von Sverres verstorbenem Sohn Sigurd Lavard. Daraufhin nahm eine Gruppe junger und ehrgeiziger Birkebeiner-Häuptlinge um Sverres Neffen Håkon die Regierungsgewalt in die Hand. Håkon wurde sofort zum Jarl erhoben. Er war zwar ein tüchtiger Krieger, aber dermaßen jedem Rat unzugänglich, dass er den Beinamen Galen, "der Verrückte" bekam. Damit fanden sich die Bagler nicht ab und sammelten sich in Dänemark um einen angeblichen Sohn von Magnus Erlingsson namens Erling Steinvegg. Sie erhielten sofort Unterstützung vom Dänenkönig Waldemar II.. Der erhoffte sich die Wiederherstellung der alten Oberhoheit über den Oslofjord. Im Sommer 1204 kam Waldemar mit einer großen dänischen Flotte in den Oslofjord. Nach dänischen Annalen leistete Erling ihm dort den Lehnseid und wurde auf dem Haugathing als König eingesetzt. Auf beiden Seiten waren es inzwischen die Truppen, die auf dem jeweiligen Thing die Königswahl bestimmten. Aber als Guttorm im August 1204 in Nidaros starb, änderte sich auf Seiten der Birkebeiner die Stimmung. Die königliche Heeresgefolgschaft wollte Håkon Galen zum König erheben, aber er musste sich auf dem Øyrathing der Allianz zwischen dem Erzbischof und der Aristokratie in Trøndelag beugen. Diese brachte nämlich seine schwedische Abstammung von der Vaterseite ins Spiel. Er war ein Sohn aus der Ehe von Sverres Schwester Cäcilia mit dem schwedischen Gesetzessprecher von Värmland, Folkvid. Die Allianz setzte dagegen Inge Baartsson durch, ein Sohn aus der zweiten Ehe Cäcilias mit dem Adligen Bard Guttormsson von Rein. Er wurde gewählt, weil er aus einem angesehenen Trønder-Geschlecht stammte und wohl auch, weil er friedlicher gesinnt war als Håkon. Håkon blieb aber militärischer Anführer mit dem Recht der halben Königseinkünfte, wohl vor allem von Vestland. Inge II. blieb überwiegend in Trøndelag.
Der 2. Baglerkrieg
Die Bagler wollten aber den Kampf nicht aufgeben. Im nun folgenden 2. Baglerkrieg konnten sich die Birkebeiner auf auf Trøndelag und Vestland stützen, während die Bagler im Oslofjord ihre Anhängerschaft hatten. Der Krieg erreichte aber nicht die gleiche Intensität wie der 1. Baglerkrieg. Beide Seiten riefen zwar die Mobilamchung aus, aber es gelang ihnen nicht, breitere Volksschichten für den Kampf zu mobilisieren. Im Großen und Ganzen wurde es ein Kampf zwischen Kontingenten von Berufskriegern unter ihren Anführern. Es kam zu dauernden Truppenbewegungen auf dem Seeweg, die Bagler griffen ständig irgendwo an, aber es gelang ihnen nicht, sich irgendwo außerhalb des Oslofjordes festzusetzen. Die Birkebeiner hatten offenbar eine gewisse Überlegenheit, die aber nicht ausreichte, den Oslofjord zu erobern. 1205 gab der blinde Erzbischof Erik sein Amt auf. Sein Nachfolger wurde Tore Gudmundsson, ein Augustiner viktorinischer Prägung. Aber immerhin mussten die Bagler vor den Birkebeinern sogar nach Dänemark ausweichen.
Um Neujahr 1207 starb Erling Steinvegg. Nun kam der Friedenswunsch auch auf der Baglerseite zur Geltung. Als Nachfolger Erlings setzte Bischof Nikolaus von Oslo auf dem Borgarthing seinen Neffen Philipp Simonsson gegen den Wunsch des Heeres mit Unterstutzung der Bauernaristokraten durch. Er hatte ihn schon bei der Wahl Erling Steinveggs favorisiert, war aber damals unterlegen gewesen. Die parallele Allianz zwischen Bischof und Aristokraten gegen das Militär bei der Wahl Inges II. 1204 und Philipps 1207 deutet die Wende an. Das Thronfolgegesetz von 1163 war immer noch maßgebend, wonach die Thingbauern zusammen mit dem Bischof die Entscheidung über die Königswahl treffen mussten. Bischöfe und Thingbauern arbeiteten auf beiden Seiten mit ihrer Personalpolitik auf einen Friedensschluss hin. Die Baglersaga beschreibt beide Könige als bauernfreundlich und betont, dass beide ihre Truppen hinsichtlich der Bauern disziplinierten. Die Rolle der Bischöfe änderte sich. Während sie früher für die eine oder andere Seite Partei ergriffen hatten, erhoben sie sich nun über die Parteien und nahmen eine Vermittlerrolle wahr. Bischof Nikolaus von Oslo schlug eine Dreiteilung des Landes zwischen Inge II., Håkon Galen und Philipp vor. Die Birgebeiner wollten nur Inge als Einheitskönig. Neue Kämpfe flackerten auf, aber die Berufsheere hatten keinen Rückhalt in der Bevölkerung mehr. Im Sommer gingen die Schiffe der Bagler verloren. Die Bagler versuchten König Inge in Oslo zu überfallen, was aber missglückte. Bischof Nikolaus hielt zwar am längsten noch an seinem Kurs fest, ließ sich aber vom Erzbischof zur Vermittlerrolle bewegen.
Der Friede wurde 1208 auf Kvitsøy geschlossen. Das Land wurde dreigeteilt. Philipp erhielt Oppland und einen Großteil des Oslofjordes, Inge und Håkon teilten sich die Macht an der Grenze nördlich von Dovre westlich des Langfjells. Zur Besiegelung des Vergleichs erhielt Philipp die eheliche Tochter Sverres Kristin zur Frau. Die Birkebeiner wehrten sich mit aller Macht gegen den Vergleich und zwangen Philipp entgegen dem Vergleich zur Aufgabe seines Königstitels und zur Anerkennung Inges als Oberkönig. Das änderte aber nichts am Inkrafttreten des Vergleichs und daran, dass Philipp sich auch fürderhin als König bezeichnete.
Der Vergleich von Kvitsøy von 1208 beendete den offenen Kampf zwischen Birkebeinern und Baglern und leitete eine zehnjährige Ruhephase ein. Über Philipps Herrschaft ist wenig bekannt. Aber er hat eine reguläre Regierung ausgeübt und mit seinem königlichen Siegel weiter gesiegelt, obgleich die Birkebeiner immer wieder dessen Herausgabe verlangten. Er und Bischof Nikolaus unterhielten gute Beziehungen zum englischen König Johann Ohneland. Von ihm sind auch die ältesten Originalbriefe eines norwegischen Königs erhalten. In dieser Zeit wurde der Gegensatz Birkebeiner - Bagler allmählich von einem bei den Königswahlen von 1204 und 1207 hervorgetretenen Gegensatz zwischen den Bauern und der Militäraristokratie überlagert, der auf die hohen Abgaben zurückzuführen ist. Nach dem Kvitsøy-Vergleich gärte es auch in Trøndelag wegen der hohen Abgaben.
Jarl Håkon von südlichen Birkebeinerreich strebte nach dem Königstitel. Die Einkünfte hatte er schon. Es kam zum Intrigenspiel aus der Umgebung des Jarls., so dass die norwegischen Bischöfe erneut vermitteln mussten. Das Ergebnis war ein gegenseitiger Thronfolgevertrag von 1212.
1213 kam es zu großer Dürre in Trøndelag. Das Korn wurde knapp. Die Bauern verweigerten dem König die Abgaben. Sie erschienen voll bewaffnet auf einem Thing, das der König in Trøndelag einberufen hatte. Sie erschlugen den lokalen Sysselmann, als er sie aufforderte, mit dem König zu verhandeln. König Inge wollte zunächst nicht gegen seine eigenen Bauern gewaltsam vorgehen und zog sich zurück. Als sie aber mehrere seiner Männer erschlugen, rückte er gegen sie vor und schlug sie zurück.
Als Håkon Jarl 1214 starb, übernahm Inge gemäß dem Thronfolgevertrag von 1212 dessen Reich. Sein plötzlicher militärischer Machtzuwachs zwang die Trønder-Bauern zum Vergleich. So war er bis zu seinem Tod am 23. April 1217 König über das gesamte Birkebeinergebiet. Sein Nachfolger wurde am 8. Juli 1217 Håkon Håkonsson auf dem Gulathing. Die Bagler stimmten dem unter der Bedingung zu, dass ihr Gebiet zwischen ihm und den Baglern geteilt würde, was auf ihre schwache Stellung innerhalb ihres eigenen Gebietes gegenüber den Anhängern der Birkebeinern hinweist.
Im Sommer 1217 starb auch Philipp Simonsson im Ostland. Die Macht übernahm zunächst Ragnvald Hallkjelsson, ein Neffe König Magnus Erlingssons. Da er aber für die Unterhaltung seiner Truppe hohe Abgaben verlangte, wurde er auf einem Thing erschlagen. Das Machtvakuum im Osten nutzte dessen Priester Bene Skinnkniv, der behauptete ein Sohn von Magnus Erlingsson zu sein. Er sammelte im Winter 1217/1218 eine Schar um sich, die man slittungene (= die Zerlumpten) nannte. Es handelte sich um eine typische Räuberbande in den ostnorwegischen Grenzgebieten, die sich in unwegsamem Gebiet aufhielt und rasche Plünderungszüge in den Oslofjord unternahm. Dass sie trotzdem Unterstützung von dortigen Bauern erhielt, deutet auf eine Unzufriedenheit mit dem dortigen königlichen Sysselmann hin.
Nachdem die Könige Inge II. und Philipp gestorben waren, blieb eigentlich nur noch der Gegensatz zwischen Militäraristokratie und den Großbauern übrig. Für die Großbauern kam es daher darauf an, sich um einen König zu scharen, der ihre Stellung stärkte und die Aufruhrtendenzen in den ostnorwegischen Gebieten energisch bekämpfte. Dieser neue König sollte Håkon Håkonsson sein.
Mit Håkon Håkonsson war der eigentliche Bürgerkrieg vorbei.
König Håkon Håkonsson
Die wichtigste Quelle über Håkon Håkonsson ist die Håkon Håkonssons saga. Diese Saga wurde kurz nach dessen Tod 1263 vom Isländer Sturla Tordsson, dem Neffen Snorri Sturlusons, niedergeschrieben. König Magnus Håkonsson bat ihn, eine Geschichte seines Vaters zu verfassen. Er hatte Magnus zum Ratgeber und konnte sich auf Informationen aus dem engsten Kreis um König Håkon stützen. Außerdem lag ihm reichhaltiges schriftliches Material vor. Die Saga bespricht und referiert eine Vielzahl von Briefen, Rechtssprüchen und Gesetzen. Dieses reichhaltige Material macht die Saga zur detailreichsten und seriösesten Königssaga überhaupt. Außerdem sind aus der Zeit König Håkons mehr Dokumente erhalten geblieben, als von seinen Vorgängern. Das ist einesteils auf das Vordringen des Schriftverkehrs in Norwegen, anderenteils auf viele Dokumente aus dem Schriftverkehr mit ausländischen Herrschern in deren Archiven zurückzuführen. Auf der anderen Seite handelt es sich als offizielle Königsbiographie natürlich um eine parteiische Schrift. In der Herrschaftslegitimation und im Herrscherlob ist die Saga ein Ausdruck der Herrscherideologie des Sverre-Geschlechts.
Die Herrscherlegitimation war erforderlich, da nach dem Tode des Königs Inge II. dessen unehelicher Sohn Guttorm eher zur Nachfolge berufen gewesen wäre. Aber die Mehrzahl der Birkebeiner hielten zu Håkon, der als unehelicher Sohn von Håkon Sverreson mit Inga von Varteig gehalten wurde, einer Frau aus altem Geschlecht aus Østfold. Er war unter der Obhut von Birkebeinerfreunden, die teilweise bereits unter dem Vater und Großvater gedient hatten. Nach der Königsmacht strebte auch Skuli Bardsson, König Inges Halbbruder und rechte Hand. Auf dem Totenbett hatte Inge die Befehlsgewalt über alle Truppen an Skuli übertragen. Er wurde von Erzbischof Guttorm (1215 - 1224) und den Kreuzbrüdern in Trondheim unterstützt. Aber der Erzbischof war auf Visitationsreise in Hålogaland, als König Inge starb. Das war die Gelegenheit für die Anhänger Håkons, die Initiative zu ergreifen. Sie holten den 13-Jährigen aus der Domschule von Trondheim und warben bei den Gefolgsleuten des verstorbenen Königs für deren Zustimmung zur Königswahl. Gegen den Widerstand Skulis und der Kreuzbrüder gelang es den Anhängern, das Øyrathing einzuberufen, und erwirkten die Huldigung Håkons zum König. Im Sommer folgte die Huldigung auf dem Gulathing und nach dem Tode König Philipps auch auf dem Haugathing, dem Borgarthing und anderen lokalen Thingversammlungen. Das war zur Zeit des friedlichen Nebeneinanders zwischen Birkebeinern und Baglern, und die Birkebeiner verhinderten so, dass die Bagler einen eigenen König wählten. Die Saga legt größten Wert auf die Tatsache, dass er unmittelbar von einem König abstammte, ohne die latente Königswürde einer Frau beanspruchen zu müssen, wie dies bei Inge II. und dessen Sohn Guttorm der Fall war, da Inge seine Königsfähigkeit über die Schwester Sverres Cäcilie herleiten musste. Dieses uralte Prinzip der unmittelbaren Abstammung von einem König war offenbar noch so stark verwurzelt, dass Håkon allenthalben den Vorzug bekam. Gleichwohl war die Kirche unzufrieden und betonte, dass ohne kirchliches Einvernehmen ein vollgültiges Königtum nicht erreichbar sei. Dabei stützte sie sich immer noch auf Skuli, der bis zur Mündigkeit Håkons die Regierungsgeschäfte wahrnahm. Es kam zu einer Auseinandersetzung, die mit einem Vertrag endete, nach welchem Skuli über einem Drittel des Reiches herrschen solle.
Nach dem Tode des Bagler-Königs Philipp kamen 1218 die Bagler-Häuptlinge zu den Birkebeinern und baten um Unterstützung gegen die Slittungene. König und Skuli kamen sofort und verjagten die Räuberbanden von Oslo. Daraufhin gaben die Bagler ihren Namen auf und wurden Gefolgsleute des Königs und des Jarls. Damit endete die Parteiung zwischen Bagler und Birkebeiner.
Nachdem König Håkon 1218 seine königliche Abstammung von Vatersseite bewiesen hatte, verbesserte sich sein Verhältnis zur Kirche deutlich. Nachdem er 1219 mit 15 Jahren volljährig geworden war, übernahm er die Herrschaft über die ihm zustehenden zwei Drittel des Reiches. Er berief für 1223 einen Reichstag zu Bergen ein, der sein Königtum endgültig anerkennen sollte. Der Reichstag war besser besucht als der 1218. Die Saga Håkons betont die repräsentative Zusammensetzung für das gesamte Reich. Auf dem Reichstag wurde das Königtum bestätigt und von Erzbischof verbindlich verkündet. Dies hatte auch staatsrechtliche Bedeutung: 1217 war ihm bei den lokalen Thingversammlungen nach dem alten Thronfolgerecht gehuldigt worden. 1218 und 1223 war auf Betreiben der Geistlichkeit der kirchliche bestimmende Einfluss für die Thronbesteigung geltend gemacht und durchgesetzt worden. Dies kam durch die verbindliche Verkündung der Entscheidung durch den Erzbischof zum Ausdruck.
Nach der Vertreibung der Slittungene kam es im Winter 1219/1220 in Østlandet noch einmal zu einem Aufstand. Sie wurden Ribbungene (= Räuber) genannt. Sie wurden von einem Sigurd angeführt, der behauptete, Sohn von Erling Steinvegg zu sein, um den sich die Bagler am Ende des 1. Baglerkrieges 1204 in Dänemark geschart hatten. Die Ribbungene nahmen die Reste der Slittungene auf. Sie bauten auf den alten Widerstand der ostnowegischen Randgebiete und die dortige Unzufriedenheit mit der Zentralregierung. Sie wurden auch vom westschwedischen Grenzgebiet aus unterstützt. Aber die neue Allianz zwischen Birkebeinern und Baglern war zu stark, als dass die Ribbungene im Oslofjord in Oppland richtig Fuß fassen konnten.
Der Kampf gegen die Ribbungene verlief in zwei Phasen mit einer kurzen friedlichen Zwischenteit. In der ersten Phase leitete Jarl Skuli den Kampf in seinem Herrschaftsgebiet und bedrängte die Ribbungene derart, dass sie 1223 unter Vermittlung des Bischofs Nikolaus Friedensverhandlungen anboten. 1224 sammelte Sigurd in Värmland seine Ribbungene erneut. Inzwischen hatte König Håkon selbst die Macht in Østland übernommen und ging energisch gegen die Ribbungen vor. Er unternahm im Januar 1225 eine Strafexpedition vom Oslofjord aus über die Opplandene nach Värmland, um die Unterstützung der Ribbungene vom schwedischen Grenzland aus zu unterbinden. Der Feldzug war kein großer Erfolg. Der König brannte lediglich einige von den Bewohnern verlassene Ortschaften in Värmland nieder. Aber es war eine durchschlagende Demonstration der Stärke, so dass die Värmländer 2 Jahre später aus Furcht vor einer neuen Strafexpedition den letzten Ribbunghäuptling aufhängten. Damit liefen die Bürgerkriegsstreitigkeiten aus. Es kam noch einmal zu einem Aufstand von Skuli Jarl 1239/1240, der 1239 sich auf dem Øyrathing den Königstitel zulegte, aber es zeigte sich, dass ein landesumfassender Krieg wie früher nicht mehr möglich war. Er wurde mit seinen Mannen am 23. Mai 1240 in der Nähe des Elgeseter-Klosters von den Truppen des Königs geschlagen und getötet. Damit war ganz Norwegen unter die Herrschaft König Håkons gelangt.
Die Königsmacht hatte sich mit dem Ende des Ribbungen-Krieges und der Auseinandersetzung mit Jarl Skuli auf Reichsbasis etabliert. Die Bürgerkriege waren als letzter Ausläufer der norwegischen Einigungskriege zu Ende gegangen. Das Reich stand 1240 an der Schwelle zur ersten wirklichen Staatswerdung in der norwegischen Geschichte.
Der Handel in die Ostsee hatte sich stabilisiert. Dabei hatte anfangs Lübeck eine bedeutende Rolle gespielt. Aber in den 40er Jahren wurde diese Verbindung abgebrochen, weil die Lübecker in dänischem Fahrwasser norwegische Schiffe geplündert hatten und der norwegische König daraufhin im Gegenzug wendische Koggen in Bergen beschlagnahmt hatte. Daraufhin kam es zu einem Notenwechsel zwischen Norwegen und Lübeck, an dessen Ende das Friedenstraktat von 1250 stand. Håkons Politik hing sehr eng mit den Verhältnissen in den norddeutschen Seehandelsstädten zusammen und suchte die Schwächung Dänemarks nach dem Todes Waldemars II. 1241 auszunutzen.
Nun ging es aber zunächst um die kirchliche Krönung Håkons, obgleich er unehelich geboren war. Die Bischöfe und der König wandten sich 1241 unabhängig voneinander an Papst Gregor IX., der Krönung zuzustimmen, wobei der König auch noch ein Kreuzzugsgelübde ablegte. Aber die Dispensation von der Forderung der ehelichen Geburt kam unter ihm nicht mehr zu Stande. 1241 standen die Mongolen in Russland Polen und Ungarn und bedrohten die westliche Christenheit. Da wurde das Kreuzzugsgelübde des Königs umgewandelt in ein Kriegsgelübde gegen die heidnischen Nachbarn im Norden.
Unter dem Druck der Mongolen waren Karelier nach Süd-Troms eingedrungen, wo ihnen Håkon Asyl gewährte und sie zum Christentum bekehrte. Dies muss ihm in seinen Verhandlungen mit dem Papst genützt haben. Sein Verhältnis zum Großfürsten von Nowgorod, dem die Karelier unterstanden, war schon lange gespannt, weil es Streit darüber gab, wer die Steuerhoheit über die Samen hatte, und es auch wechselseitige Plünderungszüge von karelischer und norwegischer Seite gab. Aber der Druck der Mongolen führte zu neuen Verhandlungen, die als Ergebnis einen Frieden mit einer Stärkung Norwegens in Troms und Finnmark hatten.
Als Innozenz IV. Papst wurde, suchte dieser Verbündete in seinem Konflikt mit Kaiser Friedrich II. Diese Gelegenheit ergriff Håkon und sandte einen Brief an den Papst in Lyon mit der Bitte um Zustimmung zur Krönung und einem erneuten Kreuzzugsgelübde. 1244 kam Abt Rita-Bjørn, den die Bischöfe zum Papst gesandt hatten, zurück mit der Bannlösung des Erzbischofs und der Zustimmung des Papstes für die Krönung, aber der König schlug die Bedingungen ab, die der Erzbischof an seine Mitwirkung bei der Krönung knüpfte. Dieser wollte die Rechte der Kirche bei dieser Gelegenheit nach dem vagen Vergleich von 1202 zu Gunsten der Kirche klären und, dass der König den gleichen Krönungseid leiste wie Magnus Erlingsson. Der König lehnte das rundweg ab. Die Reaktion des Papstes auf den eigenen Vorstoß des Königs war, dass er 1246 den Kardinal Wilhelm von Sabina nach Norwegen sandte. Dessen Haltung war wohl durch das Versprechen des Königs, sich am nächsten Kreuzzug zu beteiligen, beeinflusst, das er allerdings nicht zu halten gedachte. Der Kardinal sollte die Krönung vornehmen. Dabei erteilte er dem König die Dispens von der ehelichen Geburt. Die Krönung in Bergen war Anlass zu einer Reichssynode und einem Reichstag. Der König lehnte nun jegliche Verhandlungen mit dem Episkopat ab, so dass er ohne Bedingungen vom Kardinal gekrönt wurde. Dass der Kardinal gemäß der Überlieferung in der Håkons-Saga die Partei des Königs ergriff, ist durchaus wahrscheinlich, da er gleich nach der Krönung eine Verordnung erließ, wonach den Bischöfen verboten wurde, sich an Kirchengut und Kircheneinnahmen zu vergreifen, auf die sie keinen Anspruch hatten. Aber die norwegische Kirche hatte entgegen der Darstellung in der Saga durchaus auch Vorteile. Denn der Kardinal verkündete auf der Reichssynode eine weitgehende Erklärung über die Rechte der Kirche: Er stellte darin fest, dass die norwegische Kirche freie Gerichtsbarkeit über alle Geistlichen und Klagen gegen Geistliche und in allen "geistlichen Sachen" ohne Ansehen der Person habe. Dies verkündete er in einer öffentlichen Predigt vor dem König und allen Teilnehmern des Reichstags. Ebenso stellte er das Patronatsrecht über fast alle Kirchen des Landes fest und dass die Bischöfe von der Geistlichkeit in Übereinstimmung mit dem kanonischen Recht zu wählen seien. Diese Erklärung wurde offensichtlich ohne Widerspruch des Königs abgegeben. Allerdings führte die Gerichtsbarkeit über Laien in geistlichen Sachen später zu häufigen Streitigkeiten in der Abgenzung.
Die Krönung 1247 führte auch zur Anerkennung des erblichen Königtums in Håkons Geschlecht durch die Kirche, die auch auf die eheliche Geburt Wert legte. Sein bekannt gewordenes Krezzugsgelübde führte zu einem Schreiben Ludwig IX. von Frankreich, wo er ihm für den nächsten Kreuzzug das Flottenkommando anbot. König Håkon lehnte höflich ab. Auch Alfons X. von Kastilien zeigte Interesse an der Flotte Håkons in Verbindung mit seinem Kampf gegen die Muslime in Spanien. Er versuchte seinem Wunsch dadurch Nachdruck zu verleihen, dass er seinen Bruder Philipp mit Håkons Tochter Kristine verheiratete. Doch auch er hatte keinen Erfolg.
Außenpolitisch versuchte er aus dem dänischen Thronfolgestreit nach dem Tode Waldemars II. Nutzen zu ziehen. Er verbündete sich mit dessen 3. Sohn und Nachfolger auf dem Thron Christoffer I. und dessen Sohn und Nachfolger Erik Klipping. Um seine Handelsinteressen in die Ostsee zu verfolgen, versuchte er den dänischen Einfluss in Südschweden zurückzudrängen und verbündete sich 1249 mit dem schwedischen Herrscher Birger Jarl. Sehr groß war die Unterstützung aber nicht, da Birger Jarl in 2. Ehe mit der Witwe des dänischen Königs Abel verheiratet war. Håkon erhob 1253 Anspruch auf Halland und verfolgte diesen 1256 auch militärisch. Aber nach einem Vergleich zwischen Birger Jarl und König Christoffer im Jahre 1257 zog er es vor, ebenfalls mit dem dänischen König Frieden zu schließen. Um diese Zeit wechselte er wohl die Strategie und arbeitete an einer Ehe zwischen seinem Sohn Magnus und Ingeborg, der Tochter Erik Plogpennings. Sie kam 1261 zustande, 1 Jahr nachdem der Sohn Birger Jarls, König Waldemar von Schweden Ingeborgs Schwester Sophie geheiratet hatte. Diese beiden und zwei unverheiratete Schwestern waren Erben von bedeutenden Ländereien in Dänemark, was Gelegenheit zur politischen Einmischung in Dänemark eröffnete. Die Ausweitung des norwegischen Einflusses nach Osten und Westen war fester Bestandteil seiner Außenpolitik.
In den 60er Jahren des 13. Jh. unternahm es der König, ein neues Thronfolgegesetz zu erlassen, denn er hatte zwei Söhne. Das war deshalb schwierig, weil die Aristokratie sich nicht vom gemeinschaftlichen Königtum aller Söhne trennen wollte. Seitens der Kirche wurde die Nachfolge des Ältesten Sohnes favorisiert. Das Problem löste sich, als 1257 Håkon der Junge starb. Im gleichen Jahr wurde Magnus zum Nachfolger im Königtum bestimmt. Der Gesetzgebungsweg zum Ein-Königtum war frei. Das neue Gesetz wurde 1260 erlassen. Damit wurde die alte Königshuldigung mit einer gewissen Mitbestimmung der Thing-Teilnehmer über die Königswürde zur reinen Zeremonie. Die maßgebliche politische Theorie am Hofe war, dass Gott selbst ohne menschliche Mitwirkung (auch nicht der Kirche) den König bestimmen solle. Seine Wahl manifestierte sich im Thronfolgerecht.
Auch die Gesetzgebung selbst änderte sich grundlegend: War früher das Gesetzes-Thing das Gesetzgebungsorgan und der König nur beratendes Mitglied, so erließ nunmehr der König das Gesetz und ließ es schriftlich fixieren. Das Gesetzes-Thing hatte nur noch zuzustimmen. Mit seinem Gesetz, mit dem er das bisherige Recht erweiterte und änderte, setzte die große Rechtsreform ein, die unter Magnus Lagabøte ihren Höhepunkt erhalten sollte. Zu dieser Zeit gab es erst zwei Gesetze, die für ein ganzes Reich einheitlich in Kraft waren: Das war zum einen das römisch-rechtlich inspirierte Reichsgesetz für das Königreich Sizilien von Kaiser Friedrich II. aus dem Jahre 1231, zum anderen das Gesetzbuch für Kastilien von Alfons X.. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass die Tochter Håkon Håkonssons Kristin 1258 den Bruder des Königs Alfons X. von Kastilien heiratete, der als erster ein für sein gesamtes Reich geltendes Gesetzbuch geschaffen hatte, wenn es sich auch erst 1501 allgemein durchsetzte.
Im Jahre 1262 schlossen die Isländer einen Vertrag ("gamli sáttmáli" = der alte Vertrag) mit König Håkon über seine Königsherrschaft und Steuern. Damit wurde Håkon der König Islands, eines formal immer noch freien Landes mit bestimmten Berechtigungen und Pflichten.
Als 1262 die Schotten die Orkneys angriffen, fuhr er 1263 nach allgemeiner Mobilmachung mit einer großen Flotte von Bergen über die Shetlands im August nach Schottland. Nach einer unentschieden ausgegangenen Schlacht bei Largs mit den Schotten zog er sich für den Winter auf die Orkney zurück, erkrankte dort und starb am 15. Dezember 1263. Da Unternehmen zeigte, dass die Herrschaft über Schottland nicht länger aufrechterhalten werden konnte.
Magnus Håkonsson
Magnus Håkonsson Lagabøte (der Gesetzesverbesserer) trat nach der Nachricht vom Tode seines Vaters sofort die Regierung an. Er brach mit der Expansionspolitik seines Vaters und leitete Verhandlungen mit Alexander III. von Schottland ein. Das Ergebnis im Frieden von Perth von 1266 war, dass die Insel Man und die Hebriden für eine Einmalzahlung von 4000 und einer jährlichen Zahlung von 100 Mark Sterling an Schottland abgetreten wurden. Angeblich waren die 100 Mark die Hälfte der norwegischen Einnahmen von den beiden Kolonien. Dafür erkannte Schottland die Oberhoheit Norwegens über die Shetlands und Orkneys an. Vorausgegangen war 1223 ein Handelsvertrag mit England. Dieser Handel litt schwer unter dem Krieg mit Schottland, weshalb die englischen Kaufleute auf den Frieden drängten. 1264 hatte König Heinrich III. von England eine Verlängerung des des Handelsvertrages von 1223 davon abhängig gemacht, dass ein Frieden zustandekäme. 1269 wurde der Handelsvertrag zu gegenseitigem Freihandel erweitert. Das Verhältnis zu England war bestens, während das zu Schottland getrübt war, weil die schottische Regierung 1270 die vereinbarten Zahlungen einstellte. Gleichwohl bemühte er sich gegen Ende seines Lebens auch hier um eine Verbesserung der Beziehungen. So kam es zu einer Heirat zwischen seinem Sohn und Thronerben Erik und der Tochter Alexanders III. Margarete (* 28. Februar 1260; † 09. April 1283).
Sein Verhältnis zum schwedischen König Waldemar Birgerson war gut, und sie trafen sich hin und wieder an der gemeinsamen Grenze. In den 70er Jahren kam es in Schweden aber zu Thronstreitigkeiten, bei denen König Magnus ohne Erfolg zu Gunsten von Waldemar zu vermitteln suchte. Dessen Bruder Magnus Ladulås wurde mit Unterstützung des dänischen Königs Erik Klipping König von Schweden.
Während seiner Regierungszeit kam es 1272 zu einem Großbrand in Stavanger.
Seine einschneidendste Leistung war die große Gesetzesrevision. Statt der vielen Einzelrechte in den einzelnen Landschaften ließ er im Anschluss an seinen Vater ein einheitliches Recht für sein ganzes Reich schaffen. Im wesentlichen waren das 2 Gesetze, das landskapslov und das bylov, je ein Gesetzt für den ländlichen Raum und für die Stadt. An diesem Gesetz wirkten auch isländische Gelehrte mit. Da das Gesetz in der ursprünglichen Fassung vom isländischen Allthing nicht angenommen wurde, musste es überarbeitet werden, bis es 1280 in Kraft treten konnte. In einem neuen hirdskrá wurden auch die Pflichten und Privilegien der Aristokratie neu definiert. Als er allerdings auch in die Rechtsverhältnisse der Kirche eingriff, traf er auf den Widerstand Erzbischof Jon Raude. Das führte zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche, die dann 1277 in Tønsberg mit einem Vergleich beigelegt wurden. 1273 gab er seinem ältesten Sohn und Nachfolger Erik selbst den Königstitel und dem zweitgeborenen Håkon den Herzogstitel. Außerdem kam es zu einer Grenzfestlegung mit Schweden bei Bohuslän.
Die norddeutschen Kaufleute beklagten sich, dass sie im Stadtrecht den Inländern gleichgestellt seien. Außerdem hätten sie in der Praxis nicht die gleiche Rechtssicherheit wie die Inländer aufgrund der neuen Geseteze. Daraufhin gewährte er deutschsprechenden Kaufleuten ab 1278 eine weitgehende Immunität. Dies war der erste Schritt zum Sonderrecht für die Hanseaten. Ein wichtiges Sonderrecht war das Bergerecht für in Norwegen gestrandete Hanseschiffe, die Befreiung von der Pflicht zur Nachtwache im Hafen und der Pflicht zur Hilfeleistung beim Aufslippen von Schiffen.
Seine Frau Ingeborg war die Tochter von König Erik Plogpenning von Dänemark. Nach dessen Ermordung kam es zu weiteren Machtkämpfen in Dänemark, bei denen es auch um das Erbrecht seiner Frau ging, aber er verstand es, Norwegen aus diesen Auseinandersetzungen herauszuhalten. Gleichwohl isolierte den norwegischen König, dass er beim schwedischen Thronstreit den unterlegenen Waldemar unterstützt hatte, trotz seiner Ansprüche auf das Erbe seiner Frau, mit dem er sich an die Oppositionskreise in Dänemark wenden konnte.
Als weitere Neuerung wurde nun ein Apparat für die Diplomatie aufgebaut. Das förderte die Stellung sprachgewandter und gebildeter Leute, die durch ihre diplomatischen Missionen auch verstärkt in fremde Länder und Sitten Einblick erhielten. Viele solche Gesandten, Bischöfe und Kanoniker, sind bekannt. Besonders zahlreich waren die Mitglieder von Bettelorden vertreten. Aber die Mehrzahl stellten weltliche Personen, die bei entsprechendem Geschick in der Hierarchie aufsteigen konnten. Der bedeutendste der Spezialisten war Lodin Lepp, der die Schwester des Königs Kristine 1258 nach Kastilien begleitet hatte, als sie Philipp, den Bruder von Alfons X. von Kastilien, heiraten sollte. Lodin Lepp reiste auch 1262 im Auftrag des Königs mit Jagdfalken und anderen Geschenken zu Kalif Muhammad I. al-Mustansir von Tunis. Auch nach Ägypten wurde er gesandt. 1280 ging er nach Island, um das Jónsbók auf dem Allthing annehmen zu lassen und den Huldigungseid für den Thronfolger Erik Magnusson entgegenzunehmen. Sein Besitz lag auf Bryggen in Bergen.
Die militärische Macht des Königs beruhte wie bei seinen Vorgängern auf der allgemeinen Wehrpflicht und der allgemeinen Pflicht, Schiffe zu unterhalten und auszurüsten ("Leidangsplikt"). Die Schwachstelle dieser Organisation war aber, dass die Mannschaften schlecht ausgebildet waren. Auch die Disziplin ließ zu wünschen übrig, wenn zum Heerzug aufgerufen wurde oder die Operation zu weit von der Heimat entfernt stattfand. Das hatte sich bereits auf dem Kriegszug seines Vaters nach Schottland gezeigt. Daher schuf er eine Art Berufsheer mit ca 1.200 Mann, indem er seinen Gefolgsleuten aufgab, je nach Vermögen und Stellung eine bestimmte Anzahl von wohlausgerüsteten Männern immer für drei Monate zur Verfügung zu stellen. Das waren zwar nicht viele, aber sie waren sehr schnell zu mobilisieren und konnten im Ernstfall auch schnell aufgestockt werden. Es entstand eine neue Gesellschaftsklasse, der Berufssoldat. Außerdem strukturierte er die Heerespflicht neu: Zunächst wurde sie von 2 auf 3 Monate erweitert. Dann wurde die Ausrüstung nach dem Vermögen gestaffelt: Wer über seine Kleidung hinaus 6 Mark besaß, musste einen solideren Schild haben. Wer über 12 Mark besaß, musste einen noch besseren Schild haben und dazu einen Stahlhelm. Bei einem Vermögen über 18 Mark wurde ein "Panzer" gefordert, einen dicken Wams aus Leder oder ausgestopftem Leinen oder eine Ringbrünne. Für höhere Ränge im Gefolge gab es weitere Anforderungen. Zu seinen Lebzeiten dürfte diese Spezialtruppe keine besondere Bedeutung gehabt haben, aber sie gewann an Bedeutung unter seienen Nachfolgern.
Er starb 1280. Sein Nachfolger war Erik II.
Erik II. Magnusson
Hinweis: In diesem Artikel nimmt gerade jemand größere Änderungen vor. Um Bearbeitungskonflikte zu vermeiden, warte bitte mit dem Bearbeiten, bis dieser Text wieder entfernt ist. |
Als Magnus lagabøte im Mai 1280 starb, war sein Sohn Erik erst 12 Jahre alt. Er stand unter der Vormundschaft von einem Kreis der Hocharistokratie unter der Leitung von Lodin Lepp. Dieser Kreis wurde erstmalig "Königlicher Rat" genannt. Aber ebenso standen tonangebend der größte Großgrundbesitzer des Landes Bjarne Erlingsson und Audun Hugleiksson, einer der kundigsten Mitarbeiter im Gesetzgebungsverfahren von Magnus lagabøte im Rat ganz vorne. Auch der Königinwitwe Ingeborg wird eine zentrale Rolle in der Regierung zugeschrieben. Eriks jüngerer Bruder übernahm 1284 das ihm zugestandene Herzogtum bestehend aus Oppland, dem Oslogebiet, Ryfylke, möglicherweise auch Agder, den Färöern und den Shetlands. Dort übte er uneingeschränkte Regierungsgewalt aus.
Der Kronrat brach vollständig mit der politischen Linie des verstorbenen Königs. Er ging wieder auf Konfrontationskurs gegen die Kirche und kehrte zu einer agressiven Außenpolitik zurück. Er nahm die antidänische Politik wieder auf und suchte auch den Einfluss der Hanse zurückzudrängen. Dafür wurden die guten Beziehungen zu England und Schottland ausgebaut. Als die norddeutschen Handelsstädte 1284 mit einer Blockade drohten, gelang es dem Rat, mit König Edward I. von England eine Verlängerung des Friedens- und Handelsvertrages von 1269 zu vereinbaren. Trotz aller Anstrengungen gelang es den Hansestädten nicht, Edward zum Bruch des Abkommens zu bewegen. Die Verbindung mit Schottland wurde durch die Ehe mit der sieben Jahre älteren Königstochter Margarete im Jahre 1281 gefestigt. Sie brachte eine Mitgift von 14.000 Mark Silber mit in die Ehe. Darüberhinaus wurden die schottischen Zahlungen für die Insel Man und die Hebriden wieder aufgenommen.
Im Ehekontrakt, 1281 in Roxburgh aufgesetzt, wurde außerdem festgelegt, dass Margarete und ihre Kinder, die sie mit König Erich haben würde, die schottische Königskrone erben sollten, falls ihr Vater Alexander III. ohne männliche Erben sterben sollte. Als Alexander 1286 tödlich verunglückte, waren alle seine Kinder, auch Margarete, bereits vorher verstorben. Aber er hatte eine Enkelin, die seine Tochter Margarete mit König Erik bekommen hatte und die ebenfalls Margarete hieß. Diese 3-jährige Margarete (The Maid of Norway) war nun die nächste Thronanwärterin. In dieser Situation übernahm der englische König Edward I. die dreiseitigen Verhandlungen zwischen England, Schottland und Norwegen mit dem Ziel, eine Ehe Margaretes mit dem englischen Thronfolger zu erreichen, so dass Schottland in eine Personalunion mit England gebracht werden konnte. Margarete wurde 1290 von Norwegen nach Westen gebracht, starb aber im gleichen Jahr auf den Orkneys.
1280 kam es auch zu einem neuerlichen Konflikt mit der Kirche. Erzbischof Jon Raude hatte ein Provinzialkonil einberufen. Er strebte danach, die kirchliche Gesetzgebung über das geistliche Gebiet hinaus auch auf weltliche Gebiete zu erstrecken. Als König Magnus starb, spitzte sich der Konflikt rasch zu. Der Reichsrat setzte nämlich sofort eine Ergänzung zum Landskapslov in Gang, welches in die kichliche Gesetzgebungsmaterie eingriff. Der Erzbischof suchte seine Mitwirkung an der Krönung des jungen Königs davon abhängig zu machen, dass die kirchenfeindlichen Vorschriften unterblieben. So wurde auch der Eid des Königs entsprechend formuliert. Als die Krönung mit dem Bischof erfolgt war, wurde die Ergänzung gleichwohl in Kraft gesetzt. Daraufhin drohte der Bischof mit dem Kirchenbann. Beide Parteien wandten sich an den Papst. Man blieb aber weiterhin gesprächsbereit und der Bischof krönte die Konigin nach der Hochzeit mit Erik. Aber sein Verhältnis zum Reichsrat wurde immer gespannter. Als der Bischof nach der Hochzeit abreiste, widerrief der Reichsrat das dem Bischof zugestandene Münzrecht. Damit steigerte sich der Zwist in unversöhnliche Formen. 1282 musste der Erzbischof zusammen mit den Bischöfen von Oslo und Hamar das Reich verlassen. Er starb am Jahresende in Skara in Schweden. Der konsequente und zielstrebige Kampf des Reichsrates gegen die Kirche im Namen des Königs bezog sich auf drei Gebiete: Zum einen wollte er die ökonomischen Ressourcen der Geistlichkeit beschneiden. Daher verbot er kirchliche Abgaben, die nach 1277 eingeführt waren. Auch wurde die kirchliche Gerichtsbarkeit nach dem Vergleich von 1277 beschnitten. Zum Dritten beschränkte der Rat die Rechtssetzungsgewalt des Erzbischofs. In der Gestzesnovelle von 1280 wurden alle Gesetzesausgaben für Christenrecht, die nach 1277 erschienen waren, aufgehoben. Der Tod des Erzbischoaf beendete den kirchlichen Widerstand und führte zum Vergleich von 1283. Die Kirche wurde wieder auf den Rechtszustand von 1277 zurückgesetzt.
Bergens Stadtverwaltung hatte Vorschriften erlassen, die den Ausverkauf von Grundbesitz an überwinternde fremde Kaufleute verhindern sollte. Der Kronrat stellte sich 1282 hinter diese Bestrebungen Bergens mit unvorhergesehenen Konsequenzen: Die norddeutschen Territorialfürsten und die Nord- und Ostseestädte mit Lübeck an der Spitze machten Front gegen Norwegen. Der dänische König Erik Klipping schloss sich an. Dies war der erste Schritt zur Bildung der Hanse als Städteverband mit gemeinsamen Aktionen. 1285 sperrten die wendischen Städte den Øresund. Da war der Kronrat zu Verhandlungen gezwungen. Der Streit wurde im Herbst 1285 durch den Schiedsspruch König Waldemar Birgerssons von Schweden in Kalmar beigelegt. In dem Kalmar-Schiedsspruch wurde Norwegen eine Zahlung von 6.000 Mark Silber auferlegt. Die deutschen Städte erhielten das Recht zu freiem Handel in den norwegischen Städten und Marktplätzen, den Einheimischen gleichgestellt. Das entsprach dem Gleichstellungsprinzip des schon vorher geltenden Stadtrechts. Nach diesen Ereignissen betrieb Erik eine der Hanse entgegenkommende Politik, was durch einen umfassenden Privilegienbrief des Königs zusammen mit seinem Bruder, dem Herzog, 1294 für eine Reihe von Ost- und Nordsee-Städte dokumentiert wurde. Die ausländischen Kaufleute bekammen den freien Handel in den Städten und Märkten an der Küste bestätigt, durften aber nicht Waren ins Landesinnere transportieren. Auch blieb es wie vorher untersagt, nördlich von Bergen zu fahren. Aber die deutschen Kaufleute waren in höherem Maße als früher von den öffetlichen Pflichten in den Häfen freigestellt.
Dieser Kalmar-Schiedsspruch führte zu einem Separatfrieden zwischen Norwegen und den norddeutschen Städten, in den Dänemark nicht einbezogen war und der im Widerspruch zu deren Beistandspakt stand. Das nützte die norwegische Regierung, die antidänische Politik Håkon Håkonssons wieder aufzugreifen und den Erbanspruch der Tochter von Erik Plogpenning geltend zu machen. Dafür war der Freibeuter Alv Erlingsson geeignet. Er wurde 1286 zum Jarl ernannt und sollte die Rüstung gegen Dänemark leiten. Er erhielt auch Geld von König Edward von England und die Erlaubnis, in englischen Häfen Kriegsvolk anzuwerben.
Nach dem Mord an König Erich Klipping im Novemer 1286 wurde eine Anzahl dänischer Adelsleute, die schon vorher in Opposition zum König gestanden hatten, beschuldigt, hinter dem Anschlag gesteckt zu haben. Sie wurden pauschal in die Verbannung geschickt und fanden eine sichere Zuflucht in Norwegen. An ihrer Spitze standen Graf Jakob von Nord-Halland und der Offizier Stig Andersen Hvide. Halland zu gewinnen war für Norwegen seit langem ein Hauptziel. 1289 begann Erik den Krieg gegen Dänemark mit einem großen Schiffsaufgebot in dänischen Gewässern und mit den Asylanten im Gefolge. !990 begann der zweite Heerzug, und Stig Andersen gelang es, sich im Kattegatt festzusetzen. Er ließ auf der Insel Hjelm [Südküste von Randers) eine Befestigung bauen. Gleichzeitig errichtete Graf Jacob eine Befestigung Hunehals in Nord-Halland. Beide Burgen wurden als norwegischer Kronbesitz betrachtet und lagen strategisch günstig für weitere Heerzüge. Graf Jacob baute noch die Varberg-Festung im südlichen Halland und erhielt mit den anderen Verbannten die norwegische Burg Ragnhildarholm bei Konghelle. Diese Burgen waren mit der damaligen Kriegstechnik praktisch uneinnehmbar und ermöglichten eine Verkehrskontrolle über die Schiffahrt von der Ostsee durch das Kattegatt.
Der norwegische Reichsrat konzentrierte sich nun auf die Unterstützung der dänischen Opposition gegen Erik Menved, den Sohn und Nachfolger Erik Klippings. Nach den nächsten Kriegszügen 1293 und 1295 bot König Erik von Dänemark Vergleichsverhandlungen an, die im Herbst 1295 mit einem Waffenstilstand in Hindsgavl auf Fünen endeten. König Erik von Norwegen und sein Bruder erhielten freie Verfügungsgewalt über die in Dänemark von der Mutter geerbten Güter und die Verbannten erhielten ihren Besitz wieder. Der Waffenstillstand wurde später erneuert und währte bis in die Regierungszeit Håkons V..
1292 wurde die schottische Thronfolgefrage verhandelt. Dazu kamen norwegische Gesandte, die König Eriks Anspruch auf den schottischen Thron nach seiner Tochter zusammen mit der noch ausstehenden Mitgift zur Geltung brachten. Allerdings handelte es sich nur um Verhandlungsmasse für weitgehende finanzielle Forderungen. Gleichzeitig wurde über eine Ehe zwischen König Erik und Isabella, Enkelin von Robert Bruce, einer von den aktuellen Thronkandidaten verhandelt. Die Ehe wurde 1296 geschlossen, den Thron erhielt allerdings John Balliol, und König Erik musste sich mit der Mitgift seiner verstorbenen Frau begnügen. König Edward unterstützte die Belange Norwegens nur mäßig, sowohl was die Thronfolge anbetraf, als auch die Forderungen aus dem Verkauf der Hebriden und der Insel Man an Schottlad. Das führte zu einer Änderung der norwegischen Außenpolitik.
1295 war der norwegische Gesandte Audun Hugleiksson am französischen Hof König Philipps des Schönen, der sich im Krieg mit England befand und König Balliol von Schottland in seiner Selbständigkeitspolitik unterstützte. Der Gesandte versprach, Philipp bis zu 300 Schiffe und 50.000 Mann für 3 Monate gegen eine Zahlung von 30.000 Pfund Sterling (= 45.000 Mark) zur Verfügung zu stellen. Ein solches norwegisches Aufgebot war völlig illusorisch. Doch er bekam 6.000 Mark Vorschuss. Die norwegische Militärhilfe kam aber nicht zum Zuge, da Edward 1296 die Herrschaft über Schottland gewann und König Philipp 1297 Frieden mit England schloss. Das führte zur Notwendigkeit, die politischen Beziehungen zu Edward zu erneuern. Die norwegisch-schottisch-englische Politik war ein Fehlschlag. Nur gegenüber Dänemak war ein gewisser Erfolg zu verzeichnen. Die ständigen Rüstungsanstrengungen überstrapazierten den norwegischen Haushalt und die Einnahmen, so dass 1285 akuter Geldmangel eintrat.
Die Zeit nach den Sagas
1349 wurde Norwegen besonders schwer von einer Pest-Epidemie getroffen, die viele Opfer forderte. Davon waren besonders Pfarrer betroffen, die sich häufig bei der letzten Ölung infizierten. Da der Klerus zu dieser Zeit die Bildungselite stellte, hinterließ der Schwarze Tod ein Land weitgehend ohne Elite, und die Machtposition im Norden wurde dadurch geschwächt. Viele Orte wurden entvölkert, daher haben noch heute viele Norweger Namen wie "Ødegård" und "Ødemark" (Øde = Öde).
Nachdem Königin Margrethe von Dänemark und Norwegen auch zur Regentin in Schweden gewählt wurde, waren die drei Länder in einer Union vereint. Die Union wurde im Jahre 1450 durch einen Vertrag festgehalten. Die Position Norwegens wurde immer schwächer in dieser Periode.
Nach der Auflösung der Kalmar-Union war Norwegen de jure in Union mit Dänemark, aber de facto zu einer dänischen Provinz geworden. So mussten die Norweger nach Kopenhagen fahren, um eine Ausbildung zu finden.
Der dänische König, der in den Napoléonischen Kriegen auf Napoléons Seite gestanden hatte, musste nach dem Fall Napoléons im Kieler Vertrag Norwegen an Schweden abtreten. In Norwegen wurde die chaotische Situation dazu genutzt, in Eidsvoll eine Nationalversammlung einzuberufen, die am 17. Mai 1814 eine norwegische Verfassung verabschiedete. Der dänische Prinz Christian Friedrich wurde als König von Norwegen gewählt. Er konnte seine Macht jedoch nur wenige Monate halten, weil eine völlige Unabhängigkeit Norwegens nicht durchsetzbar war. In der Konvention von Moss räumte der schwedische Kronprinz Karl XIV. Norwegen jedoch die Beibehaltung seines Grundgesetzes ein (es gilt mit geringfügigen Änderungen bis heute), so dass das Verhältnis zwischen Norwegen und Schweden lediglich eine Personalunion darstellte – zwei Staaten mit demselben Staatsoberhaupt und gemeinsamer Außenpolitik. Durch ein Schlupfloch im Kieler Vertrag konnte Dänemark die alten norwegischen Westgebiete behalten (Island, Färöer und Grönland), indem die letzten norwegischen Ansprüche aufgegeben wurden.
Auflösung der Union (1905)
Während des 19. Jahrhunderts entstand in Norwegen eine starke Volksbewegung für die volle Unabhängigkeit. In Norwegen blühte zu dieser Zeit ein kultureller Aufschwung (beispielsweise durch Ibsen und Bjørnson), der auch der Nationalbewegung half. Diese Entwicklung führte schließlich dazu, dass das Storting einen Konflikt zum Anlass nahm, die Personalunion am 7. Juni 1905 für nichtig zu erklären. Eine Volksabstimmung am 13. August bekräftigte die Auflösung der Union mit Schweden. Der dänische Prinz Carl wurde als norwegischer König vorgeschlagen. Er verlangte jedoch, dass es zu einer Volksabstimmung kommen musste, damit er sehen konnte, dass er Vertrauen in der Bevölkerung hatte. Das Ergebnis fiel positiv aus, so dass Prinz Carl von Dänemark am 18. November zu König Haakon VII. von Norwegen gewählt wurde.
- Siehe auch: Weblinks
Norwegen versuchte, im Ersten Weltkrieg Neutralität zu wahren, war aber indirekt durch die Handelsflotte beteiligt und vorwiegend auf der Seite der Entente. 1156 Norwegische Seeleute sind im unbeschränkten U-Boot-Krieg verschollen. Die Reeder profitierten von guten Frachtraten. Da Teile der Gewinne als Heuer weitergegeben wurden, war das Geschäft auch für die Seeleute interessant. Den Verdienstmöglichkeiten stand aber die Lebensgefahr gegenüber, die den Seeleuten im Kriegsgebiet drohte. Über die moralischen Aspekte dieser Praxis ist danach viel diskutiert geworden.
Zwischenkriegszeit
Norwegen wurde direkt nach dem Ersten Weltkrieg von einem kurzen Wirtschafts-Aufschwung geprägt 1918-1919, als die angestaute Nachfrage an den Markt drängte. Danach verschlechterte sich aber die wirtschaftliche Situation. Wegen der Pari-Politik (Goldstandard) wurde Norwegen von einer Deflationskrise in der ersten Hälfte der 1920er-Jahren am schwersten getroffen. Um die norwegische Krone (Währung) zu stärken, brauchte man hohe Zinsen, die mit der Zeit zu einem Preisverfall führten. Das löste eine Schuldenkrise aus. Immobilienpreise sanken, bis die gekauften Häuser die Kredite nicht mehr sicherten. Nachdem 1927 die Golddeckung sichergestellt war, ging es aufwärts. Daher wurde Norwegen 1929 von der Großen Depression (Weltwirtschaftskrise) nicht so schwer getroffen. Die wirtschaftliche Entwicklung war auch in den 1930ern relativ stabil. Die Weltwirtschaftskrise machte sich bemerkbar, aber nicht so intensiv wie in den 1920ern. 1928 kam erstmals die Arbeiderpartiet (Sozialdemokraten) an die Regierung.
Norwegen verlegte sich auch im Zweiten Weltkrieg auf eine Neutralitätspolitik. Trotzdem legten die Briten Anfang April 1940 Minen an der norwegischen Küste. Am 9. April 1940 wurde das Land von Deutschland angegriffen (Operation Weserübung). Trotz der Übermacht gelang es, mit den Kanonen und den Torpedos der Festung Oscarsborg das deutsche Kriegsschiff Blücher zu versenken. Die Kriegshandlungen der Invasion dauerten 3 Wochen in Süd-Norwegen und 2 Monate im Norden. Als Frankreich kapitulierte, wurde der Widerstand aufgegeben. Der König und seine Regierung verließen die Kriegshauptstadt Tromsø am 7. Juni 1940 und fuhren nach Großbritannien. Das norwegische Könighaus, König Haakon VII. und Kronprinz Olav (später König Olav V.), gewann im Exil eine sehr starke Rolle und viel Sympathie in der norwegischen Gesellschaft. Die aus London gesendeten Reden des Königs Haakon VII., die auf illegalen Radiogeräten gehört werden konnten, hatten eine große Bedeutung für die Moral und die Stimmung im besetzten Land. Durch diesen Rückhalt in der norwegischen Bevölkerung blieb die monarchische Staatsform unangetastet, solange König Olav V. noch lebte. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Einstellung zur Monarchie ein wenig geändert.
Der Führer der norwegischen faschistischen Partei Nationale Sammlung (Nasjonal Samling), Vidkun Quisling nutzte das Chaos für einen Putsch. In einer Radioansprache verkündete er die Machtübernahme durch die Nationale Sammlung. Er wurde aber vom Reichskommissar Josef Terboven, den Hitler zur Verwaltung des besetzten Norwegens einsetzte, größtenteils ignoriert. 1942 wurde er pro forma mit einer Regierungsbildung beauftragt, konnte sich aber als machtloser Premier kaum profilieren. Quisling wurde 1945 wegen Hochverrats in Oslo hingerichtet. International gilt der Name Quisling als Sinnbild für einen Verräter und Kollaborateur.
Von 1500 norwegischen Juden wurde etwa die Hälfte umgebracht.
Nachkriegszeit
Norwegen wurde nach dem Krieg Mitglied der NATO (1948), und akzeptierte den Marshall-Plan zum Wiederaufbau. Die 1940er und 1950er waren geprägt durch Knappheit an Waren und strikte Rationierung. Die erste Regierung unter Einar Gerhardsen (1945) war eine Sammlungsregierung. Später wurde die Arbeiderpartiet (Sozial-Demokraten) zur bedeutendsten Partei, ihre Regierungsperiode ist auch geprägt vom Wiederaufbau und dem folgenden Aufschwung. Die zahlreichen Flüchtlinge aus der armen Finnmark lösten eine enorme Wohnungsnot aus, diese Probleme konnten durch die Regierung gelöst werden, und Gerhardsen wird dafür liebvoll "Landsfader" (Landesvater) genannt. In den 1960er wurde mehrere Aspekte der Planökonomischen Einrichtung verfasst. 1962 wurde die Regulierung des Auto-Verkaufs aufgehoben.
Nachdem 1967 Erdöl in der Nordsee gefunden wurde, entwickelte sich Norwegen zu einem der reichsten Länder in Europa.